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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Der Ball

„Glaubst du, dass passt so?“, fragte Aleidis und zupfte nervös an ihrem Ärmelsaum herum. Es war der Abend des zweiten Freitag der zweiten vollen Novemberwoche, und damit der Tag des Herbstballs. Aleidis war im Mara's Zimmer und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Das saphirblaue Kleid von Mara sah großartig aus. Aleidis' Schultern waren frei und am Schultersaum war ein weißer Pelz angenäht. Um die Taille schlang sich ein silbernes Band aus Seide. Aleidis' Kleid fiel lang und fließend wie Wasser zu Boden. Die Ärmel gingen zum Saum hin etwas auseinander, aber nicht zu weit.

„Doch, dass passt schon so!“, meinte Mara und richtet sich auf, „Aber mit deinen Haaren müssen wir noch etwas anstellen, offen geht das nicht!“ Mara trug ein feuerrotes Kleid mit goldenen Stickereien. Ihre schulterlangen braunen Haare hatte sie von den Schläfen aus nach oben auf den Hinterkopf geflochten. Von dort aus fielen sie herunter auf ihre Schultern.

Mara drückte Aleidis auf einen Stuhl und kämmte ihr die Haare durch. Die Hochelfe ging sehr sicher vor, als wüsste sie genau, welche Frisur sie Aleidis verpassen wollte. Nach einer halben Stunde hatte Aleidis eine wunderschöne Frisur. Ihre Haare waren alle nach hinten gekämmt und oben am Hinterkopf mit silbernen Froschklammern in einer Halbmondform festgeklemmt. Noch dazu hatte Mara ihr einige Klammern mit blauen Edelsteinen in die Haare gesteckt.

„So, es ist acht Uhr, wir müssen los!“, meinte Mara mit einem blick auf die Uhr und zog ihre Schuhe an. Auch Aleidis zog ihre flachen, silbernen Schuhe an. Jetzt schlug ihr Herz bis zum Hals, sie zitterte vor freudiger Erwartung. Mara führte Aleidis hinein in das Schloss. Genau in der Mitte, unter einem großen Glasdach war der fußballfeldgroße Ballsaal. Er war mit pastellfarbenem Gestein ausgelegt und an den Seiten von dicken Säulen gestützt. Zwischen den Säulen hingen silberne Vorhänge, auch wenn es keine Fenster gab. In der Luft schwebten große Kronleuchter mit hellen Kerzen. Der Saal strahlte wie in einem Traum voller Diamanten und Lichter, es war ein überwältigender Anblick! An den Wänden standen Tische mit Essen und Trinken und es gab einige Tische, an die man sich setzten konnten.

Als Aleidis nach Mara eintrat gingen ihr wahrlich die Augen auf, und sie spürte, wie ihr Blut sich erhitzte! Jetzt war sie mehr denn je eine Hochelfe! Im Saal waren gut und gerne 200 Elfen in königlichen und reich verzierten Gewändern. Mara führte Aleidis durch die Menge, zu Endoril. Der König trug eine Tunika aus fester, samtgrüner Seide mit silbernen Stickereien und einem Stehkragen. Dazu eine schwarze Lederhose und schwarze Lederstiefel. In seine Haare eingeflochten war seine silberne Krone, die ihn als König auszeichnete.

„Mara und Aleidis!“, lächelte er, als Mara und Aleidis bei ihm waren, „Jetzt hätte ich dich fast für eine echte Elfe gehalten, Aleidis!“ „Ich auch!“, meinte Anar, der eben zu ihnen stieß, „Aleidis, du hast wirklich eine großartige Verwandlung durchgemacht! Es gibt im Grunde nur noch bei den Ohren einen Unterschied zu uns Elfen!“ „Ja, meine sind rund!“, lächelte Aleidis. Sie freute sich wie eine Schneekönigin, dass sie so viele Komplimente auf einmal bekam!

Nach einigen Minuten erhob Endoril seine Stimme und begrüßte alle auf dem Herbstball. „Meine lieben Freunde.“, sagte er mit klarer Stimme, die den ganzen Saal fühlte, „Ich freu mich sehr, dass Ihr alle gekommen seid! Wir können im Moment die Blutwölfe und die Dämonen vergessen und den Herbstball genießen, der seit Jahrtausenden Tradition hat! Ich wünsche uns allen einen schönen Abend!“ Die anwesenden Elfen begannen zu klatschen und von einem kleinen Orchester im hinteren Teil der Halle kam die Tanzmusik.

Endoril führte seine Frau Lorana in die Mitte des Saals und eröffnete so den Ball. Rina wurde von ihrem Verlobten zum Tanz gebeten, genauso wie Mara. „Bin ich froh, dass ich noch nicht so weit bin!“, raunte Anar Aleidis zu, „Ich hab echt keinen Nerv für eine feste Freundin, oder gar eine Verlobte! Im Moment auf jeden Fall!“ Aleidis nickte, sie konnte das gut verstehen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Fion und Aleno die Tische mit Essen belagerten.

„Ihr zwei könnt doch nicht nur dumm rumstehen!“, meinte Aleno, als er mit den Armen voller Essen wieder zu ihnen stieß, „Ihr zwei tanzt doch gut zusammen! Tanzt doch, bis ihr jemanden kennen lernt!“ „Los macht schon!“, fügte Fion hinzu und biss in einen kleinen Kuchen. Als Aleno und Fion wieder verschwunden waren wandet sich Anar Aleidis zu.

„Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte der Hochelf lächelnd und deutete eine Verbeugung an und reichte Aleidis die Hand. „Aber gern!“, erwiderte Aleidis rosa angehaucht und legte ihre Hand auf die von Anar. Der Elf führte sie auf die Tanzfläche und sie tanzten. Aleidis spürte, wie ihr Blut in Wallung geriet und wie sich das Elfenblut in ihren Adern ausbreitete.

„Wenn diese Nacht doch niemals enden würde!“, seufzte Aleidis als sie ein paar Stunden später mit Anar an einem Tisch saß und ein paar Früchte aß. „Man merkt richtig, wie sehr es dir gefällt!“, lächelte Anar und nippte an seinem Zinnkelch mit Wein, „Du bist schon fast eine richtige Hochelfe!“ „Ich will gar nicht mehr zurück in meine Welt! Mir gefällt es hier viel besser!“, meinte Aleidis und ließ ihren Blick durch den Saal schweifen, „Das hier ist mein Zuhause!“

Ein paar Minuten später stießen wieder Fion und Aleno zu Aleidis und Anar. Fion hatte schon etwas glasige Augen und versuchte krampfhaft ein Gähnen zu unterdrücken. Aleno war augenscheinlich noch nicht so müde, blinzelte aber häufiger. Die beiden setzten sich zu ihnen an den Tisch. „Wahnsinn, was hier für eine Stimmung ist!“, meinte Aleno und nahm sich ebenfalls von den verschiedenen Früchten in der Glasschale, die auf dem Tisch stand. „Wie wahr!“, lächelte Anar, „Fion, du schläfst ja schon fast! Wenn du so müde bist geh lieber ins Bett! Vater wird und kann dir nicht böse sein!“ „Ne, ein wenig halt ich schon noch aus!“, meinte Fion schläfrig, „Ich will noch ein wenig aufbleiben! Das schaff ich schon!“

Nur ein paar Minuten später kippte Fion zur Seite und gegen Aleidis' Schulter. Jetzt schlief er tief und fest. „Das er es immer so übertreibt!“, lächelte Anar und hob seinen kleinen Bruder hoch, „Ich bring ihn in sein Zimmer. Amüsiert euch gut!“ Damit ging Anar in Richtung Hallenausgang und verschwand.

„Also, man merkt gar nicht mehr, dass du ein Mensch bist!“, meinte Aleno anerkennend zu Aleidis, „Mich haben schon einige Edelmänner angesprochen, wer denn diese wunderhübsche, zierliche Elfe sei! Die meinten alle dich!“ „Aber ich bin doch gar nicht so hübsch!“, meinte Aleidis errötend, „Und zierlich bin ich erst recht nicht! Ich bin gut gebaut, aber nicht zierlich!“ „Mensch Aleidis!“, seufzte Aleno, „Du bist hübsch und zierlich! Du siehst es nur nicht! Du siehst dich nicht wenn du tanzt oder wenn du mit deiner Macht übst! Dann strahlst du wie ein Diamant!“

Bevor Aleidis irgendetwas erwidern konnte fragte eine Stimme von der Seite, „Darf ich Euch um diesen Tanz bitten?“ Aleidis sah auf und in das hübsche Gesicht eines Hochelfen, gekleidet in ein edles Gewand. Nicht so edel wie das von Endoril, aber edel. Er wirkte sehr jung und war wirklich hübsch! Seine langen dunkelbraunen Haare fielen sanft über seine Schultern. Aleidis nahm die dargebotene Hand, „Ich nehme sehr gerne an!“

Aleidis stand auf und schritt mit den Edelmann (das er das war, war klar) auf die Tanzfläche. Und wieder tanzte sie und ihr Blut geriet in Wallung. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Mara und Rina ihr zuwinkten und tuschelten! Das war wieder einmal typisch für diese beiden! Aleidis nahm sich vor, sich später gebührend über dieses Getuschel zu ärgern. Aber nicht jetzt! Jetzt war sie nicht mehr Aleidis das Menschenmädchen, jetzt war sie Aleidis die Mondentochter und Abkömmling der Hochelfen!

Aleidis tanzte den ganzen Abend, bis spät in die Nacht. Gegen drei Uhr morgens verließen die ersten Gäste den Ball. Für Aleidis war es natürlich Pflicht zu bleiben, und sie wollte auch bleiben! Schließlich, um halb vier Uhr verließen auch die letzten Gäste gut gelaunt den Saal. Aleidis ließ ihren Blick durch den Saal wandern. Die Tische mit Essen waren geplündert und die Musiker packten ihre Sachen zusammen. Mara, Rina und Endoril's Frau Lorana verließen die Halle halb schlafend.

„Also, man heute dir heute absolut nicht angemerkt, dass du keine Elfe bist! Du hast dich bewegt, gegeben und ausgesehen wie eine Elfe!“, meinte Endoril zu Aleidis, „Du ahnst gar nicht, wie viele mich nach dir gefragt haben!“ „Aleno hat das auch schon gesagt!“, erwiderte Aleidis lächelnd, „Ich hab mich heute auch ganz anderes gefühlt! Als wäre ich derjenige, der ich wirklich bin!“ „Das ist gut möglich!“, meinte Anar, der an einem Tisch neben Aleidis und Endoril saß, „Irgendwie sah es heute so aus, als wärst du von einer leuchtenden Aura umgeben! Es sah aus, als würde das licht direkt aus dir herauskommen!“ „Da könnest du Recht haben!“, überlegte Endoril laut, „Du könntest wirklich Recht haben! Aber, Anar, bringst du Aleidis bitte zum Portal in ihre Welt? Ich will endlich ins Bett!“

Anar erhob sich und begeleitete Aleidis aus der Halle. „Es ist selten, dass Vater irgendetwas zugibt!“, grinste Anar außer Hörweite von Endoril, „Und dass er müde ist, gibt er für gewöhnlich nicht zu!“ „Ich bin aber auch müde!“, meinte Aleidis und unterdrückte ein Gähnen, „Aber es war einfach wunderschön! Könnte ewig weitertanzen!“ endlich erreichten sie den von kaltem Mondlicht erhellten Garten. Es war eisigkalt und unheimlich. Aleidis öffnete das Portal in ihre Welt. „Also, ich komm morgen wieder und sag Mara, dass ich das kleid mitbringe!“, meinte Aleidis, „Bis dann!“ „Bis morgen!“, verabschiedete sich Anar und Aleidis trat durch das Licht des Portals in den Lichttunnel.



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