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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Das Ultimatum

Schritt für Schritt, langsam und bedrohlich, glitten zwei breite Schatten aufeinander zu. Der eine war die Dämonenarmee, der andere die Hochelfenarmee. Es war kaum etwas zu hören, nur der wispernde Gras, dass sanft den Schritten der Krieger und dem Wind nachgab.

Angestrengt starrte Aleidis auf die Elfenarmee. Wo waren Endoril? Wo waren ihre Freunde? Sie vermutete, dass auch Hilarion angestrengt nach seinem Vater und seinen Geschwistern suchte. Aleidis' Herz schlug unglaublich laut, man musste es schon fast hören können.

Sie wandte das Gesicht und sah Hilarion an. Er sah sie an. Sein Gesicht war bleich, aber auch entschlossen. Aleidis nickte und er nickte zurück. Jetzt mussten sie aufpassen. Wann mussten sie sich verwandeln und sich zwischen die Armeen stellen?

Meter für Meter kamen sich die Armeen der Elfen und der Dämonen näher. Wann war es soweit? Wann?

„Jetzt!“, wisperte Hilarion als die Armeen noch 15 Meter von einander entfernt waren. Aleidis und Hilarion ließen sich, Hand in Hand, nach vorne fallen, in die Tiefe. Mit einem pulsierendem Schlag trat das Licht aus ihren Körpern und umgab sie in der Form der Schlangen. Das blaue Licht von Aleidis und das rote Licht von Hilarion strahlten unglaublich hell und es pulsierte.

Aleidis und Hilarion fassten sich an den Händen und begannen sich umeinander zu drehen. Die langen magischen Schlangenkörper aus Licht verschlangen sich zu einer Spirale. Die Armeen waren noch etwa sieben Meter auseinander, waren aber stehen geblieben um dem Schauspiel am Himmel zu folgen.

Hilarion und Aleidis hielten sich nun noch an einer Hand und schwebten, sich immer noch umeinander drehend, zwischen den beiden Armeen zu Boden. Als sie schließlich auf der Erde aufsetzten erstrahlte das Licht noch einmal unglaublich hell und verschwand in den Körpern der beiden, doch es blieb so hell, dass man sie klar und deutlich sehen konnte.

Da standen sie, Rücken an Rücken, aber immer noch Hand in Hand. Jeder sah zu seiner Rasse. Sie wirkten wie unwirkliche Wesen in ihrer Kleidung, die sie durch die Magie bekommen hatten. In diesem Moment spürte Aleidis, das alles richtig war. Alles, was bis jetzt in ihrem Leben geschehen war.

„Aleidis!“, rief Endoril und nahm erstaunt seinen hellsilbernen Helm ab, „Was soll das Theater?“ „Schweigt still, Herr Endoril!“, erwiderte Aleidis mit einer Stimme, die nicht aus dieser Welt zu kommen schien. Endoril klappte der Mund auf, aber er konnte nichts mehr sagen. Rina und Mara sahen sich verwundert an. Anar starrte Aleidis ängstlich an und Fion und Aleno starrten ihren Vater an.

„Hilarion, geh aus dem Weg!“, befahl da eine Stimme hinter Aleidis, die Stimme eines Dämons. „Ich denke nicht daran, Herr Vater!“, erwiderte Hilarion mit fester Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Aleidis spürte, dass Hilarion ihre Hand noch fester packte und sie erwiderte diesen Druck.

„Würdest du mir bitte erklären, was hier los ist?“, fragte Endoril, nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte, „Aleidis, du bist die Mondentochter! Du hättest mit uns gegen die Dämonen ziehen sollen! Und hättest den Sonnensohn töten sollen!“ „Ja, Hilarion, du hättest die Mondentochter töten sollen, so wie es seit Jahrtausenden der Brauch ist!“, rief die Stimme hinter Aleidis. Das musste Hilarion's Vater, der Dämonenkönig Sinmar sein.

„Und wenn wir diese Tradition befolgt hätten, dann wäre es auf ewig so weitergegangen! Ewiges Erstehen und Verbleichen.“, erwiderte Aleidis laut, „Doch einen wichtigen Zusammenhang haben weder Dämonen noch Hochelfen in den vielen Zeitaltern je erkannt. Ohne Sonnensohn kann die Mondentochter nicht existieren. Und stirbt der Sonnensohn, dann stirbt auch die Mondentochter. Der eine kann ohne den anderen nicht leben.“

„Und die Dämonen können ohne die Hochelfen nicht leben!“, sagte da Hilarion und über seine Schulter zu den Elfen, „Und die Hochelfen können ohne die Dämonen nicht leben. So ist jeder voneinander abhängig.“

„Und warum habt ihr uns das nicht gesagt?“, fragte da Anar. „Hättet ihr unseren Worten geglaubt?“, fragte Aleidis zurück, „Hättet ihr es geglaubt? Ihr hättet gedacht, wir würden uns vor dem Kampf drücken wollen!“ „Darum hast du dich aus den Planungen herausgehalten.“, murmelte Sinmar, „Ich verstehe. Ich glaube zumindest, dass ich es verstehe.“

„Dann habt ihr uns vor der Auslöschung der beiden Rassen bewahrt.“, rief Endoril plötzlich mehr erschrocken, als erfreut. Aleidis nickte langsam. „Aber das ist nicht der einzige Grund, dass wir zwei uns zusammen getan haben!“, sagte da Hilarion. „Können wir das nicht später besprechen?“, fragte Sinmar, „Da sind mir irgendwie zu viele Neuigkeiten.“ „Nein!“, rief Hilarion mit wütender Stimme, „Diese Sache duldet keinen Aufschub! Später ist es zu spät!“

„Für das, was wir tun müssen, müssen Elfen und Dämonen einander die Hand reichen und Seite an Seite Schwerter ziehen!“, sagte Aleidis, „Und genau darum haben wir bis zum letzten Moment gewartet! Dämonen und Elfen, alle müssen von uns hören, welch dunkler Schatten seine Klauen über sie streckt.“

In den reihen der Krieger brach Unruhe aus, auf beiden Seiten. Aleidis hörte wütendes Geflüster und wie mit hasserfüllter Stimme Vorurteile aufgezählt wurden. Die Elfen hassten die Dämonen und die Dämonen hassten die Elfen abgrundtief. Sie wollten nicht zusammen arbeiten.

„Was meint ihr?“, fragte Endoril nervös. „Wenn niemand spricht werden wir erklären. Alles!“, erwiderte Aleidis. Es dauerte nicht lange, dann hatten sich die hitzigen Diskussionen beruhigt und es wurde ganz still über der Ebene.

„Die Verstorbenen Mondentöchter und Sonnensöhne waren von dem Hass auf die andere Rasse und den anderen so zerfressen, dass ihre Seele nicht gehen konnte.“, begann Aleidis mit lauter, klarer Stimme, „Sie wurden zu Rachegeistern. Im Zwischenreich führten sie ihren Krieg gegeneinander weiter. Doch sie können einander nicht besiegen. Nicht jetzt und nicht in der Ewigkeit.“

„Wir haben eine Prophezeiung gefunden, nach deren Aussage haben wir unseren Plan gefasst.“, fuhr Hilarion fort, „Wenn Mondentochter und Sonnensohn nicht gegeneinander Kämpfen, sondern ihre Kräfte vereinen erreichen sie die Stufe der gottgleichen Macht und die totale Kontrolle über ihr Element.“

„Der Plan der Rachegeister war es, die jetzigen Erwählten wieder in den Krieg zu schicken.“, erklärte Aleidis weiter, „Nur, bei diesem Krieg wären alle, absolut alle gestorben. Die Seelen wären wegen dem Hass auf dem Schlachtfeld geblieben. Die Rachegeister der Verblichenen wären gekommen und heute eure Seelen zu Rächern gemacht, um endlich den Krieg zu beenden.“

„Die Gefahr kommt jetzt nicht mehr von eurer Dummheit und euren Vorurteilen, sondern von der Welt jenseits dieser Welt!“, sagte Hilarion laut, „Wir haben zwar diese Schlacht verhindert, aber jetzt werden sie sich mit Gewalt holen, was sie nicht bekommen haben. Hasserfüllte Seelen.“

„Und darum stellen wir euch ein Ultimatum!“, rief Aleidis und die ungläubige und verschreckte Stille, „Ihr habt eine Woche Zeit um einen Friedensvertrag zu schließen, ohne uns! Wenn ihr das schafft, dann führen wir euch in den Krieg gegen die Rachegeister! Wenn nicht, dann habt ihr euer eigenes Urteil gefällt! Dann könnt ihr von uns keine Hilfe erwarten!“

„Denkt daran : Eine Woche! In sieben Tagen, hier, um die Mitte des Tages! Einen Friedensvertrag, an den sich beide Rassen halten!“, rief Hilarion, wirbelte herum, packte Aleidis und schoss als Feuerschlange hinauf in den Himmel. Aleidis hörte Endoril und seine Kinder rufen, ebenso Sinmar und Hilarion's Geschwister. Doch dann waren sie schon außer Hörweite.

„So war der Abgang aber nicht geplant!“, meinte Aleidis lachend zu Hilarion, machte sich los und flog ebenfalls mit Schlangenkörper neben ihm her. „Na ja, etwas Spontanität muss schon sein!“, lachte Hilarion, „Außerdem war der doch ziemlich cool, oder?“ „Ja, war er schon!“, meinte Aleidis und nahm das blaue Licht wieder in ihren Körper, auch Hilarion zog sein Licht zurück. Niemand sollte wissen, wohin sie jetzt flogen. Es ging niemanden etwas an.



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