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In Search of You

Demetri & Heidi
von

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Bloodthirst


 

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

Konfuzius
 

Volterra; 7. Juni 1969, 23:17Uhr
 

»Ich kann es einfach nicht glauben! Das ist ungerecht!«

Schweigend, zudem aufmerksam überblickte ich den Platz, dessen Grundstein schon älter als meine Wenigkeit und die meines Begleiters neben mir, welcher aufgebracht immer wieder auf und ab ging und dazu wild mit den Händen gestikulierte, war. Konnte er nicht wenigstens etwas Ruhe geben? Nun war es ohnehin nicht mehr zu ändern. Grundsätzlich widersetzte man sich den Befehlen der Meistern nicht mehr, wenn sie diese ausgesprochen hatten.

»Ich meine, warum legen sie uns, uns, auf Wache zu halten? Und dann auch noch zu so einem ungünstigen Zeitpunkt, dass wir das Festmahl verpassen. Weißt du, wann ich das letzte Mal hier Patrouille gestanden hatte? Ich zumindest kann mich nicht mehr daran erinnern, da es anscheinend weit zurückliegen muss. Wie können sie nur.«

Immer noch schweigend sah ich in die dunkle Nacht und ließ letztlich meinen Blick an dem Brunnen, welcher mitten auf dem Piazza dei priori thronte, haften. Erst als man mir die Sicht zu diesem versperrte, löste ich mich aus meiner Starre und blickte in das verärgerte Gesicht meines Freundes. Verärgert, weil... ich ihm nicht zugehört hatte?

»Du siehst es doch genauso, Demetri. Oder willst du etwa behaupten, dass du dieses eintönige Patrouillieren dem Festmahl vorziehst?«, stellte er mir sogleich direkt die Frage, dessen Antwort er eigentlich doch schon selbst kennen musste. Zu gut wusste er, was ihm da gerade entging.

Natürlich war es mir auch zuwider hier Wache zu schieben, während der Rest der Wache das Mahl, welches alljährlich zu Ehren des Geburtstages des Meister Marcus' abgehalten wurde, vertilgte. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, dass das fast apathische Oberhaupt Gefallen an diesen Geburtstagen fand, Aro jedoch schien jedes Mal aufs Neue Feuer und Flamme dafür zu sein. Seine Beweggründe blieben mir jedoch, genauso wie die Entscheidung, uns für die heutige Wache zu bestimmen, verschleiert. Meine Gedanken über die Meister schob ich allerdings sofort wieder beiseite, ich wollte keinesfalls für weitere Gedanken, die mit Sicherheit nicht positiver wurden, bestraft werden.

»Doch, es ärgert mich genauso wie dich, Felix. Vor allem, weil ich seit einer gefühlten Ewigkeit, aufgrund meiner langen Abwesenheit, nichts mehr zu mir genommen habe.«, erklärte ich ihm ruhig, zuckte dann jedoch mit den Schulten und blickte auf den Boden unter uns. »Ich bezweifle allerdings, dass wir den Befehl der Meister einfach in den Sand setzen sollten. Wir hatten eben Pech, ausgewählt zu werden. Wir können nichts dagegen unternehmen. Vielleicht wurde uns diese Gabe auch nur zugeteilt, weil die Meister so viel Vertrauen in uns haben und an diesem Tag nichts schief gehen darf«, sprach ich daraufhin im unveränderten, ruhigen Tonfall, worauf Felix erneut damit begann, zunehmend verärgert, auf und ab zu gehen.

»Wir können nichts dagegen unternehmen.«, äffte er mich nach, während er sich durch seine dunklen Haaren fuhr. »Verdammt, Demetri! Merkst du gar nicht, dass die Meister alles mit dir machen könnten?! Wie immer lässt du wieder einmal alles über dich ergehen. Wenn einer der Meister dir grundlos einen Arm ausreißen würde, würdest du selbst dann mit Sicherheit sagen, dass diese Tat berechtigt gewesen war. Hab' einmal etwas Stolz!«, warf er mir vor, worauf ich ihm einen finsteren Blick zuwarf. Da kam in Felix einmal mehr der ach so gute Freund durch.

»Das ist nicht wahr. Es ist nur meine Art auf diese Weise an die Sache heran zu gehen. Ich bin nicht der, der einen Kilometer Strecke allein mit Auf und Abgehen zurücklegt. Ferner, so etwas, wie du gerade beschrieben hast, würde ich niemals auf mir sitzenlassen, zudem weil auch ich Stolz und Ehre besitze«, erwiderte ich sichtlich gereizt. »Aber beim besten Willen. Was hat dich das zu interessieren? Sonst machst du dir doch auch keine Sorgen um mich«, fuhr ich fort, während ich Felix genau im Blick behielt. Er zeigte sich wieder einmal in seinem besten Licht, was meine Sympathie ihm gegenüber momentan nicht vergrößerte.

»Was mich das interessiert? Ich habe keine Lust, meinen besten Freund zu verlieren, nur weil sich dieser vollkommen wehrlos verbrennen lässt und dieses dann auch noch für berechtigt hielt oder einfach mit einem 'Schade, ich hatte wohl Pech.' abtut«, wie wild ging Felix auf und ab, fuhr sich dazu immer wieder durch die Haare.

»Ah, du willst mich nicht verlieren?«, wiederholte ich, verengte meine Augen und sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Ärger an. Manchmal war selbst mir mein bester Freund so ein Rätsel, wie Aro eines für mich war. »Ich nehme an, dass ich nun gerührt sein soll?«, fragte ich kühl nach. Dass Felix nun so ein Theater veranstaltete, zusätzlich zu dem brennenden Schmerz in meiner Kehle, verbesserte meine Laune nicht sonderlich. Fast schon konnte ich sagen, dass ich den Tiefpunkt meiner Stimmung erreicht hatte.

»Nein, aber vielleicht etwas dankbar sein? Dankbar, dass sich wenigstens noch einer – neben Jane – um dich schert?«, fuhr Felix fort und klang so, als sei die Reaktion, die er von mir erwartet hatte, selbstverständlich. Ich, jedoch, hielt sie für alles andere als selbstverständlich, genauso wie Felix, welcher mir durch seinen Durst alles andere als erträglich war.

Ich konnte nicht anders, als instinktiv meine Zähne zu fletschen. »Treib' es nicht zu weit, Felix«, ermahnte ich ihn leise knurrend und hielt nur mit Mühe den Drang zurück, Felix an die Kehle zu springen. Denn eines war ich mir sicher - wenn ich auch nicht wusste, wie so ein Kampf zwischen mir und Felix ausgehen würde -, am Ende fehlten uns eine Menge Gliedmaßen, nicht zuletzt die, die uns Meister Caius für unser frevelhaftes Verhalten, eigenhändig ausreißen würde. Für uns beide würde es also keinesfalls ein gutes Ende nehmen.

Zum ersten Mal ließ Felix davon ab, immer wieder die gleichen zehn Meter auf und ab zu gehen und sich dabei durch das Haar zu fahren, stattdessen blickte er mich mit belustigt und zugleich provokant lächelnd an. »Na los, greif' mich an«, er beugte sich minimal nach vorne. »Dann würde der Abend wenigstens doch noch etwas lustig werden«, murmelte er leise, wahrscheinlich bedacht darauf, dass ich es auch noch hören konnte. Das war einmal wieder eine schlaue Masche seitens Felix.

Für einen Moment lang fixierte ich Felix mit meinem Blick, solange ich mit meiner Entscheidung, ihn nun anzufallen, haderte, ehe ich mich aus meiner gebeugten Haltung löste und die Arme verschränkte. Es hatte keinen Sinn, sich von Felix provozieren zu lassen, vor allem, weil dieser genau darauf doch aus war. Ich bezweifelte, dass er masochistisch veranlagt war, besser passte die Eigenschaft selbstgefällig auf ihn. So kindisch wie ich in diesem Augenblick war, wandte ich meinen Blick von Felix ab und starrte stattdessen in die Richtung der Häuser, welche am Rand der Piazza gebaut waren.

Aus meinen Augenwinkeln nahm ich wahr, wie Felix sich wieder aufrichtete – augenscheinlich enttäuscht – und kurz darauf aufstöhnte. Ich ließ mich nicht davon beeindrucken, sondern blickte immer noch in die Nacht. Sollte er mir doch vorwerfen, was er wollte.

Die erwarteten Anschuldigungen, von wegen ich sei viel zu steif – was er mir parenthetisch jedes Mal vorwarf -, blieben jedoch aus, anstelle begann er erneut damit seine zehn Meter auf und ab zu laufen. Ich wunderte mich, dass er noch keinen Graben gefurcht hatte.

Erneut ging dies einige Minuten so, wobei ich Felix' ausgesprochen angenehmes Schweigen dafür nutzte, mich von der Auseinandersetzung zu beruhigen. Selbst die Ewigkeit war es nicht wert, nachtragend zu sein. Letztlich wandte ich mich also wieder zu Felix, welcher immer noch auf und ab ging, um – so nahm ich an – sich zu beruhigen und zeitgleich von dem Durst abzulenken.

Weitere Minuten verstrichen, als er urplötzlich stehen blieb, sich zu mir umdrehte und mich entschlossen ansah. Ich fragte mich, mit was für einer brillanten Idee er nun wieder kommen würde. Abwartend sah ich meinen Freund an.

»Wir werden uns jetzt einen kleinen Snack gönnen«, beschloss er kurzerhand. Das war einmal wieder ein toller Einfall, dachte ich sarkastisch und verdrehte meine Augen.

»Felix...«, begann ich seufzend. Fragend zog mein Freund mir gegenüber eine Augenbraue hoch. »Wir können kaum unseren Posten verlassen«, erklärte ich ihm, worauf ich natürlich sofort die befürchtete Reaktion von Felix bekam.

Dieser stöhnte – wie ich es mir gedacht hatte – auf und sah mich vorwurfsvoll an. »Werd' mal etwas lockerer, Demetri. Wir schnappen uns einfach ein paar Touristen, welche hier ihren Urlaub verbringen. Nach deren Verbleiben wird ohnehin niemandem mehr fragen.«

Scharf zog ich die Luft ein. Ich war alles andere als angetan von seinem Vorschlag. Auf der Stadt Volterra herrschte ein striktes Jagdverbot. Zumindest durften wir nicht innerhalb der Stadt jagen, obgleich wir auch des öfteren unzählige Menschen in unsere Mauern lockten. Es war eine schwierige und meistens auch langwierige Prozedur, jedoch war dies die einzige Möglichkeit – neben der, in den nächstgrößten Städten zu jagen – für uns unauffällig uns zu beköstigen. »Jagdverbot«, stieß ich letztlich knapp hervor. Ich wollte vehement verhindern, dass ich mir weiter Gedanken über eine Jagd innerorts machte, damit ich später, wenn Aro meine Gedanken las, nicht dafür bestraft werden würde. Felix schien die ganze Sache jedoch sehr gelassen zu nehmen. So eine Unbeschwertheit hätte ich manchmal auch gerne.

Dieser verdrehte nur die Augen, ehe er sich von mir abwandte und über den Platz sah. »Hätte ich mir denken können, dass du wieder spießig reagierst. Aber... umso besser, wenn du hier Stellung hältst. Dann kann ich immerhin unbesorgt auf die Jagd gehen.« Er machte einige Schritte vorwärts.

»Ich habe nur keine Lust auf eine Bestrafung.«, erwiderte ich prompt. Denn wahrlich hatte ich keine Lust, dass Felix für sein gesetzwidriges Verhalten bestraft wurde, und noch weniger, dass man mich dafür zur Rechenschaft ziehen würde, dass ich Felix nicht aufgehalten hatte. Großartig, wenn man die Dinge so betrachtete, kam ich um einen Kampf kaum herum. Felix ließ sich immerhin nicht durch einfache Worte von seiner Meinung abbringen. Und da sollte mal einer sagen, dass man jedes Problem mit Worten lösen konnte. Bei meinem besten Freund half nur das gegenteilige Mittel.

Ich konnte verstehen, dass er Durst hatte und vor allem schlecht gelaunt war, dass uns der Posten der Wache zugeteilt wurde, während der Rest der Wache ausgiebig feierte, jedoch waren das keine Gründe seinen Frust mit einer unerlaubten Tat wett zu machen.

Wie ich es befürchtet hatte, zuckte Felix nur gleichgültig mit den Schultern, ehe er nach einem »Ich werde nicht lange brauchen« in der Dunkelheit verschwand.

Fassungslos blickte in die Schwärze, in die Felix soeben eingetaucht war. Nun stand ich alleine hier und hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich mit dem Problem umgehen sollte. Felix war kurz davor unsere selbsterstellten Gesetze zu brechen. Ich konnte und wollte es nicht zulassen, selbst wenn es mein Freund war. Es würde für uns beide sicherlich kein schönes Ende geben, wenn ich hier nun nichtstuend verweilte, während Felix ein paar außerplanmäßige Touristen erlegte. Andererseits wollte ich auch nicht meinen Posten verlassen. Wenn die Meister das erfahren würde... dann Gnade, Gott. Denn gerade, wenn ein so großes Fest in unseren Mauern abgehalten wurde, musste die Wache reibungslos verlaufen.

Ich haderte nun also mit der Entscheidung, Felix zu folgen, ihn einen oder gar mehrere Menschen töten zu lassen oder so loyal wie ich war weiter Patrouille zu stehen. Unruhig scherte ich mit einem Fuß über den Boden. Wenn ich oftmals der besonnene Typ war, so überforderte mich die momentane Situation, mich zwischen meinem Freund und dem Gesetz zu entscheiden.

Ein weiteres Mal wog ich das Für und Wider ab, ehe ich mich endgültig dafür entschied, meinen Posten zu verlassen, um meinen Freund vor einer Untat zu bewahren – selbst wenn ich dafür eine körperliche Auseinandersetzung in Kauf nehmen müsste.

Ich tat ein paar Schritt nach vorne, während ich schon einmal damit begann, die Stadt gedanklich nach Felix zu durchforsten.

Hoffend, dass niemand meine Abwesenheit bemerken würde, stieß ich mich von dem Steinboden ab und lief in die Richtung, woher ich den Gedankentenor meines Freundes vernahm. Ich hatte seinen Standort auf die Schnelle noch nicht ganz ausgemacht, weswegen ich nur eine leise Ahnung besaß und indessen die Suche verfeinerte.

Letztlich fand ich seinen Gedankenton, nicht weit von dem eines unbekannten Menschen entfernt, in einer Straße, welche eher abseits des Straßennetzes der Stadt Volterra lag. Gut, im Falle eines Kampfes würde wir wenigstens nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.

Schneller trieb ich meine Beine an, außer Acht lassend, dass mich jemand sehen könnte – die Menschen würden mich ohnehin nur für eine Sinnestäuschung halten – und in der Hoffnung Felix noch zu erreichen, ehe er sich auf sein Opfer gestürzt hatte. Ich konnte uns, beziehungsweise ihn immer noch vor einer Bestrafung bewahren und sollten mir die Meister nun damit kommen, ich träge eine Mitschuld, dann könnte ich wenigstens sagen, dass ich versucht hatte Felix aufzuhalten. Von wegen ich würde alles über mich ergehen lassen. Manchmal schien selbst mein bester Freund mich nicht richtig einschätzen zu können oder er rieb mir meine negativen Eigenschaften einfach gerne unter die Nase.

Ich schob meine Gedanken über meinen Freund beiseite, als ich in der besagten Straße ankam und ihn mit dem Rücken zu mir stehend erblickte. »Felix!«, knurrte ich hörbar, während ich auf ihn zulief und gleichzeitig zu einem Sprung ansetzte. Blitzartig drückte ich mich von der Erde ab und überflog die letzten Meter einer Raubkatze ähnelnd. Leider Gottes war ich nicht schnell genug gewesen, da ich sah, wie er seine Zähne bereits in dem Hals seines Opfers versenkte.

Keinen Augenblick später stürzte ich mich jedoch schon auf ihn, riss ihn von dem Menschen und kam infolgedessen einige Meter weiter entfernt mit ihm auf dem steinigen Boden auf.

Genauso wie Felix stoß ich mich sofort kräftig vom Boden ab und sprang so auf. Instinktiv fletschte ich die Zähne und knurrte mein Gegenüber an. Bevor dieser sich wieder seinem Opfer zuwenden konnte, fiel ich ihn ein weiteres Mal an. Blitzschnell griff ich nach seiner Kehle und nagelte ihn an eine Mauer. Kurz konnte ich in das wutverzerrte Gesicht Felix' blicken, bevor ich durch einen immensen Druck an die gegenüberliegende Wand geworfen wurde. Benommen richtete ich mich wieder auf und ehe ich mich fangen konnte, war es dieses Mal ich, der an die Wand genagelt wurde ohne dass ich mit meinen Füßen den Boden berühren konnte. Unbewusst schnellten meine Hände zu Felix seiner und versuchten diese gewaltsam von meinem Hals zu lösen. Wütend funkelte ich ihn an und knurrte ein weiteres Mal. Mir konnte man in Sachen Schnelligkeit nichts vormachen, genauso wenig, wie man Felix in Sachen Stärke etwas vormachen konnte, weswegen ich ihm nun dummerweise unterlegen war.

»Mach. Das. Nie. Wieder«, knurrte Besagter mich mit jedem Wort bedrohlicher an. Instinktiv zeigte ich ihm als Reaktion darauf meine Zähne und umfasste seine Finger. Ich musste zu einer härteren Maßnahme greifen, wenn ich mich schon nicht so befreien konnte. Ich würde ihm seine verdammten Finger und letztendlich seine Hand ausreißen. Wenn ich bekanntlich etwas nicht leiden konnte waren das Momente, in denen ich haushoch unterlegen war. Was nun leider bei Felix Stärke der Fall war. Des starken Druckes wegen, den er auf meine Kehle ausübte, schaffte ich es noch nicht einmal seine Finger abzubrechen.

Eine gefühlte Ewigkeit funkelten wir uns gegenseitig an, so dass man meinen könnte, bei der Eiseskälte, die im Moment zwischen uns herrschte, fror selbst die Hölle zu. Genauso wie Felix und ich uns als Brüder liebten, konnten wir uns ebenso gut hassen – wenn meistens auch nur für eine kurze Zeitspanne.

Bevor ich Felix jedoch erneut einen vernichtenden Blick zuwerfen konnte, erregte ein gellender Schrei meine Aufmerksamkeit. In völliger Synchronität fuhren Felix und mein Kopf herum und blickten auf den Menschen, welchen Felix vorhin noch aussaugen wollte. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sich dabei um eine Frau – zweifelsohne keine Italienerin – handelte.

Dummerweise hatten wir die Frau nur durch unseren Kampf ganz außer Acht gelassen, weswegen diese jetzt die Qualen der Verbreitung des Giftes litt und sich vor Schmerzen schreiend auf dem Boden krümmte. »Großartig, Felix«, murrte ich tonlos. Das würde nun noch mehr Probleme geben, als ohnehin schon genug entstanden waren. »Wir müssen sie von hier wegschaffen«, brachte ich mühsam hervor, da ich – auch wenn ich keine Luft mehr zum Leben brauchte – sehr wohl Luft zum Sprechen benötigte und diese mir langsam ausging. Felix kam schließlich nicht auf die Idee, seinen Griff zu lockern.

Eine Weile blickte mein Freund weiterhin auf den sich verwandelnden Menschen, bevor er endlich von mir Erwünschtes tat und mich wieder auf dem Boden absetzte.

Murrend rieb ich mir die Kehle und warf ihm einen zusätzlich bösen Blick zu. Er hatte uns einmal mehr in die Misere hineingeritten. Erfolgreich.

Um jedoch weitaus Schlimmeres zu verhindern – zum Beispiel, dass die Menschen auf uns aufmerksam wurden -, ging ich auf die Frau zu, beugte mich zu ihr hinunter und begutachtete sie. Es hätte keinen Sinn mehr, das Gift aus ihr auszusaugen oder sie zu töten. Die Verwandlung war im vollen Gange. Merkwürdigerweise war es mir zudem zuwider diese Frau nun zu töten. Ich wusste nicht warum, sondern nur, dass es so war.

Flüchtig drehte ich mich zu meinem Freund um, welcher immer noch regungslos auf die Frau starrte. Sehnlichst wünschte ich ihm ein schlechtes Gewissen. Er sollte wissen, was für eine sinnlose und vor allem dumme Tat er schon wieder begangen hatte.

Ich beließ es jedoch bei einem wortlosen Blickwechsel, ehe ich mich erneut der sich windenden Frau zuwandte, sie von der Erde aufhob und ohne Umschweife in Richtung des Anwesen der Volturi lief.

Ich wusste nicht, ob Felix mir folgte. Ich vernahm nur noch mein hastiges Auftreten auf dem harten Stein, die Schreie der Frau und nicht zuletzt das sich verwandelnde Herz.
 

Übersetzung der Kapitelüberschrift: Blutdurst

Awakening

Seufzend strich ich mir über das schwarze Haar, während ich weiterhin die junge Frau im Auge behielt. Es war alles andere als leicht hier in dem Raum bei der Geräuschkulisse nicht verrückt zu werden, vor allem, da ich gerade so ein exzellentes Gehör besaß. Mittlerweile war der dritte Tag ihrer Verwandlung angebrochen und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sich diese endlich abschließen würde. Nicht nur, weil ihre Schreie zunehmend an der Standhaftigkeit meines Verstandes kratzten, sondern auch, da mir die Frau langsam leid tat. Es war nicht so, dass ich Mitleid für die Menschen oder auch neugeborenen Vampire empfand - nein, sie waren allesamt gleich, unbrauchbar -, jedoch war sie der Mensch, dessen Schreie in meinen Ohren ich mit Abstand als die qualvollsten einstufte. Öfters hatte sie zwischen ihren Schreien darum gebettelt – natürlich ebenfalls schreiend -, dass jemand das Brennen beenden solle und wenn es gar sein musste, sie tötete. Ferner hatte ich natürlich mit dem Gedanken gespielt, der Frau einfach das Genick zu brechen, jedoch wären die Meister sicherlich mit meiner Entscheidung alles andere als zufrieden. Ich wollte nicht noch einmal in der Hinsicht ihr Aufsehen erregen.

Bei dem Gedanken an die Meister, kam mir natürlich auch sofort wieder die Erinnerung von vor drei Tagen zurück. Es war damals natürlich alles so gekommen, wie ich es erwartet hatte.

Nachdem ich die junge Frau auf mein Gemach gebracht hatte, damit sie sich dort verwandeln durfte – ich wollte nicht in ein Gemach hineinplatzen, welches schon bewohnt war, weswegen ich meines für diesen Moment zur Verfügung stellte -, hatte ich mich zügig auf die Suche nach Felix gemacht, welchen ich glücklicherweise sofort in dem Gang zu meinem Gemach antraf.

Nachdem ich mir die Rechtfertigung seiner Tat, welche er für vollkommen verständlich hielt, anhören musste und es schließlich mit einem Nicken, als Zeichen, ich hätte ihn verstanden, abtat, machten wir uns jedoch unverzüglich in Richtung des Thronsaals auf, um den Meistern von dem kleinen Malheur zu berichten. Zwar hatten wir gewusst, dass das Fest noch in vollem Gange sein musste, andererseits hatten wir es vermeiden wollten, dass es später hieß – wenn wir nicht sofort den Meister davon berichtet hätten – wir hätten diesen etwas verheimlichen wollen. Und genau dies war das Letzte gewesen, was ich mir wünschen würde.

Letztlich waren wir in den kreisrunden Saal eingetreten und darauf unscheinbar – was allerdings bei einer Horde aufmerksamer Vampire schier unmöglich gewesen war – vor die Meister getreten, um ihnen den Bericht zu erstatten.

Keinen Augenblick später, nachdem wir eher ungewollt die ganze Aufmerksamkeit aller Anwesenden im Saal auf uns gezogen hatten, hatten wir abwechselnd, zuerst Felix und dann ich, den Meistern von dem Vorfall und auch der Frau, welche in dem Moment in meinem Zimmer die wahrscheinlich schrecklichsten Schmerzen ihres Lebens erleiden musste, berichtet.

Wie es so oft der Fall war, war auch damals die Reaktion der Meister absehbar gewesen.

Während Aro es durch eine einfache Berührung bevorzugt hatte, zu erfahren, wie es genau zu dem kleinen Unfall gekommen und letztendlich geschehen war, hatte der andere schwarzhaarige Meister uns stumm gemustert und dann seinen Blick wieder abgewandt. Wahrscheinlich war auch mustern der falsche Ausdruck gewesen; er hatte förmlich durch uns hindurch gesehen. Weder hatte es ihn interessiert, dass wir das Fest gestört hatten, was zu seinen Ehren abgehalten worden war, noch hatte es den Anschein gehabt, dass er sich überhaupt dafür interessiert hatte, dass etwas nicht alltägliches in diesem Moment geschah.

Natürlich war Caius einmal mehr das komplette Gegenteil zu seinen sich eher ruhig und verständnisvoll verhaltenden Brüdern gewesen. Jedoch hatte man sich ernsthaft Gedanken machen müssen, ob den Meistern von dem Vorfall zu berichten die richtige Entscheidung gewesen war und man diese nicht vielleicht nun mit seinem untoten Leben bezahlen musste.

Wutentbrannt war der weißhaarige Meister von seinem Thron aufgesprungen und hatte uns je eine demütigende Ohrfeige verpasst, ehe er mit einer Wuttirade heftig auf uns einredete.

Was erlaubten wir uns eigentlich, dass wir uns zum Einen einfach von unserem Posten entfernten – ich hatte zu Felix geblickt; ja, es war seine Schuld –, zum Anderen wäre es eine Unverschämtheit von uns gewesen, sich einfach in der Stadt zu verköstigen, wo doch ein striktes Jagdverbot herrschte – abermals hatte ich einen mehrdeutigen Blick zu Felix geworfen. Ich hatte immerhin nichts getan.

Die ganze Geheimhaltung unserer Existenz war aufgrund uns minderbemittelten, geistlich begrenzten Narren gefährdet gewesen – so Caius' Wortlaut.

Ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Zum Teil konnte ich froh darüber gewesen sein, dass Caius nicht Jane benutzt hatte, um uns für unser frevelhaftes Verhalten zu bestrafen, zum anderen Teil wusste ich jedoch nicht, ob ich in dem Moment Janes Gabe nicht doch der Demütigung vor der gesamten Wache vorgezogen hätte.

So schnell der Gedanke gekommen war, hatte ich ihn allerdings auch wieder beiseite geschoben und hatte mich weiterhin still und demütig verhalten. Keinen Zentimeter hatte ich mich geregt; noch nicht einmal geatmet hatte ich, während Caius uns immer wieder aufs Neue eigenhändig die Regeln und unsere Freveltaten aufzählte. Ich hatte es nicht gewagt, mich zu bewegen, da ich seinen Zorn nicht noch weiter auf mich ziehen wollte.

Vielleicht hatte Felix mit seinen Worten recht gehabt, ich nahm alles so hin, wie es gerade geschah, jedoch war es genau in solchen Momenten am Besten, sich nicht gegen die Meister aufzulehnen. Besonders nicht gegen Meister Caius, welcher mit einer tickenden Zeitbombe zu vergleichen war.

Nachdem schließlich aber auch dieser nach seiner Wuttirade wieder zur Ruhe gekommen war – eher hatte Aro die ganze Sache frühzeitig beendet, damit die Situation nicht noch eskalierte, wofür ich ihm auch zutiefst dankbar war – hatte der schwarzhaarige Meister noch einmal das Wort erhoben, uns ruhig erklärt, dass, wenn es noch einmal zu einem derartigen Vorfall kommen sollte, die Strafe gewiss schlimmer ausfallen würde und die Meister es dieses eine Mal nur dabei belassen würden, dass wir in den nächsten Tagen dafür zuständig waren, auf den neuen Vampir Acht zu geben und sie in ihr neues Leben einzuführen. Hätte es mein Stolz – wenn er auch nicht annähernd so übermäßig wie der Felix' war - in dem Moment nicht verhindert, hätte ich mich zu den Füßen der Meister geworfen und ihnen reumütig gedankt. Ich hatte eine weitaus schlimmere Strafe erwartet und das gerade für einen Vorfall, den ich genau genommen nicht begangen hatte.

Noch einmal war ich glimpflich davongekommen.

Letztlich hatten wir beide uns verbeugt und waren genauso schnell aus dem Thronsaal verschwunden, wie wir in ihn eingetreten waren, um so schnell wie möglich die auferlegte Strafe zu erledigen.
 

Und nun saß ich in meinem Gemach auf dem edlen Sofa, welches Meisterin Sulpicia mir vor etlichen Jahren geschenkt hatte. So wie die Meister – insbesondere Aro – manchmal die weiblichen Wachen, voran Jane, mit Geschenken für ihre Treue den Volturi gegenüber belohnten, so verschenkten auch die Meisterinnen immer mal wieder Kleinigkeiten. Dementsprechend hatte ich auch ein mit Samt überzogenes Sofa von ihr geschenkt bekommen, da Einrichtungsgegenstände wie solche im Volturi-Anwesen als rar galten und nicht zuletzt, weil die Gattin Aros und ich ein sehr gutes Verhältnis zueinander besaßen. Woran es genau lag, wusste ich selbst nicht, jedoch war Sulpicia die erste nach meiner Verwandlung gewesen, welche mich über die Grundlagen des Leben als Vampirs aufgeklärt hatte, bevor man mein Talent entdeckt hatte und mich immer öfter mit Felix und anderen Gardisten, welche mit der Zeit jedoch alle beseitigt worden waren, losschickte. Zudem war sie auch die, die mir beibrachte, zu lesen und zu schreiben, wo ich doch in meinem menschlichen Leben nie die Mittel dazu gehabt hatte. Ich verdankte der Gattin Aros eine Menge und in gewisser Weise sah ich sie manchmal auch als eine Ersatzmutter an. Ich schloss, dass es daran lag, dass man sich unmittelbar nach der Verwandlung, während man das Gefühl besaß, die Welt würde zusammenbrechen, da die Wucht der neuen Dinge im Leben einen förmlich überschwemmte, verloren und einsam fühlte und sich an die erstmögliche Person klammerte, die einem in dieser schweren Zeit zur Seite stand – und genau dafür war ich Sulpicia unendlich dankbar.

Ein nächster markerschütternder Schrei zerrte mich abermals in die Realität zurück. Sofort sah ich auf und musterte einen kurzen Moment die junge Frau, deren Zustand sich immer noch nicht gebessert hatte, ehe ich meinen Blick auf die Uhr richtete. Felix müsste schon längst wieder von seiner Jagd - angenommen er war nicht doch dabei, durch eine Verlängerung seines Jagdzuges, sich der Strafe zu entziehen - zurückgekehrt sein. Immerhin hatten wir deutlich vereinbart, dass wir nie länger als eine Stunde fort blieben, um uns zu verköstigen.

Leise seufzte ich und lehnte mich wieder in das Polster – sogleich vernahm ich das Aneinanderreiben der zwei Stoffe, welches für das menschliche Gehör unhörbar war. Felix hatte sich wieder einmal grandios aus der Affäre gezogen, wie so oft er es machte. Nun, wie gesagt, er konnte es bei mir ausnutzen, da er wusste, dass ich mich kaum bei ihm durchsetzen konnte. Wenn er auch mein bester Freund war, er war mit Abstand der sturste Vampir, den ich in all den Jahren kennengelernt hatte – und ich lebte schon eine halbe Ewigkeit, in der man meinte, schon alles von der Welt gesehen zu haben. Nacherzählungen Historiker wären niemals mit dem zu vergleichen, was ich erfahren und mit den eigenen Augen gesehen hatte.

Letztlich hatte ich daraus gelernt.

Die Realität war so viel grausamer als davon erzählt wurde...
 

Weitere eineinhalb Stunden und zwei Minuten; 92 Minuten; genau genommen 5520 Sekunden verstrichen, als ich – neben den immer grässlicher werdenden Schreien der Frau - Janes Gedankenton – auf Felix wartete ich schon gar nicht mehr – in unmittelbarer Nähe erfasste und diese auch keinen Moment später eintrat.

Ich blickte in Richtung der Tür und beobachtete Janes erste Reaktion; flüchtig musterte sie abfällig den sich verwandelnden Menschen, ehe sie sich einmal im Raum umsah und dann zu mir blickte.

Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich angenommen, dass das Mädchen in dem fast schwarzen Umhang vor mir ein kleines, gewöhnliches, unschuldiges Kind war. Ihr Anblick ließ in jedem sofort einen Beschützerinstinkt erwecken. Ich jedoch wusste, dass sie genau das Gegenteil zu einem gewöhnlichen, unschuldigem Mädchen war, genauso wie sie niemals einen Schutz benötigen würde.

»Aro hat mich geschickt, um nach dem Menschen und euch zu sehen«, erklang ihre helle Kinderstimme.

Natürlich war mir nicht ihr Unterton entgangen – wenn die Frau auch unaufhörlich schrie - , jedoch blieb ich vorerst ruhig, lehnte mich statt irgendwie auf sie zu reagieren zurück in das Sofa und legte einen Arm über die Rückenlehne; abwartend, was Jane noch zu verkünden hatte.

»Ehrlich gesagt, es wundert mich, dass die Verwandlung des Menschen immer noch andauert«, sie warf einen Blick zu der Frau, »und, dass ich hier nur einen von euch antreffe«, sie sah wieder zu mir. »Wenn ich mich recht entsinne, ist euch beiden diese Aufgabe auf den Menschen aufzupassen, aufgegeben worden und nicht nur dir, Demetri.«

Es war offensichtlich gewesen, dass Jane nach dem Verbleib Felix' fragte. In den letzten drei Tage hatte sie wahrhaftig eine Abneigung gegen uns entwickelt, weswegen sie nun alles daran setzte, so schien es mir, noch mehr Gesetzeswidrigkeiten unsererseits aufzudecken und diesen den Meistern mitzuteilen, so dass wir eine weitere Strafe erhielten.

Ich hielt Jane für meine Freundin, wir hatten so viele Aufträge gemeinsam erledigt, dass wir in den ganzen Jahrhunderten mehr als nur zu üblichen Arbeitskollegen geworden sind, weswegen ich nun umso empörter darüber war, dass Jane sich in den drei Tagen dermaßen verändert hatte. Andererseits musste ich eingestehen, dass ihr Verhalten verständlich war. Felix und ich hatten ihr durch unser unüberlegtes Handeln eine Mitstreiterin um Aros Gunst erschaffen. Wie sooft war es auch nun der Fall, dass sie nicht die geringste Sympathie für den Menschen und dessen Schöpfer aufbringen konnte, da Jane vielleicht gerade durch diese ihren hohen Posten in der Wache und so auch einige ihrer Privilegien einbüßen musste. Sie hasste ihre Konkurrenz.

»Wo ist Felix?«, formulierte sie ihre Frage schließlich deutlicher, womit ich sogleich meine Gedanken über sie beiseite schob.

Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, meinen Freund nun ebenfalls zu verraten. Diese Idee war wirklich zu verlockend. Ich könnte ihm so heimzahlen, dass ich nur aufgrund seiner Fehler diese Strafe erhalten hatte und dieser sich nun stillheimlich davon gemacht hatte, um mich die Wache alleine erledigen zu lassen.

Letztlich entschied ich mich jedoch gegen den Verrat. Es war erstens nicht meine Art und zudem sah ich Felix als meinen engsten Freund an, wenn er sich auch manchmal alles andere als solcher verhielt.

»Er wollte sich, bevor die Neugeborene aufwacht, noch stärken. Du weißt, dass die Meister uns erlaubt hatten am Tag maximal für eine Stunde das Anwesen zu verlassen«, erinnerte ich sie an die Regelung der Strafe, wenn ich auch zugeben musste, dass meine Notlüge recht mau klang, obgleich sie auch zur Hälfte der Wahrheit entsprach. Er war auf der Jagd, das jedoch schon seit länger als zwei Stunden.

»Sich stärken?« Skeptisch zog Jane vor mir eine Braue hoch.

Unter anderen Umständen hätte ich nun aufgelacht. Ja, es war wirklich dumm zu behaupten, Felix müsste sich in irgendeiner Weise stärken. Da hatte ich mir wieder einmal eine großartige Ausrede ausgedacht.

»Ja«, erwiderte ich letztlich trocken, wandte meinen Blick von Jane ab und sah zu der Frau, die ihren Rücken nun durchdrückte und einen weiteren gellenden Schrei ausstieß.

»Deine schlechten Lügen tangieren mich nicht, Demetri«, hörte ich Jane sagen und blickte sogleich erneut zu dieser um.

»Es ist jedoch die reinste Wahrheit«, erwiderte ich gelangweilt und versuchte dabei so gelassen zu klingen wie es möglich war.

»Du konntest noch nie lügen, Demetri«, süffisant lächelte sie mich an.

Instinktiv spannte ich meinen Körper an, drückte mich noch etwas weiter in die Rückenlehne und erwartete den Schmerz, welcher jedoch ausblieb. Keinen Augenblick später vernahm ich das glockenhelle Lachen Janes.

»Selbst ich wäre nicht so verbittert dir das anzutun, Demetri.«

Langsam verlor ich meine Fassung. Fest krallte ich mich in das Sofa – das Geschenk Sulpicias -, um nicht meinem Drang Jane anzuspringen nachzugeben.

Gerade noch konnte ich mich beherrschen, als sich jedoch augenblicklich die gesamte Szene veränderte und sich die Ereignisse überschlugen.

Blitzschnell wandte ich mich zur Seite. Die Schreie waren urplötzlich verstummt, der neugeborene Vampir auf dem Bett hatte sich aufgerichtet und funkelte das Erste, was dieser sehen konnte an – Jane.

Ohne groß nachzudenken drückte ich mich von dem Sofa ab und hechtete mich in Richtung der Neugeborenen um Schlimmeres zu verhindern. Diese glitt mir allerdings aus den Händen, als diese sich nach vorne beugte und sich mit einer enormen Schnelligkeit auf das kleine Mädchen stürzte – sie schien sich ihrer Fähigkeiten noch nicht bewusst.

Augenblicklich, während ich mich blitzartig zu Jane umwandte, um nach ihr zu sehen, ertönte ein weiterer gellender Schrei und ich erblickte den gerade erwachten Vampir zusammengekrümmt auf dem Boden liegend, daneben Jane amüsiert lächelnd.

»Jane«, versuchte ich sie von ihrem Tun abzulenken.

Die möglichen Folgen außer Acht lassend hatte ich mich darauf unverzüglich über den Körper der sich windenden Frau gebeugt und sie zusätzlich auf den Boden genagelt.

»Ich glaube, das reicht. Sie hat genug Schmerzen gespürt«, redete ich ruhig weiter, die Frau schrie sich jedoch ein weiteres Mal die Seele aus dem Leib – angenommen das hatte sie nicht schon bei ihrer Verwandlung in einen Vampir getan. Und wenn ich auch nichts mehr für Menschen oder auch Neugeborene übrig hatte, ich wollte nicht, dass diese Frau noch mehr leiden musste. Müsse sie nicht mehr vor Schmerz schreien, wäre das auch für meine Ohren wohltuend.

»Es reicht, Jane«, erhob ich meine Stimme nun mit noch mehr Nachdruck. »Ich habe sie fest im Griff. Sie kann mir nicht mehr entfliehen!«

Ich spürte wie langsam die Anspannung des Körpers unter mir nachließ, hörte darauf jedoch sogleich ein erzürntes Fauchen.

»Das Biest hat es verdient. Es hat mich angegriffen.« Jedes einzelne Wort spie sie wie Säure aus. »Wenn du mit ihr fertig bist, Aro wünscht euch zu sehen«, fügte sie sichtlich gereizt hinzu, ehe ich ihre Schritt sich der Tür nähernd vernahm und sie augenblicklich aus dieser in den Gang verschwand.

Einen Moment lang verfolgte ich ihren Gedankenton, um mir auch absolut sicher sein zu können, dass Jane nicht wiederkam. Sie schien einen sehr schlechten Tag zu haben, weswegen ich ihre Geduld nicht noch weiter auf die Probe stellen wollte. Eigentlich grenzte es schon an ein Wunder, dass das kleine Mädchen sich dazu herabgelassen hatte, mir selbst von Aros Befehl zu berichten und so auch noch mit der Neugeborenen in Kontakt zu kommen.

Sogleich schob ich die Gedanken an Jane beiseite, als ich erneut zu der Frau hinunter blickte, welche ich mit einem Griff um den Hals und meinem Unterarm in ihrer Bauchgegend platzierend auf dem Boden hielt.

»Ich will keine Schmerzen mehr spüren«, ertönte zum ersten Mal leise wimmernd ihre helle Stimme.

»Keiner wird dir mehr Schmerzen zufügen«, erwiderte ich ruhig. »Wenn ich mich auf dich verlassen kann, dass du dich ruhig und angemessen verhältst.«

Augenblicklich nickte sie sachte – sie besaß immerhin keine andere Möglichkeit.
 

Übersetzung der Kapitelüberschrift: Erwachen

Manipulation

Ausgesprochen langsam – noch langsamer als ein Mensch es wahrscheinlich getan hätte - bewegte ich mich von der gerade erwachten Frau herunter, für den Fall, dass sie noch einmal auf die Idee kommen sollte, zu rebellieren. Ohne Umschweife würde ich mich wieder auf sie werfen, um sie letztlich zum Schweigen zu bringen – selbst wenn sie dabei einige ihrer Gliedmaßen verlöre. Zur Vorsicht umfasste ich jedoch weiterhin ihren Arm und brachte sie auch somit neben mir zum Stehen.

Zum ersten Mal glitt mein Blick musternd an der Neugeborenen hinunter. Ich musste gestehen, dass sie selbst für einen Vampir, welche ohnehin wie zu Fleisch gewordene Götter aussahen, äußerst reizende Attribute besaß. Angefangen bei ihrem herzförmigen Gesicht, welches von dem mahagonifarbenden Haar umrahmt war, woran selbst die roten Augen ihrer Vollkommenheit nichts abtaten, bis zu ihrem maßlos perfekten Körperbau, ihrer schmalen Taille. Fast mochte ich behaupten, dass sie der schönste Vampir war, dem ich je begegnete.

Nein, ich konnte sogar mit Sicherheit sagen, dass sie bis jetzt die begehrenswerteste Frau war, der ich je begegnet war – sicherlich etwas für Felix; aber warum auch sonst hatte er sie als sein Opfer ausgewählt? Ehe ich mich jedoch weiter darin verlor, ihr Äußerliches zu begutachten, vernahm ich einen leichten Druck an der Hand, mit der ich den Arm der Frau immer noch fest umschlossen hielt.

»Ich habe es verstanden. Du kannst mich jetzt loslassen«, ertönte ein weiteres Mal ihre helle Stimme, während sie unermüdlich an meiner Hand zerrte. Anscheinend schien sie nicht die Person zu sein, mit der man leicht umspringen konnte. Zumindest erwies sie sich schon in den ersten Minuten als störrisch. »Was hast du eigentlich mit mir gemacht und wo bin ich?!«

Zwar hatte ich nicht vor, mich von einer Neugeborenen gar unterbuttern zu lassen, jedoch musste ich eingestehen, dass sie recht gewaltsam versuchte mich gänzlich von ihr zu lösen, so dass ich sie wahrscheinlich nicht ewig festhalten konnte. Leider Gottes, ein Nachteil an der ganzen Neugeborenensache. Sie wären wesentlich stärker als die ausgewachsenen Vampire, da sie immer noch das Blut ihres menschlichen Lebens in sich besaßen.

»Wenn ich mir auch gänzlich sicher sein kann, dass du dich ruhig verhältst, werde ich dich loslassen und dir deine Fragen vielleicht beantworten«, erwiderte ich knurrend. Das Letzte, was ich mir gefallen lassen würde, wäre, mir Befehle von einem gerade einmal erwachten Vampir geben zu lassen. »Momentan scheint dies bei dir jedoch noch nicht der Fall zu sein, weswegen du meine Nähe noch etwas länger ertragen musst.« Ich funkelte sie an. »Von mir aus kann ich dich auch zu Jane bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob es sie freuen wird, wenn sie dich nach der Aktion vorhin ein weiteres Mal zu Gesicht bekommt. Wahrscheinlich wird sie noch in der Laune sein, dir erneut Schmerzen zuzufügen.«

Die Frau erwiderte ein wütendes Fauchen, gab dann aber klein bei und ließ langsam ihre Finger von mir gleiten.

Wieder einmal merkte ich, wie sehr ich diese ganze Arbeit hasste und wie sehr ich nun meinen besten Freund dafür verfluchte, dass er uns erst in diese ganze Misere hineingeritten hatte, wie ebenso, dass dieser nun unauffindbar jagen gegangen war. Wütend murmelte ich einige Worte vor mich hin, blickte immer wieder kurz zu der Frau, die mich nun wohl für verrückt halten musste, und dann wieder auf den Boden. Momentan war ich wirklich in der Laune und auch in der Lage dazu, geradewegs zu den Meistern zu gehen, um ihnen die Neugeborene zu präsentieren – ohne Felix verstand sich. Gewiss würden sie seine Abwesenheit hinterfragen, woraufhin ich diesen natürlich erklären würde, dass Felix sich seiner Pflicht – oder eher Strafe – ohne ein weiteres Wort entzogen hatte. Ich würde es ihm so für das ganze Theater hier heimzahlen.

Einen kurzen Moment wog ich das Wenn und Aber ab, ob es wirklich die richtige Entscheidung wäre, meinen Freund dermaßen zu verraten. Ich stand zwischen meiner Wut, wie ebenso meinem Prinzip immer dem Gesetz Folge zu leisten und meiner Freundschaft zu Felix. Mittlerweile war ich nicht mehr mächtig zu entscheiden, welches von den beiden Dingen mir wichtiger war. Es war, als würde mein Kopf im nächsten Moment zerspringen. Ich musste eine Entscheidung treffen – jetzt. Später würde es sonst heißen, ich sei derjenige, der die Volturi – meine Familie – verraten wollte. Letzten Endes – und dabei war es vollkommen belanglos, welche der beiden Möglichkeiten ich wählte; der Gesetzestreue oder der langjährigen Freundschaft zu Felix – würde ohnehin einer von beiden, Felix oder ich, mit dieser Entscheidung unzufrieden sein.

Ich konnte ein wütendes Fauchen nicht unterdrücken und augenblicklich spürte ich, wie die Frau zusammenzuckte. Wieder einmal hatte ich viel zu lange nachgedacht und so meine Umwelt förmlich vergessen. Jedoch was sollte ich bei einem solchen Zwiespalt anderes tun?

»Verzeih«, murmelte ich flüchtig eine Entschuldigung ohne die Frau anzublicken, ehe ich mir weiterhin Gedanken über die nächsten Stunden machte. Momentan steckte ich in einer kleinen persönlichen Krise und ich besaß nicht die Geduld, mich jetzt um den Jüngling zu kümmern. Denn ich musste mich unverzüglich für eine der beiden Seiten entscheiden – abgesehen davon, dass, wenn man es als Außenstehender betrachtete, sich die Volturi und Felix auf einer Seite befanden.

Nachdem weitere Minuten verstrichen waren, entschied ich mich letztlich für das, was ich für richtig hielt – ohne den Blick auf irgendwelche Konsequenzen und mögliche Verluste zu werfen.
 

Leise seufzte ich, als ich mich wieder völlig besann und aus meinen wirren Gedanken zurück in die Realität glitt. Ich ließ meinen Blick zu der Neugeborenen gleiten und musste im nächsten Moment feststellen, dass ich meine Gedanken vielleicht nicht ganz bei mir behalten hatte. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hielt sie mich nun gänzlich für geistesgestört. Zumindest sagte das ihr skeptischer, aber zugleich auch belustigten Blick, den ich nur funkelnd erwidern konnte.

Augenblicklich erklang wieder ihre helle Stimme – von Höflichkeit keine Spur. Aber was konnte ich auch anderes von einem vor Minuten verwandelten Vampir erwarten?

»Hast du dich endlich entschieden?«, murrte die Frau. »Dann kannst du mir jetzt nämlich auch meine Fragen beantworten.«

Ich wunderte mich lediglich, dass sie noch nicht vor Durst jammerte. Anscheinend schien sie immer noch so von ihrer neuen Umwelt überwältigt, dass sie den Schmerz nicht wahrnahm. Wie von selbst kam mir plötzliche eine Idee in den Sinn, die mich dazu verleitete, die Neugeborene böse anzugrinsen und unverzüglich dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich war nicht sadistisch, jedoch war meine Laune momentan dermaßen unterirdisch, dass ich mich an dem Leid jeder x-beliebigen Person erfreuen würde. Da nahm ich selbst gerne in Kauf, dass sie etwas jammern und nörgeln würde, wie schlimm die Schmerzen doch waren.

»Hast du denn überhaupt keinen Durst? Ich meine, deine Kehle – steht die nicht förmlich in Flammen?« Ich machte keine Anstalten den Griff um ihren Arm zu lockern, während ich sie angrinste.

Kurz meinte ich in ihrer Miene Skepsis sehen zu können, ehe sie sich blitzartig mit der freien Hand an die Kehle fuhr und wütend fauchte. Wenigstens war ihr das Brennen jetzt aufgefallen.

»Was – was – ist das?«, krächzte sie augenblicklich und rieb sich vergeblich die Kehle. Sie hustete. »Mein Hals. Er brennt.«

Das musste sie mir nicht sagen. Ich wusste, wie es sich anfühlte. Es war, als würde die eigene Kehle mit tausenden von Nadeln, Nägeln durchstochen – durchbohrt werden. Man erfuhr mit der Verwandlung in einen Vampir keine Schmerzen mehr, bis auf dieses Brennen in der Kehle – die einzige Ausnahme. Gerade derartige Schmerzen schienen einem den letzten Funken Verstand zu rauben. Das war auch der Grund, warum ich mich nun mit mehr Vorsicht in der Gegenwart der bildhübschen Frau bewegte. Sie war sichtlich aggressiv, hungrig und deswegen griffe sie mich wahrscheinlich bei der nächsten unüberlegten Handlung an, was ich nur zu sehr vermeiden wollte. Ich hatte weder Lust ihr ihre Gliedmaßen ausreißen zu müssen, noch, dass ich meine verlöre – wobei dies natürlich außen vor stand. Ich würde mich niemals von einer Neugeborenen besiegen lassen.

Prüfend beobachtete ich dennoch jegliche ihrer Bewegungen, um sie im Zweifelsfall rechtzeitig aufhalten zu können.

Immer wieder schwenkte sie - sich an die Kehle fassend - ihren Kopf hin und her wie die Menschen, die schockierende Nachrichten nicht wahrhaben wollten – sich einreden wollten, das alles nur ein simpler Albtraum oder ein bloßer Scherz sei. Es wunderte mich nicht, dass die Frau noch solche menschlichen Merkmale an sich besaß – sie roch sogar noch ein wenig nach Mensch, wobei das mitunter an ihrer Kleidung lag.

Langsam hob ich meine linke Hand, um nach dem anderen Arm der Frau zu greifen. Es war klüger, ihr gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, in einem Verlust ihrer Beherrschung Terror zu veranstalten.

»Es wird alles wieder in Ordnung kommen. Glaub mir«, versuchte ich sie ruhig zu besänftigen, wobei ich mir sicher war, dass meine Worte das gegenteilige Gefühl auslösen mussten. Niemand konnte zur Ruhe kommen, während seine Kehle in Flammen stand. Das war, als wollte man einen sündhaften Menschen zum Guten bekehren – unmöglich. Die Existenz der Menschheit war Sünde genug, da gab es nichts mehr zu bekehren, selbst wenn deren Kirche noch so viel auf sich hielt. Die Menschen waren zum Sterben, zum Untergehen verurteilt, aber ebenso wenig wollte ich behaupten, dass wir Vampire eine erfülltere Zukunft besaßen. Wir waren Monster – und dies war ebenso unwiderruflich, wie die vielen Sünden der Menschen.

Mit einem festen Griff umschloss ich den anderen Oberarm und versuchte sie zurück zum Bett zu lenken. Dies stellte sich jedoch schwerer als gedacht heraus, denn im nächsten Moment begann sie, sich zu wehren und mich wild anzufauchen.

»Lass mich gefälligst los!«, befahl sie mir fauchend – immer noch krächzend unter dem Einfluss des Durstes -, jedoch machte ich nicht die geringste Anstalt, von ihr abzulassen. Sie müsste mich noch einige Minuten ertragen, bis Felix wieder eintraf. Ja, ich hatte mich dafür entschieden, auf meinen besten Freund zu warten, obgleich es mich nicht zufrieden stimmte, dem Willen der Meister zu widerstreben.

Die Frau begann von Neuem, sich aus meinen Griffen zu befreien, indem sie sich immer stärker wehrte. Schließlich zog ich sie nah an mich heran und blickte ihr in ihre leuchtend roten Augen.

»Versuch' es erst gar nicht, denn dann muss ich dir auch keine Schmerzen zufügen. Haben wir das schon wieder vergessen?«, murmelte ich leise, verlor mit jedem Wort aber mehr den Willen, der Frau vor mir Angst einzuflößen. Ich wusste nicht, warum.

»Nimm einfach deine schmutzigen Finger von mir!«, befahl sie mir ein weiteres Mal und unerwartet trafen sich unsere Blicke. Für den Moment war es totenstill zwischen uns und wir tauschten einen intensiven Blickkontakt, ehe ich plötzlich keinen Sinn mehr darin sah, die Frau vor mir festzuhalten. Sie würde sich schon benehmen – ich vertraute ihr. Langsam glitten meine Hände ihre Arme hinab, bevor ich sie gänzlich fallen ließ und leicht lächelte.

»Du warst durstig, nicht?«, fragte ich mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Hauch war. Ihre hingegen war immer noch ein Fauchen vermischt mit dem Krächzen, dessen Urheber der Durst war. Und selbst wenn sich ihre Stimme anhörte, als würde man über Sandpapier kratzen, besaß sie etwas Bezauberndes; etwas, was einen in den Bann zog.

»Wenn man dies als Durst bezeichnet; ja.«

Sachte nickte ich und wollte mich gerade zum Gehen umwenden, um der Neugeborenen ihren Wunsch von den Augen abzulesen, als sich plötzlich die Tür zu den Gängen des Anwesens öffnete und vor meinen Augen mein langjähriger Freund Felix stand.

Schlagartig wurde mir klar, was meine Aufgabe war und wie ich meine Prioritäten gesetzt hatte, als ich Felix' fragenden und zugleich entschuldigenden Blick auf mir spürte. Ehe dieser auch nur zu einem Satz ansetzen konnte, machte ich kehrt und hielt den Frischling fest in meinem Griff. Natürlich widerstrebte ihr das und ein lautes Fauchen machte dies nur allzu klar, allerdings würde ich dieses eine Mal nicht wieder nachgeben. Ich wusste nicht, wie es passieren konnte, dass ich derartig jegliches Gespür für Richtig und Falsch verlor und so in Versuchung kam, einer Neugeborenen sämtliche Wünsche zu erfüllen. Kurz kniff ich gequält meine Augen zusammen. Das war alles nur ein schlechter Traum und im nächsten Moment würde ich wieder aufwachen und in Griechenland sein. Wie konnte ich mich nur so von einer Neugeborenen beeinflussen lassen?

Erst als ich ein Räuspern vernahm, öffnete ich erneut meine Augen und blickte zu meinem Freund hinüber, von dem dieser Laut augenscheinlich gekommen war. »Ich... bin wieder da«, bemerkte dieser zögerlich und strich sich kurz durch das dunkle Haar.

Genervt zog ich eine Grimasse. »Ja, das ist nicht zu übersehen«, erwiderte ich mit säuerlichem Unterton. Eigentlich mochte ich meinen großen Begleiter und besten Freund, in diesem Moment war er allerdings mitunter der Grund für meinen schlagartigen Stimmungsumschwung.

Felix schien sich von meinen Worten jedoch nicht beeindrucken zu lassen, als er einen weiteren Schritt auf mich und die Frau zutrat, welche ich schon fast wieder vergessen hatte. Prüfend ließ er seinen Blick an ihr heruntergleiten und ich meinte für einen kurzen Moment Zufriedenstellung in seinen Augen aufblitzen zu sehen. War er ernsthaft zufrieden darüber, dass er es geschafft hatte, ein so schönes Mädchen zu verwandeln? Schließlich blickte er wieder zu mir - ohne jegliche Emotion.

»Sie ist also verwandelt«, war die nächste – überaus schlaue - Bemerkung Felix' und erneut verdrehte ich die Augen.

»Ebenso kaum zu übersehen. Danke, dass du mich nicht noch eine Stunde warten lassen hast«, mein Sarkasmus war nicht zu überhören. Jedoch sollte ich mich nicht beschweren, immerhin hatte ich mich dafür entschieden, zu meinem Freund zu stehen. Ich war einfach zu gutmütig.

Ich vernahm ein Fauchen neben mir und blickte blitzartig wieder zu der Frau, um sie dann etwas gröber zu umfassen und somit fürs Erste zum Schweigen zu bringen.

Ich wandte mich wieder zu Felix um. Meine Wut auf ihn verrauchte langsam, denn ich meinte wirklich zu spüren, dass er Reue zeigte. Jedoch konnte dies genauso gut wieder eine Einbildung sein – immerhin schien mein Verstand momentan immer noch leicht vernebelt. »Allerdings war Jane bereits hier. Ich wollte ein gutes Wort für dich einlegen, jedoch glaube ich, dass Jane mir meine Notlügen nicht abgekauft hat. Für dich sieht es eher bescheiden aus, Felix.«

Noch einmal fuhr er sich durch sein Haar und blickte wieder zu der Neugeborenen und letztlich nachdenklich auf den Boden - eigentlich eine Charaktereigenschaft, die nicht sonderlich typisch für ihn war. Nichtsdestotrotz sah es für ihn wahrlich nicht rosig aus. Aber so wie ich nun einmal war, hatte ich ihm schon einmal weiteren Ärger erspart, indem ich ihn den Meistern vorgezogen hatte. Als er jedoch nichts Weiteres zu bemerken zu haben schien, ergriff ich wieder das Wort. Verlören wir noch mehr Zeit, würde nicht nur unsere Neugeborene unruhig werden.

»Wir sollten sie nun wirklich den Meistern vorführen.«

Ich erhielt keine Antwort. Weder von Felix, noch von der Frau – nun, von ihr erwartete ich eigentlich auch keine Antwort.

»Wenn das so ist, werde ich, für meinen Teil, nun allerdings zu den Meistern gehen«, warf ich nach weiteren Sekunden des Schweigens in den Raum, ehe ich mich langsam zur Tür bewegte und die Frau hinter mich herzog. Es wunderte mich nicht, dass es ihr widerstrebte, so harsch behandelt zu werden, daran müsste sie sich in Zukunft aber wohl gewöhnen müssen. Der Stellenwert Neugeborener war in der Familie der Volturi niedrig. Es sei denn man besaß eine Gabe – was bei dieser Frau anscheinend der Fall war. Und dennoch wollte ich den Meistern die Wahl lassen, ob sie zu etwas taugte oder nicht. Schlecht sah sie zumindest nicht aus.

Beiläufig vernahm ich, wie auch Felix uns aus meinem Gemach durch die Gänge folgte. Selbst für ihn war es ungewöhnlich, so lange seine Taten zu bereuen, dennoch sprach ich kein weiteres Wort mehr mit ihm. Es hatte sich für seine eigene Torheit selbst zu verantworten.
 

Keine ganze Minute später erreichten wir schließlich die prachtvoll verzierten Türen des Thronsaals – ich hatte meiner Gabe zu verdanken, zu wissen, dass sich die Meister innerhalb befanden –, ehe ich kurz vor der Tür innehielt und noch einmal zu Felix blickte. Ich wollte mich vergewissern, dass er auch noch immer hinter uns war.

Instinktiv warf ich ihm einen kühlen Blick zu, bevor ich die Türen des kreisrunden Saals öffnete. Ich hoffte, dass ich die ganze Prozedur schnell hinter mich bringen konnte, um so meine Ruhe wieder zu erhalten. Ich wollte mich nicht noch länger mit der Frau auseinandersetzen müssen.

Zuerst einmal präsentierte ich den Oberhäupter unserer Familie allerdings ihr neustes Mitglied.
 

Übersetzung der Kapitelüberschrift: Manipulation

Aro

Wie ich es erwartet hatte, sprang Aro sogleich von seinem Thron auf, als ich, mit der Neugeborenen an der Hand und Felix hinter mir, den kreisrunden, reichlich verzierten Saal betrat. Ich wusste lediglich, dass dieser schon lange vor meiner Geburt erbaut worden war und hatte mich infolgedessen schon öfters gewundert, dass dieser trotz der vielen Jahren noch in einem so guten Zustand war. Die antiken Säulen, die sich an den Wänden des Saals erstreckten und das Grundgerüst der kreisrunden Kuppel hielten, ergänzten mit dem hellen Grünton des Marmors perfekt die Bodenplatten, welche ebenfalls in einem seichten Beige gehalten waren. Meiner Meinung nach verkörperte es ein wenig die griechische Hochkultur – der wunderbare Sinn für Ästhetik –, allerdings mochte man mich auch eines Besseren belehren. Ich war mir auf dem Gebiet jeglicher Architekturen innerhalb des Anwesens nicht ganz sicher und ebenso wenig hatte ich einmal genauer nachgefragt.

Letztlich wandte ich meinen Fokus wieder auf die Pflichten als Gardist und während ich die Frau in die Mitte des Raumes förmlich schleifen musste, schien es so, als würde uns das mächtigste Oberhaupt entgegen schweben. Natürlich war dessen Auftreten majestätisch und der Gang edler, als es meiner jemals zu werden vermochte. Zwar sah ich den Gatten Sulpicias nicht auf die Weise wie sie – als eine Art Elternteil – an und dennoch besaß ich mehr als nur Ehrfurcht und Respekt vor dem schwarzhaarigen Oberhaupt, welches mich damals aus den verderblichen Abgründen der Antike geholt hatte.

»Wunderbar! Nun wird mir auch endlich die Ehre zuteil, den Neuankömmling gebührenhaft in unseren Mauern begrüßen zu dürfen.« Enthusiastisch ertönte die Stimme Aros, als er die letzten Meter überbrückte und fast blitzartig nach der Hand Besagter griff.

Ich linste zu Felix, welcher keinen Meter von mir entfernt an der anderen Seite der Neugeborenen stand. Ohne dich, hätte ich dieses Problem schon ein für alle mal erledigt., kommentierte ich das Geschehen, sowie Aros Worte in meinen Gedanken. Ich hoffte, dass Aro in den Gedanken der Frau sah, welches Spiel hier gespielt wurde – dass Felix erneut der Schuldtragende war.

»Heidi! Was ein bezaubernder Name für eine ach so reizende Frau.« Ich blickte wieder zu Aro und gleichzeitig fiel mir auf, dass ich bisher gar nicht nach dem Namen der Frau gefragt hatte. Noch einmal glitt mein Blick musternd an der Neuen hinab. Heidi. Ein – meines Wissens nach – deutscher Name. Dennoch besaß sie einige Züge einer mediterranen Frau. Reizend war sie allemal – da hatte Aro recht – und trotzdem besaß ich kein weiteres Interesse an ihr. Ohnehin war sie mir jetzt schon gleichgültig – ich würde sie nach dieser Prozedur im Anwesen nie wieder sehen müssen. »Und dazu höchstwahrscheinlich auch noch begabt. Interessant.« Aros Stimme blendete ich fast komplett aus, während ich Heidi noch einmal genau musterte. Vielleicht entschied ich mich in dem Punkt, sie nie mehr wieder sehen zu wollen, doch noch einmal um.

Um die Neugeborene allerdings nicht weiterhin unverhohlen anzustarren und so womöglich das Fehlschlussfolgern Felix' auf mich zu ziehen, wandte ich mich von ihr ab und sah zu Aro, dessen Blick genau in jenem Moment ebenso auf mir lag, wie der von Heidi. Während diese mich allerdings mit einer Mischung aus Verwirrung und Angst anblickte, war in Aros milchigen Augen die Forderung nach meiner Hand zu erkennen. Es war mir von Anfang an bewusst gewesen, dass der Meister auch nach den Geschehnissen in der Perspektive einer seiner Wachen verlangte. Natürlich leistete ich diesem stummen Befehl Folge, selbst wenn mein Freund Felix auf diese Weise ein paar Verluste ertragen müsste.

Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich hatte es nicht nötig, mich in meinen Gedanken für diesen Verrat an meinem Bruder zu rechtfertigen. Er hatte sich selbst verschuldet und somit schloss ein für alle Mal mit dem Gedanken ab. Ihm mussten die Konsequenzen seines Verhalten von Anfang an bewusst gewesen sein, er wusste, dass niemand etwas vor Aro geheim halten konnte.

»Demetri.« Aros nun drängendere Stimme, die dennoch nichts an Sänfte einbüßte, erinnerte mich ein weiteres Mal an seine Forderung. Ohne zu zögern reichte ich dem mächtigsten Oberhaupt so meine Hand und wartete darauf, dass Aro diese ergriff und sich das Erlebte, wie meine Gedanken ansah. Anfangs hatte mich diese Art des einseitigen Informationsaustausch angewidert und ich hatte sie schlichtweg nicht akzeptiert; verweigert. Er sah alles – auch die Dinge, die ich niemals jemanden anvertrauen würde. Selbst Felix nicht. Jeder Mensch – wie auch Vampir – besaß Geheimnisse, die man für gewöhnlich eine ganze Existenz lang für sich behielt. Diese Option hatte Aro mir von Anfang an genommen.

Wie erwartet griff Genannter schließlich nach meiner Hand und bereicherte sich so mit meiner Flut von Gedanken. Drei ganze Sekunden waren verstrichen, als der Meister seine Augen öffnete und wieder von mir abließ. Er blickte weder mich noch Felix an, obwohl ich mir dachte, dass er wenigstens dem einst römischen Bürger einen prüfenden - wenn nicht sogar wütenden – Blick zuwarf. Hatte das etwas zu bedeuten? Für einen kurzen Moment überkam mich ein merkwürdiges Gefühl von Angst, ehe diese augenblicklich wieder abflaute. Ich strich mir über die Augenlider. Manchmal litt ich wirklich an Paranoia.

Beiläufig bemerkte ich, wie Aro sich fast in Zeitraffer zu seinen Brüdern umwandte und zurück in Richtung des Thrones schritt. Bevor er jedoch diesen erreichte, wandte er sich wieder zu uns um – die Hände ineinander gelegt – mit einem schwachen und ebenso wenig überzeugenden Lächeln auf den dünnen, papierähnlichen Lippen. Er lehnte seinen Kopf minimal zur Seite und beäugte uns einen Moment, ehe er aus voller Brust seufzte. Ich bemerkte den skeptischen Blick Heidis auf mir, nach deren Handgelenk ich mittlerweile wieder gegriffen hatte, um sie so an meine Seite zu ziehen und sie sicher bei mir zu behalten. Sie schien ebenso verwirrt wie ich und zum ersten Mal wunderte es mich, dass sie es die ganze Zeit überhaupt ausgehalten hatte, sich still und angebracht zu verhalten.

»Du enttäuscht mich zutiefst, Felix.« Ein weiteres Mal seufzte Aro. Meine Mundwinkel zuckten und ein Grinsen war nur schwer zu unterdrücken. Kleine Sünden bestrafte der Gott sofort – oder eben Aro.

»Du enttäuscht mich allerdings ebenso, Demetri.« Unwillkürlich starrte ich den Meister im nächsten Moment unverhohlen an. Dort musste eine Verwechslung seitens Aro vorliegen. War ich nicht derjenige gewesen, der drei Tage auf die Frau aufgepasst, der sie einigermaßen gezähmt, der sie nicht auf der Straße liegen gelassen hatte?

»Anscheinend seid ihr selbst nach so vielen Jahren nicht imstande eine vernünftige Absprache zu halten? Das grenzt an Unfähigkeit und gänzlichem Versagen und ist eigentlich nicht das, was ich in meiner Wache gerne sehe. Aus diesem Grund werdet ihr weiterhin für unsere wunderschöne Heidi sorgen. Das sollte, meiner Meinung nach, alle Verständigungsprobleme zwischen euch lösen.«

»Meister...«, wollte ich dem Oberhaupt in einem ruhigen Tonfall widersprechen, musste mich aber trotzdem anstrengen, der aufkommenden Wut nicht freien Lauf zu lassen. Stattdessen begann ich meine Faust zu ballen und instinktiv den Griff um das Handgelenk Heidis zu verstärken. Den Blick Felix' auf mir ignorierte ich schlichtweg, ich wollte ihn nicht ansehen. Wegen ihm hatte ich diese ganzen Probleme immerhin. Ich wollte lediglich Gerechtigkeit - hier und jetzt. Mehr nicht. »Meister, ich glaube-«

»Demetri«, mit einem Seufzen unterbrach Aro mich, während er sich beiläufig über die Stirn rieb und einen angestrengten Gesichtsausdruck machte. Beschwichtigend hob dieser dazu noch seine andere Hand. »Hältst du es in diesem Moment nicht auch für weitaus vernünftiger, unserem neuen Mitglied, der liebreizenden Heidi, erst einmal das Anwesen zu zeigen, wie ihr etwas zu Trinken zu beschaffen?«

Natürlich duldete diese rhetorische Frage keine Widerrede und dennoch erhob ich ein weiteres Mal meine Stimme. »Aber, Meister, ich-«

»Demetri, sollte ich mich noch einmal wiederholen?«, dieses Mal war die Stimme Aros gereizter – ungewohnter in meinen Ohren -, während er sich endgültig von uns abwandte und sich zurück auf seinen reichlich verzierten Thron bewegte. Hätte ich gekonnt, hätte Aro natürlich ein weiteres Mal davon überzeugen wollen, dass ich keine Schuld besaß. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Die Enttäuschung von meinem Meister mit einem so oberflächlichen Urteil abgetan zu werden und die Wut. Ja, vor allem die Wut. Sie hielt mich fest am Boden, machte mich bewegungsunfähig. Ich hatte keine Fehler begangen. Ich war nicht der, den man als Nichtsnutz beschuldigen konnte. Ich war derjenige gewesen, der den Befehlen Folge geleistet hatte – der alles richtig gemacht hatte...

»Ihr dürft nun gehen, meine Lieben. Und erledigt diesmal eure Aufgabe bitte ohne besondere Vorkommnisse, oder gar kleine Unfälle.« Aros milchigen Augen strichen zuerst Felix, dann mich. Ich war mir bewusst, dass ich in diesen vergeblich nach Gerechtigkeit suchen würde und gerade diese Erkenntnis verletzte mich tief. So wertvoll und lieb konnte ich ihm nicht mehr sein, wenn er diese Ungerechtigkeit walten ließ. Ein weiteres Mal unterdrückte ich krampfhaft den aufkommenden Reiz dem schwarzhaarigen Meister an die Kehle zu springen. War ich nicht so etwas wie sein Sohn? Ich hatte ihm doch schon fast zwei Jahrtausende gedient. War dieses augenscheinliche Fehlurteil der Lohn? Was hatte ich falsch gemacht? Es waren weitaus mehr Fragen, die in dem Moment durch meinen Kopf schwirrten und vergeblich nach einer Antwort suchten. Denn es gab keine Antwort und es war naiv, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Das Schicksal hatte mich einfach erneut als das jämmerliche Opfer auserkoren. Anscheinend musste ich mich ein für alle Mal mit diesem abfinden.

»Demetri!« Erst als Felix meinen Namen zischte, kehrte ich in die Realität zurück und musste feststellen, dass ich schon wieder dabei war, das Handgelenk Heidis zu zersplittern. Anscheinend ließ ich meinen Gefühlen und Kräften dennoch freien Lauf, obwohl ich mit meinem Bewusstsein an einem ganz anderen Ort war – einem vielleicht besseren Ort.

Immer noch etwas abwesend nickte ich meinem Freund zu und wandte mich nach einer eher spöttischen Verbeugung vor meinem Meister mit Heidi um, um darauf Felix aus dem Saal zu folgen. Während ich nach außen hin recht kühl und gelassen reagierte, wusste ich nicht, wann im Inneren die Zeitbombe zu explodieren drohte. Momentan empfand ich nichts mehr als puren Hass und Wut meiner Familie und meinem Freund gegenüber. Ja, Felix. Er schien wahrlich das Glück in sich zu tragen. Während ich für alle Vergehen und sogar für die, die ich noch einmal begangen hatte, bestraft wurde, kam er hingegen immer gut davon. Dabei war er noch nicht einmal mit einer Gabe gesegnet; er besaß nichts außerordentlich Besonderes an sich. Wütend funkelte ich seinen massigen Rücken an, während wir in einem raschen Tempo die Gänge hinunter gingen. In solchen Momenten wünschte ich mir nichts sehnlicher als Janes Gabe. Er sollte winselnd vor mir auf dem Boden liegen.

Als dieser sich schließlich zu mir und Heidi umwandte und ich so gezwungenermaßen in seine karmesinroten Augen blicken musste, welche mir eindeutig verrieten, wie gesättigt er war, verstärkte sich das Verlangen in mir, ihm Schmerzen zuzufügen, nur noch mehr. Meine Augen waren sicherlich fast pechschwarz und auch mein sonst so besonnener Verstand näherte sich langsam diesem Zustand. Ich neigte zu überflüssigen Aggressionen, welche nicht in mein übliches Verhaltensschema hineinpassten und ebenso wenig einen guten Eindruck bei den Meistern machen würden.

»Demetri, das alles hier-«, begann Felix und strich sich beiläufig durch das Haar. Wollte er sich für irgendetwas entschuldigen? Das konnte er sich gewiss sparen. Feindselig funkelte ich ihn an und versuchte mir mit Heidi an der Hand – glücklicherweise wusste ich nun ihren Namen und musste sie nicht die ganze Zeit als die Neugeborene bezeichnen – einen Weg an ihm vorbei zu bahnen. Ich wollte meine Arbeit ein für alle Mal erledigen, anstatt hier einen Plausch mit Felix darüber zu halten, was richtig und was falsch gewesen sei. Mir war momentan nicht danach, mich überhaupt mit jemandem zu unterhalten.

Es war dumm von mir zu denken, Felix würde sich von mir stumm abwürgen lassen, und auf diese Weise wurde ich auch wie erwartet augenblicklich von einer Hand brutal zurückgehalten. Instinktiv fauchte ich und entzog mich seinem Griff.

»Was?!« Jetzt einen Streit zu provozieren, würde ein weiterer fataler Fehler bedeuten, weswegen ich letztendlich doch nachgab.

Noch einmal fuhr sich Felix durch das dunkelbraune – wenn nicht schon fast schwarze – Haar. Wollte er mir vorgaukeln, die Situation mache ihn verlegen?

»Demetri, ich weiß, dass du wütend bist und mich nun wahrscheinlich hasst, zudem ebenso, dass das Urteil, welches Aro über deinem Kopf verhangen hat, dir gegenüber nicht gerechtfertigt ist.«

Abwartend blickte ich ihn an. Heidi, die an meiner Hand zerrte, blendete ich aus. Sie sollte sich noch etwas gedulden.

»Und trotzdem hast du geschwiegen, obgleich du wusstest, dass es ein Fehlurteil war?«, ergänzte ich emotionslos.

»Dir ist es doch selbst bewusst, wie viel Sinn es macht, dem Meister zu widersprechen.«

Tonlos lachte ich auf. »Als ob dich dies jemals interessiert hätte. Ist es nicht vielmehr so, dass du einfach zu feige dafür bist?«

Herausfordernd erwiderte ich den funkelnden Blick Felix', ehe ich meinen Fokus unwillkürlich wieder auf Heidi legen musste, welche immer noch unermüdlich an meiner Hand zerrte. Wütend fauchte diese mich an, als sie meinen Blick bemerkte. »Könnt ihr eure kleine Auseinandersetzung nicht auf später verschieben«, zischte sie mir entgegen, ehe sie sich mit ihrer freien Hand über den makellosen Hals rieb. »Meine Kehle«, fügte sie hinzu. Ihre Stimme war nun kaum mehr als ein Krächzen und für einen Bruchteil einer Sekunde meinte ich Mitleid für sie empfinden zu müssen. Wie sie dort mit den zerzausten dunkelbraunen Haaren und einem von Schmerzen und augenscheinlicher Wut verzerrtem Gesicht vor mir stand.

Nicht glauben könnend, dass ich für einen Wesen, welches viel niederer gestellt als ich war, so viel Mitgefühl empfand, schüttelte ich leicht den Kopf und blickte wieder zu Felix. Ein Gutes hatte Heidi in diesem Fall dann doch – sie gab mir einen Grund nicht mehr unnötig mit Felix streiten zu müssen. Zwar würde ich natürlich irgendwann wieder darauf zurückkommen, warum auch er mich so hintergangen habe und auch war meine Wut gegenüber Aro noch nicht verraucht, jedoch sollten wir unserem neuen Mitglied vorerst etwas zu Trinken besorgen. »Vielleicht sollten wir das wirklich tun«, kommentierte ich schließlich die Worte Heidis von vorhin und warf Felix dabei einen vielsagenden Blick, wir sollten unsere Unterhaltung wirklich auf eine andere Zeit und einen anderen Ort verschieben. Immerhin hatten wir immer noch unsere auferlegte Pflicht zu erfüllen – und dieses Mal ohne die Meister dabei zu enttäuschen.

»Entschuldige unser egoistisches Verhalten«, bemerkte ich schließlich an Heidi gewandt und deutete eine spöttische Verneigung an, ehe ich sie – gefolgt von Felix – wieder durch das Anwesen in Richtung des Ausgangs führte.

Ich musste mich darauf gefasst machen, dass, sobald Heidi an die frische Luft gelangte, sämtliche Beherrschung, aufgrund der vielen neuen Gerüche, die auf sie einwirken würden – insbesondere der Geruch des Blutes –, verloren gehen würde. Zwar traute ich mir zu, die Neugeborene alleine unter Kontrolle haben zu können, jedoch hoffte ich, dass Felix wusste, dass auch er etwas zutun hatte. Abgesehen davon fragte ich mich ohnehin, warum ich immer noch der derjenige war, der so viel Acht auf die Frau geben musste.

»Können wir uns etwas beeilen?« Immer stärker begann Heidi damit, an meiner Hand zu zerren, wohingegen ich ihr lediglich einen kühlen Blick zuwarf. Sie würde schon früh genug frei sein.

Schließlich war es Felix, der meine Gedanken aussprach. »Immer mit der Ruhe, Schöne. Du wirst noch schnell genug etwas zu trinken bekommen.« Ich linste zu dem anderen Gardisten, welcher sich mittlerweile an der anderen Flanke Heidis positioniert hatte und sich nun leicht zu der Frau hinüber beugte. Anscheinend war er trotz unserer kleinen Auseinandersetzung wiedereinmal unverschämt guter Dinge, wobei ich zugeben musste, dass mir diese Art von Felix besser gefiel, als wenn er so untypisch schwiege. Da ich selbst nicht der Gesprächigste war, wurden wir wenigstens noch so auf banalste Weise unterhalten.

Von diesem Gedanken schien Heidi allerdings nicht angetan zu sein, denn diese erwiderte auf Felix' Worte und grobe Annäherungsversuche lediglich ein wütendes Fauchen. Amüsiert lachte ich kurz auf, ehe ich zur Provokation Felix' Heidi noch etwas näher an mich heran zog. »Anscheinend verfallen nicht alle Frauen deinem Charme.« Wieder linste ich zu Felix hinüber. »Wenn ich eine Frau wäre, würde ich dich wahrscheinlich auch nicht anziehend finden«, bemerkte ich sarkastisch. Beiläufig bemerkte ich den skeptischen Blick Heidis auf mir.

»Gut, dass wir da schon zwei sind. Denn an dir würde ich ebenso keinen Gefallen finden«, konterte Felix.

Amüsiert grinste ich. »Dann ist es schön, dass wir dieses Thema auch schon einmal geklärt hätten.« Dankbar dafür, dass sich durch diesen banalen Schlagabtausch die Stimmung etwas lockerte, wurde mir wieder allzu deutlich, dass ich kaum noch viel länger wütend auf Felix sein könnte. Dafür verzieh ich ihm viel zu schnell.

Und dennoch verlor den ganzen Weg bis nach Draußen über niemand von uns Dreien ein weiteres Wort.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Lingo
2011-04-07T21:00:01+00:00 07.04.2011 23:00
Schönes Kapitel, hat mir sehr gut gefallen. ;)
Ich bin mir übrigens darüber im Klaren, wie lange ich brauche, um endlich zu kommentieren. Es ist schrecklich und ich hoffe du verzeihst so einem pöhsen Schwarzleser wie mir.

Jetzt, als ich es noch einmal las, fiel mir etwas auf:
Angefangen bei ihrem herzförmigen Gesicht, welches von dem mahagonifarbenden Haar umrahmt war,[…]
Wird Bella nicht so ähnlich beschrieben? Es erinnerte mich hieran.
Jedoch ist das weniger eine Kritik an dich, als an das womöglich zweite Wannabe SMeyers in ihrer Buchreihe.

Zwar hatte ich nicht vor, mich von einer Neugeborenen gar unterbuttern zu lassen, jedoch musste ich eingestehen, dass sie recht gewaltsam versuchte mich gänzlich von ihr zu lösen,

Ich glaube, es müsste „mich gänzlich von sich zu lösen“ heißen, da er ja auch schon „sie“ sagt und da keine dritte Person beteiligt ist. Wenn ich gebetat hatte und nichts darüber verlor, tut es mir leid, ich wollte es dir nun eben hier sagen. :’3
Achja, ich finde es wirklich putzig, dass die Erwähnung der kleinen Jane dazu führt, dass Heidi schließlich doch noch klein beigibt. Da hat die Gardistin wirklich schon ganze Arbeit geleistet, dass man sie gar nicht erst falsch einschätzte. :D

Auch
Ich konnte ein wütendes Fauchen nicht unterdrücken und augenblicklich spürte ich, wie die Frau zusammenzuckte. Wieder einmal hatte ich viel zu lange nachgedacht und so meine Umwelt förmlich vergessen.
gefiel mir gut.
Vor allem, weil es nach einer Stelle kam, an der Demetris Gedanken doch ausarteten und man sich als Leser schon leicht fragt: „Was war da gerade noch einmal mit der Neugeborenen?“, als dieser Umsprung zurück zu der Story kommt. Man bekommt die Innensicht deines Demetris wirklich sehr gut mit und kann sich gut in ihn einleben und mitfühlen, wie ich finde. Der Zwiespalt geht so keinesfalls unentdeckt… unter. :)

Was mich leicht zum Schmunzeln brachte, war diese Stelle:
Wenigstens war ihr das Brennen jetzt aufgefallen.
So richtig schön menschlich, hach.
Da musste ich glatt an einen Bekannten denken, der – wie ich hörte – als kleines Kind mit einer Mistgabel (=ländliche Gegend) Presslufthammer spielte und sich dabei den Fuß einmal aufspießte. Ruhig zog er die Gabel aus dem Fuß, befreite sich von Schuh und Socke und heulte erst dann. /D

Etwas später – das sage ich jetzt ganz offen – fragte ich mich ehrlich gesagt, weshalb Heidi, deren Stimme zuvor doch immer „hell“ war, nun plötzlich „krächzte“. Es scheint, als ließe sich die Gute sehr leicht beeinflussen. :’3
Auch war ich dann etwas baff, als sich die beiden nach „lass deine dreckigen Finger von mir“ so genau ansehen und plötzlich de Gedanke in Demetri auftaucht, dass er sie ja eigentlich loslassen will. Jetzt, während des Schreibens, hege ich die Vermutung, dass Heidis Gabe beteiligt war (was du dann sehr gut gemacht hast), aber während des Lesens war ich schlichtweg verwirrt. (Ah, klärt sich etwas weiter drunter. –cough– Jetzt weißt du, dass ich schreibe, ehe ich fertig lese! D8)

Felix mochte ich in diesem Kapitel übrigens besonders, wenn nicht am meisten. Dieser wortkarge, murrende Kerl mit seinen kurzen Feststellungen! * o *
Total toll, so was mag ich. :’D

Meine Wut auf ihn verrauchte langsam
Schöne Formulierung!

»Wir sollten sie nun wirklich den Meistern vorführen.«
Das sagt alles aus. Alles über Aro, alles über seinen Sammelwahn und alles über den Stellenwert der Jünglinge! |D
[und auch das kommt wenige Zeilen drunter – mit demselben Wortlaut! o _ o]


Alles in allem ist es genau das, was ich erwartet habe: Ein dieser FF würdiges Kapitel, wieder in deinem tollen Schreibstil.
Wenn ich etwas auszusetzen hatte, habe ich es bereits geschrieben – alles andere ist demnach makellos. ;D
Hab dich ganz doll lieb,
Lingo
✖✐✖
[ein + im Zirkel reicht völlig. :D Du kannst und musst bei mir nicht kommentieren, denke ich. ;3]

Von:  Luthien-Tasartir
2011-03-25T08:37:25+00:00 25.03.2011 09:37
Okay… da ich schon einmal gesagt habe, dass ich das Kapitel toll finde und ich meinte auch zum Teil gebetat habe, werde ich mich damit jetzt nicht aufhalten, sondern dir einfach mal meine Lieblingsstelle aufzeigen und auseinandernehmen (eigentlich fängt sie schon früher an, aber egal |D) :

„ Was erlaubten wir uns eigentlich, dass wir uns zum Einen einfach von unserem Posten entfernten - ich hatte zu Felix geblickt; ja, es war seine Schuld“

Ich kann mir nicht helfen, aber hier musste ich wirklich lachen, als ich mir vorstellte, wie Demetri während der Zurechtweisung durch Caius zu Felix schaut und ihn mit einem Blick bedenkt, der ein stummes, kleinkindisches: „Ja, Felix, das ist alles deine Schuld! Nur deine! Deine GAAAAAAAAAANZ allein! Los, sag es Caius! Sags ihm schon! Lohooooooooos! Immerhin ist es ja deine Schuld!“ aussagt. Besser wäre noch gewesen, wenn er mit ausgestrecktem Arm auf Felix deutet und trotzig sagt: „Felix ist Schuld!“
Der Effekt wäre der gleiche auf mich gewesen /D

„ zum Anderen wäre es eine Unverschämtheit von uns gewesen, sich einfach in der Stadt zu verköstigen, wo doch ein striktes Jagdverbot herrschte – abermals hatte ich einen mehrdeutigen Blick zu Felix geworfen.“

Demetri: „Ich habs dir ja gesagt! Aber nein, Herrrrrr Felix wollte ja nicht hören.“
Irgendwie musste ich da gerade an einen Streit zwischen Asterix und Obelix denken, weiß auch nicht warum… Freistunden sind nicht gerade gut für mich. Irgendwie kann ich da dann nichts wirklich ernst nehmen :’D

„ Ich hatte immerhin nichts getan.“

*wendet sich mit verschränkten Armen trotzig mit erhobener Nase von Felix ab * Pfü! …ähm… ja XD

„Die ganze Geheimhaltung unserer Existenz war aufgrund uns minderbemittelten, geistlich begrenzten Narren gefährdet gewesen – so Caius' Wortlaut. “

Ach, ich mag einfach deine Meister :’D Sie sind toll! Und so wunderbar iC… und einfach nur brillant amüsant!

Also – wie bereits erwähnt – war das meine Lieblingsstelle. Es gibt zwar noch andere schöne Stellen, eigentlich ist das ganze Kappi schön, aber bei dieser hier habe ich mich durch meinen verkorksten Humor einfach weggeschmissen! Eigentlich konnte ich nicht wirklich erklären, was in meinem Kopf so vor sich ging, aber das war es ungefähr… wenn auch nur ein leicht oberflächlicher Abklatsch dessen^^°

So, Freistunde um und draußen scheint die Sonne, also werde ich die nächsten Stunden wahrscheinlich draußen verbringen… egal. Ich werde jedenfalls weiterlesen und kommentieren wenn ich wieder Zeit habe. ;)
Hab dich lieb
(hug) (wave)
moi ;D
Von:  YuMorino
2011-02-13T16:43:24+00:00 13.02.2011 17:43
Hallo ^^
ich bin per Zufall auf deine FF gestoßen und ich muss sagen ich finde sie echt super <3
Ich liebe die Volturi und besonders Heidi, Demetri und Jane ^^
Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich die FF entdeckt habe
Bin schon gespannt wie es weitergeht

LG
Yu
Von:  Lingo
2010-09-19T17:09:20+00:00 19.09.2010 19:09
Achja; an den Kommentar gehören noch ganz, ganz liebe Grüße geklebt! xP
À la:
"Ganz, ganz liebe Grüße, Lingo" :3

[Kein zeichen vom Zirkel - soweit kommt's noch! :O]
Von:  Lingo
2010-09-19T17:07:58+00:00 19.09.2010 19:07
Ich bin so ein Döspaddel… da warte ich ständig auf das neue Kapitel und vergesse dir dann, den Kommentar mit den positiven Sachen zu schreiben. Dx
Was habe ich davon? Du weißt genau, was mir so an Fehlerchen aufgefallen ist – und nicht mehr. <.<
Wenn es das nächste Mal passiert, hätte ich eine kleine Bitte an dich. Vermutlich hatte ich da viel um die Ohren, sonst hätte ich das nie vergessen, es soll sich auch nicht wiederholen, aber falls es doch einmal wieder länger dauert als legitim, darfst du dich ruhig schon früher melden – wirklich. Ich werde mich nicht beschweren, wenn du mich an etwas erinnerst, was ich eh versprochen hatte zu tun. Schlag mich. Dx
So, jetzt geht es los…


>Seufzend strich ich mir über das schwarze Haar, während ich weiterhin die junge Frau im Auge behielt.

Hihi, gleich mit dem ersten Teil des ersten Satzes wolltest du also noch einmal betonen, dass du die Buchreihe kennst und nicht einfach nur wegen des [S]bezaubernden, himmlischen, reizvollen, anmutigen – Schluss jetzt![/S] Charlie Bewley eine FF schreibst, ohne seinen Charakter wirklich zu kennen? :3
Finde ich ja gut. Es lässt sich immerhin nicht bestreiten, dass es FFs gibt, in denen die Charaktere absolut OoC sind und man merkt, dass der Autor sie wohl nur aus dem Film kennt – in dem die Charaktere ohne Zweifel passend gestutzt wurden. [Volturi= pöhse!]
Dir kann man das überhaupt nicht vorwerfen. ;)


> Nicht nur, weil ihre Schreie zunehmend an der Standhaftigkeit meines Verstandes kratzten, sondern auch, da mir die Frau langsam leid tat.

Ich kann mir nicht helfen, Demetri tut mir mehr leid. /D Man leidet bei der Beschreibung der Geräusche einfach mit ihm… auch wenn der darauf folgende Abschnitt wirklich alles noch einmal ändert. Es ist immer so heftig, zu hören, dass es sich jemand wünscht, zu sterben. Das hast du wirklich schön dramatisch verpacken können. :3 [glücklicherweise stirbt sie nicht! /D]


> Wahrscheinlich war auch mustern der falsche Ausdruck gewesen; er hatte förmlich durch uns hindurch gesehen. Weder hatte es ihn interessiert, dass wir das Fest gestört hatten, was zu seinen Ehren abgehalten worden war, noch hatte es den Anschein gehabt, dass er sich überhaupt dafür interessiert hatte, dass etwas nicht alltägliches in diesem Moment geschah.

Oh Gott, ich liebe dich für diese Worte. Wirklich, danke! Genau so, kein bisschen anders, stelle ich mir Marcus vor. Er liegt doch wirklich im Wachkoma – dass er überhaupt laufen kann, hat mich gewundert!
[Zuerst dachte ich echt, der müsse in diesem Thron wohl schon seit Jahren sitzen und säße deshalb so abschreckend /DD]


> Wutentbrannt war der weißhaarige Meister von seinem Thron aufgesprungen und hatte uns je eine demütigende Ohrfeige verpasst, ehe er mit einer Wuttirade heftig auf uns einredete.

Schon wieder perfekt die Charaktereigenschaften getroffen. Ich will sicher nicht schleimen, aber das hast du einfach drauf. Die Charakter – wie auch immer sie sind – in das richtige Licht zu rücken, um ihre Eigenschaften hervorzuheben. Es ist immer wieder spannend, zu erfahren, wie wohl einer der Charaktere darauf reagiert… :3 (auch wenn die vorhersehbaren Oberhäupter da jetzt nicht das beste Beispiel bilden -cough-)
Achja… Tirade >D…. tolles Wort, nicht wahr, Tir? ;3


> Natürlich war Caius einmal mehr das komplette Gegenteil zu seinen sich eher ruhig und verständnisvoll verhaltenden Brüdern gewesen.

…xD
Aro ist nicht ruhig und Marcus nicht verständnisvoll – aber man versteht eindeutig, was du meinst. :D

Allgemein fand ich die Szene bei den Oberhäuptern perfekt beschrieben. Besser ginge es nicht – [S]besonders nicht von SMeyer.[/S] Jeder Charakter kommt zum Ausdruck und durch Demetris Gedanken wird man so richtig toll hindurchgeleitet – wobei ich auch sagen muss, dass ich froh bin, dass Jane nicht mit ihrer Gabe zum Einsatz kam. Caius in action war dann doch eher nach meinem Geschmack! >D
[was jetzt nichts gegen Jane sein soll, niemals! /D]
Was mir während des Lesens jedoch aufgefallen ist, ist dann schon, dass Demetri die Schuld immer und immer wieder vollkommen auf Felix abwälzt. Okay, das finde ich nicht allzu toll, aber dadurch merkt man, dass Demetri deshalb wirklich wütend auf seinen freund war – und auch wie groß seine Angst ist, aus der Wache geschmissen zu werden, nur wegen des kleinen Fehlers, den sie gemacht hatten.

Ebenfalls fand ich sehr schön, dass du Sulpicia und Demetri sozusagen miteinander befreundet hast. Die Idee, dass er sie „mag“ (nicht falsch verstehen /D), weil sie ihn damals in das Vampirleben eingeführt hatte, ist sehr schlüssig und – ich zumindest – hatte noch während des Lesens den Gedanken, dass es Heidi mit ihm dann wohl nicht anders ergehen würde.


> Ein nächster markerschütternder Schrei zerrte mich abermals in die Realität zurück.

Der Übergang war wirklich toll. <3


> Weitere eineinhalb Stunden und zwei Minuten; 92 Minuten; genau genommen 5520 Sekunden verstrichen, als ich – neben den immer grässlicher werdenden Schreien der Frau - Janes Gedankenton – auf Felix wartete ich schon gar nicht mehr – in unmittelbarer Nähe erfasste und diese auch keinen Moment später eintrat.

Himmel, nun kommt schon wieder Mitleid mit Demetri in mir hoch. Es muss doch schrecklich gewesen sein! Sitzen gelassen vom besten Kumpel, malträtiert von den Schreien des Schützlings und unfassbar gelangweilt sitzt er da „alleine“ in seinem Raum. Ein Wunder, dass er bei Heidis Schreien überhaupt hören konnte, wie Jane sich näherte… aber der beste Tracker kann Lärm wohl ausschalten, wenn es um seine Gabe geht. ;)


> Felix und ich hatten ihr durch unser unüberlegtes Handeln eine Mitstreiterin um Aros Gunst erschaffen. Wie sooft war es auch nun der Fall, dass sie nicht die geringste Sympathie für den Menschen und dessen Schöpfer aufbringen konnte, da Jane vielleicht gerade durch diese ihren hohen Posten in der Wache und so auch einige ihrer Privilegien einbüßen musste. Sie hasste ihre Konkurrenz.

Ich gebe zu. Bevor ich zu Ende gelesen hatte, dachte ich mir wirklich, dass Jane außerordentlich schlecht drauf sein muss; immerhin sieht sie Demetri und Felix – meiner Vorstellung nach – als ihre Freunde an. Aber dieser eine Satz hätte mich fast dazu gebracht, mir die Hand vor das gesicht zu halten. Wieder einmal hast du den Charakter nur so beschrieben, wie er nun einmal war – und Jane ist eben chronisch eifersüchtig.
Umso mehr mochte ich allerdings ihren Auftritt in diesem Kapitel. :3


> »Sich stärken?« Skeptisch zog Jane vor mir eine Braue hoch.
Unter anderen Umständen hätte ich nun aufgelacht. Ja, es war wirklich dumm zu behaupten, Felix müsste sich in irgendeiner Weise
stärken. Da hatte ich mir wieder einmal eine großartige Ausrede ausgedacht.

Einfach süß. /D


Achja, auch das darauf Folgende, dass Heidi aufwacht und sich – dämlicherweise – ausgerechnet auf Jane wirft, fand ich wirklicht… fabulös. Ich weiß, das Wort ist unpassend, aber es hat mir einfach gefallen – genau so, wie die schlecht gelaunte Jane. Grandios. <3


> Augenblicklich nickte sie sachte – sie besaß immerhin keine andere Möglichkeit.

Wunderschön. :3
Da freue ich mich glatt auf das nächste Kapitel. :)
Negative Punkte hatte ich dir ja bereits durchgegeben und sie sind allesamt verbessert; was ich ansonsten noch sagen könnte?
Möchtest du ein tausendeinunddreißigstes Mal hören, dass du einen fabulösen Schreibstil hast?
Hast du!

Von:  Luthien-Tasartir
2010-09-03T19:35:01+00:00 03.09.2010 21:35
... Ach das ist ja gar nicht die schnulzige Geschichte /D Oh man, logisch, die hatte ich ja schon kommentiert oh man *drop* hehe^^°
Okay, da ich gerade nichts zu tun habe, habe ich mir gedacht, ich nehme mir mal die Zeit und schreibe noch einmal hier rein, was ich dir schon einmal gesagt habe...
Ich mag deinen Schreibstil wirklich total! *o* Der macht sogar die Tatsache, da es hier um meine zwei "Lieblingscharaktere", Demetri und Felix, geht *hust* *räusper* *röchel* *an der Lüge innerhalb des Gesagten und dem Gesagten an sich erstickt* wett... nicht fast schon, sonder ganz wett! :3
Besonders die Stelle, an denen sich die beiden kloppen, weil Demetri Felix vom seinem Futter abhält mag ich. Ich weiß, du sagst zwar immer, dass du keine Actionszenen schreiben kannst, aber dafür sind sie wirklich viel zu gut gelungen... Schlussfolgerung: Du kannst sie sehr wohl schreiben! :D [s]Ich hab ja im Stillen gehofft, dass einer der Beiden dabei drauf geht, aber da das in Anbetracht der Tatsache, dass du die FF schreibst, sehr, nein total unwahrscheinlich ist, streichen wir den Teil wohl lieber :'D[/s]
Auch den Konflikt Demetris, als er sich entscheiden muss, ob er seinen Posten verlassen, oder Felix gewähren lassen soll - was ja beides nicht sonderlich berauschende Möglichkeiten sind - hast du schön dargestellt.
Die Charaktere sind - oh Wunder *Ironie* - soweit ich das beurteilen kann nicht OoC und... joah... insgesamt ein sehr gelungener Anfang^^
Fazit: Ich werde auch die restlichen Kapitel lesen... xD
LG
xxx
hdl
moi^^
PS: (✖✐✖ nur wenn du willst, ist kein Muss^^ Ansonsten würde ich mich auch schon über en Plus freuen :D )
Von:  Veilchen
2010-08-06T18:10:49+00:00 06.08.2010 20:10
Hallo :)
Ich finde das Kapitel wirklich gut, dein Schreibstil ist flüssig und man kann sich richtig vorstellen, was jetzt passiert. Deine Wortwahl gefällt mir außerdem sehr gut.
Ich werde diese FF auf jeden Fall weiterhin verfolgen und sie auf meine Favoritenliste packen.
Ich freue mich schon auf weiteres,

lg Mademoiselle_x3
Von:  neya1
2010-08-06T13:58:03+00:00 06.08.2010 15:58
hallöchen
der anfang deiner FF hört sich schon mal total supi an
dein schreibstil, deine charkaterisierung (ich liebe heidi und demtri - geschichten :D ) und deine wortwahl ist top
außerdem gefällt mir die idee an sich auch total gut
ich bin auf jeden fall ein großer Fan deiner geschichte
ich bin schon gespannt wie es weiter geht
mach weiter so

lg neya1



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