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Die europäischen Meisterschaften

~*Der Kampf bis zur Spitze*~
von

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"Ruhe" vor dem ersten Kampf

Kapitel 2: "Ruhe" vor dem ersten Kampf
 

Mit zusammengekniffenen Augen und nach unten gezogenen Mundwinkeln erschuf Lina eine derart dunkle Aura um sich, dass kaum einer es wagte, sie anzusprechen. Keiner, außer Enrico. Und das war ausgerechnet exakt die Person, von der sie in diesem Augenblick in Ruhe gelassen werden wollte.

Sie war nervös, denn in wenigen Stunden würde der Kampf zwischen ihnen beiden stattfinden und auch wenn sie es niemals laut zugeben würde, musste sie Enrico in einer Sache Recht geben. Es war eine Tatsache, dass er besser bladete und öfter gewann, als sie es tat. Und es ärgerte sie sehr, dass sie sich das eingestehen musste. Zumal sie schon öfter das Gefühl gehabt hatte, dass Enrico die anderen paar Mal nicht etwa verloren hatte, weil sie sich besser geschlagen hatte, sondern weil er Mitleid mit ihr gehabt hatte. Das alles machte das bevorstehende Turnier nicht unbedingt angenehmer, sondern eher unerträglicher.

Sie hatte zur Vorbereitung den ganzen vorigen Tag trainiert und war erst spät erschöpft und mit schmerzenden Händen ins Bett gefallen. Ihrer totalen Erschöpfung hatte sie dann auch ihre wirren Träume zugeschrieben, in denen sie von menschenähnlichen Monstern verfolgt worden war, die sie schließlich gefangen genommen und sie ebenfalls in ein Ungeheuer verwandelt hatten. Es war ihr ziemlich peinlich, dass sie schreiend aufgewacht war – immerhin war sie ja kein kleines Kind mehr! Glücklicherweise schien niemand etwas davon mitbekommen zu haben, so blieb die ganze Sache ihr kleines Geheimnis.

Die Tatsache jedoch, dass sie hart an sich gearbeitet hatte – nicht zuletzt aus Angst, sie könne sich in der direkten und offiziellen Auseinandersetzung mit ihrem Bruder vor aller Welt und auch vor ihren Eltern fürchterlich blamieren – hatte sie den Entschluss fassen lassen, dass sie nicht so schnell klein bei geben würde. Ganz im Gegenteil. Sie würde ihr Bestes geben und Enrico zeigen, dass er sie bei Weitem unterschätzte!

Aus diesem Grund versuchte sie sich nun voll und ganz auf das bevorstehende Match zu konzentrieren – trainieren wollte sie nun nicht mehr, denn sie hatte Befürchtungen, dass sie dann zu ausgelaugt sein würde für den großen Kampf gegen ihren Bruder.

Aber wie bereits erwähnt, machte Enrico ihr die Sache nicht gerade einfach. Er plapperte fröhlich vor sich hin – Lina vermutete, dass er mit ihr sprach, hörte aber nicht wirklich zu – und warf ein paar Mädels heiße, flirtende Blicke zu, während er kicherte. Als er sich erneut zu ihr umwandte, presste sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und versuchte sich unter Kontrolle zu halten, nicht aufzuspringen und ihren Bruder zu würgen, der allem Anschein nach den Ernst der Lage nicht begriff. Enrico blickte sie jedoch nur verwundert an, legte den Kopf schief und meinte: „Sag mal, ist irgendetwas mit dir?“

„Gaaaaaah!“, schrie Lina und sprang zornig auf, während sie mit bebendem Zeigefinger auf ihren Bruder deutete. Dieser erstarrte augenblicklich, blickte sie verwirrt und zweifelnd zugleich an, während er einen Schritt zurück tat. „Ähm... ich geh mal kurz runter in die Kantine...“, murmelte er, während er sich verkrümelte.

Lina blickte ihm gereizt hinterher, ließ sich auf die Bank zurückplumpsen und verschränkte missmutig ihre Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, gegen die Wand. Pah!
 

Enrico hatte seine Hände in den Hosentaschen verstaut und ging leichtfüßig mit einem Lächeln auf den Lippen an den zahlreichen Umkleideräumen der Beyblade-Arena vorbei, in Richtung Kantine. Den Ärger mit seiner kleinen Schwester hatte er schon wieder verdrängt. Er wusste, dass sie den Stress anders bewältigte als er und dass sie sowieso aus unerklärlichen Gründen Tendenzen hatte, ein wenig abweisend auf seine Aufmunterungsversuche zu reagieren. Insofern hatte es sowieso keinen Sinn, weiter darüber nachzudenken.

Stattdessen war es weitaus interessanter, nach einem Zeitvertreib Ausschau zu halten, der ihm die Zeit bis zum Kampf gegen Lina verkürzen würde. Und in der Tat erblickte er, als er durch die große Tür des relativ großen Speisesaals trat, sofort sein Opfer: Den schottischen Beyblader Jonathan McGregor, der gelangweilt und mit genervtem Blick, seinen Kopf auf seine Hand gestützt, an einem der Tische saß. Er hatte schon viel über den Hitzkopf gehört und umso mehr reizte es ihn, auszutesten, wie aufbrausend der Junge war. Und mit Sicherheit würde es von Vorteil sein, die charakterlichen Schwächen seines Gegners der Halbfinalrunde zu kennen.

Nun, es mochte vielleicht nicht gerade nett sein, wenn er bereits jetzt von seinem Sieg gegen seine Schwester ausging, auf der anderen Seite zweifelte er stark daran, dass er gegen sie verlieren würde. Also musste sie wohl oder übel die Verliererin der Runde sein.

Nichtsdestotrotz trat er mit flinken Schritten und einem fröhlich-frechem Grinsen auf Johnny zu, der ihn böse fixierte, als er blonde Italiener vor seinem Tisch stehen und sich auf einen der freien Stühle fallen ließ: „Ciao!“ Der Angesprochene verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ja, genau, Tschüss. Verzieh dich!“

Auch wenn Johnny sich nach außen immer sehr selbstsicher gab, so musste er gestehen, dass ihm die Unterhaltung zwischen Sophie und Oliver nicht aus dem Kopf ging. Das machte ihn wütend. Bisher hatte er nie Zweifel daran gehabt, dass er sich den Weltmeistertitel holen würde, aber die Tatsache, dass die beiden so abfällig über seine Fähigkeiten als Beyblader gesprochen hatten, verunsicherte ihn. Sehr sogar.

Und ein gesprächiger Italiener machte die ganze Angelegenheit weder besser noch schöner. Eher sogar das Gegenteil. Er schnaubte, um seinen Unmut auszudrücken, als sein Gegenüber keinerlei Anstalten machte zu gehen, und fragte sich schlagartig, wie jemand nur so aufdringlich sein konnte.

„Du bist doch Jonathan McGregor, nicht wahr?“, meinte Enrico und sein italienischer Akzent war deutlich zu vernehmen. Wenn Johnny sich nicht irrte, dann war dieser Kerl der Bruder von dem Mädchen, das ihn am vorigen Tag völlig grundlos als ‚Karottenkopf’ bezeichnet hatte. Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken los zu werden und wieder an etwas anderes zu denken, da holte ihn die Stimme des jungen Italieners schlagartig wieder in die Realität zurück. „Ach, du bist nicht Johnny McGregor, der Gladiator von Glasgow?!“, fragte er erstaunt.

Johnny stöhnte genervt auf. „Doch, der bin ich.“

„Aber gerade hast du doch den Kopf geschüttelt und-...“

„Ich habe nicht den Kopf geschüttelt.“

„Doch, ich habe es genau gesehen!“

„Ich war in Gedanken und habe-...“

„Also hast du doch deinen Kopf geschüttelt!“

Der Schotte verengte seine Augen zu Schlitzen und stierte sein Gegenüber bedrohlich an. „Nein, habe ich nicht!“

„Aber eben hast du es doch zugegeben...“

„Habe ich nicht!“, fuhr Johnny Enrico an und erhob sich von seinem Platz, „Und jetzt lass mich in Ruhe!“

Als er sich in Richtung Ausgang begab, musste er zu seiner Enttäuschung jedoch feststellen, dass ihn der Italiener verfolgte. Na klasse! Das konnte ja heiter werden... Doch wie hieß es so schön? Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Er fuhr augenblicklich herum und deutete drohend mit seinem Zeigefinger auf Enrico. „Was willst du denn noch von mir?!“

Sein Gegenüber setzte plötzlich ein ziemlich debiles Grinsen auf und meinte: „Komm, lass uns Freunde sein!“, was Johnny dazu veranlasste, ihn im ersten Moment sprachlos anzublicken, dann vor Wut rot anzulaufen. „Zisch ab, verdammt noch einmal!!“ „Ach bitte!“, lächelte Enrico und eilte ihm hinterher, als er fast fluchtartig den Raum verließ, „Nur für ein paar Stunden, ja?“

„NEIN!“

Und die Tür fiel hinter den beiden zu.

Mit skeptischem Geschichtsausdruck blickte der deutsche Beyblader Robert den Beiden hinterher und schüttelte nur fassungslos den Kopf. Zumindest diese beiden Kinder stellten vermutlich keine ernsthafte Konkurrenz für ihn dar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Destinysoul
2014-06-12T14:33:44+00:00 12.06.2014 16:33
Enrique kann so nervig sein XD Ich liebe diesen bekloppten Kerl dafür und auch wie er hier dargestellt wird. Lina tut mir hier wirklich leid sich damit auseinander setzen zu müssen, er kann so unsensible sein! Und oh weia....da sind wir bei johhny und enrique, ohne papa robert... das kann nicht gut gehen.
Allerdings frag ich mich gerade, warum Johnny vom Weltmeistertitel träumt, wenn es gerade eine EM ist? Ist das ein tippfehler oder denkt er schon weiter?

Das Gespräch zum Schluss ist herrlich, aber Enrique ist so furchtbar nervig, in diesem Kapitel hat er sich mal wieder selbst übertroffen. da fehlen wirklich nur noch kleidchen und die blumenhaarspangen in den haaren und die zahnspangen und freundebücher...oje, böses Kopfkino...

Zum Schreibstil: Schön zu lesen, wie man es auch nicht anders kennt. :)

Beyblade-Rekommentar
Von:  KradNibeid
2012-01-03T11:55:26+00:00 03.01.2012 12:55
Ich habe bei der Szene mit Johnny und Enrico immer zwei kleine Mädchen im Kopf, die beschließen, 'Freunde' zu sein, bis die eine der anderen an den Haaren zieht und dann heulen beide und sind keine Freunde mehr, bis sie es dann fünf Minuten später wieder sind - bis auf dass Enrico die Reihenfolge etwas verdreht hat. ;)

Aber ich finde Enrico so herrlich nervig. Die anderen könnten einem richtig Leid tun bei dem Verhalten.


Was ich auch sehr gut gelungen finde ist Linas Wutausbruch - einfach unfähig, klar zu artikulieren ein einfaches "Gnaaaaaaah!". Herrlich!

Ich mag das Kapitel wirklich sehr, sehr gerne.

...Ich hätte ja für die Kommikette gerne das neueste kommentiert, aber aus naheliegenden Gründen habe ich das lieber sein lassen. ;)
Von:  Zaekka
2011-02-04T18:52:40+00:00 04.02.2011 19:52
Enrico hat wirklich ein Talent dafür, sich unbeliebt zu machen. xD
Die Szene mit ihm und Johnny war einfach nur herrlich.
E: "Lass uns Freunde sein!" :D
J: "WTH?! Nein!" o.ô
E: "Komm schon, bitte!" :´D
J: "Nein! Hau ab!" ò.ó
E: D`:
Ich kanns mir so gut vorstellen. xD


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