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Freiheit

von

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Freiheit - One Shot

Der Hafen lag leer und ausgestorben da. Ruhig schwankten die Segelbote im Takt der Wellen. Ein leises Plätschern erfüllte die Nacht. Es roch nach Meer und Fisch. Eine Katze kreischte auf und flitzte an einer dunklen Gestalt vorbei. Sie zuckte zusammen und blickte dem Tier nach. Als es um die Ecke verschwunden war, wandte sie sich wieder um und schritt langsam voran.
 

In der Ferne brummte ein Auto. Als es mit seinen Scheinwerfern näher kam, huschte die Gestalt hinter eine Tonne. Kluge Augen blitzten im Mondlicht auf und verfolgten den Wagen, dessen Scheinwerfer lange Schatten über den Hafen warfen. Er fuhr weiter und die Motorgeräusche wurden leiser. Die Gestalt sah sich nervös um und lauschte. Als sie sich versichert hatte, das niemand in der Nähe war, eilte sie schnell weiter, wobei ihr die Kapuze herunterrutschte. Schwarze Haare wurden vom Wind erfasst und wirbelten durch die Luft.
 

Sie huschte über einen langen Steg. Dumpf klangen ihre Schritte auf dem Holz. Ihr Ziel war ein Boot, dessen Segel kläglich herunterhingen und im Wind hin und her schwankten. Es sah so kränklich aus, dass es keiner wagen würde, auch nur einen Zeh darauf zu setzen.
 

Ein leises Lachen entrann ihrer Kehle. Sie löste das Tau und war mit einem Satz auf das Boot gesprungen. Es schwankte gefährlich hin und her, doch sie ließ sich nicht beirren.
 

Eine schwarze Scheibe schob sich vor den Mond. Eine Mondfinsternis! Die hätte sie vorhin gut gebrauchen können!
 

„Jennifer!“ Sie zuckte zusammen und ihre braunen Augen suchten den Hafen ab, der immer dunkler wurde. Er kam. Nein! Hastig versuchte sie das Segel zu setzen, doch der Wind war zu schwach. Der Mond färbte sich rot und tauchte den Hafen in ein unheimliches Licht. Die Angst übermannte sie.
 

„Jennifer!“ Ihr Herz schlug schneller gegen ihre Brust. Das Monster kam näher! Es wollte sie holen! Sie blickte sich um und entdeckte ein paar Ruder.
 

„Jennifer! Verdammt! Komm zurück! Lass den Scheiß!“ Sie tauchte mit zitternden Händen die Ruder ins Wasser. Er rannte schon über den Steg. Sie hörte seine Schritte, die für sie wie dumpfe Schläge klangen. Sie würde es nicht schaffen... obwohl...
 

Ein Stück Holz lag auf dem Boden des Bootes. Sie grinste.
 

„Jennifer, du Hure!“ Sie konnte nicht viel von dem Monster erkennen. Dunkel und groß stand er da. Seine Faust war drohend gegen sie erhoben. Entschlossen sprang sie auf und schleuderte ihm das Holz entgegen. Ein dumpfer Schlag war zu hören. Sie hatte getroffen! Er schrie auf und landete kopfüber im Wasser. Wellen ließen ihr Boot schaukeln.
 

Sie tauchte die Ruder abermals ins Wasser und mobilisierte all ihre Kräfte, um voran zu kommen. Das kleine Boot glitt über das Wasser, während das Monster langsam wieder auftauchte und prustend nach Luft rang. Er war jedoch schon zu weit weg, als das er ihr noch etwas antun konnte.
 

Ihr Herz machte einen Luftsprung. Sie ruderte schneller.
 

„Jennifer!“, hörte sie ihn schreien. Je weiter sie sich entfernte, um so größer wurde das Kribbeln, was ihren Körper stürmisch erfasste. Sie wurde schneller, ihrer Freiheit entgegen fahrend. Die kalte Luft umspülte sie, trieb das Gefühl der Angst für immer weg. Die Sterne glitzerten ihr entgegen und hießen sie Willkommen. Immer weiter verschwanden die schwankenden Schiffe und das Monster am Horizont. Sie sprang auf. Das Schiff schwankte, doch sie störte es nicht. Sie warf den Kopf in den Nacken und stieß einen hemmungslosen aber befreienden Schrei aus. Sie drehte sich, ihre zerschlissenen Kleider spielten mit ihr und dem Wind. Langsam blinzelte der Mond wieder hinter seinem Schatten hervor. Das Meer glitzerte in seinem Licht und erfüllte sie mit Freude. Das Segel blähte sich auf und führte sie fort, weit weg von ihrer Vergangenheit. Sie sank zurück und ließ sich treiben. Der Wind würde sie schon führen.



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