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It's a heartache

Liebe hat viele Gesichter
von

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Ein Kartenhaus fällt.

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Stumm lehnte er gegen den hohen Fensterbogen und sah nach draußen. Der Morgen dämmerte bereits. Fred schloss kurz die Augen. Mal wieder hatte er die Nacht nicht geschlafen, sondern stundenlang die Gänge Hogwarts unsicher gemacht. Der junge Weasley spürte seine kalten, tauben Glieder und bemerkte, dass das Feuer im Kamin bereits kurz vorm Ausgehen war. Gleichgültig richtete er seinen Zauberstab auf die Glut und erweckte die Flammen erneut zum Leben.
 

Wie so oft in dieser Nacht.
 

Fred war zum ersten Mal in diesem Schuljahr froh, dass er Schulsprecher war. Er besaß ein Einzelzimmer und niemand würde ihn über Nacht vermissen. Desweiteren konnte er in den SV-Räumen aus und eingehen, wann immer er wollte. Es war beruhigend, Räume zu kennen, wo niemand freiwillig auftauchen würde. Fred verschränkte die Arme vor der Brust und dachte an den Kuss, denn er vor über einer Woche mit Dominique geteilt hatte. Zuerst hatte er nichts anderes gefühlt als Triumpf, doch dann hatte sich sein schlechtes Gewissen gemeldet, schließlich war es ihr erster Kuss gewesen und so etwas teilte man mit jemanden, den man Gefühle entgegen brachte.
 

Ehrliche Gefühle.
 

Dominique lag mehr an Matt, als er geahnt hatte. Zu Beginn hatte er den Hufflepuff als langweilig und dümmlich abgestempelt. Aber Fred hatte seine Meinung geändert. Oft genug hatte er in der Woche beobachten können, wie höflich und gleichzeitig liebevoll der Quidditchkapitän mit seiner Cousine umging. Er schien das zu sehen, was Dominique wirklich war. Regelfanatisch, fleißig und diszipliniert. Anders als er selbst, brauchte er keine Veela-Anziehungskraft, um zu begreifen, was für ein tolles Mädchen sie war. Fred lächelte bitter.
 

Ja, er war auf simple Veela-Gene reingefallen. Dominique interessierte ihn nur, weil sie sich verändert hatte, um ihm zu gefallen und ihm mit oberflächlichen Tricks ein Schnippchen schlagen wollte. Es war ihr gelungen, zumindest in der Hinsicht, dass sie ihm gefiel. Doch sobald sie wieder in ihre normale Verhaltensweise zurückfiel, begann sie, ihn zu nerven. Lediglich, wenn sie den Vamp auskehrte, spürte er, dass er sie haben wollte.

Selten dämlich war er.
 

Fred rieb die Handflächen aneinander und spürte die langsam aufsteigende Wärme im Raum. Der Schulsprecher hatte lange darüber nachgedacht, warum ihn ihr Verhalten angemacht hatte und schlussendlich war ihm ein Licht aufgegangen. Ein Licht, dass er am liebsten wieder ausgepustet hatte, schließlich barg es ein Geheimnis, dass nur er alleine kannte. Selbst Scorpius und Albus gegenüber hatte er es nie angesprochen. Zum einen, weil Scorpius sein Freund war und er ihn damals hatte nicht verletzten wollen und zum anderen, weil Albus ihn dann als vollkommenden Arsch abstempeln würde. Wenn es eines war, was Fred in Hogwarts gelernt hatte, dann war es zu schweigen. Besonders über Dinge, die hinterher etwas Wichtiges wie Freundschaft und Vertrauen zerstörten.
 

Die Tür zum SV-Raum glitt leise auf und er hob verwirrt den Kopf. Überrascht blieb Fred wo er war, als er ein Mädchen mit langen, dunkelbraunen Haaren in den großen Raum schleichen sah. Sie trug einen dunkelgrünen Mantel und dicke graue Pantoffeln in Form von Eulen. Unter ihrem Mantel konnte er einen Blick auf einen hellgrünen Pyjama erhaschen und musste Grinsen, als sie zielsicher auf das Unterlagenregal zu ging.

„Suchst du etwas bestimmtes, Ceres?“

Die Veela fuhr erschrocken herum und ließ augenblicklich ein paar Mappen fallen. Ihr schönes Gesicht entspannte sich bei seinem Anblick wieder und ihre hellbraunen Augen, die je nach Stimmung ihren Farbton änderten, huschten über seine Gestalt. „Merlin, Fred! Musst du tote Geister wecken? Es war schon ein Nervenkampf, nicht Peeves über den Weg zu laufen.“ Schwungvoll ließ sie die Mappen wieder ins Regal fliegen und er ließ die Beine vom Fensterbrett baumeln.
 

„Darf ich erfahren, was du suchst?“

Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und gestand schließlich: „Ich bin für die magischen Schlittschuhe auf der Adventparty zuständig. Leider habe ich den Zettel mit den Bestellschein verlegt und wollte gucken, ob du noch eine Kopie hast.“

Fred neigte den Kopf schief und rutschte schließlich von der Fensterbank. Gelassen trat er neben sie und griff zwei Regale höher. „Hättest du nicht einfach bei Tag fragen können, als neugierig durch die Akten zu schnüffeln?“

Empört darüber, dass er glaubte, sie hatte vor, zu schnüffeln, verzog Ceres das Gesicht und boxte ihn in die Seite. „Entschuldige bitte, dass es mir unangenehm war, zu zugeben, dass ich schlampig mit wichtigen Dingen umgehe.“ Fred reichte ihr die Kopie und bemerkte, dass sie sie nicht sofort annahm. Ihr Blick glitt über seinen Schreibtisch, der auf beiden Seiten mit Akten beladen war.
 

„Musst du das alles noch abarbeiten?“, erkundigte sich die beste Freundin seiner Schwester und er verneinte. „Dome hat mir das meiste abgenommen. Ebenso wie Clarks.“

Ceres konnte ein Kichern nicht unterdrücken und gestand: „Ich weiß, sie hat sich bereits bei mir darüber beschwert, dass sie keine Extrawurst mehr bekommt. Lorcan ist der Meinung, dass du ihrer überdrüssig geworden bist.“ Fred antwortete nicht, sondern lehnte sich gegen das Regal, erst als Ceres dreist fragte: „Stimmt das?“, wandte er sich ihr wieder zu.
 

Unwirsch zuckte er mit den Schultern. „Nein, Clarks ist eine tolle Hexe, hübsch, unterhaltsam, aber sie verdient etwas Besseres. Einen Kerl, der ihr die Welt zu Füßen legt und so etwas würde mir im Traum nicht einfallen.“ Die Slytherin faltete den Zettel zusammen und das sanfte Lächeln wurde eine Spur breiter. „Stimmt, so bist du nicht. Vielleicht solltest du ein Gentleman werden?“ Er winkte lasch ab. „Eins nach dem anderen. Erst werde ich verantwortungsbewusst, dann gerecht und irgendwann können wir über die Form von Zauberer reden, die ich werden soll.“
 

Ceres strich sich das lange braune Haar über die Schulter und bemerkte, dass er sie nicht ansah, während er sprach. Sie schluckte hart. „Hört sich fast nach Minister Kingsley an.“

Statt auf ihre Aussage einzugehen, fragte Fred direkt: „Wie läuft es mit Scorpius?“ Die Heiterkeit aus Ceres Gesicht verschwand und sie seufzte müde. „Wie man es nimmt. Er gafft Weasley hinterher und scheint, nochmal alle Register ziehen zu wollen.“ Es hatte die Veela nie überrascht, dass Fred von der Verlobung wusste, schließlich war er einer von Scorpius besten Freunden und wie auch sie hatte er Vertraute. Auch wenn sich das bei ihr lediglich auf Roxanne beschränkte. „Ich kann es ihm nicht verübeln, schließlich bietet ihm Weasley genau das, was gut für ihn ist.“

„Langweilt er sich mit dir?“ Fred hob den Kopf und ihre Blicke kreuzten sich. Statt sich provozieren zu lassen, atmete Ceres tief durch. „Das zwischen Weasley und ihm wird eine einmalige Sache werden“, stellte sie klar und setzte hinzu: „So wie mit uns.“
 

Die Miene des Schulsprechers war unbewegt und sie ließ den Zettel in den Morgenmantel gleiten. „Keine Sorge, Ceres. Ich hatte nicht vor, irgendwem gegenüber den Mund aufzumachen.“

„Gut, ich nämlich auch nicht.“

Fred ließ sich zu einem höhnenden Grinsen herab, ehe er wieder zur Fensterbank schritt und sich darauf nieder ließ. „Weshalb schlägst du hier Wurzeln? Verschwinde wieder in den Gemeinschaftsraum und genieß den Sonntag.“ Er sah deutlich, wie ungehalten sie darüber war, dass er sie zu Recht wies. Während er sich wieder gegen den hohen Fensterbogen lehnte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Ceres an der Tür noch einmal kurz innehielt und schließlich auf den Gang verschwand.
 

Er musste sich unbedingt bei Dominique für das unverschämte und ungerechte Verhalten entschuldigen.
 

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Müde und mit schweren Knochen, öffnete Roxanne Weasley die Augen und stöhnte leise. Sie war am Vorabend mit Frank auf der Mitternachtsparty gewesen und hatte sich mit ihren Freundinnen die Füße wundgetanzt. Jedoch sagten die Kopfschmerzen ihr, dass sie weit mehr als nur getanzt hatte. Vorsichtig sah sie sich um Raum um, zu verwirrend waren die Poster an der Wand und die Richtung der offenen Fenster. Sie war nicht in ihrem eigenen Zimmer und erst als sie die Wand voller Bücher sah, begriff sie, dass sie bei Frank im Bett lag. Verwirrt darüber, drehte sich die Weasley auf die andere Seite und sah, wie der Hufflepuff in ein Buch vertieft war. Er trug Jogginghose, ein braunes Shirt und seine Haare standen wirr vom Kopf. Seine Brille lag auf dem Nachtisch und zum ersten Mal sah Roxanne sein blankes Gesicht. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, denn sie erinnerte sich, was am Abend vorgefallen war.
 

Gut gelaunt waren sie zu zweit aufgebrochen und hatten die gute Musik und den schmackhaften Alkohol genossen. Während sie zusammen mit Melody Parkinson und Ellenore Clarks ein wenig die Hüfte geschwungen hatte, war Frank im Kreis der Zocker aufgenommen worden. Zusammen mit einem Teil der anderen Jungen, hatte er Snape explodiert gespielt und mehrere Runden gewonnen. Alles in einem, war es ein ruhiger Abend gewesen. Zumindest bis sie weit nach zwei Uhr von der Toilette wieder gekommen war und Frank gesucht hatte. Zu ihrer Überraschung, aber auch zu ihrem Entsetzen, hatte sie ihn nicht alleine angetroffen. Gelassen hatte der Hufflepuff auf der langen Couch gesessen und sich mit jemand äußerst angeregt unterhalten. Ja, Roxanne würde es schon fast als flirten bezeichnen. Dass Frank flirtete, war ihr eigentlich egal, doch die Tatsache, wie er es machte, hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
 

Catherine war eine hübsche Gryffindor, ein Jahr unter ihnen. Vertraulich hatte ihr blonder Kopf in seinem Schoß gelegen. Äußerst amüsiert waren sie in ein Gespräch vertieft gewesen und dabei hatte Frank mit einer Hand immer wieder durch ihr Haar gestrichen, während seine andere sein Butterbier hielt. Als Catherine nach seiner Hand gegriffen und in ihre genommen hatte, war Roxanne aus irgendeinem nicht erklärbaren Grund übel geworden. Die beiden hatte ein solch vertrauliches und zugleich romantisches Bild geboten, dass sie nicht weiter zusehen konnte. Erst als Lorcan hinter sie getreten war und ihr anbot, ein wenig Luft zu schnappen, war die Taubheit aus ihrem Körper verschwunden. Auf dem Balkon hatte sie bereitwillig zum Alkohol gegriffen, um das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen. Warum, zum Gnom, störte es sie, dass Frank Spaß mit einer anderen Hexe hatte? Genau das war es doch, wozu sie ihm hatte verhelfen wollen. Dass er locker und ungezwungener wurde.
 

„Guten Morgen.“
 

Erschrocken löste sie sich aus ihrer Starre und begriff, dass sie ihn unablässig angesehen hatte. Frank schenkte ihr ein freundliches Lächeln und reichte ihr ein Glas, worin sich eine Tablette auflöste. „Ich schätze, dass wird dir helfen.“ Dankend nahm Roxanne es an und richtete sich auf. „Scamander hat sich mal wieder absolut unmöglich benommen“, murmelte der Streber und sie lehnte sich gegen die Wand. „Wieso?“
 

Frank verzog die Miene und sie begriff, dass er nicht besonders gut auf Lorcan zu sprechen war. „Erst hat er dich abgefüllt und dann wollte er mit dir verschwinden um – na, du weißt schon.“ Oh ja, Roxanne verstand zu gut. Nachdem sie ihn seit Monaten nicht mehr rangelassen hatte, schien er dies als Chance gesehen zu haben, sich ein bisschen Spaß zu holen. „Wieso bin ich hier?“

„Weil ich das Passwort für Slytherin nicht kenne und Lysander ebenfalls nicht“, informierte Frank und ließ das Buch sinken. Dann griff er zu seiner Brille, doch bevor er sie sich aufsetzten konnte, hatte Roxanne das Gestell ebenfalls bereits erfasst.
 

Verwundert sah er sie an und sie sprach schnell: „Es ist ungewohnt, dich ohne zu sehen.“ Hitze stieg in ihr auf und sie hoffte, dass sie nicht rot wurde. „Dein Gesicht sieht ohne irgendwie männlicher aus.“ Merlin, was erzählte sie für einen Mist? Ohne sah er nicht nur männlicher, sondern ausgesprochen hübsch aus. Seine markanten Gesichtszüge hatten etwas Gleichmäßiges und irgendwie etwas nicht zu Verleugnendes, Attraktives. Frank grinste breit und ihr Herz machte einen dämlichen Hüpfer, den es noch nie gemacht hatte. „Das hat Catherine auch gesagt. Sie meinte, ich sollte meine Augen bei einem Heiler ändern lassen, sodass ich die Brille nicht mehr brauche.“

Roxanne schluckte hart, als sie den Namen der Gryffindor vernahm. „Ihr versteht euch gut, nicht?“ Zu ihrer Überraschung zuckte Frank nur mit den Schultern. „Sie ist ganz nett, hat aber gestern wohl auch zu tief ins Glas geguckt.“
 

Die Weasley sah ihn gespannt an. „Wie bitte?“

„Na ja“, begann der Professoren-Sohn. „Partys dieser Art sind oberflächlich, alles, was dort geschieht, hat meist am Morgen keine Bedeutung mehr. Weißt du noch, bei der Party, als Slytherin gegen Ravenclaw gewonnen hat? Da war Parkinson auch sehr beschäftigt mit Jordan gewesen, doch am nächsten Tag haben sie sich nicht einmal mit den Allerwertesten angesehen. Auf so etwas darf man eben nicht viel geben.“

Roxanne konnte ihre Verblüffung nicht verbergen. Zum einen war sie wirklich geplättet über seine Aussage, zum anderen vertrat Frank mal wieder eine Auffassung, die ihr gänzlich fremd war.
 

Doch er hatte recht.
 

Flirts, Küsse und andere Zärtlichkeiten, die auf solch einer Party ausgetauscht wurden, waren am Morgen meist tatsächlich vergessen. Überhaupt war Rose die einzige, die sie kannte, die aus einem Kuss mehr gemacht hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Scorpius und sie auch ohne Alkohol eine gewisse Anziehung für den anderen empfanden.
 

„Danke übrigens, dass du mich nicht hast auf der Party liegen lassen“, murmelte sie und Frank grinste erneut breit. „Bedank dich lieber bei Ceres, wäre sie nicht gekommen, hätten Nott und Scamander Eulenscheiße aus mir gemacht. Merlin, die Jungs in Slytherin sind wirklich gewaltbereit, wenn es um Hexen geht.“ Er schüttelte den Kopf und Roxanne fragte: „Ceres?“

„Ja“, erklärte Frank. „Sie hat den Jungs ihren Zauberstab unter die Nase gehalten und prophezeit, dass sie jeden einzelnen den Kleinen… jah… brechen würde, wenn noch einer es wagen sollte, irgendeine unzivilisierte Regung von sich zu geben. Ich habe dich geschultert und sie hat mir befohlen, dass ich dich von der Party wegschleppen sollte. Aber anscheinend hat sie vergessen, dass ich eure Passwörter nicht kenne und zurück wollten Lysander und ich auch nicht. Wer weiß, was passiert wäre.“

„Alles in einem also ‘ne gelungene Fete, dank Ceres.“ Sie musste Lächeln und Frank sprach: „Sie ist eine tolle Freundin.“
 

Roxanne nickte bekräftigend. „Ja, das ist sie. Meine Beste. Sie würde nie etwas tun, was mich verletzten würde.“

Frank schwieg, schließlich fragte er: „Was macht dich so sicher?“ Die Weasley stellte das Wasserglas ab und zog die Decke bis zum Kinn. Es war das erste Mal, dass sie jemanden erzählte, was sie mit Ceres teilte. „Weil sie es mir versprochen hat und bislang hat sie mich noch nie enttäuscht.“ Sie neigte den Kopf. „Weißt du, obwohl Ceres wirklich sehr hübsch ist und jeden Jungen hätte haben können, sucht sie sich ihre festen Freunde mit Bedacht aus und haben wir Interesse an denselben, tritt sie jedes Mal freiwillig zurück und lässt mir den Vorzug.“ Sie seufzte. „Wobei ich das unnötig finde, schließlich soll sie nicht wegen mir auf etwas verzichten, was sie wirklich will. Das Einzige, was sie mir je hat versprechen müssen, war, dass sie sich niemals an meinen Freund ranmacht, der mir dann wirklich wichtig ist, oder an Fred.“
 

„Hat sie ihr Wort gehalten?“

„Aber sicher. Zumindest hält sie sich von Fred fern, denn so einen Mann, der es wert ist, die eigene Freundin zu warnen, hatte ich noch nie. Und was meinen Bruder angeht…“, Roxanne lächelte. „… weder er noch sie scheint Interesse an den jeweiligen anderen zu haben.“

Frank staunte, schließlich empfand er Viscount selbst ebenfalls als überaus schön und begehrenswert. Er konnte selbst nicht einschätzen, ob er ihr gegenüber abgeneigt wäre, wenn sie Interesse verkünden würde. Fred besaß seine Hochachtung, dass er es scheinbar mühelos schaffte, die Anziehungskraft zu ignorieren.

„Wie spät ist es?“, erkundigte sich Roxanne und wollte schwankend aus dem Bett klettern; Frank half ihr. „Zwölf Uhr oder so.“

„Dann wird es Zeit, dass ich Dusche und in einer Stunde zum Mittagessen gehe.“ Sie griff zu ihren Stiefeln und Frank reichte ihr einen großen Pullover. „Es ist kalt auf den Gängen und du hast keinen Umhang dabei.“
 

Roxanne nahm den Pullover an und eine seltsame Wärme breitete sich in ihrem Magen aus. Es war für sie das erste Mal, dass sie erlebte, wie sich ein Mann nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Schnell zog sie ihn über und atmete den vertrauten Geruch des Hufflepuffs ein. Den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, wie sie den Geruch definieren sollte, als Frank sprach: „Und solltest du Scamander sehen-!“, er wedelte mit der Hand, als würde er wen verfluchen. „-zeig, was eine Longbottom-Schülerin ist.“

Unweigerlich musste sie lachen und stolperte zur Tür. „Danke nochmal. Wir sehen uns wohl zum Essen.“ Er nickte. „Und morgen Abend zur Nachhilfe. Dann kann ich dir auch sagen, ob wir ins Museum kommen, oder nicht.“ Sie verschwand und Frank verzog das Gesicht, als sie leise die Tür hinter sich schloss. Müde ließ er sich auf seinem Bett nieder und Wut stieg in ihm auf, als er daran dachte, was Scamander mit ihr vorgehabt hatte.
 

Für ihn schien es unvorstellbar, dass es Jungen gab, die eine Hexe abfüllten, um sie dann seelenruhig besteigen zu können. Widerwärtig. In seinen Augen sollte sich Roxanne so schnell wie möglich jemanden zulegen, der auf sie aufpasste und es ernst mit ihr meinte. Jemand, der ihren schwarzen Humor verstand, nicht nur auf ihr Äußeres achtete und ihre Interessen akzeptierte. Vielleicht sollte er es sie bei der nächsten Gelegenheit wissen lassen.
 

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Zum Abendessen war die große Halle gut besucht und Dominique ließ den Blick schweifen. Rose holte das verpatzte Quidditchtraining nach und Roxanne quatschte am Slytherintisch heiter mit Ceres. Die Vertrauensschülerin seufzte und besah sich Alice, die ihr gegenüber saß und in einem Buch blätterte. Sie schien mal wieder in alten Runen ordentlich vorzuarbeiten. Dominique wusste, dass man die Longbottom in solch einen Moment besser nicht störte und sah weiter durch die Halle. Sie stütze das Kinn auf der Handfläche und beschäftigte sich weiter mit ihren eigenen Gedanken. Zum einen hatte sie Matt gestanden, dass sie Fred geküsst hatte. Statt gekränkt und verletzt zu sein, hatte er ihr ruhig zugehört und sie direkt gefragt, warum sie es ihm erzählte.
 

Dominique war ehrlich gewesen. Sie hatte nicht gewollt, dass etwas zwischen ihnen stand, da sie ihn wirklich mochte und dabei war, ihn näher kennenzulernen. Gleichzeitig war sie unsicher und es hatte sie erleichtert, dass es ihm ähnlich ging. Matt empfand ebenfalls etwas für sie, doch auch er konnte es nicht in Worte fassen und sie hatten beide beschlossen, dass sie es langsam angehen lassen würden, um herauszufinden, wie sich das Gefühl definierte, dass sie einander teilten. Die Weasley hatte sich schon oft gefragt, ob es sich um Liebe handelte, doch das Wort Liebe hatte eine starke Bedeutung für sie und dafür war das Verhältnis zu Matt zu frisch. Doch andererseits gingen ihre Gefühle für ihn über Freundschaft und Sympathie hinaus. Es war verwirrend. Sie schob diesen Gedanken beiseite und ihre Augen erfassten Fred. Er saß neben Scorpius und schien lustlos in seinem Auflauf herumzustochern. Dominique runzelte die Stirn.
 

Sie hatte sich seit der sechsten Klasse gefragt, warum er sich so schlagartig verändert hatte und war zu dem Entschluss gekommen, dass es einen Auslöser gegeben haben musste. Die gesamte letzte Woche hatte sie damit zugebracht, sich daran zu erinnern, ob irgendetwas vorgefallen war. Sie hatte Rose mit Fragen genervt, Roxanne ebenfalls und hatte schließlich Albus im Korridor gestellt und verhört. Doch keiner schien irgendetwas zu wissen. Am Ende war sie wachsamer geworden, denn ihre Neugier war geweckt. Sie hatte Fred während der Sitzungen beobachtet, im Korridor und wenn er mit seinen Freunden zusammen war, doch er schien wie immer.
 

Heiter, witzig und er selbst. Dominique hatte begriffen, dass er zu Jungen dasselbe Verhältnis hatte, wie seit der ersten Klasse. Sie alle mochten ihn als Kumpel, denn er teilte viele Interessen mit ihnen. Quidditch, die Neugier für neue Scherzartikel und den Ärger über das weibliche Geschlecht. Und letzteres hatte sie schließlich stutzen lassen. Das weibliche Geschlecht musste in ihren Augen der Auslöser für seine Veränderung gewesen sein, irgendeine Hexe hatte etwas getan, was ihn gewandelt hatte, denn er war nicht immer der Mistkerl gewesen, den er jetzt verkörperte.
 

Die Veela schluckte hart und formte die Augen zu Schlitzen, als sie sah, dass er seinen Kopf hob und zu jemand rüber sah. Sie folgte seinem Blick und reckte den Hals; erst Alice riss sie aus ihrer indirekten Spionage.

„Okay!“, laut schlug die Longbottom ihr Buch zu und trank ihren Kakao in einem Zug leer.

„Ich muss los, Al gibt mir wieder Tanzunterricht.“ Sie grinste breit und Dominique musste lachen. „Und, kriegt er dich noch fit bis zur Adventsparty?“

„Schätze schon. Zumindest kann ich jetzt zwei Schritte zurück und zwei Schritte vorgehen, ohne ihm auf den Fuß zu treten.“ Sie lächelte und packte ihre Sachen zusammen.

„Viel Spaß“, wünschte Dominique und Alice eilte aus der großen Halle. Gut gelaunt huschte sie die große Treppe hoch, direkt zu den Klassenzimmern. Es war Sonntagabend und bislang hatten sie bereits zwei Mal ein Treffen gehabt, in denen Albus sich abmühte, ihr das Tanzen beizubringen. Manchmal fragte sie sich, weshalb er so viel Geduld mit ihr hatte, oder warum er plötzlich wieder Kontakt zuließ.
 

Schließlich hatten sie die letzten Jahre lediglich durch Rose etwas miteinander zu tun gehabt. Etwas, was Alice sehr schade gefunden hatte. Sie hatten sich beide unterschiedlich weiterentwickelt und einen jeweils anderen Freundeskreis gehabt.

Gut gelaunt und summend blieb sie schließlich vor dem Verwandlungszimmer stehen. Überrascht hörte sie Stimmen und runzelte die Stirn. Vorsichtig linste Alice ins Klassenzimmer und erkannte Lorcan, Melody und Edmund Nott.
 

Albus selbst saß auf einem Tisch und neigte leicht den Kopf.

„Du hast Schiss“, ließ Lorcan verlauten und Edmund stimmte zu: „Weil du es eh nicht schaffen wirst.“

„Ich brauche das nicht zu schaffen, denn das ist bereits eingetreten“, höhnte Albus und grinste breit; es war jenes Grinsen, das Alice hasste. Es war durchtränkt von Arroganz, Überheblichkeit und Kälte. Sie schluckte hart, denn diese Gesichtsregung erinnerte sie immer wieder daran, dass Albus ein Slytherin in voller Größe war.
 

„Beweis es!“, verlangte Lorcan selbstsicher und der Potter rutschte vom Tisch. „Das werde ich. Und jetzt verschwindet, ich erwarte jemanden.“

Melody warf ihr langes Haar über die Schulter und schritt zur Tür. „Natürlich, schließlich willst du die kleine Professoren-Tochter nicht warten lassen.“ Sie zwinkerte, etwas, was Alice nicht verstand. Mutiger als sie sich fühlte, straffte sie die Schultern und sprach: „Ich würde 1 Meter 70 nicht klein nennen.“

Überrascht von ihrer Aussage, hob Albus beide Brauen und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Doch dieses Mal war es eine Regung, die sie aus der Kindheit kannte. Verblüffung, Heiterkeit vereinten sich. Kurz warf Lorcan seinen Klassenkameraden einen knappen Blick zu, dann verschwanden die drei Slytherins. Erst als die Tür sich hinter ihnen schloss, wagte Alice zu fragen: „Was wollten die?“
 

„Nichts Besonderes.“ Der Potter zuckte mit den Achseln. „Schön, dass du pünktlich bist; und bereit für den Damensolo?“

Die gespielte Fröhlichkeit entging ihr nicht und als Alice zusah, wie er nach der richtigen Musik suchte und am alten Plattenspieler herumexperimentierte, ahnte sie, dass es sehr wohl etwas Besonderes war. Albus schien nicht ganz anwesend, denn der seltsam angespannte Ausdruck in seinen Augen verriet ihn. Doch sie fragte nicht noch einmal, schließlich war Albus nicht der Typ für ein Verhör. Am Ende würde sie genauso schlau sein, wie am Anfang. Alice legte die Hand auf seine Schulter und hörte kurz die Stimmen von Roxanne und Dominique, wie sie am Klassenraum vorbeigingen und schwatzen.

Dann setzte die Musik ein und sie schloss die Augen, um sich führen zu lassen.
 

Heiter quatschte Roxanne auf die blonde Hufflepuff ein. „Wir gehen tatsächlich ins Museum!“, freute sie sich. „Es wundert mich, dass Frank diesen Ausflug tatsächlich genehmigt bekommen hat, zumal wir noch mitten in der Woche los wollen.“

Dominique verzog die blassen Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Das ist kein Ding für den gewesen, glaub man. Schließlich ist allseits bekannt, dass Goni einen Narren an Franky gefressen hat. Sie bewilligt ihn nahezu alles!“ Die dunkelhäutige Weasley wollte gerade etwas sagen, als sie beide sahen, wie Matt aus einem leeren Klassenzimmer kam und stutzte, als er sie antraf.
 

Dann zogen sich seine Mundwinkel nach oben und er kam in schnellen Schritten auf sie zu. Roxanne konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als sie sah, dass er Dominique einen Kuss auf die Wange drückte und knapp durch ihr Haar strich. Die Vorsicht, mit der die beiden miteinander umgingen, fand sie zum Belächeln, doch gleichzeitig auch irgendwie süß.

„Na ich sehe schon, das war mein Zeichen.“

„Was für ein Zeichen?“, fragte Dominique verwirrt und ihre Wangen brannten vor Röte, als Matt vertraulich einen Arm um ihre Hüfte legte.
 

Roxanne rollte mit den Augen und bog nach rechts ab: „Das Zeichen, dass ich verduften soll.“, dann zwinkerte sie und Matt lachte verstehend. Während sich die eine Weasley auf den Weg zur Bücherei machte, sah die in seinen Armen ihn hilflos an. Matt zog sie näher zu sich und seine grünen Augen strahlten vergnügt. „Sie glaubt, dass wir alleine sein wollen und hat sich deshalb aus dem Staub gemacht.“

„Ach so. Was machst du hier?“

Er hob seine Hand und zeigte ihr somit ein Buch. „Ich hab`s heute Mittag unter dem Tisch liegen gelassen und wollte meine Hausaufgaben fertig machen, nur geht’s ohne schlecht. Und wo willst du hin?“

„SV-Raum“, murmelte sie. „Ich will eine Liste abgeben und Fred ein wenig aushorchen.“

„Weil er sich ab der fünften Klasse so verändert hat?“, warf Matt ein und Dominique kam nicht drum herum, ihn überrascht anzusehen. Noch bevor sie fragen konnte, lachte der Quidditchkapitän heiser auf und sah über ihren Kopf hinweg.
 

„Fred und ich waren bis zum letzten Jahr flüchtige Bekannte, haben die eine oder andere Fete zusammen gefeiert. Er war mir sympathisch und es kam schon mal vor, dass wir uns wegen Quidditch festquatschten. Doch dann kam er aus den Ferien und hatte plötzlich eine unglaublich schreckliche Art und Weise an sich, die Hexen in seiner Umgebung zu benutzen und sie am Ende mit Füßen zu treten.“ Matt zuckte mit den Schultern und die Heiterkeit aus seiner Stimme war verschwunden. Ernsthaftigkeit machte sich breit und Dominique begriff, dass er sich Gedanken gemacht hatte. „Auch Lysander war der Meinung, dass in den Ferien irgendetwas vorgefallen sein musste, was ihn so hat werden lassen.“

„Was vermutest du?“

„Eine Hexe“, erwiderte Matt schlicht. „ Doch weder Lysander, noch ich hatten je eine Ahnung oder einen Verdacht. Wir dachten, dass Malfoy und Potter diese Veränderung wieder geradebiegen würden.“
 

Dominique biss sich auf die Unterlippe, als er fortfuhr: „Aber weit gefehlt. Die beiden Flubberwürmer rennen weiterhin durch die Gegend, als hätten sie nichts bemerkt. Oder aber sie wissen etwas, was wir nicht wissen.“ Matt schloss seine laute Vermutung ab und strich erneut durch das seidige Haar seiner Freundin. Dominique hob den Kopf und erneut wurde ihr warm. Sie liebte das dichte braune Haar und die kleinen grauen Steine, die sich in seine grünen Augen schummelten, wenn er sich freute. „Na, jedenfalls sei achtsam, wenn du in den SV-Raum gehst, noch so ein Kuss und ich breche ihm alle Glieder und werfe ihn aus dem Fenster und glaub mir Dominique, ich könnte in Versuchung kommen, dich glatt hinterher zu werfen.“
 

Sie knuffte ihn in die Seite, verstand aber die stumme Warnung nur zu gut. „Ich werde schon aufpassen. Wartest du bis nachher im Gemeinschaftsraum auf mich?“ Matt ließ sie los und lachte bitter. „So schwer, wie der Aufsatz ist, werde ich bis Mitternacht daran sitzen, also lass dir Zeit.“ Sie strich über seine Wange und schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln.
 

„Je eher du anfängst, umso eher bist du fertig“, ließ sie ihn wissen und löste sich von ihm. Sie setzte gerade den Weg zum SV-Raum fort, als Matt rief: „Hey Dominique, eins noch!“

Sie drehte sich um und sah, wie er blind langsam drei Schritte rückwärtsging. Sein überaus breites Grinsen schmückte seine Lippen. „Gehst du mit mir zur Adventparty?“ Verwirrt darüber, dass er sie fragte, antwortete sie: „Natürlich, was hast du denn gedacht?“

„Der Etikette nach, ich wollte höflich gefragt haben und mir hinterher von Rose nicht vorwerfen lassen, dass ich hexendiskriminierend bin.“ Die blonde Veela musste laut lachen. „Alles klar, bis später.“ Sie schüttelte noch über so viel Unsinnigkeit den Kopf, als sie bereits nach links abgebogen war und am Ende des Korridors den SV-Raum erreichte. Leise öffnete sie die Tür und bemerkte, dass ihr Cousin sehr wohl da war. Sie hatte also richtig vermutet, dass er nach dem Abendessen noch einiges erledigen wollte.
 

Fred räumte gerade einige Akten zurück ins Regal, um seinen Schreibtisch zu erleichtern. Er schien nicht überrascht darüber, dass Dominique ihn aufsuchte und sprach: „Abend, setzt dich, wir haben was zu klären.“ Er wies mit den Daumen zu seinem Schreibtisch und sie blinzelte über seinen geschäftlichen Tonfall. „So? Hört sich ja nicht gut an“, gab sie kund und er grinste schwach. „Ist es aber.“ Erst als er sich ihr gegenüber niedergelassen hatte und Dominique ihn gespannt ansah, holte er tief Luft. „Hör mal… dass letzte Woche, also der Kuss. Das war geschmacklos von mir, entschuldige bitte.“
 

Vollkommen vom Besen geworfen, starrte sie ihn an. „Wie bitte?“

„Ich werde das nicht widerholen!“, stellte er sofort klar und lehnte sich zurück. „Weder die Aussage, noch diesen dämlichen Kuss. Du hättest ihn von Bowler kriegen sollen und nicht von mir.“ Sie schwieg, noch immer unfähig zu begreifen, dass sich Fred Weasley, ihr persönlicher Tyrann sich gerade bei ihr entschuldigt hatte. Eine ganze Weile hielt die Stille zwischen ihnen, bis er sie durchbrach. „Ich hoffe, du bist nicht sofort zu ihm gerannt und hast-!“
 

„Ich habe es ihm natürlich erzählt!“, empörte sie sich und verkörperte erneut die ehrliche Hufflepuff. „Und er war bereit, dich nicht in Stücke zu reißen und aus dem Fenster zu werfen“, setzte sie hinzu, als sie sein entgleistes Gesicht sah. Seufzend lehnte sie sich ebenfalls zurück. „Aber sollte so etwas nochmal vorkommen, wird er es tun und mich hinterherwerfen.“

„Passt mir gut in den Kram“, gestand Fred nickend und entlockte ihr ein Lächeln. „Mir ebenfalls und ich werde dir… na ja, nennen wir es den Ausrutscher, trotzdem noch helfen, schließlich landet diese Adventfete ohne mich mit einem Bauchklatscher auf dem Wasser.“
 

Fred brauchte gar nicht erst zu zustimmen, denn sie wusste auch so, dass er tatsächlich ohne sie keinerlei Überblick haben würde. Ganz egal, wie sehr er sich jetzt, knapp drei Wochen vor der Party, noch anstrengen würde. „Aber das wird dich wieder etwas kosten.“

Fred stöhnte, langsam würde das Preis- und Leistungsverhältnis wirklich teuer. „Was ist es dieses Mal? Soll ich Bowler bessere Quidditchzeiten geben? Alice weniger Nachhilfeschüler?“

„Nichts davon“, murmelte Dominique und beugte sich wieder vor. Fred wurde augenblicklich wachsamer und musterte ihr besorgtes, aber auch wissendes Gesicht.
 

„Ich möchte, dass du mir verrätst, wie und welche Hexe, dich dazu gebracht hat, solch ein Mistkerl zu werden, den du jetzt vorgibst zu sein.“
 

Just in diesen Augenblick bekam die Visage des Mistkerls den ersten brutalen Riss.
 

Der Riss war groß und Dominique konnte anhand des Gesichtsausdrucks ihres Cousins sehen, dass der Schein, wie ein Kartenhaus ineinander fiel. Mit ruhiger Stimme erklärte sie ihm, was sie beobachtet hatte. Dass er zu seinen Kumpels war wie immer, aber mit Hexen umging, wie mit Dreck. Scheinbar war Scorpius und Albus dieser radikale Wandel verborgen geblieben, oder sie hatten ihn nicht angesprochen – auch diese Vermutung brachte Dominique zu Wort und konnte an dem Zucken seiner rechten Gesichtshälfte erkennen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
 

„Das ist doch Unsinn!“, versuchte sich Fred mit kalter Stimme aus der Affäre zu ziehen. „Welche Hexe käme bitte dafür in Frage.“ Er stand auf und sie sah, dass er seine geliebten Zigaretten aus der Hosentasche zog und ein Fenster öffnete, um zu rauchen.

„Genau das habe ich mich auch gefragt.“ Dominique ließ die Spur, die sie verfolgte, nicht los. „Aber eins ist mir klar geworden, sie muss dich wirklich arg verletzt haben und etwas ziemlich Besonderes sein, dass du wegen ihr so am Rad drehst. Mittlerweile glaube ich sogar, dass du noch nicht mal mit Absicht so gaga geworden bist.“
 

„Zu gütig, Dome“, ließ er verlauten, als er die Beschreibung gaga vernommen hatte. Für ihn war somit das Thema abgeschlossen, doch für seine Cousine dagegen, hatte das Verhör gerade erst begonnen. Sie drehte sich im Sessel und sah dem Rothaarigen dabei zu, wie er sich auf der Fensterbank niederließ und scheinbar gleichgültig der Kälte trotze.

„Sie muss jemand sein, der Charakterstärke besitzt und ein nicht greifbares Wesen.“
 

„Wie kommst du drauf?“ Erfreut darüber, dass er zumindest einen kleinen Teil zum Gespräch beitrug, schlug sie die Beine übereinander und neigte leicht den Kopf. Dominique war sich sicher, das Geheimnis um die unbekannte Hexe würde sie lösen. Vielleicht nicht heute und vielleicht auch nicht morgen, aber irgendwann gewiss. „Dir gelingt es spielend leicht, jegliche Art Hexe mit deinen falschen Charme gefügig zu machen, aber bei der einen scheint es nicht zu funktionieren.“ Die Veela beobachtete, wie ihr Cousin den Blick aus dem Fenster warf. Seine Miene wirkte ruhig, doch sie entdeckte Anspannung und – ihr Herz machte einen Aussetzer – ungewohnten Kummer. „Oder aber…“, nahm sie den Faden wieder auf. „… sie hat mit dir gespielt und eine Art Selbstschutz ausgelöst.“
 

Fred hob eine Augenbraue und zog an der Zigarette. Tief atmete er das Nikotin ein. „Hast du so viel Langeweile, dass du dich jetzt schon an Muggel-Literatur vergreifst, die auf Psychoanalyse aufbaut? Was ist aus Goethe, Dürrenmatt und Schiller geworden?“

„Lenk nicht ab!“, empörte sie sich, peinlich berührt darüber, dass Fred tatsächlich bemerkt hatte, dass sie einen Weg gefunden hatte, ihre Abendliche Langeweile mit solch etwas Primitiven auszuschalten.
 

„Wenn du mehr zu tun haben willst, dann kann ich dir gerne mehr Arbeit aufhalsen.“ Er grinste breit und seine Haltung entspannte sich wieder. Durch die kleine Geste, in der Fred den Kopf in den Nacken legte, machte er sie auf etwas aufmerksam. Dominique sah ihn an, den Kopf in den Nacken zu legen, besonders wenn er nachdachte, war eine typische Eigenschaft Albus`. Sie rümpfte die Nase und erinnerte sich daran, dass Scorpius Raucher gewesen war und es sich durch ekliges Kaugummi abgewöhnte. Matts Worte kamen ihr in den Sinn.
 

»Wir dachten, dass Malfoy und Potter diese Veränderung wieder geradebiegen würden. «
 

Wenn die beiden Slytherins je auch nur ahnten, dass ein Freund von ihnen in Schwierigkeiten steckte, so ließen sie nichts unversucht, genau dieses Hindernis zu bearbeiten. Doch statt das sich Fred nach Halloween wieder benommen hatte wie vor den Ferien, war es nur ausgeartet. Für Dominique lag deshalb ein einziger Schluss nahe. „Weder Scorpius noch Albus hast du je von der Einen erzählt.“ Die Veela schluckte, um ihren trockenen Hals zu befeuchten.
 

„Entweder, weil sie es nie bemerkt haben, oder aber du kannst es ihnen nicht erzählen, weil…“ Sie hörte auf zu sprechen und reizte ihn unbewusst. „Weil was?“, erwiderte Fred und warf die Zigarette aus dem Fenster. „Sprich dich ruhig aus, Dome.“ Er sah, dass sie angestrengt nachdachte und fragte sich, warum er auch noch so töricht war und sie bei ihren Grübeleien unterstützte. „Die Hexe hat mit euch allen drein etwas zu tun und sie hat im Moment etwas mit Albus oder Scorpius am Laufen, denn sonst würdest du deinen beiden, besten Freunden gegenüber nicht vollkommen dichthalten.“ Fred rutschte von der Fensterbank und trat zurück an den Schreibtisch. Ein höhnisches Lächeln zitierte seine Lippen.
 

„Tja, wer könnte das wohl sein?“
 

Dominique stütze das Kinn auf die Handfläche.
 

3 : 4 - Sie würde es herausfinden, ganz sicher.
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von: abgemeldet
2012-10-21T20:08:19+00:00 21.10.2012 22:08
Ich schon wieder!

Ich hab mich geirrt - dieses Kapitel hab ich nämlich auch schon gelesen! :D Na ja, macht ja nichts, dann hast du wenigstens noch was zu lesen~.

Hauptaugenmerk lag in diesem Kapitel natürlich irgendwie auf Dominique und Fred und es hat mir sehr gefallen. Es geht ein bisschen Tiefer in Freds Charakter hinein und das finde ich echt sehr interessant. Dass er nur wegen seiner unerwiderten Gefühle zu Ceres dermaßen am Rad dreht, ist wirklich dumm ... er tut mir echt Leid. Um ehrlich zu sein, mag ich sie nicht sonderlich. :( Aber ich finde es gut, dass Dominique versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

Die Szene mit Frank und Roxanne ... ich musste irgendwie die ganze Zeit grinsen! xD Es ist so typisch, dass Roxy sich so volllaufen lässt. Und ich fand es ziemlich mutig von Frank, sie Lorcan unter der Nase wegzuschnappen und in sein Bett zu bringen. Ich weiß noch nicht, auf welche Art ihre Sympathie basiert, aber irgendwas scheint sich da ja wirklich zu entwickeln. Und ich fand es echt extrem scheiße, dass Ceres ihr Versprechen Roxy gegenüber gebrochen hat und doch was mit Fred hatte - und Roxy das nicht mal weiß! So hält sie diese immer noch für eine absolut treue Freundin. >3< Ein weiterer Grund, warum ich Ceres nicht mag...

Alice' Auftritt fand ich doch sehr mutig - überraschend! :D Und es ist einfach nur niedlich, dass Al ihr sogar Tanzunterricht gibt. Ich muss da immer an seinen talentfreien Vater denken. xDDD

Und dann wieder Dominique & Fred ... allmählich beginnt es ja, sich zuzuspitzen und ich glaube, dass Dominique allmählich ein bisschen Verständnis für ihren Cousin aufbringt. dennoch wundert es mich ein wenig, dass sie erst jetzt auf den Trichter gekommen ist, dass Freds Verhalten nicht von ungefähr kommt. Aber okay - besser spät als nie. xDDD Ich bin wirklich mal gespannt, wie sie (und vor allem Roxy) darauf reagiert, wenn sie heraus findet, dass Ceres dafür verantwortlich ist.

Allerliebste Grüße, deine Heaven~.
Von: abgemeldet
2010-12-29T10:57:43+00:00 29.12.2010 11:57
haha bin gespannt ob Dome drauf kommt ;)
Ich hoffe Rose kriegt das mit Viscount auch bald raus,ist nicht grad angenehm sowas nicht zu wissen.
freu mich aufs nächste Kapitel ^^
Von:  Herzkirsche
2010-12-25T19:40:12+00:00 25.12.2010 20:40
1) Deine Kapitelüberschriften sind jedes Mal so toll!
2) Die neue Kurzbeschreibung - glatte Liebe!
3) Ich liebe Dome und Fred so unwiderruflich bei dir, omg das kommt von mir, obwohl das Cousine und Cousin sind!
4) Albus aaaaaaaah! Ich weiß nicht, er erinnert mich hierbei ein bisschen an .. wie heißt der männliche Hauptcharakter in "Eine wie keine"? Auf jeden fall erinnern mich die Alice und Albus Teile stark an den Film, habe ich damals übrigens geliebt.
5) Du schaffst es jedes mal, Rose und Scorpius zu einem Genuss zu machen, wenn ich etwas von dir lese. Auch wenn es in diesem Kapitel eher karg mit den beiden zuging.


*thumbs up*
Ich hoffe, du hast angenehme Weihnachtstage.
Von:  _Natsumi_Ann_
2010-12-25T12:15:47+00:00 25.12.2010 13:15
dom und fred war genial :)
ein wenig hab ich rosescorp vermisst, das ich das mal sage ;)
bin gespannt wie es weiter geht!
hoffe nicht mit matt :3 iih xD lysander und lorcan ... mhh was das wohl auf sich hat^^
Von:  Knuddel-chin
2010-12-24T20:45:16+00:00 24.12.2010 21:45
Huhu,

ein tolles Kapitel...
vor allem hat mir diese Sache zwischen Roxanne und Frank gefallen... sie ist geprägt von Eifersucht, Beschützerwillen und diesem Funken Freundschaft, denn man am Anfang so nicht wirklich gesehn hat ^^
ich frage mich, in was sich Albus reingeritte hat und hoffe, dass Alice da keine Rolle hat...
was die Veränderung von Fred angeht, so geht meine erste Vermutung Ceres, aber ich glaube, es könnte auch jemand anders sein... aber das werden wir ja noch erfahren :)

ich freue mich schon auf das nächste Kapitel
fröhliche Weihnachten
Knuddel-chin
Von: abgemeldet
2010-12-23T16:17:41+00:00 23.12.2010 17:17
ein tolles chap! besonders gut gefallen haben mir die verknüfung der handlungsstränge, z.B. der teil mit alice, wenngleich es auc nur ortsverbindungen waren.
inhaltlich fand ich vor allem roxanne toll, da man heute mal die verletzliche seite von ihr gesehen hat ... ich bin gespannt, wann die sache mit ceres und fred auffliegt und wann das chaos perfekt ist. frank, rose, scorp, al und alice scheinen dort etwas außen vor, aber das macht nichts - es gibt ja noch viele weitere kapitel xD

wirklich toll, deine hydrangea
Von:  sunny3291
2010-12-23T14:25:28+00:00 23.12.2010 15:25
Manno warum hast du wieder einfach aufgehört...
Jetzt will ich wissen, wer die Unbekannte ist, die Fred so stark verändert hat. Ceres fällt für mich irgendwie nämlich weg. Was hätte sie auch mit Albus zu tun???
Ich fand es aber richtig gut, dass sich dieses Kapi hauptsächlich um Fred und Dome gedreht hat.
Obwohl mir die Sequenz mit Franky und Roxy auch sehr gefallen hat. Ich finde es einfach super romantisch, wie sich Frank um Roxy kümmert und immer für sie da ist.
Aber was hat denn Albus jetzt für ein Geheimnis??? Spielt er ein falsches Spiel mit der lieben Alice??? Wehe...

Freu mich auf das nächste Kapi
lg sunny

P.S. Wunderschöne WEihnachten und lass dich ordentlich beschenken.
Von:  HexenLady
2010-12-22T20:48:27+00:00 22.12.2010 21:48
uii
dome ist da auf einer ganz heißen spur :D
ich leube diese FF echt
ich wünsche dir ein fohres fest und schonmal einen guten rutsch ins neue jahr
bye
Von: abgemeldet
2010-12-22T19:59:21+00:00 22.12.2010 20:59
Juhu Fred und Dome :)
Ich mag die Beiden total in deiner FF und freue mich immer wie ein Schneekönig, wenn du auf sie eingehst ;)
Das Chap war sehr spannend, ich frag mich was Albus Geheimnis ist.
Und was hat Ceres mit Albus zu tun? Ich mein, klar sie ist Scorps Verlobte, aber sonst? Nur weil beide in Syltherin sind?
Freu mich schon auf's nächste :)

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2010-12-22T15:53:17+00:00 22.12.2010 16:53
Wow, Ceres hat also Freds Herz gebrochen, und gleichzeitig ihr Versprechen Roxanne gegenüber...autsch!
Aber...was genau ist da denn gewesen? Ich hoffe Dominique findet alle Einzelheiten heraus.

Ich mag Matt sehr, sehr gerne, hab aber die Hoffnung auf Fred&Dominique noch nicht ganz aufgegeben, aber ihre Beziehung ist sicher schwierig, und ich will irgendwie auch nicht, dass Matt das Herz gebrochen wird.

Juhu, Roxanne ist eifersüchtig! Ich kann's kaum erwarten zu erfahren, inwiefern sich das noch äussert und sie einsieht dass sie ihn - oh mein Gott! - vielleicht sogar mag!

Ich will wissen, was Albus für ein Geheimnis hat - ich hoffe, Alice kommt dahinter. Aber die Vorstellung von den beiden beim Tanzen war echt wahnsinnig süss. Mehr davon bitte^.^

Aalso, ein sehr gelungenes Kapitel, wie immer eigentlich.

Liebe Grüsse

Meyra


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