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Waschsack versus Bettbezug

von

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Durchgeschleudert (Bleach)

Es war schon wieder passiert.

Hisagi starrte für einen Moment fassungslos hinab auf den nassen vor Wärme dampfenden Klumpen, der sich halb aus der runden Öffnung drängte und stumm nach Erlösung schrie. Ein schiefes Lächeln legte sich auf seine schmalen Lippen.

„Ich sollte mir wirklich einen Merkzettel schreiben, und ihn ebenfalls hier aufhängen…“ Belustigt sah er auf, und musterte gespannt das bunte Zettelmeer vor sich an der Wand.
 

Ursprünglich war dort nur ein einziger vorhanden gewesen. Inzwischen hatte sich dieser aber auf geheimnisvolle Weise vermehrt. Denn neben der schlichten Information über die Handhabe der lebenserleichternden Gerätschaften, die hier nebeneinander aufgereiht in dem engen Raum standen, hatte irgendwann mal irgendjemand frech einen weiteren Zettel platziert – der nicht im Geringsten etwas mit einer Bedienungsanleitung zu tun hatte.

Bei diesem einen Vergehen war es natürlich nicht geblieben. Es war eine Antwort auf einem anderen Zettel erfolgt, der als Startschuss in eine höchst interessante Zettellandschaft angesehen werden konnte. Erweitert wurde das informative Frage- und Antwortspiel um Anmerkungen, Witze und Veranstaltungshinweise, so dass sich der Schwarzhaarige schon häufiger die Frage gestellt hatte, ob der Hausmeister ein Freund unkonventioneller Schwarzer Bretter war, da dieser eine Entfernung bisher nicht veranlasst hatte. Was auch immer sich der Hauswart dabei dachte, Hisagi bedankte sich im Stillen bei diesem dafür, dass dem bizarren Treiben der Hausbewohner vorerst kein Ende gesetzt wurde.
 

Suchend überfolg Hisagi die Zettelcollage und spürte gleichzeitig, wie sich der verflüchtigende warme Wasserdampf unaufhörlich an seine nackten Knie schmiegte, aufstieg und dabei sanft seine Wangen streichelte. Es schien, als wolle er ihn daran erinnern, dass er eine Aufgabe zu erledigen hatte. Dies aber ignorierend, flogen seine Augen flink weiter nach einem bestimmten Zeichen suchend über die Wand, das sich aber nicht finden ließ. Enttäuscht wandte Hisagi seinen Blick ab, und starrte den Wäschekorb zu seinen Füßen feindselig an. Er griff murmelnd nach unten.

„Dich kann ich mir doch glatt sparen. Aber mitgebracht ist mitgebracht…“

Während er die Frustration über seine erfolglose Suche verdrängte, den Wäscheklumpen vollständig aus der Öffnung zog, schob er seufzend den grünen Plastikkorb mit dem Fuß unter die Öffnung. Just in dem Moment, als er den Sack im Korb versenken wollte, vernahm er das Geräusch der sich öffnenden Tür.

„Guten Abend, Hisagi-san.“

Der Angesprochene zuckte beim Klang der Stimme zusammen. Hisagis Hände krallten sich Fassung suchend an dem feuchten Klumpen fest. Wenn er diesen jetzt fallen ließe, lande er sicher im Wäschekorb, schoss es ihm wahnwitzig durch den Kopf. Gleichzeitig würde sich damit aber sein Verstand auf und davon machen, so dass ihm die Entscheidung nicht sehr schwer fiel. Er brauchte Halt, und konnte daher dem Sack erst einmal keinen freien Fall gönnen. Was ihm schon beinah in der Seele wehtat, denn für diesen wäre es nach den endlosen Runden im Kreis wohl die reinste Wohltat.
 

Irritiert über die mitfühlenden Gedanken den Wäschesack betreffen, schloss Hisagi die Augen und konzentrierte sich auf die Wärme zwischen seinen Händen. Er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Sein Geist schnellte unkontrolliert in alle Richtungen davon, wo sich am Ende einer jeden ein attraktiver Rothaariger befand, der ihm einladend entgegen lächelte. Verfolgt unterdrückte Hisagi ein Stöhnen. Er öffnete die Augen, und starrte absurd auf das Bullauge der Waschmaschine, in das jetzt er am liebsten geklettert wäre. Aber die Realität holte ihn unweigerlich wieder ein.

Es war Samstagabend. Er stand in gebückter Haltung und abgewetzter schwarzer Shorts, sowie einem grauen Muskelshirt in der Waschküche, und musste einen wahrlich armseligen Anblick bieten. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht. Von allen Hausmitbewohnern, die hier hätten auftauchen können, musste ausgerechnet die Person erscheinen, von der er bis heute kein einziges Wort an der Zettelwand hatte finden können: Abarai Renji. Groß. Durchtrainiert. Tätowiert und gesegnet mit einem attraktiven Gesicht, in das er sich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hoffnungslos verliebt hatte.

Jenes Treffen, das inzwischen fast fünf Monate zurücklag, beendete Hisagis tristen Alltag und stellte zugleich den Zeitpunkt dar, an dem sich die leere Wohnung neben seiner mit neuem Leben füllte. Der Einzug Abarais hatte nicht nur Hisagi überrascht. In der Regel durften nur Mitarbeiter der Firma dieses firmeneigene Gebäude bewohnen, aber der tätowierte Rothaarige gehörte definitiv nicht zur Belegschaft. Dieser besondere Umstand sorgte für reichlich Zündstoff innerhalb des Unternehmens. Die Gerüchteküche brodelte. Sie überschlug sich. Beruhigte sich. Nur um im nächsten Moment erneut überzukochen.

Es verging kein Tag in der Firma, an dem der Name seines neuen Nachbars nur beiläufig in einem Nebensatz erwähnt wurde. Wenn von Abarai die Rede war, dann richtig. Besonders die weibliche Belegschaft hatte einen Narren an dem geheimnisvollen Rothaarigen gefressen. Hisagi konnte sich gut daran erinnern, wie sein Schreibtisch in der ersten Zeit von allen Seiten belagert wurde, und seine Ohren von weiblichem Gekicher erfüllt gewesen waren. Alle hatten sich Informationen vom Nachbar des rätselhaften Mannes erhofft. Aber als sich herausgestellt hatte, dass er eine äußerst unbefriedigende Informationsquelle darstellte, fokussierte sich das Interesse ohne Umschweife auf seinen Chef. Dieser war bei all der zusätzlichen Aufmerksamkeit sichtlich aufgeblüht. Sein Vorgesetzter hatte sogar als Belohnung die ein oder andere mehrdeutige Antwort fallen lassen, die letztlich nur für neue Verwirrung sorgte.

Vom sinnlosen Gerede seiner Kollegen hielt Hisagi nicht viel. Sie vergaßen viel zu häufig ihre Phantasie an die Leine zu legen, so dass es vorkam, dass ihre Vermutungen ein ums andere Mal auf lächerlichste Weise den irdischen Gefilden entschwebten. Fast immer endete dies unter allen Beteiligten mit schallendem Gelächter.

Immerhin sorgte das nicht enden wollende Getratsche für einen unterhaltsamen Arbeitsalltag, wie Hisagi zugeben musste. Mehr als einmal hatte er sich dabei ertappt, wie nachsichtiges Schmunzeln ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.

Letztendlich erging es ihm aber nicht anders als seinen Kollegen, die vor Neugier zu ausgesprochen talentierten Autoren mutierten. Der Unterschied war nur, dass er seine eigenen Gedanken nie laut aussprach, und diese der Realität um einiges näher waren, als jene seiner Arbeitskollegen. Aber selbst das änderte nicht die Tatsache, dass auch er nur sehr wenig über Abarai wusste.

War da nicht noch etwas? Hisagi zwinkerte verwirrt. Genau. Mit einem Mal fiel es ihm wieder ein. Der Mann aus seinen Gedanken war gerade bei ihm in der Waschküche aufgetaucht. Er musste schleunigst reagieren.
 

„A- Abarai-san! W- was führt dich hierher?“ Stotternd und alle störenden Gedanken über Bord werfend, wandte sich Hisagi endlich um. Mit verunsicherter Miene, und sich im Geiste eine Ohrfeige gebend für die äußerst herausragende Frage, fanden seine dunkelgrauen Augen die des Mannes, der mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnte, und ihm ein amüsiertes Lächeln zuwarf.

„Die Wäsche…?“

„Klar. Entschuldige, was sonst.“, entgegnete Hisagi noch immer eingeschüchtert, aber inzwischen soweit gefasst, dass er den nassen Sack aus seiner Hand in den Korb gleiten lassen konnte. Er spürte Abarais Blick auf sich ruhen, der ihm schleichend unter die Haut kroch, und dabei ein angenehmes Kribbeln verursachte.

„Hast ja einen ziemlich großen Wäschesack, oder ist das etwa ein Bettbezug?!“

Hisagi hielt für einen Moment den Atem an.

„Ertappt…“, flüsterte er atemlos. Musste ihm das heute passieren? Mussten von allen Personen ausgerechnet die auftauchen, der er heimlich sein Herz geschenkt hatte? Auf diese zufällige Begegnung war er absolut nicht vorbereitet. Er strich sich verlegen mit der feuchten Hand durch das kurze Haar und suchte Abarais Blick. Konnte er in dessen brauen Augen etwa ein schelmisches Funkeln erkennen?

„Äh…also, ja, da liegst du richtig. Ist ein Bezug.“, antwortete Hisagi wahrheitsgemäß, weil es zu offensichtlich war, um sich noch etwas anderes auszudenken.

„Gewollt oder ungewollt?“

„Was meinst du?“

„Der umfunktionierte Bezug. War es Absicht, dass er all deine Klamotten verspeist, oder hast du nur vergessen, die Knopfleiste zu schließen?“

Hisagi spürte Hitze in sich aufsteigen. Da er den warmen Wäscheklumpen längst aus seinen Händen gegeben hatte, konnte er diesen nicht mehr dafür verantwortlich machen. Das neckische Funkeln in Abarais Augen wurde zu einem intensiven Starren, und trieb seine innere Glut weiter in die Höhe. Er schluckte.

„Das passiert mir ständig.“

„Das Erröten? Oder der Kleidung fressende Bezug?“

Hisagi blickte gequält zu Abarai, der offenkundig amüsiert war. Er beobachtete nervös, wie dieser selbstbewusst den Raum betrat, und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Die Waschküche wirkte augenblicklich noch enger, und schnürte ihm auf erregende Weise die Brust zusammen.

„D- der Bettbezug. Ich vergesse ständig, ihn zu schließen.“, stammelte Hisagi verlegen, der seine Anspannung weiter anwachsen spürte, da Abarai ohne Umschweife auf ihn zutrat. Es wurde noch heikler. Dieser unterschritt nicht nur die unsichtbare Grenze des höflichen Abstandes, sondern setzte zudem ein teuflisches Grinsen auf, welches wunderbar mit den langen roten Haaren harmonierte, die diesem lose über die Schulter fielen – allen voran aber versetzte das Grinsen der Stimmung im Raum einen gehörigen Schubser in eine seltsame Richtung.

„A- Abarai?!?“

„Hm… Ich glaube, dass häufiges Rotwerden ebenfalls zu deinen Eigenschaften gehört…“, flüsterte Abarai wissend, der dicht vor Hisagi zum Stehen kam. „Sobald dir ein Mann zu nahe kommt, passiert das mit dir…“

Hisagi erstarrte. Er konnte die warme Hand seines Gegenübers auf seinem Hals fühlen, die dort sanft verharrte. Elektrisiert sah er hoch zu der nur wenige Zentimeter größeren Person. Unter all den Erklärung suchenden Gedanken, die ihm nun durch den Kopf schossen, suchte er sich den einfachsten für Abarais merkwürdiges Verhalten heraus: Alkohol. Dieser musste betrunken sein. Aber warum konnte er dann nicht dessen alkoholgeschwängerten Atem so dicht vor seinem Gesicht riechen. Er blinzelte ratlos. Abarai schenkte ihm ein laszives Lächeln, dem ein unerwartet flüchtiger Kuss folgte.
 

Hisagi hielt den Atem an und bedeckte mit der linken Hand seine Lippen, während er die rechte benutzte, um Abarai auf Distanz zu schieben. „Wa- was sollte das?!?“, schoss es atemlos und einige Oktaven höher als beabsichtigt aus ihm heraus. Ein Traum. Er musste träumen. Vielleicht war das Zusehen beim Waschvorgang doch keine gute Idee gewesen. Der Schleudergang musste ihn zum Schluss ohne Abwege ins Reiche der Träume geschickt haben.

„Ich würde sagen, das war ein Kuss. Dem es meiner Meinung nach etwas an Würze fehlte…“

Kaum war das letzte Wort ausgesprochen, spürte Hisagi erneut die fremden Lippen. Leidenschaftlicher. Verlangender. Und um ein vielfaches heißer als bei der ersten Berührung.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er fasziniert auf Abarais Gesicht, das verschwommen vor seinem Blick schwebte. Hisagi fühlte, dass der Kuss eine höhere Ebene erreichen sollte, denn rücksichtslos versuchte sich die Zunge des tätowierten Mannes Einlass in seine Mundhöhle zu verschaffen.

Er versteifte sich, und presste stur seine Lippen aufeinander. Sein abwehrendes Verhalten zeigte Wirkung. Der größere Mann beendete sein Vorhaben und musterte ihn mit undurchdringlichen Augen, während er einen kleinen Schritt zurücktrat.

„Warum so reserviert? Das ist doch nichts Neues für dich…“

Hisagi starrte irritiert zu seinem heimlichen Schwarm, dem die Erregung deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Der höchst erotische Anblick verursachte ein Gefühlschaos. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während seine Gedanken, beflügelt durch die Wärme der fremden Lippen, längst den Bereich des Rationalen verlassen hatten. Er spürte das eigene Verlangen gefährlich ansteigen. Lediglich Abarais unverständliche Worte zügelten sein Hochgefühl ein wenig. Sie hinderten ihn momentan noch daran, sich ohne Nachdenken in dessen Arme zu werfen, und gespannt den nächsten Sekunden, Minuten oder gar Stunden entgegenzufiebern.

„Was meinst du damit? Ich verstehe nicht…“, entgegnete er unsicher, und suchte in den braunen Augen nach einer Antwort.

„Ist doch gar nicht so schwer, Hisagi…oder darf ich dich Shuuhei nennen?“

„Wa- äh…WAS?!? Nein, natürlich nicht!“ Abarais Worte ließen ihn rot anlaufen.

„Wie schade. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht verrätst du mir dann auch, was diese drei Narben in deinem Gesicht zu bedeuten haben.“, entgegnete Abarai selbstbewusst, der mit seiner Hand nach Hisagis Gesicht langte, und sanft das Erbe der verheilten Verletzung nachfuhr.

„Lenk bitte nicht ab…“ Hisagi griff nach Abarais Hand, um diese an der weiteren Liebkosung zu hindern. Dieser seufzte übertrieben.

„Wenn ich ‚High Five’ sage, klingelt es, oder?“

„Wan-“

„Die Frage ist nicht ‚wann’, sondern ‚wie oft’, Hisagi-san.“

Noch immer die Hand des Rothaarigen haltend, starrte Hisagi perplex in Abarais Gesicht. Woher wusste dieser, dass er Stammgast im High Five war? Aber vor allem, was hatte sein Nachbar dort zu suchen? Die imposante Erscheinung des Tätowierten wäre ihm oder einem seiner Freunde doch bestimmt aufgefallen. Unbewusst stieg Hoffnung in ihm auf. Bedeutete dies etwa, dass er sich Chancen bei Abarai ausrechnen konnte? In seinem Kopf schien die letzte Sicherung durchzubrennen.

„Und was willst du mir damit sagen?“, hauchte Hisagi verführerisch, der über den Ton seiner Stimme überhaupt nicht mehr überrascht war. Angefacht durch Abarais unerwarteter Offenbarung, schien sein Verlangen endgültig die Kontrolle übernommen zu haben.

„Nur soviel, dass du ‚dafür’ nicht den langen Weg auf dich nehmen musst…“, raunte Abarai erregt, der den Wäschekorb zu ihren Füßen zur Seite stieß, um die Distanz zwischen ihren Körpern auf Null zu reduzieren. „Also, wenn du nichts dagegen hast, können wir ger-“ Abarai brach überrascht ab.

Hisagi griff plötzlich verspielt in die rote Haarpracht und beförderte den zugehörigen Kopf sanft in die Reichweite seiner Lippen. „Und wie ich nichts dagegen habe…“, erwiderte er herausfordernd, und verschloss Abarais Mund.
 


 

Hisagi atmete tief ein und betrat nervös die Waschküche. Sie war leer. Was auch sonst, schoss es ihm durch den Kopf. Wer besuchte diesen Ort auch schon vor der Arbeit. Er starrte angespannt zur Wand, die der Grund für sein zeitiges Auftauchen war. Aus der Ferne betrachtet, sah sie auf den ersten Blick unverändert aus. Aber Hisagi wurde das Gefühl nicht los, dass er es heute finden würde.
 

Er kam vor der vertrauten Waschmaschine zum Stehen, deren Dienst er heute nicht benötigte, und ließ seinen Blick akribisch über das Zettelmeer wandern.

„Nichts. Auch nichts…“, flüsterte Hisagi enttäuscht, dessen dunkelgraue Augen beinah alles überfolgen hatten. Seine Hände ballten zu weißhäutigen Fäusten, die sich im nächsten Moment vor Überraschung wieder öffneten. Da war es. Ganz eindeutig, und für alle lesbar. Hisagis Herz schien ihm aus dem Leib springen zu wollen, so sehr wühlte ihn seine Entdeckung auf.
 

SHUUHEI…DENK AN DIE KNOPFLEISTE!

KUSS
 

P.S: ICH WILL DICH WIEDERSEHEN
 

Hisagi streckte verzaubert eine zitternde Hand nach dem Zettel aus. Er wollte ihn berühren. Er wollte sichergehen, dass er auch echt war. Vor allem aber wollte er die Nachricht an sich nehmen, und das nicht nur wegen des überwältigenden Inhalts. Es war die erste an ihn gerichtete, und sie sollte daher einen besonderen Platz in seiner Wohnung bekommen.

„Dieser Idiot…“, raunte er erleichtert, während seine Fingerspitzen sanft über den Zettel fuhren. Die Anspannung, die seit gestern sein Inneres fest im Griff hatte, löste sich schlagartig und hinterließ ein aufregendes Kribbeln. Das, ausgehend von seiner Körpermitte, in alle restlichen Bereiche seines Leibs strömte und es tatsächlich schaffte, ihn in Ekstase zu versetzen. Dieses Gefühl kam zwar nicht an die berauschenden Sinneseindrücke der erlebten Nacht heran, aber Hisagi wusste, dass es nur einen kleinen Schubser über den Rand brauchte, damit er sich erneut in diesem Zustand wiederfinden würde. Ein verliebtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
 

Gedankenverloren nahm Hisagi den Zettel ab, und betrachtete ihn noch einmal genauer aus nächster Nähe. Abarais Handschrift war eine Augenweide. Aber eigentlich war alles an dem Mann ein Hochgenuss, wie er mit glühenden Wangen im Stillen feststellte. Dessen große warme Hände hatten ihn immer wieder um den Verstand gebracht, ihm zugleich aber Halt geboten, so dass er in der Lage gewesen war, dem Rothaarigen das eigene Entzücken bedingungslos zurückzuschenken. Hisagi würde diese Nacht sein Lebtag nicht vergessen. Und dem Zettel nach zu urteilen, sollte sie auch nicht die letzte gewesen sein.

Erleichterung gesellte sich zur inneren Erregung. Er hatte schon befürchtet, dass er Abarai mit seinem Verhalten am gestrigen Sonntag unversöhnlich vor den Kopf gestoßen hatte. Sich selbst zu verleugnen, passte wirklich nicht zu ihm. Aber er war einfach nicht in der Lage gewesen, zur Tür zu gehen. Sein Bett, seine Gedanken und der längst verblichene Geruch Abarais hatten ihn den ganzen Tag über vereinnahmt. Angst, Scham und Hoffnung hatten seine Gedanken dominiert, und es ihm so unmöglich gemacht, dem Mann in einem gefassten Zustand unter die Augen treten zu können.

Sein Wechselbad der Gefühle hatte sich erst im Laufe der Nacht gelegt, und war am heutigen Morgen zu einer unbestimmten Vorahnung mutiert, die ihm keine Ruhe gelassen hatte. Der mit jeder Minute stärker werdende Drang, unbedingt die Waschküche aufsuchen zu müssen, war nicht vereinbar mit seiner morgendlichen Routine gewesen. So hatte er kurzerhand entschließen müssen, dem den Vorrang zu geben. Was sich als goldrichtig erwiesen hatte, wie er nun lächelnd mit dem Stück Papier in der Hand feststellen konnte.
 

Heute Abend nach der Arbeit würde er ganz bestimmt zu Abarai gehen, und sich bei diesem für sein Verhalten entschuldigen. Und mit ein wenig Glück, würden sie anschließend wieder im Bett landen. Bis dahin aber würde er noch etliche quälende Stunden hinter sich bringen müssen. Über Hisagis Lippen huschte ein leises Seufzen, dem ein unerwartetes Geräusch folgte. Er wandte sich überrascht um, und starrte entgeistert zur Tür.

„Du lebst also noch.“

„A- Abarai-san…?“

„Hatten wir uns nicht auf Renji geeinigt?“

„Haben wir das?“, erwiderte Hisagi fragend, der dem Rothaarigen nun ein befreites Lächeln schenkte konnte. Keine Sekunde später spürte er Abarais starke Arme, die ihn in eine stürmische Umarmung zogen.

„Ich…ich habe schon geglaubt, du würdest nicht mehr mit mir reden…“, flüsterte ihm Abarai bebend ins Ohr.

„Mein Fehler. Entschu-“ Weiter kam Hisagi mit seiner Erklärung nicht. Sein Mund wurde auf berauschende Weise versiegelt. Aller Sinne beraubt, schlang er betört seine Arme um den größeren Mann. Der Zettel in seiner Hand fiel sanft zu Boden…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Xai
2010-11-12T04:41:47+00:00 12.11.2010 05:41
wie süüüß. <3
das ende ist ein wenig kitschig, aber awwwwwwwww. ^^
aber vernachlässige darüber bloß nicht the kitchen whisper!!


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