Zum Inhalt der Seite

Sushi vs. Pfannkuchen

Change your heart
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, ich bin es mal wieder :D
Hab es geschafft, wieder ein neues Kapi zu schreiben.
Wir nähern uns so laaaangsam dem Ende *O*
Bin ich froh darüber XD

Euch viel Spaß beim Lesen. Ich warne vor, die nächsten Kapitel werden sehr....konzentriert auf das Zwischenmenschliche und auf Kai. Hoffe ich kann es so rüberbringen, wie ich es gerne möchte.
Have fun! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sry, dass es etwas länger gedauert hat. Ich hatte die ersten paar Sätze geschrieben und habe aber bis heute keinen richtigen Anschluss finden können :'D Doch heute ist der Knoten geplatzt XD
Und danach ging es erstaunlich schnell, auch wenn ich eigentlich mehr in das Kapitel reinpacken wollte...ist aber irgendwie nciht so geworden :'D
Hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da ich dem Ende der FF immer näher komme, bin ich wirklich motiviert XD
Viel steht nicht mehr an, seid also gespannt! :3 Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

MAMMA MIA!

Ein ganz normaler Sommertag in Tokio. Die Straßen waren überfüllt, die Sonne schien mit brachialer Gewalt auf die Köpfe der Leute herunter und die Luft lag bewegungslos zwischen den Gebäuden der Stadt.

Kein angenehmer Tag um draußen zu trainieren.

Tyson war heilfroh an so einem Tag von Mr.Dickenson ins BBA-Hauptgebäude gerufen zu worden zu sein. Mit offensichtlicher Freude über die Abkühlung trat er als erstes in das klimatisierte Gebäude ein. Hinter ihm kam sofort Daichi, gefolgt von Hilary und Kenny.

„Wow, ist das schön kühl hier drin!“ Hilary streckte sich und blickte sich um. Wie immer war die BBA gut besucht: vor allem Kinder nutzen die kühlen Trainingshallen, um nicht in der prallen Sonne im Park bladen zu müssen. Von überall schallten Begrüßungen und Rufe durch die Eingangshalle, Angestellte eilten von einem Ende zum Anderen und die Damen an der Rezeption waren übermäßig beschäftigt, alles zu koordinieren.

Als die Bladebreakers eintraten, hob eine der Damen sofort den Kopf und winkte ihnen freundlich lächelnd zu.

„Ah, gut, dass ihr so schnell kommen konntet. Ihr könnt sofort zum Chef hoch; ihr kennt ja den Weg.“ Rief sie ihnen entgegen, während die kleine Gruppe unter interessierten Blicken der jüngeren Sportler an die Rezeption heran trat.

„Nanu, wo ist denn euer Leader?“ Die junge Frau blickte die Gruppe irritiert an, bevor sie an dieser vorbei zum Eingang schaute.

„Der schleicht heute viel mehr als das er läuft. Der kommt wahrscheinlich gleich!“ antwortete Daichi genervt und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, gingen die Schiebetüren des Eingangs auf und Kai trat herein. Ohne seine Teamkollegen zu beachten, ging er auf die Aufzüge zu und betätigte die Taste. Während er auf den Aufzug wartete, drehte er sich jedoch um, und blickte schlecht gelaunt zu Tyson und den Anderen.

„Kommt ihr bald oder braucht ihr eine Extraeinladung?“ rief er ihnen zu.

„Ja Sir!“ Tyson salutierte breit grinsend und schnappte sich Daichi, der nicht besonders motiviert aussah, sich überhaupt noch ein einziges Mal an diesem Tag zu bewegen.

„Scheinbar bekommt sogar Kai das warme Wetter schlecht.“ raunte Kenny Hilary zu, die nur zustimmend nickte.

„Er ist noch schlechter gelaunt als sonst.“

Die Aufzugtür ging auf und Kai trat ein. Hinter ihm schlüpften seine Teamkameraden noch hinein, dann ging es auch schon in den obersten Stock, wo Mr.Dickenson sein Büro hatte. Kaum das die fünf Jugendlichen den Aufzug verlassen hatten, konnte man eine aufgebrachte Frauenstimme aus dem Büro quer durch den Flur schimpfen hören. Durch die geschlossene Tür waren ihre Worte nicht klar verständlich, doch sie hörte sich nicht gerade erfreut an.

Tyson zog missmutig die Augenbrauen zusammen.

„Was ist denn da los? Ich hoffe, dass hat Nichts mit uns zu tun….“ Ungläubig ging er auf die Tür zu und klopfte, doch es kam keine Antwort. Doch das Geschimpfe im Zimmer ging weiter.

„Wahrscheinlich hat er es nicht gehört. Mach einfach auf.“ Meinte Kenny auf Tysons fragenden Blick und zuckte mit den Schultern. Bevor der Blauhaarige jedoch reagieren konnte, hatte bereits Daichi die Tür aufgestoßen.

Der Anblick war verwirrend. Eine doch noch recht jung aussehende, sehr hoch gewachsene Frau stand direkt vor dem großen Schreibtisch von Mr.Dickenson. Ihre langen hellbraunen Haare fielen ihr in Locken über den Rücken und auf dem Arm hatte sie einen kleinen schwarzhaarigen Jungen, keine fünf Jahre alt, der die Neuankömmlinge neugierig aus leuchtend grünen Augen anschaute.

Mr.Dickenson hingegen saß hinter seinem Schreibtisch, die Hände auf diesem zusammengefaltet und blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen.

„Ich bitte dich darum. Wir bezahlen euch auch jegliche Annehmlichkeiten, die wir euch auf der Reise bieten können. Und natürlich kannst du Gregor mitnehmen, da du hier ja momentan keinen Babysitter hast. Ich weiß, dass Su sehr beschäftigt ist im Moment und somit auch nicht in Frage kommt. Genau wie so ziemlich jeder andere meiner Festangestellten. Immerhin steht uns gerade die Weltmeisterschaft ins Haus und wir haben alle die Hände voll zu tun. Du bist die Einzige, die ich entbehren kann und in deren Fähigkeiten ich genügend Vertrauen habe. Mit deinem anderen Job habe ich die Sache auch bereits abgeklärt. Diesbezüglich gibt es keine Probleme.“ Der Chef der BBA beendete seine kleine Bittrede mit einem tiefen Seufzen und wischte sich die Schweißperlen mit einem Tuch von der Stirn.

„Ach, als ob die Jungs das erlauben würden….“ Murmelte die Frau daraufhin und hob den kleinen Jungen etwas anders, um das Gewicht auf ihrer Hüfte angenehmer zu verteilen. So ein Kind konnte auf Dauer ziemlich schwer werden…

„Fragen!“ rief der Kleine daraufhin freudestrahlend mit seiner glockenklaren Kinderstimme.

„Dem würde ich mich anschließen.“ Meinte auch Mr.Dickenson und wies auf die Tür, in welcher noch immer leicht deplaziert die Bladebreakers standen.

„Oh, das wäre natürlich auch eine Möglichkeit.“ Die Frau drehte sich um und lächelte das Team verlegen an.

„Um was geht es diesmal?“ Kai schob sich an Kenny und Daichi vorbei und betrat den Raum. Er blickte nur kurz zu der Frau, bevor er sich an Mr.Dickenson wand.

„Die Großsponsoren sowie die Gewerkschaft und viele weitere einflussreiche Personen und Firmen, die mit der BBA zu schaffen haben, haben in Übereinstimmung mit den anderen Beybladevereinen beschlossen, dass eine der neuen Regeln für die Weltmeisterschaft dieses Jahr so aussieht, dass jedes Team einen über die jeweiligen Beybladevereine zugewiesenen Betreuer im Team haben muss, der sich um das Wohl und vor allem um das richtige öffentliche Auftreten und Verhalten kümmern soll. Damit keine Zwischenfälle passieren so wie in den anderen Jahren. Es gibt jedoch keine Regelungen bezüglich der Person selbst und da ich, wie ihr gerade sicherlich mitbekommen habt, gerade schlecht auf meine festen Angestellten verzichten kann, war ich so frei, eine unserer Aushilfswissenschaftlerinnen darum zu beten, euch auf euer Reise zu begleiten.“ Beendete Mr. Dickenson seine Erklärung und blickte den amtierenden Weltmeister an.

„Ehm…na ja, ich habe kein Problem damit.“ Stotterte dieser eine Antwort und konnte den Blick nicht von der „Betreuerin“ abwenden. Tyson war zwar schon in Amerika und Europa gewesen und war dort auch Frauen begegnet, die weit größer waren als der japanische Durchschnitt, aber er hatte dies nie so richtig realisiert. Nun stand vor ihm seine „Betreuerin“, die er gerade auf mindestens 1,75m schätzte. Er musste tatsächlich zu ihr hochschauen, was ziemlich ungewohnt war. Ihm war auf den ersten Blick klar gewesen, dass sie keine Japanerin war, doch irgendeinem Land zuordnen konnte er sie nicht. Was ihm noch auffiel, waren ihre grünen Augen, wodurch er vermutete, dass der kleine Junge auf ihrem Arm ihr Sohn war. Beide hatten sogar das gleiche, rundliche Gesicht. Und da war noch was, was ziemlich heraus stach, doch er zwang sich, nicht einmal daran zu denken. Bevor er rot werden konnte, drehte er den Kopf wieder zu Mr. Dickenson.

„Also ich hab auch kein Problem damit, ganz im Gegenteil; dann wäre es nicht mehr allein meine Aufgabe, diesen Idiotenhaufen unter Kontrolle zu halten!“ stimmte nun auch Hilary zu und lächelte die Betroffene an.

Als Tyson kurz zu Hilary schaute, wurde ihm der Kontrast nur noch deutlicher: seine Teamkameradin war im Gegensatz zu ihrer Betreuerin flach wie ein Brett. Die gute Frau hatte eine beachtliche Oberweite, jedenfalls für japanische Maßstäbe und das beeindruckte ihn doch sehr, obwohl er eigentlich bis jetzt noch nicht wirklich viel Interesse am anderen Geschlecht entwickelt hatte. Bei diesen Gedanken legte sich nun doch ein leichter Rotschleier um seine Nase, was ihm mehr als peinlich war.

„Na ja, dann wäre das ja geklärt.“ Bestimmte er kurzerhand, um von seinen peinlich-roten Wangen abzulenken und entschied somit für das gesamte Team.

„Und was ist mit mir?“ protestierte Daichi, der die Arme in die Hüften stemmte und ihn böse anfunkelte.

„Du hast keine Meinung!“ konterte Tyson und grinste ihn überlegen an.

„Also ich finde, das sollte immer noch der Leader entscheiden. Was sagst du dazu, Kai?“ fragte Kenny und blickte den Grauhaarigen an, welcher mit den Schultern zuckte.

„Mir ist es egal. Wenn Mr. Dickenson meint, es sei das Beste.“ Einen kurzen Augenblick lang blickte Kai dem BBA-Chef direkt in die Augen, bevor sein Blick aus dem Fenster schweifte. Somit war für ihn das Thema erledigt.

„Dann wäre das entschieden. Ich hoffe, du bist mit dieser Antwort zufrieden?“ fragte Mr.Dickenson die nun offizielle Betreuerin der Bladebreakers, welche ergeben seufzte und ihm entgegenlächelte.

„Wenn’s sein muss...“ Sie drehte sich dem Team zu, rückte den Kleinen wieder etwas günstiger und blickte sie frech an.

„Team! Ab sofort bin ich eure Betreuerin. Ich erwarte Respekt und ein einigermaßen gescheites Verhalten von euch. Wer Anweisungen missachtet, muss mit Konsequenzen rechnen. Mein Name ist übrigens Raika. Raika Hiwatari. Auf gute Zusammenarbeit.“ Und mit einem verschmitztem Lächeln und einem entschuldigendem Nicken in Mr.Dickensons Richtung verließ sie den Raum.

Die Bladebreakers starrten ihr mit offenen Mündern hinterher.

„Hiwatari?“ Der Name rollte Tyson so gewohnt über die Zunge und sein Blick wanderte automatisch zu seinem Leader. Dieser stand still, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor dem Fenster und seufzte. Das konnte ja noch heiter werden…

„Sie ist meine Mutter.“ Das war seine einzige Antwort.

Abflug!

Tyson wollte nicht aus dem Bett, obwohl er sich schon seit Wochen auf diesen Tag gefreut hatte. Es waren endlich Sommerferien und Kai hatte die vergangene Woche für ein besonders hartes Intensivtraining genutzt. Hieß von früh morgens bis spät abends bei Gluthitze trainieren, trainieren und noch einmal trainieren. Dabei hatte keiner auch nur ein Sterbenswort aus ihrem Leader herausbekommen. Er hatte nichts gesagt, überhaupt NICHTS! Tyson wurmte die gesamte Sache ziemlich. Auf der einen Seite war er extrem neugierig, wie Kais Mutter so war, auf der anderen Seite hatte er auch ein unangenehm flaues Gefühl im Magen, wenn er an sie dachte. Er hatte überlegt, ob sie vielleicht Russin war. Aber er musste sich eingestehen, dass sie eigentlich noch viel zu jung aussah, um Kais Mutter zu sein. Hilary und Kenny hatten seinen Bedenken hinsichtlich dieser Tatsache zugestimmt. Raika war keine 30 Jahre alt, auf jeden Fall sah sie nicht so aus. Und nun stand der entscheidende Tag bevor: in zwei Stunden würde er abgeholt werden und dann würden sie nach China zu den asiatischen Qualifikationsspielen fliegen. Und von diesem Augenblick an wird er die nächsten vier Wochen komplett mit ihr verbringen müssen. Irgendwie stimmte ihn dieser Gedanke ziemlich Bange.

Lautes Getrampel rüttelte den Blauhaarigen aus seinen Gedanken. Den Klang der Schritte kannte er nur allzu gut.

///Hilary…/// dachte er sich und vergrub sich genervt unter seiner Decke. Daichi neben ihm schnarchte weiter vor sich hin, als wäre es ein ganz normaler Tag. Doch heute würden sie zur Weltmeisterschaft aufbrechen, die in vier Wochen in Moskau stattfinden würde. Davor standen noch eine Reihe Qualifikationen quer über den ganzen Erdball an, bei denen sie zumindest Anwesend sein mussten.

„Aufstehen ihr Schnarchnasen!!!“ Hilarys Stimme holte ihn erneut in die Realität zurück und dazugehörige Person stand in der Schiebetür zu seinem Zimmer, welches er sich seit mehr als einem Jahr nun mit Daichi teilte, welcher mittlerweile zu so etwas wie seinem kleinen Bruder mutiert war. Was seinen echten, größeren Bruder anging, hatte Tyson absolut keine Ahnung, was dieser gerade tat. Aber vermutlich würde er im ungünstigsten Moment wieder auftauchen und sich wichtigmachen.

„Tyson, was sitzt du da so tagträumend in deinem Bett? Steh endlich auf! In zwei Stunden müssen wir am Flughafen sein und ich will nicht, dass Raika schon am ersten Tag schlecht von uns denkt!“ Seine Teamkollegin trat ein und zog dem kleinen Rotschopf auf dem Boden die Decke weg, was normalerweise zum Wecken reichte. Da Tyson bereits halbwach zu sein schien, musste sie ihn jedenfalls nicht auch noch wach bekommen, was sich bei diesem um einiges schwerer darstellte.

„Ja, bin ja schon wach. Wenn du aus meinem Zimmer gehen würdest, könnte ich mich auch anziehen. Um Daichi kümmere ich mich schon. Du könntest mir ja Frühstück machen!“ schlug Tyson vor und grinste Hilary verschlafen an, genau wissend, dass er bei so etwas auf taube Ohren stieß.

„Vergiss es Ty! Das machst du dir mal schön selbst. Wir werden in etwas mehr als einer Stunde abgeholt, also zieh dich an.“

„Hä?“ Das war seine einzige Antwort. Hatte er mal wieder was falsch verstanden oder hatte sich der Zeitplan geändert, ohne dass er es mitbekommen hatte, was ja schon nicht das erste Mal dann gewesen wäre. Gut, wenn er noch duschen wollte, musste er sich beeilen. Eine Stunde war für ihn zwar viel, weil er es gewohnt war, sich innerhalb von Minuten fertig zu machen, um nicht zu spät zum Training zu erscheinen, aber normalerweise war da auch Daichi schon aufgestanden, sodass er sich das Bad nicht teilen musste.

Also stand er auf, verpasste dem Rothaar einen leichten Tritt gegen die Seite, was reichen sollte und suchte sich aus dem Schrank seine Sachen. Hilary verzog sich aus dem Zimmer und ließ die Jungs machen. Sie setzte sich in die Küche und machte sich einen Tee. Tysons Großvater gesellte sich zu ihr.

„Na, geht’s heute wieder los? Ich bin mal gespannt, wie es dieses Jahr ablaufen wird. Irgendwas war ja immer verkehrt. Vor allem frage ich mich, ob es Kai dieses Jahr endlich einmal bis zum Ende mit euch aushält.“ Den letzteren Teil hatte er eher scherzhaft gemeint, doch Hilary schluckte etwas schwer. Mr. Granger war nicht der einzige gewesen, der diesen Gedanken gehabt hatte. Daichi hatte beim Training auch schon des Öfteren solche Sprüche losgelassen, wofür er immer sofort Strafrunden laufen musste, da Kai meistens genau daneben gestanden hatte.

Doch wenn eben dieser nicht da gewesen war, kam es doch manchmal zu einer richtigen Diskussion diesbezüglich. Am Ende hatten sich drei Fronten gebildet: Daichi war der Meinung, dass Kai wieder verschwinden würde, Tyson vertraute ihm hingegen und Kenny und Hilary hielten sich daraus, da man Kais Verhalten ohnehin nicht einschätzen konnte und wollten deshalb keine Meinung abgeben. Außerdem hofften beide, dass die Anwesenheit von seiner Mutter ihm im Thema „Team verlassen“ eine Schranke setzten würde, die er hoffentlich nicht allzu leicht überwinden konnte. Immerhin war ein Ersatzspieler pro Team notwendig und Kenny hatte keine Lust, diese Rolle zu übernehmen.

„Nun ja, ich denke, es wird dieses Jahr etwas ruhiger. Immerhin muss jeden Team einen volljährigen Betreuer haben, der auf das Team aufpasst. Das wird bei uns sicherlich interessant. Wie Mr. Dickenson nur auf Kais Mutter gekommen ist, ist mir aber ein Rätsel.“ Den Rest hatte sie gemurmelt. Mr.Granger war etwas betrübt gewesen, dass er selber nicht gefragt worden ist, die Rolle des Betreuers zu übernehmen, da er nur allzu gern seinem Enkel und dessen „kleinen Bruder“ auf die Finger geschaut hätte.

Keine zehn Minuten war der erste Krach zu hören.

„Der Streit um das Bad.“ Stöhnte Hilary auf und ließ den Kopf hängen. Sie hatte geahnt, dass es daran scheitern würde und hatte vorsichtshalber den offiziellen Zeitplan für Tyson und Daichi etwas kürzer geplant, um noch ausreichend Puffer zu haben. Sie ahnte, dass sie diesen unbedingt brauchen würde.

Weitere fünf Minuten später war Daichi der erste, der in die Küche geschlurft kam, Missmutig daher grummelnd machte er sich was zum Frühstück und setzte sich an den Tisch.

„Hat er dich aus dem Bad gejagt?“ fragte Mr. Granger, doch eigentlich brauchte er keine Antwort. Sie stand dem Rothaar ins Gesicht geschrieben.

„Na das wird ja noch lustig…“ seufzte Hilary und blies sich gelangweilt eine Strähne aus dem Gesicht.
 

Erstaunlicherweise waren sie nur wenige Minuten zu spät. Jedenfalls nach Hilarys Zeitplan. Dadurch kamen sie genau rechtzeitig am Flughafen an. Zwischendurch hatten sie noch Kenny abgeholt, welcher mit seinem Laptop bewaffnet auf der Rückbank des Taxis zusammen mit Tyson und Daichi saß.

Auf dem Flughafen war es recht ruhig und nicht sehr viele Leute waren anwesend. Jedenfalls nicht an ihrem Gate. Bei den anderen Hallen des Flughafens von Tokio war sich Hilary nicht sicher, ob das dort ebenfalls der Fall war.

„Hatte Mr. Dickenson nicht geschrieben, dass wir mit einem Privatjet fliegen?“ Daichi war hellauf begeistert gewesen, als sie diese Nachricht erhalten hatten. Scheinbar hatte der Chef einer Schwestergesellschaft der BBA seinen Jet zur Verfügung gestellt, um das ständige hin- und herreisen der drei asiatischen Teams, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen würden, zu erleichtern.

„Ja, so scheint es zu sein. Wir sollten aber auf Kai und seine Mom warten.“ Antwortete Kenny und schaute sich um. Augenblicke später erschien Kai mit seinem Seemannssack über der Schulter in der Halle und stellte sich zu ihnen, drehte sich jedoch zum Eingang um. Ihm entfuhr ein genervtes Brummen. Am Eingang stand Raika, mit dem kleinen Jungen auf dem Arm, und verabschiedete sich mit einem langen Kuss von einen schwarzhaarigem Mann, der ganz elegant in Anzug gekleidet war.

„Ist das dein Dad?“ Tyson konnte die Frage nicht unterdrücken. Die Distanz zum Eingang war zu groß, um Ähnlichkeiten ausmachen zu können, doch die herzliche Verabschiedung von seiner Frau und seinem kleinen Sohn stach so deutlich als Kontrast heraus.

Kai nickte nur als Antwort und hob kurz die Hand zum Abschied, als ihm sein Vater winkte, bevor er die Halle wieder verließ. Raika ließ den Jungen auf den Boden und stupste ihn am Rücken an, worauf er lachend auf Kai zulief und sich an dessen Hose klammerte. Kai schien das nicht einmal zu merken.

„Gut, ihr seid schon alle da. Ich hatte gedacht, dass ihr später kommen würdet, aber meine Erwartungen von Hilary wurden übertroffen.“ Raika grinste und stellte ihren Koffer zu den anderen des Teams.

„Oh, bin ich etwa so berüchtigt?“ Hilary fühlte sich wahrhaft geschmeichelt.

„Na ja, berüchtigt nicht, aber ein bisschen bekommt man doch schon mit von eurem Teamleben. Vor allem, wenn man weiß, wie man Kai ausquetschen kann.“ Sie grinste den Grauhaarigen an und tätschelte ihm kurz die Schulter, was Kai ein leichtes Knurren entlockte.

„Gut gelaunt wie immer. Egal, wollen wir? Dann können wir eher los; der Jet blockiert nur die anderen Flieger.“ Sie schnappte sich wieder ihren Koffer und ging auf einen der Schalter zu, um sich um das Check-In zu kümmern.
 

Nur zwanzig Minuten später saßen alle in einem geräumigen Privatjet, der ohne weiteres Platz für 50 Personen bot. Die Bezeichnung Privatjet stimmte daher irgendwie nicht, da allgemein diese Art von Flugvehikeln eher für noch weniger Leute Platz bot. Die Maschine, in der sie momentan saßen, war eher eine auf mehr Platz und Komfort umgebaute kleine Linienmaschine.

„Das nenne ich mal geräumig. Sonst sind wir immer ganz normal mit Linienflügen von A nach B gekommen.“ Tyson schaute sich staunend um und setzte sich auf einen der Sitze, die im vorderen Bereich um kleine Tische angeordnet waren. Weiter hinten hatte man dann lange Seitenbänke und sogar eine Bar.

„Welcher Firmenchef stellt so einen Jet der Schwestergesellschaft zur Verfügung?“ Kenny hatte sich ebenfalls hingesetzt und freute sich über eine funktionierende Internetverbindung im Flugzeug.

„Mein Mann. Er braucht ihn im Moment nicht und ehe das gute Stück auf dem Airport verstaubt, kann er genauso gut von Nutzen sein.“ Antwortete Raika und verfrachtete den kleineren ihrer Söhne auf einen Platz der Sitzecke gegenüber von Tyson.

„Oh, der gehört euch?“ Daichi setzte sich neben Tyson und blickte neugierig zu Raika. Ihm war Frau Hiwatari weitaus angenehmer als Kai, da sie offensichtlich wesentlich kommunikativer war als ihr großer Sohn. Das schien auch Hilary zu merken.

„Oh, wie heißt eigentlich der Kleine? Kai hat uns nichts erzählt.“ Fragte sie und setzte sich neben Kenny, warf aber Kai einen enttäuschten Blick zu, da sie den Kleinen wirklich süß fand.

„Ja, der Jet ist noch ein Überbleibsel von meinem zum Glück verstorbenem Schwiegervater. Und der Kleine ist schon groß genug, das selber zu beantworten. Nur leider etwas schüchtern Fremden gegenüber. Von wem er das nur hat…“Das ‚zum Glück’ hatte sie eher geflüstert, sodass es in ihrer Antwort gut untergegangen war, doch der kurze Seitenblick zu Kai, der sich gerade auf den Platz gegenüber seinem kleinen Bruder setzte, brachte alle zum Lachen.

„Also, wie heißt du denn? Ich bin Hilary!“ fragte sie den Jungen und beugte sich lächelnd über ihren Sitz. Oh wie sie Kinder doch liebte! Vor allem wenn sie noch so klein und unschuldig waren.

„Ich heiße Gregor und bin drei Jahre alt!“ antwortete er und lächelte stolz. Seine wilden schwarzen Strähnen hingen ihm ins Gesicht, was Hilary unweigerlich an Kai erinnerte.

„Charakterlich haben die beiden ja keine Ähnlichkeit.“ meinte Tyson und kassierte einen bösen Blick seines Leaders, den er nicht ganz nachvollziehen konnte.

„Na ja, kommt ganz auf die Situation an.“ Raika schaute wissend zu Kai, der daraufhin stur aus dem Fenster schaute. Tyson konnte jedoch mit dieser Antwort rein gar nichts anfangen.

„Wie sind sie eigentlich mit Kai verwandt? Sie sehen mir ein wenig jung aus, um seine Mutter zu sein.“ Kenny schaute von seinem Laptop auf und kratze sich am Kopf, da seine Frage etwas indiskret war.

„Oh, ich bin nur seine Stiefmutter. Gregor ist somit auch nur sein Halbbruder. Nach Voltaires Tod ist Kai zu uns gezogen, weil er ja noch nicht volljährig ist.“ Raika schien jedoch kein Problem zu haben, auf so unhöfliche Fragen zu antworteten und hatte fast augenblicklich geantwortet. Kenny war doch überrascht, dass sie so offen und unbefangen war. Er fragte sich insgeheim, wie das Zusammenleben von zwei so offensichtlich gegensätzlichen Charakteren wie Kai und seiner Mutter unter einem Dach zustande gebracht werden konnte. Bei den täglichen Auseinandersetzungen, die er vermutete, wäre es sicherlich kein friedliches Familienleben.

„In der Tat bin ich noch jung genug, um theoretisch seine große Schwester zu sein. Zwischen uns liegen nur zwölf Jahre.“ Sie lächelte und schnallte Gregor sowie sich selbst fest, denn sie würden vermutlich bald abheben; die Triebwerke liefen bereits an. Genau in diesem Moment kam auch die Durchsage des Piloten, der ihnen die üblichen Information zur Bordsicherheit und den Flugbedingungen durchgab. Nach Anweisung schnallten sich auch die BladeBreakers alle an und nur wenige Augenblicke später setzte sich das Flugzeug in Bewegung.
 

Kaum hatte das Flugzeug Flughöhe erreicht und der Pilot das Abschnallen erlaubt, machten es sich die BladeBreakers gemütlich. Kenny untersuchte noch einmal die Blades von Tyson und Daichi auf Mängel, während die beiden bladelosen Jungs sich stritten, wer von ihnen nun der bessere Blader war. Hilary versuchte verzweifelt, ihren Streit einigermaßen zu beruhigen, doch scheiterte kläglich. Sie wurde jedoch abgelenkt, als Raika etwas in ihrer Tasche suchte, die sie als Handgepäck mitgenommen hatte. Nach kurzem Wühlen holte sie ein buntes Kinderbuch hervor und hielt es Gregor hin, der es freudestrahlend annahm und aufschlug. Zielsicher suchte er in dem recht dicken Buch die richtige Seite heraus und stand auf. Raika beobachtete das ganze erst interessiert, fing jedoch an, laut zu lachen, als der Kleine seinen Sitz verließ.

„Raika, was ist?“ fragte Hilary verwundert. Auch die Jungs hatten in ihrer Handlung angehalten und schauten nun zur gegenüberliegenden Sitzecke.

„Gut aufpassen!“ antwortete Raika nur und zeigte mit einem vielsagendem Blick auf Gregor, der sich mit dem großen Buch in der Hand an ihr vorbei quetschte und um den Tisch auf Kais Seite zusteuerte. Raika hatte erst vermutet, dass ihr kleiner Sohn wollte, dass SIE ihm aus dem Buch vorlas. Aber als er aufgestanden war, hatte sie gewusst, worauf der Kleine aus war. Gregor stand nun vor Kai, welcher immer noch aus dem Fenster starrte und seinen kleinen Bruder total ignorierte.

„Kai?“ fragte Gregor mit seiner hellen Stimme, bekam jedoch keine Reaktion. Also noch mal.

„Kai~?“ Nun zog er den Namen quengelnd in die Länge und wippte etwas auf der Stelle herum. Jedoch traf auch das auf taube Ohren. Tyson unterdrückte ein Prusten. Die Versuche des Kleinen, Kais Aufmerksamkeit zu erhaschen, waren ja fast schon bemitleidenswert. Gregor fand das Ganze scheinbar auch nicht nett. Er zog eine Schnute und holte seine stärkste Waffe raus. Er setzte einen Schmollmund auf, machte ganz große Augen und verpasste seiner Stimme einen flehenden Ton.

„Onii-chan?“ Kinder waren ja so berechnend, auch schon in diesem Alter. Sie wussten genau wie sie bei wem an ihr Ziel kamen. Das hatte auch Kai gerade zu spüren bekommen. Er seufzte, schloss kurz die Augen und drehte den Kopf zu seinem Bruder. Der Anblick war so herzzerreißend; da hätte jeder normale Mensch sofort ohne Bedenken nachgegeben. Vor allem Frauen waren für so etwas sehr empfänglich. Zu seinem Glück war er keines von Beidem, was ihm eine etwas überlegende Position verlieh. Gregor stand vor ihm, das Buch zu ihm emporhaltend, mit Schmollmund und Dackelblick. Normal hätte jeder andere jetzt schon aufgegeben. Aber auch Kai war menschlich genug, um bei manchen Sachen bestechlich zu sein und er hatte leider eine Schwäche dafür entwickelt, mit „Onii-chan“ angesprochen zu werden. Jedenfalls bei seinem kleinen Bruder, weshalb er sich diese Schwäche auch zugestand. Wenn er nicht einmal eine einzige Regung zeigen würde, hätte man ihn nun wirklich als absolut gefühllos abstempeln können. Und das war er nun wirklich nicht. Jedenfalls nicht mehr.

Er seufzte noch mal, dann hob er seinen kleinen Bruder auf seinen Schoss und nahm ihm das Buch ab.

„Oh nein…“ noch ein resigniertes Seufzen, denn was ihm da sein Bruder vor die Nase gesetzt hatte, war nun wirklich eine Gemeinheit. Raika lachte schon wieder, oder eher noch? Während der ganzen Bettelei von Gregor hatte sie feixend in ihrem Sitz gesessen und das Prozedere erheitert beobachtet. Jetzt war sie erneut in Lachen eingefallen, weil sie ganz genau wusste, wie sehr er dieser Art von Lektüre aus dem Weg ging.

„So kannst du jedenfalls deine Aussprache verbessern!“ grinste sie Kai an und warf einen belustigten Blick zu den BladeBreakers, die dem ganzen gerade etwas ungläubig gefolgt waren.

„Wieso Aussprache?“ fragte Daichi verwirrt und verstand gar nichts mehr.

„Weil das Deutsch ist und Deutsch leider nun wirklich keine leichte Sprache ist.“ Antwortete Kai mit zusammengebissenen Zähnen und schaute über Gregors Schulter hinweg in das Buch. Noch bevor einer der BladeBreakers fragen konnte, erklärte Raika kurz die Umstände:

„Ich bin Deutsche und erziehe den Kleinen zweisprachig. Daher hat er auch deutsche Bücher und das ist auch der Grund, warum sich Kai mit der deutschen Sprache abmüht. Aber er macht sich wirklich ganz gut. Kein Wunder bei seinem sprachlichen Talent.“

„Ah, sie sind Deutsche? Das erklärt natürlich ihr Aussehen und ihre stattliche Größe. Aber wie sind sie nach Japan gekommen und vor allem: wie haben sie da ausgerechnet Kais Vater kennen gelernt?“ Hilarys Neugierde war unübertroffen und sie schämte sich schon fast dafür. Als sie jedoch einen kurzen Blick in Tysons Gesicht warf, verschwand dieses Gefühl wieder zum größten Teil: Tyson schien vor Neugierde fast zu platzen.

„Neugierig seid ihr überhaupt gar nicht, oder?“ Raika zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie mit einem verständnisvollen Lächeln auf den Lippen anfing, zu erklären.

„Nachdem ich mit der Schule fertig war, musste ich mich entscheiden, wo ich studieren wollte. Es kam zu einigen Problemen mit meinem damaligen Freund, der recht unkooperativ in dieser Hinsicht war. Ich entschied mich dann für die drastischste Variante, nahm das Studium hier in Tokyo an und kappte dabei alle Verbindungen zu meinen damaligen Freunden. Das Studium war mit einer Forschungsgruppe bei der BBA verbunden, wo ich dann auch Susumu, also Kais Vater kennen gelernt habe. Er war der Gruppenleiter. Ich hab fast drei Jahre gebraucht, um ihn rum zu bekommen. War ne ganz schöne Arbeit, muss ich schon sagen. Da weiß man, wo der familienbedingte Dickkopf herkommt.“ Sie warf einen kurzen scheelen Blick zu Kai, welcher sich mit der Aussprache des deutschen Textes recht gut machte, da der Text jetzt gerade kein literarisches Meisterwerk sondern schlicht ein Kinderbuch war. Angestrengt versuchte er dabei, seine Mutter einfach zu ignorieren; was ihm allerdings nicht gelang.

„Was heißt hier Dickkopf?“ Langsam und mit einem deutlich drohenden Unterton wandte Kai sich an Raika und man sah ihm an, dass er schon jetzt mehr als nur genervt war. Tyson zog automatisch den Kopf ein; er kannte nur allzu gut diese Art seines Leaders. Raika zuckte jedoch nur mit den Schultern und lächelte beseelt. Respekt schien sie scheinbar keinen vor Kai zu haben, geschweige denn Angst.

Hilary zog überrascht über dieses Verhalten die Augenbrauen hoch und die Jungs staunten nicht schlecht darüber. Für Tyson war es immer wieder ein Mysterium, wie es Menschen geben konnte, die nicht von Kais Art und Weise eingeschüchtert werden konnten.

Raika bemerkte seinen Gesichtsausdruck.

„Tja, ich kenne Kai wesentlich besser als ihr und vor allem kenne ich auch seine andere Seite.“ Und mit einem mysteriösem Lächeln holte sie aus ihrer Tasche ihren iPod raus, machte es sich in ihrem Sitz gemütlich, schloss die Augen und ließ den Flug im Halbschlaf über sich ergehen.

China Ahoi!

3.Kapitel- China Ahoi!
 

„WOW!“ entfuhr es Daichi und Tyson gleichzeitig, als sie das kleine traditionelle Häuschen betraten, dass sie während der Qualifikationsspiele in China bewohnen würden. Der China Tower war noch immer der Selbe, doch die Unterkünfte waren seit dem letzten Mal, als sie hier gewesen waren, umgestaltet worden. Die Teams waren nun in einer kleinen, extra dafür konzipierten Siedlung etwas weiter weg von den Fans und Touristen untergebracht, wo sie sich in Ruhe vorbereiten konnten. Es gab ein eigenes Ärztehaus und einen Baybladeteileladen in der Siedlung; Essen und Getränke gab es in einem Gemeinschaftshaus zur freien Verfügung.

Tyson und Daichi stürmten durch das Haus, um sich das beste Zimmer zu suchen. Insgesamt gab es drei Schlafräume, ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad.

„Und schon sind sie weg, dabei hab ich die Aufteilung schon gemacht. Kenny, hättest du die Güte, den beiden ihr Zimmer zu zeigen? Ihr teilt euch Zimmer drei am Ende des Flurs. Ich und Hilary nehmen das vordere Zimmer und Kai geht mit Gregor in das kleine Zimmer dazwischen.“ Während sie sprach, deutete sie auf die jeweiligen Türen im Flur. Das Haus hatte nur ein Stockwerk, war dafür aber sehr lang gestreckt und lag direkt am Waldrand, welchen man durch die großen Wohnzimmerfenster sehen konnte.

Raika nahm ihr Gepäck und brachte es in ihr Zimmer. Hilary folgte ihr und legte ihren Koffer auf dem linken Bett ab.

„Du kommst mit mir, Kleiner.“ Kais Stimme war ganz leise und kaum zu verstehen gewesen, doch der recht sanft klingende Ton, der ihr anhaftete ließ Hilary herumfahren. Kai hatte Gregor, welcher seiner Mama automatisch hinterhergelaufen war, an der Hand genommen und zog ihn nun mit sanfter Gewalt auf den Flur zurück und in Richtung von ihrem Zimmer. Hilary starrte der Szene ungläubig hinterher.

„Süß, oder?“ meinte Raika nur, bevor sie ihrer Zimmergenossin auf die Schulter klopfte und mit einem Stapel Sachen aus dem Zimmer verschwand. Augenscheinlich waren es Kindersachen für Gregor.

Hilary hatte irgendwie das Gefühl, dass diese WM einige interessante Sachen zu Tage fördern würde.
 

„Also Frau Aufpasserin, wie werden die nächsten Tage ablaufen?“ Tyson saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und rutsche ungeduldig darauf hin und her. Nachdem sie alle ihre Sachen in die Zimmer gebracht hatten, hatten sie sich im Wohnzimmer zu einer Gruppenbesprechung getroffen. Tyson, Daichi, Kenny und Hilary quetschten sich auf das Sofa, Raika saß mit Gregor auf dem Schoß im Sessel und Kai stand vor dem großen Fenster und schaute hinaus. Es war bereits Nachmittag und es würde sich nicht mehr wirklich lohnen, zu trainieren. Das hatte Raika zumindest Kai eingeredet und er hatte nur ungern eingewilligt.

„Wir werden nachher beim Essen vermutlich die anderen Teams treffen, die an der asiatischen Qualifikation teilnehmen werden. Heißt vor allem die White Tigers und somit Ray, und ein ganz neues Team aus dem westasiatischen Raum, welches nur aus Mädchen besteht und ziemlich stark sein soll. Nach Mr. Dickensons Ansicht werden genau diese beiden Teams und wir die Quali gewinnen und somit gemeinsam weitereisen nach Amerika zu den dortigen Qualifikationen, an denen wir allerdings nicht teilnehmen müssen. Morgen beginnen dann früh um neun Uhr die letzten entscheidenden Vorrundenkämpfe und danach die Losung der Gruppen. Nachmittag haben die ausgewählten Teams dann noch Zeit zur Vorbereitung, bevor übermorgen dann die ersten Gruppenkämpfe stattfinden werden. Heißt im Klartext: Kai kann euch morgen den ganzen Tag noch durch die Gegend scheuchen beim Training während ich mich um die Organisation und die Eintragung für die Gruppenauswahl kümmere. Alles klar soweit?“ Bei der Aussicht auf einen ganzen Tag nur Training waren die BladeBreakers auf der Couch nicht gerade vor Freude aufgesprungen, doch die Aufregung, dass die WM immer näher rückte, war doch zu spüren. Doch gerade war eine andere Information viel heißer diskutiert: das komplett weibliche Team.

„Wow, ich hoffe, da sind ein paar nette Mädels dabei.“ Meinte Tyson und grinste über das ganze Gesicht, was vermutlich so viel hieß wie ‚hoffentlich sind sie sexy’. Hilary war das nicht entgangen.

„Na ja, werden wir ja sehen. Ist ja nicht so, dass es gar keine Mädchen im Profi-Beybladesport gibt und dass diese alle schreckliche Zicken wären. Aber ein reines Mädchenteam ist schon was Besonderes.“

„Ich hoffe, dass ich vorher von ihnen noch ein paar Informationen im Internet finden kann.“ kommentierte Kenny, der gerade seinen Laptop hochfuhr.

„Na ja, ich bin nicht sehr gespannt auf die. Wahrscheinlich ein Haufen großspuriger Ziegen, die nichts draufhaben!“ Daichi verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ sich nach hinten gegen die Lehne des Sofas fallen.

„Würde ich nicht sagen. Ich habe dir schon alles, was ich über sie gefunden habe, per Mail geschickt, Kenny. Ich hoffe, die Daten sind verwertbar. Sie nennen sich übrigens die ‚Black Flowers’ und scheinen gerade in Indien und Pakistan ziemlich berüchtigte Bladerinnen zu sein. Und begehrte. Sie haben einen ziemlichen Berg an männlichen Fans und der wird sich durch die Teilnahme an der WM sicherlich nicht verkleinern.“ Raika schaute die Jungs, besonders Tyson, ernst an, da gerade der Blauhaarige gerade das Interesse am anderen Geschlecht gefunden zu haben schien.

„Als ob wir keine Fans hätten…“ Raika drehte sich überrascht zu Kai, der soeben seit einer geschlagenen Stunde das erste Mal wieder etwas gesagt hatte. Allerdings auf Deutsch, so dass der Rest des Teams nichts verstanden hatte. Kurz musste die Deutsche überlegen, wie ihr großer Sohn das gemeint haben könnte. Sie fand nur eine schlüssige Antwort und ein kurzer Blick in Kais genervtes Gesicht bestätigte ihre Vermutung. Raika verkniff sich bei dem Gedanken an das Thema ‚Fans’ ein Lachen.

„Was ist denn jetzt los?“ Daichis Blick wanderte verwirrt zwischen Raika und Kai hin und her. Das war ihm eindeutig zu hoch! Seinen Sofanachbarn schien es da auch nicht besser zu gehen, immerhin hatte keiner von ihnen ein Wort verstanden und die seltsamen Blickwechsel erst recht nicht.

„Ach, nix besonderes. Kai hat mich nur daran erinnert, was für kranke Fans es gibt und was in deren Köpfen so alles schief gehen kann.“ Raika grinste. Das diese Aussage nun auch nicht viel weiter half, ignorierte sie.

„Wer von euch hat Hunger? Also ich bin dafür, dass wir uns zum Abendessen fertig machen und rüber ins Gemeinschaftszentrum gehen. Vielleicht sind ja auch die White Tigers schon da.“ Kaum hatte sie ihre Idee den anderen vorgeschlagen, stand Raika auch schon auf und verschwand in Richtung Bad. Gregor schaute sich kurz verwirrt um und blickte zu seinem großen Bruder, entschied sich jedoch dazu, seiner Mama hinterher zu gehen.

„Mama, warte!“ Auch der kleine Hiwatari verschwand im Flur. Kai schüttelte den Kopf und löste sich von der Fensterbank, an die er sich angelehnt hatte.

„Na los, bewegt euch oder wollt ihr heute hungern?“ Auf Kais ‚freundliche’ Erinnerung hin sprangen Tyson und Daichi sofort vom Sofa auf und rannten mit einem leicht panischem Gesichtsausdruck zu ihrem Zimmer.

„Deren Lebensinhalt besteht echt zum Großteil einfach nur aus Essen oder?“ murrte Hilary und erhob sich ebenfalls von der Couch.

„Du hast Schlafen vergessen….“ wurde sie von Kai korrigiert, bevor auch er, mit den Händen in den Hosentaschen und ganz gemütlich dahintrottend, im Flur verschwand. Verwundert schauten ihm Kenny und Hilary hinterher. War er gerade zum Flur ‚geschlendert’?
 

Das Gemeinschaftszentrum war nicht sehr groß, doch es bot genügend Platz, um die hier versammelten Teams zusammen unterzubringen. Einige saßen schon an den langen Tischen und hatten Tabletts mit dampfendem Essen vor sich stehen. Die meisten waren zu viert: offensichtlich hatte man nur gerade so die minimale Teamgröße zusammenbekommen, die aus zwei Hauptkämpfern, einem Ersatzspieler und dem Betreuer bestand. Dadurch vielen die White Tigers sofort auf: durch ihre ungewöhnliche Zahl von fünf am Tisch sitzenden Personen. Sie saßen ganz hinten am letzten Tisch, direkt an der Fensterfront. Neben Ray saßen zu seiner Linken Lee und zu seiner Rechten Mao, die sich verdächtig unbefangen an Ray kuschelte. Den Dreien gegenüber saßen Kevin und dieser alte, kleine Opa, den Raika bereits auf einigen Bildern gesehen hatte. Wie hieß der doch gleich noch mal?

Auch Tyson hatte seinen ehemaligen Teamkollegen sofort gesehen und stand rufend und wild mit den Armen wedelnd im Gang.

„RAA-AAY!“ Die extralaute und gedehnte Version von Rufen, die einem schon ab dem ersten Ton auf die Nerven ging. Raika blickte Tyson böse an und hielt ihm schlicht den Mund mit der Hand zu.

„Ich glaube, er hat dich auch so gehört.“ Auf der Stirn der Aufseherin schien sich eine kleine Ader pochend unter der Haut abzuzeichnen. Tyson hatte durch Zufall den zweiten, etwas temperamentvollen Hiwatari ausfindig machen können. An wen ihn nur diese Ader erinnerte….

Entschuldigend lächelnd wand er sich aus der Mundsperre und lief etwas zu zügig auf den Tisch von den White Tigers zu. Ihm war Kais Mutter nun doch nicht mehr so geheuer, wie am Anfang. Hilary blickte ihm Kopfschütteln hinterher.

„Jedenfalls hast du ihn ruhig bekommen.“ meinte Hilary anerkennend zu Raika gewandt.

„Oh, er sollte es sich nicht wagen, mich groß zu reizen. Das ist immer eine ganz schlechte Idee. Vor allem für Tyson.“ antwortete Raika und ging mit Gregor an der Hand auf die White Tigers zu.

„Warum?“ Hilary war wirklich über diesen abrupten Charakterwechsel überrascht.

„Sie kann Tyson nicht leiden. Und Daichi nebenbei auch nicht.“ Auf Kais Lippen zeichnete sich eine seltsame Art von dezentem Lächeln ab, was Hilary, Kenny und Daichi einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Doch bevor jemand von den Dreien auch nur noch ansatzweise den Mund öffnen konnte, trottete auch schon Kai seiner Mutter hinterher. Immer noch so seltsam grinsend….
 

Ray war vom Tisch aufgestanden und hatte Tyson zur Begrüßung umarmt. Der Rest der White Tigers hatte es ihm gleich getan und waren nun in einen regen Informationsaustausch verwickelt, während auch die anderen Mitglieder sich bei der Gruppe um Ray und Tyson einfanden und nacheinander begrüßt wurden.

„Ah, sie müssen wahrscheinlich die Betreuerin dieses Kindergartens sein.“ Ray hatte sich lächelnd Raika zugewandt und zwinkerte Kai entschuldigend aus dem Augenwinkel zu, da er frecher weise dessen Bezeichnung für die BladeBreakers genutzt hatte. Man war nebenbei fließend ins Englische umgewechselt.

„Richtig erraten. Mein Name ist Raika Hiwatari. Schön euch alle persönlich kennen zu lernen.“ Stellte sie sich vor und bemerkte amüsiert die irritierten Blicke aufgrund ihres Nachnamens.

„Hiwatari? Sind sie mit Kai verwandt?“ Lee blickte verwirrt zwischen Kai und seiner Mutter hin und her. Tyson, der die ganze Zeit über hibbelig neben Ray gestanden hatte, übernahm hier jedoch freudig den Part der Situationsaufklärung. Etwas übertrieben und wichtigtuerisch erklärte er die Umstände und gab seine eigenen noch recht mageren Informationen wieder. Raika stand stumm daneben. Gregor saß auf ihrem Arm und fing bereits langsam an zu quengeln. Der Flug hatte ihn Müde gemacht und Hunger hatte er auch noch.

„Ah, so ist das also. Dann musst du also Gregor sein!“ Mao trat an Raika heran und musterte neugierig Kais kleinen Bruder. Dieser fand allerdings die vielen Menschen um ihn herum nicht allzu angenehm und versteckte sein Gesicht an Mamas Schulter.

„Naja, er ist so viele Menschen nicht gewohnt und wird vermutlich noch eine Weile brauchen, bis er sich eingelebt hat. Aber dann werdet ihr schon sehen, was für ein kleiner, kluger Junge er ist und wie er seinen Onii-chan in die Knie zwingt.“ Raika grinste Stolz und warf Kai einen viel sagenden Blick zu, worauf hin dieser sich mit einem empörten Schnaufen umwandte.

„Ach wirklich?“ Ray war hellhörig geworden. Dass roch doch danach, dass seine alte Vermutung bezüglich Kai endlich bestätigt werden könnte.

„Ja, der Kleine hat ihn im Flugzeug zum Vorlesen überredet!“ sagte Hilary.“ Aber mal nebenbei: wollen wir uns vielleicht nicht hinsetzen und wie geplant essen?“ Der Vorschlag traf auf fast ganz allgemeine Begeisterung, Kai ließ sich wie immer nichts anmerken, und man teilte sich den langen Tisch. Tyson und Daichi waren gleich zum Buffet gerannt und häuften Unmengen Essen auf ihre Teller.

„Ganz wie in alten Zeiten!“ Ray war wirklich glücklich und vermisste irgendwo die Zeiten, als er noch zu den BladeBreakers gehört hatte. Doch ein paar einschneidende Ereignisse banden ihn nun fest an sein altes Team. Liebevoll lächelnd wartete er auf Mao, die zusammen mit Hillary und Kenny zusammen zum Buffet aufmachte. Ihr Blick traf Rays und kurzerhand hackte sie sich bei ihm unter, bevor sie sich wieder ihrem Gespräch mit Hilary zuwandte.

Raika war das ganz und gar nicht entgangen. Sie hatte sich mit Gregor auf dem Schoß bereits auf einen der Stühle gesetzt und blickte Ray und Mao hinterher.

„Nicht traurig sein, Großer.“ Aufmunternd klopfte sie Kai auf die Schultern, der ebenfalls was zu essen holen wollte. Abrupt blieb er stehen und drehte sich um. Sein vernichtender Blick traf Raika, die dümmlich grinste und den Blick einfach von sich abprallen ließ. Warum musste ausgerechnet SIE absolut immun gegen jegliche Art von Wutanfällen seinerseits sein? Kai pustete resignierend die Luft aus und ging wieder auf das Buffet zu. War ja klar, dass sie ihn nerven würde! Als ob er es sich nicht hätte denken können. Er wusste sogar ganz genau WARUM sie ihn so ärgerte. Doch das stellte sie sich so einfach vor…. Kai wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er fast mit Lee zusammengestoßen war. Gerade noch so konnte er den Kontakt verhindern, indem er geschickt auswich und sich an die Anrichte stellte. Lee blieb mit seinem beladenen Tablett stehen und drehte sich zu Kai um.

„Hey, was denn mit dir los?“ Lee runzelte verwirrt die Stirn. Also irgendwas hatte gerade bei Kai nicht gestimmt.

„Nichts.“ antwortete Kai schlicht und ignorierte ihn einfach. War ja klar gewesen, dass er von ihm keine gescheite Antwort erhalten würde. Unnahbar wie eh und je und da sollte er Tysons Erzählungen vom Flug Glauben schenken? Sicher nicht. Dass dieser Eisberg irgendwann mal auftauen würde, war absolut ausgeschlossen.

Von diesen Gedanken verärgert drehte sich Lee mit einem „Tz“ wieder um und ging zurück zum Tisch. Kevin war bereits mit seinem und dem von ihrem ‚kleinen Opa’ beladen am Tisch angekommen und hatte sich gerade hingesetzt. Irritiert blickte Lee jedoch zu Raika, die mit ihrem kleinen Sohn noch immer am Tisch saß und ihn mit kleinen Spielereien bei Laune hielt.

„Wollen sie gar nichts zu essen?“ Lee stellte sein Tablett ab und nahm Platz. Lächelnd sah Raika zu ihm herüber und schüttelte den Kopf, sodass ihre wilden Locken hin und her schwangen.

„Doch, schon, aber wir werden netterweise bedient. Nicht war, Gregor?“ Sie beugte sich zu dem Jungen runter, der ihr freudig entgegengrinste. Sie war fließend ins Japanische gewechselt, da Gregor ja nur einigermaßen Japanisch und Deutsch konnte.

„JA! Essen!“ rief dieser glücklich und lehnte sich über den Tisch, um zum Büffet schauen zu können. Von dort kamen gerade Tyson und Daichi zurück und versuchten teilweise vergebens, Nichts von ihren überhäuften Tellern auf dem Weg zu verlieren.

„Also wirklich, Tyson, warum kannst du dich eigentlich nicht beherrschen? Du wirst dich nur wieder überfressen und außerdem machst du den ganzen Boden schmutzig!“ Hilary hielt sich nicht davor zurück, ihren Teamkameraden quer durch den gesamten Speisesaal zurechtzuweisen und stand beinahe rauchend mit in die Hüften gestemmten Armen am Büffet, den Blick starr auf Tysons Rücken geheftet. Tyson nahm eine Hand vom Tablett und kratze sich verlegen am Hinterkopf, wodurch jedoch sein Glas gefährlich ins Schwanken gerat. Nur gerade so konnte er es vor dem Absturz retten.

Raika beobachtete amüsiert, wie nach und nach alle sich an den Tisch setzten und mit dem Essen anfingen. Gregor wackelte ungeduldig hin und her, da alle um ihn herum bereits am Essen waren, nur er nicht. Und Raika wusste genau, dass ihr Sohn gewaltigen Hunger hatte.

„KAI!“ Gregor legte sich mit ausgestreckten Armen über den Tisch. Kai war als Letzter vom Büffet zurückgekommen und hatte zwei Tabletts in den Händen. Ein genervtes Seufzen entfuhr ihm, als er seinen ungeduldigen Bruder sah.

„Du bist ja fast so schlimm wie Tyson.“ Ein strafender Blick genügte aber, um dass sich Gregor ordnungsgemäß auf den freien Stuhl neben seiner Mutter setzte, sodass Kai das Tablett vor ihn hinstellen konnte. Der kleine Teller sah nicht weniger Überladen aus wie der von Tyson, jedoch alles etwas sauberer aufeinander gehäuft.

„Danke schön, Großer!“ Raika schaute kurz auf und lächelte, ließ ihren Blick jedoch sofort wieder Richtung Teller wandern, wo Gregor sich bereits mit den Stäbchen vom zweiten, größeren Teller bediente. Hastig schnappte sie sich das zweite Paar Stäbchen und ihren Teller, um überhaupt noch was vom Essen abzubekommen.

„Oh wie nett von dir, deiner Mutter und deinem Bruder was zu essen mitzubringen!“ meinte Kevin spitz und es klang schon fast ein wenig sarkastisch. Kai zwang sich, diesen Unterton nicht zu hören. Er wollte nicht jetzt schon Ärger anzetteln, dazu würde es später vermutlich noch öfters kommen.

„Ich bin ja auch nur ein Mensch.“ Entgegnete er gespielt gelassen und begann selber zu essen. Die Anderen schauten ihn ein wenig verwirrt an, sagten jedoch nichts.

Raika hob misstrauisch eine Augenbraue, schüttelte danach aber kaum merklich den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihr Essen. Einen Kommentar dazu verkniff sie sich. Jedenfalls noch, doch das würde sich bald ändern, wenn es so weiter geht.

Die bedrückte Stimmung änderte sich schlagartig, als die Tür des Speisesaals aufging. Die Meisten schauten auf und ein überraschtes Raunen erfüllte den Tisch. In der Tür standen drei junge Schönheiten begleitet von einem adrett gekleideten Herrn.

Black Flowers!

So, hier das heiß erwartete 4. kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch ^^

Und ein REISEN Danke nochmals an alle Kommi-schreiber. Ihr habt mcih sehr motiviert, hieran weiter zu machen*knuff*
 

4.Kapitel- Black Flowers!
 

„Die BladeBreakers und die White Tigers. Welch ein Vergnügen, euch kennen zu lernen. Wenn wir uns vorstellen dürften: wir sind die Black Flowers. Ich bin der Betreuer. Mein Name ist Thalim Shala.“ Die kleine Gruppe war an den Tisch der beiden essenden Teams herangetreten, voran ein in einen hellen Anzug gekleideter Mann mit dunkler Haut, schwarzen Haaren und deutlichem Akzent, scheinbar indischer Abstammung. Hinter ihm standen die drei Mädchen, alle scheinbar um die 16 Jahre alt. Das größte der Mädchen trat einen Schritt vor, direkt neben ihren Betreuer und schaute mit einem entzückenden Lächeln durch die Runde. Ihre langen violetten Haare waren gekonnt zu einem Knoten hochgesteckt und ihr sportlich-freizügiger Look betonte ihre makellose Figur.

„Mein Name ist Sura Katzaron. Ich bin die Leaderin des Teams. Die beiden Damen hinter mir sind Panti Garu…“ sie deutete auf die Kleinste im Team, die mit ihren kurzen, dunkelgrünen Haaren und dem Punk-Look aus der Gruppe herausstach. „…und Elizabeth Mc Lloyd.“ Sura deutete auf das letzte Mädchen, das etwas unbeholfen dastand und an ihrem langen weißen Kleid herum zupfte. Sie war die einzige mit hellen Haaren im Team. Ihre goldenen Locken waren zu einem Zopf geflochten.

„Es ist eine große Ehre für uns, euch kennen zu lernen und an dieser Qualifikation teilnehmen zu können. Ich freue mich darauf, in den Endrunden gegen euch antreten zu dürfen.“ Die Leaderin des Teams hatte ihre kleine Ansprache beendet und lächelte immer noch strahlend in die Runde.

„Oh, auch uns ist es ein Vergnügen euch kennen zu lernen.“ Lee war aufgestanden und hielt ihr freundschaftlich die Hand entgegen. Er schien von der ersten Minute ihrer Anwesenheit von ihr fasziniert gewesen zu sein und musterte unauffällig ihren perfekten Körper.

Suras Lächeln hingegen verlor gleich ein wenig seines Scharmes, doch sie gab ihm trotzdem die Hand. Für sie war es offensichtlich nur eine förmliche Notwendigkeit.

„Wir sind schon gespannt, wie ihr euch in der Qualifikation schlagen werdet!“ Tyson war bereits wieder Feuer und Flamme für den kommenden Kampf und grinste siegessicher wie immer.

„Oh ja, es wird sicherlich interessant bereits in der Qualifikation gegen die amtierenden Weltmeister antreten zu dürfen.“ meinte Sura wieder etwas vergnügter und kam zum hinteren Teil des Tisches, an dem die BladeBreakers saßen. Ihr Blick blieb an Kai hängen, den sie kurz mit einem feinen Rotschimmer auf den Wangen von der Seite betrachtete, sich dann aber wieder Tyson zuwandte.

„Ich glaube, da muss ich dich vermutlich enttäuschen. Es dürfte ziemlich wahrscheinlich sein, dass wir alle als Favoriten an die Spitze der drei Gruppen gesetzt werden und somit nicht gegeneinander kämpfen werden, da jeweils das beste Team jeder Gruppe für die WM automatisch qualifiziert wird.“ Raika blickte Sura über den Rand ihres Glases hinweg an und beobachtete jede Regung von ihr. Das ganze Team war ihr mehr als suspekt. Soweit sie wusste, war Elizabeth die Tochter einer reichen englischen Familie in Indien und Sura mit ihren pakistanischen Wurzeln eine Art Magd für sie. Von ihrem öffentlichen Verhalten her könnte es genau anders herum sein: Sura war selbstbewusst, bewahrte stets ihre Haltung und redete sehr förmlich und leicht geschwollen während sich Elizabeth stark im Hintergrund hielt und man sie kaum bemerkte. Diese Panti war Inderin, mehr hatte sie nicht über sie herausfinden können, obwohl sie recht guten Zugriff auf die BBA-Datenbanken hatte. Und der Betreuer war der stellvertretende Chef der BBA in Indien, der sie höchstpersönlich begleitete. Soweit sie wusste ein unglaublicher Frauenheld.

„Meine Liebe, das wusste ich ja noch gar nicht. Ich danke ihnen für diese Information. Ich kenne die beiden Teams schon aus dem Fernsehen, doch sie sind mir gänzlich neu. Mit wem habe ich die Ehre?“ Kaum hatte Raika daran gedacht, schon stand dieser Herr Shala neben ihr in einer leichten Verbeugung und musterte sie sehr deutlich. Dabei hatte sie nicht mal so eine schöne Figur. Schlank war sie ja noch nie gewesen. Misstrauisch senkte sie ihr Glas und stellte es wieder auf den Tisch. Dieses aufgesetzte Verhalten hasste sie wie die Pest und dazu dieser scheußliche indische Akzent im seinem Englisch; aber wenn er es so haben wollte, sollte er es auch bekommen. Raika setzte ihr überheblichstes Lächeln auf, das sie schaffte und antwortete in einem gelassenen, rechthaberischen Ton:

„Nun, wenn sie ihre Arbeit bei der BBA besser machen würden, hätten sie das gewusst, Herr Shala. Mein Name ist Raika Hiwatari und ich versichere ihnen: die Qualifikation wird das Einzige sein, was sie und ihr Team schaffen werden.“ Sagte sie in ihrem schönsten, akzentfreiem Englisch und ihr Lächeln verfinsterte sich schlagartig, dann drehte sich Raika um und kümmerte sich um Gregor, der vor lauter neuen, unverständlichen Menschen um ihn herum aus Versehen sein Essen über den Teller hinaus verteilt hatte.

„Oh, ich bitte sie, seien sie nicht so voreilig. Geben sie uns doch eine Chance, uns zu beweisen. Dann werden wir ja sehen, ob wir in der WM eine Chance auf Gewinnen haben oder nicht. Aufgrund ihres Namens nehme ich an, dass sie Kais Mutter sind, liege ich da richtig?“ Shala ließ sich scheinbar nicht beirren und rückte Raika noch weiter auf die Pelle. Gut, das war genug, jetzt würde sie…

„Entschuldigen sie, aber meine Mutter hat kein Interesse an einer Konservation mit ihnen. Haben sie das verstanden?“…auf Kais neu entwickelten Familien-Beschützer-Instinkt vertrauen und ihn die Sache regeln lassen. Verwundert schaute Raika zu Kai rüber, dann lächelte sie dankbar. Kai währenddessen schaute Shala mit seinem typischen finsteren Blick an, so dass dieser doch den Kürzeren zog, seine Mädels nahm und sich einen Tisch ein Stück weiter niederließ.

„Musstest du sie so vergraulen? Sie waren doch ganz nett!“ Tysons Protest traf bei Raika wie bei Kai auf taube Ohren.

„Also ich fand sie auch ganz nett. Vielleicht hätte ich dann einen Blick auf ihre Blades werfen können. Dann hätte ich schon mal eine Ahnung, welche Typen sie verwenden.“ Auch Kenny meldete Widerstand an, doch beiden war anzusehen, dass sie einfach nur vom Aussehen der drei Mädchen beeindruckt waren. Hilary und Daichi waren da weniger begeistert.

„Also dieses aufgesetzte Getue will ich mir nicht weiter anhören. Und wie dieser Kerl sich an Raika rangeschmissen hat. Dabei ist sie eine verheiratete Frau und Mutter!“ empörte sich Hilary lautstark und schaufelte ihr Essen in sich rein.

„Danke für die Anteilnahme!“ kam es amüsiert von Raika, die skeptisch auf Kais leeren Teller blickte und dann auf ihren schaute, der immer noch halb voll war.

„Warum bist du schon fertig?“

„Weil ich nicht die ganze Zeit rumgeschwafelt habe.“ Kai stützte gelangweilt den Kopf auf den Händen auf.

„Was machen wir eigentlich nach dem Essen?“ nuschelte Daichi gerade noch verständlich mit vollem Mund.

„Also ich muss noch ein wenig arbeiten und der Kleine muss in die Badewanne. Was ihr heut macht, ist mir reichlich egal.“ Diesen Kommentar hätte sie lieber nicht sagen sollen, denn Tyson machte sofort Pläne mit den anderen Jungs, die drei Mädels vom neuen Team besser kennen zu lernen.

„Wenn ihr die Mädels aufreißen wollt, könnt ihr das ja gerne machen. Mao, wollen wir irgendwas zusammen machen?“ Hilary wandte sich an die Pinkhaarige, die sofort begeistert bei der Sache war.
 

Das Essen war daraus hinausgelaufen, dass die meisten Jungs zusammen mit den Blade Flowers zusammen die Umgebung rings um das Dorf erkunden gegangen sind. Meister Tao, der Begleiter der White Tigers, hat sich ins Haus verabschiedet, Hilary und Mao sind ebenfalls verschwunden.

„Kann ich mit zu euch kommen? Sonst hab ich nichts weiter zu tun…“ meinte Ray und schaute lächelnd zu Kai,Gregor und Raika, die die einzigen waren, die noch übrig waren.

„Klar, kein Problem. Wie gesagt, ich muss noch arbeiten, also könnt ihr euch um Gregor kümmern.“ Raika nahm den Kleinen an der Hand und lief zum Haus zurück, dicht gefolgt von Kai und Ray.

„Das ist also deine Mutter. Sie ist ziemlich nett.“ meinte Ray und versuchte es so nebensächlich wie möglich klingen zu lassen.

„Ah.“ war die einzige Antwort von Kai.

„Meine Güte, du machst sogar jetzt noch so ein Geheimnis um deine Familie, wo wir doch ohnehin fast alles wissen? Außerdem kannst du mir vertrauen, wir sind doch Freunde.“ Ray seufzte und schaute Kai beleidigt an. Es war ihm schon immer ein Rätsel gewesen, warum sein ehemaliger Leader so ein großes Mysterium um seine Familie und so ziemlich alles über sich selbst macht.

„Du weißt, dass ich einfach ungern rede.“ kam nun doch endlich eine etwas bessere Antwort.

„Ach und warum? Schaden tut es dir nicht.“

„Ich weiß.“

„Also: WARUM?“ Ray wollte nicht nachgeben. Normalerweise hätte er jetzt aufgehört, doch Kai schien heute irgendwie anders zu sein als sonst und das wollte er einfach ausnutzen.

„Weil er sich einfach nicht daran gewöhnen kann, deshalb.“ antwortete Raika an Kais Stelle und blieb stehen, sodass die beiden Jungs aufschließen konnten. Ray schaute irritiert.

„Er ist schlicht und ergreifend verklemmt. Es hat mich mehr als ein Jahr intensivste Nervenmassage gekostet um Kai jedenfalls in seinen eigenen vier Wänden etwas lockerer zu bekommen. Und ich war dabei nicht gerade zurückhaltend, immerhin bin ich seine Mutter und sein Machogetue stört mich rein gar nicht.“ erklärte die Deutsche munter drauf los und blickte immer wieder vielsagend von Ray zu Kai.

„Ach wirklich? Wie weit aufgetaut ist er denn zu Hause?“ Jetzt war Rays ungeheure Neugierde erwacht. Wenn er es nicht aus Kai rausbekam, dann aus seiner Mutter!

„Also ich weiß ja nicht wie oft du ihn schon Lachen gesehen hast. Ich darf dieses Wunder der Natur doch recht oft miterleben.“ Ein breites Grinsen zierte Raikas Gesicht, während Kai neben ihr ziemlich genervt dreinschaute.

„Oh, also kann er tatsächlich lachen? Ich hab ihn ja schon lächeln gesehen, aber Lachen ist dann ja doch noch was anderes.“ grinste Ray zurück und war sichtlich erstaunt über diese Information.

Kai schnaufte genervt und schaltete auf Durchzug.
 

Am anderen Ende der Stadt beim China Tower saßen die restlichen Mitglieder der BladeBreakers und der White Tigers zusammen mit den Blade Flowers in einem Café und unterhielten sich. Oder eher: die Jungs flirteten die Mädchen an.

„Was ist deine Lieblingsfarbe?“ fragte Lee Sura. Diese pustete genervt eine lose Haarsträhne aus ihrem Gesicht und schien langsam am Ende ihrer Kräfte zu sein.

„Meine Lieblingsfarbe ist rot.“

„Wo wohnst du?“ Nun war auch Kevin so dreist, Sura direkt eine Frage zu stellen. Bis jetzt hatte er sich der recht dominanten Leaderin gegenüber zurückgehalten und lieber die anderen beiden Mädchen mit seinen Fragen gelöchert.

„Ich lebe in Delhi, Indien. Meine Familie ist schon seit Generationen bei Ellys Eltern angestellt. Unser Haus steht auf ihrem Grundstück, somit sind wir beide miteinander aufgewachsen.“ Überraschte Blicke wanderten zwischen Sura und Elizabeth hin und her.

„Bist du reich oder so?“ fragte Tyson neugierig an Elizabeth gerichtet. Er hatte so die Vermutung, dass seine Annahme der Wahrheit entspricht. Mit reichen Leuten kannte er sich immerhin mittlerweile aus beziehungsweise kannte er genügend von denen persönlich. Man nehme seinen Teamleader. Der galt nach seinem Wissen zu den zehn reichsten Jugendlichen Japans.

„Ehm, ja, meine Eltern entstammen einer alten englischen Adelsfamilie aus der indischen Kolonialzeit. Bis heute haben wir sehr große Ländereien und mein Vater leitet eine angesehene IT-Firma.“ antwortete Elizabeth schüchtern aber dennoch sehr förmlich. Darauf ging ein Raunen durch die Runde, nur Sura schaute abschätzig zu Elizabeth, während Panti unbeteiligt in ihrem Tee rumrührte. Dabei wurde sie aufmerksam von Daichi beobachtet, der das ganze Geflirte um ihn herum nicht nachvollziehen konnte. Doch diese Panti hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, da sie einfach nicht in das Bild des Teams hereinpasste. Alle wirkten so förmlich und hochgestochen, immer fein angezogen. Sie trug hingegen dunkle Sachen, Nietengürtel und Ketten. Und sie hatte bis jetzt noch kein Wort gesprochen.

„Fast wie Kai irgendwie.“ raunte ihm Kenny ins Ohr, der Daichis skeptisches Mustern bemerkt hatte.

„Ja, hab ich mir auch gedacht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie die besten Blade-Fähigkeiten im Team hat.“ schwallte dieser rum, um in aller erster Linie klug zu klingen. Aber er hatte wirklich ein seltsames Gefühl, was diese Panti anging.

„Ich weiß was du meinst.“ Kenny nickte zustimmend und setzte zu einer Hypothese seinerseits an, als er von Tyson gestört wurde.

„Hey, was flüstert ihr beiden da drüben?“

„Nichts was dich angeht, du unfähiger Mädchenschwarm!“ Daichi streckte ihm frech die Zunge heraus und stand dann auf.

„Wo willst du hin?“ rief Lee ihm hinterher, doch Daichi schien es zu ignorieren und lief einfach weiter.

„Warum ist er denn jetzt schon wieder abgehauen?“ Tyson seufzte, und ließ das Thema Daichi damit fallen. Die Mädels waren interessanter.

„Also, wie seid ihr nochmal zusammengekommen?“

Kenny seufzte nur bei diesem abrupten Themenwechsel und schlürfte an seinem Tee. Das würde noch ein sehr langer Abend werden.

Kurz spielte er mit dem Gedanken, Daichi hinterher zu gehen und diesem Verhör zu entgehen, aber dann entschieden auch seine Hormone sich für die Informationen über die Mädels. Stellvertretend für sein Gehirn versteht sich. Das wurde in solchen Fällen kurzerhand abgestellt.

Baden mit Gregor

So, hier das neue Kapi. Ich hoffe, ihr freut euch und in den nächsten Tagen kommt auch noch ein kleines Fanart dazu. Also viel spaß^^
 

5.Kapitel – Baden mit Gregor
 

Gerade eben waren sie vom Essen zurückgekommen. Die Jungs hatten sich auf das Sofa gesetzt, oder eher Ray und Kai haben sich hingesetzt und Gregor hatte sich auf sie gestürzt um mit Kai zu kuscheln. Genervt schaute er zu Gregor auf seinem Schoß runter, während dieser breit grinsend zu ihm hinauf schaute.

„Der kleine kann einen ganz schön um den Finger wickeln oder?“ meinte Ray stichelnd und blickte neugierig Kai von der Seite an.

„Allerdings. Es ist fast nicht auszuhalten.“ bedauerte Kai und seufzte.

„Aber nur fast oder wie?“ lachte Ray und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

Raika setze sich an den Esstisch, wo ihr Laptop bereits hochgefahren auf sie wartete, und checkte ihre Mails, nur um dann entrüstet feststellen zu dürfen, dass ihre geschätzten Kommilitonen von der Uni es nicht auf die Reihe gebracht hatten, ihr die Unterlagen zu schicken.

„Ich glaub es nicht! Diese Idioten! Kaum ist man mal nicht da, schon legen sie sich auf die faule Haut und machen nichts mehr!“ fluchte Raika lauthals durch das kleine Haus und zog damit die Aufmerksamkeit der drei Jungs auf dem Sofa auf sich.

„Was ist denn passiert?“ irritiert über diesen Wutausbruch drehte sich Ray auf dem Sofa so, dass er Raika anschauen konnte.

„Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich noch Studentin. Und im Moment arbeite ich an meiner Abschlussarbeit. Damit ich während meiner Fehlzeit auch weiter daran arbeiten kann, müssen mir meine Teammitglieder regelmäßig die Testergebnisse und Analysen zuschicken, damit ich meine Theorien ausarbeiten kann. Aber nein, die faulen Hunde bringen es ja nicht zu Stande, mir das Zeugs zu schicken.“ ihrer Kehle entwich ein genervtes Knurren, dann griff sie beherzt zum Handy und suchte die entsprechenden Nummern raus. Dann verabschiedete sie sich zum Telefonieren nach draußen. Trotzdem hörte man noch Teile ihres Gezeters bis ins Haus.

„Was studiert deine Mom eigentlich?“ fragte Ray und drehte sich wieder zu Kai.

„Eigentlich Biologie, aber ihre Arbeit ist ziemlich fächerübergreifend. Eigentlich hat es ziemlich viel mit Physik zu tun. Und mit unseren BitBeasts.“ erklärte Kai und piekte nebenbei Gregor die ganze Zeit in die Seiten, welcher jedes Mal lachend zusammenzuckte.

„Mit unseren BitBeasts? Wie ist sie denn darauf gekommen? Ich mein als Biologiestudentin.“ Ray war sichtlich irritiert. Für ihn war Drigger bis jetzt nichts anderes als ein guter Freund und nützlicher Partner im Kampf gegen andere Blader.

„Wie wird sie wohl auf BitBeasts gekommen sein? Kaum dass ich bei ihnen eingezogen war, hat sie mich auf Händen und Knien angefleht, ihr einmal Dranzer in Aktion zu zeigen. Sie hat nämlich einen ziemlichen Fantasy-Tick. Auf jeden Fall war sie tierisch begeistert davon und dann fing sie an, über die BitBeasts Vermutungen aufzustellen. Vor allem wo sie her kommen und wie sie in unserer Welt erscheinen können. Natürlich auch warum sie nur von bestimmten Leuten gesehen werden können. Mittlerweile hat sie da sich schon zur Expertin gemausert. Das Ganze ist ziemlich kompliziert und untersteht noch der Geheimhaltung. Allerdings müssen ich und mein Dad immer als Versuchskaninchen herhalten.“

Ray hatte Kais Erklärung aufmerksam zugehört und alles mit wachsendem Interesse verfolgt. Er hatte die Sache mit den BitBeasts noch nie wissenschaftlich betrachtet. Doch jetzt machte das alles Sinn. Natürlich mussten die BitBeasts ja auch irgendwo her kommen und ihre Kräfte von irgendwo her beziehen. Dass man dass alles untersuchen konnte, wunderte ihn allerdings schon. Aber wie Kai es gesagt hatte: so lang Raika mit ihrer Arbeit noch nicht fertig war, würde sie vermutlich nichts darüber preisgeben. Daher konzentrierte er sich mit seinem Verhör lieber auf ein anderes Thema, was ihn ebenfalls irritierte.

„Dein Dad kann auch bladen?“ Eben. Soweit Ray wusste, verstanden sich Kai und sein Vater nicht, beziehungsweise hegte Kai einen ziemlichen groll gegen seinen Vater, weil dieser ihn und seine leibliche Mutter allein gelassen hatten, als Kai noch ein Kind gewesen war. Dass Kai bei seinem Vater und seiner Stiefmutter lebte musste doch heißen, dass sie sich irgendwie wieder vertragen hatten. Oder zumindest sich vertrugen. Dass sie dann zusammen Versuchskaninchen spielen mussten, deutete ebenfalls darauf hin. Obwohl sie das auch getrennt konnten, wie Ray in dem Moment gerade auffiel.

„Ja, schon. Er hat mehr oder weniger den modernen Bladesport geschaffen, indem er mit der Produktion von Einzelteilen anfing. Da ist es ja logisch, dass er auch die Praxis beherrscht. Jedenfalls auf der Hobbyebene. Ihm geht es mehr um das Technische.“ Kai hatte bei seiner kleinen Erklärung aufgehört Gregor zu ärgern und dieser schaute nun seinen großen Bruder mit großen Augen an, immerhin redete dieser über ihren Vater!

„Was ist mit Papa?“ Bei „Papa“ benutze der Kleine das deutsche Wort, weil er das einfach toller fand.

„Nichts, schon gut.“ beruhigte Kai seinen kleinen Bruder und knuffte ihn leicht in die Seiten, worauf dieser quietschend zusammenzuckte.

„Du hast deinen kleinen Bruder wirklich ziemlich gern oder?“ Ray konnte nicht anders als grinsen, weil dieses Bild einfach zu niedlich war: der große, sonst so kühle und verschlossene Kai kümmerte sich rührend und liebevoll, wenn auch ein wenig verklemmt( in der Hinsicht hatte Raika wirklich hundertprozentig recht) um seinen kleinen Halbbruder. Rays Grinsen verbreiterte sich noch weiter als er den leichten, Kai offensichtlich sehr peinlichen Rotschimmer auf den Wangen eben diesem sah.

„Du hast dich wirklich verändert Kai!“ lachte Ray und klopfte seinem ehemaligen Teamleader beruhigend auf die Schulter.

„Warum?“ fragte dieser, auch wenn er die Antwort eigentlich schon wusste: er war normal geworden. Er hatte es geschafft, sich ein ganz normales Leben aufzubauen. Er lebte mit seiner Familie zusammen. Natürlich hatte er sich verändert. Und langsam gewöhnte er sich daran, auch andere Menschen in seinem Umfeld an diesen Veränderungen Teil haben zu lassen.

Rays Antwort auf seine Frage war nicht ganz so tiefgründig:

„Naja, du hast wieder deine Ohrringe drin. Und du ziehst ganz normale Klamotten an. Und seit wann lässt du deine Kriegsbemalung eigentlich weg?“ Ray hatte das mit der Kriegsbemalung wirklich erst in diesem Moment realisiert, wo das doch das Offensichtlichste war. Eigentlich hatte er es ja sogar schon von Tyson gewusst, aber es ihm nicht geglaubt und danach vergessen.

„Seit einem Jahr. Eigentlich ziemlich direkt nach der letzten Weltmeisterschaft. Ist dir das wirklich erst gerade aufgefallen?!“ Über diesen Umstand irritiert starrte Kai Ray direkt ins Gesicht. Er konnte sich noch gut an Tysons Reaktion auf das neue Erscheinungsbild des Silberhaarigen erinnern: dieser war total schockiert in die Luft gesprungen und hatte angefangen zu schreien und unverständliches Zeug über den Weltuntergang zu reden. Gut, wir reden hier von Tyson, doch dass Ray erst so spät die Veränderung aufgefallen war, war schon sehr seltsam.

Diesem war dieser Umstand ziemlich peinlich und er rieb sich nervös den Hinterkopf und schaute dabei auf seinen Schoß.

„Wasn hier los?“ Raika war gerade wieder reingekommen und schaute die beiden jungen Männer auf dem Sofa verwundert an.

„Ray hat gerade meinen veränderten Modegeschmack festgestellt.“ antwortete Kai trocken und lehnte sich gemütlich zurück.

„Ahja, gut. Öhm, könntest du vielleicht nachher noch mit Gregor baden gehen und ihn dann ins bett bringen? Ich muss jetzt noch einiges machen; wir haben überraschend zusätzliches Material bekommen, was ich auswerten muss. Das wird ziemlich lang dauern. Wär echt lieb von dir, Großer.“ Raika schaute Kai mit großen Bettelaugen an und lächelte breit. Gefragter seufzte nur genervt und nickte zur Bestätigung.

„Danke schön!“ Und schon war sie auf und davon in ihr Zimmer, kam jedoch gleich wieder mit jeder Menge Schreibutensilien und Unterlagen wieder raus und setzte sich an ihren Laptop.

„Oh, du machst ja sogar richtige Babysitter aufgaben, kaum zu glauben.“ stichelte Ray und grinste Kai an.

„Ja, manchmal schon. Und die heutige werde ich gleich auch in Angriff nehmen, ist immerhin schon gleich um acht. Bettzeit. Also wenn es dich nicht stört, eine halbe Stunde zu warten.“ Noch während er sprach war Kai aufgestanden, hatte Gregor neben Ray auf das Sofa gesetzt und war in Richtung Bad gegangen.

„Au ja, baden! Baden, baden, baden mit Onii-chan!!!“ freute sich Gregor und hüpfte aufgeregt auf dem Sofa herum.

„Nein, nein, kein Problem. Kümmer du dich ruhig nur um deinen Bruder, ich schau dir gespannt dabei zu.“ antwortete Ray und heftete seinen Blick auf Kai, der ziemlich routiniert aussehend vom Bad, wo die Wanne sich langsam füllte, zu seinem und Gregors Zimmer ging. Ein paar Minuten später kam er wieder raus, bewaffnet mit Handtüchern, frischen Klamotten und Shampoo.

„Du bleibst deinen Worten ja echt treu.“ meinte Kai als er gerade erneut aus dem Bad kam um Gregor zu holen.

„Natürlich, was hast du denn erwartet? Es ist einfach zu ungewohnt dich so…führsorglich zu sehen, als sich das freiwillig entgehen zu lassen.“ Ray musste bei diesen Worten breit grinsen. In der Tat war es ziemlich komisch, Kai so normal zu erleben. Wie ein ganz normaler Teenager halt.

„Ich hoffe für dich, dass du nicht auch noch mit ins Bad kommen willst. Wir sind zwar Freunde, aber soweit geht’s nun auch wieder nicht.“ Argwöhnisch blickte Kai Ray an, während er Gregor auf den Arm nahm. Vom Esstisch war nur ein unterdrücktes Prusten zu hören, woraufhin sich die drei Jungs eben in diese Richtung drehten. Gregor grinste breit, Ray schaute verwundert aus der Wäsche und Kai versuchte seine Mutter mit seinen Blicken zu zerstückeln. Besagte Mutter drehte sich um, immer noch versuchend ihr Grinsen zu unterdrücken und winkte den Jungs zu.

„Hey ihr drei. Lasst euch nicht stören. Ich hab nichts gemacht, okay?“ nuschelte sie daher und drehte sich wieder ihrem Laptop zu, um sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, was sich nun noch schwieriger darstellte als zuvor. Warum musste Ray auch so einen Schwachsinn labern? War ja nicht auszuhalten. Vielleicht sollte sie denen doch verklickern, dass sie Yaoi-Fan war und man in ihrer Nähe lieber keine mehrdeutigen Bemerkungen machen sollte. Oder lieber nicht, sonst wird die ganze Reise zu langweilig. Außerdem werden die das noch früh genug bemerken.

„Warum hat sie gerade gelacht?“ flüsterte Ray an Kai gewandt, Raika immer noch mit einem Auge misstrauisch aus dem Augenwinkel beobachtend.

„Ach nichts Besonderes. Macht sie öfters. Vermutlich hat sie nur was Witziges im falschen Moment gelesen. Ignorier sie einfach.“ Man merkte, dass Kai gerade auf 180 war und man konnte schon förmlich die Rauchwolken aus seinem Kopf aufsteigen sehen. Die bösen Blicke, die er seiner Mutter noch immer zuwarf, waren ebenfalls nicht zu übersehen.

„Ich geh jetzt mit Gregor baden. bis dann.“ Und schon war er im Bad verschwunden.
 

Eigentlich hatte Ray damit gerechnet, dass er nun mindestens eine halbe Stunde Zeit hatte, über Goff und die Welt nachzudenken. Oder eher über Kais Lebenswandel und die kommende Weltmeisterschaft. Doch das Klicken der sich öffnenden Haustür riss ihn schon nach ganzen zwei Minuten ruhigem Nachdenkens aus eben gedachten Gedanken.

„Ah, Ray, hier bist du also. Wir hatten uns schon gewundert, wo du bist.“ rief Hillary fröhlich in das Wohnzimmer hinein, während sie sich die Schuhe auszog, dicht gefolgt von Mao.

„Na, hattet ihr Spaß?“ fragte er im Gegenzug.

„Ja, wir haben uns die Stadt angeschaut. Wirklich echt schön, alles viel Moderner als letztes Jahr. Und was hast du so gemacht?“ Mao war mit ihren Schuhen schneller als Hillary und ging lächelnd auf Ray zu. Nur gerade so konnte Hillary den flüchtigen Kuss der Beiden sehen, den sie sich zur Begrüßung gegeben hatten.

„Ihr seid zusammen?!“ Schockiert hatte Hillary mitten in ihrer Bewegung angehalten und starrte die beiden total überrascht.

„War dir das nicht aufgefallen? Das hat man doch im ersten Moment schon gemerkt.“ kam es nüchtern von Raika, die sich kurz umgedreht hatte, um die beiden Mädchen zu begrüßen.

„Was? Das ist dir echt aufgefallen? Also mir nicht, um ehrlich zu sein. Aber schön für euch beide, ich freu mich für euch. Wo sind eigentlich Kai und Gregor?“ fragte Hillary, um von der Pärchen-Geschichte abzulenken. Sie mochte das Thema nicht sonderlich gern, weil sie selber immer noch Single war und keinerlei Erfahrung mit Männern hatte. Außer es ging darum, sie durch die Gegend zu jagen, aber das war nicht gerade förderlich.

„Sind zusammen Baden. Raika hat zu viel zu tun, so musste Kai das Baden übernehmen.“ Auf Rays Gesicht schlich sich wieder ein Grinsen bei dem Gedanken an Kais Bruder-Fetisch.

„Kai mit Gregor in der Badewanne?“ Verblüfft schaute Mao ihren Freund an und musste sich erst einmal hinsetzen.

„Das meinst du doch wohl nicht ernst oder?“ fragte dann auch Hillary und gesellte sich zu den Beiden aufs Sofa.

„Doch, ist es. Nebenbei ist das nicht mal groß selten. Kai kümmert sich eigentlich ziemlich gern um den Kleinen, auch wenn er das nicht gern zugibt.“ Um Raikas Lippen bildete sich bei diesen Worten ein fieses Grinsen. Sie liebte es, über Kais Privatleben zu reden, genau wissend, dass er das wie die Pest hasste.

„Du weißt schon, dass ich dich hier drin hören kann oder?“ kam der genervt klingende Kommentar aus dem Bad, worauf hin Raikas Grinsen noch breiter wurde.

„Klar, deswegen hab ichs ja auch gesagt.“ meinte sie mit gedämpfter Stimme, damit es dieses Mal nicht bis ins Bad hörbar war.

„Das ist echt gemein. Wenn das bei euch daheim immer so ist kann ich nachvollziehen, dass Kai bis jetzt nie darüber gesprochen hat.“ Hillary fand es recht seltsam, dass Raika als Kais Mutter, wenn auch nur Stiefmutter, ihn so schikanierte.

„Ach der kann das ab. Hat schon schlimmeres hinter sich.“ Raika zuckte nur mit den Schultern und drehte sich wieder in Richtung Laptop, als auf einmal ihr Handy anfing zu klingeln. Genervt nahm sie es in die Hand und schaute auf das Display, um zu schauen, wer da anrief. Mit einem Schlag schlug ihr Gesichtsausdruck dann in Verblüfftheit um, als sie den Namen sah.

„Ja hallo, warum rufst du denn auf meinem Handy an?“ fragte sie frei raus in fließendem Englisch.

„Ach, ja klar, der is grad mit Gregor in der Badewanne. Hat sein Handy vermutlich im Zimmer vergessen. Wart kurz, ich reich dich mal weiter.“ Mit einem breiten Grinsen stand Raika auf, das Handy immer noch am Ohr und ging zum Bad. Ohne Anzuklopfen machte sie die Tür auf und marschierte rein.

„Hör auf so dämlich zu grinsen und gibs her.“ maulte Kai und griff nach dem ihm hingehaltenen Handy, was zu seinem Glück aber die anderen nicht sehen konnten, da die Badezimmertür außerhalb der Sichtweite vom Sofa war.

Als Raika wieder aus dem Bad kam, wurde sie von drei Auren der Neugierde förmlich erschlagen.

„Meine Güte, er ist mein Sohn, ich darf ihn nackt sehn!“ verteidigte sie sich und schüttelte verwirrt den Kopf.

„Was, nein, das meinten wir nicht….Bitte was? NACKT?!“ entfuhr es Hillary und ihre Augen nahmen gefühlte Tellergröße an.

„Ehm ja, für gewöhnlich badet man nackt. Also so handhaben wir das bei uns in der Familie.“ Langsam irritierte Raika das ganze schon. Das sie Hillary so aus der Reserve locken konnte mit so einer nebensächlichen Bemerkung.

„Ehm ja, aber er ist immerhin schon 17! Regt er sich nicht auf?“ Selbst Ray war das doch sehr suspekt. Selbst er würde sich über so etwas Aufregen! In dem Alter war das doch nicht mehr normal. Obwohl Kais Leben und er selbst ja noch nie wirklich normal waren…

„Oh, ich hab ihn schon bei ganz anderen Sachen erwischt. Da ist das hier harmlos.“ Wieder schlich sich so ein böses Grinsen auf Raikas Gesicht, was Ray einen kalten Schauer über den Rücken und böse Vorahnungen bescherte.

„Andere Sachen?“ riefen Hillary und Mao fast synchron.

„Keine Hintergrundinformationen. Da müsst ihr ihn schon selber fragen. Das ist selbst mir zu gefährlich.“

„Und mit wem telefoniert er da?“

„Das ist sogar noch gefährlicher. Daher schweige ich auch dazu und begebe mich wieder an meine Arbeit.“ Verschmitzt lächelnd setzte sich Raika wieder an den Tisch, fühlte sich aber stark beobachtet.

Mao gab das Starren als erstes auf und seufzte.

„Also ich kann immer noch nicht glauben, dass es wieder mal Zeit für die Weltmeisterschaft ist.“

„Ja stimmt, Es ist jetzt schon das vierte Mal für uns. Ganz schöne Leistung. Vor allem der Themensprung.“ stichelte Ray.

„Ray~!“ Und schon stürzte sich Mao wütend auf ihn. Hillary brachte sich auf einen der Sessel in Sicherheit und lachte Ray aus, der weiter von Mao verhauen wurde.
 

Ein paar Meter weiter im Bad seufzte Kai nur genervt.

„Was ist?“ drang die Frage aus dem Handy.

„Ach nicht, die sind alle nur mal wieder so wie sie immer sind: laut und nervig.“ antwortete Kai und massierte sich mit der freien Hand die Schläfen.

„Komm, du wirst die vier Wochen auch noch durchhalten.“ kam es aufmunternd aus der anderen Leitung.

„Hoff ich mal….Oi, Gregor, hör auf, auf mir rumzuhopsen!“ Kai hielt seinen Bruder an der Schulter fest und blickte ihn ermahnend an. Wie immer saß dieser auf seinen Beinen, doch durch das rumhüpfen neigte er gerade dazu, zu weit nach oben zu rutschen, was Kai ganz und gar nicht gefiel. Noch weniger gefiel ihm das Lachen seines Gesprächspartners.

„Klappe da drüben.“ nuschelte Kai und zog beleidigt einen Schmollmund.

„Oh, tut mir aber so leid.“

„Dein Mitleid kannst du dir sonst wo hinstecken.“ Eben. Geheucheltes Mitleid konnte er noch weniger leiden als echtes Mitleid.

„Dazu sag ich lieber mal nichts.“ Und da war wieder dieses nervige Lachen.

„Ich hasse dich.“ Kai wusste, dass das nicht ernst gemeint war. Jedenfalls nicht so doll ernst. Sein Gesprächspartner zum Glück auch, denn es kam nur ein „Ich dich auch.“ als Antwort, bevor dieser sich weiter einen ablachte. Kai ignorierte das einfach und genoss einfach die vertraute Stimme. So wie er es jeden Abend tat.

„Kai?“ kam die leise Frage aus dem Handy.

„Ja?“ Er hatte sich gerade gemütlich zurückgelehnt, da Gregor endlich aufgehört hatte, ihn in fast peinliche Situationen zu bringen.

„Ich liebe dich.“ Kurz riss Kai die Augen verblüfft auf, bevor sich ein weiches Lächeln auf seine Lippen legte.

„Ich dich auch.“

Massage

Tut mir Leid, dass es so lang gedauert hat, bis wieder ein neues Kapitel da ist, aber viele Sachen haben mich während des Sommers förmlich aufgefressen und meine Kreativität in ein Schwarzes Loch geschupst, weshalb ich erst jetzt wieder dazu gekommen bin, das Kapi fertig zu schreiben. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen. Ich werde verscuhen, das nächste jetzt wieder etwas schneller zu schreiben.

Now enjoy!
 

6.Kapitel- Massage
 

Genervt, verspannt und angepisst vom Feinsten ließ sich Raika mit einer kalten Wasserflasche in der Hand auf eine Bank fallen. Bis jetzt war der Tag stressig gewesen: Anträge ausfüllen, das Team eintragen, Telefonate führen. Halt die ganzen organisatorischen Dinge erledigen, die sie so tun musste. Doch das Schlimmste daran waren nicht die Berge von Formalitäten sondern der Stalker, der hinter ihr her war. Nun ja, ein richtiger Stalker war Thalim Shala nun nicht, doch der Betreuer der Blade Flowers nutzte jede Gelegenheit, um sie anzugraben. Und von diesen Gelegenheiten gab es viele, da er scheinbar nur darauf zu warten schien, dass sie an der nächsten Antragstelle ankam, bevor auch er dort „zufällig“ eintraf. Natürlich immer beteuernd, was für ein „Glücklicher Zufall“ es sei und das das Schicksal sein muss.

So ein Gewäsch.

Raika hatte ihn immer betont freundlich abgewiesen und ignoriert und war schlussendlich mehr oder weniger vor ihm geflüchtet, um ihre Ruhe zu haben, aber sie vermutete, dass das nicht das Ende war.

Und als hätte der Teufel ihre Gedanken gelesen, erschien Shala auch schon in ihrem Blickfeld.

///Okay, was nun? Wegrennen ist zu offensichtlich. Aber ich will nicht mit ihm reden. Wo sind nur die ritterlichen Helden, die den Maiden in Nöten zu Hilfe eilen? Wo ist Kai schon wieder?!/// Natürlich erhörte sie nun kein höheres Wesen und schickte ihr jemanden zur Hilfe. Natürlich, wäre auch zu schön gewesen. Deprimiert seufzend nahm sie einen langen Schluck aus ihrer Wasserflasche und machte sich innerlich auf die Konfrontation mit Shala bereit. Konnte doch nicht so schwer sein, dem Kerl klar zu machen, dass man nichts von ihm wollte…

„Ach, welch erneuter Zufall! Da treffen wir uns ja schon wieder!“ ertönte es auch schon fröhlich neben ihr.

Warum hatte Raika eigentlich die Augen wieder geöffnet? Sie hätte sich ja auch einfach tot stellen können. Obwohl, das hätte er bestimmt für eine Mund-zu-Mund-Beatmung ausgenutzt. Igitt!

Bei diesem Gedanken lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken und sie schüttelte unweigerlich den Kopf, um wieder zurück auf das eigentliche Thema zu kommen und nicht ihrem viel zu fantasievollem Kopfkino zu erliegen.

„Herr Shala, ich bitte Sie aufrichtig: LASSEN SIE MICH IN RUHE ODER ICH ZEIGE SIE WEGEN STALKENS AN!“ Raikas Gesichtsausdruck glich der einer Furie. Sie hatte ihn an diesem Tag schon oft genug abgewiesen, aber scheinbar war das zum einen Ohr hinein und zum anderen Ohr wieder heraus geflogen zu sein. Daher hoffte sie, dass diese, nun, etwas offensivere Taktik mehr Erfolg aufzeigen würde.

„Aber meine liebe Frau Hiwatari, ich verfolge sie doch nicht!“ verteidigte sich Shala mit einem breiten, höflichem Grinsen auf dem Gesicht, doch Raika konnte es in seinen Augen sehen, dass er da nicht ganz wahrheitsgemäß war.

„Ach ja? Das sind aber viele Zufälle. Zu viele für meinen Geschmack. Lassen sie mich in Zukunft in Ruhe oder sie werden Ihr blaues Wunder erleben! Ich möchte nicht auf juristische oder gar firmeninterne Verbindungen zurückgreifen.“ Ihr drohender Blick bohrte sich förmlich in Shalas, der etwas irritiert einen Schritt rückwärts ging.

„Firmeninterne Verbindungen?“ fragte er verunsichert, was seinen scheußlichen Akzent noch stärker hervor hob.

„Sagen wir, ich bin per-du mit dem jetzigen wie auch dem zukünftigen Präsidenten der BBA.“ Raikas Lippen verzogen sich zu einem hinterhältigen, fast schon machtgeilen Lächeln, als sie den nun doch offensichtlich eingeschüchterten Shala vor sich stehen sah. Wie sie es sich gedacht hatte, hing dieser doch sehr an seiner Position, und diese nun so in Gefahr zu sehen, ließ ihn scheinbar ziemlich schlucken.

Zufrieden mit sich selbst, drehte sie sich um und ging zurück in Richtung Wohnhaus.

„Ich hoffe für sie, dass sie mich verstanden haben, Shala.“ Damit war die Angelegenheit für Raika erledigt. Vorerst.
 

„Boah, ich kann net mehr. Dieser Shala is die reinste Nervensäge!“ Raika ließ sich entnervt auf die Veranda fallen, welche das Wohnzimmer mit dem Garten verband. Es war früher Nachmittag und Tyson hielt gerade ein Trainingsmatch gegen Daichi ab, Hillary feuerte sie an, Kenny dokumentierte den Kampf mit seinem Laptop, Kai beobachtete das Match einfach so und Gregory spielte gelassen mit ein paar Spielzeugautos am Ende der Veranda.

„Sieht das nicht genauso aus wie bei dir hinterm Doujo aus, Tyson?“ Sie hatte mal ein Foto von Tysons Garten gesehen und der Garten hier erinnerte sie doch ziemlich daran.

„Ja es sieht so aus und nebenbei redest du gerade Deutsch.“ antwortete ihr Kai und löste sich aus dem Schatten des Baumes, an den er sich angelehnt hatte um Tyson beim Training zuzusehen.

„Oh, sorry.“ Ein verlegenes Lächeln und einmal tief durchatmen und schon war der Stress des Tages und Shala vergessen und sie wieder nahtlos ins Japanische gewechselt.

„Nebenbei ein scheußliches Deutsch. Woher hast du diesen grässlichen Mischakzent nochmal?“ Kai war zu Raika gegangen, vorbei an seinem ihm verwundert hinterherblickenden Teamkollegen, und hatte sich neben seine Mutter auf die Stufen der Veranda gesetzt. Nun schaute er sie von der Seite an mit diesem unverwechselbaren kecken Gesichtsausdruck und diesem kaum sichtbarem Schmunzeln um die Lippen.

Raika war klar, dass er sie aufziehen wollte, immerhin wusste er ganz genau warum sie so einen komischen Dialekt im Deutschen hatte und das sie diesen nicht gerade leiden konnte.

Sie schaute ihm tief in die Augen, kniff diese dabei misstrauisch zusammen und schnaufte ihren Sohn einmal an, bevor sie sich wieder grinsend von ihm abwandte, um sich nach hinten auf ihre Arme abzustützen und die Sonne zu genießen.

„Solltet ihr nicht eigentlich trainieren?“ maunzte sie den Rest des Teams an, der angesichts dieser Szenerie wie angewurzelt in ihrem Tun innegehalten hatte und die Beiden beobachtet hatte.

„Ehm…“ Verlegen kratzte sich Tyson am Hinterkopf, bevor er sich wieder Daichi zuwandte und diesem zu einem neuen Match aufforderte, welches auch gleich begeistert angenommen wurde. Kenny vertiefte sich wieder in die Daten auf seinem Laptop und Hillary versuchte sich krampfhaft nicht anmerken zu lassen, dass sie die Beiden immer noch aus dem Augenwinkel heraus beobachtete.

„Also hast du heute schon trainiert? Und ich meine offiziell. Nicht dein kleines Geheimtraining, was du jeden Morgen abhälst bevor die anderen aufstehen.“ Natürlich war Raika nicht entgangen, dass sie immer noch beobachtet werden und war wieder ins Deutsche gewechselt. Nun hatte sie den Kopf schief gelegt und schaute Kai ernst an, doch weiterhin mit diesem schiefen Lächeln im Gesicht, so als würde sie etwas quälen.

„Ja, ich hab die beiden Hohlköpfe zweimal fertig gemacht und sie dreimal ums Haus gejagt.“ meinte er ebenfalls in Deutsch.

„Zufrieden?“ fragte er und zog skeptisch die Augenbrauen nach oben.

„Nein, nicht wirklich. Du weißt, dass ich nicht will, dass du so ein Mysterium um dein Training und dein Leben machst. Jedenfalls nicht vor deinen Teamkollegen. Immerhin sind sie deine Freunde. Aber du hast immer noch deinen unglaublichen Dickkopf, auch wenn es sich mittlerweile gebessert hat. Also überanstreng dich einfach nicht, ok?“ Ihr Lächeln wurde aufrichtiger und sanfter, doch Kai konnte nur ein Grummeln von sich geben. Er wusste, dass sie Recht hatte. In ALLEN Punkten. Er seufzte kurz auf und streckte sich danach ausgiebig, weil er eigentlich wieder aufstehen wollte um Tyson noch einmal in den Hintern zu treten. Er hatte gewusst, dass sein Rücken verspannt war, doch es zog unverhofft stark, weshalb sich ein kurzes Schmerzzucken auf seinem Gesicht zeigte. Nur ein Bruchteil einer Sekunde, doch Raika hatte es mitbekommen.

„Verspannt?“ Kai lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, so lasziv und unheilschwanger wie Raika dieses Wort aussprach. Und dazu noch dieses gehässige Grinsen…

Kai nickte nur ergeben und stand auf, nur um ganz auf die Veranda zu gehen. Zwischendurch hatte er sich noch sein Top ausgezogen und ihm waren dabei bestimmt nicht Raikas anerkennende und sehnsüchtige Blicke entgangen, weshalb er nur genervt mit den Augen rollte und sich flach auf den Bauch legte. Raika raffte sich, überflutet mit Euphorie und so neu motiviert, auf und ließ sich ohne auch nur einem Anzeichen von Scharm oder Unbehagen auf Kais Hintern nieder und dehnte sich mit einem lauten Knacken die Finger. Ihr Grinsen wurde immer breiter und die Vorfreude stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Das nächste, was man hörte, war ein sehr lautes, schmerzhaftes Hissen von Kai, weshalb die anderen den Kopf wieder Richtung Veranda drehten, woraufhin sie alle beinahe ohnmächtig umgefallen wären- nun ja nicht ganz, nur Hillary; Kenny hatte sein Gesicht sofort wieder hinter seinem Laptop versteckt um seine errötenden Wangen zu verstecken; Tyson klappte entsetzt der Mund auf und Daichi stand genervt da, weil sein Matchpartner wieder einmal abgelenkt worden war.

„Hubs, sorry. Geht’s wieder?“ Gespielt besorgt beugte sich Raika zu Kais Gesicht hinunter.

„Schon gut, schon gut, ist ja nicht so, dass ich das nicht von dir gewöhnt wäre. Außerdem tut es am Anfang nun mal weh.“ Kai bereute seine Wortwahl genau in dem Moment, indem er Raikas ersticktes Lachen hörte bzw. die davon herrührenden Erschütterungen auf seinem Rücken. Genervt und über sich selbst frustriert donnerte er seine Stirn gegen die Holzlatten der Veranda während er darauf wartete, dass sich seine Mutter wieder einbekam.

„OKAY, was läuft bei euch beiden da?“ Tyson hielt es nicht mehr aus und musste jetzt einfach fragen. Das Ganze war einfach viel zu seltsam. Kai ließ sich da einfach so massieren und zudem hatte er bei seiner Mutter einen scheinbar ziemlich schlimmen Lachanfall verursacht, denn die bekam sich schon seit ein paar Minuten nicht mehr ein und wischte sich nun zum x-ten Mal die Lachtränen aus den Augen.

„Nich-Nichts, wirklich. Er war nu….nur verspannt und da massiere ich ihn halt und er hat…“ allein der Gedanke an Kais verhaunner Formulierung ließ sie in neue Lachanfälle verfallen“ …hat sich einfach blöd ausgedrückt.“ langsam hatte Raika sich wieder beruhigt und Tyson und Co. davon überzeugt, dass zwischen den Beiden nichts ungewöhnliches passiert sei. Kai hatte geschwiegen.

„Das hast du mit Absicht gemacht, nicht wahr?“ raunte sie ihm ins Ohr, bevor sie sich wieder aufrichtete, um ihn weiter zu massieren. Diesmal jedoch etwas sanfter, da ja jetzt ohnehin die gröbsten Verspannungen raus waren.

„Was mir Absicht?“ fragte er und legte den Kopf schief, so dass er sie aus dem Augenwinkel sehen konnte.

„Alles heute.“ Ihr vielsagender Blick ließ Kai verstehen. Eine ganze Zeit lang herrschte Ruhe zwischen ihnen, man hörte nur Tysons und Daichis Gezanke und Hillarys Zwischenrufe, um die Kampfhähne wieder auseinander zu bekommen.

„Ach ja, ich muss heute Abend nicht arbeiten. Wenn du willst kannst du den Laptop haben.“

„Wozu?“ Argwöhnisch blickte er wieder zu ihr hoch.

„Videokonferenz?“ meinte sie nur und grinste breit, bevor sie Kai noch einen ordentlichen Klaps auf den Rücken gab, aufstand und zu Gregory ging, um sich um ihn zu kümmern.

Gruppenkämpfe Teil 1

Dieses Kapitel ist zweigeteilt, weil es einfach sonst um einiges zu lang geworden ist. der andere Teil kommt nächste Woche.

Have fun XD
 

Kapitel 7: Gruppenkämpfe Teil 1

Der gestrige Trainingstag war entspannend und friedlich gewesen im Vergleich mit dem jetzigen. Am Vormittag war die Gruppenauslosung bekannt gegeben worden und wie Raika es schon vermutet hatte waren die BladeBreakers, die WhiteTigers und die BladeFlowers alle in einer eigenen Gruppe und würden sich somit in dieser Qualifikation nicht gegenüberstehen- zur Bestürzung aller. Die Fans wie auch die Teams waren alle darüber niedergeschlagen; einzig und allein die Hiwataris schien das nicht zu stören.

„Aber das ist ungerecht. Ich will wissen, wie gut sie sind!“ maulte Tyson zum x-ten Mal an diesem Tag. Sie saßen in einer der vielen Hallen, in denen die Rundenkämpfe abgehalten wurden. Die gesamte Halle war überfüllt mit Teams, an jeder der acht Bays wurden Kämpfe ausgetragen, immer genauestens beobachtet von Schiedsrichtern.

Kenny war irgendwo zwischen den Hallen unterwegs und spionierte mit seinem Laptop die anderen Teams aus, vorzugsweise die anderen beiden Favoriten, denn diese waren natürlich am gefährlichsten für die BladeBreakers.

„Ich weiß, aber ich sage dir noch einmal, für den Fall das du es noch immer nicht verstanden hast, warum ihr nicht aufeinander treffen dürft: So bleibt die Spannung für die Weltmeisterschaft bestehen!“ konterte Hilary nun ebenfalls zum wiederholtem Male und schien langsam die Nerven zu verlieren. In der Halle war es viel zu eng für so viele Leute und es war dadurch extrem stickig. Hinzu kamen die in Zentral China nicht gerade geringen sommerlichen Temperaturen.

„Jaja, ich versteh es ja! Aber trotzdem!“ Tyson setzte erneut zum Protest an, wurde aber von einem mahnendem Blick seitens Kai daran gehindert. Auch ihrem Leader ging das ganze Prozedere hier an die Nerven. Zu viele Leute, zu viel Lärm, das Klima und dann noch die Kämpfe, die zwar nicht durch ihren Schwierigkeitsgrad ins Gewicht fielen, doch ihre Häufigkeit machte sich bei diesen Umständen umso deutlicher bemerkbar.

„Beruhigt euch wieder, gleich ist ohnehin Mittagspause. Dann können wir jedenfalls mal sehen was Kenny für Informationen für uns erbeuten konnte. Und wir kommen hier endlich mal raus. Ist ja schrecklich hier drinnen!“ Raikas Blick glitt sehnsüchtig zur großen Wanduhr, die ihr verriet, dass sie es noch weitere zwanzig Minuten hier drinnen aushalten mussten.

Während des Vormittags hatten sie schon einige Teams aus der Qualifikation geworfen, doch wirklich viel tun, außer anwesend sein und den anderen Teams beim Kämpfen zuschauen konnten sie nicht- immerhin waren die meisten der Teams nicht mal gut genug um eine halbe Minute gegen sie in der Bay zu bestehen. Doch jetzt gegen Mittag lichtete sich das Feld langsam und in den drei Qualifikationsgruppen hatte sich die Anzahl der teilnehmenden Teams bereits um die Hälfte verkleinert. Aber es waren die asiatischen Qualifikationen: der weltgrößte Kontinent besaß auch die meisten Teams und somit waren immer noch mehr als fünfzig Teams im Rennen. Nur die besten vierundzwanzig dieser fünfzig Teams würden morgen in den offiziellen Rundenkämpfen um die drei heiß begehrten ersten Plätze der drei Gruppen kämpfen und somit auch zum ersten Mal vor Publikum kämpfen. Die heutigen Kämpfe wurden zwar aufgezeichnet und man konnte sie sich im Fernsehen, doch durch die Kürze der meisten Kämpfe war dies nicht unbedingt sehr spannend.

Was auch Tyson nicht gerade für sehr spannend hielt, wie den gesamten Rest der Gruppenkämpfe.

„Ich hab mir das ganz anders vorgestellt. Letztes Jahr war das noch alles…irgendwie spannender. Was haben die mit der Qualifikation gemacht?“ Tyson sah ziemlich demotiviert am Esstisch und schaufelte seine Mahlzeit eher desinteressiert in sich rein, was sehr untypisch für den Weltmeister war. Am Ende hatten sie es immerhin doch bis zur Mittagspause durchgehalten und konnten sich nun draußen auf der Terrasse der Mensa an der frischen Luft und dem Sonnenschein ergötzen. Aber die Lautstärke war geblieben.

„Ja, durch den kompletten Zusammenbruch der BBA letztes Jahr musste alles innerhalb eines Jahres wieder aufgebaut und wieder neu strukturiert werden. BEGA hatte sich wirklich Mühe gegeben, die BBA nach deren Aufkauf komplett von innen zu zerstören. Keine Schöne Sache sag ich euch. Auf jeden Fall musste die BBA ihre Zentralsteuerung abtreten, um den Wiederaufbau schneller gestalten zu können. So konnten sich die einzelnen Verwaltungsregionen selbstständig aufbauen, was schneller ging, allerdings auch dafür sorgte, dass sie in den einzelnen Regionen unabhängig und ohne Kontrolle von oben die Förderungen für den Beybladesport eigenständig vorantreiben konnten. So kam es zu dieser enorm hohen Teilnehmerrate bei den Qualifikationen dieses Jahr. Daher musste sich die BBA was überlegen, wie man am effektivsten die Spreu vom Weizen trennt. Und das ist dabei rausgekommen. Noch gestern wurden die letzten Zulassungen für die Qualifikation heute ausgeschrieben. Es ist wirklich chaotisch, aber Mr. Dickenson hat nicht mehr den Elan, das ganze System jetzt wieder auf das frühere umzustellen. Da müsst ihr wohl oder übel auf den nächsten Präsidenten warten. Dauert ja nicht mehr so lange.“ Raikas Erklärung zu dem Thema fand enorme Zuhörerschaft. Nicht nur bei ihrem eigenem Team sondern auch bei den Teams, die rings um sie herum saßen. Was genau gesagt, die WhiteTigers, die BladeFlowers und noch ein paar unbekannte Teams waren, die noch gerade so in Hörweite saßen. Interessiert schauten alle zum Tisch der BladeBreakers.

„Es scheint mir so, als wüssten sie einige genauere Details zum bevorstehenden Führungswechsel in der BBA, Frau Hiwatari?“ fragte Shala höchst förmlich und darauf achtend, ihr nicht zu nahe zu treten und dabei seine Neugierde im Zaum zu halten. Aber ihre Andeutungen heute und am Tag zuvor ließen ihn vermuten, dass da etwas anders war als er es gesagt bekommen hatte.

„Was meint er? Welchen Führungswechsel?“ Tysons Gesichtsausdruck war mehr als deutlich entgleist und auch die anderen BladeBreakers sowie die WhiteTigers schauten nicht gerade begeistert aus der Wäsche. Einzig und allein für Kai schien das ganze nichts Neues zu sein.

„Mr. Dickenson geht in zwei Jahren in Rente, er ist einfach schon zu alt für diesen Job. Dann wird sein Nachfolger durch den Geschäftsrat bestimmt, der dann die Leitung der BBA als neuer Präsident der Firma übernehmen wird.“ antwortete Shala, der die ganze Zeit zu Raika geblickt hatte, um ihre Reaktion auf seine Ausführungen zu sehen. Doch sie hatte mal wieder nur selig gelächelt und geschwiegen.

„Raika?“ fragte nun Ray; sie hatten sich kurz zuvor auf das „du“ verständigt, weil sich Raika so alt gefühlt hatte, ständig gesiezt zu werden.

„Betriebsgeheimnis.“ Immer noch ihr seliges Lächeln.

„Es ist kein Betriebsgeheimnis, dass seine Enkeltochter seine Stelle übernehmen wird. Immerhin ist sie eine ausgezeichnete Wirtschaftlerin. Sie war unter dem besten einen Prozent in ihrem Studienjahr.“ korrigierte Shala ihre Aussage und lehnte sich selbstzufrieden in seinem Stuhl zurück.

„Seine Enkeltochter?“ fragte Ray verdutzt und musste leidvollerweise sofort an Vetternwirtschaft denken. Er kannte Mr. Dickenson schon lange auf privat: er war ein fähiger Präsident, doch seine weiche Seite würde ihn bestimmt dazu verleiten, seiner Enkelin so eine Stelle zu überlassen.

„Er hat eine Enkeltochter?“ fragte Tyson verdutzt, Daichis Kommentar klang sehr ähnlich, war aber von Tysons lauter Stimme übertönt worden.

„Niemals.“ Kam es trocken wie immer von Kai, doch sein genervt verzweifelter Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Was ‚niemals‘?“ hackte Hilary nach und alle Augen wanderten synchron zu Kai.

„Sie wird NIEMALS die Stelle des Firmenpräsidenten bekommen. Das ist ein Gerücht, ein sehr falsches wohl gemerkt.“ korrigierte Kai Shalas Aussage und scheinbar allein der Gedanke an diese ominöse Enkelin bereitete ihm offensichtlich massives Kopfweh und andere schmerzvolle Wehleiden aller Art.

„Um genau zu sein, wird der Präsident der großen Schwesterfirma die Stelle übernehmen.“ fügte Raika noch hinzu und seufzte, bevor sie sich zu Tyson wandte.

„Und ja, wie gerade angemerkt, er hat wirklich eine Enkelin. Ihr Name ist Kathy Dickenson und sie ist mit Abstand die nervtötendste Person, die ich kenne. Und anhänglich, verbissen und unfähig. Sie ist zwar in der Theorie wirklich super, aber sie hat nicht mal ansatzweise Ahnung davon, wie man das auf die Praxis überträgt.“ Damit war für sie Tysons Frage beantwortet. offensichtlich hatte auch Raika nicht gerade sehr positive Erfahrungen mit ihr.

„Darf man fragen, woher diese scheinbare Abneigung gegen Kathy her zeugt? Ich fand sie sehr aufgeschlossen und ihr aufgeschlossener, höflicher Charakter wirkte sehr natürlich, als ich die Ehre hatte, diese Schönheit kennen zu lernen.“ schwallte Shala und schien fast anzufangen zu sabbern bei dem Gedanken an Kathy. Raika musste zugeben, dass sie nicht gerade von Gott mit der Hässlichkeit bestraft worden ist. Genau genommen genau gegenteilig. Sie war eine wirkliche Schönheit. Doch leider wusste sie genau das auszunutzen. Sie war seit Kindheit her daran gewöhnt zu bekommen, was sie wollte. Konnte sie es einmal nicht haben, wurde sie ätzend. Sehr ätzend und genau das war die Seite, mit der Raika am häufigsten in Kontakt kam.

„Etwas Privates. Kai würde mich umbringen wenn ich euch das erzähle.“ antwortete sie wahrheitsgemäß und blickte über den Tisch zu Kai, der sich mit grantig verzogenem Gesicht und sichtlich genervt die Schläfen massierte.

„Warum ausgerechnet Kai?“ Hilary blickte gespannt zwischen den beiden hin und her und auch die anderen waren bis aufs Zerreisen angespannt vor Neugier.

Kai biss sich auf die Unterlippe; er konnte sich nicht entscheiden, was er jetzt tun sollte. Es war ja eigentlich nichts wirklich schlimmes, aber er wusste, dass sein Team ihm damit noch bis Russland in den Ohren liegen wird. Obwohl er da so eine Ahnung hatte, dass sie bis dahin schon wieder neuen Stoff hatten um sich darüber die Mäuler zu zerreißen.

„Sie…sie will nicht akzeptieren, dass ich ihr einen Korb gegeben habe.“ nuschelte Kai sich in sein Schicksal ergebend und machte sich auf das Schlimmste bereit.

„Was?“ hackte Tyson nach, scheinbar hatte er es tatsächlich nicht akustisch verstanden obwohl er Kai am nächsten saß. Bei Raika schlich sich wieder dieses seltsame Grinsen aufs Gesicht, was Kai noch mehr Kopfschmerzen bereitete.

„Kathy hat sich Kopfüber in Kai verschossen und lässt einfach nicht locker, obwohl er ihr schon mehr als einmal deutlich klar gemacht hat, dass er kein Interesse an ihr hat. Aber sie will nicht locker lassen.“ Raika nahm gelassen einen Schluck aus ihrem Glas und beobachtete mit Vergnügen die Reaktionen der Zuhörer.

„Sie hat sich in ihn verknallt?“

„Er hat sie abblitzen lassen?“

„Er hat tatsächlich eine Verehrerin?“

Es war wirklich sehr verblüffend, wie verschieden die Ansichten zwischen den einzelnen Personen variierten. Ein Teil der Gruppe war verwirrt darüber, dass sich die Enkeltochter von Mr. Dickenson ausgerechnet in Kai verknallen musste; das waren vor allem die WhiteTigers. Ray ausgenommen, dieser hatte seine Meinung noch nicht Kund getan.

Ein weiterer Teil der Gruppe schien irritierter über die Abweisung seitens Kai zu sein, allen voran Shala, der ja Kathy kannte. Ebenso sein Team, dass den Reaktionen nach zu urteilen jedenfalls ein Bild von ihr im Kopf hatten. Ebenfalls zu dieser Gruppe gehörten Hilary und Kenny, welche merkwürdige Blicke zwischen Kai und Kenny Laptop wandern ließen. Anscheinend hatte Kenny ein Bild der besagten Verehrerin im Internet gesucht und konnten nun ebenfalls einschätzen, was für eine Frau Kathy augenscheinlich war.

Der letzte Teil der Gruppe bestand eigentlich nur aus Tyson und Daichi, welche total entgeistert dreinblickten, dass es ÜBERHAUPT eine Person gab, die jemanden wie Kai so toll finden konnte, dass sie eine so enge Beziehung mit ihm anstrebte.

Diese These fand Raika persönlich am schönsten, immerhin war sie ja mehr oder weniger so eine Person. Gut, sie liebte Kai nicht, jedenfalls nicht auf diese eine Art und Weise; doch er war ihr Sohn, wenn auch noch Stiefsohn, und sie mochte ihn wirklich gerne und hatte kein Problem damit freiwillig mit ihm unter einem Dach zu leben, was ja an sich auch eine enge Beziehung war. War ja nicht so, dass sie aneinander vorbei lebten.

Ihren enormen Forscherdrang befriedigt wissend, seufzte sie und holte tief Luft, um die ganze Sache mal klar zu stellen. Kai schien offensichtlich noch mit Erinnerungen an Konfrontationen mit Kathy zu arbeiten, so dass er selbst nicht dazu kam, etwas zu sagen.

„Also Punkt eins: sie steht ganz offen und ehrlich auf Jüngere, was bei Kai ja hinhaut, weil Kathy ist in etwa so alt wie ich. Punkt zwei: Kai kann sie einfach nicht leiden, sie ist nicht mal ansatzweise sein Typ und er steht nicht auf ältere. Punkt drei: JA, Kai hat in der Tat Verehrerinnen. Um genau zu sein: sehr viele. Die meisten im gesamten Beybladesport. Er wurde gestern netterweise vom größten asiatischen Sportmagazin zum attraktivsten Profiblader gewählt.“ Letzteren Aspekt erzählte sie stolz wie Oskar, weil Kai ja ihr Sohn war, auch wenn sie ja genetisch nichts zu seiner Attraktivität hinzugesteuert hatte.

„Bitte? Und was ist mit mir?“ entrüstete sich Tyson schockiert und schnaufte wütend vor sich hin.

„Du tauchst nicht mal in der Liste auf. Platz zwei teilen sich Ray und Yuri, irgendwie scheinen sich die Fans nicht entscheiden zu können. Platz drei gehört Brooklyn, danach kommen noch ein paar Deppen der Majestics und der AllStars.“ Raika grinste wie ein Honigkuchenpferd, weil es wirklich sehr amüsant war, Tysons Gesichtsausdruck entgleisen zu sehen. Das brachte sogar Kai dazu, Kathy und damit seine Kopfschmerzen zu vergessen und lies selbst ihn eicht schmunzeln. Was Raika natürlich nicht entging.

„Na, wieder ansprechbar?“

„Ja. Ich höre nur noch immer ihr Wehklagen. So strapazierend.“ Kai zog entnervt die Augenbrauen nach oben, brauchte aber nur einen kurzen Seitenblick zum immer noch entsetzt dreinblickenden Tyson, dass sich das Schmunzeln wieder in seinem Gesicht festsetzte.

„Tut mir leid Tyson, ich hab es leider auch nicht so gewollt. Kann nichts für, dass alle Frauen meinen müssen, dass ich nett anzusehen bin. Innere Werte sind denen doch egal. Und bei denen würdest du dann definitiv gegen mich gewinnen.“ Kai versuchte mit dieser, doch sehr vor Zynismus triefenden, Ablenkung Tyson wieder aus seiner Schockstarre zu bekommen.

„Na komm, als ob du so ein von Grund auf schlechter Mensch bist und kein Herz hättest.“ meinte Ray und grinste Kai breit an, was diesem nur ein gespielt beleidigtes ‚Tz‘ entgleiten ließ.

Gruppenkämpfe Teil 2

„Na da wäre ich mir nicht so sicher an deiner Stelle, Ray.“ meinte Lee und warf einen misstrauischen Seitenblick zu Kai. Er konnte beim besten Willen keine guten Seiten an ihm ausmachen, zusätzlich nagte noch immer der Zwischenfall mit BlackDranzer an Lee. Und er wusste, dass es noch viele andere in den Teams gab, die dasselbe Problem mit Kai hatten.

„Ach ja? Also ich finde auch, dass er nicht so schlecht ist, auch wenn er seine Fehler hat. Viel interessanter fände ich es doch zu erfahren, auf welchen Typ Frau er denn so steht.“ konterte Mao ihrem Bruder. Sie stützte sich auf ihre Arme und blickte Kai abschätzend an. Es war nicht so, dass sie Interesse an ihm hatte- ihr Herz gehörte allein Ray- , doch die Neugierde nagte schon an ihr, seit sie ihn zum ersten Mal vor drei Jahren begegnet war.

„Das wollte ich auch gerade fragen!“ rief Sura begeistert und man sah ihr mehr als deutlich an, dass da mehr als nur die reine weibliche Neugierde dahintersteckte.

Raika atmete auf und lehnte sich zufrieden zurück. Kurzfristig war sie besorgt über den Verlauf des Gesprächs gewesen, als Lee seine Bedenken in die Konservation eingestreut hatte, doch zum Glück hatten die Mädchen das Thema erfolgreich umgelenkt. Auch wenn sie wusste, dass Kai ihr damit noch später in den Ohren hängen würde, weil er den ganzen Tag lang so genervt worden ist.

Eben dieser sah nebenbei auch jetzt schon nicht mehr allzu begeistert aus. Kurzum: er war genervt bis aufs Letzte und seine Laune war deutlich sichtbar im Keller. Was bei Kai niemals gut war.

„Das geht euch verdammt nochmal nichts an, also braucht ihr erst gar nicht zu fragen!“ motzte der gestresste Teamleader auch schon rum und war kurz vor knapp daran einfach aufzustehen und sich irgendwo hin zu verdrücken. Raika sah sich doch gezwungen, das Thema in für alle Beteiligten angenehme Bahnen zu lenken. Die Frage war nur: Wie?

„Also hört mal, Leute! Jetzt nervt ihn nich, der explodiert hier mir gleich. Und ich glaube nicht, dass ihr das Gregor antun wollt. Er hängt doch so an seinem großen Bruder!“ Zum Beweis nahm sie Gregor von seinem Stuhl auf ihren Schoß, damit er höher saß und alle ihn gut sehen konnten. Dieser blickte sich irritiert um, verzog aber den Tränen nahe das Gesicht, als ihm Raika etwas in das Ohr flüsterte.

„Nein, nicht Onii-chan ärgern! Mein Onii-chan! Darf nur ich ärgern!“ trotzig klammerte er sich an Kais Oberarm, welcher neben Raika saß, und zog seinen Bruder in eine stürmische Umarmung und schien diesen nicht mehr her geben zu wollen. Bei den Mädchen führte diese Reaktion des kleinen Jungen wie von Raika gewollt zu einer wahren Kreischsymphonie der Entzücktheit. Wie leicht es doch war, bei Mädchen den „Baby-Effekt“ zu bewirken, auch wenn er hier in stark abgewandelter Variante zur Umsetzung kam. Aber es genügte nun mal schon ein süßer, kleiner Junge der sich panisch besorgt in einem Anflug von Beschützerinstinkt an seinen großen Bruder klammerte, welcher durch sein doch sehr attraktives Äußeres noch die Sahnehaube auf den Eisberg setzte.

Zufrieden grinsend wuschelte Raika beiden Jungs einmal durch die wilde Mähne, bevor sie sich erhob und Gregor dabei von Kai losriss, denn immerhin wollten sie zurück in die Halle, damit sie Kennys gesammelte Informationen noch in Ruhe auswerten konnten, bevor die Rundenkämpfe wieder anfingen.

„Also Leute, Pause ist zu Ende. Die Rundenkämpfe gehen bald weiter und wir haben noch ein paar Vorbereitungen zu erledigen. Man sieht sich dann am Abend beim Essen, viel Spaß euch noch bei euren Rundenkämpfen.“ Ein kurzes Winken und ein eindeutiges Nicken in Richtung Hallen verdeutlichten allen, was gemeint war. Alles außer Tyson und Daichi.

„Aber ich will noch nicht zurück. Da drin ist es muffig und langweilig!“ moserte Daichi und zog dabei einen Schmollmund. Tyson pflichtete ihm bei und blieb mit verschränkten Armen und trotzigem Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl sitzen.

„Tyson~“ Kais Laune war schon im Keller und dass Tyson gerade seine ohnehin gestressten Nerven strapazierte, war gar nicht gut.

„Warte Kai, ich mach das hier. Nimm du Gregor und geh schon mal vor. Ich kümmere mich um die Beiden.“ Raikas düsterer Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie keine Wiederrede duldete. Nicht einmal von Kai. Dieser nickte nur und nahm seiner Mutter Gregor ab; er hatte gerade nicht den Nerv sich mit ihr anzulegen. Das war schon unter normalen Umständen anstrengend und langwierig, aber im Moment war sie selber sehr gereizt, was nichts Gutes für die beiden Deppen vom Dienst verhieß. Während Kai mit Kenny und Hillary im Schlepptau schon mal vor ging, baute Raika sich vor den zwei trotzigen Kindern auf.

„Nun, wie soll ich mich ausdrücken? Tyson, Daichi, hoch mit euren fetten Ärschen oder ich trete euch so dermaßen in eben diese, dass ihr den Rest der Woche nicht mehr sitzen könnt. Und das ist nur der Anfang meiner Strafe. Glaubt mir, ich kann um einiges bösartiger sein als Kai wenn man mich reizt, also wagt es NIE WIEDER, euch gegen mich, eure Betreuerin, aufzulehnen oder einen meiner Befehle zu verweigern. Haben wir uns verstanden, Herrschaften?“ Den beiden ‚Herrschaften‘ lief es bei Raikas dämonischer Aura, natürlich rein bildlich gesprochen, eiskalt den Rücken runter und ihr strenger, fast schon militärischer Ton in ihrer Ansprache half ihnen sehr gut dabei, sich von ihren Stühlen zu erheben, sich von den anderen kurz zu verabschieden und ihrem Teamleader hinterher zu eilen. Kaum das die Zwei an ihr vorbei waren, seufzte Raika erleichtert auf und ihr übliches Lächeln kam wieder zum Vorschein.

„Du bist eine ziemlich bösartige Schauspielerin. Da ist ja Kai harmlos dagegen.“ Ray hatte sich das Lachen während dieses Schauspiels verkneifen müssen, um nicht die ‚Stimmung‘ kaputt zu machen.

„Tja, da siehst du mal was man für eine Frau sein muss um im Hause Hiwatari klar zu kommen. Selbst Kai spurt bei so was!“ grinste Raika stolz und fuhr sich demonstrativ eingebildet durch die Haare.

„Das glaube ich dir auf der Stelle.“ Jetzt musste Ray doch noch lachen, genauso wie der Rest der WhiteTigers.

Mit einem erneuten kurzen Wink verabschiedete sich Raika und eilte ihrem Team nach, dass bereits in den Hallen verschwunden war. In der Tat hatte sich die klimatische Situation in den Hallen während der Pause nicht verbessert. Es war immer noch stickig, heiß und es roch einfach unbeschreiblich. Negativ gemeint natürlich.

„Also Kenny, was hast du für uns im Angebot?“ Tyson starrte gespannt den Mechaniker des Teams an, welcher sich eingeschüchtert hinter seinem Laptop versteckte.

Sie saßen an ihrem Platz in der Halle, welche ansonsten leer war, da sich alle anderen Teams draußen an der frischen Luft befanden und ihre Pause genossen. Nur die BladeBreakers waren chaotisch genug um bei diesen Bedingungen ‚freiwillig‘ in der Halle zu sein. Doch hier hatten sie ihre Ruhe und konnten ungestört den Ausführungen von Kenny zuhören.

„Also bei den WhiteTigers kennen wir ja schon gut genug Aufstellung und Typ der Blades. Allerdings muss ich zugeben, dass sich Rays Angriffstechnik innerhalb des letzten Jahres erheblich gebessert hat, was ihn definitiv zu einem gefährlichen Gegner macht. Es wird schwer ihn zu schlagen, und auch Lee und Maria sind ebenfalls besser geworden.“ Kenny drehte den Laptop auf seinem Schoß um und spielte den anderen ein paar Videosequenzen ab, die die Angriffe der drei Genannten zeigten und danach noch die Analysen dazu. Tyson und Kai verstanden ziemlich schnell, was Kenny mit Verbesserung gemeint hatte, nur Daichi wirkte planlos, was nicht zu Letzt an seinem mangelndem Wissen über Technik herrührte. Hillary hatte sich neben Kenny auf die Bank gesetzt und beschäftigte Gregor, denn auch Raika schien hochinteressiert in die Auswertung der Daten zu sein.

„Bis auf die Verbesserung bei den Angriffen gibt es bei den WhiteTigers eigentlich nichts Neues. Wirkliche Sorgen mache ich mir um die BladeFlowers. Ich konnte leider nicht sehr viele Daten sammeln, da sie ihre Kämpfe so kurz wie möglich gehalten haben. Vermutlich eben damit keiner zu viele Daten über sie sammeln kann. Ich kann nur sicher sagen, dass Sura einen stark auf Angriff ausgelegten Blade hat, ähnlich wie Dranzer. Panti besitzt einen sehr ausgeglichenen Blade und Elizabeth ist definitiv ein Ausdauertyp. Mehr kann ich euch noch nicht wirklich sagen, dazu hab ich zu wenige Daten.“ Entschuldigend lächelnd kratzte sich Kenny verlegen am Hinterkopf, bevor er auch zu den BladeFlowers Kampfszenen zeigte, welche allerdings wirklich sehr kurz waren. Aber man konnte erahnen, warum sie zu den Favoriten in Asien gehörten.

„Und was ist mit ihren BitBeasts?“ fragte Raika mitten rein. Sie hatte alles über Kais Schulter hinweg mit beobachtet und blickte nun mit gerunzelter Stirn auf den Boden, so als würde sie angestrengt über etwas nachdenken.

„Sie haben keine eingesetzt und auch sonst habe ich keine Anhaltspunkte dafür, dass sie welche haben.“ antwortete Kenny und blickte sie verwundert an.

„Kein Blader kann so gut werden ohne ein BitBeast. Sie sind der Katalysator und Überträger der Willenskraft des Bladers auf den Blade. Ein Blade kann unter den in der BBA geltenden Regeln nur eine gewisse Eigenstärke erreichen; nur BitBeasts können diese Leistung steigern. Sie müssen also logischerweise welche haben, außer sie benutzen illegale Hilfsmittel, was ich bei den drei Grazien bezweifle. Ein BitBeast ist viel wahrscheinlicher.“ Raika beendete ihre Ausführungen und stemmte, eine Reaktion erwartend, die Hände in die Hüften. Doch es kam nichts.

„Ach kommt schon, habt ihr das bis jetzt noch nicht gewusst?“ fragte sie irritiert und zog die Brauen hoch.

„Ehm, nein, nicht direkt. Woher wissen sie das?“ stammelte Tyson zusammen und schaute Raika an wie ein Ufo.

„Das geht euch nichts an. Jedenfalls ist es wirklich wahrscheinlich, dass sie BitBeasts haben. Aber bis zum Finale morgen werden wir das vermutlich nicht genauer wissen. Kenny, du bleibst weiter dran und versuchst Informationen von ihnen zu bekommen. Beschränk dich nur auf die BladeFlowers, die WhiteTigers kennen wir gut genug um auch so mit ihnen fertig zu werden. Tyson, Daichi, ihr werdet die restlichen Rundenkämpfe weiterhin so schnell hinter euch bringen wie die zuvor. Wenn die uns keine Daten liefern, geben wir ihnen ebenfalls keine, verstanden?“ Kais mahnender Blick zusammen mit seinem Befehlston in der Stimme ließen mal wieder keine Zweifel daran, wer der Leader im Team war. Ein kurzes Nicken als Antwort und das Thema war erledigt. Genau in diesem Moment kam die Durchsage, dass die Pause vorbei war und alle Teams wieder in die Hallen zurückkehren sollten.

Nach weiteren zehn Minuten warten hatten sich besagte Teams endlich eingefunden und die letzten Rundenkämpfe gingen los. Doch eine wirkliche Herausforderung für die BladeBreakers war nicht dabei. Alles in Allem ging der Tag doch eher unspektakulär vorbei und die Aufstellung für den nächsten Tag wurde bekannt gegeben: die BladeFlowers waren die ersten, die am kommenden Tag zum ersten offiziellen Qualifikationsmatch antreten durften. Das war sowohl für die BladeBreakers wie auch für die WhiteTigers der geeignete Moment um den Damen einmal live beim Kämpfen zuschauen zu können. Es versprach ein interessanter Tag zu werden….
 


 


 

~*~*~*
 


 

Entschuldigung das das Kapi erst so spät kommt und dann auch noch so...unspektakulär ist. Im Moment passiert lieder nicht viel storytechnisch, beim nächsten Kapi versuch ich das dann endlich mal etwas zu ändern und jedenfalls die einzelnen Kämpfe etwas aufregender zu gestalten. Ich hoffe mal, dass ihr so lang durchhalten könnt, ich werde mich auf jeden fall bemühen, etwas schneller mit dem schreiben zu sein und die enden nicht ganz so...abgehackt zu gestalten.^^°

Match Nr 1

Nach langer, langer Auszeit gibt es mal wieder ein Lebenszeichen von meiner Seite!

Ich möchte mich ganz doll entschuldigen dafür, dass es so lang gedauert hat, doch mein recht umfangreicher Lebenswandel von der Schülerin zur Studentin hat mir einiges abgerungen und ich musste viele Sachen nach hinten Stellen. Doch so langsam hab ich mich an alles gewöhnt und bin wieder da!
 

Dieses Kapitel hat mich einiges an Kraft gekostet, allein shcon weil ich so aus dem Kontext raus war. Aber auch die Beschreibung eines Beybladekampfes ist nicht gerade einfach. Ich hoffe es gefällt euch so. Wenn ihr noch ein paar Anregungen dazu habt, bitte Kommi hinterlassen! Darüber würde ich mich sehr freuen.

Und keine Angst, ich werde jetzt nicht jedes einzelne Match beschreiben, sondern vieles überspringen oder nur kurz abhandeln.

Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapi und ich werde mich bemühen, bald weiterem Lesestoff nachzuliefern!
 


 

Kapitel 8 – Match Nr. 1
 

Die Arena war bis zum Brechen voll. Es herrschte eine ungemeine Geräuschkulisse durch die vielen aufgeregten Zuschauer, die gespannt auf die kommenden Kämpfe sich die Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung mit wilden Diskussionen vertrieben. Die BladeBreakers und die WhiteTigers hatten zusammen mit den anderen Teams, die in die Qualifikation gekommen waren, ihre Plätze in der Teilnehmer-Loge bereits bezogen und warteten ebenfalls gespannt auf das erste Match.

Tyson streckte sich gähnend und kratze sich kurz am Hinterkopf, es war eigentlich für seinen Geschmack noch viel zu früh und der gestrige Tag saß ihm noch merklich in den Knochen. Daichi ging es da noch schlimmer: der kleine schlummerte mit dem Kopf an Tysons Schulter gelehnt tief und fest in seinem Sitz. Jeder Versuch ihn zu wecken war vergebens.

„Lasst ihn schlafen; die Auswertung des Kampfes kann er sich dann auf dem Laptop angucken.“ Raika unterbrach mit ihrer Äußerung einen erneuten Weckversuch von Hilary, die seufzend kleinbeigab und sich darauf konzentrierte, jedenfalls Tyson wach zu halten. Es genügte, das einer der beiden Hauptkämpfer schlief, da musste nicht auch noch der amtierende Champion mitmachen.
 

Mit einem Mal ging in der gesamten Halle das Licht aus. Schockierte Laute drangen durch die Halle, die sich schnell in aufgeregte Rufe wandelten, als zwei einzelne Spots auf die Mitte der Halle gerichtet wurden. Dort erschien, in typisch chinesischer Tracht, D.J. Jazzman mit seinem Mikro in der Hand und grinste breit in die Zuschauermassen.

„Herzlich Willkommen zur diesjährigen Asien-Qualifikation der Beyblade- Weltmeisterschaft!!!“ Lauter Applaus und begeisterte Schreie hallten durch die Arena.

„Wie jedes Jahr darf ich euch auch dieses Mal mit Freude Mr. Dickenson auf die Bühne bitten, den Vorstandspräsidenten der BBA und damit offizieller Veranstalter der Weltmeisterschaft!“ Der Beifall und die Zurufe wurden immer lauter; die Begeisterung der Massen an Zuschauern, dass es endlich losging, war nicht zu überhören. Leicht Genervt von dem ganzen Wirbel hielt Raika Gregor die Ohren zu, dem die ganze Aufregung um ihn herum und der viele Lärm Angst machten. Trotz des kleinen verstörten Kindes auf ihrem Schoß blickte Raika gespannt hinunter in die Arena, wo gerade Mr. Dickenson die nun etwas stärker beleuchtete Bühne betrat um seine diesjährige Vorrede zu halten.

„Ich freue mich sehr, dass trotz der vielen Komplikationen und Geschehnisse des letzten Jahres noch immer so viele Freunde des Beybladesportes es hier her zur ersten Runde der Qualifikation verschlagen hat. Wir hatten mit vielen Problemen zu kämpfen und sind auch jetzt noch dabei, alles zu optimieren, sodass es dieses Jahr wieder genauso spannend und aufregend wird, wie vor zwei Jahren oder sogar noch besser! Ich hoffe sehr, dass diese Weltmeisterschaft ein voller Erfolg wird und das Sie wieder einmal jede Menge Action und rasante Kämpfe miterleben können! Und an die Teilnehmer dieser Meisterschaft: euch allen wünsche ich viel Erfolg und lasst euch niemals unterkriegen! Damit erkläre ich die diesjährige Qualifikation für als eröffnet!“ Mr. Dickenson hatte seine Rede beendet und die Stimmung in der Arena schien zu kochen. Jeder klatschte, rief begeistert durch die Halle, trommelte mit den Füßen auf den Boden. Innerhalb dieser paar Minuten in denen die Rede gehalten wurde, war die Temperatur in der Arena deutlich gestiegen und schon jetzt war es den Teams in der Zuschauerloge ziemlich warm. Nichtsdestotrotz ließen sich auch einige von ihnen anstecken und waren dabei, ihre Vorfreude auf die kommende Meisterschaft Luft zu lassen.

Mit dem langsam verstummendem Beifall verließ Mr. Dickenson die Bühne wieder und D.J. Jazzman übernahm von seiner Sprecherposition auf dem Schwenkausleger wieder die Ansage.

„Meine Damen und Herren, liebe Freunde des Beybladesportes und auch an euch, werte Sportler: Kommen wir nun, nach dieser wunderbaren Ansprache von Mr. Dickenson zum ersten Match dieses Jahres! Und es fängt zugleich spannend an mit dem Favoritenteam der Gruppe A, den BladeFlowers! Diese treten an gegen das aus der Mongolei stammende Team DsudSar!“

„Danke D.J.! Aber du darfst uns hier nicht vergessen! Auch wir sind wieder einmal mit dabei und kommentieren für euch und beliefern euch mit Hintergrundinformationen! Hier sind A.J. Topper!“ funkte es aus der Kommentatorenbox durch die Lautsprecher.

„Und Brad Best! Und ich bin auch gleich so frei vor dem ersten Match die Regelneuerungen bekannt zu geben!“ kam auch sofort der passende Kommentar des zweiten Kommentatoren, die immer für gute Laune bei den Zuschauern sorgten.

„Neues Jahr neue Regelungen Best! Schieß los! Was hat sich geändert?“

„Wie letztes Jahr auch schon treten die Teams immer nur in Zweier-Teams an! Sollte es zu einem Unentschieden kommen, darf einer der Spieler oder aber der eingetragene Drittspieler für ein Entscheidungsmatch antreten!“

„Und wie sieht es aus mit den Betreuern? Die sind nun wirklich gänzlich neu hier!“

„Allerdings A.J.. Durch die Zwischenfälle in den letzten Jahren, zu denen es leider immer wieder gekommen ist, hat man beschlossen, dass jedem Team ein erwachsener Betreuer zur Seite gestellt wird, der sich um jegliche Formalitäten, um das öffentliche Auftreten und das Benehmen der Spieler kümmern, da diese zum Großteil noch immer minderjährig sind.“

„Was wirklich schade ist, wenn man sich jetzt die Spieler der heute antretenden Teams anschaut. Die Damen der BladeFlowers sind wirklich hinreißend!“ Um diese Aussage zu unterstützen, ging in der Arena wieder das Licht an und auf dem großen Bildschirm an der Wand sah man ein Foto des Teams.

„Ja aber man sollte sich nicht von ihrer Schönheit hinreißen lassen, denn sie sind nicht umsonst eines der Favoritenteams. Hast du ein paar Informationen zu ihnen, A.J.?“

„Natürlich: Die BladeFlowers sind ein, komplett aus Frauen bestehendes Team aus Indien. Es ist nicht viel bekannt, außer dass sie hier in Asien das beliebteste reine Frauenteam sind, sehr viele Verehrer haben und sehr stark sind.“

„Das hört sich aber nicht nach vielen Informationen an. Aber auch für DsudSar gilt das: dieses Team aus den weiten Ebenen der Mongolei ist plötzlich aufgetaucht und hat sich bis hierher in die Qualifikation gekämpft, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken! Das wird sicherlich hochspannend!“ Auch zu DsudSar erschien auf dem Bildschirm ein Foto des Teams, genau neben dem der BladeFlowers. Die Unterschiede hätten nicht Größer sein können: Auf der einen Seite die drei Schönheiten, auf der anderen Seite drei recht vermummte, kleine Gestalten, bei denen nicht klar war, welchem Geschlecht sie eigentlich angehören.

„Ja und das es endlich mal spannend wird, geben wir jetzt wieder zurück an Jazzman!“

„Danke ihr zwei! Na dann wollen wir mal die beiden Teams des Eröffnungskampfes herzlich willkommen heißen! Hier sind sie: die BladeFlowers und DsudSar!“ Genau nach Jazzmans Ankündigung kamen zu beiden Seiten der Arena die zwei Teams aus den Gängen herausgetreten. Die drei Mädchen der BladeFlowers in luftig- attraktiven und doch sportlichen Sachen, die beim männlichen Part der Zuschauer zu begeisterten Pfiffen führte. DsudSar hingegen war das genaue Gegenteil; sie sahen genauso aus wie auf dem Foto: bis oben hin eingepackt in ihre traditionellen Nomadenkleidung. Ohne Umwege oder auch nur einer Veränderung der Mimik gingen sie zusammen mit ihrem Betreuer zur Bank und setzten sich hin, während sich die BladeFlowers erst einmal in der Arena positionierten und den Zuschauern zuwinkten und sich verbeugten. Sura vergab sogar Luftküsse und erntete begeisterte Zurufe und noch mehr Pfiffe. Schlussendlich setzten sich aber auch die Mädchen und Shala auf die Bank. Jazzman übernahm wieder die Ansage.

„Fackeln wir nicht lange und kommen auch gleich zum ersten Kampf dieser Saison! Als erstes treten an: Panti Garu gegen Burja Bayaad!“ Wie auf Kommando standen sowohl die grünhaarige Bladerin der BladeFlowers wie auch ein sehr stämmiges Mitglied von DsudSar auf. Nach dem Klang des Namens nach hätte man vermuten können, dass es sich bei Burja um ein Mädchen handelte, doch selbst bei genauem misstrauischem Blick konnte Raika nicht feststellen, ob dem tatsächlich so war oder nicht. Nur ein Blick in Kennys Computer konnte Aufschluss bringen: dieses Ungeheuer mit den langen, zotteligen Haaren, der sonnengegerbten Haut, dem grimmigen Gesicht und der Statur eines Bodybuilders war tatsächlich weiblicher Natur!

„Wollen die uns veräppeln? Das ist doch nie und nimmer ein 16jähriges Mädchen?!“ Hilary kräuselte argwöhnisch die Augenbrauen und Kenny war schon total bleich geworden vom Schock dieser Tatsache.

„Doch, theoretisch ist das schon möglich. Ist sogar nicht gerade unwahrscheinlich für diese Region der Erde, aber ich hätte sie auch nicht als Mädchen erkannt, ganz ehrlich.“ Gab Raika zu. Aufgebend zuckte sie mit den Schultern und setzte sich wieder aufrecht hin, denn es sah ganz danach aus, als würde das Match gleich losgehen.

„Also Blader, seid ihr bereit?“ rief Jazzman in das Mikro. Beide Mädchen machten ihre Blades bereit und stellten sich Schussbereit in ihre Startposition.

„OK, dann 3, 2, 1…Let It Rip!“ Kaum hatte der magische Ausruf Jazzmans Lippen verlassen, surrten die Blades schon aufeinander los. Ein kurzes Aufeinanderprallen in der Luft gefolgt von der erfolgreichen Landung in der Bowl. Doch zum Bedauern der Zuschauer folgte nicht sofort ein heftiger Schlagabtausch, sondern nur kritisches Rundendrehen. Scheinbar schien Panti ihre Gegnerin nicht allzu locker zu nehmen und hielt durchgehend Abstand vom gegnerischen Blade.

„Scheinbar sind sich die beiden Bladerinnen noch nicht ganz sicher, ob sie hier kämpfen oder lieber Ballett tanzen sollen. Ich frage mich, wie lang das noch gehen wird.“ Kam der Kommentar von A.J., der den Zuschauern aus der Seele zu sprechen schien.

„Da hast du allerdings Recht, A.J.. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass das nicht lange so bleiben wird.“ Damit hatte Best voll ins Schwarze getroffen, denn just in diesem Augenblicken wurde dieses Theater der mongolischen Bladerin scheinbar zu viel und sie setzte zum Angriff an.

„Los, ausweichen!“ rief Panti und ihr Blade war mit einem kleinen Satz nach links aus der Schusslinie. Doch Burja schien das nicht weiter zu stören. Sofort setzte sie zum erneuten Angriff an und wieder wich Panti mit genau bemessenen Ausschlägen zur Seite aus, um auch nicht zu viel Speed zu verlieren.

Diese Spielereien schienen Pantis Gegnerin jedoch mit Mal zu Mal mehr zu nerven.

„Angriff, Angriff, Angriff!“ Burja schien ihre Nerven und damit die Fassung zu verlieren. Ihr Blade raste unermüdlich immer wieder auf Pantis Blade zu, doch jedes Mal wich dieser aus.

„Oh, da scheint ja jemand aufzutauen. Da erscheinen ja direkt einmal Regungen auf Burjas Gesicht!“ Best hatte sich diesen Kommentar nicht verkneifen können. Gut das sie gegen Anklagen wegen möglicher Beleidigungen rechtlich abgesichert waren.

„Ja und die Schweißperlen ebenfalls! Panti lässt sie ganz schön zappeln.“ Auch A.J. musste noch seinen Senf zu dem Thema geben.

Die Kommentare in ihrer Rage ignorierend, schien Burja nicht zu bemerken, dass sich ihr Blade dabei immer mehr dem Rand näherte. Panti hingegen schien das ganz genau zu beobachten. Ausgeklügelt hatte sie den gegnerischen Blade immer weiter nach außen gelotst.

Und dann war alles ganz schnell vorbei.

Pantis Blade war gerade erneut dem Blade von Burja ausgewichen, aber anstatt sich vom anderen Blade wegzubewegen, schlug er einen Hacken und schickte mit einem kurzen, heftigen Angriff von hinten Burjas Blade ins Aus.

„Das war es! Ein klarer Sieg für Panti! Damit steht es 1:0 für die BladeFlowers!“ schrie Jazzman begeistert ins Mikrofon. In der Halle herrschte einen kurzen Moment Ruhe, dann brach wilder Beifall aus.

Burja knirschte enttäuscht mit den Zähnen, warf Panti einen bösen Blick zu und sammelte ihren Blade ein, bevor sie sich mit hängenden Schultern zu ihrem Team gesellte.

Panti holte ebenfalls ihren Blade, drehte sich jedoch den Zuschauern zu und verneigte sich einmal, was zu noch größerem Beifall führte. Erst dann ging sie zurück zu ihrem Team

„Ich glaube, es ist eindeutig, welchem Team die Gunst des Publikums gehört.“ Kommentierte Best und A.J. stimmte diesem vollkommen zu.

„Wollen wir gleich zum nächsten Match kommen! Es dürfen antreten: Sura Katzaron gegen Denet Uul!“ kaum hatte Jazzman seine Ansage gemacht, standen sich auch schon die beiden Blader gegenüber. Suras Gegner war klein und breit; eine Mütze und der Stehkragen seiner Jacke verdeckten den Großteil seines Gesichtes.

„Ok, Blader, macht euch fertig! 3, 2, 1…LET IT RIP!“ Die Blader hatten ohne viel Zeit zu verschwenden sich auf ihre Startpositionen begeben, die Blades fertig gemacht und auf Jazzmanns Kommando hin diese gestartet.

Nur ein paar Sekunden lang umkreisten sich die Blades, dann setzte Sura süffisant lächelnd mit einem kurzen „LOS!“ zum Angriff an. Von einem Moment auf den anderen beschleunigte der Blade mit einem gewaltigen Satz, rammte den gegnerischen Blade und katapultierte ihn aus der Bay.

„Unfassbar! Kaum angefangen und schon wieder vorbei! So einen schnellen Kampf habe ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. Was sagst du dazu, Best?“

„Tja, A.J., unser letztes Mal, dass wir zusammen kommentiert haben ist allein schon über ein Jahr her, daher ist das nicht verwunderlich. Doch dieser Kampf war wirklich flott. Da sieht man, warum dieses Team zu den Favoriten gehört! Also Jazzman?“ Best weckte Jazzman aus seiner Starre, in die dieser durch das schnelle, abrupte Ende des Matches geraten ist.

„Ehm, ja, der Sieg geht an Sura und damit an die BladeFlowers!“ Wieder hallte lauter Beifall durch die Halle. Die Fans tobten. Und die BladeBreakers starrten gespannt zu Kenny.

Ich weiß was, was ihr nicht wisst

Es tut mich schrecklich leid, dass ihr so lange warten musstet! Ich hatte viel zu tun, Prüfungen und so. Und dann hatte ich ne Schreibblockade, was das ganze nciht besser macht :/

Aber ich hoffe ihr verzeiht mir und freut euch jetzt auf ein neues Kapitel(endlich XD).

Hoffe, dass ich das nächste jetzt wieder schneller bringen kann.
 

~.~.~.~
 

„Kein Anzeichen von BitBeasts.“ Meinte Kenny und ließ noch einmal die entscheidenden Sequenzen der Kämpfe durchlaufen. Auf Raikas Bitte hin dieses Mal aber mit den dazu gehörigen statistischen Werten, die er mit Dizzy aufgenommen hatte. Argwöhnisch beobachtete sie ganz genau die Veränderungen in den Kurven und Tabellen, gab jedoch nur ein „Mh“ von sich.

„Gefährlich?“ Kais Frage durchbrach die Ruhe, die sich nach Raikas gründlicher Musterung der Werte ergeben hatte.

„Nein, nicht wirklich. Sie sind gut, aber ich denke dass die Mädchen keine Chance gegen euch haben werden. Dazu sind sie noch zu blutige Anfängerinnen.“ Kommentierte sie trocken und schaute gelassen in die Runde. Die Runde schaute jedoch irritiert und mit fragenden Blicken zurück.

„Was macht dich so sicher, dass sie nicht gefährlich sind? Wenn sie doch BitBeasts haben, könnten sie eine ernsthafte Bedrohung für meinen Titel darstellen!“ maulte Tyson.

„Oh, sie haben BitBeasts. Alle drei. Aber sie sind noch lange nicht so gut im Umgang mit ihnen wie ihr es seid.“ Auf Raikas Äußerung folgte nur ein allgemeines „Hä?“, doch sie hüllte sich in Schweigen und grinste nur wissend.

„Ok, woher wissen sie das? Haben sie das irgendwie aus den Werten herauslesen können? Wenn ja, wie?“ Kenny schien begriffen zu haben, dass da was im Busch war, doch er konnte sich das Ganze nicht recht erklären.

„Alles zu gegebener Zeit. Ich werde euch das noch alles früh genug erklären. Vertraut mir einfach. Und versucht es nicht aus Kai herauszupressen. Der wird euch erstens keine Antwort geben und zweitens macht ihr ihn damit nur sauer.“ Raika schmunzelte nur darüber, Tysons offensichtliche Idee schon im Keim erstickt zu haben. Dieser zog nur beleidigt eine Schnute und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Müssen wir eigentlich nicht langsam zur Halle zurück? Unser Endkampf für heute müsste doch bald anstehen oder?“ Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr an der Wand des Aufenthaltsraumes musste Raika feststellen, dass Hilary Recht hatte. Bis jetzt hatten sie alle Kämpfe ohne weiteres gut überstanden und jeder rechnete damit, dass sie auch den letzten Kampf für heute, der Schritt ins Halbfinale für den nächsten Tag, schaffen würden. Wie es sich herausgestellt hatte, gab es nicht wirklich starke Gegner in diesem Jahr und dank der Gruppenaufteilung trafen die einzigen einigermaßen ebenbürtigen Teams ja nicht aufeinander.

„Aber es ist schon schade, dass wir nicht wirklich viel von den anderen in den Kämpfen sehen konnten. Die WhiteTigers haben sich nicht wirklich Mühe gegeben und die BladeFlowers haben tunlichst vermieden, ihre wahre Fähigkeiten zu zeigen. Ernüchternde Ausbeute heute. Ich hoffe das ändern sich morgen, denn bis nach Moskau sehen wir sie nicht in offiziellen Kämpfen.“ Tyson erhob sich von seiner Bank und streckte sich kurz.

„Ich meinte, in den ganzen anderen Ländern, wo wir zu den Qualis anwesend sein müssen, dürfen wir ja nicht mitmachen oder? Irgendwie doof.“ Er zog einen Flunsch und verschränke erneut die Arme hinter dem Kopf.

„Oh wie selten: der große Weltmeister benutzt mal seinen Kopf zum Denken! Aber ja, du hast Recht, es ist ungünstig, das wir so wenige Informationen haben. Wir haben sie nur zweimal richtig kämpfen sehen, genauso wie die WhiteTigers. Morgen sind schon die Finale. Und dann kann uns nur der Zufall Informationen zuspielen.“ Auch Hilary schien sich sorgen um den Mangel an Informationen zu machen, was beim ganzen Team auf Anklang stieß. Nun ja, fast das ganze Team.

„Raika hat gesagt, wir brauchen uns keine Sorgen um sie machen, also sollten wir ihr vertrauen.“ Kam der genervte Kommentar von Kai, der sich von seiner scheinbar heiß geliebten Wand löste um an Kenny heran zu treten und sich noch mal die Sequenzen anzuschauen.

„Aber woher kannst du dir da so sicher sein? Ich finde es ziemlich beunruhigend, das ihr zwei scheinbar einiges mehr wisst als wir.“ Tyson verschränke Kai-mäßig die Arme vor der Brust und sah trotzig von seinem Leader zu seiner Betreuerin, die schweigend tiefgründige Blicke miteinander austauschten.

„Ich darf euch leider noch keine Daten geben. Wenn was davon durchsickert, kann ich meine Doktorarbeit vergessen. Aber ich bin bald fertig. Sobald ich sie abgeschickt habe, erkläre ich es euch. Versprochen.“ antwortete die Deutsche, legte sich die rechte Hand auf die Brust und hob die linke Hand zum Schwur.

„Also hat es was mit deinem Studium zu tun? Hab ich mir schon fast gedacht. Wie weit bist du denn mit deiner Arbeit?“ Kenny schaute mal ausnahmsweise von seinem Laptop auf und rückte seine Brille zurecht.

„Fast fertig. Ich arbeite ja auch im Moment in jeder freien Minute daran. Mit fehlten nur noch ein paar Daten, die ich aber gestern glücklicherweise von meinen Mitarbeitern zugeschickt bekommen habe. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Endschliff und fertig. Ich hoffe, dass ich sie bis Afrika fertig habe. Aber ich denke, das wird euch dann ziemlich von den Socken hauen!“

Zweifelnde Blicke trafen Raika, die mit stolz geschwellter Brust versuchte, dem Misstrauen zu wiederstehen.

„Jetzt guckt nicht so zweifelnd! Das wird schon, versprochen! Und jetzt raus mit euch! Eure letzten Gegner für heute warten sicher schon auf euch!“ Vom Thema ablenkend schob Raika die Bande aus dem Aufenthaltsraum heraus auf den Flur, wo sie sich endlich freiwillig in Bewegung setzte und Richtung Arena lief. Den ganzen Gang lang hörte man schon die aufgeregte und unruhige Masse an Zuschauern, die gespannt auf das kommende Match die Tribünen füllten.

„Wer ist eigentlich unser Gegner?“ fragte Daichi, als sie sich für den Aufmarsch bereit in der Nähe des Gangendes positionierten. Die ganze Zeit über hatte der kleine Rotschopf geschwiegen, was eigentlich für ihn sehr unnatürlich war. Auch den andern schien aufgefallen zu sein, dass der Zwerg ziemlich niedergeschlagen zu sein scheint.

„Hey, alles klar, Daichi?“ Hilary beugte sich zu ihm herunter und lächelte ihn aufmunternd an, doch er prustete nur verächtlich und drehte sich weg.

„Natürlich ist alles klar! Was sollte nicht klar sein?“ protestierte der Rotschopf, doch alle konnten die Lüge aus seiner Stimme hören. Hilary wollte schon ansetzen, ihn weiter auszufragen, doch Raika hielt sie auf.

„Nicht jetzt, ihr habt ein Matsch zu gewinnen. Also reißt euch zusammen. Alles andere können wir auch nachher noch besprechen.“ Zustimmendes Nicken bestätigte ihr, dass sie wieder die volle Aufmerksamkeit des Teams hatte.

„Also euer nächster Gegner ist ein Team aus Südkorea. Ich hab ihren Namen leider vergessen. Aber soweit ich das mitbekommen habe, sind sie nur bis hierher gekommen, weil ihre Gegner noch schwächer waren als sie selbst. Die dürften absolut keine Probleme bereiten.“ Damit war das Thema für Raika abgehandelt und sie ging zielstrebig durch den Eingang zur Arena. Achselzuckend folgte ihr der Rest des Teams und unter immer lauter werdendem Applaus betraten die BladeBreakers den Schauplatz.
 

Unter genauso anhaltendem und atemberaubenden Beifall und Zurufen verließen die BladeBreakers auch wieder die Halle. Das koreanische Team war wirklich keine Herausforderung gewesen und in wenigen Minuten hatten sie es auch schon wieder vergessen.

Wichtiger war jetzt Daichi, denn dieser hatte während seinem Matsch arg an Konzentration nachgelassen und nur sehr knapp gewonnen, obwohl er eigentlich viel besser hätte sein müssen. Auch jetzt ging der kleine rothaarige Knirps mit gesenktem Kopf und vor sich hin grübelnd dem Rest des Teams voraus, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Doch die offensichtlichen Rauchwölkchen, die seinem Kopf entsteigen zu schienen waren Beweis genug, dass es in dem Zwerg mächtig am Brodeln war.

„Daichi, in unseren Vorbereitungsraum. Sofort. Alle anderen bitte auch.“ Raikas strenge und laute Stimme hallte durch den Korridor wie ein Donner und lies alle erschrocken zusammenfahren. Verwirrte und überraschte Blicke trafen eine düstere starre Mine, die keine Wiederrede oder auch nur die Idee eines Einwandes zuließ. Still befolgten alle Raikas Anweisung und gingen in den Teamraum, der eigentlich nur zum Sammeln vor einem Matsch gedacht war und eventuell zur Aufbewahrung von Reparaturteilen. Doch jetzt war er leer und schummrig, auch das Licht der Lampe machte es nicht besser. Mit einem lauten Klicken schloss Raika die Tür hinter sich, das Team hatte bereits auf den Bänken Platz genommen. Allein Kai schien nicht angespannt zu sein, alle anderen konnten nicht recht still auf ihrem Hosenboden sitzen bleiben.

„Also Daichi, was ist los? Und ein „Mir geht es gut“ werde ich nicht akzeptieren!“ Raika stellte sich mit verschränkten Armen direkt vor Daichi und starrte ihn von oben herab förmlich in Grund und Boden. Der kleine Rothaarige hatte den Kopf gesenkt und ballte die Hände auf seinem Schoß zu Fäusten. Erst schien es als wollte er nicht antworten und Raika machte sich schon zu einer neuerlichen Aufforderung bereit, als der kleine mit ungewohnt zarter, heller Stimme anfing zu reden.

„Alles ist so anders…. Seit Du hier bist, ist alles so komisch. Die Weltmeisterschaft ist anders, das ganze Team verhält sich seltsam und alles dreht sich nur um euch. Ihr Hiwataris scheint einen Hang dafür zu haben, immer überall im Mittelpunkt zu stehen. Egal aus welchen Gründen. Euch interessiert es nicht im Geringsten, was die anderen von euch denken und ob es uns in irgendeiner Form beeinflusst!“ Zum Schluss hin ist Daichi immer lauter geworden, seine Fäuste hatten angefangen zu zittern bei genauerer Betrachtung konnte man Tränen in seinen Augenwinkeln sehen.

„Das ist nicht die volle Wahrheit oder?“ Auf Raikas Nachfrage kam jedoch keine Antwort.

„Du fühlst dich alleine oder?“

„Und? Was kann ich denn dafür, dass sich alle nur noch für euch Hiwataris oder diese doofen Ziegen von BladeFlowers interessieren! Alle haben irgendwie einen Familienteil bei sich oder so was in der Art. Alle sind glücklich und….und…“ Von einem Moment auf den nächsten brach Daichi in einen Schwall aus Tränen aus, den er verzweifelt mit seinen Händen aufzuhalten versuchte. Raika entfuhr ein schwacher Seufzer, bevor sie sich mit einem Auffordernden Blick an Hilary und Tyson wandte. Hilary reagierte sofort, sprang auf und ging vor Daichi in die Hocke.

„Hey, Kleiner, du musst doch nicht weinen. Du bist nicht allein! Wir sind doch hier! Wir sind deine Familie, das weißt du doch!“ Der Tränenfluss versiegte langsam nach diesen Worten und der kleine Rothaarige schaute verwirrt Hilary an.

„Ist doch so! Du wohnst doch bei Tyson und seinem Großvater. Du zankst dich jeden Tag mit ihnen, ihr versöhnt euch wieder. Ihr macht Ausflüge, sie helfen dir bei deinen Hausaufgaben! So wie das in einer Familie nun mal ist.“ Hilary lächelte ihn aufmuntert an.

„Ja genau! Ich bin dein großer Bruder, weißt du doch. Du kannst mit allem zu mir kommen, ich bin für dich da! Und Großvater auch! Lass doch die anderen ihre Sachen machen, das hat dich doch gar nicht zu interessieren oder?“ Jetzt hatte auch Tyson geschnallt, das er endlich auch mal was sagen musste, nicht zuletzt dank dem Seitenhieb von Kenny. Selbstbewusst und mit seinem Siegerlächeln stand er Daichi gegenüber und versuchte ihn so aufzumuntern.

„Pf, Großvater vlt, aber du nicht. Das Einzige, an das du gerade denkst, sind doch diese doofen Ziegen! Ich werde dich so auslachen, wenn du deshalb den Weltmeistertitel verpatzt!“ kam sofort der Konter. Und dieser war berechtigt, dachte zumindest Raika. Tyson hingegen pustete empört die Luft aus.

„Pf, nur weil du kleiner Scheißer doch keine Ahnung davon hast. Du musst dich ja noch nicht mit dem Thema auseinandersetzten! Außerdem sind sie keine Ziegen!“ Raika sah schon den gleich folgenden Streit die ganze Situation in heilloses Chaos versinken.

„Tyson, Daichi hat Recht. Konzentriere dich lieber auf die Weltmeisterschaft und das Behalten deines Titels, anstatt den Mädels von BladeFlowers hinterher zu sabbern. Du hast ohnehin keine Chance bei denen. Außerdem sind sie unsere Konkurrenz. Mit denen anzubandeln ist nicht gerade eine intelligente Strategie.“ Nun schaltete sich auch endlich Kai ein. Und sein Machtwort brachte jeden Streit auch nur im Ansatz klein. Daichi grinste Tyson triumphierend an. Aller Kummer und die Tränen waren vergessen ob dieses Triumphes gegen seinen ach so tollen großen „Bruder“.

„Und nun zu dir Daichi. Tyson hat auch Recht. Jedenfalls in dem Punkt das er und sein Großvater deine Familie sind. Du lebst mittlerweile schon zwei Jahre bei ihnen. Sie ermöglichen dir alles was du willst, oder? Sie sind für dich da, oder? Der Rest des Teams wohlgemerkt ebenfalls. Wenn es eins gibt, was ich gelernt habe, dann das Freunde mindestens genauso gut eine Familie darstellen können wie echte Blutsverwandte. Manchmal auch besser.“ Alle Blicke waren nun auf Kai gerichtet, der mit Gregory auf dem Arm neben seine Mutter getreten war. Verwundert zog er die Augenbrauen hoch als er die verwirrten und überraschten Blicke der Anderen sah.

„Was denn? Ist doch so oder? Jetzt tut nicht so als wär es ein Weltwunder, das ich euch als meine Freunde bezeichne.“ Empört über diese offensichtlichen Zweifel drehte Kai sich grummelnd weg.

„Kai du bist einfach süß!“ Raika konnte nicht anders als über diese trotzige Reaktion lachen und bald gesellten sich auch die anderen mit hinein.

„Ich danke euch auch dass ich offensichtlich eure allgemeine Stimmung hab heben können.“ Genervt aber innerlich froh die Situation tatsächlich gerettet und aufgelockert zu haben, lies sich Kai sogar zu einem Lächeln überzeugen. Alles war wieder beim Alten.

China Showdown 1

So ihr lieben, hier geht es weiter! Hab es mal wieder geschafft ein paar Seiten zu schreiben und mal wieder muss ich das Kapitel teilen...

Aber keine Sorge, nächste Woche kommt dann gleich der zweite Teil ;D

Der ist schon fast fertig, bekomme ihn aber dieses WE nicht mehr komplett, also daher ertser Teil zum anfüttern.

Und sorry schon mal für die kurzen und abgehackten Kämpfe, ich mag das einfach nicht so ausführlich zu beschreiben >< und natürlich bitte ich, die Rechtschreibfehler einfach zu übergehen ^^° Hab sie so gut es geht ausgemertzt aber auch mir und dem PC entgehen manchmal ungereimtheiten.

Hoffe es gefällt euch trotzdem ^^
 

Kapitel 10- China Showdown 1
 

„Ok, wie sieht die Startaufstellung aus Raika?“ fragte Kenny und blickte von Dizzy auf. Seit geraumer Zeit warteten sie nun alle im Teamraum darauf, dass Raika mit der Startaufstellung für das heutige Finale wieder zurückkam. Just als er verdrossen auf die Uhr geschaut hatte, war diese jedoch zur Tür herein gekommen und hielt ihm nun den Plan vor die Nase.

„Um elf Uhr ist der Finalkampf der Gruppe A: Die WhiteTigers gegen die StoneBlades.

Voraussichtlich gegen 13 Uhr dann der Finalkampf der Gruppe B mit den BladeFlowers gegen die SeoulSlicers und gegen 15 Uhr dann euer Kampf gegen die MajesticTwins.“ Fasste sie kurz und knapp den Zeitplan zusammen und setzte sich auf die Bank neben Kai. Gregor hopste auf ihren Schoß und wippte freudig mit den Füßen auf und ab.

„Also müssen wir ganze 5 Stunden hier rumgammeln bis wir dran sind?“ Genervt über diese Aussicht, ließ Tyson betrübt den Kopf gegen die Wand hinter sich fallen, worauf er sich energisch den schmerzenden Hinterkopf rieb.

„Ach Tyson, tu nicht so als ob es weh getan hätte; Stroh kann doch nicht wehtun.“ witzelte Hilary und zwinkerte Tyson grinsend zu.

„Haha, sehr witzig, Hilary. Dumm wie Stroh bin ich nun echt nicht!“ empört pustete der amtierende Weltmeister seine Backen auf.

„Naja, vielleicht nicht dumm wie Stroh, aber immerhin dumm. Aber wie heißt es so schön: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“ Stieg jetzt auch Kai ein und grinste schief, blieb aber ganz lässig mit geschlossenen Augen an der Wand angelehnt.

„Ja, aber meistens ist das auch der Letzte.“ Folgte noch der Seitenkommentar von Raika, was alle anderen zum Lachen brachte. Tyson saß nur schmollend und mit bockig verschränkten Armen auf der Bank und man konnte schon fast kleine wütende Rauchwölkchen aus seinem Kopf hervorkommen sehen.

„Ach Tyson, nimm das doch nicht immer so ernst, wir wollen dich doch nur etwas ärgern!“ Hilary klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und lächelte ihn liebevoll an, doch das eingeschnappte Weltmeisterchen drehte nur noch mehr gekränkt den Kopf weg.

„Hilary, lüg ihn doch jetzt nicht auch noch an! Wir wollen doch nur das Beste für unseren Beyblade-Helden! Das ist immerhin das einzige, was er gut kann.“ stichelte Daichi und traf dabei scheinbar einen ziemlich wunden Punkt. Vor Wut kochend und mit einem nicht gerade sehr freundlichen Gesichtsausdruck drehte sich Tyson zu dem kleinen Rothaarigen um und wollte schon kurzerhand auf diesen losgehen, als sich Hilary mit einem mahnenden „Daichi!“ dazwischenwarf.

Gleichermaßen amüsiert wie auch resignierend schauten Raika, Kai, Gregor und Kenny dem Spektakel von einem Streit zu. Immerhin konnten sie so die Zeit ganz gut totschlagen, bis der erste Kampf anstand.

Und dieser war schneller da als man am Ende vermuten konnte. Kaum hatten sich die drei Streithähne wieder einigermaßen beruhigt, beziehungsweise hatte Hilary sie ansatzweise ruhig stellen können, kam auch schon die Ansage über den Beginn des Finales durch die Lautsprecher hereingeschwebt.

Eilig bemühte sich das Team, ihre Plätze in den Zuschauerränken der Arena einzunehmen. Kenny stellte Dizzy auf und machte alles bereit, die folgenden Matches komplett aufnehmen zu können. Neben ihm saß Raika mit Gregor auf dem Schoß und schauten gespannt in die Arena hinab. Die WhiteTigers wie auch ihre Gegner hatten bereits auf ihren jeweiligen Seiten Platz genommen und erwarteten nun gespannt, dass endlich Jazzman erschien um den Kampf anzusagen. Mit einem lauten Knall und einer effektreichen Rauchwolke erschien dieser dann auch endlich und die Zuschauer verfielen und aufgeregte Jubelrufe.

„Hey Leute! Alles klar bei euch für das heutige Finale?“ schrie Jazzman ins Mikro und natürlich war die Antwort kaum zu überhören. Raika verpasste Gregor die in weiser Voraussicht mitgebrachten Ohrschützer, denn der Lärmpegel auf den Drehbühnen war kaum noch vorstellbar.

„Okay, wie ich sehe seid ihr alle schon ganz heiß auf das erste Match! Und gleich zu Beginn des heutigen Tages haben wir im ersten Finale ein altbekanntes Team, das gerechtfertig hier im Finale sitzt: de WhiteTigers! Doch auch ihre Gegner, obwohl gänzlich neu in der asiatischen Profiliga, haben es faustdick hinter den Ohren: hier sind die StoneBlades aus Nepal!

Und ich will nicht hier um den heißen Brei herumreden! Lasst uns mit dem ersten Match beginnen! Wer wird als erstes antreten?“ Jazzman hatte sich während seiner kleinen Rede wieder auf seinem Kranausleger seine altbekannte Position eingenommen und schaute gespannt hinunter in die Arena.

Wie auf Kommando stand Mao auf und ging siegessicher auf die Bowl zu. Bei den StoneBlades stand ein kleines zierliches Mädchen auf, dass sehr unsicher wirkend und mit deutlich zitternden Händen Mao entgegenkam.

„OK, der erste Kampf beschreiten überaschenderweise die Ersatzbladerin der WhiteTigers, Mao Wong und Kali Yadav von den StoneBlades! Seid ihr bereit? Gut, dann heißt es nur noch: LET IT RIP!“

Die beiden Mädchen starteten ihre Blades und der Kampf begann. Lauernd umkreisten sie sich und Mao ließ Galux immer wieder kurze Scheinangriffe ausführen, doch von Kali kam keine Reaktion. Ihre Gegnerin wirkte noch immer unsicher, doch ihr Blick war starr auf Maos Blade gerichtet. Mit einem Mal hörten ihre Hände jedoch auf zu zittern und der Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde ernst und hart.

Mao konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Kali das Tempo ihres Blades erhöhte und zu einer Attacke nach der anderen ansetzte. Unermüdlich schlugen die Blades aufeinander ein und Mao hatte alle Hände voll zu tun, nicht aus der Bowl zu fliegen. Sie hatte dieses kleine Mädchen definitiv unterschätzt und das würde ihr zum Verhängnis werden wenn sie nicht bald etwas unternimmt.

//Mist, mir bleibt wohl keine andere Wahl…// dachte sie sich nur still und biss die Zähne zusammen.

„Galux!“ mit einem frustrierten Schrei rief sie ihr BeatBeast. Ein heller Schein, daraufhin eine kleine Druckwelle, die die Arena durchlief und schon lag Kalis Blade draußen.

„Und das sieht ganz nach einem Sieg für Mao aus! Das erste Match geht an die WhiteTigers!“ rief Jazzman enthusiastisch ins Mikro. Überrascht schaute Kali auf ihren Blade und erneut fingen ihre Hände an zu zittern, als ihre Niederlage in ihr Bewusstsein vordrang.

Mao hingegen nahm nur schlecht gelaunt ihren Blade wieder auf. Eigentlich hatte sie nicht vor gehabt, ihr BitBeast schon in einer der Qualifikationen nutzen zu müssen. Sie hatten alle hart genug trainiert, um gegen diese Anfänger auch ohne die unterstützende Kraft ihrer Elementargeister bestreiten zu können.

„Du hast gut gekämpft!“ rief sie ihrer Gegnerin noch rüber bevor sie zum Rest ihres Teams ging und sich auf die Bank sinken ließ.

Das nächste Match verlief besser. Lee hatte aus dem Fehler seiner Schwester gelernt und seinen Gegner, obwohl ebenfalls nicht gerade ein muskulöser Hüne, unterschätzt und konnte von Anfang an den Kampf dominieren obwohl der gegnerische Blade doch des Öfteren überraschende Attacken und Tricks zeigte. So endete das erste Finale doch eher unspektakulär, doch die Fans jubelten den WhiteTigers ihre Glückwünsche zum Gewinnen der Qualifikation zu.

Der ganze Kampf hatte insgesamt keine halbe Stunde gedauert, weshalb die anderen beiden Kämpfe schon jetzt nach vorne verlegt wurden.

„Also haben wir jetzt eine halbe Stunde Zeit bis zum Kampf der BladeFlowers?“ fragte Hilary als sie alle aufstanden um sich die Beine zu vertreten.

„Ja genau. Ich will aber nicht unbedingt raus, bei den Massen die sich hier auf dem Gelände und in den Hallen aufhalten, verliere ich nur Gregor aus den Augen.“ Antwortete Raika und ließ ihren kleinen Sohn auf den Boden gleiten. Dieser blieb jedoch artig zwischen ihr und Kai stehen und hatte schnappte sich nun von Beiden die Hände, um sich daran festzuhalten.

„Wollen wir dann nicht die WhiteTigers besuchen? Dann können wir ihnen auch gleich gratulieren!“ schlug Tyson vor und gleich waren alle total davon begeistert. Nun ja, nicht genau alle, zwei gewisse Hiwataris nicht unbedingt, doch sie schwiegen zu dieser Idee, da ihnen keine bessere Alternative einfiel.

Also trotteten Kai und Raika mit dem kleinen Gregor zwischen sich den anderen hinterher zum Gruppenraum der WhiteTigers, aus dem schon eine auf dem Flur hörbare Diskussion drang.

„Hey Leute, was denn hier los?“ platze Tyson auch gleich in den Raum ohne vorher nicht einmal ans Anklopfen gedacht zu haben.

„Tyson! Was macht ihr denn hier?“ Ray schien das jedoch nicht groß zu stören und klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter.

„Wir wollten euch gratulieren zum erfolgreichen Erlangen der WM-Qualifikation!“ meinte Kenny als er ebenfalls in den Raum kam. Mao saß schmollend auf der Bank, vor ihr Lee, scheinbar leicht aufgebracht. Daneben saß Meister Tao und ganz hinten in der letzten Ecke des Raumes brütete Kevin über den Blades von Lee und Mao.

„Danke schön! Ja wir freuen uns auch tierisch darüber, auch wenn Mao gerade nicht so begeistert von ihrem eigenen Sieg ist.“ Meinte Lee bissig und schaute seine Schwester vorwurfsvoll an.

„Wir hatten abgemacht, dass wir unsere BitBeasts so wenig wie nur möglich einsetzen werden und dann muss ich diese Abmachung brechen weil ich einen dummen Anfängerfehler begangen habe!“ fauchte die pinkhaarige zurück und drehte brüskiert den Kopf zur Seite. Man hörte nur ein genervtes „Frauen!“ von Lee, bevor er es aufgab auf sie einzureden und sich den BladeBreakers zuwandte.

„Ihr habt noch ein wenig Zeit bis zu eurem Kampf oder? Wer wird denn bei euch antreten?“

„Ich und Daichi natürlich!“ antwortete Tyson frei raus und ignorierte gekonnt Hilarys korrigierenden Kommentar, dass es ja „ Daichi und ich“ heißen muss.

„Aber sag mal Ray, warum bist du eigentlich nicht angetreten? Ich dachte, der Ersatzspieler darf nur in Notfällen antreten!“ Hilary sah ihren ehemaligen Teamkameraden an, der sich beschämt grinsend den Hinterkopf kratze.

„Nun ja, Lee und ich hatten gestern noch ein wenig trainiert und dabei hat es Drigger erwischt. Der Schaden war nicht groß, aber an einem dummen Teil, dass wir gerade nicht dabei haben und hier auch nicht auf die kürze haben auftreiben können.“ gestand dieser.

„Hättet ihr was gesagt, ich hätte euch ja vielleicht aushelfen können!“ protestierte Kenny und schien sichtlich beleidigt zu sein an diesem Mangel an Vertrauen.

„Haha, stimmt! Entschuldige, wir haben gar nicht daran gedacht, euch zu fragen! Aber das ist ein eher seltenes Teil, daher dachten wir auch nicht, dass du das dabei haben könntest.“ Verlegen entschuldigte sich Ray.

„Und dabei haben wir doch einen kompletten Sortimentskasten dabei.“ merkte Raika nur nebenbei an und konnte sich nicht vorstellen, dass Ray so vergesslich war. Eigentlich hatten sie den WhiteTigers wie auch jedes andere Team der Qualifikation eine Nachricht erhalten, in der die Info über den Ersatzteilbestand der hier örtlichen Werkstadt enthalten war. Aber offensichtlich war diese Info irgendwie nicht bemerkt worden.

Verwirrte Blicke trafen Raika, welche nur kopfschüttelnd sich neben Mao auf die Bank fallen ließ.

„Nicht wirklich oder?“ Lee ließ frustriert den Kopf hängen und auch Ray sah recht bemitleidenswert aus.

„Ist doch egal, ihr habt trotzdem gewonnen! Also Kopf hoch! Wollen wir das irgendwie feiern heute? Ist ja sowieso klar, dass wir gewinnen werden, also lohnt es sich dann gleich doppelt!“ schlug Tyson vor und alle waren mehr als begeistert von der Sache und stürzten sich mit neu gewonnener guter Laune in die Planung. Bis auf drei genervt wirkende Gestalten an der Wand, die rein zufällig den gleichen Nachname trugen…musste wohl eine Familienkrankheit sein.

China Showdown 2

Sorry, dass es mal wieder ganz schön gedauert hat, dass hier was kommt, aber ich hoffe, ihr seid mir nciht all zu böse! >o<
 

Dafür ist das kapitel extra lang :D

Bzw. ist es ja nur der 2. Teil des Kapitels XD

Ich sollte die kürzer schreiben o.o
 

Naja, have fun! Und ich freue mich immer über Kommentare!
 

China Showdown 2:
 

Das Team saß relativ ruhig in ihrem Vorbereitungsraum und wartete darauf, dass ihr Kampf endlich anfing. Tyson tigerte als einziger unruhig umher. Er wollte so unbedingt in die Arena und den Kampf endlich hinter sich bringen!

Kenny überprüfte noch einmal ihre Blades, konnte jedoch nichts finden und ließ resignierend die Hände sinken. Kurz alles weggepackt und erneut wanderte der Blick zur Uhr.

„Naja, ich denke, es ist okay, wenn wir jetzt in die Arena gehen. Dann können wir unsere Gegner schon einmal begutachten. Es sind ja nur noch zehn Minuten.“ Meinte Raika und stand auf. Gregor hatte sie bei Mao und Ray gelassen. Sie wollte nicht, dass der kleine da unten mit in der Arena saß und von aller Welt gesehen wollte. Vermutlich würde er sich da auch sehr unwohl fühlen.

Praktisch auf diese Erlaubnis gewartet, standen alle fast synchron auf und schnappten sich ihre wenigen Sachen, die sie mit in die Arena nahmen.

Fast alle Zuschauer waren bereits wieder auf ihren Plätzen und warteten gespannt auf den Beginn des letzten Matches.

Als die BladeBreakers die Arena betraten, kam bereits der erste verhaltene Applaus, was Tyson noch weiter anheizte. Überschwänglich grinsend winkte er den Massen zu.

„Noch hast du nicht gewonnen, also lass das Rumgeprahle.“ raunte Raika ihm genervt zu. Sie hatte jetzt schon keine Lust mehr auf diese Betreuerrolle. Warum hatte sie sich noch einmal bereit erklärt? Jetzt würden sich die Zeitungen vermutlich endgültig das Maul über sie zerreißen, denn sie bezweifelte nicht, dass AJ und Best es sich nehmen lassen werden, ihre ‚Mutterposition‘ zu erwähnen. Oder eher breit trampeln. Dass das bis jetzt noch nicht geschehen war, wunderte sie, aber vermutlich hoben sich das die beiden Kommentatoren für genau dieses Match auf.

Von ihren Gegnern war noch keine Spur zu sehen, also setzte sich das Team auf die Bank und wartete.

„Daichi, du trittst als erstes an. Danach ich. Und wehe du vermasselst es!“ knurrte Tyson den kleinen Rotschopf an, der ihn nur streitlustig anfauchte und irgendwas von „als ob ich verlieren würde“ nuschelte, während er vergebens versuchte, ruhig sitzen zu bleiben.

Die Minuten vergingen quälend langsam und noch immer kein Zeichen von dem gegnerischen Team.

Dann ging das Licht aus und wieder erschien Jazzman mit großem Getöse und die Zuschauer tobten. Raika konnte mit Mühe Gregor in den Massen ausmachen, wie er mit seinen Ohrschützern auf Maos Schoß saß und ihr zuwinkte.

„Willkommen zum letzten Kampf an diesem heutigen Qualifikationstag! Bis jetzt haben sich bereits die WhiteTigers und die BladeFlowers für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert! Und nun ist es an der Reihe, dass sich auch das amtierende Weltmeisterteam diese Qualifikation sichert!“ Jazzman brüllte fast in sein Mikrofon und die Resonanz der Zuschauer war mindestens genauso laut.

„Ja richtig, aber wie ich sehe, sind die MajesticTwins bis jetzt noch nicht aufgetaucht.“ meinte Best und enthüllte damit eine ziemlich offensichtliche Tatsache.

„Korrekt Best, und wenn sie nicht innerhalb von zehn Minuten hier auftauchen, werden sie leider disqualifiziert und die BladeBreakers bekommen automatisch den Sieg zugesprochen.“ ergänzte AJ für alle, die noch nicht zu sehr mit den Regelungen der Kämpfe vertraut waren.

„Nun, dann möchte ich hiermit offiziell die MajesticTwins bitten, zu ihrem Kampf zu erscheinen. Ansonsten müssen wir diesen Kampf zugunsten der BladeBreakers entscheiden.“ widerholte Jazzman das Ganze, sodass das betroffene Team es über die Lautsprecher mitbekommt, sollten sie sich noch im Haus aufhalten.

„Während wir hier warten und den Zähler runterlaufen lassen, würde ich sagen, dass wir uns mit dem Thema Betreuer in Hinsicht auf die BladeBreakers auseinandersetzen. Bis jetzt haben wir das ja ziemlich ruhen lassen.“ meinte AJ und Raika sank genervt in sich zusammen. Sie hatte es gewusst.

„AJ, ohne dich hätte ich das total vergessen! Soweit ich das im Überblick habe, neigen hier sehr viele der Teams ein Familienmitglied mit ins Team zu holen. Die BladeBreakers stehen dieser Tatsache in Nichts hinterher. Niemand anderes als Raika Hiwatari heißt ihre Betreuerin! Und wie man schon am Nachnamen erkennen kann,…“

„…ist sie Kais Mutter, genau, Best. Soweit ich informiert bin, allerdings nicht seine leibliche, richtig?“

„Das Stimmt, nur seine Stiefmutter, aber was man so in Erfahrung bringen konnte, ist, dass die zwei sich angeblich gut verstehen. Bemerkenswert. Ich vermute, unter den weiblichen Fans wird es eine ziemliche Neidwelle geben.“ Best schien es nicht im Geringsten zu stören, dass er da ganze Heerscharen an Fans gerade gegen Raika aufhetzte, was diese immer mehr dazu verleitete, den Zweien dafür im Gegenzug ihren Anwalt auf den Hals zu hetzten.

„Soweit ich weiß, soll sie allerdings ziemlich schlagfertig sein. Mit ihr ist nicht gut Kirschen essen, also pass auf was du sagst Best!“

„Danke für die Warnung, scheinbar sollte man sich mit keinem der Hiwataris anlegen, egal welchem Alter oder Geschlechts, sie sind alle keine angenehmen Gegner.“ Pflichtete Best AJ bei.

„Nun denn Best, meine Uhr sagt, dass wir uns langsam aber sicher dem Ende der Zeitfrist nähern.“ Und damit hatte AJ mehr als nur Recht. Nur noch vier Minuten verblieben und von dem gegnerischen Team nichts zu sehen. Und sie sollten auch verschwunden bleiben…

„So etwas hab ich in meiner gesamten Karriere als Kommentator für die BBA noch nicht erlebt! Die BladeBreakers gewinnen die Qualifikation ohne Match! Herzlichen Glückwunsch!“ Verhaltenes Klatschen, mehr eine erstaunte und bedrückte Stille in der Arena. Man merkte, dass die Fans mehr als nur unglücklich waren. Und die BladeBreakers auch, zumindest Tyson und Daichi.
 

„Das kann doch nicht sein, haben die so Angst vor uns bekommen, dass sie sich sogar die Schande aufbürden, einfach nicht zum Match zu erscheinen oder was? Ich glaub es nicht!“ Tyson war außer sich und nörgelte jetzt schon eine halbe Stunde rum, meistens im Chor mit Daichi zusammen, der ebenfalls nicht sehr angetan war von dieser Art des Sieges.

Mittlerweile waren sie wieder im Gemeinschaftshaus und organisierten dort kurzerhand die Kleine Party für die drei Gewinnerteams – man hatte sich spontan dazu entschlossen, die BladeFlowers mit einzuladen, welche natürlich freudig annahmen.

„Ja, das ist schon ziemlich merkwürdig, aber jetzt reg dich wieder ab Tyson, das ist ja nicht mehr auszuhalten.“ Konterte Ray, der wie die meisten mittlerweile die Schnauze voll hatte.

„Hey Jungs, wir haben noch ein paar Getränke und Knabbereien mitgebracht!“ Angesprochene Jungs sowie auch die beiden Mädchen der BladeBreakers und WhiteTigers drehten sich um zu den gerade durch die Tür tretenden BladeFlowers.

„Hey super und mit dem Abendessen nachher dürften wir alles beisammen haben!“ antwortete Lee euphorisch und nahm den Neuankömmlingen ihre schwere Last ab.

Sie befanden sich nicht im großen Speisesaal, sondern im kleineren Gemeinschaftsraum dahinter, der mit etwas bequemeren Sitzmöglichkeiten ausgestattet war. Sämtliche Verpflegung wurde auf den kleinen Tisch an der Wand verfrachtet, alle Sitzmöglichkeiten im Kreis um die zwei kleinen Couchtische herumgestellt und Gläser verteilt.

„Wir brauchen noch Musik.“ Stellte Sura fest und schaute sich prüfend um, ob es hier eine Möglichkeit gab, eben diesen Umstand zu ändern. Es gab zwar eine Anlage, jedoch war die nur für CD’s kompatibel, was sie nicht weiterbrachte, denn keiner hatte welche dabei.

„Nun, da kann ich euch vielleicht helfen.“ Raika kam gerade zur Tür herein, im Schlepptau Kai mit Gregor auf dem Arm. Selber hatte sie ihre Tasche mit ihrem Laptop und den Unterlagen für ihre Doktorarbeit dabei.

Sie machte sich eine Ecke bei dem großen Tisch frei, stellte ihren Laptop auf, holte zwei Minilautsprecher raus und stöpselte sie an.

Nur wenige Augenblicke später hallten in angenehmer Lautstärke Gitarrenriffs amerikanischer Rockbands durch den Raum.

„Ich hoffe, ihr seid mit meiner Musikwahl einverstanden. Ich wird nebenbei noch weiter an meiner Arbeit schreiben, also mich bitte nicht groß stören wenn es geht. Kai, du kümmerst dich um Gregor oder?“ Eigentlich war das keine Frage gewesen, sondern eine Aufforderung, doch Kai störte das nicht, hatte er doch damit gerechnet, dass sein kleiner Bruder wieder an ihm kleben bleiben würde.

„Ja, schon klar.“ kam nur der trockene Kommentar, dann setzte sich Kai samt Gregor auf eines der Sofas.

„Oh Mann, an dir bleibt das aber scheinbar recht oft hängen, was?“ Ray setzte sich zu den zwei Hiwataris und sah amüsiert mit zu, wie Gregor aus seinem kleinen Rucksack, den er dabei hatte, eine Box mit Stiften und Papier zog und sofort eifrig zu zeichnen anfing.

„ist mittlerweile nichts neues für mich. Außerdem muss sie ihre Arbeit fertig bekommen, sonst gibt es Ärger.“
 

Bis nach dem Abendessen verlief der Abend sehr ruhig und gelassen: man beglückwünschte sich noch einmal zur gewonnenen Qualifikation, stieß darauf an( natürlich mit nicht alkoholischen Getränken) und witzelte über den eher unehrenhaften Sieg der BladeBreakers. Ray und Mao amüsierten sich köstlich dabei zuzusehen, wie Gregor Kai mit neuen Ideen für Bilder löcherte. Er war zwar ein Genie, aber kein bisschen kreativ! Das war Raikas Job!

Auch das Essen an sich war ziemlich beschaulich gewesen. Man verabschiedete die anderen Teams, die noch an diesem Tag oder spätestens am nächsten Morgen nach Hause fahren würden, bevor sich wieder die drei Teams im Hinterzimmer trafen. Kai hatte sich mit Gregor zurück ins Wohnhaus gemacht, um seinen kleinen Bruder ins Bett zu bringen. Und kaum war Kai nicht mehr da, fing das ganze Theater an.
 

„Also echt, ist Kai eigentlich WIRKLICH immer so?“ fragte Sura in die Gruppe rein.

„Was meinst du mit SO? Das er distanziert ist? Dass er sich nicht um andere Leute kümmert, seinen Bruder jetzt mal ausgeschlossen? Das er immer den Unnahbaren mimt?“ konterte Mao. Ihr war nicht entgangen, dass Sura Kai die ganze Zeit schon mit Blicken gelöchert hatte und immer wieder Themen angeschnitten hatte, von denen sie hoffte, zumindest einen Kommentar aus ihm heraus zu locken. Doch ohne Erfolg.

„Ja, schon. Ich meine, wenn er so in der Öffentlichkeit ist, finde ich das ja okay, aber hier sind wir ja unter uns, da könnte er ruhig etwas lockerer sein! Lässt er denn nie los?“ Genervt ließ sich Sura mit verschränkten Armen nach hinten in die Sofalehne fallen.

„Nein, eigentlich ist er immer so. Da muss schon was Besonderes sein, dass er sich mal richtig entspannt. Aber das passiert so selten. Ich kann mich echt nicht daran erinnern, ihn das letzte Mal lächelnd gesehen zu haben.“ murmelte Tyson und hob grübelnd die Hand ans Kinn.

„Macht euch da mal nicht so Kopfzerbrechen drüber! So ist er eben. Irgendwann taut er schon noch auch euch gegenüber auf.“ lachte Ray und erntete empörte und neidische Blicke von den anderen.

„Ja ihr Zwei seid ja immer schon ziemlich dicke gewesen! Warum ist er dir gegenüber eigentlich lockerer? Das ist ungerecht!“ Schmollend verzog Tyson den Mund und warf Ray ein Kissen an den Kopf, was dieser aber geschickt vor dem Treffen auffing.

Unschlüssig blickte er das Kissen in seinen Händen an, bevor sich ein verräterisches Grinsen auf sein Gesicht schlich, das nichts Gutes verhieß. Ohne Vorwarnung schmiss er es Lee entgegen, der total überrumpelt nicht schnell genug reagieren konnte und es genau ins Gesicht bekam. Was dann folgte, war ganz logisch und unausweichlich eine der schlimmsten Kissenschlachten, die Raika je miterlebt hatte. Nur die mit ihren eigenen Geschwistern waren schlimmer gewesen. Vermutlich hatte man da weniger Hemmungen, dem anderen weh zu tun.

Mittlerweile war es schon halb acht und die Schlacht war noch immer im vollem Gange. Raika hatte schon vor ein paar Minuten ihre Doktorarbeit geschlossen und sich eine andere Beschäftigung gesucht, denn sie hatte keine Lust mit Shala und Meister Tao zusammen Schiedsrichter zu spielen. Unbemerkt setzte sie sich mit ihrem Laptop und den Boxen dazu auf eines der Sofas, was für die Kissenschlacht zusammen mit den Tischen wieder an die Wand geschoben worden war, damit man mehr Platz hatte. Kaum saß sie bequem und hatte sich ihrer Beschäftigung gewidmet, erschien Kai endlich wieder und setzte sich neben sie auf die Lehne des Sofas, um über ihre Schulter hinweg mit in ihren Laptop gucken zu können.

„Hast ja lange gebraucht.“ meinte sie und klickte sich ohne Hemmungen durch die Seiten.

„Er wollte unbedingt noch eine Weile rumtoben. Kennst ihn ja, damit sollte er aber morgen länger schlafen. Durchstöberst du wieder die Weiten der Fanseiten?“ Er war fließend ins Deutsche gewechselt. Man konnte ja nicht wissen, wer doch mithören sollte, obwohl alle noch immer mit der Kissenschlacht beschäftigt waren.

„Jupp, aber so wirklich gutes Material ist leider nicht dabei. Die meisten der Fanfictions hab ich schon gelesen oder die hören sich schon von vorn herein dumm an.“ murmelte sie und scrollte weiter auf der Suche nach gutem Stoff. Ja richtig, sie suchte gerade Yaoi-Fanfiction. Kai wunderte sich, wie sie ihre Leidenschaft für homoerotische Texte und Bilder bis jetzt hatte unterdrücken und geheim halten können. Sie war ein riesen Fan davon und lebte diese Leidenschaft normalerweise SEHR offen aus.

„Oh Mann, da muss ich wohl mal wieder in die etwas abgefahreneren Fandoms abtauchen.“ murmelte sie vor sich hin und mit wenigen Klicks war sie da, wo sie hinwollte. Kais Augen weiteten sich. Er wusste, dass es das gab, hielt aber seine unterschwellige Neugierde zurück, da tatsächlich mal reinzugucken und zu stöbern: Fanfictions über reale Personen. Fanfictions über Profibeyblader. Fanfictions über IHN! Sehr oft über ihn sogar, meist gekoppelt mit irgendwelchen anderen Bladern, was ihm die schlimmsten Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Oh.“ Und nicht nur ihn. Raika schüttelte den Kopf und verzog angewidert das Gesicht.

„OH. MEIN. GOTT. Wie…“ Kai blieben die Worte weg. Dazu konnte man nichts mehr sagen. Er wusste das es echt kuriose und nicht gerade schöne Verkupplungen von ihm gab, aber das war mit ABSTAND die Schlimmste, von der er jemals gehört hatte: Kai X Brooklyn.

Er bekam tatsächlich nur von diesen paar Buchstaben ein unangenehm flaues Gefühl im Magen, was Raika zu spüren schien, denn sie klickte das ganze Thema mit einem „Die sind doch alle krank“ weg und schaute lieber in ihren sozialen Netzwerken nach, was da so los war.

„Hey, was ist los bei euch zwei, ihr seht aus, als hättet ihr einen Geist gesehen!“ rief Hilary und bahnte sich ihren Weg durch die fliegenden Kissen.

„Wir mussten uns gerade mal wieder der Tatsache stellen, dass es SEHR kranke Fans gibt.“ meinte Raika und grinste schief. Neugierig steckte Hilary ihren Kopf über den Laptop und wollte sehen, was die zwei denn so treiben.

„OH! Das ist doch Raika Kessna!“ Verdutzt starrte Hilary auf die Seite mit dem Künstleraccount einer ihrer absoluten Lieblingsmangazeichnerinnen.

„Du kennst ihre Mangas?!“ Raika war verblüfft. Ihre Mangas, die hier noch unter ihrem Mädchennamen raus kamen, waren zwar auch in Japan veröffentlicht worden, doch in der breiten Masse der japanischen Künstler waren sie weitestgehend unbekannt geblieben. Zudem zeichnete sie Yaoi, was ohnehin keine große Mehrheit hatte an Fans.

„Ja! Ich liebe ihre Mangas! So toll und die Storys! Oh mir fällt auf, dass ihr ja den gleichen Vornamen habt! Hihi.“ Hilary kicherte.

„Oh, dann freut es dich ja bestimmt zu hören, dass meine Mutter vor ihrer Hochzeit Kessner hieß.“ Trocken, prägnant und genau auf die zwölf. Raika hatte ihn die letzten Tage zu viel geärgert und Kai hatte diese kleine Chance genutzt, um es ihr mal heimzuzahlen. Hilarys Augen weiteten sich.

„Das meinst du nicht ernst! Raika ist DIE Raika?“ fragte sie einen ticken zu laut. Im Ganzen Raum kamen jegliche Handlungen zum Stillstand. Mao drehte sich um und auch ihr Gesicht zeigte Verblüffung. Raika seufzte ergeben. Toll, warum waren ausgerechnet unter den zwei Teams, die in den nächsten Wochen mit ihnen unterwegs sein mussten, zwei Fans von ihren Mangas?

ByeBye Asien!

Ehm, hier ein "kurzes" "FIller"-Kapi....so als übergang. Ging mir erstaunlicherweise sehr fließend von den Fingern :3

Hoffe es gefällt euch trotzdem und ihr findet die Szene am Ende...nciht allzu....OOC *hust*
 

Have FUn!
 

Kap 11:ByeBye Asien!
 

So langsam wurde es eng im Jet. Raika war mehr als froh, dass es sich nur auf die drei asiatischen Teams belaufen würde, die mit ihnen zusammen im Privatjet fliegen würden.

Die Sitzverteilung war ähnlich der auf dem Hinflug, nur dass die WhiteTigers jetzt im Vierer hinter den BladeBreakers saßen und die BladeFlowers in dem hinter Raika, Kai und Gregor.

Ray saß neben Kai, weil bei seinem eigenen Team kein Platz mehr war und er eigentlich mit Kai reden wollte. Mao war nicht sauer darüber, sie nutze lieber die Gelegenheit, direkt hinter Hilary zu sitzen, um mit ihr zu tratschen. Kenny saß neben der Brünetten am Fenster und versank erneut hinter Dizzy, die ihm kontinuierlich Daten ausspuckte. Daichi saß ihm gegenüber und schlief jetzt schon fast wieder ein. Der gestrige Abend war sehr lange gegangen und sie alle hatten viel zu wenig Schlaf bekommen. Zum Glück war der Flug nach New York lang genug, um dieses Defizit wieder auszugleichen.

„Ah wir fliegen nach Amerika! Yeah! Max ich komme!“ freute sich Tyson schon wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Ihm war seine Müdigkeit nicht anzusehen, denn er strahlte so massiv bis über beide Ohren hinaus, dass man meinen könnte, einen Geigerzähler zu brauchen.

„Oh man, dass kann ja dann lustig werden, wenn wir alle wieder auf einem Haufen sind! Das es aber wie vor zwei Jahren sein wird, wo wir alle in unterschiedlichen Teams sind, hätte ich vor einem halben Jahr aber nicht gedacht, muss ich zugeben.“ antwortete Ray und schaute über den Gang zu Tyson.

„Ah, stimmt. Vor zwei Jahren waren wir auch so verteilt. Kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie das war. Zusammen war es einfach viel besser.“ Tyson rieb sich verschmitzt die Nase.

„Ja, obwohl dann immer einer abgehauen ist zum Ende hin.“ kam der bissige Kommentar von Lee, was allgemein für Unmut sorgte. Jeder wusste, WEN er meinte.

„Ach komm, das ist alles schon geschehen und vergessen!“ moserte Mao ihren Bruder voll. Warum er auch immer dieses Thema anschneiden musste! Warum konnte er es nicht einfach ruhen lassen?

„Ach ja, stimmt, Kai hat ja öfters mal das Team gewechselt in seiner Laufbahn. Warum eigentlich? Wirklich viele Information gibt es dazu ja nicht. Man hat immer nur groß gerätselt, warum das so war.“ merkte Elizabeth an, die jetzt zum ersten Mal an diesem Tag etwas sagte. Sie saß nur still auf ihrem Sitz am Gang und beobachtete die anderen.

„Lass ihn doch, wenn er so wollte.“ raunte Panti ihren Kommentar zu der Sache, was Elizabeth einen sehr unzufriedenen Ausdruck auf das sonst so hübsche Gesicht zauberte.

„Tz, du wieder. Also ich finde das auch merkwürdig!“ entfuhr es Sura und sie drehte sich in ihrem Sitz um, sodass sie Kai sehen konnte. Dieser saß nur still da und hatte seinen Blick starr auf Raikas Skizzenblock geheftet, in dem sie Gregor alles aufmalte, was er ihr vorsagte.

„Und? Mao hat Recht, dass alles ist Vergangenheit und wir aus dem Team haben ihm das alles verziehen. Alle anderen müssen die genauen Umstände nicht interessieren.“ konterte Hilary. Langsam wurde es ihr hier zu bunt. Diese ganzen Beschuldigungen gegen ihren Teamleader gingen ihr gewaltig gegen den Strich.

„Ich meine, ihr lasst doch auch keinen in eure teaminternen Angelegenheiten reinsehen oder? Warum sollten wir das machen?“ langsam lief sie hier zur Hochform auf! Normal war sie ja nicht so eine Zicke, aber das gerade war definitiv zu viel. Und sie wollte nicht, dass Raika sich einmischte. Denn von dem, was sie von Raikas Gesicht sah, war nicht sehr beruhigend. Sie sah aus, als würde sie gleich zum Todessprung ansetzten. Die Augen waren zwar auf den Block vor ihr gerichtet, doch die Anspannung in ihren Kiefern war deutlich zu merken. Und so langsam begann Hilary zu begreifen, warum man die Betreuer eingeführt hatte.

„Nun, da ist etwas Wahres dran.“ fügte Shala hinzu. Wie durch ein Wunder schien damit das Thema fallen gelassen zu sein, scheinbar war es nicht sehr schlau, sich mit einem der Betreuer zu streiten. Vor allem bei einem so brenzligen Thema.

„In der Tat, so etwas geht andere Nichts an. Ihr seid ja selber Meister in dieser Disziplin.“ zischte Raika bissig und schnaubte. Das ganze verursachte Kopfschmerzen bei ihr.

Hilary schauderte. Da bahnte sich wieder ein Streit zwischen Shala und ihrer eigenen Betreuerin an. Diese war ja schon ohnehin schlecht genug auf sie anzusprechen und das hier würde definitiv nicht gut ausgehen.

„Was möchten sie mir damit sagen?“ fragte der Inder zurück und sein Akzent schien noch schlimmer geworden zu sein.

„Oh ich meine damit nur, dass es fast keine Informationen über euch gibt. Und dass ihr tunlichst darauf achtet, nicht eure BitBeasts zu benutzen“ konterte Raika und hob endlich mal den Kopf, um sich den schmerzenden Nacken zu massieren. So nach vorne gebeugt zeichnen war nie und nimmer gut für die Haltung!

„Ah, das ist doch eine gute Strategie oder etwa nicht? Aber woher möchten sie wissen, dass meine Mädchen BitBeasts haben?“

„Nun, ich weiß es einfach. Antwort genug?“ Sie wollte sich eigentlich gar nicht mit ihm Streiten, aber besser war es, wenn sie für den Zoff verantwortlich war, als wenn alle über Kai herziehen würden. Mit so einem Streit konnte man jedenfalls gut ablenken und die Gedanken der Zuhörer auf andere Fade lenken.

„Nun, sie scheinen mir ebenfalls nicht gerade die offenste Person zu sein, so viele Geheimnisse wie sie hier zu haben scheinen!“ Also langsam wurde es Shala definitiv zu dumm. Er musste sich anhören, dass er Sachen verheimlichte, aber selbst war Raika doch auch nicht besser! Und die vertuschte Sachen noch viel offensichtlicher als er!

„Jeder hat seine Geheimnisse oder?“ So, dass war ihr Schlusswort, auf mehr würde sie sich nicht einlassen. Zum Glück kam gerade die Durchsage des Kapitäns, dass es sogleich Mittagessen geben würde. Eine weitere wohlgewünschte Ablenkung. Raika schaute auf ihre Uhr: Sie waren mittlerweile über zwei Stunden in der Luft, wie schnell doch die Zeit verging. Sie hoffte nur, dass der Flug nun nicht mehr ganz so diskussionsreich werden würde und die Jungs sich darauf konzentrieren würden, sich an die Mädchen der BladeFlowers ran zu machen.
 

Und in der Tat, der restliche Flug verlief einigermaßen ruhig. Daichi schlief den gesamten Flug durch, so dass sich Tyson mit niemandem streiten konnte. Ray unterhielt sich abwechselnd mit seinem ehemaligen Teamkollegen oder schaute amüsiert zu, wie Gregor seine Mutter und seinen Bruder auf Trab hielt, die sich alle Mühe gaben, den kleinen Jungen bei Laune zu halten. Denn ein kleines, quängelndes Kind an Bord eines Flugzeuges war wohl das Schlimmste, was es geben konnte.

Die restlichen Jungs der WhiteTigers beschäftigte sich in der Tat am meisten mit den BladeFlowers, genauer genommen mit Sura und Elizabeth, denn Panti hatte sich mit ihrem MP3-Player verabschiedet und war nicht ansprechbar.

Mao und Hilary hatten sich in den hinteren Teil des Flugzeuges zurückgezogen und unterhielten sich dort leise über Gott und die Welt. Was zwei tratschwütige Frauen nun mal so taten.

Raika war trotzdem froh, als der Flieger auf dem Boden aufsetzte und sie endlich raus kamen. Nur um ernüchternd festzustellen, dass sie sich ja jetzt in Amerika befanden. Sie HASSTE Amerika. Und Amerikaner. Sie konnte mit dieser Ecke der Welt einfach rein gar nichts anfangen. Also wenn ihre Laune bis jetzt nicht am Boden war, jetzt war sie es bestimmt. Ein flüchtiger Blick zu ihrem Großen zeigte ihr, dass der auch nicht gerade bei bester Stimmung war. Die anfängliche Außeinandersetzung über ihn hatte ihn runtergezogen, auch wenn er sich gar nicht beteiligt hatte und nur mit halben Ohr zugehört hatte. Und auch die völlige Konzentration auf seinen kleinen Bruder hatte nicht viel geholfen, seine Laune wieder nach oben zu schrauben.

Jedenfalls beruhigte ihn die Ankunft im Hotel etwas, denn das hieß, dass sie jetzt ein wenig Zeit unter sich im Hotelzimmer hatten, bis das Abendessen anfing.

Sie standen in der Lobby des vier-Sterne-Hotels und warteten darauf, dass Raika mit den Zimmerschlüsseln zurück von der Rezeption kommen würde. Als sie bei ihnen eintraf, spiegelte ihre Miene eine noch viel schlechtere Laune wieder als zuvor und sie massierte sich die schmerzenden Schläfen.

„Also gut, wir haben drei Zimmer. Leider ist bei der Buchung irgendwas schief gegangen, weshalb wir jetzt zwei Zimmer mit drei Betten und ein Einzelzimmer haben, anstelle von einem Dreierzimmer und zwei Zweierzimmern. Wie wollen wir die Aufteilung machen? Also Tyson, Daichi und Kenny gehen wieder in ein Zimmer.“ Sie reichte den Schlüssel an Kenny weiter, somit waren schon mal drei Leute versorgt.

„Nun ist die Frage, wer von euch zwei ein Einzelzimmer möchte.“ wandte sich Raika an Kai und Hilary, die sie komplett verdutzt anschaute.

„Wieso sollte ich ein Einzelzimmer bekommen?“ fragte sie überrascht und schaute zwischen Kai und seine Mutter hin und her.

„Weil ich kein Problem damit habe, mein Zimmer mit einem von euch zwei zu teilen. Und Kai stört es auch nicht, bei mir im Zimmer zu sein.“ kam die schlichte Antwort.

„Uhm, nun, wenn er wirklich mit ins Zimmer will, darf er das natürlich. Ihr seid immerhin eine Familie. Da will ich nicht dazwischen stehen!“ rief sie und beide Frauen schauten gespannt zu Kai. Dieser überlegte nicht gerade lange.

„Dann wäre das geklärt. Hilary bekommt das Einzelzimmer.“ Kais Antwort überraschte die Brünette. Eigentlich ging sie davon aus, dass ihr unterkühlter Teamleader sich das Einzelzimmer schnappen würde, doch dass er sich willentlich für das Gemeinschaftszimmer entschied, war…merkwürdig. Es passte nicht zu ihm.
 

Die Stunde Ruhe in den Zimmern hatte offensichtlich allen gut getan, denn als sie sich alle zum Abendessen im Speisesaal des Hotels trafen, war die Stimmung wieder heiter und ausgeglichen. Jedes Team saß zwar an einem einzelnen Tisch, doch die standen in einem Kreis zusammen auf der Terrasse des Hotels, denn es war draußen viel angenehmer als im schwül warmen Hotel. Ausgelassen redeten die Teams über die Tische hinweg, während man sich auf die zahlreichen Speisen des Buffets stürzte. Tyson war so ziemlich nur am hin und her laufen zwischen seinem Stuhl und dem Buffet, und schaufelte unglaubliche Mengen in sich rein, was Hilary dazu brachte, ihn wieder und wieder auszuschimpfen.

„Hilary, du bist nicht meine Mutter! Es kann dir doch egal sein, wie viel ich esse!“ konterte der Blauhaarige, der sich gerade mit einem Teller voll Nachtisch auf seinen Platz neben ihr gesetzt hatte.

„Und? Ich kann ja trotzdem drauf achten, da du das ja nicht machst! Morgen wirst du dich wieder beschweren, wie hart das Training ist! Einfach weil du zu dick bist, so sieht es aus! Und wer will schon einen dicken Weltmeister, sag mir das mal?“ fauchte sie zurück und piekte ihn in die kaum vorhandenen Speckröllchen. Eigentlich war er nicht wirklich dick. Etwas rundlich, ja, und eine eher breite Statur und nicht unbedingt muskulös nach außen hin, aber für einen Profisportler wie ihn waren schon die 2cm Bauchspeck eigentlich zu viel. Vor allem wenn man fast täglich von Kai durch die Gegend gescheucht wurde, so wie er.

„Man, so bin ich halt! Und wenn schon, morgen wird ich es mir halt wieder runtertrainieren, ich weiß dass Kai und wieder quälen wird.“ schmollte er und stopfte sich zum Frust ein Stück Kuchen in den Mund. Er brauchte Energie für morgen! Kai war wirklich nicht gnädig zu ihnen.

„Ist Kai denn wirklich so ein bösartiger Trainer?“ fragte Sura interessiert.

„Ja und wie! Der schrecklichste, den ich je erlebt habe! Da ist sogar mein Bruder gnädiger und der hat schon immer echt harte Trainingsmethoden!“ betroffen schilderte er, was er unter Kai alles für Höllenqualen durchmachen muss.

„Also wirklich, das ist doch noch harmlos. Das ist doch nur das abgespeckte Training für Kinder. Die Demos müssen noch viel mehr machen.“ verteidigte sich Kai. Also wirklich, langsam reichte es ihm, dass man ihn IMMER so schlecht redete! War ja nicht so, dass das Training nicht auch was bringen würde, immerhin hat es Tyson drei Mal in Folge den Weltmeistertitel beschert! Der soll sich nicht so beschweren.

„Was, die müssen noch härter trainieren? geht das überhaupt?“ Tyson war schockiert. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, dass Kai ja auch Trainer bei den Demos gewesen ist.

„Ah, du hättest mal Kai erleben müssen, als er von einer Trainingsrunde mit den Russen nach Hause gekommen ist! Meine Güte, ich will nicht im Detail wissen, was die da treiben.“ empörte sich Raika und erinnerte sich mit leichten Schrecken, wie Kai da ausgesehen hatte. Keine schöne Erinnerung.

„Haha, aber immerhin scheint es ja was zu bringen! Wenn man Kai mit Tyson vergleicht, hat Kai definitiv die weitaus bessere Figur! Absolut perfekt! Hingegen Tyson…“ Suras Stimme war zum Schluss vielsagen nach unten gegangen, um zu verdeutlichen, dass sie von seinem Äußeren nicht gerade angetan war.

„Was? So schlimm ist es nun auch nicht!“ maulte Tyson und schaute an sich herunter, dann musterte er Kai genauer und versuchte zu vergleichen.

„Versuch es erst gar nicht, das Meiste ist bei mir pure Veranlagung.“ konterte Kai und blies resigniert eine Strähne aus seinem Gesicht. Er hatte schlicht und ergreifend zu gute Gene.

„Ach quatsch, ein bisschen härteres Training und dann wird das schon! Oh und weniger Essen ist vielleicht doch eine Idee. Daichi, willst du den Rest?“ ohne auf eine Antwort zu warten, schob er dem rothaarigen Zwerg seinen Teller zu.

„Ach, wegen Sura hörst du auf, so viel zu essen und willst FREIWILLIG mehr Sport machen? Na danke, du bist echt ein toller Freund!“ empörte sich Hilary und drehte sich schmollend und frustriert von ihm weg. Erstaunt hob Kai eine Augenbraue und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beugte sich Raika zu ihm rüber.

„Denkst du auch gerade das, was ich denke?“ fragte sie im Flüsterton. Er brauchte keine Antwort geben, Hilary war ganz offensichtlich eifersüchtig. Kai hatte das ja schon länger vermutet, dass die Brünette in Tyson verliebt war, aber das war jetzt das erste richtige einschlägige Indiz dafür. Das könnte interessant werden.
 

Man verabschiedete sich auf dem Flur und wünschte sich eine gute Nacht. Nach dem Abendessen hatte man noch beisammen gesessen und geredet, zwischendurch hatte Raika Gregor ins Bett gebracht, denn dieser war ihr nach den Strapazen des Fluges einfach nach dem Essen auf dem Arm eingeschlafen.

Nun war es aber auch für sie alle an der Zeit, schlafen zu gehen, immerhin hatten sie morgen wieder einen langen Tag vor sich. Leise schlichen Kai und Raika ins Zimmer, damit Gregor nicht aufwachte. Tonlos verständigten sie sich, wer zuerst ins Bad durfte. Nach nicht mal zehn Minuten lag Raika in ihrem für ihren Geschmack viel zu großen Bett, das sich so leer anfühlte. Zum ersten Mal vermisste sie ihren Mann richtig. Seit einer knappen Woche hatte sie ihn jetzt schon nicht mehr gesehen und kaum mit ihm telefoniert. Jetzt kam auch noch die Zeitverschiebung hinzu, weshalb es jetzt noch schwieriger werden würde.

Verblüfft nahm sie war, wie sich jemand zu ihr legte. Doch die Person war definitiv zu groß um Gregor zu sein.

„Was zur…?“ Okay, das war jetzt auch für sie ungewöhnlich.

„Ich bin total fertig, mehr als schlecht gelaunt und das Bett ist mir zu groß für mich allein.“ kam Kais leiser, genuschelter Kommentar. Raika konnte den peinlichen Rotschimmer auf seiner Nase fast schon sehen, obwohl es stockdunkel im Zimmer war.

„Schon gut, geht mir ja nicht anders.“ meinte sie sanft und legte ihren Arm über seinen Bauch und kuschelte sich in ihr Kissen, bevor sie fast augenblicklich einschlief. Kai folgte ihr kurz darauf.

Hey Amerika!

Ein neues Kapitel, ein neuer ABSOLUT kreativer Kapiteltitel XDDDDDD

Ich bin mal wieder etwas im Verzug, ich weiß, aber ich hoffe, jetzt wieder öfters hochladen zu können :3

1/3 der Story haben wir ungefähr geschafft, es wird weniger! XD
 

Hier also das neue Kapi, freue mcih auf Rückmeldung!
 

Kap 12:Hey Amerika!
 

Als Raika am nächsten Morgen aufwachte, musste sie mehrere Sachen feststellen. Erstens fühlte sie sich wie überfahren. Solche langen Flüge waren definitiv nichts für ihre alten Knochen, zumindest fühlte sie sich gerade sehr alt. Zweitens war es ziemlich warm. Extrem warm sogar und sie fühlte sich gegen die Wand gedrückt, was ziemlich merkwürdig war. Als sie den Kopf zur Seite drehte, bemerkte sie die dritte Sache: in ihrem Bett lagen gleich zwei Haarschöpfe!

Durch den Nebel der morgendlichen Schlaftrunkenheit hindurch erinnerte sie sich wage daran, dass Kai sich zu ihr ins Bett gelegt hatte. Warum wusste sie schon nicht mehr, aber es störte sie nicht. Wer schlief schon gern alleine?

Nur der andere Schopf irritierte sie. Wann war Gregor noch mit ins Bett geschlüpft?

Aber diese Frage war nur nebensächlich, denn das Bild, das sich ihr bot, war einfach viel zu süß. Kai lag auf der Seite, in einer leichten Andeutung der Embryohaltung (hier kam der Biologie wieder in ihr hoch), und zwischen seinen Armen an ihn gekuschelt lag Gregor, den Kopf gegen die Brust seines Bruders gelehnt. Kai hatte seinen eigenen halb auf dem Kissen halb in der schwarzen Lockenmasse seines Bruders vergraben.

Raika konnte nicht anders als über ihre zwei Jungs schmunzeln. Sie waren ja beide so süß!

Vorsichtig griff sie über sich auf das kleine Beistelltischchen, das hinter dem Bett stand, und fischte nach ihrem Handy. Mit wenigen Fingerbewegungen hatte sie die Kamera aktiviert und mit einem leisen „Klick“ ein Bild von der Szenerie geschossen.

„Das hast du jetzt nicht echt gemacht?“ brummte ein ziemlich verschlafener Kai und hob den Kopf ein Stück, um seiner Mutter finster in die Augen schauen zu können.

„Doch, ihr seid einfach zu süß, um dieser Verlockung zu widerstehen!“ Stolz zeigte sie ihm das ergatterte Foto und Kai musste sich eingestehen, dass es wirklich niedlich war. Irgendwie. Auf eine komische Art und ganz unmännliche Weise. Er wusste auch, dass das Foto nirgends herum gezeigt werden würde, dass würde sich seine Mutter nie erlauben, aber die Tatsache, dass sie sehr eifrig am Tippen war, ließ ihn zweifeln.

„An wen schreibst du?“ In seiner Stimme klang ein Hauch von Drohung mit. Doch er erahnte die Antwort eigentlich schon.

„Das weißt du ganz genau.“ Ein dickes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Da Kai sich aber nicht dagegen wehrte, was sie da tat, klickte sie entschlossen auf „Senden“. Dann kam ihr noch ein weiterer Kandidat für das Foto.

„Oh und dein Papa freut sich sicher auch.“ kicherte sie und das Grinsen wurde noch breiter, als sie sich an die zweite Textnachricht machte.

„Was? Nein! Nicht auch noch Papa!“ Okay, jetzt wurde er knurrig. Das war ja nicht auszuhalten und das schon am frühen Morgen, ohne dass Tyson im Raum war. Auf Grund der Bettenbesetzung war dieser Gedanke geradezu ein Graus.

Er wollte schon zum Handy greifen, um seine Mutter am Abschicken der SMS zu hindern, da piekte ihn ein verschlafener Gregor mit einem wirklich sehr grummeligen „Onii-chan…“ in den Bauch. Scheinbar war der Kleine noch nicht in der Laune aufzustehen. Raika nutzte die Gelegenheit, um die Nachricht abzuschicken und legte das Handy wieder auf den Tisch.

„Na dann, aufstehen ihr zwei. Ich dachte, heut ist für euch Training angesagt?“ meinte Raika und erhob sich. Geschickt kletterte sie über Kai rüber aus dem Bett und überließ es ihrem Großen, Gregor wach zu bekommen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt endlich der gemietete Bus und sie konnten alle aussteigen. Vor ihnen lag das Trainingszentrum der PPB. Ein riesiger, funkelnder Stahlkoloss von Gebäude mit einer noch größeren Hallenfläche daran anschließend soweit Raika wusste. Sie fand das ganze Ding einfach nur protzig und hässlich. Nirgends auch nur ein Hauch von architektonischem Geschmack zu finden! Da blutete ihr Zeichnerherz schon beim bloßen Anblick der Frontfassade.

„Na dann, auf in den Kampf.“ motivierte sie sich selbst und setzte sich in Bewegung. Schon seit dem Aufstehen total aufgedreht, schob Tyson Daichi Richtung Eingang. Der Rothaarige hatte keine Lust auf ein Wiedersehen mit den AllStars, doch Tyson freute sich schon viel zu sehr auf Max, um irgendwelche Einwände gelten zu lassen. Sie mussten ohnehin darein, da konnte er sich bockig stellen wie er lustig war. Auch Ray war motiviert und zum Schluss schafften sie es, den kleinen Querkopf durch die Tür ins gekühlte Innere zu verfrachten. Auch der Rest der beiden Teams war stetig am Reden und Lachen gewesen, nur die BladeFlowers waren ziemlich still geworden angesichts der Massen an Geldern, die hier geflossen sein mussten. So etwas waren sie nicht gewohnt, denn die indische BBA galt als nicht gerade wohlhabend.

Kaum das alle durch die Tür getreten waren, erklang auch schon das erste große Geschrei.

„TYSON!“

„MAX!“

Und zwei Jungs lagen sich vor Glückseligkeit weinend in den Armen.

„Meine Güte ist das schwul.“ Total perplex starrte Raika auf die Szene. Sie hatte so was zwar erwartet aber….in Realität war das dann doch eine andere Angelegenheit.

„Ich dachte, du stehst auf so was?“ Kai war mindestens genauso perplex wie sie. Doch nicht etwa über die Szene sondern über seine eigene Mutter. Sie liebte Yaoi, also warum?

„Ja schon, aber doch nicht die zwei!“ empörte sie sich und stützte trotzig die Arme in die Seiten. Von dieser Unlogik überwältigt, schlug sich Kai kurz gegen die Stirn, bevor er nur den Kopf schüttelte und sein Augenmerk auf die sich immer noch abknuddelnden Jungs richtete. Aber in der Tat….es war ein seltsames Bild. Vor allem mit einer vor Wut schäumenden Emily im Hintergrund, die mit verschränkten Armen und auf und ab wippenden Fuß dastand und das Ganze mit einer furiosen Miene betrachtete.

„Hey Tyson, lass auch noch was für mich von ihm übrig!“ rief Ray und löste Tyson im Umarmen von Max ab, der jetzt scheinbar langsam keine Luft mehr bekam.

„Meine Güte, bin ich hier nur von Freizeitschwulen umgeben?“ nuschelte Kai leise, was nur Raika hören konnte, die genau hinter ihm stand, jetzt aber des Kommentars wegen in schallendes Gelächter verfiel. Mit Tränen in den Augen und sich den Magen haltend, versuchte sie vergeblich, wieder die Fassung zu erlangen.

„Ui, bei euch ist ja echt was los. Hallo alle, ich hab euch ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!“ meinte Max, als er an die Gruppe aus den übrig gebliebenen Teammitgliedern herangetreten war und begrüßte kurz all die, die er von früher noch kannte. Vor Kai blieb er als letztes stehen und grinste ihn breit an.

„Hey Kai, lang nicht gesehen. Alles klar bei dir? Hast du Tyson auch immer schön um die Blocks gejagt?“ fragte er und hielt ihm freundschaftlich die Hand hin, eigentlich nicht erwartend, dass Kai sie annehmen würde.

„Klar doch, ansonsten hätte er es doch nie geschafft, seine Form zu halten.“ witzelte der Silberhaarige und schlug schwungvoll , mit dem zarten Anflug eines Lächelns, in die ihm hingehaltene Hand ein.

„Woah, so ist es richtig!“ kicherte Max, mehr als glücklich, von seinem ehemaligen Teamkollegen so eine Antwort zu erhalten.

„Und was ist mit uns, bekommen wir keine Begrüßung?“ kam es von Micheal, der mit den anderen aus seinem Team jetzt mit heran getreten war.

„Ups, sorry!“ rief Tyson und schon ging die ganze Begrüßungsmaschinerie erneut los, doch die anderen AllStars hielten sich stark zurück, Kai so herzlich zu begrüßen.

„Nun, und wer sind die Neuen hier alles?“ fragte Judy, die sich hinter ihren Sohn gestellt hatte.

„Ja, das würden wir auch gerne wissen!“ meinte Emily stellvertretend für das ganze Team.

„Wenn ich uns vorstellen dürfte: Mein Name ist Thalim Shala und ich bin der Betreuer der BladeFlowers. Dies sind Sura Katzaron, Elizabeth Mc Lloyd und Panti Garu.“ stellte Shala sich und seine drei Bladerinnen vor.

„Nett euch endlich persönlich kennen lernen zu dürfen! Ich habe die Qualifikationskämpfe in Asien leider nur Ausschnittsweise sehen können, da wir die letzten Tage mit unserer eigenen Qualifikation zu tun hatten. Und wer sind sie, wenn ich fragen darf.“ richtete sich Judy nun an Raika, die sich kurz und knapp vorstellte.

„Was? Eure Betreuerin ist Kais Mutter? Warum habt ihr mich nicht vorgewarnt?!“ empörte sich Max und kitzelte Tyson zur Strafe durch, der sich lachend vergeblich aus dem Angriff herauszuwinden versuchte.

„Oh, das ist in der Tat hoch interessant. Emily, du weißt, was du zu tun hast.“ flüsterte Max’s Mutter der Brünetten zu, die sich wissend die Brille zurecht schob.

„Nun, sollen wir euch alles zeigen? Ihr wart ja hier noch nie drin! Ihr dürft heute ja wie abgemacht, den ganzen Tag lang hier trainieren, wenn ich mich nicht irre! Ich freu mich schon drauf!“ Max war schon ganz hibbelig und sein übliches Grinsen war nicht mehr von seinem sommersprossigen Gesicht runter zu wischen.
 

Der Rundgang durch die Hallen war nicht weiter spektakulär. Doch in zwei der Hallen trainierten gerade die zwei anderen favorisierten Teams, die BlueMontreals und die TexasSteelStings.

„Sagt mal, habt ihr irgendwelche interessanten Infos über die Teams, die ihr uns vielleicht verraten wollt?“ fragte Kenny und schaute zu Emily rüber, von der er hoffentlich eine positive Antwort bekam.

„Nun, unsere Gegner sind auch eure Gegner oder? Natürlich haben wir ein paar Infos, ich werde sie dir zukommen lassen. Aber im Vergleich zu uns sind sie nicht besonders stark. Diese Teams sind nur durch viel Geld und Verbindungen so weit gekommen und ich denke, dass sie sehr schnell wieder rausfliegen werden, sobald die echte Weltmeisterschaft anfängt.“ Kenny nickte dankend und speicherte mental alles Gehörte ab.

„Ah, könnten wir die Informationen auch haben vielleicht?“ fragte Sura mit ihrem schönsten Lächeln und zwinkerte Michael zu, der ihr wohl am meisten von den Jungs verfallen zu sein schien. Allgemein waren auch die AllStars, bis auf Emily natürlich, dem Charme der BladeFlowers verfallen. Und natürlich stand Sura genau in der Mitte der Aufmerksamkeit.

„Oh natürlich, ich denke sicher, dass sich das einrichten lässt. Oder Emily?“

„Oh klar, sicher. Je schneller die wieder rausfliegen, desto weniger haben wir uns mit denen abzumühen.“

„Sagt mal, ist das eigentlich normal, dass man so ein großes Trainingscenter hat?“ unterbrach Elizabeth die zwei. Sie war schon die ganze Zeit sehr verwundert und vor allem überwältigt von dieser Masse an Luxus durch die zahllosen Gänge und Hallen gewandert. Bei sich zu Hause trainierten sie aus Mangel an Möglichkeiten bei ihren Eltern auf dem Anwesen, was auch seine Vorteile hatte aber bei weitem mit dem Trainingskomplex zu vergleichen war.

„Oh, nun ja, ich denke wir sind hier ziemlich privilegiert. Aber ich glaube, die BBA hat auch so einige Trainingscenter in Japan oder?“ wandte Emily ihren Einwand an Tyson, der ihr persönlich als Ansprechpartner noch am angenehmsten war.

„Oh ja, das Trainingscenter im Hauptsitz der BBA ist Wahnsinn! Ich finde es immer schade, dass es von mir aus so weit weg ist, weshalb wir, wenn überhaupt, im kleinen Kreiscenter bei mir um die Ecke trainieren. Aber Kai scheucht uns lieber um die Blocks, als dahin zu gehen.“

„Das hat auch seine Gründe.“ meinte der gerade mal wieder zum Schuldigen erklärte trocken.

„Aber dadurch sehe ich Max‘ Vater so selten! Und bin absolut nicht auf dem Laufenden!“ moserte Tyson weiter.

„Ach ja, stimmt, der arbeitet ja da seid …zwei Jahren schon oder?“ murmelte Ray und bereute es irgendwie mittlerweile, nur noch so selten in Japan zu sein. Das bekräftigte ihn nur noch mehr mit seinen Zukunftsplänen von einem eigenen Restaurant in Tokyo!

„Ja stimmt, und er vermisst euch! Er lässt ausrichten, dass ihr Kai mehr in den Hintern treten sollt, damit ihr öfters mal da seid!“ lachte Max und erntete dafür nur einen ziemlich Angst einflößenden bösen Blick von Kai.

„Hihihi, dafür ist der Hintern doch viel zu schade.“ kicherte Sura und konnte ein leicht anzügliches lächeln nicht von ihren Lippen wischen.

„Naja, andere Mütter haben auch tolle Söhne.“ meinte Emily nur nüchtern und schaute zu Judy.

„Meinst du etwa mich? Naja, du musst wohl besser wissen, wie gut Max ist.“ witzelte diese und lächelte vielsagend.

„MAMA!“ rief Max empört und seine Wangen fingen an rot zu glühen.

„Was bitte? Max, das ist nicht dein ernst?! Ich bin dein bester Freund und weiß noch nix davon!“ Hilary war total schockiert darüber, dass Tyson augenscheinlich sofort verstanden hatte, um was es ging. Fasziniert schaute sie zu, wie Tyson seinen besten Freund dafür zur Schnecke machte, ihm nichts von seiner Beziehung zu Emily erzählt zu haben.

„Also wirklich Max, dass hättest du uns aber wirklich sagen können!“ machte Ray nun auch mit, beglückwünschte ihn aber sofort dazu. Auch wenn er selbst auch nicht gerade besser gewesen ist.

„Ich wollte euch halt überraschen!“ Verlegen kratze sich der sommersprossige Blondschopf am Hinterkopf.

„Scheinbar sind jetzt alle neuerdings vergeben oder?“ murmelte Raika und schüttelte den Kopf. Diese Jugend von heute!

„Nun, wir drei sind alle noch Single, was heißt hier also alle schon vergeben bitteschön?“ empörte sich Sura.

„Oh, aber das ließe sich bei euch ja ziemlich schnell ändern, so wie die Männerwelt euch hinterher hechelt.“ konterte Raika. Irgendwie war sie heute ziemlich streitlustig. Auf einmal schlich sich so ein unangenehmer Gedanke in ihren Kopf.

„Also ich bin nicht mehr frei, dass solltest du wissen Sura.“ Trotzig verschränke Panti die Arme vor der schmalen Brust und starrte ihre Leaderin genervt an.

„Ah…Ach so, stimmt, da war ja was…“ verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Was, du hast einen Freund?“ erstaunt drehten sich die Jungs zu ihr um.

„Nein, eine Freundin. Ich steh auf Frauen.“ Bedrückende Stille herrschte unter den vier Teams. Gleichgültig stand Panti da und starrte Löcher in die Luft. So sah es jedenfalls aus. Was man aber nicht sofort sah, war, dass sie eigentlich Kai ansah, der mit leicht erhobenen Augenbrauen zurückblickte.

„Oh, sie weiß es. Das ist ja hochinteressant.“ raunte Raika ihrem Sohn zu und grinste breit.

„Meinst du?“ war die Gegenfrage.

„Definitiv. Den Blick kenne ich nur zu gut.“ Genau, den hatte sie nämlich auch drauf, wenn es darum ging, Informationen über Personen nur auf den ersten Blick zu erschließen.

„Okay, was gibt es hier zu nuscheln?“ fragte Ray und beugte sich zu den Zweien rüber um besser verstehen zu können, was sie miteinander redeten.

„Nichts, ich bin nur erstaunt über ihr Selbstvertrauen! Sehr löblich! So etwas ist immer gut!“

„Also ich finde das widerlich.“ konterte Emily und schob sich mit einem arroganten Seitenblick auf Panti die Brille zurecht.
 

„So und von hier kommt ihr zu euren Trainingshallen. Teilt sie euch wie ihr wollt, wir haben noch einiges vorzubereiten.“ wechselte sie das Thema, damit sie schnellstmöglich von diesem Haufen lärmender und allesamt skurriler Gestalten weg konnten.

„Man sieht sich dann nachher beim Essen!“ verabschiedete sich Max, ergeben dem offensichtlichen Wunsch seiner Freundin folgend, von seinen Freunden und eilte dem Rest seines Teams hinterher, dass schon wieder auf dem Weg war. Die drei Teams standen an der Weggabelung zu drei Hallen und schauten sich nun unwissend an.

„Nun, es ist eigentlich egal, wer in welche Halle geht. Aber ich rate euch, hier nicht zu intensiv an speziellen Sachen zu trainieren, sondern eher oberflächliches Training zu machen. Die Hallen sind hier sicher mit versteckten Kameras und Mikros versehen, damit sie uns ausspionieren können. Ansonsten hätten sie uns nicht angeboten, hier zu trainieren.“ kam der monotone Kommentar von Kai, kaum dass die AllStars außer Hörweite waren. Verdutzt schauten ihn die BladeFlowers an, doch ein synchrones Nicken der anderen BladeBreakers und der WhiteTigers bestätigte seine Aussage. Wortlos teilten sich die Teams und begannen mit ihrem Training.

System of a Down

Yay, endlich ein neues Kapitel!

Da ich mit der FF an einem Wettbewerb teilnehmen will, werd ich morgen evtl. mal alle Kapitel auf Fehler ( wie Gregor/Gregory XD) kontrollieren und abändern, also wundert euch bitte nicht ^^

Und hier viel Spaß nun damit :D

Ich hasse Fillerkapitel, aber irgendwie müssen die sein. Es geht aber bald in die heiße Phase ( hoffe ich)
 

Kap 13:
 

Desinteressiert saßen sie auf den Bänken und starrten in die Arena hinunter: dort unten fand gerade der letzte Kampf für die amerikanische Qualifikation statt. Die AllStars gegen irgendein Team, dessen Namen die meisten schon vergessen hatten und die bei weitem keine wirkliche Herausforderung darstellten. Mit wenigen Angriffen seitens der AllStarskämpfer flogen die gegnerischen Blades einer nach dem anderen aus der Bowl. Zwei kurze Kämpfe und die Sache war gelaufen. Die AllStars standen wie erwartet als Sieger da und konnten zur Weltmeisterschaft nach Moskau.

Das an sich hatten alle erwartet. Und daran lag auch das Problem, welches bei den ganzen anderen Teams und den Zuschauern für Frustration sorgte: alle Kämpfe waren schnell, ohne viel Aktion oder Komplikationen nach Vorhersage abgelaufen. Keine großen Kämpfe, keine Überraschungen, NICHTS!

„Also haben wir hier einen ganzen Tag für Nichts vergeudet, wo wir so gut hätten trainieren können. Welch Verschwendung.“ krächzte Kai vor sich hin und unterdrückte ein Gähnen. Es war nicht so, dass er heute gerne trainiert hätte. Tyson und Daichi durch die Gegend jagen machte Spaß, aber sie hatten heute wirklich früh aufstehen müssen. Und der gestrige Abend war ziemlich anstrengend gewesen. Wenn auch einer seiner persönlichen Höhepunkte der gesamten Reise, denn Raika hatte ihm eine Überraschung der besonderen Art gemacht, kaum dass sie zurück im Hotel waren.
 

~Flashback~

„Hey Hilary, kann ich dich mal was fragen?“ meinte Raika mitten aus dem Nichts heraus. Sie hatten gerade erst die Lobby des Hotels betreten, in dem sie nächtigten. Es war erst Nachmittag, gegen 16 Uhr. Man hatte sich darauf geeinigt, alle zusammen noch eine Runde Lauftraining vor dem Abendessen zu machen und damit das normale Training etwas kürzer zu machen.

Hilary blieb überrascht stehen und drehte sich zu ihrer Begleiterin um, wie so ziemlich alle anderen der drei Teams auch. Selbst Kai hielt verwundert inne –was konnte seine Mutter denn von Hilary groß wollen?

„Was gibt es denn, Raika?“

„Kann ich dich heute um einen kleinen Gefallen bitten? Würdest du dich heute Abend um Gregor kümmern? Also Babysitten?“ fragte sie frei raus und lächelte breit.

„Ehm, natürlich, gerne, kein Problem. Aber warum, musst du heute noch irgendwo hin?“ Man konnte förmlich die Fragezeichen über dem Kopf der Brünetten sehen. Normalerweise war Kai doch sofort dabei, wenn es ums Babysitten seines Bruders ging. So ungewöhnlich, wie das schon an sich war.

„Das frage ich mich allerdings auch. Ich kann doch auf ihn aufpassen, wenn du noch etwas zu tun hast?“ mischte sich auch der sehr fürsorgliche große Bruder ein, was bei den WhiteTigers immer noch verblüffte Gesichtsausdrücke hervorrief.

„Nein, Kai, dass kannst du nicht. Denn wir haben BEIDE heute noch etwas vor.“ Auf Raikas Gesicht bahnte sich das wohl breiteste Grinsen aus, dass man sich vorstellen konnte, während sie aus ihrer Handtasche einen Umschlag hervorzog und ihn Kai überreichte. Mit skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen untersuchte er den bereits geöffneten Umschlag, bevor er daraus zwei längliche Karten hervorzog. Eingehend die Karten in seiner Hand mustern, wandelte sich sein Gesichtsausdruck von tief skeptisch zu verdutzt zu einem wirklichen Ausdruck von Verblüffung und vor allem: Freude. Um genau zu sein klappte ihm die Kinnlade runter und seine Augen weiteten sich in ungehinderter Überraschung, bevor er sich zu einem zerknirschten Grinsen zusammenriss, die Karten wieder in den Umschlag steckte und seiner Mutter mit einem jubelndem „Mom, du bist die BESTE!“ um den Hals fiel.

„Du solltest dich beeilen, wir müssen nämlich bald los, sonst kommen wir nicht rechtzeitig an.“ meinte Raika und tätschelte ihrem Großen kurz den Rücken. Dieser drückte sie noch einmal, bevor er sich losriss und mit einem „Bin schon so gut wie fertig!“ davon eilte. Drei total verwirrte, überraschte und zur Sprachlosigkeit erstarrte Teams hinter sich lassend.

„W-Was um alles in der Welt war DAS?“ fragte Lee, der als erstes scheinbar seine Sprache wieder erlangt hatte.

„VIP-Karten für eine unserer gemeinsamen Lieblingsbands, die zufälligerweise heute hier in der Nähe ein Konzert geben.“ Raika wedelte vielsagend mit dem Umschlag, doch wurde immer noch mit Ratlosigkeit gesegnet.

„Es ist eine amerikanische Band, welche eher selten außerhalb von Amerika viele Konzerte gibt und wir haben es bis jetzt NIE geschafft, auf eines von ihnen zu gehen. Was uns beide immer tierisch genervt hat. Aber jetzt hat es endlich mal funktioniert. Ich finde es aber trotzdem niedlich, wie er sich gefreut hat.“
 

~Flashback Ende~
 

Ja er hatte sich gefreut wie ein Kind an Weihnachten. Und JA, es war ihm tatsächlich in diesem Moment total egal gewesen, was die anderen über ihn dachten. Für `System of a Down` ließ er alles stehen und liegen und vergaß seine sämtlichen Überzeugungen, was sein öffentliches Auftreten betrafen. Es war ihm egal gewesen und auf dem Konzert hatte er tatsächlich den Spaß seines Lebens gehabt. Zumindest die beste Unterhaltung der letzten Monate. Und nach dem Konzert hat er die Jungs auch noch im Meet&Greet treffen können! Fantastischer Abend, auch wenn dadurch von der Nacht nicht wirklich viel übrig geblieben ist. Zudem war er fertig ohne Ende. Er hatte jeden verdammten Song mitgesungen, ohne Pause. Und das hatte seinen Stimmbändern nicht ganz so gefallen, aus dem Stehgreif ein ganzes Zwei-Stunden-Konzert mitzusingen.

Kurz um: er hatte eine sehr bescheidene Menge an recht wenig erholsamen Schlaf gehabt und dann konnte er das nicht einmal an Tyson und Daichi abreagieren: SCHLECHTER TAG.

Und Kai wusste da noch nicht, wie schlecht er wirklich werden würde.
 

Aber zunächst stand eine weitere Busfahrt von mehr als einer Stunde zurück zum Hotel an. Im Bus wurde schon die nächste Feier beschlossen.

„Heute Abend lassen wir es so richtig knallen! Sind alle dabei? Der Einzug in die WM muss definitiv gefeiert werden!“ rief Eddy begeistert durch den Bus und alle stimmten mit ein.

„Schon wieder eine Party? Die haben alle echt zu viel Energie.“ Raika schüttelte nur den Kopf und verlagerte Gregor anders auf ihrem Schoß. Der kleine schlief tief und fest, was nicht gut war, weil er damit heute Abend ziemlich lange wach sein würde. Was für Raika bedeutete, dass sie das auch machen musste. Und sie war immer noch todmüde vom Konzert am Vorabend.

„Ah, die sollten sie sich wirklich für das Training aufheben.“ raunte Kai als Antwort zurück und blickte desinteressiert aus dem Fenster. Er wollte eigentlich gerne schlafen…

„Ach komm schon Kai, ein bisschen Spaß muss sein. Außerdem wollen die Jungs sich an die Mädels ran machen! Der Kampf könnte echt interessant werden, jetzt wo ja eine der BladeFlowers schon einmal wegfällt.“ kam es hinter Kais Sitz vorgemurmelt. Ray lehnte sich vor, um zwischen den beiden Sitzlehnen hindurch seinen ehemaligen Teamleader anzusehen. Dieser drehte allerdings nicht einmal kurz seinen Kopf, sondern schloss nur schläfrig seine Augen.

„Oh man. Sollen die doch machen, was sie wollen. Mich soll es morgen nicht stören, wenn sie wegen Müdigkeit jammern.“ Mehr hatte Kai dazu nicht zu sagen, denn einen Augenblick später war er in einen unruhigen Dämmerschlaf versunken. Raika wandte den Kopf zu Ray und signalisierte ihm mit einem Augenzwinkern, die Sache jetzt ruhen zu lassen. Die beiden grinsten sich nur kurz an, bevor sich Ray seiner Freundin neben ihm zuwandte.

„Ich finde es toll, nicht mehr die einzige Vergebene von den Mädchen zu sein. Jetzt haben wir schon zwei Pärchen in den Teams!“ freute sich Mao. Mit einem kurzen finsteren Blick zu Emily fügte sie jedoch ein „Schade, dass es ausgerechnet SIE ist.“ hinzu. Emily war nicht wirklich sehr beliebt bei den anderen aufgrund ihrer besserwisserischen Art. Mao fragte sich wirklich, wie ausgerechnet Max sich in sie vergucken konnte.

„Mh, würde mich nicht wundern, wenn da überraschend sich noch mehr Pärchen zu erkennen geben im Laufe der Weltmeisterschaft.“ nuschelte Raika in ihren nicht vorhanden Bart und musste ziemlich kämpfen, um dass das verräterische Grinsen auf ihrem Gesicht nicht Überhand gewann.

„Ach, weißt du schon wieder Sachen, von denen wir noch gar keine Ahnung haben?“ fragte die Pinkhaarige hinter ihr und lehnte sich um den Sitz herum, um in das Gesicht der Betreuerin sehen zu können. Diese grinste nur noch breiter und wandte deshalb vorsichtshalber den Kopf gen Decke.

„Ich doch immer Mao, ich doch immer.“
 

Die Party war gut am Laufen; alle saßen in kleinen Grüppchen verteilt, tranken, aßen und unterhielten sich prächtig. Die meisten der Jungs scharten sich um Sura und Elizabeth und baggerten, was das Zeug hielt. Natürlich TOTAL unauffällig. Max und Emily besahen sich das Ganze etwas distanziert vom nächst gelegenem Sofa aus und kuschelten nebenbei miteinander. Sehr aufdringlich und unter maximaler Bedeutungsausdehnung des Wortes „Kuscheln“.

Am anderen Ende des Raumes saß das letzte Grüppchen und frönte ebenfalls dem neuen Hobby des Beobachtens. Mao und Hilary zerrissen sich beim Lästern fast ihre Münder, was bei Ray zu großer Erheiterung führte. Kai saß nur desinteressiert daneben und hüllte sich allgemein in Schweigen und Raika versuchte verzweifelt, Gregor müde zu bekommen.

„Oh man, was für eine Party!“ stieß Raika mit vor Ironie triefender Langeweile hervor. Sie war gerade dabei den kleinen schwarzhaarigen Jungen auf ihrem Schoß durchzukitzeln, damit dieser endlich mal Anzeichen machte, müde zu werden. Sie selbst könnte sich beim besten Willen sofort ins Bett werfen und in die wunderschöne Besinnungslosigkeit des Schlafes abtauchen.

„Ja und dann flog das halbe Stadion in die Luft!“ konnte man Tyson quer durch den Raum brüllen hören, während er dazu sinnbildlich wild mit den Armen gestikulierte.

„Ach, prahlt Tyson schon wieder einmal mit einer seiner ruhmreichen Geschichten, wie er einen seiner Titel gewann?“ vermutete Hilary und blickte Ray fragend an. Dieser zuckte lediglich nur grinsend mit den Schultern.

„Haha. Das waren noch Zeiten! Gut das niemandem was passiert ist. Hätte echt ins Auge gehen können.“ meinte Michael auf Tysons Aussage hin und klopfte dem immer noch amtierenden Champ auf die Schulter.

„Naja, wenn ich mir bedenke, wie Kai danach ausgesehen hat, kann man nicht gerade von ‚nichts passiert‘ reden, oder?“ machte Max seinen Bedenken freie Luft und versuchte sich zu erinnern, wie das eigentlich alles dazu gekommen war. Damals war so vieles so schnell passiert und es ist auch schon eine Weile her, weshalb er nicht mehr alles zusammenbekam.

„Pf, wen schert den schon Kai? Der war doch erst für den ganzen Schlamassel damals verantwortlich! Selber schuld, wenn er unbedingt meint, jedem beweisen zu müssen, wie toll und überlegen er allen und jedem ist.“ Emilys Kommentar ging genau da hin, wo er hin sollte: unter die Gürtellinie. Tyson und Max zogen scharf die Luft ein, Kenny zuckte sogar zusammen. Die BladeFlowers schauten nur verwirrst zwischen den anderen hin und her.

„Haha, da hast du Recht. Der Mistkerl hatte es aber auch nicht anders verdient.“ mischte sich nun auch Lee ein, der ohnehin schon die letzten Tage immer versucht hatte, gegen Kai zu wettern.

„Hey Leute. Mal ganz ruhig. Ihr wisst schon, dass Kai euch hören kann oder? Außerdem hatte er seine Gründe! Er ist immer noch unser Freund, also hört auf, ihn hier so zu beleidigen.“ konterte Tyson nun. Okay, er wusste selber nur zu gut, dass Kai nicht immer gerade die besten Entscheidungen gefällt hatte, aber er hatte sie nie hängen lassen, wenn es brenzlig geworden ist und ist immer noch ein Mitglied des Teams und ein guter Freund! Und auch wenn er die anderen auch alle mochte, so konnte er es nicht auf sich sitzen lassen, dass sie hier genau vor Kais Nase über ihn herzogen und ihn auf tiefste beleidigten.

„Lass gut sein, Tyson. Wenn die meinen, nicht direkt mit mir darüber zu reden, soll es mich nicht stören, was sie zu sagen haben.“ kam der monotone Kommentar des Silberhaarigen. Kai saß noch immer auf dem Sofa, wirkte absolut tiefenentspannt und ließ sich nicht einmal einen Hauch von seinem brodelnden Inneren anmerken. Und es brodelte dort gewaltig. Er hatte es wirklich satt, ständig seine Fehler auf die Nase gebunden zu bekommen. Doch er wusste genau, dass diese Idioten doch nur wollten, dass er es ihnen heimzahlte. Dass er sich wehrte, um ihn dann damit irgendwie aus der gesamten Weltmeisterschaft rauszuekeln. Am besten vermutlich mitsamt seinem Team. Und das würde er nicht zulassen. Genauso würde er nicht zulassen, dass sich seine Mutter noch unnötig mit einmischen musste. Besonders nicht vor seinem kleinen Bruder, der mit der ganzen Sache überhaupt nichts anfangen konnte. Und der kleine Gregor konnte Streitereien nicht ertragen.

„Aber Kai…“ wandte Ray ein. Er konnte nicht glauben, dass sein ehemaliger, so stolzer Teamkollege sich so etwas gefallen ließ. Und er konnte Kai gut genug deuten, um zu wissen, dass es ihn ganz und gar nicht kalt ließ. Er konnte die Wut in den Tiefen seiner roten Augen lodern sehen.

„Ach komm schon Kai, dass kannst du dir doch nicht gefallen lassen! Und Emily, wie kannst du nur so schlecht über ihn reden? Das hat er echt nicht verdient!“ protestierte nun auch Max und schaute seine Freundin enttäuscht an. Diese drehte sich nur mit einem eingeschnappten „HMPF.“ von ihm weg und nahm sich lieber ihr Glas, um einen Schluck zu trinken.

„Was hat das eigentlich alles auf sich? Kann mir bitte jemand mal erklären, warum alle jetzt auf Kai rumhacken und sich streiten? Was soll das? Ich dachte, diese ganzen alten Geschichten seien schon längst vergessen?“ Sura schaute immer noch verwirrt zwischen den einzelnen Parteien hin und her und blieb dann mit dem Blick an Kai hängen, welcher nur desinteressiert gähnte.

„Nun, das würde mich allerdings auch einmal interessieren. Wie kann es sein, dass ein einzelner Minderjähriger daran schuld ist, dass ein Millionen teures Sportaustragungsgebäude halb zerstört wird?“ hackte nun auch Shala nach, was bei Raika fast den Gedultsfaden reißen lies. Okay, es war Kais Entscheidung, wie er auf diese Anschuldigungen reagierte. Und sie war froh, dass er, vermutlich ihres Willens wegen, darauf pochte weiterhin der unnahbare und unantastbare Eisklotz zu spielen. Der er ja freilich schon längst nicht mehr war. Ein großes Danke an seine exzellenten Schauspielfähigkeiten hierfür.

Aber wenn sich jetzt auch noch Shala einschalten würde und weiter seine dumme Klappe aufreißen würde und vor allem weiter in diesem schrecklichen Dialekt redet, dann würde bei Raika bestimmt noch eine Sicherung durchbrennen. Ein prüfender Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es allerdings definitiv Zeit war, Gregor ins Bett zu bringen.

Wie auf ein Signal wartend ertönte in der Stille nach Shalas gestellter Frage das Klingeln eines Handys, was genau genommen eigentlich die Anfangsakkorde irgendeines Rocksongs zu sein schienen.

Verwundert zog Kai die Augenbrauen nach oben, griff danach in seine Hosentasche und nahm dann das Gespräch an, währenddessen er vom Sofa aufstand.

„Yup?“ fragte er ohne weiteres ins Handy rein und ging Richtung Tür. Er hob nur kurz die Hand und war dann verschwunden. Verdutzt starrten ihm alle hinterher.

„Na dann werde ich mich mal anschließen. Der Kleine muss ins Bett und ich bin selber hundemüde. Ich hoffe, ihr könnt es mir verzeihen! Habt noch viel Spaß, man sieht sich morgen. Gute Nacht euch allen!“ Raika war noch nie so froh, einen Raum verlassen zu können. Oder auch nur, dass Kai von einer gänzlich ominösen Person abends angerufen wurde. Sollten die sich doch die Mäuler zerreißen, jetzt wo Kai nicht mehr anwesend war, war immerhin das größte Problem beseitigt. Jetzt konnten sie ja gerne machen was sie wollten.

Eiligen Schrittes folgte Raika ihrem großen Sohn in ihr Zimmer hinauf, den kleinen Gregor auf den Armen.

Surprise, Surprise

Ich entschuldige mich hiermit ganz ganz dolle dafür, dass es so lang gedauert hat mit dem neuen Kapitel! Eigentlich wollte ich viel mehr schaffen bis zum Ende des Jahres, aber dank Uni und Arbeit hat sich meine Freizeit auf fast NULL dezimiert. Leider merkt man das vermutlich auch bei dem Kapitel hier sehr sehr deutlich. Ich weiß nicht, wie der Lesefluss sein wird. Und ich vermute, dass man auch merkt, dass ich verzweifelt aus der Filler-Faller versuche rauszukommen :'D

Ab dem nächsten Kapi sollte die Hauptstory richtig weitergehen und das ganze Zwischengeplänkel ist vorbei. Zum Glück.

Ich hoffe sehr, dass euch das Kapi trotzdem gefällt! Das nächste wird wieder etwas dauern. Hab immernoch so viel um die Ohren.

Sorry im Vorraus!
 

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.
 


 

Kapitel 14- Surprise, Surprise!
 

„Boah, ich kann es echt nicht mehr sehen.“ ertönte Hilarys genervter Kommentar, der Mao dazu brachte, ihr aufmunternd auf die Schulter zu klopfen. Sie saßen alle im Speisesaal zum gemeinsamen Frühstücken, denn später würde es schon wieder zum Flughafen gehen. Der Flug nach Afrika zu den Qualifikationen stand an.

Und immer noch waren die Jungs am Graben wie die Weltmeister. Besonders Tyson, der offensichtlich etwas für Sura übrig zu haben schien.

„Mach dir keine Sorgen, Hilary. Der wird bald merken, dass das nur ihr gutes Aussehen ist. Keine Sorge. Danach hast du dann endlich wieder Gelegenheit, ihn dir zu angeln.“ säuselte Raika und zwinkerte der Brünetten aufmunternd zu, während sie darauf achtete, dass Gregor nicht den ganzen Tisch vollkleckerte.

„W-Was? Ich will doch gar nichts von ihm!“ protestierte angesprochene jedoch unter vorgehaltener Hand und mit deutlich gesenkter Stimme, damit das Gesprächsobjekt nichts davon mitbekam. Auch wenn dieser dermaßen abgelenkt war, dass man neben ihm vermutlich hätte eine Bombe explodieren lassen können, ohne das er auch nur irgendwas registriert hätte.

„Ach ja? Es war seit dem ersten Moment in dem ich dich gesehen habe, so offensichtlich, dass du auf ihn stehst, dass es mich immer noch wundert, dass ihr nicht zusammen seid. Aber vermutlich muss man Tyson erst mit dem Zaunpfahl erschlagen, bevor er irgendwas bemerkt.“ meinte Kai nur nebensächlich und erntete zustimmendes Nicken von Ray und Mao, die beide etwas verzweifelt lächelten.

„Was, du stehst auf T-HMPF!“ Daichi war schon drauf und dran, es aus vollem Hals einmal quer durch den Saal zu schreien, aber glücklicherweise war Kenny schnell genug gewesen, ihm den Mund zuzuhalten.

„Mh, ja, vielleicht. Ein bisschen. Aber er ist so ein I.D.I.O.T.! Ihr glaubt gar nicht, wie direkt man es ihm auf die Nase binden kann, ohne dass er es rafft!“ Frustriert pustete Hilary sich eine Strähne aus dem Haar und lehnte sich zurück. Es waren zwar noch ein paar Reste auf ihrem Teller, aber sie hatte angesichts dieses offensichtlichen Schlamassels beim besten Willen keinen Hunger mehr.

„Tja, vermutlich muss er erst kapieren, dass er dich genauso mag. Aber das ist schwierig denke ich.“ Ray legte nachdenklich den Kopf schief.

„Ja, vermutlich muss man ihn erst mal eifersüchtig machen. Funktioniert eigentlich immer ganz gut.“ Raika sah zu Hilary.

„Ach und bitte mit wem? Das müsste eigentlich dann jemand sein, den er kennt UND von dem er weiß, dass ich ihn ohnehin attraktiv finde. Das sind nicht wirklich viele. Weil bei allen anderen wäre es ihm ansonsten egal, vermute ich mal.“ Die Brünette zuckte nur nichts wissend mit den Schultern.

Es herrschte kurz stille am Tisch, denn alle schienen zu überlegen, wie man das Problem weiter angehen soll. Nur Gregors und Daichis munteres im Essen Herumgestochere war zu hören, denn beide hatten sich mal einfach aus dem Gespräch ausgeschalten. Oder eher letzterer. Gregor war alles egal, so lange er etwas zu essen hatte. Außerdem konnte er ohnehin noch nichts damit anfangen.

Raikas Blick wanderte über die Gesichter der am Tisch sitzenden und blieb bei Kai hängen. Sein Gesichtsausdruck ließ sie stutzen.

Er hatte die Hand am Kinn und schien in tiefen Gedanken versunken zu sein, aber es schlich sich stetig ein immer deutlicheres, sehr finsteres Lächeln auf seine Lippen.

Bei Raika fiel ein Groschen. Und als hätte Kai das gehört, hob er den Blick und lächelte sie ganz unverschämt und zuckersüß an, wippte kurz mit den Augenbrauen und drehte sich dann zu Hilary um.

„Du meinst jemanden wie mich?“ Oh ja, das war die beste Idee seines Lebens! Wozu konnte er sonst so gut schauspielern? Und das würde sehr amüsant werden, Tyson auf der Eifersuchtsskala bis zur Explosion zu treiben. Auch wenn er dafür vorgaukeln musste, mit Hilary zusammen zu sein. Aber sie würden ja nur so tun, das würde er schon noch überleben. Ja, diese Idee erschien immer unterhaltsamer zu werden.

Sein Blick traf Hilarys und in seinen Augen war ein verräterisches, verhängnisvolles Glitzern zu sehen. Hilary konnte nicht anders, als sprachlos zurück zu starren. Genauso wie die anderen am Tisch. Daichi hatte mitten im Kauen innegehalten, Kenny war der Mund aufgefallen und auch Ray und Mao war der Unglaube ins Gesicht geschrieben. Und nicht zu vergessen Raika, die ihren Ohren nicht trauen wollte. Kai, der große, unnahbare, einzelgängerische Eisklotz der BladeBreakers, bekannt für seine nicht gerade herausragende Loyalität, wollte WAS?

„Eh…EHM. Was?“ fragte sie nicht gerade elegant, aber es traf ihren Gedankengang ganz gut.

„Ich werde Hilary helfen, Tyson eifersüchtig zu machen.“ Ziemlich zufrieden mit sich selbst und seinem Plan, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„A-Aber…wieso? Was bringt es dir? Eh…ich komm nicht hinterher.“ Hilary war komplett verwirrt und rieb sich die Schläfen, aus denen sich ganz langsam ein kleines Pochen ankündigte.

„Nur so. Das Desaster kann man sich ja nicht mehr länger ansehen. Außerdem haben dann die anderen ein anderes Thema, über dass sie sich die Mäuler zerreißen können.“ Das war Kai zwar gerade erst in dem Moment aufgefallen, in dem er es ausgesprochen hatte, aber das könnte ihm in der Tat etwas Ruhe bringen. Jedenfalls in den empfindlichen Themen.

„G-Ganz sicher? Das wäre unglaublich lieb von dir!“ Die Brünette konnte es noch immer nicht glauben, was sagenumwobener Kai Hiwatari ihr da gerade angeboten hatte. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul oder so. Obwohl man in dem Fall bei Kai vermutlich eher von einem reinrassigen Araber sprechen müsste.

„Ganz sicher. Keine Sorge, wir bekommen das schon irgendwie auf die Reihe.“ Abermals ein charmantes Lächeln von Kai und Hilarys Bedenken waren wie weggeblasen. Raikas hingegen verschlimmerten sich gerade sekündlich.

„Kai. Was zum Teufel soll das?“ Sie beugte sich zu ihrem Sohn rüber und wechselte ins Deutsche, um absolut sicher vor Mithörern zu sein.

„Keine Sorge, ich will ihr wirklich nur helfen. Machst du dir etwa Sorgen, da könnte sich etwas anbahnen?“ antwortete Kai und hob dabei eine Augenbraue. Raika konterte seinen Blick und versuchte ihm ohne Worte zu erklären, was sie dachte. Was nicht wirklich funktionierte.

„Ich habe die Vermutung, dass da jemand nicht gerade erfreut über diese Idee sein wird.“ mahnte sie.

„Außerdem kann das ganze nach Hinten losgehen, wenn du zu nett zu ihr bist. Sie war schon mal kurz davor, sich in dich zu verknallen.“ fügte sie noch mit einem kurzen Blick auf Hilary hinzu.

„Lass das mal meine Sorge sein. Ich vermute mal, dass bei Tyson ohnehin nicht viel fehlt, um dass er es rafft. Ansonsten trete ich ihm ein einfach in den Hintern und sag es ihm ins Gesicht. Auch nicht schlimm.“ Der Silberhaarige zuckte nur mit den Schultern. Für ihn war das Thema erledigt.

„Mach, was du willst. Du bist alt genug um so etwas einschätzen zu können. Und in diesem Fall kann nicht ganz so viel schiefgehen. Hoffe ich.“
 

„Wohin fliegen wir eigentlich genau?“ fragte Daichi und stopfte den letzten Rest seines Schokoriegels in den Mund. Raika hatte gerade Gregor ein Stück gegeben, weil er ziemlich unruhig geworden ist. Unsere allbekannten Vielfraße Daichi und Tyson hatten das natürlich gesehen und bevor das Theater überhaupt anfangen konnte, hatte Raika jedem von ihnen einen der Riegel in die Hand gedrückt.

„Nach Abuja, die Hauptstadt von Nigeria. Die Afrikanische Union erhofft sich positive Tendenzen für das Land, weil es ziemlich durch innerpolitische Unruhen gebeutelt ist. Aber zumindest herrscht offiziell kein Bürgerkrieg, weshalb es eigentlich für uns nicht gefährlich sein sollte, dort hin zu reisen.“ Kenny schaute während seiner Antwort nicht einmal von seinem Laptop auf.

Währenddessen lehnte sich Kai auffällig nahe an Hilary heran, die bei diesem Flug ausnahmsweise mit Ray den Platz getauscht hatte um neben Kai zu sitzen. Allein das hatte schon für Aufsehen gesorgt, aber zudem schien Kai auf einmal sehr gesprächig geworden zu sein. Schon den ganzen Flug über haben die beiden miteinander getuschelt und wie auch immer er es anstellte: Kai brachte Hilary regelmäßig zum Lachen. Doch die zwei hatten sich nicht ein einziges Mal in die Karten sehen lassen und so war es für alle noch immer ein Mysterium, was zwischen den beiden passierte. Abgesehen von den wenigen Eingeweihten, welche sich mit einem Schmunzeln auf den Lippen jeglichen verräterischen Kommentar verkniffen, denn die Strategie fing jetzt schon an, Früchte zu tragen. Denn Tyson beobachtete die zwei sehr misstrauisch aus dem Augenwinkel heraus.

„Wow, hört sich ja nicht gerade sehr motivierend an. Ich bin sehr gespannt auf Afrika. So viele neue Länder und Kulturen. Selbst wenn wir die Weltmeisterschaft nicht gewinnen sollten, haben wir immerhin unser kulturelles Wissen erweitern können.“ sagte Elizabeth und zog damit die komplette Aufmerksamkeit auf sich.

„Naja, Afrika ist jetzt nicht so unglaublich toll. Es ist einfach nur sehr heiß und trocken.“ maulte Tyson. Seine Erfahrungen mit dem Land waren nicht sehr berauschend gewesen und Kultur war schon immer ein Thema, dass er lieber verschläft.

„Außerdem was heißt hier ‚falls wir nicht gewinnen‘? Wir werden natürlich gewinnen! Tyson war definitiv schon lange genug Weltmeister!“ Sura klang selbstsicher wie immer. Ihr überheblicher Blick wanderte zu Tyson, er provozierend zurückschaute.

„Ha, das will ich mal sehen, wie ihr Süßen mich und Daichi besiegen wollt!“ kam dann auch schon wie auf Kommando die freche Antwort zurück.

„Wie, du und Daichi?“ Sura sah tatsächlich verblüfft über diese Antwort aus, was bei allen anderen wiederum für Verwirrung sorgte. Raika schaltete am schnellsten und verstand, auf was Sura vermutlich anspielte.

„Hast du etwa gedacht, dass Tyson und Kai die Startaufstellung sind? Tut mir leid für dich, aber daraus wird nichts, wenn nicht widrige Umstände Daichi daran hindern sollten, zu kämpfen.“ Der entsetze Blick auf Suras Gesicht füllte Raika mit einer gewissen Genugtuung, auch wenn sie ja eigentlich keinen Grund dafür hatte. Aber irgendwie ging ihr das gesamte Team gehörig auf die Nerven. Naja, abgesehen von Panti; die hatte ihren Segen erhalten.

„Aber warum? Kai ist doch viel besser als Daichi oder? Warum ist Daichi nicht der Ersatzspieler?“ Elizabeth blickte zu Kai, der dem ganzen Trubel um seine Person reichlich wenig Beachtung schenkte. Wie immer.

„Weil Kai als Trainer sogar noch besser ist. Außerdem hat er seine Gründe. Und im Notfall haben wir ein starkes Ass im Ärmel.“ meinte Kenny, da Kai keine Anzeichen einer Reaktion zeigte.

„Also ich finde das vergeudetes Talent! Aber es gibt ja Mittel und Wege, wie man es arrangieren kann, gegen ihn zu kämpfen. Ich will ihn unbedingt mal in Aktion sehen!“ frohlockte Sura und schien komplett Feuer und Flamme zu sein.

„Und was sind das für ‚Mittel und Wege‘, von denen du redest?“ Ohne Vorwarnung mischte sich nun doch Kai in das Gespräch ein und blickte dem Captain der BladeFlowers direkt ins Gesicht. Jedoch ohne irgendeine Regung; kein Zeichen einer Emotion. Nicht einmal ein Muskelzucken.

„Ach, Panti muss nur Daichi besiegen und seinen Blade komplett schrotten, während Elly gegen Tyson verliert. So muss du dann als Ersatzspieler ran und ich kann gegen dich kämpfen!“ Ohne sich auch nur minimal von Kais gefühlsloser Schale einschüchtern zu lassen strahlte Sura eine unerschütterlich scheinende Aura der Zuversicht aus.

„Du willst gegen um jeden Preis gegen mich kämpfen? Warum? Und dann noch dieser Umweg. Man kann auch einfach mal fragen.“ Kais rechte Augenbraue wanderte langsam in einer eher angewiderten Manier nach oben. Was seine Meinung zu dem Thema ziemlich gut wiederspiegelte. Wer sich solche Umwege ausdachte, nur um an so eine Chance zu kommen, hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und ihm war durchaus bewusst, dass er sich da selbst in die Schublade mit stecken musste. Wie hieß es so schön? Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung…

„Naja, du bist in meinen Augen einfach der beste Blader. Ich verfolge dich…ehm, nein, ich meine deinen sportlichen Werdegang jetzt schon eine ganze Weile und mein größter Traum ist es, einmal gegen dich antreten zu können! Im Notfall auch mit eher unorthodoxen Mitteln! Aber wenn ich dich nur fragen brauche, ist das umso besser! Würdest du mir dann in Abuja einen kleinen Kampf gewähren? Ich wäre SOOOOO froh!“ Sura lehnte sich ihm entgegen, die schlimmsten bettelnden Welpenaugen aufgesetzt, die es nur gab. Und nicht vergessen, die Brüste dabei so auf ihren Unterarmen zu platzieren, dass ihr Dekolletee richtig zur Geltung kam. Man konnte ja auch gleich noch andere Ambitionen übermitteln.

„Ach ja, du warst ja einer dieser ‚Fans‘ von mir…mh, nein. Ich werde nicht gegen dich Kämpfen, komme was wolle. Jetzt bestimmt nicht mehr.“

„Was, aber wieso? Du hast doch gerade noch…“ setzte Sura an, wurde aber von Kai rabiat unterbrochen.

„Ich habe gesagt, man kann mich fragen. Ja. Aber ich habe nicht gesagt, dass meine Antwort auch ‚ja‘ sein wird, oder? Du solltest besser aufpassen; in der weiten realen Welt geht nicht alles so, wie du es gerne haben möchtest. Und besonders ICH werde bestimmt nicht nach deiner Nase tanzen. Merk dir das und schlag dir alles in Bezug auf mich aus dem Kopf.“ Mit einem gehässigen Lächeln auf den Lippen drehte sich Kai wieder zu Hilary um, welche etwas verdutzt ob dieser offenen und klaren Abfuhr etwas verschreckt wirkte.

Sie erwiderte Kais Blick und stellte zwei Sachen fest: erstens Lächelte er sie an. Ganz offen und unverfroren. Zweitens reichte dieses Lächeln nicht an seine Augen heran. Sie waren immer noch abwertend und kalt. Und irgendwie traurig. Oder war es doch Frustration? Was es auch war, Hilary wurde erstmals richtig bewusst, dass Kai das alles nur spielte. Sie musste sich gestehen, sie hatte sich von seiner netten Schwiegermuttersöhnchen-Attitude einlullen lassen. Doch Raika hatte Recht gehabt: Kai konnte sehr gut schauspielern. Und zum ersten Mal seit sie Kai kannte, fragte sie sich wirklich, wie gut sie ihn alle eigentlich kannten. Ob sie ihn überhaupt kannten oder ob alles bisher nur eine gespielte Maskerade war. Wie viel wussten sie wirklich über den ‚echten‘ Kai?
 

Hilary ließ sich diese Frage immer und immer wieder durch den Kopf gehen und versuchte ihre gesamte Bekanntschaft mit Kai zu resümieren. Was war echt? Was war gespielt?

Das sich alles zu durchdenken und dabei noch wie ein frisch verliebtes Pärchen zu wirken war nicht gerade einfach. Sie merkte erst, wie die Zeit verflogen ist, als Tyson entsetzt fast rückwärts in sie rein gesprungen wäre.

Sie waren bereits in ihrem Hotel, irgendwo in Abuja. Und dort in Foyer, in einer kleinen Sitzecke, lümmelte sich ein Blader-Team. Und unter ihnen stach eine Person ganz besonders hervor.

„HIRO?!“ hörte man nur Tysons entsetzten Schrei durch die Eingangshalle schallen.

Hiro

Hallo! Sry für die lange Pause, ich habe im Moment mit Uni und Conventions echt viel zu tun :'D

Und noch mal gleich eine Entschuldigung hinterher, die nächsten 2-3 Kapitel werden eher etwas kürzer. Dafür sollte ich die in den nächsten tagen komplett durchhaben, hoffe ich. Sodass es dann ab kapitel 20 richtig losgehen kann! >o<

Auf die freue ich mich schon richtig.

Also seid gespannt :3
 

Kap 15: Hero
 

„Hallo liebes Brüderchen. So sieht man sich unverhofft wieder.“ Hiro erhob sich aus seinem Sessel und ging mit einem breiten, selbstsicheren Grinsen auf den Lippen seinem kleinen Bruder entgegen.

„W-Was machst du hier?“ Tyson war komplett aus der Fassung. Er hatte gewusst, dass sein Bruder mit ihrem Dad in Afrika auf Ausgrabung war, aber dass er ausgerechnet jetzt hier, in diesem Hotel mit einem Beyblade-Team auftaucht, konnte doch unmöglich ein Zufall sein.

„Nun, ich nehme mit meinem neuen Team an der Weltmeisterschaft teil, was denn sonst? Darf ich euch die DiamonAshes vorstellen? Sie sind Einheimische, haben aber ein außergewöhnliches Talent.“ Hiro war die Ruhe selbst und schien nicht im leisesten darüber verwirrt zu sein, die BladeBreakers und seinen Bruder hier anzutreffen.

„Dein neues Team?“ Verblüfft schaute sich Tyson das dreiköpfige Team an. Außergewöhnlich schienen die drei nicht zu sein, sie starrten nur mit einer unheimlich eindringlichen Art den BladeBreakers entgegen.

„Dann wünsche ich dir viel Glück mit ihnen. Man sieht sich.“ Tyson warf seinem Bruder noch einen verhängnisvollen Blick zu, bevor er übertrieben dramatisch davon stapfte. Ein paar Meter weiter blieb er stehen und drehte sich genervt um.

„Wo bleibt ihr denn? Wir wollen endlich einchecken oder?“ schnauzte er rum, bevor er zur Rezeption rüber ging und Hiro damit links liegen lies. Dieser lächelte nur milde amüsiert, hob kurz zum Gruß die Hand und ging zurück zu seinem Team.

„Wow, was war das denn bitte?“ fragte Sura irritiert. Das war ja eine sehr emotionale Begegnung zwischen Geschwistern gewesen.

„Nun ja, die beiden sind das letzte Mal nicht sehr gut auseinander gegangen. Is ne lange Geschichte.“ Murmelte Kenny und folgte Tyson. Die anderen zuckten nur mit den Schultern und taten es ihm gleich.
 

Es war bereits kurz vor Mittag, als alle mit Zimmer beziehen fertig waren. Der Flug hatte mächtig geschlaucht, da er fast einen ganzen Tag gegangen war. Trotzdem wollte man den neu angerissenen Tag nicht verschlafen und lieber sich die Stadt ansehen.

Gemütlich schlenderte man durch die Straßen.

„Ich habe mir das hier ganz anders vorgestellt.“ meinte Tyson und fächelte sich verzweifelt Luft zu. Es war einfach viel zu heiß hier.

„Nun, Abuja ist eine komplett künstlich erschaffene Stadt. Sie ist keine 30 Jahre alt, weshalb hier alles nur Neubauten sind.“ belehrte ihn Kenny und fing an, ein paar Fakten zu der Stadt runterzubeten, die er sich zuvor aus dem Internet gezogen hatte. Man musste sich ja vorher informieren, wohin man eigentlich reist.

Nach einem gemütlichen Mittagessen war die Besichtigung des Velodromes dran, in dem am nächsten Tag die Qualifikationskämpfe ausgetragen werden sollten.

„Eigentlich ist das Velodrome eine Radrennbahn, aber da es im Gegensatz zum Stadion überdacht ist, hat man lieber hier die Qualifikation hineinverlegt.“ erklärte Kenny munter vor sich hin. Scheinbar machte es ihm wirklich Spaß, den Fremdenführer zu spielen.

„Zudem kommt, dass es wesentlich günstiger zu mieten war. Die BBA hier hat ziemlich wenig Geld.“ konnte man eine Stimme aus dem Schatten der Überdachung heraus hören.

Sie standen vor dem Velodrome, hinein konnten sie erst am nächsten Tag. Aber man hatte ihnen gesagt, dass man rings um das Gebäude Bowls zum Bladen finden konnte. Ein bisschen Training konnte nicht schaden.

„Hiro, was treibst du hier?“ Tysons Laune sank sichtbar weiter in den Boden. Nicht das er schon unter der Hitze zu leiden hatte und das Geflirte von Kai und Hilary ertragen musste, nein jetzt tauchte sein Bruder schon wieder auf. Zweimal an einem Tag war ihm definitiv zu viel.

„Ach kleiner Bruder, jetzt sei mal nicht so gemein. Ich trainiere hier mit meinem Team, was denn sonst? Jetzt entspann dich doch endlich.“ Hiro hob beschwichtigend die Hände. Hinter ihm konnte man sein Team sehen, dass munter seine Runden in der brütenden Mittagssonne drehte.

„Tz, du heckst doch sicher wieder irgendwas aus.“ Tyson wollte seinem Bruder eigentlich nicht so feindlich gesinnt sein. Er war immerhin sein Bruder. Aber die Ereignisse im letzten Jahr hatten sein Vertrauen mächtig ins Schwanken gebracht. Sie hatten danach zwar eine Aussprache gehabt aber…die war nur noch schlechter ausgefallen. Seit dem plagte er sich mit Heros unhaltbaren Vorwürfen herum.

„Nein, ich nehme nur ganz normal wieder mit einem Team an der Weltmeisterschaft teil, das ist alles. Wie ich sehe, ist Kai noch bei euch. Ich bin gespannt wie lange das dieses Mal anhalten wird.“ Der Blick, mit dem Hiro Kai entgegnete, ließ den Silberhaarigen erschaudern. Da war wieder dieses leicht irre Funkeln in seinen Augen, Streben nach Macht. Genau diesen Blick hatte er im Jahr zuvor auch gezeigt, als er Kai von den BladeBreakers weggelockt hatte.

„Vergiss es. Dieses Jahr bleibe ich bei den BladeBreakers, keine Sorge. Du kannst dir deine Pläne also sonst wo hinstecken.“ Mit finsterer Mine starrte Kai sein Gegenüber an. Je eher das hier geklärt ist, desto besser.

„Och, was für große Worte von dir! Aber wenn du zu mir kommen würdest, könntest du wieder gegen Tyson antreten. Was hält dich denn schon?“ versuchte es Hiro weiter.

„Kein Interesse.“ Das war alles was er dazu sagte. Symbolisch strubelte er seinem kleinen Bruder durch die Haare. Dieser hatte sich wieder einmal an ihn geklammert, weil ihm Hiro vermutlich genauso suspekt war. Und dann hatte er noch einen Geistesblitz. Grinsend legte Kai Hilary den anderen Arm um die Schultern und drückte sie leicht an sich. Gut dass sie wegen der Maskerade ohnehin die ganze Zeit über neben ihm gelaufen war. Damit konnte er gleich auch noch Tyson ärgern.

„Oh.“ kam es dann auch sehr synchron von allen anderen.

„Nun, wenn die Sache so ist. Du wirst schon sehen, was du davon hast. Man sieht sich.“ Hiro winkte noch kurz zum Abschied, dann verschwand er in den Schatten des Velodrome. Sein Team folgte ihm wortlos.

„Wow, okay. Das ist mir jetzt zu viel.“ meinte Sura verwirrt und schaute zwischen Kai und Hilary hin und her.

„Okay, was läuft da zwischen euch? Und…was ist das für eine Geschichte mit deinem Bruder, Tyson?“

„Mein Bruder ist meine Angelegenheit. Das geht euch nichts an. Kümmert euch nicht drum. Aber Kai. Was soll das?“ Und damit deutete Tyson auf den Arm, der immer noch um Hilarys Schulter lag. Diese stand stocksteif da und hatte einen gut sichtbaren Rotschimmer auf der Nase.

„Hilary und ich sind zusammen.“ Verkündete Kai trocken, ohne den letzten Funken Emotion. Gut dass alle zu geschockt von dem waren, was er gesagt hatte um darüber nachzudenken, wie er es gesagt hatte. Jedenfalls die, die von dem ganzen Spiel nichts wussten.

So einigen stand der Mund ziemlich weit offen.

„D-Das ist ein Scherz oder?“ fragte Tyson ungläubig.

„Ich bitte dich, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass ihr beide nicht zusammen passt! Du bist viel zu schade für die da, Kai!“ moserte Sura abfällig und gestikulierte dabei gegen „die da“, spricht Hilary. Diese zog empört darüber die Luft ein.

„Was soll-„ weiter kam sie nicht mit ihrem eigenen Protest, weil sich dann nämlich Tyson einschaltete.

„Sura, was soll das? Es geht hier um Hilar! Rede nicht über sie, als wäre sie ein schlechter oder minderwertiger Mensch. Das ist sie nämlich bestimmt nicht!“ Tyson stand die Wut offen ins Gesicht geschrieben. Weg waren seine Schwärmereien für die Kapitänin der BladeFlowers. Wenn es um seine Freunde ging, war ihm alles andere egal. Und wenn man so abfällig über so eine gute Freundin wie Hilary redete, war das wie Gift für ihn.

„Tz, ach komm schon. Als ob sie jetzt etwas Besonderes wäre! Oder stehst du heimlich auf sie und bist jetzt eifersüchtig?“ konterte Sura abfällig grinsend.

„Das würde jedenfalls passen! Ihr seid beide wie füreinander gemacht!“ Jetzt musste sie schon über sich selber lachen.

Tyson hatte es derweil die Sprache verschlagen. Er und eifersüchtig? In seinem Kopf begann es mächtig zu rattern.

Währenddessen musste Kai anerkennend feststellen, dass Suras enormes Schubladendenken und ihre Eitelkeit in diesem Fall ziemlich hilfreich waren. Auch wenn sie jetzt noch weiter bei ihm durch war als vorher auch schon. Hilary war nun wirklich keine außergewöhnliche Schönheit, aber sie war ein offenes, ehrliches und nettes Mädchen. So behandelt werden hatte sie definitiv nicht verdient.

„Okay, okay. Mr. Shala, bitte nehmen sie ihre Mädchen und gehen mit ihnen trainieren. Und bitte maßregeln sie Sura, ich denke sie sollte einmal über ihr Weltbild nachdenken. Wir werden jetzt auf jeden Fall noch eine Runde trainieren, oder?“ Raika hatte die kurze Stille genutzt, um das Thema zu wechseln. Ansonsten wäre das hier noch ziemlich ausgeartet. Daher schaute sie jetzt Kai auffordernd an, der sofort reagierte.

„Gute Idee. Hopp hopp, wir haben noch was vor!“

Streit

Oh Gott, es tut mir leid. So furchtbar leid. Bei mir kam so viel dazwischen in letzter Zeit und wenn ich Zeit hatte, hatte ich leider keine Motivation. Q-Q

Ich hoffe, dass ich den upload-Interval in der nächsten Zeit etwas erhöhen kann! Würde mir jedenfalls auch selber sehr gefallen, weil ich endlich mal fertig mit der FF werden will XD
 

Also hier das neue Kapitel, viel Spaß <3
 

Kap 16: Streit
 

Die Vorrundenkämpfe für die Qualifikation waren ermüdend, lang und sehr unspektakulär. Die Hitze tat ihr übriges und zog die ganze Schose nur unnötig in die Länge.

Die BladeBreakers beobachteten das ganze eher halbherzig; schon sehr früh hatte sich herauskristallisiert, dass es unter den afrikanischen Teams offenbar keines gab, welches auch nur ansatzweise mit den Teams der anderen Kontinente mithalten konnte. Und doch war es ihre Pflicht, sich die Kämpfe bis zum Schluss anzusehen.

„Kai, müssen wir wirklich?“ jammerte Tyson zum widerholten Male und fächelte sich vergebens Luft zu. Seit sie am Tag zuvor angekommen waren, machte ihm das heiße trockene Wetter hier das Leben zur Hölle.

„Ja, wir bleiben bis zum Ende. Allein schon um zu sehen, wie sich das Team von deinem Bruder macht. Ich habe da ein ganz komisches Gefühl dabei.“ Nach außen konzentriert und wie immer cool saß Kai auf seinem Stuhl und starrte nach unten in die Arena. Die meisten der Kämpfe waren ohnehin schon vorbei und neben den drei Favoriten schlugen sich die DiamonAshes zur Überraschung aller viel zu gut.

Bis jetzt hatten sie alle ihre Gegner mit einer Leichtigkeit besiegt, die schon aus der Masse der anderen Teams herausstach. Und auch jetzt bei dem Kampf um die Spitze der Gruppe A gegen einen der Favoriten strahlten sie eine unheimliche, konzentrierte Stille und Gelassenheit aus, als wären sie sich sicher, dass sie nicht verlieren konnten. Komme was wolle.

„Kai hat Recht, Tyson. Irgendwie kommt mir da was fischig vor.“ meinte Kenny und beobachtete gespannt die Analysen, die auf seinem Laptop erschienen.

„Es ist doch nur Heros Team.“

„Genau deswegen. Erinnere dich daran, was er letztes Jahr angerichtet hat.“ erinnerte Hilary ihn. Er hatte sie belogen und verraten ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

„Daran musst du mich nicht erinnern. Ich bin immer noch stink sauer darüber, was er damals getan hat.“ murrte Tyson vor sich hin und verschwand immer mehr hinter seinen verschränkten Armen im Sitz.

„Da kann man ja nur von Glück reden, dass du Kai seine Fehltritte bis jetzt immer so schnell vergeben hast.“ In dem Moment, in dem Hilary es aussprach, bereute sie es schon wieder. Denn vermutlich würde das jetzt eine Diskussion hinter sich her ziehen, die ihres gleichen suchen würde. Zum Glück saßen die BladeFlowers und die WhiteTigers außer Hörweite, so dass sich jedenfalls die Diskussion nur im Team halten würde. Aber Hilary konnte diesen Kommentar sich nicht verkneifen, denn der Unterschied war verwunderlich: Hiro begann einen Fehler und Tyson war noch ein Jahr später wütend auf ihn. Und Kai hatte jetzt schon einige Minuspunkte dieser Art gesammelt und Tyson hatte ihm innerhalb kürzester Zeit immer wieder vergeben und ihn mit offenen Armen empfangen, egal was war. Vielleicht lag es daran, dass Hiro sein Bruder war und daher ein anderes Verhältnis zwischen den beiden herrschte, doch es war schon verwunderlich.

„Bitte? War ja klar, dass du Kai jetzt ansprechen musst! Deinen FREUND musst du ja auch artig und brav verteidigen, egal was er gemacht hat. Mal zur Anmerkung: nur weil ich nicht ständig darauf rumreite, heißt das nicht, dass ich vergessen habe, was er getan hat.“ Nur mit Mühe und Not konnte Tyson seine Stimme halbwegs ruhig halten, auch wenn keiner der um sie herum sitzenden Zuschauer auch nur ein Wort Japanisch konnte vermutlich und es deshalb ohnehin egal gewesen wäre.

„Das hat doch nichts damit zu tuen! Außerdem habe ich nie behauptet, dass du es vergessen hast oder dass es etwas Negatives ist, es ihm zu vergeben!“ Hilary wollte Kai partout nicht als ihren ‚Freund‘ bezeichnen, doch irgendwie musste sie sich ja rechtfertigen. Besagter Scheinfreund schien das Ganze gelassen zu ignorieren.

„Ach komm, klar. Bestimmt stehst du heimlich darauf. Das muss es sein. Das Bad-Boy-Image scheint ja sehr anziehend zu sein. Lieber einen gutaussehenden reichen Schnösel der einen ständig in den Rücken fällt und einen verrät als einen charmanten treuherzigen und liebenswürdigen Typen aus der Nachbarschaft!“ Tyson bemerkte schon gar nicht, dass er gerade anfing, sich hie rum Kopf und Kragen zu reden.

„Pf, was soll das heißen “charmant“? Seid wann bist du denn bitte charmant? Und bei liebenswürdig bin ich mir da auch nicht so sicher.“ konterte Hilary spontan, biss sich danach allerdings sogleich auf die Zunge. Wenn das so weiter ging….

„Wer hat denn bitte schön von mir gesprochen? Also ich nicht. Als wäre ich an dir interessiert! Das hättest du wohl gerne oder wie? Aber was sollte ich schon mit so einer verklemmten und hochnäsigen Besserwisserin wie dir? Nein danke, ich verzichte.“ SO langsam konnte Tyson seine Stimme nicht mehr in angemessener Lautstärke halten. Also wirklich, was fiel Hilary ein, ihn mit dieser Beschreibung gleichzusetzen! Er meinte doch eigentlich irgendeinen zufälligen mittelmäßigen Kerl! Und ganz bestimmt NICHT sich selber damit. Er war ja immerhin Beybladeweltmeister. Das war etwas gaaaaaaaaaaaanz anderes.

„Wer soll hier bitte hochnäsig, verklemmt und besserwisserisch sein? Entschuldige, dass ich im Gegensatz zu dir einfach mal in der Schule aufpasse und daher wesentlich bessere Noten habe wie du! Weißt du da eigentlich was du von dir gibst? Erst groß den Helden spielen und mich gegen Sura verteidigen und jetzt so eine Nummer durchziehen! Ich glaub dir bekommt die Hitze nicht so recht oder?“ Also jetzt wurde es Hilary definitiv zu bunt. Das war nicht mal mehr scherzhaft zu sehen oder als tollpatschiger Kommentar abzustempeln; das hier tat einfach nur weh. Besonders im Vergleich zu der fast schon heldenhaften Tat vom Vortag. Angesäuert und eingeschnappt wandte sich Hilary von Tyson ab, schnappte sich Kais Arm und schmiegte sich in einer Woge aus Wut und Protestwillen daran. Kai verzog darauf nur kurz verdutzt und überrascht das Gesicht, setzte aber schnell wieder seine coole Miene auf, um ja nicht sein Unbehagen durchblicken zu lassen. Tyson begutachtete das Ganze nur missmutig.

„Ja genau, geh du zu deinem Kai und lass dort deinen falschen Frust aus. Ich bin ja eh nur noch nebensächlich.“ Okay, aus. Schluss. Jetzt war ihm der Kragen geplatzt. Er hatte keine Lust mehr auch nur ein Wort mit dieser eingebildeten Ziege zu reden.

„Tyson, bist du sicher, dass du willst, dass Hilary so sauer auf dich ist? Und meinst du nicht auch, dass deine Behauptungen…nun ja, etwas unberechtigt und an den Haaren herbeigezogen klingen?“ meinte Kenny vorsichtig und schaute zu ihm rüber.

„Halt die Klappe und misch dich in die Sache nicht ein. Und nein, ich bin davon überzeugt, im Recht zu sein.“ Das war das Letzte, was man von Tyson an diesem Tag noch vernahm.
 

Der Tag klang damit aus, dass Kai Daichi und Tyson ein paar Runden um das Hotel laufen ließ, damit diese nicht komplett aus dem Training kamen. Tyson blieb sprachlos, was für alle Beteiligten absolutes Neuland war. Selbst Daichi gelang es nicht, ihn zum Reden, Schimpfen oder anderweitigen emotionalen Ausbrüchen zu bewegen. Was dazu führte, dass man ihn dann einfach sich selbst überließ und lieber den Abend entspannt beisammen saß und über den Ausgang der Qualifikation diskutierte.

„Also das waren die DiamonAshes. Gleich am ersten Tag der Qualifikation sich gegen den Gruppenfavoriten durchgesetzt und sich den Flug nach Moskau zur WM gesichert.“ fasste Raika kurz zusammen und drückte dabei Gregor näher an sich ran, der schon halb eingeschlafen auf ihrem Schoß saß.

„Ziemlich gute Leistung.“ merkte Daichi an und wippte gelangweilt mit den Füßen.

„Ziemlich merkwürdig gute Leistung.“ entgegnete Raika und runzelte die Stirn. Seit dem Kampf der DaimonAshes war sie seltsam ruhig und nachdenklich geworden.

„Warum so misstrauisch? Ich weiß, es ist Heros Team, aber sie scheinen mir nicht unbedingt das technisch hochausgerüstete Team zu sein.“ fügte Hilary und betrachtete ihre Betreuerin eingehend.

„Irgendwas stimmt da nicht, da hat Kai völlig Recht. Ich habe nur die vage Befürchtung, dass ich ohne weiteres nicht an stichfeste Beweise kommen werde.“

„Da werden wir wohl noch etwas warten müssen. Wie geht es eigentlich die nächsten zwei Tage weiter?“ fragte Herr Shala und grinste wieder sein übliches, aufgesetztes Schwiegermutterlächeln. Er war mit seinem Team nach der Qualifikationsrunde zu ihnen gekommen um sich über die Ereignisse des Tages zu informieren. Sura war sehr zurückhaltend, was auch darauf beruhte, dass keiner mit ihr seid dem vergangenen Tag mehr wirklich reden wollte. Auch die WhiteTigers, die ebenso zu ihnen gestoßen waren, wirkten eher verhalten.

„Heute war Gruppe A dran, in den nächsten zwei Tagen kommen dann noch Gruppe B und C dran mit der Qualifikation. Ich denke jedoch nicht, dass wir uns alles komplett anschauen müssen. Die DiamonAshes sind vermutlich die bedenklichsten Gegner. Hast du irgendwelche besonderen Daten erhalten können Kenny?“ Raika wand sich um zu dem jungen Mann, der ausnahmsweise mal nicht hinter seinem Laptop versunken war, sondern gemütlich in einem der großen bequemen Loungesessel saß.

„Nein, nichts besonders auffälliges. Außer dass sie eben sehr stark sind für ihre Verhältnisse.“ Kenny kratzte sich dabei nachdenklich am Kinn.

„Das ist ja reichlich wenig.“ Mao seufzte und ließ sich gegen Rays Schulter fallen.

„Ja leider.“ Raika wuschelte geistesabwesend ihrem kleinen Sohn durch die Haare. Dann fiel ihr Blick auf Kai, der gerade von einem gewissen Telefonat draußen wieder zurück zu ihnen in die Lounge kam. Gregor richtete sich müde auf und schaute ihm entgegen.

„Onii-chan, wo ist eigentlich Yuri? Ich vermisse Yuri!“ weinte der Kleine müde und zog eine Schnute.

„Ehm…“ Einfach sprachlos war Kai mitten in der Bewegung stehen geblieben und starrte seinen kleinen Bruder verdutzt an.

„Kai? Wer ist Yuri?“ fragte Ray in Englisch, so dass es auch die nicht des Japanisch bemächtigten mitbekamen, um was es ging. Alle Augen waren auf dem jungen Hiwatari gerichtet.

Gefühle

Hahahah, und weil ich gerade so gut in der Story stecke und so motiviert bin, hier gleich das nächste Kapitel. Und das darauffolgende ist auch schon angefangen :'D

Will auch endlich einmal diese Story irgendwann zu ende bringen. Und bevor ich wieder alles enorm schleifen lasse und ihr wieder Monate warten müsst, setzt ich mich jetzt lieber hin und schreibe. Leider werden die Kapitel im Moment nicht unbedingt ewig lang. Sollte sich aber bald wieder ändern weil...bald die hoffentlich aberwitzigen "Urlaubs"-Kapitel kommen....ihr werdet im nächsten Kapitel erfahren, um was es da so gehen wird. Die haben dann leider nicht so viel mit der WM an sich zu tuen, leider, aber sind dafür eben witzig. hoffe ich. Und aufschlussreich für Kais persönliche Entwicklung o.o
 

Aber erst einmal hier die Auflösung zum Thema "Yuri" :D
 

Kapitel 17: Gefühle
 

Verlegen fuhr sich Kai über den Nacken und wich den Blicken aus. Okay, wie zog er sich jetzt so elegant wie möglich aus der Miesere? Vor allem da ja Hilary und Tyson anwesend waren

„Ich will wieder mit Yuri kuscheln! Onii-Chan vermisst Yuri doch auch!“ schmollte der Kleine. Raika starrte erst auf Gregor hinab, bevor sie in schallendes Gelächter verfiel. Okay, dass könnte jetzt SEHR interessant werden, wie sich der große Kai Hiwatari da aus der Schlinge zog. Sie würde zumindest so fair bleiben und ausnahmsweise den Mund halten. Auch wenn ihr so einige böse Kommentare auf der Zunge lagen in diesem Moment.

Kai wiederum schaute extrem angepisst gerade aus. Alle Pläne waren für die Katz gewesen.

„Meine…Freundin.“ murmelte Kai schlussendlich. Irgendwie fühlte sich das in so vielerlei Hinsicht falsch und merkwürdig an, dass selbst er sein Unbehagen nicht mehr verschleiern konnte.

„Deine Freundin? Aber Yuri ist doch…“ fing Ray an, wurde von Kai jedoch unterbrochen.

„Ein in Japan durchaus gebräuchlicher Mädchenname, wie du selber weißt.“

Alle starrten ihn perplex an. Den BladeFlowers fiel an dieser Tatsache nichts weiter Merkwürdiges auf. Viel eher war die Sache mit Hilary wesentlich problematischer.

„Und was ist dann mit Hilary?“ fragte nun Tyson. Dieser hatte die ganze Zeit etwas abseits gesessen und vor sich hin geschmollt; jedoch immer fein mit gespitzten Ohren damit er auch ja nichts verpasste.

Kai seufzte. Okay, die beiden würden es vermutlich ohne Fremdeinwirkung ohnehin nicht schaffen, zusammen zu kommen.

„Das war nur gespielt.“ kam die trockene Antwort von Hilary. Sie hatte sich angesichts dieser Entwicklung von selbst dazu entschieden, das ganze endgültig zu bereinigen.

„Was? Warum habt ihr sowas gespielt?“ Kevin schaute sie entsetzt an.

„Weil…“ sie seufzte und nahm all ihren Mut zusammen. „Weil Kai mir helfen wollte, Tyson eifersüchtig zu machen.“

Stille.

„Hä?“ Anstand war gestern. Tyson raffte sich auf und ging auf Hilary zu. Vergessen war der Streit früher am Tag; diese Sache hier war jetzt echt zu abstrakt.

„Warum willst du mich denn bitte eifersüchtig machen?“ Die Unwissenheit, die sich auf seinem Gesicht wiederspiegelte, schrie einen fast schon an. Metaphorisch gesprochen.

„Weil du ansonsten doch nicht mal auf die Idee gekommen wärst, dass du für mich etwas empfindest.“ Die Schamesröte auf Hilarys Gesicht wurde mit jeder Minute intensiver, während sie verzweifelt ihre Hände knetete.

„Was ich…für dich empfinde? Was soll ich denn für dich fühlen?“ Tyson war komplett verwirrt. Was sollte denn dieser ganze Aufstand hier bitte schön?

Hilary hielt es langsam nicht mehr aus. Der Kerl war einfach nur so begriffsstutzig, dass es schon wehtat. Warum musste man ihm immer alles vorkauen und in ihn hineinprügeln, bis er es selber verstand? In ihren Augen bildeten sich Tränen.

„Du verstehst es immer noch nicht? Warum sollten wir dich denn bitte schön eifersüchtig machen? Da gibt es doch nur eine einzige Möglichkeit!“ Enttäuscht wischte sie sich die Tränen aus den Augen, doch sie kamen sogleich wieder und liefen ihr über das Gesicht.

„H-Hilary! Warum weinst du denn?“ Tyson geriet in Panik. Was hatte er denn jetzt gemacht, um sie zum Weinen zu bringen? Hatte es etwas mit dem Streit zu tun? Auf einmal tat ihm das schrecklich leid. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich das Ganze so zu Herzen nehmen würde.

Vorsichtig streckte er seine Hand nach ihr aus, wie im Reflex, doch sie wich zurück.

„Tyson, sie liebt dich. Deswegen. Und du Idiot hast es vielleicht bis jetzt immer noch nicht bemerkt, aber eigentlich stehst du auch auf sie.“ Kais Anmerkung schnitt durch die Stimmung wie ein Katana durch ein Blatt Papier. Alle Augen waren erneut auf den Teamleader der BladeBreakers gerichtet. Resignierend seufzte er, bevor er näher herantrat, um die Sache zu klären. Immerhin hatte er sich bereit erklärt dazu, also musste er dazu auch stehen. Irgendwie ungewohnt, wo er sich früher doch sehr gerne vor solchen Sachen gedrückt hatte.

„Ich soll….“ Tyson verschlug es die Sprache. Er musste an den Streit mit Sura vom Vortag denken. Auch sie hatte ihm schon vorgeworfen, dass er eigentlich in Hilary verliebt war. Schon da hatte er sich merkwürdig ertappt dabei gefühlt. Er hatte das noch nie so betrachtet, hatte Hilary immer nur als eine Freundin und Schulkameradin gesehen. Grundsätzlich hatte er das mit allen Mädchen getan, die er kennen gelernt hatte in den letzten Jahren. Damals war das Thema für ihn noch ein unerreichbares, abstraktes Gebilde gewesen, das ihn nicht im Leisesten interessiert hatte. Doch jetzt war das anders. Aber er hatte aus Gewohnheit nicht die Damen in seinem unmittelbaren Umfeld in Erwägung gezogen, warum auch immer. Obwohl die logisch gesehen eigentlich am einfachsten zu erreichen waren.

Wieder dieses Gefühl, auf frischer Tat ertappt worden zu sein.

Tyson schaute auf seine Füße und schnaufte genervt. Er hatte beim besten Willen keine Ahnung wie er für Hilary empfand. Er mochte sie sehr, dass wusste er. Und er kam auch sehr gut mit ihr klar, auch wenn sie sich mal stritten. Wäre ja auch sonst viel zu langweilig. Aber eine Beziehung mit ihr? Aber vielleicht gerade deswegen? Verzweifelt raufte sich Tyson die Haare.

„Tyson, ich…ich liebe dich wirklich. Auch wenn wir uns immer streiten und ich dir damit auf die Nerven gehe. Ich will dir doch nur helfen und…“ Hilarys Stimme versagte. Die Emotionen und noch dazu die starrenden Blicke der Anderen waren gerade zu viel für sie.

„Hilary.“ Tyson schaute sie an. Wieder wollte er wie aus Reflex ihre Wange berühren. Dieses Mal wich sie nicht zurück, sondern legte schüchtern ihren Kopf in seine Hand.

„Also ich….ich kann dir nicht wirklich eine Antwort geben.“ meinte Tyson reumütig und fühlte sich dabei so schlecht wie noch nie in seinem Leben.

„Aber wir könnten es ja mal versuchen. Vielleicht raff ich es ja dann.“ Ein gequältes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Hilarys tränennasse Augen starrten ihn erst ungläubig an, dann viel sie ihm schluchzend um den Hals, worauf er wiederum knallrot anlief. Aber immerhin hatte er so viel Intuition, ihr beruhigen die Arme auf den Rücken zu legen.

„Na geht doch.“ meinte Kai nur trocken und steckte seine Hände zufrieden in seine Hosentaschen.

„Ah ich freu mich für dich Hil! Aber jetzt mal zurück zu dir Kai…“ rief Mao und fixierte den Halbrussen. Diesem lief dabei ein ganz feiner Schauer über den Rücken.

„Also du hast also eine Freundin, die zufällig auch Yuri heißt?“ hakte Ray nach und musterte Kai eindringlich. Dieser drehte sich nur Schulterzuckend zu ihm um.

„Ja ich weiß, ist ein wenig kompliziert mit den Namen, aber das funktioniert schon.“

„Hö, warum das denn bitte?“ Elizabeth schaute zwischen den beiden Jungs hin und her.

„Naja, der Teamkapitän der Blitzkriegboys heißt Yuri Ivanov. Deshalb die Verwirrung.“ antwortete Kevin und lächelte der blonden Dame zu.

„Und wie lange seid ihr schon zusammen? Wie habt ihr euch kennen gelernt? Wie sieht sie aus? hast du ein Foto?“ Ray fand es gerade sehr witzig, Kai mit den Fragen zu bombardieren, denn er wusste, wie sein ehemaliger Teamkapitän darauf reagieren würde.

„Als ob dich das was angeht. Schon mal was von Privatsphäre gehört?“ Kais rechte Augenbraue zuckte gefährlich. Wenn die nicht bald die Klappe halten würden….

„Schon gut, schon gut, ich halt ja den Mund.“ Trotzdem konnte der Chinese sich das Lachen nicht verkneifen.

„Aber du bist wirklich vergeben? Wieso hast du nichts gesagt? Dann hätte ich dein Angebot niemals angenommen!“ meinte Hilary, nachdem sie sich endlich von Tysons Schulter losreißen konnte.

„Genau aus eben diesem Grund.“ antwortete Kai. Man, das wurde hier echt nervig. Warum musste Gregor nur unbedingt nach Yuri fragen?

„Hach, ich habe doch gesagt, dass Kai niemals mit dir zusammen ist! Das sah man auf den ersten Blick! Aber du hast wirklich eine Freundin? Irgendwie will ich das nicht glauben. Wo ist sie denn jetzt? Sie hätte doch bestimmt mitkommen können.“ Sura konnte noch immer nicht so recht glauben, wie sich gerade alles entwickelt hatte. Das war alles viel zu abstrakt und unglaubwürdig. Schlimmer wie in einer Seifenoper.

„Verpflichtendes Sportvereinstraining.“ war nur die knappe Antwort darauf von Kai, was seine Mutter zu einem erneuten Lachanfall brachte.

„ Oh man.“ Raika wischte sind die Lachtränen aus den Augen, schüttelte den Kopf und stand auf.

„Also ich bringe jetzt Gregor ins Bett und danach arbeite ich noch ein bisschen. Wünsche euch also eine gute Nacht. Viel Spaß dem jung gebackenen Pärchen. Und Kai: du solltest dich auch verkrümeln, bevor sie dir den Verstand rauben mit ihren Fragen.“ Ein kurzes Zwinkern, einmal kurz gewunken und schon war Raika auf dem Weg in ihr Hotelzimmer.

„Sie hat Recht. Tyson, Daichi, das gilt auch für euch beide: morgen früh steht Training auf dem Plan. Also seht zu, dass ihr fit seid.“ Noch die letzten paar Anweisungen und schon verkrümelte sich auch Kai auf sein Zimmer.

„Tz, und weg ist er. Was war das denn bitte schön?“ maulte Tyson Kai pampig hinterher.

„Sagt der, der hier gerade Hilary zum Weinen gebracht hat.“ zickte Mao zurück. Tysons Wangen röteten sich peinlich berührt, bevor er ein kleinlautes „‘tschuldigung.“ murmelte.

„Schon gut, bin ja selber schuld daran, dass ich mich so gehen lassen habe. Ich hätte einfach nicht so viel von dir erwarten sollen.“ winkte Hilary ab und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Innerlich war sie leider noch viel zu aufgewühlt, um tatsächlich zurück zu ihrer alten Fröhlichkeit zu finden.

„Das klingt, als könnte man sich auf mich nicht verlassen.“ Der Weltmeister zog erstmal eine Schmolllippe.

„Außer beim Beybladen entspricht das ja auch leider der Wahrheit!“ Und so ging es wie eh und je zwischen den beiden wieder hin und her, als wäre nichts gewesen.

„Das perfekte Paar.“ witzelte Lee nur darüber und amüsierte sich mit den anderen über die beiden Streithähne. Ray stimmte ihm nickend zu.

Ein Match unter Freunden

So, ein kleines bisschen Länger als die letzten Kapis....die waren nun wirklich echt kurz Q_Q

Tut mir schrecklich Leid Q~Q

Hoffe es gefällt euch. Vorallem war ich hier mal sehr bemüht, Tyson etwas....besser dastehen zu lassen. Hat es funktioniert? XD
 


 

Kapitel 18: Ein Match unter Freunden
 

Die Jungs lagen halb sterbend im Schatten; zumindest konnte man das anhand der zombieähnlichen Geräusche, die sie kläglich von sich gaben, vermuten. Es war früher Nachmittag, die Sonne prallte auf sie herab und die heißesten Stunden fingen jetzt erst richtig an. Kai hatte so viel Herz, ihnen über die unerträglichen Mittagsstunden frei zu geben. Dafür hatte er sie aber schon zu einer unsäglich frühen Stunde aus dem Bett geworfen, sodass sie überhaupt ein wenig Trainieren konnten. Jetzt war aber erst einmal Siesta angesagt, bis sie sich etwas später dann in die Fluten des Hotelpools stürzen durften: Kai war angesichts der Wetterbedingungen auf etwas angenehmeres Ausdauertraining im Wasser umgesprungen, anstatt Tyson und Daichi in der Sonne laufen zu lassen. Natürlich auf Anraten seiner Mutter. Ihm wäre das egal gewesen aber das Gejammer wäre da vorprogrammiert gewesen. Also hat er sich von Raika überreden lassen. Zudem konnte sie so verhindern, dass er wie an jedem Morgen alleine Trainieren geht, bevor die anderen überhaupt aufgestanden waren.

Während also Tyson und Daichi im Schatten ihren verpassten Schlaf nachholten, saßen Raika und Gregor am Tisch und zeichneten. Hilary saß neben Raika und betrachtete jede ihrer Bewegungen ganz genau.

Kai kam mit einer kalten Flasche Wasser aus der Hotellobby und schielte seiner Mutter über die Schulter.

„Na, schon wieder dabei, Perversitäten zu zeichnen?“ fragte er trocken und betrachtete die Zeichnung: wie erwartet Yaoi.

„Ja und? Ich dachte, ich zeichne Hilary eine Kleinigkeit, wenn wir hier schon rumsitzen und nichts tun.“

„Hast du nicht Arbeit zu erledigen?“ Kai richtete sich wieder auf und schaute sich um: wo war eigentlich Kenny?

„Mein Laptop gibt bei den Temperaturen den Geist auf und die ganze Zeit über im Zimmer oder der Lobby sitzen, nur wegen der Klimaanlage, darauf hab ich nun auch keine Lust.“ Wirklich wehleidig sah sie aber nicht aus: Ihre Abschlussarbeit war ohnehin schon fast fertig gewesen, es fehlte nicht mehr viel. Da waren die paar Tage mehr oder weniger auch nicht mehr ausschlaggebend.

„Wo ist Kenny?“ wechselte Kai das Thema. Sein Teamkollege war schon seit einiger Zeit nicht mehr zu sehen gewesen.

„Der ist mit Kevin irgendwo in einer kühlen Hotelecke und tauscht sich mit ihm die neuesten Trends in Sachen Beybladetechnik aus. Sie genießen das WLAN in vollen Zügen.“ Hilary blickte kurz zu ihm auf, um dann an Kai vorbei auf Tyson zu gucken. Dieser lag wie ein Sack fauler Kartoffeln auf einer Liege; alle Viere von sich gestreckt, Mund offen.

„Oh man, warum musste ich mich auch ausgerechnet in IHN verlieben?“ seufzte die Brünette und ließ den Kopf hängen.

„Sei froh drüber. Musst du jedenfalls keine Angst haben, dass er dir Fremd geht.“ Mit einem erfrischend klingendem Zischen öffnete Kai die beschlagene Flasche und trank.

„Boah, Kai, der war echt mies!“ meinte Raika und lachte. Hilary musste zwar auch lachen, schaute dabei aber sehr gequält aus: sie wusste nicht wirklich ob sie darüber froh sein oder weinen sollte.

„Aber ich kann immer noch nicht glauben, dass du echt vergeben sein sollst. Das kam irgendwie überraschend.“ Sichtlich verwirrt blickte sie ihn an. Kai zuckte darauf nur nichtssagend mit den Schultern.

„Ist aber wirklich so, kann ich bestätigen. Diese heilige, auserkorene Person wohnt ja schon so gut wie bei uns.“ Raika legte den Bleistift beiseite und schnappte sich ihre Zeichenfeder und das kleine Fass Tinte.

„Was echt? Oha.“ staunte Hilary und schielte wieder auf das Bild. Kai ignorierte sie und legte sich die kalte Flasche in den Nacken. Auch ihm war es hier eigentlich viel zu warm. Gut das die beiden Schlafnasen gerade geistig abwesend waren, so bekamen sie nichts von seiner Schwächelei mit.

„Gehst du eigentlich nachher mit ins Wasser?“ fragte Raika ohne von ihrem Blatt aufzusehen. Wäre ja schade jetzt aus Versehen einen Tintenfleck drauf zu machen.

„Seh ich etwa so aus?“ murmelte Kai missmutig und schielte zu seiner Mutter. Diese blickte nun doch kurz auf um ihm verwirrt entgegenzublicken.

„Hab ich mit dir geredet Miesepeter? Ich weiß doch genau, dass du Pools hasst.“ Sie drehte sich zu Hilary.

„Also?“

Hilary starrte sie etwas verdutzt an. Warum mochte Kai keine Pools? Aber ihr erschien es ratsamer, dass sie das lieber nicht fragen sollte, denn der angepisste Blick, den Kai gerade für seine Mutter über hatte aufgrund dieser Bemerkung war mehr als nur angsteinflößend.

„Ehm, klar, gerne! Kommt Gregor auch mit?“

Gedacht, getan. Ein paar Stunden später trieb Kai, lässig mit einer Sonnenbrille am Poolrand sitzend, Tyson und Daichi an, die langsam und immer noch müde ihre Bahnen zogen. Kenny war zwischendurch aufgetaucht, um sich etwas zu trinken zu holen, war darauf hin aber auch sofort wieder verschwunden. Nun planschte Hilary mit Gregor im Kinderbecken, natürlich komplett freiwillig, während Raika die Kinderfreien Minuten nutze, um sich ebenfalls einmal sportlich zu betätigen.

„Tyson, meine eigene Mutter ist schneller als du. Beweg endlich deinen Hintern!“ motzte der Silberhaarige rum, was ihm aber anscheinend ziemlichen Spaß bereitete. Grinsend saß er auf einer Liege und beobachtete, wie seine Mutter Tyson nun schon zum zweiten Mal überholte. Egal wie unsportlich sie war; eines musste man ihr lassen: im Schwimmen war sie echt gut.

„Hey Kai, wieder mal als Sklaventreiber unterwegs?“ witzelte Ray, der mit einem Handtuch über den Schultern auf ihn zukam. Hinter ihm seine Teamkollegen, die genau wie er alle danach aussahen, als wären sie frisch aus der Dusche: Nasse Haare, frische Klamotten, Handtücher dabei.

„Klar, immer doch.“ Lässig ließ sich Kai in den Liegestuhl zurücksinken.

„Na, seid ihr für heute fertig mit Training?“ fragte Raika, die an den Poolrand geschwommen war und sich dort mit den Armen abstützte.

„ja, es ist einfach zu warm hier. Die Idee mit dem Pool hätte uns eigentlich auch kommen können.“ Lee blickte zu Tyson und Daichi, die nun ebenfalls ihre Bahnen unterbrochen hatten, um die WhiteTigers zu betrachten.

„Noch können wir ja mitmachen.“ Ray grinste und deutete auf Tyson.

„Und mich von Kai zum Schwimmen antreiben lassen? Keine Chance!“ Lee winkte entschlossen ab. Rays Grinsen wurde nur noch breiter, als er Lee musterte. Mao stand neben ihrem Bruder und blickte besorgt zwischen diesem und ihrem Freund hin und her.

Lee wie üblich nur eine kurze Hose und ein loses offenes Hemd, keine Schuhe dazu.

„Ach keine Sorge, für den Antrieb sorge ich schon mit Vergnügen. Immerhin habe ich nicht umsonst in Kais Abwesenheit immer das Training geleitet!“ meinte Ray, kam auf Lee zu und schmiss ihn kurzerhand in den Pool.

„Kannst ja schon einmal anfangen, ich gehe noch schnell meine Badehose holen!“ Und weg war der schwarzhaare Chinese mit dem Rattenschwanz. Mao stand lachend am Poolrand, bevor sie ihrem Freund folgte um sich ebenfalls umzuziehen. Lee war wieder aufgetaucht und verströmte eine Mörderaura, die ihres Gleichen suchte. Da bevorzugten sogar Tyson und Daichi freiwillig das Training fortzuführen.
 

Nur wenige Minuten später war die Hölle im Pool ausgebrochen, denn zu den WhiteTigers waren jetzt auch noch die BladeFlowers aufgetaucht, die sich vor dem Abendessen noch ein paar erholsame Runden im kühlen Nass geben wollten. Und aus dem Training war in Windeseile eine herzliche Wasserschlacht geworden.

Kai saß sich frustriert die Schläfe massierend am Rand und versuchte, das Ganze zu ignorieren.

„Na, ist dir warm?“ Raika war aus dem Pool gekommen, auf ihn zugegangen und hatte ihre langen Haare nach vorne gestrichen. Alle zusammen genommen um die Hand gewickelt, hatte sie dieses Haarbündel genau bei dieser Frage über Kai gehalten und zugedrückt. Der Silberhaarige hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sich die gefühlten fünf Liter Wasser über ihn ergossen.

„Danke für die Dusche.“ knurrte er und hätte seiner Mutter in diesem Moment am liebsten das dumme Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

„Ach komm schon, sei doch nicht so mies gelaunt. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass wir jetzt zum Essen gehen wollen. Kommst du mit? Wir müssen uns umziehen gehen.“ Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, ein liebes, unschuldiges Lächeln auf den Lippen. Wie scheinheilig Raika aussehen konnte, diese elende falsche Schlange.

„Dank dir darf ich ja mich jetzt auch umziehen.“ Kurz überlegte Kai fieberhaft, wie er sich bei seiner Mutter revanchieren konnte. Auf Anhieb fiel ihm aber nichts ein, weshalb er sich dazu entschied, sich nach dem Essen zum Frustabbau mit Tyson ein Match zu liefern. Dann hatte er selber an diesem Tag jedenfalls auch etwas gemacht, außer die beiden Trottel vom Dienst durch die Gegend zu jagen.

Seufzend stand er auf und folgte den anderen auf die Zimmer.
 

Alle standen gebannt um die Kontrahenten herum: es kam mittlerweile sehr selten vor, dass Kai Tyson zu einem Match herausforderte, wenn auch nur zu Übungszwecken. Das wollten sich die WhiteTigers sowie die BladeFlowers einfach nicht entgehen lassen. Auch wenn Sura sehr enttäuscht war, als sie wieder einmal eine Abfuhr für ein eigenes Match mit Kai bekam.

Also hatte man sich auf dem leeren Tennisplatz des Hotels getroffen- eine andere schnell erreichbare Möglichkeit gab es nicht. Doch der Platz war umzäunt und der Boden hart genug, um für ein Match herhalten zu können.

Gefährlich kreiselten die beiden Blades umeinander rum, ohne wirklich etwas zu machen. Ein Abtasten der Kräfte. Doch Kai und Tyson starrten sich die ganze Zeit über an, nur darauf wartend, dass einer der Beiden einen Move unternahm.

„Was ist los, Kai? Hast du Angst?“ stichelte der amtierende Weltmeister und grinste breit.

„Warum sollte ich denn Angst haben?“ Er lächelte leicht, schloss dann die Augen und konzentrierte sich auf sein BitBeast. Zeit das Katz und Maus Spiel zu beenden.

„Dranzer!“ dachte er und erfühlte die stetige, pulsierende Verbindung, die ihn und sein BitBeast zusammenschweißte. Dranzer erschien; lodernd stürzte sich der Phönix auf Dragoon, der von Tyson gerufen, ebenfalls erschienen war um der Attacke Einheit zu gebieten. Die beiden trafen aufeinander und auch wenn es nur ein Übungskampf war: die Druckwelle war trotzdem deutlich von den herumstehenden zu spüren gewesen.

„Jungs, übertreibt es nicht, okay?“ mahnte Raika und hielt Gregor etwas fester. Der kleine schaute sehr besorgt zu seinem großen Bruder rüber.

„Keine Sorge, machen wir scho-“ Weiter kam Tyson nicht, da Dranzer in diesem Moment noch einmal richtig aufdrehte und Dragoon einen Schlag nach dem anderen verpasste. Tysons Blade hielt zwar dagegen, doch rutschte immer mehr aus dem markierten Feld, dass sie als Bowlersatz festgelegt hatten. Der Weltmeister hielt so gut es ging dagegen, doch er merkte schnell, dass das hier keinen Sinn hatte. Erstens sah er Kai genau an, dass dieser gerade eher nur ein Ablassventil suchte, als wirklich einen gerechten Kampf gegen ihn zu führen und zweitens…ja zweitens war schwierig zu erklären. Tyson hatte ein komisches Gefühl. Irgendetwas was ganz anders mit Kai und Dranzer. Etwas tiefgründiges, etwas sehr mächtiges. Ein kurzer Seufzer, dann holte er Dragoon zurück auf seine Hand.

„Okay, ich geb auf, habe mich wohl etwas überfressen beim Abendbrot. Ich kann mich kaum konzentrieren. Sorry Kai!“ grinste der Blauhaarige breit und kratze sich verlegen am Hinterkopf. Kai nickte, rief Dranzer ebenfalls zurück und ging zu seinem kleinen Bruder, der quengelnd und weinend nur noch gerade so von seiner Mutter festgehalten werden konnte.

Kai nahm seinen Bruder Raika ab und drückte ihn an sich, damit er sich beruhigen konnte.

Sofort war alle Aufmerksamkeit auf die beiden Brüder gerichtet, was Tyson ganz recht war. Sein Grinsen verflog auf der Stelle und auf seinem Gesicht machte sich ein ernster Ausdruck breit. Langsam lies er seine Hand sinken und durchbohrte Kais Rücken fast mit seinem Blick.

„Was um alles in der Welt hast du jetzt schon wieder zu verheimlichen, Kai?“ dachte sich Tyson. Doch dann seufzte er und versuchte seine Gedanken wieder von dem Thema wegzubekommen. Vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet. Außerdem hatte Kai hoch und heilig versprochen, nur noch im absoluten Notfall als Reserve einzuspringen, denn ganz offiziell hatte er das professionelle Bladen aufgegeben.

In Tyson rührte sich sein blindes Vertrauen zu seinen Freunden und er überzeugte sich selbst davon, dass da nichts Ungewöhnliches gewesen ist.

„Hey Tyson! Kommst du endlich? Wir sollten langsam ins Bett gehen, Kai will euch morgen wieder so früh aus dem Bett schmeißen!“ rief Hilary ihm zu, die mit den anderen schon in Richtung Hotel losgegangen war. Verdattert schaute er sie an, bis er bemerkte, dass nur noch er auf dem dunklen, verlassenen Tennisplatz stand. Dümmlich grinsend lief er den anderen hinterher.

Das Motto hieß Urlaub

So, nach wieder einer etwas längeren Pause, in der mein Leben hoch und runter gegangen ist wie auf einer Achterbahn, endlich mal wieder ein neues Kapitel :D

Auch etwas länger. Muss dringend mehr schreiben, sonst lohnt sich das ja schon fast gar nicht :'P
 

Ich hoffe aber es gefällt euch. Ich versuche die charakterliche Entwicklung von Kai so gut es geht zu erklären und nicht zu drastisch darzustellen. Keine Ahnung ob mir das irgendwie gelingt Q-Q#Könnt es mir ja mal sagen. Oder besser wartet noch ein paar Kapitel, dann ist der dicke Fisch durch mit dem ganzen Beziehungsquatsch, danach dürft ihr ein Urteil bilden XD

Hier das neue Kapitel also:
 

Kapitel 19: Das Motto hieß ‚Urlaub‘
 

Ein langer und anstrengender Vormittag ging zu Ende. Den ganzen Morgen hatte Kai sie durch die Hölle gejagt, die er selbst als Training bezeichnete. Doch nun, geduscht, satt und zufrieden, saßen sie in der Lobby des Hotels und begutachteten ihre Koffer. Es war wieder Zeit, den Kontinent zu wechseln. Die Tage in der brütenden Hitze Afrikas waren vorbei und nun stand der letzte Zwischenstopp bis zum Finale in Moskau bevor: Europa.

„Wenn ich das richtig sehe, werden wir eine komplette Woche in London sein!“ meinte Kenny in die Runde. Er hatte noch einmal den offiziellen Terminplan durchgesehen.

„Naja, nicht ganz.“ Raika kontrollierte noch ein letztes Mal ihren Koffer, das sie auch ja nichts vergessen wollte.

„Wie darf ich das verstehen, Frau Hiwatari?“ säuselte Shala, der umringt von den BladeFlowers auf einem Sofa saß.

„Die BladeFlowers und die WhiteTigers werden zu den Qualifikationskämpfen nach London fliegen und sich dort den Majestics anschließen. Die werden euch dort schon ausreichend beschäftigen. Wir werden auf dem Flug dorthin an einem kleinen Zwischenhalt schon aussteigen.“ erklärte die Betreuerin der BladeBreakers, während sie alle Reisepapiere kontrolliere. Lieber einmal zu viel als zu wenig.

Verwunderung machte sich breit unter den Teams, selbst Kai blickte sie deutlich irritiert an.

„Oh, die BladeBreakers werden mit mir, Gregor und Kai bei meinen Verwandten in Deutschland Urlaub machen. Wenn ich schon mal so nah an Zuhause dran bin, werde ich das auch ausnutzen. Außerdem musste ich Mr. Dickenson versprechen, an einer elenden Benefizgala teil zu nehmen.“ Genervt rollte sie mit den Augen. Bei den Gedanken an eine große pompöse Gala lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Der Nachteil, wenn der eigene Mann Chef eines großen Konzerns war: öffentliche Auftritte.

„Wir machen Urlaub in Deutschland?“ fragte Tyson hellhörig. Eine ganze Woche ohne Training?

„Du glaubst doch sicher nicht, dass ich euch Zwei so kurz vor der Weltmeisterschaft eine ganze Woche lang ohne Training lasse oder?“ argwöhnisch betrachtete Kai seinen Teamkollegen, dem mit diesen Worten jegliche Freude aus dem Gesicht gewaschen wurde. Offensichtlich hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen.

„Tyson! Jetzt müssen wir erst recht trainieren! Aber wenn du nicht willst: Ich nehme gern deinen Titel!“ stichelte Daichi und rammte freundschaftlich seinen Ellenbogen in Tysons Seite. Auf der Stelle brach ein hitziger Streit zwischen den Beiden aus, der nur mit einem erschöpften Seufzen von Hilary quittiert wurde.

„Wir fahren nach Deutschland?“ fragte Kai noch einmal ungläubig nach. Er gab sich alle Mühe, seine euphorischen Gefühle nicht zu zeigen, doch das Glitzern in seinen Augen konnte er nicht verbergen. Raika lächelte ihn verständnisvoll an und nickte. Warum auch immer, Kai hatte einen Narren an ihrer Familienhälfte gefressen. Und an Deutschland allgemein.

„Okay, hört sich gut an. Auch wenn ich gerne die Daten über die Majestics haben würde.“ Kenny stützte grübelnd den Kopf auf seiner Hand ab.

„Die Daten kann ich dir ja danach geben, wenn du willst. Wie schon erwähnt: eure Gegner sind auch unsere Gegner.“ bat Panti in dieser Hinsicht ihre Hilfe an. Die junge Pakistanerin hatte sich sogar als noch weniger gesprächig als Kai herausgestellt, was allgemein für Verwunderung sorgte. Doch sie hegte ganz offen und ohne großes Aufheben darum zu machen eine gewisse Abneigung gegen ihre eigenen Teamkolleginnen. Zu große charakterliche Differenzen. Trotzdem spielte sie ihre Rolle als Teammitglied entschlossen und gewissenhaft.

„Oh, das wäre echt gut! Danke schön!“ bedankte sich Kenny brav.

„Nun, können wir endlich los? Ich will endlich nach Hause!“ maulte Raika und schaute auf die Uhr: Zeit für den Aufbruch.
 

Der Flug gestaltete sich ruhig und entspannt. Tyson und Daichis schliefen; das frühe Training am Morgen hatte sie scheinbar etwas mitgenommen. Dadurch herrschte im Flugzeug eine unglaublich angenehme Stille. Zumindest empfand dies ein Großteil der Passagiere so. Raika hackte fröhlich auf ihrem Laptop rum, während Mao und Hilary sich um Gregor kümmerten. Dieser genoss sichtlich die Abwechslung in der Babysitterbesetzung. Ray saß neben Kai und beobachtete das Ganze interessiert.

„Der Kleine wird ein richtiger Casanova wenn das so weiter geht.“ meinte er grinsend. Lee drehte sich daraufhin um und musterte seine Schwester eingehend.

„Pass auf, dass der Knirps dir nicht deine Freundin ausspannt.“ witzelte der Schwarzhaarige und verzog seine Miene.

„Ach da hab ich eher weniger Angst drum. Das ist nur der Babyeffekt.“ Ray winkte ab, musste aber trotzdem lachen.

„Erstens ist Gregor schon längst nicht mehr so klein und zweitens würde ich da vorsichtig sein: er weiß genau wie er was bekommt.“ Kai blickte erst misstrauisch zu seinem kleinen Bruder, dann zu Ray. Dieser blickte verwundert zurück.

„Ach ja? Soll bei Kindern öfter ja so sein.“ sagte Ray und starrte Kai unentwegt an. Dann blinzelte er mehrmals.

„Sag mal, was grinst du eigentlich die ganze Zeit über? Das ist ja schon fast gruselig.“ Ray konnte sich sein eigenes Grinsen nicht verkneifen. Das war aber auch zu selten, dass Kai einfach mal ganz entspannt dasaß und grinste. Lächelte. Was auch immer. Seine Mundwinkel waren nach oben gezogen, dass musste gelten.

„Tz, ich kann es mir auch verkneifen, wenn es euch so missfällt. Ich werde euch nie wieder damit belästigen, keine Sorge. Nachricht ist angekommen.“ Und schon war die Verzückung aus seinem Gesicht gewischt und die stoische ausdruckslose Mimik hielt wieder Einzug.

„NEIN! Hey, nein, das meinte ich doch gar nicht! KAI!“ Das meinte der Kerl doch jetzt nicht ernst oder? Verarschen konnte Ray sich auch selber, obwohl es eher selten war, dass Kai mal einen Scherz machte. Wenn es tatsächlich denn als Scherz gemeint war. Aber der verschmitzte Ausdruck in den Augen des Silberhaarigen lies daran keinen Zweifel. Konnte es denn tatsächlich sein?

„Kai, hast du etwa wirklich richtig gute Laune mal ausnahmsweise?“ fragte Ray und beobachtete sein Gegenüber ganz genau. Dieser blinzelte erst kurz verdutzt, dann zog er amüsiert eine Augenbraue nach oben.

„Die beiden Nervenbündel schlafen und es steht eine Woche Urlaub in Deutschland an. Ich glaube, man kann behaupten, dass ich gerade gute Laune habe. Ist das denn so ein Weltuntergang?“

„Ehm, nein. Aber es ist doch sehr außergewöhnlich dich mal so entspannt und glücklich zu sehen.“ Gespannt wartete der Chinese auf eine Reaktion.

„Ich habe die Vermutung, dass das nicht das letzte Mal ist, dass du mich so sehen wirst. Könnte sogar schlimmer werden.“ murmelte Kai nur, fast unverständlich, vor sich hin und schaute aus dem Fenster. Seine Gedanken waren augenblicklich bei diesem einen Tag in einer guten Woche, wo sie in Moskau ankommen würden. Dieses Land, dass sein Leben auf so vielerlei Hinsicht geprägt hatte.

Ray war sich nicht sicher, ob er das richtig verstanden hatte. Intuitiv blickte er zu Raika, die ihm nur ein kurzes schiefes Lächeln über den Rand ihres Laptops hinweg schenkte, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit hingab.

Okay jetzt war er endgültig irritiert. Irgendwas war hier mehr als faul. Kai hatte sich so verändert seit dem letzten Jahr. Was war in diesen paar Monaten nur mit ihm passiert? Ray hoffte sehr, dass er darauf bald eine Antwort erhielt.
 

Spät in der Nacht landete das kleine Flugzeug auf dem Flughafen Stuttgart im Süden Deutschlands. Kai hatte seinen schlafenden kleinen Bruder auf dem Arm, Raika verabschiedete sich gerade von den anderen. Die BladeBreakers schienen neben ihrer Müdigkeit noch zudem sehr verwirrt, plötzlich so aus ihrem bisherigen Qualifikationstrott gerissen zu werden. Der vorübergehende Abschied war klein und unspektakulär, was vermutlich an der späten Stunde lag. Leise und unauffällig verließ die kleine Gruppe das Flugzeug, schlich sich durch den Flughafen und bestieg mit ihrem kleinen Gepäck ein Mietauto, dass Raika zuvor schon reserviert hatte.

Still und leise saßen sie in dem kleinen Bus und starrten hinaus in die Dunkelheit der Nacht, während Raika den Wagen über die Straßen zum Hotel lenkte. Die Betten der Hotelzimmer wurden fast euphorisch in Empfang genommen.

Raika saß auf ihrer Bettkante und streckte sich ausgiebig, besah sich dann aber die zwei Gestalten im gegenüberliegenden Bett. Gregor hatte komplett durchgeschlafen und kein einziges Anzeichen gemacht, überhaupt irgendetwas von der ganzen Sache mitbekommen zu haben. Kai lag neben ihm, den Blick starr zur Decke, ein Arm unter seinem Kopf verschränkt, der andere lag ruhig auf seinem Bauch.

„An wen denkst du?“ Raika stützte sich nach hinten auf ihre Arme auf und legte erwartungsvoll den Kopf schief.

Der Silberhaarige ließ sich erst nichts anmerken, schloss dann kurz seine Augen, bevor er zu seiner Mutter hinüber blickte.

„An ...viele. Du scheinst mich die komplette Reise lang immer wieder überraschen zu wollen oder? Erst das Konzert, jetzt ein Besuch bei Opa. Was kommt als nächstes?“

Raika lächelte verschmitzt, antwortete auf diese Frage jedoch nicht.

„Ach komm schon, ich weiß wie sehr du dich darauf freust, ihn wieder zu sehen. Immerhin ein Opa, den du mal gern haben kannst. Vorher hattest du ja mit deinen Familienmitgliedern nicht ganz so viel Glück gehabt. Genieße es. Und ich freue mich darüber, dass du endlich anfängst dein Leben zu genießen.“ Anhand ihres Lächelns konnte Kai erkennen, dass das ihr letztes Wort zu dem Thema war und keine Widerrede tolerieren würde. Seufzend ergab er sich in sein Schicksal. Immerhin hatte er sie als seine neue Mutter akzeptiert.
 

Seit dem Frühstück im Hotel trainierte Kai die zwei wie ein Irrer und hetzte sie durch die Trainingshallen des örtlichen Beybladevereines. Die Deutschen waren in Sachen Ausrüstung und technischem Niveau sehr fortgeschritten. Und sie hatten einen Hang zu ausgeklügelten Selbstschussanlagen, die einem als Trainingspartner dienen konnten. Zur Sicherheit waren die Apparaturen allerdings mit kleinen Gummiblades gefüllt, um dass man sich nicht ernsthaft verletzen konnte. Man musste ja Vorschriften einhalten.

„Oh man was sind das nur für total kranke Dinger?“ Tyson stemmte sich schnaubend auf seine Beine und versuchte verzweifelt, wieder zu Atem zu kommen. Daichi hielt sich bei solchen Ausdauersachen besser, hatte dafür aber schon einige Geschosse mehr abbekommen. Das würden ziemlich viele blaue Flecken geben.

Zum Erstaunen aller hatte sich Kai selbst auch dem Training angeschlossen. Eisern wehrte er jeden der Blades ab, ohne dabei ersichtlich ins Schwitzen zu geraten oder auch nur ansatzweise einen der Blades an sich heranzulassen.

„Es sieht aus, als hättest du diese Art Training schon dein Leben lang praktiziert, Kai.“ röchelte Tyson und erhob sich mühsam in eine aufrechte Position.

„Stimmt so halbwegs. In der Abtei hatten wir mehr als genug von den Dingern. Und die waren noch um einiges gemeiner als die hier.“ Geschickt wich er wieder einem der Blades aus, die aus der Schussanlage auf ihn abgefeuert wurden. Tyson blieb wie angewurzelt stehen und schaute ihn mit einem Ausdruck blanken Entsetzens an.

„Du meinst das tatsächlich ernst oder?“ Tyson schluckte.

„Ja tut er. Ich habe mir die alten Anlagen zeigen lassen. Wirklich sehr gruselig die Abtei. Und wenn man weiß wie es da zugegangen ist, ist es umso schlimmer.“ Raika schauderte es allein bei der Erinnerung an die alten, kalten und heruntergekommenen Steinwände der Abtei. Die Geschichten die sie kannte reichten für eine ganze Reihe an Horrorbüchern. Die alle dann auch noch Bestseller werden würden. Plus Verfilmung mit Kai in der Hauptrolle. Bei diesem Gedanken musste sie sich ernsthaft das Lachen verkneifen. Also sich doch lieber wieder in die frustrierenden Wirren ihrer Abschlussarbeit stürzen.

„Kai, irgendwann musst du uns auch mal eingehender erklären, was damals alles vorgefallen ist. Das muss echt schrecklich gewesen sein. Warum du dann freiwillig zurück bist, ist mir ehrlich ein Rätsel.“ So langsam hatte Tyson den Dreh raus mit diesen Apparaturen aus der Hölle.

„Ich habe das sehr lange selber nicht wirklich gewusst.“

Verdutzt wandte Tyson den Blick zu Kai: er hatte mit einer Antwort des Silberhaarigen, so uneindeutig sie auch war, nicht im Entferntesten gerechnet.

Diese Unachtsamkeit seinerseits wurde aber sofort quittiert: einer der Gummiblades traf Dragoon ungünstig, wodurch dieser noch einmal richtig Geschwindigkeit. Mit dieser raste er jetzt genau an Tysons Kopf vorbei und schrammte dabei die Wange, auf der sich augenblicklich eine blutende Schnittwunde bildete. Der Schmerz war kurz und erträglich, doch die Blutung war ein anderes Problem. Hände und T-Shirt des Weltmeisters waren bereits komplett verschmiert als Hilary mit einem Erste-Hilfe-Kasten ankam, um die Wunde zu versorgen.

Daichi und Kai hatten das Training unterbrochen und die Apparaturen in der Zwischenzeit ausgeschalten.

„Au au au au au!“ Wehleidig verzog Tyson das Gesicht, als Hilary ihm die Schwamme verarztete.

„Hör auf zu weinen Tyson! Du bist schlimmer wie ein kleines Mädchen.“ Hilary hatte kein Erbarmen mit ihrem Opfer. Daichi stand daneben und lachte seinen Bruderersatz aus, während Kenny sich hinter Dizzy versteckte, um das Blut nicht sehen zu müssen.

Leicht amüsiert belächelte Kai die dramatische Szene, bevor er geistesabwesend auf die Uhr blickte. Es war bereits halb drei nachmittags und sie hatten bis jetzt ohne Zwischenpause trainiert.

„Mom, ich würde sagen, dass wir für heute Schluss machen. Bis wir mit Duschen fertig sind, dürfte Opa ja schon mit der Arbeit fertig sein oder? Dann könnten wir uns zum Essen in der Stadt treffen.“ Kai schaute seine Mutter an, die wiederum verblüfft über den Rand ihres Laptops blickte. Um sie herum herrschte Stille, denn auch die anderen hatten in ihren Tätigkeiten inne gehalten und sahen nun zu dem Silberhaarigen.

„Hast du sie gerade 'Mom' genannt?“ Daichi verzog angewiedert das Gesicht. Wie konnte er sie als seine neue Mutter akzeptieren? Nur weil er bei Tyson wohnte, nannte er dessen Großvater doch auch nicht 'Opa'.

„Hab ich das vorher noch nicht gemacht?“ Kai versuchte sich tatsächlich zu erinnern, ob er sie schon einmal in Front seiner Teamkollegen so genannt hatte. Er wusste es partout nicht, also zuckte er nur nichtssagend mit den Schultern.

„Ist halt so.“

„Oh Gott, erinnert mich nicht an das erste Mal als er mich mit 'Mom' anredet hat.“ Peinlich berührt vergrub Raika ihr Gesicht in ihren Händen.

„Bis heute kann ich mich immer nicht entscheiden ob er das ernst meint und mich als meine Mutter sieht oder ob er mich verarschen will.“

„Hahaha, dass habe ich dir lang genug erklärt.“ Nun war Kai ehrlich empört. Da gab er einmal zu, jemanden tatsächlich zu mögen und dann das! Sein Leben war echt nicht normal.

„'Tschuldige Großer!“ Raika grinste verlegen und klappte ihren Laptop zu.

„Ist Tyson transportfähig? Dann hört sich Kais Vorschlag nämlich echt nicht schlecht an! Ich hab Hunger.“
 

Gesagt, getan. Eine Stunde später saßen sie alle frisch geduscht, umgezogen und mit knurrendem Magen auf der Terrasse eines Restaurants auf einem der Bergkämme, die Stuttgart umringten. Alles sah ordentlich, gemütlich und eben...deutsch aus. Einen Steinwurf von ihrem Tisch entfernt ging es steil hinab in die Weinstöcke, die die Berghänge einheitlich bedeckten. Unten im Tal, dicht an dicht gedrängt hatte die Stadt sich ihren Platz erobert.

„Wow, was für eine Aussicht!“ Hilary war begeistert und ließ ihren Blick schweifen. Und sie war nicht die Einzige die den Anblick genoss. Alle Augen waren ins Tal hinab gerichtet, als eine tiefe, brummige Stimme hinter ihnen zu vernehmen war. Als sich alle umdrehten, sahen sie einen älteren, stämmig gebauten Mann mit einem kurzen Vollbart, das einst schwarze Haar bereits mit weißen Strähnen durchsetzt. Die breiten Wangen waren zu einem herzlichen Grinsen hochgezogen, die die Augen fast zum Verschwinden brachten. Er war groß und nicht gerade schlank, hatte aber eine unglaubliche Ausstrahlung von Ruhe, Gelassenheit und Gemütlichkeit um sich herum. Alles in allem die Verkörperung des Weihnachtsmanns oder eines lebendigen Teddybären.

„Papa!“ Raika sprang sofort auf und fiel ihrem Vater lachend um die breiten Schultern. Sie war ja schon groß, aber er überbot sie noch einmal um ein paar Zentimeter.

Auch Gregor war sofort aufgesprungen und hatte sich seinem Großvater entgegengeworfen. Beide wurden so herzlich begrüßt, dass man die Familienliebe förmlich spüren konnte.

Leicht zögerlich stand Kai ebenfalls auf und trat heran.

„Hallo Kai mein Junge. Wir haben uns schon eine ganze Weile nicht gesehen, wie geht es dir?“ Raikas Vater konnte kein Englisch, das allein war schon ein Grund gewesen, warum Kai sein altes Interesse in die deutsche Sprache aus dem mageren Unterricht zu Abteizeiten wieder ins Leben gerufen hatte. Dank den häufigen Besuchen in Deutschland und der zweisprachigen Erziehung seines kleinen Bruders konnte er mittlerweile fließend die Sprache

sprechen, was auch seinem ungemeinen Sprachtalent zu verschulden war.

„Mir geht es gut, danke.“ antwortete Kai brav und ehrlich, eine Angewohnheit, die er noch von Voltaire anerzogen bekommen hatte. Damals war jeder Wortwechsel für ihn eine Tortour gewesen, doch bei seinem deutschen Großvater antwortete er liebend gerne.

Lachend wurde er daraufhin von seinem Opa in die Arme geschlossen. Wie klein er sich dabei jedes Mal fühlte. Und doch war es nicht unangenehm. Teddybär-Feeling eben.

Fasziniert beobachteten die BladeBreakers das geschehen. Niemand wagte es, etwas zu sagen, auch wenn sie kein Wort von dem verstanden, was gesprochen wurde. Doch erleben zu dürfen, dass Kai einfach mal locker und gar fröhlich sich mit jemandem unterhielt, hatte solch eine Wirkung auf den Rest seines Teams, dass sie schlicht und ergreifend nicht stören wollten. Dieser Moment musste eben ganz genau erfasst und verinnerlicht werden. Man wusste bei Kai ja nie wie lange dieser zustand anhalten würde.

Doch sie sollten alle überrascht werden in den folgenden Tagen.

Sanfte Stimmen

Kapitel 20:Sanfte Stimmen
 

Es war Tag zwei in Deutschland; ein entspannter Sonntag und sie saßen alle gemeinsam bei Raikas Vater in der kleinen aber bequemen Wohnung. Den Vormittag hatte Kai genutzt und war mit Daichi und Tyson auf den nah gelegenen Feldern laufen gewesen, während Raika die Zeit mit ihrem Vater genoss. Kurz vor Mittag hatten sie sich aber zum Essen wieder eingefunden. Das Strahlen auf Raikas Gesicht war seit Stunden nicht mehr wegzubekommen. Besonders, da sie endlich wieder einmal in der Küche stehen und für so viele Personen kochen durfte. Sie liebte es zu kochen und sonst kam sie viel zu selten dazu.

„Oh mein Gott, das riecht einfach köstlich!“ Sehnsüchtig warf Tyson seinen Blick in Richtung Küchentür, die nur einen Spalt breit offen stand. Raika stand am Herd und summte munter Lieder vor sich her, Kai half seinem Großvater beim Tisch decken.

„Kann man euch wirklich nicht helfen? Es stört mich unglaublich, nichts machen zu können.“ Hilary sah unruhig zu, wie Kai die Teller verteilte.

„Nein, keine Sorge. Das passt alles. Ihr könnt euch schon einmal hinsetzen, Essen kommt gleich.“ Und damit war auch er wieder in der Küche verschwunden. Gesagt, getan. Nachdem alle saßen und Raika das Essen, irgendein wunderbar riechender Nudelauflauf, auf dem Tisch gestellt hatte, waren alle zufrieden. Wunderbares Essen, ungezwungene Plaudereien über den Alltag. Das Thema Beyblade blieb komplett unter dem Tisch. Erstaunlicherweise war es sehr entspannend, so einmal die Weltmeisterschaft aus den Köpfen zu vertreiben und zur Ruhe zu kommen.

Tyson hatte sich gerade seine zweite Portion auf den Teller aufgetan und wollte gerade das Besteck zurücklegen, als es ihm kurzerhand von Kai aus den Fingern genommen wurde. Verblüfft schaute der Weltmeister zu, wie sein Teamchef sich Nachschlag nahm.

„Du…nimmst normal NIE Nachschlag.“ Tyson blickte Kai an. Dieser erwiderte den Blick erst fragend, dann bildete sich eine dezente Schamesröte auf seinen Wangen.

„Oh ich sage dir, Kai kann essen wenn er will. Allerdings muss das Essen schon von ganz bestimmten Personen gekocht sein, ansonsten isst er normal nur das nötigste.“ kam der Kommentar von Raika, die süffisant grinsend zu Kai schielte. Genervt schnaubend schaute Kai mit seinem düstersten Blick zurück, sagte dazu aber kein Wort.

„Ach wirklich? Na das ist ja mal interessant!“ Tyson musste grinsen. Also war er nicht der Einzige mit einer Leidenschaft fürs Essen. Auch wenn Kai scheinbar wesentlich wählerischer war als er selbst.

„Oh, damit gehört Ray wohl nicht in diese Auswahl? Dabei kocht er doch so gut!“ Hilary blickte geknickt ein. Irgendwie kränkte sie diese Tatsache, wo Kai doch offen zugab, dass Rays Essen gut war. Und ein Lob eines Hiwataris war wirklich schwer zu bekommen.

„Es ist wirklich gut aber mir schmeckt europäische Küche einfach besser.“ Antwortete Kai dann doch mal und kassierte für seine Äußerung verwirrte Blicke.

„Hey, den Großteil meines Lebens habe ich in Russland gelebt, das prägt eben.“ Oh ja, wie dieses Land einen prägen konnte. Kai hätte es bei solchen Erinnerungen am liebsten geschüttelt, wenn er sich nicht so gut unter Kontrolle hätte.

„Nun, gut, dass stimmt. Da hat Raika natürlich einen Bonus bei dir. Aber ihr Essen ist auch wirklich echt gut! Respekt!“ Kenny lächelte schüchtern und nahm sich auch einen kleinen Nachschlag.

„Danke schön. Ach ja, habt ihr schon alles gepackt? Wir fahren nachher ja gleich weiter. Leider ist unsere Zeit ziemlich begrenzt hier in Deutschland und wir haben noch ein paar Etappen vor uns!“
 

Eine dieser Etappen war München: Raikas älterer Bruder wohnte dort mit seiner Lebensgefährtin und ihren zwei Kindern.

Sie waren relativ spät erst losgefahren, immer noch mit dem Mietauto unterwegs, und Gregor war nur am Quengeln weil er nicht im Auto schlafen konnte. Außerdem hing ihm der Abschied von seinem Großvater noch in den Knochen; der Kleine hatte gar nicht weg gewollt. Aber auch sein größerer Bruder war sichtlich nicht ganz so begeistert davon gewesen, schon so schnell wieder gehen zu müssen. Doch Raika, ganz in Sklaventreibermanier, hatte sie ohne weiteres alle ins Auto befördert und war losgefahren.

Die Fahrt würde nicht lange dauern, vielleicht etwas mehr als zwei Stunden, doch schon nach 20 Minuten war Gregor nicht mehr auszuhalten. Im Vergleich zu anderen Kindern war er vielleicht noch brav, doch im Kontrast zu seinem sonst so ruhigen Wesen war es schon anstrengend, ihn die ganze Zeit am Meckern zu sehen.

„Oi, Gregor, jetzt ist aber mal Ruhe. Ich weiß dir gefällt das alles nicht. Magst du etwas Musik hören, dann kannst du vielleicht schlafen, mein Kleiner.“ Raika blickte in den Rückspiegel, um so ihren kleinen Sohn zu sehen, der hinter ihr saß.

„Ja!“ kam nur die begeisterte Antwort und auf einmal war Ruhe bei ihm. Super, wenn sie das schon vorher gewusst hätten, dann wären ihren Ohren einiges Erspart geblieben. Raika schaltete also das Radio ein und drehte es auf eine angenehme Lautstärke.

Gregor war sofort Feuer und Flamme und fing an, die Lieder eifrig mit zu summen und teilweise auch mit zu singen.

Hilary, die genau neben ihm saß, beobachtete ihn verwundert eine Zeit lang, bevor sie sich an Raika wandte.

„Also, für sein Alter hört sich das gar nicht schlecht an.“

„Ja ich weiß. Liegt wohl an der Familie.“ antwortete Raika und blickte unauffällig zu Kai auf den Beifahrersitzt. Dieser schaute mit ausdrucksloser Mine zurück, ohne auch nur eine vage Andeutung seiner Gefühlslage zu dem Thema durchsickern zu lassen.

„Okay und von welcher Seite der Familie kommt das Talent?“ Jetzt war Hilary aber mal wirklich gespannt. Entweder entpuppte sich jetzt Raika als ein Multitalent oder aber Kais Familie wurde noch perfekter als ohnehin schon.

Raika wagte noch einen letzten Blick zu Kai, doch dieser schien immer noch kein Interesse an der Unterhaltung zu haben. Was Raika mal als ein „Ist-mir-egal“ auffasste.

„Nun, also ich wäre froh wenn ich irgendwie auch nur ansatzweise musikalisch wäre. Dabei mag ich Musik doch so sehr. Schade, wo mein Großvater selber Komponist war. Vielleicht hat Gregor das auch daher, aber vermutlicher ist leider die Hiwatariseite. Elende Familie von Genies.“ Raika grunzte gespielt angewidert und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Ihr eigener Großvater war selber ein Multitalent gewesen, was sie immer imponiert aber auch gleichzeitig beneidet hatte. Wie konnten einzelne Menschen nur so viele Sachen gleichzeitig so verdammt gut können? Als sie Susumu kennengelernt hatte, musste sie feststellen, dass damit auch eine Reihe weiterer Genies sich in ihrem Familienstammbaum einnisteten. Abgesehen vom technischen Können ihres Mannes war Kai ein wahres Wunderkind. Wie froh sie war dass er die meiste Zeit über eher introvertiert und zurückhaltend war. Ein Wunderkind, dass auch noch mit seinem Können von früh bis spät damit angab, war noch viel schlimmer.

„Oh, also kann Kai auch noch singen oder wie?“ Tyson hatte bis jetzt nur stumm zugehört, aber jetzt wollte er doch mitreden. Neues Wissen über ihren Teamchef war immer gut.

„Wenn es NUR das wäre.“ Raika seufzte. Ja, wenn es nur das Singen wäre, wäre es ja schon schlimm genug. Aber im Gesamtpaket gesehen war Kai einfach eine Talentquelle. Oder er ist sehr lernfähig und hatte das Pech, durch alle möglichen Kurse geschleift worden zu sein.

„Okay, das will ich jetzt auch wissen. Kai, rück raus mit der Sprache, du bist entlarvt!“ Daichi schaltete sich nun auch ein. Auf seine übliche aufbrausende Art und Weise.

Kai seufzte. Na dann, ab in sein Unglück. Er wird so oder so gezwungen sein, mit all dem Zeug rauszurücken, wie er seine Mutter kannte. Also konnte er es auch jetzt gleich alles sagen.

„Wenn ihr es UNBEDINGT alles wissen wollt: Ich kann singen, spiele Klavier, Violine und Gitarre, kann Tanzen, bin notenmäßig der Beste in meinem Schuljahrgang und wie ihr wisst bin ich noch zudem sehr sprachbegabt. Zufrieden?“ Meine Güte, so viel war das doch jetzt auch nicht. Außerdem hat er das Meiste davon nicht freiwillig gelernt, sondern ist von Voltaire dazu gezwungen worden. Nicht, dass er sich jetzt darüber beschwert aber er hätte sich eher auf andere Sachen konzentriert.

„Und du hast deine Sportlichkeit vergessen, ganz zu schweigen von deiner Tätigkeit als Schülersprecher an der PRIVATEN JUNGEN-ELITE-INTERNATSSCHULE, die du besuchst.“ Raikas Augenbraue zuckte gefährlich. Dieser Kerl spielte das runter, als wäre das alles nichts Besonderes!

„Was? DU bist Schülersprecher? Wie kommt das denn? Und dann auch noch Jahrgansbester? Auf einer Eliteschule?“ Tyson klappte der Mund auf. Ja und was war da noch gewesen? Singen, Instrumente, Tanzen….TANZEN?

„“Oh man, du wirst dir die Uni aussuchen können, auf die du gehen willst. Das ist ungerecht.“ Kenny wollte am Liebsten im Boden versinken. Er musste zwar auch nicht sehr intensiv lernen, um seinen sehr guten Notenschnitt zu halten, doch das war an einer ganz normalen staatlichen Schule!

„Ich bin schon an der Todai eingeschrieben, das ist in der Tat kein Problem.“ Ja, sich schon während seines letzten Schuljahres ohne fertigen Abschluss an Japans renommiertester Universität einzuschreiben ist für einen Hiwatari in der Tat gar kein Problem offensichtlich.

„Okay, den Unikram mal bei Seite, wie war das mit dem Tanzen?“ Tyson hatte seinen Ohren nicht glauben wollen. Kai und tanzen? Ernsthaft? Das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen.

„Musste ich lernen. Bin auch nicht gerade begeistert davon, aber Voltaire sah es als Grundvoraussetzung für einen Jungen aus angesehenem Haus an, sowas zu können.“ Wenn sich Kai jetzt an seine Tanzstunden erinnerte, war er allerdings nicht mehr ganz so frustriert darüber, dass er es hat über sich ergehen lassen müssen. Immerhin hat sich herausgestellt, dass eine gewisse Person namens Yuri sehr gerne tanzte. Und so sehr er es selber hasste, manchmal konnte man ja doch für ein Lächeln ein kleines Opfer bringen.

„Außerdem sei froh, dass es dich nicht so wie deinen Vater erwischt hat: der hat Ballett machen müssen!“ Raika musste bei diesem Gedanken lachen. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, wie ihr Mann in hautengen Strampelanzügen durch die Gegend hüpfte.

„Andererseits war es genau das, was ihn mit meiner Mutter zusammengebracht hat. Also ist dieses Thema ein …zweischneidiges Schwert könnte man sagen.“ Für einen kurzen Moment war Kai wirklich sauer gewesen. Nur ganz kurz und kaum merklich, abgesehen von dem bösen Blick, den er seiner Mutter zugeworfen hatte. Immerhin war das tatsächlich der Grund gewesen, warum sich seine Eltern überhaupt kennen gelernt hatten und er schlussendlich das Tageslicht der Welt erblickte. Aber auf der anderen Seite: sein Vater und Ballett? Gut, dass es dazu keine Aufzeichnungen oder Bilder mehr gab. Das war einfach zu peinlich.

„Dein Vater hat Ballett machen müssen? Oh mein Gott, das ist episch! Okay, deine Familie ist noch verkorkster wie ich geglaubt habe.“ Tyson saß in seinem Sitz und musste sich den Bauch halten, weil er vom Lachen so sehr schmerzte. Diese Weltmeisterschaft war bis jetzt einfach nur klasse. Was man nicht alles erfahren konnte.

„Ja allerdings, komplett verkorkst und total schräg.“ Kai schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Erstaunlich; dass alles war gar nicht so schlimm wie er es sich vorgestellt hatte. Irgendetwas in ihm hatte immer im Weg gestanden, wenn es darum ging, seinen Freunden von sich und seiner Familie zu erzählen. Sein viel zu großer Stolz, sein selbst eingebildetes Desinteresse in andere Menschen, vielleicht aber auch Angst und Unsicherheit. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er es endlich halbwegs überwunden hatte und so langsam mit anderen Menschen klar kam und mit ihnen auch normal und verständlich reden konnte. Wenn man ihm zuvor einen Tritt in den Hintern verpasste. Verbal gesehen natürlich.

„Du kannst also singen. Dann lass mal hören. Das will ich bewiesen sehen!“ Daichi grinste Kai von hinten an und wartete gespannt auf die Reaktion. Kai öffnete seine Augen wieder und mit hochgezogenen Augenbrauen drehte er sich um.

„Ich soll singen? Für euch? Jetzt?“ Oh bitte nein, er hatte keine Lust.

„Oh ja bitte, Oni-Chan!“ Gregor guckte ihn mal wieder mit diesem unverwechselbaren und unwiderstehlichen Welpenblick an. Das war doch Erpressung!

Okay, gaaaaanz zufällig hatte er jetzt doch total spontan Lust und so. Oh wie manipulierbar er geworden ist durch diese Familie. Wirklich schlimm.

„Na gut. Ich gebe mich geschlagen!“ Praktischerweise fing gerade im Radio ein Lied an, dass er kannte und halbwegs mochte. Ein aktueller Chartshit der Band Muse. Kai kannte die Band durch Raika, die sie gerne mal den Tag lang hoch und runter hörte. Also drehte der Silberhaarige das Radio etwas leiser und stimmte kurzerhand ein. Schlagartig war es mucksmäuschenstill im Auto. Nur die leise Melodie aus dem Radio und das monotone Geratter des Autos begleiteten Kais Stimme, als er eine Strophe nach der anderen wie in Trance versunken über die Lippen brachte. Sein Team saß da und starrte ihn mit aufgeklappten Mündern an. Es war, als würde dort ein komplett anderer Mensch sitzen. Kais Gesichtsausdruck war entspannt, die Augen geschlossen. Seine Stimme erfüllte den kleinen Raum; sanft, klar und angenehm melodisch. Seine Stimmlage war etwas höher als seine normale Sprechstimme und auch hohe Töne nahm er mit, ohne dass es zu stören schien. Es war so komplett anders aber auf der anderen Seite: was war bei Kai schon normal?

Tyson versuchte das Ganze in sein mageres Bild von seinem Teamchef einzuordnen. Nach vier Jahren kannten sie ihn eigentlich immer noch nicht. Warum auch immer vermied er es tunlichst, zu viele Informationen über sich und sein Leben zu verraten. Warum nur? Und warum ging es jetzt auf einmal? Was war in seinem Leben auf einmal so massiv anders, dass er jetzt auf einmal aus sich raus gehen konnte.

Kais Stimme verstummte und auch im Radio liefen die letzten Töne des Liedes.

„Kai, sag mal, warum jetzt?“ Tyson wollte es wissen. Das Ganze war ihm sehr suspekt. Hinzukam die Erinnerung an das kleine Match, dass sie auf dem Sportplatz in ihrem afrikanischen Hotel hatten. Was war das damals gewesen?

„Was meinst du?“ Kai runzelte die Stirn.

„Ich glaube, er meint, warum du auf einmal schlagartig so….anders bist. Du bist offener. Du schließt uns nicht mehr so sehr von deinem Leben aus. Das ist ziemlich auffällig.“ Ergänzte Hilary Tysons Frage.

„Da muss ich zustimmen. Du hast dich wirklich verändert seit letztem Jahr, Kai.“ Auch Kenny waren die Veränderungen an Kai aufgefallen. Einzig Daichi schien sie nicht bemerkt zu haben oder sie haben ihn nicht interessiert. Er ist noch nie wirklich warm geworden mit seinem Teamchef.

„Da habt ihr vermutlich Recht. Erklären kann ich es aber nicht wirklich.“ Kai seufzte und massierte sich abwesend den Nacken. Die Veränderungen waren ja ihm selbst schon aufgefallen, doch welchen Grund sie konkret hatten, wusste er nicht. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus vielen Faktoren in seinem Leben, die hier zusammen spielten.

„Ich vermute, dass ich auch ein sehr großer Faktor bin, warum er gerade jetzt und hier anfängt, endlich mal etwas mehr zu erzählen. Immerhin zwinge ich ihn immer halb dazu.“ Raika wagte einen kurzen Blick in die Runde, bevor sie sich Schulter zuckend wieder dem Fahren zuwandte.

„Ah, ja, das ist definitiv der Hauptgrund. Du trittst mir ja mit deinen dummen Andeutungen quasi in den Hintern.“ Kam der bissige Kommentar von Kai, der frustriert zu seiner Mutter blickte.

„Ach komm, ich helfe dir doch nur. Wenn du es nicht erzählen willst, dann willst du es auch nicht erzählen. Dann springst du in dem Fall auch nicht darauf an, wenn ich Andeutungen mache. Und ich erzähle ja auch nur Sachen, von denen ich weiß, dass ich sie auch gefahrlos erzählen darf!“ Das war ihr sehr wichtig, nur das man es mal erwähnte. Raika wollte Kai nur helfen und ihm nicht auf den Schlips treten. Zumindest nicht so weit, dass er es ihr tatsächlich richtig übel nehmen würde. Immerhin würden die zwei noch eine Weile unter demselben Dach leben, da sollte man friedlich miteinander umgehen.

„Ich weiß.“ Kai gab auf. Es war unnötig darüber zu streiten, denn sie hatte Recht: die BladeBreakers hatten ihm alles verziehen; hatten ihn immer wieder aufgenommen; ihm geholfen als er dringend Freunde brauchte. Sie hatten ihm aufs Neue beigebracht, was es heißt, Freunde zu haben. Sie hatten ihm direkt oder indirekt alles Mögliche über sich und ihr Leben erzählt und manchmal sogar bei ihm um Rat gefragt. Und er? Er hatte sich zurückgehalten, hatte alles weiter in sich eingeschlossen und in sich hineingefressen, obwohl er wusste, dass er ihnen vertrauen konnte. Er war wirklich ein Idiot.

Raika sah aus dem Augenwinkel, wie Kai frustriert über sich selbst nach draußen auf die Straße starrte. Geistesabwesend biss er sich auf die Lippen und seufzte genervt. Ein deutliches Zeichen, dass er gerade in finstere Gedanken versank. Sie nahm eine Hand vom Lenkrad und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Wir stehen hinter dir, immer und überall. Und du weißt, dass wir dich lieb haben und wir stolz auf dich sind. Also zieh nicht so ein Gesicht.“ flüsterte Raika in mildem und liebevollen Ton auf Deutsch, so dass die anderen es nicht verstehen konnten. Ein bisschen Privatsphäre für Kai. Aber allein der Klang und die Geste waren eindeutig genug.

Der Silberhaarige blickte verwundert zu seiner Mutter. Die Wärme und Aufrichtigkeit in dieser Aussage war so offensichtlich und real, fast schon fassbar, dass er darüber bestürzt den Blick senken musste. Warum waren alle um ihn herum nur in der Lage, ihre Gefühle so offen und direkt anderen Menschen mitzuteilen, nur er selber konnte sie sich nicht einmal selber klar machen geschweige denn anderen Leuten. Und doch schob sich ein kleines gerührtes Lächeln auf seine Lippen.

Familie war schon etwas sehr Merkwürdiges und doch so Wundervolles.

Gregors Worte

Gregors Worte
 

Es war schon sehr spät, als sie schließlich alle in München ankamen. Kai trug Gregor auf dem Arm, der schon längst im Auto eingeschlafen war. Und auch die anderen hatten sich dem einlullenden Gefühl des Autos hingegeben, so dass alle etwas verschlafen aussahen. Außer Raika natürlich. Diese war munter und bestens gelaunt, ging zu der Haustür des kleinen Landhauses und wollte gerade klingeln, als die Tür auch schon aufging. Heraus trat ein großgewachsener Mann, ungefähr Mitte Dreißig, mit kurzen braunen Haaren und einem Dreitagebart.

„Raikalein, meine kleine Schwester! Wurde ja auch mal Zeit!“ Er lächelte breit und schloss die Blonde in eine herzliche Umarmung ein. Hinter ihnen trat eine junge Frau aus der Tür, schmal, klein und sehr schüchtern dreinblickend. Anscheinend die Lebensgefährtin von Raikas Bruder.

„Armis, Sophie! Es ist so schön wieder einmal hier zu sein!“ Raika strahlte und begrüßte sie, bevor sie alle einander vorstellte.

Sie wurden nach innen geleitet und ihnen wurden die Zimmer gezeigt. Gregor bekam eines der Kinderzimmer, da für die zwei Tage, die sie hier residieren würden, die beiden Kinder von Raikas Bruder in einem Zimmer gemeinsam schlafen würden.

Das Gästezimmer bekamen Daichi, Tyson und Kenny, Hilary durfte auf das Sofa im Arbeitszimmer und Raika und Kai würden das große Sofa im Wohnzimmer beziehen.

„Geht bitte ins Bett, es ist schon spät und morgen wird einiges auf dem Plan stehen.“ meinte Raika und scheuchte die Meute so leise wie möglich ins Bett. Es dauerte eine Weile, bis Ruhe im Haus eingekehrt war. Auch Sophie war ins Bett gegangen, sie musste wegen Arbeit am nächsten Tag wieder früh raus.

Nur Raika, Armis und Kai waren noch unten im Wohnzimmer und unterhielten sich leise, während sich die beiden Gäste für die Nacht vorbereiteten.

„Und wie geht es euch beiden? Alles okay zu Hause?“ fragte Raikas Bruder und lehnte sich entspannt auf seinem Sessel zurück.

„Ja, alles bestens. Was sollte auch schon schief gehen? Wir sind eine wahre Traumfamilie, weißt du doch!“ kicherte Raika und warf ihre Hose auf ihre Tasche. Familie war Familie, Zuhause immer ein Zuhause. Daher fühlte sie sich auch nicht unwohl, hier in alter freizügiger Manier nur in Unterwäsche vor ihrem älteren Bruder und ihrem Adoptivsohn herumzulaufen. Alte Gewohnheiten starben schwer.

„Stimmt, bei euch ist ja das Merkwürdige auch der Normalzustand. Da können wir hier in unserem kleinen seelenruhigen bayrischen Dörfchen nicht mithalten.“

„Haha, bayrisches Dörfchen. Du wohnst unmittelbar außerhalb von München, was ist hier denn bitte schön ein kleines Dorf?“ Raika stemmte empört die Arme in die Hüften. Hallo, war ja nicht auszuhalten, diese Untertreibung hier! Sie würde einiges dafür geben, endlich wieder in weniger städtischen Gefilden leben zu können. Tokyo war eigentlich überhaupt nicht ihr Fall und je weniger Zeit sie in dieser Stadt verbringen musste, umso besser war es für sie. Sie hasste Großstädte einfach. Zu viele Menschen auf zu wenig Raum.

„Ach was, gegen Tokyo stinkt München doch total ab.“ Da sprach der Großstadtmensch aus Armis.

„Na dann können wir gerne tauschen, wenn du willst. Ich würde auch lieber deutsche Landidylle der japanischen Massenansammlung vorziehen.“ Murmelte Kai und ließ sich in üblichem Schlafoutfit auf das Sofa fallen: Boxershorts und Tanktop. Die Aussichten auf den Körper seiner Mutter störten ihn nicht mal ansatzweise. Warum auch?

„Das aus deinem Munde. Aber gut, jedem gefällt ja was anderes. Sag mal Kai, wie geht es eigentlich deinem Herzblatt?“ Ein anzügliches Grinsen erschien auf Armis Lippen.

„Gut, was sonst?“ konterte Kai nur. Das erinnerte ihn daran, dass sie heute gar nicht miteinander telefoniert hatten. Das musste morgen definitiv nachgeholt werden.

„Ach nur so. Ihr seht euch ja in Moskau wieder oder? Na da will ich nicht wissen, wie die Nacht abläuft.“ Au ja genau, immer weiter in die Wunde rein, war ja nicht so, dass sie sich die letzten drei Monate nicht gesehen hatten. Genervt zog Kai die Augenbrauen zusammen. Ja, diese Familie hatte es definitiv mit der Gehässigkeit.

„Wir sollten auch schlafen gehen, wenn wir morgen in München einkaufen gehen wollen.“ Meinte er nur noch, bevor er sich hinlegte und beiden den Rücken zuwandt.

„Ja, sollten wir definitiv machen. Gute Nacht Armis, bis morgen früh.“ meinte nun auch Raika und so verabschiedeten sich auch die beiden ins Bett.
 

Der nächste Morgen war in der Tat schön: es war warm, aber nicht zu heiß, nicht schwül und ein angenehm kühlender Wind wehte. Wenn der Tag so blieb, würde das perfekt werden.

Raika und Armis standen in der Küche und bereiteten das Essen vor, während Kai wortwörtlich den Kindergärtner spielte. Hillary half ihm zwar, aber es war trotzdem eine gewisse Mühe, seinen kleinen Bruder, seinen Cousin und seine Cousine, Tyson und Daichi gleichzeitig wach zu bekommen und für den Tag fertig zu machen.

„Sorry Kai, irgendwie kommen die beiden nicht aus dem Knick.“ Entschuldigte sich Hillary, die ihr bestes tat, dass Tyson endlich aufstand. Immerhin hatten sie Daichi schon einmal ins Bad bekommen. Ein Fortschritt.

„Schon gut, geh du mit Kenny und den Kindern schon einmal nach unten.“ Wies sie Kai an und deutete auf Gregor und die beiden Kinder von Armis.

„Max, du nimmst bitte Gregor auf den Arm, Linda, du kommst doch bestimmt die Treppe schon alleine hin, oder?“ fragte er sich an die Kinder gewandt. Max, mit sieben Jahren der Ältere der beiden Geschwister nickte eifrig, bevor er sich Gregor schnappte. Dieser ließ sich ohne weiteres von ihm tragen, war ja seine Familie. Linda mit ihren vier Jahren nickte ebenfalls, hielt sich jedoch die ganze Zeit am T-Shirt ihres großen Bruders fest.

„Du kannst erstaunlich gut mit Kindern umgehen.“ Murmelte Hillary verwundert und blinzelte irritiert. War das wirklich Kai Hiwatari?

„Hab ich mir bei Yuri abgeguckt.“ murmelte er halb unverständlich und verschwand wieder in Tysons Zimmer. Die Brünette blickte ihm hinterher. Sie tippte einfach mal auf seine Freundin, in Bezug auf den Russen erschien ihr das absurd.
 

„Wir gehen shoppen?“ Hillarys Augen weiteten sich. Auf Kosten der Familie Hiwatari? Shoppen? In München? Hatte sie sich verhört oder ging gerade ein Traum in Erfüllung.

„Wie ich bereits erwähnt habe, sind wir in vier Tagen auf einer Benefizveranstaltung als Gäste eingeladen, also werden wir dafür auch entsprechende Bekleidung brauchen. Und da ich keine Lust habe, alles nur zu leihen und das Zurückbringen zu organisieren, werde ich euch eine kleine Freude tun und euch das Zeug einfach kaufen. Ihr könnt einen Anzug ohnehin immer gebrauchen.“ erklärte Raika beim Frühstück, als ENDLICH alle tatsächlich auch da waren. Alle blickten sie verdattert an. Alle bis auf Kai natürlich.

„Wir werden Kai im Anzug sehen?“ fragte Hillary noch einmal nach. Kai im Anzug….okay, sie wahr mit Tyson so theoretisch zusammen, aber…Kai. Im Anzug. Das würde bestimmt unglaublich aussehen.

„Und ich muss noch nicht einmal einen kaufen, weil ich meinen eigenen schon dabei habe.“ kommentierte Kai. Würde für ihn bedeuten, dass er sich den ganzen Tag lang mit Beratung beschäftigen würde, da Gregor bei deinem Onkel und dessen beiden Kindern bleiben würde. So waren sie wesentlich flexibler.

„Wirklich? Da bin ich echt gespannt drauf.“ Tyson schielte daraufhin ziemlich eingeschnappt zu seiner Freundin. Mal abgesehen, dass es hieß, dass JEDER in einem Anzug gut aussah, war sie immer noch seine Freundin und trotzdem interessierte sie sich offen für Kai mehr. So eine Frechheit.

Obwohl es sich nach Beziehung nicht wirklich anfühlte. Wie auch. Bis jetzt hatten sie nie Zeit für ein paar Minuten alleine gehabt. Er hoffte sehr, dass sich das vielleicht die Tage einmal ändern würde.
 

Die Tour durch die Münchener Innenstadt war lang, anstrengend und nervenaufreibend. Es war zwar Mittwoch, doch in Deutschland waren Sommerferien und damit Touristenhauptsaison. Unmassen an Menschen waren in den zwar bereits großzügigen Fußgängerzonen rings um den Stachus unterwegs. Die Kaufhäuser quillen über, überall nur Touristen, Schüler oder vornehme Geschäftsfrauen, die einen freien Tag nutzten um sich die neueste Mode unter die fein säuberlich und sehr teuer lackierten Nägel zu reißen.

Die BladeBreakers waren begeistert. Tradition und Moderne, deutsches Urgestein und internationale High Society auf so wenig Platz vereint. Die Suche nach der war ein Unterfangen der besonderen Art. Für die Jungs wurde der nächst beste Herrenausstatter aufgesucht. Kai kümmerte sich um alles Wichtige, er kannte sich da bereits aus. Auch wenn er es nicht gerne trug: Anzug war ein Muss wenn man irgendwann einmal der Chef eines riesigen Konzerns werden sollte.

Raika und Hillary widmeten sich der etwas schwierigeren Angelegenheit: Ballkleider. Raika hatte zwar eines dabei, aber man konnte ja nie zu viele haben, besonders wenn man es sich ja doch ohne weiteres leisten konnte und Hillary einzukleiden, war eine nette Abwechslung. Die Brünette tendierte gerne zu auffälligen mädchenhaften Farben. Sie davon zu überzeugen, dass ein schlichtes Schwarzes oder aber etwas in dezenten Blau- und Grüntönen eher für den Anlass taugten, war gar nicht so einfach.

Den Großteil des Tages hatte man getrennt voneinander verbracht, jedes der Grüppchen auf ihrem eigenen Weg. Beide Gruppen ausgerüstet mit einem Smartphone, damit man sich auch ja nicht verlief. Lang lebten Navigationssysteme auf dem Handy. Erst zum Abendessen traf man sich dann wieder am Ausgangspunkt wieder, jeder bepackt mit einer großen Tüte. Außer Kai, der hantierte nur mit seinem Handy.

„Wie lange telefoniert er jetzt schon?“ fragte Raika, als sie sich Tyson und Co wieder angeschlossen hatten.

„Ich würde sagen, seit fast einer ganzen Stunde. Mit wem redet er da? Ist das Russisch?“ fragte der Weltmeister nach und blickte irritiert zwischen dem Silberhaarigen und dessen Stiefmutter hin und her. Raika nickte nur. Er telefonierte mit den Blitzkriegboys? Aber der Tonlage nach nicht mit Yuri, mit wem also dann?

Raika beließ es allerdings dabei; sie würde später schon noch erfahren um was es bei dem Gespräch gegangen war.

Sie dirigierte das Team in eines der nahegelegenen Restaurants. Nach so einem anstrengenden Tag würde jeder Hunger haben. Außerdem war mit ihrem Bruder ausgemacht gewesen, dass sie sich zum Essen hier treffen würden. Für so viele Leute zu Hause so eine Menge Essen kochen war doch etwas zu umständlich.

Sie waren zuerst im Restaurant und bestellten zumindest schon einmal ihre Getränke.

„Also, was wollt ihr trinken?“ fragte Raika. Die Speisekarte war in Deutsch und Englisch, was die Japaner herzlich begrüßten.

Der Kellner kam und nahm die Bestellung auf: natürlich blieb man bei den Klassikern wie Cola oder Fanta.

„Ich nehme ein großes Radler.“ bestellte sich Raika. Wenn sie schon einmal in Deutschland war, konnte man sich das schon einmal gönnen. Und mit einem Radler intus konnte man ohne Probleme ja noch Auto fahren. Alles kein Problem.

„Ich nehme ein Pils.“ bestellte Kai. Der Kellner notierte und ging. Vier Paar entsetzte Augen blickten ihren Teamkapitän an.

„Was? Bier und Wein kann man in Deutschland schon ab 16 Jahren trinken. Selbst ohne die Anwesenheit eines Erziehungsberechtigten.“ Rechtfertigte er sich kurz. Er war Halbrusse. Er hatte schon viel zu früh mit Alkohol angefangen, aber im Nachhinein wäre das auch nicht sonderlich problematisch geworden. Mit einer deutschen Stiefmutter war das Thema sehr….entspannt konnte man sagen.

„Wirklich? Das ist ja unglaublich!“ Kenny konnte es nicht fassen. In Japan durfte man vor dem 21. Lebensjahr rechtlich keinen einzigen Tropfen trinken, wie auch in Amerika.

Kai zuckte nur mit den Schultern. Er genoss diese Freiheit in vollen Zügen, so lang er auf dem europäischen Kontinent war.

„Na wen haben wir denn da?“ konnte man hinter Daichi, der mit dem Rücken zur Eingangstür saß, ertönen hören. Armis kam gerade mit Freundin und den drei Kindern herein.

„MAMA!“ rief Gregor laut und lief sofort zu eben dieser. Raika hob ihn eilig hoch und knuddelte ihn.

„Na was hast du denn da?“ fragte sie interessiert und blickte das Foto an, das der kleine Junge in der Hand hielt. Er hatte es samt Bilderrahmen mitgebracht.

„Er hat es vorhin gesehen und nicht mehr losgelassen. Wir mussten es also mitbringen.“ Entschuldigte sich Sophie und platzierte ihre Kinder auf den freien Plätzen.

„Ach nicht so schlimm, er passt bestimmt gut darauf auf. Jetzt zeig aber mal her!“ Raika war jetzt wirklich interessiert. Was hatte er denn da mitgehen lassen? Mit einem Schmollmund und ganz traurigen Augen zeigte Gregor ihr das Bild. Kai lehnte sich am Rande interessiert über Raikas Schulter um es auch zu sehen, während er an seinem Bier nippte. Er verschluckte sich fast daran.

Das Foto war ein Familienfoto. Sie hatten es im letzten Jahr zu Weihnachten geschossen, als die komplette Familie einmal zusammen gekommen war. Und da war wirklich jeder drauf, auch gewisse Personen, von denen gewisse Teamkameraden in der Form noch nicht Bescheid wussten.

„YURI!“ maulte auch schon Gregor los und deutete traurig auf das Bild.

„Onii-Chan, wo ist Yuri? Ich vermisse ihn!“ Gregor zog ein Gesicht, als hätte man ihm an Weihnachten keine Geschenke gegeben oder gerade den Loli weggenommen. Hatte man erwähnt, dass Gregor einfach UNGLAUBLICH an Yuri hing?

„Was meint er?“ Tyson blickte verwirrt zu Raika. Kai tat so als wäre nichts Schlimmes passiert, hieß in dem Falle allerdings: er rutschte so tief es ging unter den Tisch und versteckte sein Gesicht hinter seinem Glas. Da war sie nun: seine Strafe.

„Gregor und Yuri sind ein Herz und eine Seele. Yuri hat magische Hände wenn es um Kinder geht.“ erklärte Raika grinsend und wuschelte ihrem Sohn durch die schwarze Haarpracht. Dieser war immer noch fixiert auf das Bild.

„Au ja, das stimmt. Der Gute hat echt ein Talent für Kinder, das ist zu beneiden.“ meinte auch Armis und seine Freundin nickte zustimmend.

„Und er ist so unglaublich nett und freundlich. Die Kinder wollen ihn immer nicht gehen lassen, wenn er mal da ist.“

Allgemeines verwirrtes Blinzen bei den Japanern.

„E-Er?“ fragte Hillary. Wie auch der Blick der anderen waren ihre Augen auf Kai gerichtet, der sich immer noch weigerte, seine hochroten Wangen zu zeigen. Ja, es war ihm peinlich. Es war ihm verdammt peinlich. Nicht die Tatsache an sich, aber dass er es bis heute nicht geschafft hatte, es seinen Teamkameraden, seinen FREUNDEN zu sagen.

Raika blickte mit einem schiefen Grinsen und hochgezogenen Augenbrauen neben sich. Oh wie niedlich pikiert er dasaß und grübelte.

„Also…?“ setzte Raika an und grinste breiter. Kai starrte zurück, immer noch mit geröteten Wangen. Armis und Sophie berieten sich kichernd auf Deutsch über sein so formidables Gespür für den falschen Zeitpunkt. Schwer seufzend richtete er sich auf, kratze sich verlegen am Nacken und konnte partout keinem von ihnen in die Augen blicken, als er anfing zu reden.

„Ich…also…argh.“ Kai straffte den Rücken und atmete tief durch.

„Ich habe keine Freundin, ich habe…einen Freund. Ich bin schwul.“ So, es war raus, er war aus dem Schneider. Sollte seine Mutter den Rest machen, die redete sich doch gerne über das Thema den Mund fusselig.

„Das war alles?“ stichelte eben diese, genau wissend, dass es dem Herrn so unangenehm war. Er war eigentlich noch nicht wirklich für sein Outing bereit gewesen aber es hatte sich nicht anders einrichten lassen. Sie konnte es verstehen, dass er mit dem Thema Probleme hatte, aber jetzt musste er da durch.

„Ja, das war alles! Was soll ich da noch anderes dazu sagen?“ fauchte das überforderte Katerchen zurück und ließ sich wieder auf seinem Stuhl niedersinken. Er brauchte erst einmal einen Schluck Bier. Einen GROßEN Schluck.

„Wie, da gibt es nicht mehr dazu zu sagen? Natürlich! Seit wann und …reden wir hier über den gleichen Yuri?“ Tyson war verwirrt. Wie konnte dieser Inbegriff von Mann schwul sein? Nein, das war lächerlich. Das musste man ihm schon zeigen, bevor er es glaubte. Den Beweiß bekam er daher auch sofort vor die Nase gehalten. Kai hatte Gregor das Foto aus der Hand entwendet und hielt es nun den anderen vor die Nasen. Zu sehen waren Raikas Vater, Raika selber, Armis und Sophie, die Kinder, Gregor, noch eine junge Frau, die sie nicht kannten, aber große Ähnlichkeit mit Raika hatte. Vermutlich die studierende Schwester.

Neben Raika stand Kais Vater, daneben Kai und daneben. Ja, die Blitzkriegboys. Alle vier versammelt. Und ein großgewachsener Mann mit kurzen Hellblonden Haaren und strahlend Hellblauen Augen. Und was war das kleine Detail ganz unten? Ah genau, Kai und Yuri, wie sie Händchen hielten.

„Bitte was?“ entfuhr es Daichi darauf, als es ihm auffiel.

„Ih, ihr haltet ja echt Händchen!“ Angewidert wandte er den Blick ab. Kennys Reaktion war nicht so drastisch, doch war auch ihm anzusehen, dass er es nicht gerade als normal ansah. Auch Tyson war gemischter Gefühle. Wirklich? Und Kai sah auf dem Foto so….glücklich aus. Er lächelte, richtig, AUFRICHTIG, als würde es wirklich tief aus seinem Herzen kommen. Allein Hillary staunte und konnte den Blick nicht von dem Foto lassen. Irgendwas in ihr fing an zu sabbern. Doch nicht das kleine Yaoi-Fangirl? Oh Gott, sie musste es unterdrücken. Sie konnte sowas doch nicht von ihrem eigenen Teamchef denken!

„Also?“ fragte Tyson noch einmal nach. Kai seufzte.

„Wir sind letztes Jahr kurz nach dem Ende der WM zusammengekommen. Aber auch schon vorher war….es irgendwie da. Es ist wirklich kompliziert, können wir über was anderes reden?“ versuchte er es tatsächlich. Tyson wollte protestieren, wurde aber von Raika unterbrochen, die ihm signalisierte, dass er es erst einmal bleiben lassen sollte.

Das weitere Essen verging relativ ruhig und entspannt. Kai beschäftigte sich mit den Kindern, während sich die Erwachsenen über alles Mögliche unterhielten. Nur allein die vier Japaner saßen etwas verträumt und verloren da und wussten nicht, wohin mit ihren Gedanken.

Fragen über Fragen

Fragen über Fragen
 

Das Abendessen war hinter sich gebracht und zu voller Zufriedenheit von allen mit einem „sehr gut“ benotet worden. Ein hoch auf gute deutsche Küche.

Aber auch das Ende des Essens und die Rückfahrt zum Haus waren begleitet von eher gedämpfter Stimmung. Dieses Thema lag dem Team offensichtlich schwer im Magen.

„Hey, jetzt zieht nicht solche Gesichter. Sowas passiert halt mal. Das ist jetzt nicht der Weltuntergang!“ beschwerte sich Raika. Klar war das in dem Alter ein sehr heikles und schwieriges Thema, zudem war man in Japan da auch noch teilweise sehr konservativ unterwegs von der Denkweise her. Aber dass es sich so sehr auf die Stimmung niederschlagen würde, hatte selbst sie nicht erwartet.

„Ja schon, aber das ist…irgendwie ungewohnt.“ meinte Hillary. Ungewohnt war vermutlich da noch die harmloseste Bezeichnung.

„Es ist immer noch Kai, von dem wir hier reden. Ändert das Geschlecht seines Partners echt irgendwas?“ Stirnrunzelnd drehte sie sich kurz zu den Pappnasen auf den hinten Plätzen, um sie alle einmal eindringlich anzuschauen. Sie hatte selbst Kai dazu gebracht, seine Gefühle zu akzeptieren, dann würde sie es bei den vieren auch schaffen!

„Ich weiß es nicht. Ich meine, ich habe nichts dagegen. Eher im Gegenteil. Aber ich glaube, die Jungs hier sehen das anders.“ Hillary drehte sich zu eben besagten um, die alle sehr verdrießlich dreinblickten. Daichi war vermutlich derjenige, der am wenigsten davon irritiert schien.

„Ich find das Thema Beziehung allgemein komisch. Mir doch Wurst, mit wem er zusammen ist, so lange ich nichts sehen muss!“ meckerte er. Thema erledigt.

„Ja, das hängt ja bei dir auch eher nur vom Alter ab, Daichi!“ konterte Hillary und schüttelte den Kopf. Immerhin ein Problem weniger.

„Ja aber warum hast du uns nicht eher schon etwas davon erzählt? Du hast gesagt, dass da schon länger was war, bevor ihr zusammen gekommen sein. Wie soll ich das verstehen? Kai?“ Tyson blickte vor zu seinem Teamchef, der erst keine Regung zeigte.

„Das ist wirklich extrem kompliziert und ich habe auch erst vor kurzem begonnen, da selber durchzublicken. Einer der Gründe warum ich es euch einfach noch nicht erzählen konnte. Aber keine Sorge, meine Neigungen haben sich bis jetzt nur auf Yuri bezogen.“ Kai hatte sich zu ihnen umgedreht. Tyson war sich sicher, dass er die absolute Wahrheit sagte, doch es klang trotzdem unglaubwürdig.

„Ach, Kai ist monosexuell. Echte Monogamie nennt man das!“ Raika konnte sich das Kichern nicht verkneifen. Sie wusste genau, wie Kai auf diese These reagierte.

„Haha, sehr komisch!“ fauchte er mal wieder. War wohl ziemlich kratzbürstig seit einer Weile. Mit einem erneuten leichten Rotschimmer auf den Wangen blickte er trotzig nach draußen.

„Was meinst du mit monosexuell?“ fragte Kenny, sich jetzt endlich mal in das Gespräch einklinkend.

„Naja ganz nach dem Motto ‚Einer oder gar keiner‘. Wahre Liebe, einzigartige Bindung, Blablabla. Man sieht das im Tierreich öfters, besonders bei Vögeln: sie suchen sich nur einen einzigen Partner in ihrem ganzen Leben und sind dann für den Rest ihrer Tage überglücklich damit.“ klärte sie auf. Kai warf ihr einen mehr als skeptischen Blick zu.

„Das klingt so absolut unglaubwürdig.“ meinte er trocken.

„Allerdings!“ stimmte Tyson zu. Wahre Liebe und Kai? Das war ja nicht mal ansatzweise logisch.

„Komm schon. Du kennst Kais Vertrauensproblem.“ fing Raika an.

„Ja, allerdings. Mit dem Thema hatten wir oft genug das Vergnügen.“ Tyson kicherte zögerlich. Ja, Kai hatte da ein ganz GEWALTIGES Problem.

„Gut. Dann weißt du ja auch, dass er, obwohl ihr euch gut versteht und er euch als seine Freunde bezeichnet und obwohl er euch vertraut, sich von euch nicht einmal ansatzweise freiwillig anfassen lässt in welcher Art auch immer.“ Tyson nickte und auch Hillary verstand das. Kai mochte keinen körperlichen Kontakt und war auch ihnen gegenüber immer noch sehr distanziert. Und sie galten offen zu seinen besten Freunden.

„Dann wirst du dir doch sicher vorstellen können, wie hoch das Vertrauensniveau für die auserkorene Person seines Herzens sein muss, oder?“

„Nicht von einer normalen Person zu erreichen?“ witzelte Tyson. Natürlich war es nicht unmöglich doch…es musste sehr schwer sein, Kai dazu zu bringen, einem bedingungslos zu vertrauen.

„Naja, so fast. Aber es geht in die richtige Richtung. Um das Kai jemandem so sehr vertraut, muss er ihn schon in und auswendig kennen. Und anders herum auch. Dafür ist es aber notwendig, dass die zwei sich schon gefühlt ewig und drei Tage kennen. Am besten noch aus der Kinderzeit, denn jetzt schafft man nicht mehr, soweit an ihn heran zu kommen, dass er sich einem so komplett öffnet. Die einzige Person, die auf diese Definition zutrifft, ist Yuri Iwanov. Der ist halt leider zufällig ein Mann. Shit happens.“ Raika zuckte mit den Schultern. So war es doch! Konnte sie doch nichts dafür.

„Ich habe fast ein ganzes Jahr gebraucht, um das soweit in Kai reinzubekommen dass er es versteht UND auch daran glaubt! Das war echt nicht einfach.“

„Und ziemlich schmerzhaft teilweise.“ murmelte Kai. An sich stimmte es ja alles. Wie konnte er jemanden so nah an sich und sein Leben heranlassen, wenn er dieser Person nicht komplett vertraute? In der Tat kam dadurch dann nur noch Yuri in Frage…was sich ja dann auch entsprechend herausstellte.

„Kai ist nicht schwul. Er hat vermutlich gar keine Sexualität und es hat nur rein zufällig eben einen Kerl erwischt!“ stichelte Raika. Okay, jetzt war es vorbei. Kai drehte sehr langsam den Kopf zu ihr, sein Gesicht sagte alles.

„Was soll das denn bitte schön heißen? Das klingt DEZENT komisch.“ knurrte er angesäuert.

„Ach, dass du komplett komisch bist, darauf haben wir uns doch schon vor einer ganzen Weile geeinigt oder?“ Sie konnte nicht anders, als lachen. So ging das eine ganze Weile zwischen den beiden hin und her. Hillary hielt sich den Mund vor die Hand um sich das Lachen zu verkneifen. Das Bild war einfach zu herrlich. Diese Beiden, wie sie sich ganz offensichtlich für jeden einfach nur des Spaßes wegen miteinander rumstritten.

Raikas Aussage ging Hillary nicht mehr aus dem Kopf. Konnte es sein, dass Kai tatsächlich SO kaputt und verschroben war, dass das hinhaute?

„Was hältst du davon?“ fragte sie Tyson leise. Dieser blickte immer noch sehr irritiert drein, musste aber immerhin auch über das komische Bild der beiden Streithähne kichern.

„Naja, es klingt schon…irgendwie logisch oder? Ich meine, guckt euch Kai an. In Betracht an seine Vergangenheit und seinen nicht gerade sehr netten Großvater ist es irgendwie nachvollziehbar, dass Kai so ‚kaputt‘ ist.“ Kai als kaputt zu bezeichnen war komisch und irgendwie fühlte es sich falsch an, aber Hillary konnte es anders nicht beschreiben.

„Irgendwie schon.“ Tyson seufzte, dann lächelte er.

„Er hat sich schon ganz schön verändert. Ich habe mich schon darüber gewundert aber jetzt macht es irgendwie Sinn. Glaube ich. Aber das werden wir ja spätestens in Russland dann erleben, denke ich.“ Grinsend lehnte sich Tyson in seinem Sitz zurück. Kai und schwul. Oder Monosexuell oder was auch immer. Es war merkwürdig, aber Kai war immer noch sein Kamerad und Kapitän und Freund. Nur wegen so einer kleinen Sache würde er sich nicht manipulieren lassen.
 

„Habt ihr euch alle von dem Schock erholt?“ Armis saß in dem Sessel, seine kleine Tochter auf dem Schoß. Sie waren seit ein paar Minuten wieder in ihrer Unterkunft und hatten es sich im Wohnzimmer bequem gemacht.

„Ja, denke schon.“ Hillary lachte und blickte noch einmal das Foto an.

„Wer ist eigentlich der blonde Mann auf dem Bild?“ fragte sie dann. Er war ihr vorher schon aufgefallen. Es war ungefähr im gleichen Alter wie Kais Vater und war definitiv Europäer.

„Das ist Dimitri, Yuris Vater.“ Raika wuschelte gerade Gregor durch die wilde Mähne und kitzelte ihn anschließend. Der Kleine musste auch ordentlich unterhalten werden.

„Sein Vater?“ Überrascht sah Kenny auf.

„Ja.“ mischte sich Kai ein. „Nachdem mein Großvater gestorben war und die Abtei offiziell geschlossen wurde, haben wir alle Abteikinder in einem extra dafür gegründeten Kinderheim untergebracht und alle Akten durchgeforstet, ob es irgendwo noch lebende Verwandte gibt, die sich um ihre Kinder wieder kümmern wollen. Dabei haben sich einige interessante Gegebenheiten ergeben. Boris Eltern leben beide noch und haben wieder Kontakt zu ihm, Ian ist leider Vollweise und Sergej hat noch zwei lebende Tanten, zu denen er aber keinen Kontakt möchte.“

„Wow, das ist schon echt viel. Wie geht es den Russen jetzt eigentlich?“ Tyson hatte sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und auch nicht mehr mit ihnen geredet.

„Dem Team haben wir ein separates Haus bereitgestellt, in dem sie wohnen können. Sie holen fleißig neben dem Training die Schule nach und erfreuen sich ihres neuen Lebens. Nur die Therapie beim Psychiater ignorieren sie. Bis auf Boris, der ist dazu verpflichtet.“ holte Raika weiter aus, um die BladeBreakers etwas auf den neuesten Stand zu bringen.

„Warum muss Boris zur Therapie?“ Okay, gut, er hatte bei der ersten Weltmeisterschaft einen dezenten Hang zum Wahnsinn gezeigt, aber ansonsten war er eigentlich ganz aufgeschlossen gewesen.

„Weil er ein leichtes…Problem mit Medikamenten hat. Die Abtei hatte ja schon sehr viel an den Kindern herumexperimentiert. Genetische Optimierung, Psychenveränderung mittels Medikamente, mörderisches Training, psychische Manipulation. Das ganze Spektrum an Horrorgeschichten, die man eigentlich so aus Büchern und Filmen kennt.“ Raika winkte ab, als wäre es nichts Besonderes, aber die BladeBreakers blickten sich mehr als entgeistert an. Also quasi Drogenprobleme? Holla, das waren aber ganz neue Töne. Für die Vier war es das erste Mal, dass sie direkt mit Menschen mit solchen Problemen in Kontakt kamen. Auf einmal fühlten sie sich naiv und sehr behütet aufgewachsen. Alle außer Daichi natürlich. Dieser beschäftigte sich mit dem immer wieder erneuten Zusammenbauen seines Blades, während ihm Max dabei zusah und interessierte sich nicht für das Geredete.

„Das…ist ganz schön hart. Geht es ihm gut?“ fragte Kenny vorsichtig.

„Klar, warum sollte es ihm nicht gut gehen? Er ist mehr oder weniger clean. Nur ab und an hat er noch Anfälle, ansonsten ist er eigentlich ganz normal.“ Kai zuckte mit den Schultern. Für ihn war das Thema ganz normal und quasi alltäglich. Schon nach der ersten Weltmeisterschaft hatten sie ihn auf Entzug gesetzt, da er da es dezent übertrieben hatte. Und nach einem guten Jahr, in dem er ganz schön damit zu schaffen hatte, war er jetzt soweit drüber.

„Das ist gut. Und die anderen? Wie geht es Yuri? Er war ja auch Versuchsobjekt, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.“ Tyson kniff nachdenklich die Augen zusammen. War es dieses genetische Optimierungsdings von dem Raika gesprochen hatte?

„Alles okay. Er hat es so weit unter Kontrolle.“ Kai seufzte. Diese Ausfragerei. Aber vermutlich würde er dem nicht entgehen können. Er konnte verstehen, dass sie jetzt alles wissen wollten. Zumindest hatten sie es soweit akzeptiert und gingen damit komplett normal um. Bis auf Kenny, der immer noch ein Problem damit hatte. Seine streng konservative Erziehung biss sich merklich mit der Tatsache, dass sein Teamchef auf einmal schwul sein soll. Doch er ließ es sich so gut es ging nicht anmerken und versuchte, damit umzugehen.

„Hey, da fällt mir ein: mit wem hast du eigentlich vorhin telefoniert?“ wandte sich Raika an Kai. Würde sie jetzt doch interessieren. Beinahe hätte sie es vergessen!

„Mit Dimitri. Ging um….die Überraschung.“ Der Silberhaarige kratzte sich verlegen am Nacken. Was hatte er sich da eigentlich vorgenommen? Er grummelte genervt.

„Oh, welche Überraschung denn?“ Hillarys Augen funkelten neugierig.

„Jahrestag. Ihr werdet den Tag zusammen mit dem Rest der Demos trainieren, während die beiden Herrschaften von Teamkapitänen sich einen bunten machen.“ flötete Raika und grinste ihren großen Sohn mit Augenbrauenwippen an. Sie konnte sich gut vorstellen, was die zwei die Hälfte des Tages tun würden. Kai grummelte nur. Das ging definitiv zu weit.

„Uh, wie romantisch!“ Hillary kicherte.

„Apropos romantisch. Irgendwie könntet ihr mal einen Tag frei auch ganz gut gebrauchen oder? Sonst wird das ja niemals was!“ moserte der Teamchef um endlich mal von sich abzulenken. War ja schlimm. Schlagartig verstummten sowohl Tyson wie auch Hillary und beide liefen knallrot an. Tz, einen bis ins letzte Detail ausfragen wollen aber selber Nichts auf die Reihe bringen. Solche Menschen waren genau die Richtigen!

„Wir könnten ja morgen mit Daichi ein Spezialtraining machen, er hat seine Yogaübungen zu selten gemacht! Dann könnten die Beiden hier einen Tag frei nehmen und mal….sich…also…“ Kennys Idee war am Anfang super gewesen, doch das Aussprechen von den Details ließ ihn ebenfalls rot anlaufen. Klischeemäßig verklemmte japanische Jugendliche ahoi!

„Das hört sich doch gar nicht schlecht an. Können wir gerne machen. In dem Punkt ‚Ausgeglichenheit‘ hängt Daichi Tyson nämlich ganz schön hinterher.“ Damit war die Sache beschlossen.

„Und was machen wir jetzt mit dem fast vorüber gegangenen Tag?“ fragte Armis, der bis jetzt gelauscht und das Theater genossen hatte.

„Nun, wir können faul rumsitzen und einen Film gucken. Oder Karten spielen. Oder weiter gemütlich miteinander reden. Natürlich nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht haben.“ Raika erhob sich mit Gregor, der offensichtlich genau wusste, was jetzt anstand und so gar nicht mitmachen wollte. Auch wenn ihm vor Müdigkeit die Augen fast zufielen.

Gesagt, getan: nachdem die Kinder ins Bett gebracht worden sind, einigte man sich auf ein Kartenspiel: Rommé. Natürlich mussten den BladeBreakers es erst beigebracht werden, doch nach ein paar wenigen Runden hatten sie es verstanden. Es stellte sich heraus, dass dieses Spiel eine Art Familientradition war. Dementsprechend wurde es von Armis und Raika ernst genommen und die beiden spielten ausgezeichnet. Und stritten sich in einer Tour. Das war kein Spiel mehr, das war Krieg. Wie gefeilscht, sich gegenseitig beschimpft und aber genauso gelacht wurde, alles natürlich bei ein paar guten bayrischen Bier für die, die eines wollten, war höchst amüsant. Still aber sehr verblüfft bestaunten die BladeBreakers dabei Kai, der ausgelassen und gut gelaunt mitspielte. Als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Als wäre dies schon immer seine Familie gewesen. Als hätte er ein ganz normales Leben gehabt, ohne Abtei oder verrücktem Großvater.
 

Der nächste Tag war halbwegs unspektakulär für die meisten: Kenny analysierte das Training von Kai und Daichi, Raika saß draußen auf der Terrasse und arbeitete an ihrer Abschlussarbeit und Gregor wurde von Armis Kindern unterhalten. Und Tyson und Hillary. Nun, die beiden verzogen sich nach dem Frühstück zu einem langen Spaziergang. Oder eher wurden die Beiden mit einem sanften Tritt in die Hintern nach draußen vor die Tür befördert, denn sie schienen auf einmal die Idee von einem kompletten Tag für sich allein mehr als nur fragwürdig und unangenehm zu empfinden. Etwas Geld für Essen, Trinken und Kino hatte Raika ihnen auch noch in die Hand gedrückt.

„Meinst du, die zwei kommen zurecht?“ fragte Kai, der gerade für eine kleine Pause mit einer Wasserflasche in der Hand sich neben seine Mutter auf die Bank setzte. Die Sonne schien grell vom Himmel herab, doch ein angenehmer Wind wehte und brachte die nötige Abkühlung.

„Ach, klar. Die sollen erst einmal selber erleben, wie eine Beziehung einen verändern kann.“ Ohne auch nur einmal aufzublicken tippte Raika munter weiter auf ihrem Laptop herum.

„Ist das denn wirklich so schlimm?“ Kenny blickte, fast schon verängstigt, zu Raika. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Beziehung schlagartig Menschen auf einmal so ändern konnte. Würde Tyson etwa am Ende noch schlimmer zu ertragen werden, wie er ohnehin schon ab und an war? Oder würde Hillary abfärben und er würde am Ende doch noch ein bisschen Grips in seinen Schädel bekommen?

„Kommt vermutlich immer auf die Personen drauf an. In meinem Fall….schon…denke ich.“ gab Kai zögerlich zu. Um ehrlich zu sein musste er sich eingestehen, dass Yuri ihn und sein Leben vermutlich komplett auf den Kopf gestellt hatte. Aber das anderen so anzuvertrauen war wieder eine ganz andere Angelegenheit.

„Was soll das eigentlich die ganze Zeit über mit diesem dämlichen Yoga? Warum müssen wir ausgerechnet YOGA machen?“ maulte Daichi und verschränkte genervt die Arme hinter dem Kopf. Jetzt echt mal, YOGA. Was hatte Yoga mit Beybladen zu tun? Warum hatte Kai von einem Tag auf den Anderen damit angefangen, Yogaübungen mit ihnen zu betreiben. Etwa auch weil er schwul war?

„Das hat mit meiner Forschung zu tun. Yoga setzt einige Erkenntnisse meiner Forschung perfekt um.“ gab Raika zu. Bis jetzt hat sie jegliche Kommentare zu dem Thema ignoriert, denn so lange sie mit ihrer Arbeit nicht fertig war, wollte sie so wenig Informationen wie nur absolut nötig an die Öffentlichkeit geben. Dazu war das Thema zu heikel.

„Du und deine Forschung immer. Um was ging es noch mal?“ Daichi hatte offensichtlich entweder nie zugehört oder es längst wieder vergessen.

„BitBeasts.“ Daichi blinzelte Raika verblüfft an. BitBeasts? Was hatten die mit Biologie zu tun? War es Biologie gewesen, was sie studierte?

„Ich erkläre es euch dann ausführlich, wenn ich meine Arbeit beendet und abgegeben habe.“ Sie seufzte. Sie würde es ihnen ja gerne erklären, denn selber juckte es ihnen in den Fingern. Immerhin war sie so gut wie fertig. Mittlerweile saß sie bei der letzten Korrekturlesung. Dann musste sie es nur noch an ihren Assistenten schicken, der es für sie drucken und abgeben würde. Dann konnte sie es endlich erklären. Dann war ihre Forschung abgesichert.

„Will ich auch hoffen! Dann macht jedenfalls eines Sinn hier. Diese ganzen Beziehungssachen sind alle komisch! Als ob hier gerade eine Krankheit umgehen würde.“ Angewidert verzog der Rothaarige das Gesicht.

„Ach Daichi, das ist ab einem bestimmten Alter irgendwann normal.“ kicherte Raika. Schön wie unschuldig, naiv und ignorant Kinder diesem Thema immer wieder gegenüberstehen. Herrlich.

„Ich hoffe, ich komme niemals in dieses Alter.“ murmelte Daichi und trank bestürzt aus seiner Wasserflasche.

„So, auf geht’s. Wird Zeit, dass dich jemand mal wieder in einem Match fertig macht.“ Forderte Kai ihn auf und die Beiden sammelten sich um die kleine Metallbowl, die sie organisiert hatten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (61)
[1] [2] [3] [4] [5] [6]
/ 6

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Micah25
2022-03-10T18:50:17+00:00 10.03.2022 19:50
Hab die Geschichte gerade zum 3. Mal durchgelesen und würde mich sehr freuen, wenn es weitergehen würde. Daher meine Frage: Schreibst du noch weiter? Oder kann man die Geschichte als beendet betrachten? Wäre schade, wenn sie so endet, oder?
Vor allem, weil Kai Yuri so sehr vermisst. Anders herum ist das sicher ebenso.
Von:  Eve579
2020-10-24T20:20:10+00:00 24.10.2020 22:20
Hallo
Nach mindestens 5 Jahren habe ich deine Geschichte noch mal auf ein neues durchgelesen . Bin immer noch ein riesen Fan davon. Finde es schade, dass du sie höchstwahrscheinlich aufgeben hast. Wäre wirklich daran interessiert zu wissen was du als ende geplant hattest. Schreibst du noch immer oder hast du mit schreiben aufgehört?
Glg
Von:  ladyJoker
2016-11-16T05:23:35+00:00 16.11.2016 06:23
Heyy ;D
Ich bin mega gespannt wie's weitergeht!!
Vor allem auf das Treffen in Russland!
Du musst unbedingt weiterschreiben, die
Fanfiktion is der Hammer! <3
Ganz LG und ich hoffe die Motivation die ich
dir sende kommt an ♡
Von:  Ayumi579
2015-12-31T00:36:01+00:00 31.12.2015 01:36
Nach dem ca 10 mal durchlesen wird es wirklich langsam mal Zeit das ich ein Kommentar hinterlasse :P
War mir sicher das ich mal eins dagelassen habe beim durchscrollen war aber nichts zu segen😅 (schande über mich😩)

Ich muss sagen ich find es super wie du die Charaktere darstellst und sie nicht komplett ooc sind
Das aufgrund deiner story sie sich weiter entwickeln wird recht glaubhaft erklärt ^^

Ich bin absolut begeistert von deinen Humor *.*

Es würde mich außerordentlich freuen wenn du bald weiter schreibst 😍
Bis dahin werd ich wohl deine story zum 11 mal genießen:)

Lg Ayumi579

Von:  Dark_Kay-13
2015-10-05T18:06:23+00:00 05.10.2015 20:06
Hallo und guten Abend,
jetzt lass ich auch mal meine Senf wieder da.
Das Kappi ist wie immer. Supertoll. Ich finde es nur schade das so lange nichts neues mehr gekommen ist. Wann geht es weiter???????? Bitte melde dich wieder bei uns zurück.
Kiss bis dann Dark_Kay-13
Von:  Rege
2015-05-23T19:32:44+00:00 23.05.2015 21:32
Hey, melde mich mal wieder zu spät.
Oh armer Kai. Aber er ist schon Kaputt.
Liebe Grüße deine Rege
Von:  kikoxd
2015-05-17T20:52:25+00:00 17.05.2015 22:52
Schön ein weiteres Kapitel :)

Mensch, das die solange brauchen um zu kapieren, dass es immer noch der selbe Kai ist auch wenn er schwul ist !!
Auch bisschen hart, Kai als "kaputt" zu bezeichnen. Obwohl es wahrscheinlich genau stimmt ...

Man stelle sich auch mal vor, was aus Kai geworden wäre, wenn Yuri seine Gefühle nicht erwiedert hätte... wäre er dann vereinsamt und noch verbitterter geworden? Wills mir gar nicht vorstellen.

Auch schön, dass man etwas von den anderen Demos hört. Und überraschung ... Yuri hat noch nen Vater. Wie das Verhältnis der beiden wohl so ist?

Ich freu mich immer noch wahnsinnig auf das Treffen der beiden in Russland <3

Bis dahin LG
Antwort von:  Waliro
20.05.2015 20:26
Ehm, ja, ich will es relaitv realistisch gestalten. und ganz ehrlich: ich denke selbst in aufgeschlossenen gesellschaften wie in deutschland und der japanischen jugend wäre es vermutlich auch heute noch ein schock, wenn man einfach raushaut, dass man schwul ist. außerhalb unseres anime-fan-umfeldes jedenfalls....daher denke ich nciht, dass die reaktionen total unglaubwürdig rüberkommen o.o

aber ja, ich will nciht wissen, was aus kai geworden wäre an so einer stelle XD
Und ich freue mich schon mega darauf, wenn ich endlich die in RUssland spielenden Kapitel schrieben darf. Viele sind es ja nciht mehr <3
Antwort von:  kikoxd
20.05.2015 21:19
Du hast schon recht mit dem Thema schwul, ich wollte auch nur damit sagen, dass sich Tyson und Co so anstellen. Aber ich find deinen Ablauf zu dem Thema, sowie die Reaktionen dazu durchaus gerechtfertig und realistisch :)
Von:  Rege
2015-05-15T19:25:39+00:00 15.05.2015 21:25
Hey ^^.
Melde mich spät.
Aber besser spät als nie.
Klasse Kapitel.
Uhh, Kai ist etwas peinlich.
Daichi ist blöd. o.O
Aber ok, jeden das seine.
Ist wohl der Yaoifan in mir.
Liebe Grüße deine Rege

Von:  kikoxd
2015-05-07T20:15:46+00:00 07.05.2015 22:15
Ahhhh ein Kapitel :) Yeay !!
Armis ist ja ein interessanter Name, kannt ich gar nicht :P

Ein wirklich tolles Kapitel, Kai kann einem wahrlich leid tun. Aber so süß wie er sich verkriecht ... hinter nem Glas :D
Das nicht alle auf sein Outing mit Freude reagieren ist ja logisch, aber von Tyson hätte ich mehr erwartet irgendwie. Er ist ja eigentlich kein oberflächlicher oder mit Vorurteilen umsichschlagender Kerl. Apropo sind die nun endlich zusammen oder was? Mensch Hilary und Tyson stellen sich aber auch an.

Aber jetzt schwirren mir wieder soviele Fragen im Kopf rum.
Worum ging es in dem Telefongesppräch? Was sagen nun die anderen zu Kais Coming-Out? Und wer ist der Zitat." großgewachsener Mann mit kurzen Hellblonden Haaren und strahlend Hellblauen Augen" ?

Oh bitte bitte schreib schnell weiter :)
Von:  RozenMary
2015-04-27T20:12:45+00:00 27.04.2015 22:12
Ui, da hab ich mal eine schöne FF gefunden :D
Hab sie direkt heute zwei mal gelesen x3
Raika ist ja mal ne coole Kartoffel :D
Ich finde auch sehr toll, wie Kai mal nicht nur als Eisblock rumläuft x3
Kai und Gregor, ein Traum jeden Fangirls (im Sinne von aaaaw brüderliebe)
Antwort von:  Waliro
27.04.2015 23:16
Oh gott was? gleich zweimal? Bist du denn verrückt? Da ist dir ja die geballte Fehlerfront entgegen gekommen XDDD
Die ist leider shcon so alt dass ich da echt einige Fehler reingehauen hab, bitte überlesen :'D

Aber es freut mich sehr, dass sie dir gefällt :3
Bin auch fleißig dabei sie dieses Jahr endlich mal fertig zu bekommen :D
Und ja, Kai und Gregor sind ein Traum XDDD


Zurück