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Dance with me

von

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Weshalb ich dich vermisse

1. Kapitel: Weshalb ich dich vermisse
 

Wie jeden Montagnachmittag verbrachte ich meine Zeit im Tanzstudio, indem ich mit Madame Fleur neue und alte Tanzschritte übte. Jedoch klappten sie nicht so, wie sie sollten. Ständig stolperte ich über meine eigenen Füße oder hielt den Takt nicht ein. Mit den Gedanken war ich bei Jonny, der mich sonst immer aufgefangen hatte, wenn ich fiel. Er war vor drei Tagen mit dem Zug abgefahren. Ich musste sogar weinen, als er mir zum Abschied aus dem Fenster des losfahrenden Zuges gewunken hatte. Ich vermisste ihn.

“Samantha, faire le guet!”, rief man mir zu und ich fiel unsanft zu Boden. Madame Fleur baute sich vor mir auf und schüttelte den Kopf. “Wenn du weiter so herumträumst, kannst du dir den nächsten Titel an den stecken!”, sagte sie und drehte sich wieder um, damit sie einer anderen Schülerin sagen konnte, was sie falsch machte. Ich ließ mich nach hinten fallen und schloss die Augen. Verdammt, ich hatte das Gefühl, in ein riesiges, schwarzes Loch zu fallen, dass mich mitsamt meiner verwirrten Gefühlswelt verschluckte. “Hardi!”, schrie Madame Fleur und ich schreckte zusammen. “Samantha, wenn du nicht trainieren willst, dann geh heim, aber lieg hier nicht in der Gegend rum! Seigneur, donne-moi la patience!”

“Oui, Madame!” Damit stand ich von dem hölzernen Boden des Tanzstudios auf und stellte mich dem großen Spiegel gegenüber. Ich hasste es mich anzusehen, wenn ich tanzte, oder es zumindest versuchte. Ich fand viel zu viele Fehler und sah mich selbst als einzigen, großen Fehler an. Ich seufzte lautlos und drehte mich um, nur um mich nicht mehr zu sehen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Musik. Slowfox. Swing. Ich fuhr mir durch den Haaransatz, merkte, dass ich einen strengen Zopf gebunden hatte und löste ihn schnell.

“Samantha, vite, vite!”, schrie Madame Fleur wieder und Ihre grauen Haare, die sie zu einem Dutt gebunden hatte, wippten rauf und runter. “Was nun, Samantha?” Ich schüttelte den Kopf, band die Haare wieder streng zusammen und atmete tief durch. Gut, Slowfox. Ohne Partner beinahe unmöglich, aber ich tat mein Bestes und als ich wieder auf dem Boden landete, schrie ich laut auf.

“Excusez-moi!”, sagte ich schnell, stand sofort wieder auf und verließ den großen Saal des Tanzstudios, um in den Nebenraum zu gehen. Dort hing kein Spiegel, aber die Musik war noch durch die geschlossene Tür zu hören. Ich konzentrierte mich wieder und fing von vorne an. Federschritt, Ausfallschritt und auf die Fußballen achten. Ich stolperte und fiel wieder. Ich blieb sitzen und seufzte leise auf. Dann schüttelte ich den Kopf und stand auf. Ich ging zu meiner Tasche, griff mir alles und marschierte dann aus dem Studio raus. Auf der Straße beförderte ich mein Handy zu Tage und wählte eine Nummer, die mir ins Gedächtnis gebrannt war, weil ich sie immer dann anrief, wenn ich Probleme hatte. Ich wartete geduldig, bis jemand abnahm.

“Jonathan Smith!”, erklang die dunkle Stimme meines Cousins und ich musste schmunzeln.

“Wegen dir komm ich nicht weiter, Jonny!”, schimpfte ich in den Hörer hinein und sofort hörte ich ein lautes Lachen, was mich zum leisen Seufzen brachte.

“Sammy, ich hab dir schon mal gesagt, du schaffst das!”

“Tu ich eben nicht!”, fiel ich ihm ins Wort. “Ohne dich kann ich kein Slowfox tanzen.”, jammerte ich leise. “Ich brauche dich hier! Wieso konntest du nicht wie jeder normale Mensch verweigern und stattdessen hier Zivildienst machen?”, fragte ich ihn. Jonathan schnaubte.

“Samantha, reiß dich zusammen!”, sagte er laut. “Ich will etwas machen, was meinen Vater glücklich macht. Einmal in seinem Leben Du weißt, er war total stinkig, als ich ihm das mit dem Tanzen gesagt hatte. Ich will ihn nicht verlieren!” Ich seufzte leise und setzte mich auf die Bordsteinkante.

“Wann kommst du wieder?”, fragte ich leise, um von diesem heiklen Thema abzulenken.

“Am Wochenende. Freitag Nachmittag, so gegen halb sechs.”, sagte er und im Hintergrund hörte man plötzlich lautes Lachen. Ich runzelte die Stirn.

“Komm schon, lass das Telefon fallen und mach mit!”, hörte ich es im Hintergrund und ich schnaubte leise.

“Sammy, Sorry, aber…”

“Ist schon gut!”, unterbrach ich ihn. “Mach du nur Party und vergnüg dich mit deinen neuen Freunden. Ich komm schon zu Recht.” Damit legte ich auf und steckte das Handy in die Tasche. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg zu mir nach Hause. Kurz bevor ich über die Straße ging, klingelte mein Telefon und ich zog es schnell aus der Tasche, um das Gespräch anzunehmen.

“Ja?”, fragte ich leise und sah nach links und rechts, um sicher zu gehen, dass die Straße frei war.

“Warum legst du einfach auf?”, fragte mein Gesprächspartner und ich musste schlucken. “Ich wollte nur sagen, dass ich kurz rausgehe, um dich besser zu hören. Was ist los, Sammy?”, fragte mich mein Cousin und ich blieb auf der Straße stehen.

“Tut mir Leid!”, meinte ich kleinlaut und senkte den Kopf.

“Madame Fleur hat wieder ein Mal nur rumgemeckert, habe ich recht?”, fragte er. Ich schnaubte zustimmend. “Mensch Sammy, lass dich von ihr doch nicht runterziehen. Ich weiß, dass du gut bist, wie hättest du sonst zweimalige Europameisterin werden können?” Ich verdrehte die Augen und seufzte leise.

“Mit dir an meiner Seite.”, sagte ich und zuckte erschrocken zusammen, als es neben mir hupte. Dreimal hintereinander. Verwirrt blickte ich nach rechts, wo ein blasgrüner Mercedes, E-Klasse Coupé, wenn mich nicht alles täuschte, stand und erneut hupte. Der Fahrer, ein Mann Mitte 30 mit kurzen, schwarzen Haaren, gestikulierte stark hinter dem Lenkrad. Ich blinzelte. Was war denn los?

“…mantha! Samantha! Hat es gerade bei dir gehupt?”, fragte man mich am Telefon und ich schüttelte verwirrt den Kopf. Der Fahrer des Mercedes kurbelte sein Fenster herunter und man konnte leise Flüche hören, die aus dem Wageninneren drangen.

“Ja.”, murmelte ich nur. Jetzt riss der Autofahrer die Tür auf und kam auf mich zu.

“Sind Sie noch ganz bei Trost? Sie können doch nicht einfach mitten auf der Straße stehen bleiben und darauf warten, dass Sie angefahren werden.”, meinte der Mann und ich blickte ihn nur verwirrt an. “Hören Sie mich?” Jetzt fuchtelte er mir mit seiner Hand vor den Augen herum. Von dem Auto wurde nun die Beifahrertür geöffnet und ein Junge mit halblangen, schwarzen Haaren, die ihm wild vom Kopf abstanden, stieg aus. Der Fahrer folgte meinem Blick. “Tim, ruf den Notarzt, ich glaube, das Mädchen steht unter Schock.” Ich blinzelte erneut. Schock? Weshalb?

“Samantha, verdammt, was ist bei dir los?”, schrie es aus meinem Handy und ich zuckte kurz zusammen. Ich hatte ganz vergessen, dass ich es immer noch am Ohr hielt. Der schwarzhaarige Junge kam derweilen langsam auf mich zu.

“Schock.”, stammelte ich, dann drehte sich plötzlich alles.

“Hey, alles in Ordnung mit Ihnen?”, wurde ich gefragt, diesmal von dem Jungen, der mittlerweile vor mir stand. Ich schloss die Augen, wollte, dass dieses verdammte Drehen aufhörte, aber es wurde nur Schlimmer. Also öffnete ich sie wieder und sahen zwei smaragdgrüne Augen, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. “Was ist los?”, fragte mich der Besitzer dieser Augen. Ich schüttelte den Kopf. Dann fiel ich in das Dunkel und merkte nichts mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zuckerschnute
2011-03-21T16:22:59+00:00 21.03.2011 17:22
Und wieder mal tanzen die Fragezeichen über meinem Kopf Tango! Oder in diesem Fall: Slowfox! Was für ein Tanz das auch immer sein mag. Ich kenn mich damit nicht aus und bin schon froh, dass ich weiß wie der Grundschritt des Wienerwalzers geht...
Ich weiß also nicht, wie schwer es ist ohne Partner zu tanzen, von "Ausfall"- und "Federschritten" mal ganz zu schweigen!

Und warum um alles in der Welt kippt das Mädel auf offener Straße mal eben einfach um? Vor allem da vorher keine Anzeichen für einen Schwächeanfall oder einen Schockzustand zu sehen waren?
Vielleicht bringt ja das nächste Kapitel klarheit. Apropos Kapitel: Ich hab vor heute das nächste Kapitel hochzuladen;)


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