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Changing Hearts

von

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Womanizer, Baby!

Alternativer Titel: Ein Womanizer wider Willen und ein Möchtegern!
 

Hörbuch: http://www.youtube.com/watch?v=8CZhcFd4fDA&feature=feedu
 

Kleiner Musiktipp: http://www.youtube.com/watch?v=BFW3uoyddGU

Ich liebe dieses Stück und hab's beim Schreiben immer und immer wieder gehört!^^
 

Anmerkung am Rande: Bei den Örtlichkeiten denke ich in etwa an den Ball bei Mr. Bingley aus dem Film Stolz und Vorurteil (mit Keira Knightley), nur dass es hier eben einen größeren Ballsaal gibt. Aber ungefähr so voll soll es sein und es ist gemischtes Volk anwesend, nicht nur der oberste Kreis der Gesellschaft!

Außerdem hatte ich bei Ciels Beinbekleidung dieses Bild im Kopf: http://muse33.deviantart.com/art/Kuroshitsuji-Gunpoint-105309852?q=sort%3Atime+favby%3AAngelinaCullen&qo=2
 

Viel Spaß!
 

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"...Und Sie werden es nicht glauben, da hat er mir doch tatsächlich in den Ausschnitt geschaut! Aber der Bursche sieht auch gut aus... hach, wenn er nicht mein Diener wäre..."

Die blonde Frau seufzte und ihre Begleiterinnen, mit denen sie an einem Tisch saß, kicherten und hielten sich geziert die Hand vor den Mund. Dabei warfen sie sich amüsierte Blicke zu.

Ciel stand nun schon seit einer ganzen Weile an einer Säule und beobachtete die fünf Damen unauffällig bei ihrer Unterhaltung. Er studierte ihr Verhalten, sah, wie sie sich kokettierten, die Haare zurück warfen und ihre Wimpern klimpern ließen. Schon nach wenigen Minuten hatte Ciel bemerkt, dass er bei weitem nicht der Einzige war, dessen Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wurde. Keiner der Männer, die sich in ihrer Nähe aufhielten, konnte seine Augen von ihnen abwenden. Nach objektiven Maßstäben musste man sie als hübsch bezeichnen, sie waren schlank, trugen elegante Kleidung und den teuersten Schmuck. Und sie schienen die allgemeine Bewunderung sehr zu genießen.

Ciel hatte genug gesehen und wandte sich ab, suchte weiter. Er konnte es natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber er verließ sich auf sein Gespür. Und bisher hatte er bei keiner der anwesenden Damen an eine Mörderin gedacht. Vielleicht war er auch zu naiv.

Ach, verdammt! Ich hätte das doch Sebastian überlassen sollen! Aber jetzt kann ich unmöglich einen Rückzieher machen. Wo ist der Kerl überhaupt?

Nach ein paar weiteren Schritten durch den großen überfüllten Ballsaal erblickte er den Butler, der umgeben von einer Traube von Frauen an einem Fenster stand. Seinen rechten Arm stützte er lässig auf einen Stehtisch und war gerade dabei, mit der anderen Hand die darauf stehenden Sektgläser an die Damen zu verteilen. Jeder einzelnen schenkte er ein charmantes Lächeln.

Halb verdeckt von einer großen Stechpalme beobachtete Ciel, wie sich eine der Damen, eine besonders hübsche Brünette in einem langen weißen Kleid, aus der Menge herausschälte, so dass er sich ihr allein widmen musste. Ciel musste schmunzeln, als er sah, was für Blicke sie dafür von ihren Konkurrentinnen erntete. Einige waren bewundernd, andere neidvoll. Vereinzelt war der Ärger im ganzen Gesicht lesbar. Doch sie hatten sich alle schnell wieder unter Kontrolle und lauschten verzückt jedem einzelnen Wort, das aus Sebastians Munde kam.

Auch Ciel schenkte ihm nun wieder seine ganze Aufmerksamkeit - vielleicht konnte er sich etwas bei ihm abschauen.

Der schwarzhaarige Mann tat gar nicht viel, bewegte nur selten seine Lippen. Das Gesicht hielt er stets etwas gesenkt, während die Augen ernsthaft und kühl sein Gegenüber musterten. Er ließ die Frau vor sich reden, was sie auch voll auszunutzen wusste. Sie kicherte und warf ihm glühende Blicke zu, die er gekonnt ignorierte. Seine Gleichgültigkeit schien sie nicht zu stören, sondern viel mehr anzuspornen. Wagemutig ließ sie schließlich ihre freie Hand über die Brust des Dämons gleiten. Ruhig lächelte er sie an und schob ihre Hand sanft von sich. Eine eindeutige Geste, die besagte: Bitte noch keine Tuchfühlung, aber ich will Sie auch nicht verschrecken.

Er hatte es tatsächlich raus, schien ganz genau zu wissen, wie er mit diesen Verehrerinnen umgehen musste. Ciel kam nicht umhin zu bemerken, dass er ihn dafür bewunderte. Er selbst hatte noch keine Dame ansprechen können, weil er immer kurz davor Angst bekam. Er wusste einfach nicht, worüber er sich mit ihnen unterhalten sollte.

'Guten Abend, meine Name ist Phantomhive - ja, richtig, der Graf Phantomhive, der mit der Spielzeugfirma. Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, ob sie zufällig einen Groll gegen das männliche Geschlecht hegen und sadistische Neigungen haben. Nein? Und Sie kennen auch niemanden, auf den diese Beschreibung zutrifft? Zu schade, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend!'

Schön, wenn es so einfach wäre.

Unverwandt blickte er Sebastian an und meinte, ein kleines Zwicken in seiner Magengegend zu spüren. Übertrieb der Dämon es mit seinem süffisanten Lächeln nicht ein wenig? Wenn das so weiter ging, würde er die anhängliche Brünette nicht mehr los werden. Dieser Gedanke gefiel Ciel gar nicht.

Plötzlich blickte Sebastian über die Köpfe der Damen hinweg geradewegs zu der Palme, hinter der Ciel stand, und grinste breit. Ertappt duckte Ciel sich und lief in die entgegengesetzte Richtung davon. Doch schon an der nächsten Ecke musste er wieder abtauchen, als er ein Stück entfernt vertraute Gesichter sah. Zwar gab es in diesem Ballsaal nur wenige, die ihn kannten, aber er wollte verhindern, dass sich seine Anwesenheit herumsprach. Also vermied er diese Begegnungen, was in dem sehr vollen Raum zum Glück nicht allzu schwer war.
 

Elizabeth hatte ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt und sich für den Ball ihres Großonkels besonders schön gemacht. Ihr langen blonden Locken trug sie zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, aus dem ein paar seidige Strähnen in ihren Nacken fielen. Ihr Körper war in ein dunkelrotes ausladendes Samtkleid gehüllt, das mit vielen Rüschen und Schleifen verziert war. Vervollständigt wurde ihr Aussehen durch prachtvolle Armreifen und einem Geschmeide aus Gold um ihren Hals.

Die junge Lady fühlte sich sehr erwachsen und schritt hocherhobenen Hauptes durch den Ballsaal. Die Blicke der Männer genoss sie sehr, und so drehte sie mit Absicht noch eine weitere Runde durch den Saal, wobei sie versuchte, besonders graziös zu schreiten.

Plötzlich sah sie vor sich eine vertraute Gestalt, mittelgroß, schlank, dunkles Haar...

"Ciel!", rief sie laut und rannte sehr undamenhaft auf ihren Verlobten zu, der sich in ihre Richtung drehte, nachdem er die vertraute Stimme gehört hatte.

Kurz sah sie in seinem Auge etwas aufblitzen, was sie nicht so recht deuten konnte. War es Ärger? Sorge, Bestürzung? Doch schon war alles beim Alten und sein Blick hatte wieder einen kalten Riegel vorgeschoben.

Sie wollte sich in seine Arme werfen, blieb aber mit dem Schuh am Saum ihres Kleides hängen und stolperte ihm entgegen, was sie beide beinahe umwarf. Unbeholfen versuchten sie ihr Gleichgewicht zu halten und standen sich schließlich etwas außer Atem gegenüber.

"Musst du immer so stürmisch sein, Lizzy?"

Na, das war eine nette Begrüßung! Elizabeth überging sie.

"Ach, Ciel, es ist wirklich schön, dich zu sehen! Wie geht es dir? Warum hast du mir denn nicht Bescheid gesagt, dass du auch kommen würdest?"

"Es war eine spontane Entscheidung", antwortete er ausdruckslos.

"Und warum bist du hier?"

Ciel sah sie schweigend an. Er schien sich nicht sicher zu sein, was er darauf antworten sollte.

Lizzy war verwirrt. Warum sagte er ihr nicht einfach, was er hier machte?

Verheimlicht er mir etwas?

Ihr Blick fiel auf seine Kleidung.

Oh mein Gott. Er hat sich richtig schick gemacht. Und diese Hose... so eng. Und die langen Strümpfe, das enganliegende Jackett. Alles zeigt viel mehr von seiner Figur, als das, was er sonst trägt!

Das Lächeln, das bis eben noch ihr Gesicht geschmückt hatte, verschwand. Wenn Ciel nicht hier war, um sie zu sehen, warum trug er solche Kleidung? Er wollte doch nicht etwa...

Ciel räusperte sich.

"Es gibt keinen besonderen Grund. Sebastian hat mir nur kürzlich nahe gelegt, mich ein bisschen mehr unter Menschen zu bewegen. Er ist wohl der Ansicht, ich würde zu viel Zeit hinter dem Schreibtisch verbringen."

Elizabeth wunderte sich.

"Seit wann hörst du auf das, was Mr. Sebastian dir sagt? Ist er übrigens auch hier?" Sie blickte suchend um sich. Da griff Ciel nach ihrem Arm.

"Ja, aber er ist gerade beschäftigt. Komm, warum gehen wir nicht zum Buffet und gönnen uns eine Kleinigkeit?"

Dem Mädchen wurde warm ums Herz und freudig hakte es sich bei seinem Verlobten unter.

"Sehr gerne, Ciel!"

Zusammen begaben sie sich an den langen schmalen Tisch, auf dem eine schier endlose Zahl an Speisen und Getränken aufgebaut war. Mehrere Bedienstete wuselten umher, um die feinen Herrschaften mit Essen zu versorgen und die Gläser aufzufüllen.

Da Elizabeth es irgendwie unangenehm war, nur schweigend neben Ciel herum zu stehen, und er auch keine Anstalten machte, daran etwas zu ändern, tat sie das, was sie immer tat, wenn sie verlegen war. Sie fing an zu plappern.

"Weißt du, Ciel, ich habe erst neulich wieder an dich gedacht! Ich hatte einen ganz eigenartigen Traum, in dem wir beide in einem Boot auf einem See trieben. Es war ein ganz schöner sonniger Tag und die Vögel zwitscherten. Aber du hast dich überhaupt nicht bewegt, du saßt da, als wärst du aus Stein. Und dann wurde alle irgendwie merkwürdig bunt und die Fische fingen an, aus dem Wasser zu hüpfen und turnten um dich herum. Das sah so lustig aus! Und dann hast du dich plötzlich in einen großen bunten Vogel verwandelt und bist weggeflogen..." Lizzy häufte wahllos irgendwelche Törtchen auf einen Teller und quasselte weiter, während Ciel mit unergründlicher Miene neben ihr stand. "Der Traum war wirklich komisch und auch gruselig. Ich hatte auf einmal Angst um dich. Auch als ich noch aufwachte." Ihr Stimme war zum Schluss leiser geworden und sie warf Ciel einen verzagten Blick zu, den dieser nicht zu bemerken schien.

"Ciel!", sagte Lizzy laut und beugte sich näher zu ihm hin.

Er zuckte kurz zusammen, sah sie direkt an und fragte: "Entschuldige bitte, was hast du gesagt?"

"Ach Ciel!", stöhnte Elizabeth entrüstet. "Mit dir kann man sich ja nicht einmal richtig unterhalten. Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?" Sorgenvoll betrachtete sie das angespannte Gesicht ihres Verlobten, der ihr kurz darauf eine Hand auf die Schulter legte.

"Es tut mir Leid, Lizzy, aber ich habe momentan keine Zeit für dich. Wir sehen uns gewiss später noch. Bitte grüß deine Eltern von mir."

Dann drehte er sich um und verschwand schnellen Schrittes in der Menge. Lizzy sah ihm mit großen Augen hinterher.

Was war denn das nun wieder gewesen? Warum konnte Ciel nicht ein einziges Mal Interesse an ihr zeigen? Es war ihm offensichtlich auch nicht aufgefallen, wie schön sie heute aussah. Wenn er ihr doch wenigstens ein Kompliment gemacht hätte.

Doch schon im nächsten Moment ärgerte Elizabeth sich über sich selbst.

Ich habe schon wieder nur Unsinn erzählt. Es gibt so viele Dinge, die ich ihn gern fragen würde, aber wenn wir uns dann sehen, bringe ich es einfach nicht über die Lippen. Kein Wunder, dass er mich nicht beachtet, wenn ich nicht mal einen ernsthaften Satz sagen kann!

Wütend stellte sie ihren Teller etwas zu schwungvoll auf dem Tisch ab, woraufhin eine Serviette zu Boden fiel. Ein Fluchen unterdrückend wollte sie sich bücken, als eine große Hand ihr zuvor kam und das Tuch aufhob.

Ihre Augen folgten der Hand nach oben, glitten über den Arm hinauf hin zu dem Gesicht eines jungen Mannes. Hellbraunes Haar kräuselte sich in leichten Locken um den Kopf, strahlend blaue Augen begegneten mit einem Lächeln ihrem Blick.

Die Hand hatte die Serviette inzwischen auf dem Tisch abgelegt und machte eine einladende Geste.

Lizzys Miene hellte sich auf und ohne zu zögern reichte sie dem Herrn in dem dunkelgrünen Anzug ihre rechte Hand.

"Guten Abend, junge Dame", sagte er mit leiser, sanfter Stimme und drückte sachte seine Lippen auf ihren Handrücken.

Leicht zitternd erwiderte Elizabeth den Gruß mit einem kleinen Knicks.

"Ihnen auch, mein Herr."

Er ließ ihr Hand los und lächelte sie an.

"Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Lord Jonathan Miller. Verraten Sie mir, wie Sie heißen, schöne Frau?"

Bis unter die Haarwurzeln errötete sie, fing sich aber schnell genug, um nicht unhöflich zu erscheinen.

"Mein Name ist Lady Elizabeth Middleford. Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lord Miller."

"Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Lady Middleford."

Er winkte einem der Diener, der sogleich mit einem Tablett voller Gläser herbei eilte.

"Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Mylady?"

"Sicher, vielen Dank!" Erfreut nahm Elizabeth das Glas entgegen.

Lord Miller nickte ihr bedeutungsvoll zu, und während er das Glas zum Mund führte, zwinkerte er ihr zu.
 

Sebastians Laune ließ sich in wenigen Worten zusammenfassen: Miserabel, genervt, finster. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, seit sich sein Herr von ihm getrennt hatte. Natürlich hatte er seinen Befehl befolgt, sich von Ciel ferngehalten und sich zu den Damen begeben. Schon nach wenigen Minuten waren sie ihm alle verfallen. Er sprach nur wenig, gab Anstöße und ließ sie dann reden. Er lenkte die Gespräche auf Männer, aber keine zeigte irgendwelche Abneigungen. Im Gegenteil, sie waren alle ganz begeistert und hielten es für eine Masche seinerseits, um sich ihre Zuneigung zu verschaffen. Als dies also nicht fruchtete, sprach er das Thema Abendveranstaltungen an. Der letzte Mord hatte am späten Abend stattgefunden und so überprüfte Sebastian unauffällig die Alibis. Aber selbstverständlich hatten sie alle eines. Eine Frau ging doch nachts nicht allein aus dem Haus!

Er ging von einer Gruppe zur nächsten, aber überall hatte man nur dieselben Antworten für ihn. Es war sehr ermüdend!

Allmählich bekam der Dämon seine Zweifel, ob es sich tatsächlich um eine Mörderin handelte. Wenn der Täter doch ein Mann war, dann wäre dieses ganze Spiel für die Katz.

Wenigstens musste er sich keine Sorgen um Ciel machen. Er hatte den Jungen hin und wieder gesehen, wie er sich hinter Säulen und Pflanzen versteckte, die Damen beobachtete, aber niemals wagte sie anzusprechen. Das war auch gut so, denn es half dem Dämon, seine Wut in Schach zu halten.

"Mr, Michaelis! Hören Sie mir zu?", quäkte eine hohe Stimme direkt vor ihm und holte ihn aus seinen Gedanken. Mit ruhiger Miene erwiderte er den schmachtenden Blick der großen Frau, die ihren nicht gerade schmalen Körper in ein viel zu enges pinkes Kleid gequetscht hatte.

Was zu viel ist, ist zu viel.

"Bitte entschuldigen Sie mich, meine Dame."

Er lächelte gezwungen, drehte sich auf dem Absatz um und floh regelrecht in Richtung Balkon. Eine Abkühlung und etwas Ruhe vor der geifernden Meute konnte er jetzt gut vertragen. Und Ciel würde ihn sicher nicht enttäuschen und weiterhin brav in der Gegend herumstehen.

Vom Balkon führte eine Treppe in den Garten hinab und von dort unten konnte er einen zarten Geruch wahrnehmen, dem er sogleich folgte.

Ich habe es ja gewusst!

Er ging in die Hocke und streckte die Hand nach dem kleinen Tier aus, das unter einem der Büsche hervorkam. Die Katze schnurrte leise und schmiegte ihren Kopf an Sebastians Finger, die hingebungsvoll den pelzigen Nacken kraulten.

"Meine schöne, liebe Freundin", murmelte der Dämon leise. "Wäre doch jedes Geschöpf auf der Welt so entzückend wie du."

Mit einem auffordernden Mauzen strich die Katze an seinem Bein entlang und genoss die streichelnden Hände.
 

Also schön... es reicht jetzt! Wenn ich nicht bald zur Tat schreite, wird das Sebastian nur einen weiteren Grund geben, sich über lustig zu machen. Was er kann, kann ich schon lange.

Ciel kippte sich den letzten Schluck seines Sektglases die Kehle hinunter und stellte es dann auf einem Tisch ab. Er holte tief Luft und fixierte sein Zielobjekt. In einer Ecke des großen Saals standen viele Sofas und Sessel, dazwischen niedrige Tische. Überall hatten sich Grüppchen gebildet. In einer Runde saßen vier Frauen zusammen, die alle schon ein wenig über den Durst getrunken hatten und sich sehr angeregt unterhielten. Immer wieder sahen sie vorbeilaufenden Männern hinterher, als hofften sie auf männliche Gesellschaft. Nun, den Gefallen würde Ciel ihnen jetzt erweisen. Er hatte sie lange beobachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass sie irgendwie... gefährlich aussahen. Sie trugen alle eher dunkle Kleidung, die etwas freizügiger war, und waren auch stärker geschminkt. Sie machten auf Ciel nicht einen ganz so vornehmen Eindruck wie der Rest der anwesenden Damen. Wenn er eine Mörderin suchte, dann fand er sie vielleicht dort vorne.

Ciel straffte sich, atmete noch einmal tief ein und ging langsam auf die Sofaecke zu. In dem Moment erhob sich eine von den Damen und verschwand in der Menge.

Wie passend!, dachte Ciel. Jetzt ist ein Platz für mich frei.

Er trat näher und machte mit einem Hüsteln auf sich aufmerksam. Drei paar Augen wandten sich ihm neugierig zu.

"Einen schönen guten Abend, die Damen." Er versuchte, seine Stimme tiefer klingen zu lassen, wusste aber nicht, ob ihm das gelang. "Darf ich mich vielleicht zu Ihnen setzen?"

Die drei tauschten belustigte Blicke aus, die Ciel verunsicherten. Hatte er was falsches gesagt?

Die schwarzhaarige Frau mit den grünen Augen klopfte auf den freien Platz neben sich.

"Sehr gerne, junger Herr, nur zu." Sie grinste anzüglich.

Ciel bewegte sich langsam, um nicht durch ein Stolpern seine Nervosität zu verraten, und setzte sich.

Die Frau mit den rothaarigen Locken und dem dunkelroten Lippenstift beugte sich seitlich von der anderen Couch zu ihm herüber.

"Mögen Sie uns nicht Ihren Namen verraten?"

Himmel, wo blieb sein Benehmen?

"Verziehen Sie, wie unhöflich von mir." Er überlegte schnell und entschied, das Gespräch gleich in die richtige Bahn zu lenken. "Aber aufgrund einer Wette mit einem guten Freund darf ich Ihnen meinen wahren Namen nicht verraten. Mein Freund behauptet, das würde mir einen ungerechten Bonus einbringen. Daher nennen Sie mich doch für heute Abend einfach Lord M."

Lord M! Ciel, du bist mal wieder wahnsinnig einfallsreich!

"Ein echter Lord?", mischte sich die Blondine daneben ein.

"Nun... ja." Ciel lächelte leicht. "Und wie darf ich Sie drei nennen?"

Die Frau neben ihm säuselte zu ihren Freundinnen: "Wie liebenswürdig von ihm. Ich wollte schon immer mal Josephine genannt werden. Ich liebe Französisch!" Die anderen kicherten.

Die Rothaarige spitzte ein wenig ihre Lippen und hauchte: "Oh ja, auch ich mag französische Namen. Wie wäre es mit Arielle? Und du, Liebste", wandte sie sich nach rechts an ihre Begleiterin, die ein Lachen hell wie ein Glöckchen ertönen ließ. "Wie heißt du?"

"Satine."

Nun kicherten alle drei.

Ciel fühlte sich sehr unwohl, er spürte die Schamesröte in seinen Wangen aufleuchten. Und war äußerst verwirrt. War das normal, dass sich die Frauen in der Öffentlichkeit so verhielten, so... aufreizend?

"Also, lieber Lord, dann erzählen Sie doch mal, was Sie hier machen", sprach ihn Josephine an.

Ciel versuchte gleichmäßig zu atmen und antwortete: "Um ehrlich zu sein, bin ich auf der Suche nach jemandem. Einer Frau."

Josephine legte ihre recht Hand auf seine Schulter und blickte ihm tief in die Augen.

"Und waren Sie schon erfolgreich?"

"I... Ich weiß nicht..." Ciel war mit der ganzen Situation definitiv überfordert, aber er wollte nicht so schnell aufgeben.

Arielle berührte ihn an der anderen Schulter.

"Können wir Ihnen vielleicht bei der Suche behilflich sein? Wie sieht sie denn aus und wie heißt sie?"

Leicht zitternd verschränkte der Junge seine Hände im Schoß.

"Das weiß ich nicht. Sie... mag die Nacht. Sie ist gerne nachts unterwegs."

Josephines Augen fingen an zu leuchten. Sie nickte.

"Ach so ist das."

Ciel war erstaunt. Wie meinte sie das?

"Ja, und sie... und sie mag das Düsteres, das Geheimnisvolle..." Er wusste nicht mehr weiter.

Oh Gott, was rede ich denn da für einen Unsinn? Die müssen mich doch für verrückt halten.

Doch Josephine beugte sich noch näher zu ihm.

"Das Geheimnisvolle also... meine Damen, ich glaube, es wird Zeit, dass wir den lieben Lord M mit jemandem bekannt machen, was meint ihr?"

Die anderen beiden nickten nur, grinsten und erhoben sich.

"Wie bitte?", fragte Ciel verwirrt und stand auch schnell auf, schwankte leicht.

Josephine nahm seinen linken, Arielle seinen rechten Arm, während Satin voraus ging.

"Kommen Sie, lieber Lord. Wir haben genau das, was sie suchen."

Viel zu zittrig und verwirrt, um sich zu sträuben, ließ er sich mitziehen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Kam das vom Alkohol?
 

Lautlos verschwand die schwarze Katze in der Dunkelheit des Gartens und Sebastians sah ihr sehnsüchtig nach. Wie gern wäre er noch länger bei ihr hier draußen geblieben. Aber es wurde Zeit, dass er nach seinem Herrn schaute, ob auch alles in Ordnung war. Und dann war es auch notwendig, die Ermittlungen voran zu treiben. Zu diesem Zweck musste er nun aber wirklich mit Ciel sprechen, denn er war der Ansicht, dass es keinen Sinn mehr hatte, mit der bisherigen Methode nach dem Täter zu suchen.

War ja ein netter Versuch, mein Herr, aber Ihr seid einfach nicht genügend an Frauen interessiert, um sie zu verführen. Ohne Leidenschaft geht das nicht.

Sebastian wollte diesen Abend endlich beenden. Er wusste nicht, wie lange er sich noch ruhig verhalten konnte, denn in sich spürte er immer stärker die Gier... das Verlangen, seinem Herrn nahe zu sein. Er hatte es die ganze Zeit mit derselben Perfektion zu unterdrücken gewusst, mit der er jeden anderen Befehl ausführte, aber langsam war er mit seiner Geduld am Ende. Er wollte mit Ciel allein sein, und zwar am besten an irgendeinem Ort, wo er ihm nicht davon laufen konnte.

Auf seinem Weg durch den Saal musste er Elizabeth ausweichen, die sich gerade sehr angeregt mit einem braunhaarigen Schönling unterhielt. Ihr wollte er jetzt ganz bestimmt nicht begegnen!

Verdammt, es wird Zeit, dass sie endlich ihre Verlobung auflösen!

Sebastians Laune sank tiefer, je länger er nach Ciel suchen musste. Wo steckte sein Herr nur? War er womöglich in Schwierigkeiten geraten?

Als er an der großen Couchecke am Ende des Saals vorbeilief, vernahm seine Nase einen dezenten Hauch von Ciels Geruch. Er folgte diesem Duft, der ihn schließlich vor eine Tür führte, deren Schild den Durchgang nur für Hausbewohner gestattete. Als ob ihn so etwas daran hindern würde, Ciel zu folgen. Aber der Dämon fragte sich doch, was zur Hölle der Junge da drin zu suchen hatte.

Unbeobachtet öffnete er die Tür, schlich hindurch und schloss sie sofort wieder. Er stand in einem langen Flur mit viele Türen auf beiden Seiten. Hinter einer dieser Türen hörte er Stimmen.

"Mein lieber Lord, was haben Sie denn?", säuselte die Stimme einer Frau.

"Sie haben mich angelogen, sie wollen mir niemanden vorstellen, hab ich Recht? Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen." Nanu? Ciels Stimme klang merkwürdig. War er betrunken?

Da sprach eine weitere Frau: "Sie wollen uns doch nicht weismachen, Sie wüssten nicht, weshalb wir Sie hierher gebracht haben. Sie sind doch auf uns zu gekommen!"

"Lassen Sie mich in Ruhe! Alle drei!"

Drei?!

Sebastian spürte das Dämonenblut in seinen Adern pochen, seine Hände ballten sich zu Fäusten und mit einem harten Schlag stieß er die Tür auf. Acht erschrockene Augen sahen ihn an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-11-26T14:41:10+00:00 26.11.2010 15:41
Ein sehr schönes Kapitel ^^ Und auch schön lang!
Hoffentlich verliebt sich Lizzy in diesen unbekannten Fremden, dann löst sich die Verlobung von selbst auf XD Und ich würde es ihr gönnen, dass die jemanden findet, der sie aufrichtig liebt ^^
So langsam muss sie ja mal einsehen, dass Ciel nicht der Richtige für sie ist.
Jaja der Gute Ciel XD Ich hab mich echt amüsiert beim Lesen. Vorallem wie er hinter der Palme stand u Sebastian beobachtet hat lol. Sehr schön ^^
Ich bin ja nur froh, dass Sebastian keiner Frau mit auf den Balkon geschleppt hat, sondern das er lieber mit der Katze geflirtet hat *gg*
Und Ciel... das MUSSTE ja passieren XD Da traut er sich endlich u gerät an solche *gg* Aber nunja, er hat ja auch sehr... seltsames Zeug geredet XD Zum Glück is ja Sebby zur Rettung gekommen ^^
Von: abgemeldet
2010-09-19T11:22:05+00:00 19.09.2010 13:22
das ist wirklich so schön lang
dieses kappi mein ich
dafür muss ich dich wirklich loben
und sebby weiß richtig wie man mit frauen umgehen muss
ich meine er lebt ja schon ein bisschen länger nich?da muss er ja sowas können...
und sebastian hat bei ciels spionageaktion ihn auch noch entdeckt
peinlich für ciel
und lizzy is türlich mit von der partie
und wird gleich von ciel abgeschoben
aber ein hübscher junge mann bringt sie wieder auf adnere gedanken
lizzy also im manga mag ich sie nicht unbedingt, also sie is einfach ein nebencharakter deswegen is sie mir ziemlich egal
aaber in deiner ff mag ich sie ganz gerne zumal du ihre gefühlswelt beschreibst und in einem kapitel nur sie auftaucht und ihre gedankengänge
deswegen kann ich sie hier in deiner ff ganz gut leiden und wünsch mir für sie eigetnlich nur alles glück der welt^^
und sebby muss türlich zu seiner beruhigung eine katze herhalten *lach*

und ciel manövriert sich ja in eine sehr angespannte lage hinein
gleich drei frauen wollen ihn an der wäsche
*hach* das leid der gutaussehenden personen
aber sebby steht ja vor der tür
der wird dich retten^^



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