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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Stress

„Aleidis!“, die Stimme des Lehrers Braun klang wütend. Aleidis hob teilnahmslos den Kopf, sie hatte fast geschlafen! „Ich weiß nicht, was mit dir los ist!“, tobte Herr Braun stinksauer, „Die Ferien sind seit Wochen vorbei! Wir haben Oktober! Und dein Hirn scheint immer noch im Urlaub zu sein! Mach gefälligst mit und schreib mit! Und wenn du das auf Grund des fehlenden Hirns nicht kannst, dann tu wenigsten so! Es wird nicht geschlafen!“

„Ich schreib meinem Hirn ’ne Postkarte, dass es zurück kommen soll!“, dachte Aleidis gelangweilt und stützte den Kopf auf die Hände. Mit leeren Augen starrte sie an die Tafel, an der Herr Braun irgendetwas Lateinisches schrieb. Aleidis hätte so gerne geschlafen!

Es war die erste volle Woche im Oktober, Montag. Und sie hatte das ganze Wochenende lang mit Endoril Schwertkampf geübt und einige Verletzungen kassiert. Aleidis hatte am Sonntag fast bis Mitternacht trainiert, dann hatte Endoril sie nach hause, zum Schlafen, geschickt, obwohl sie noch üben wollte. Aber Aleidis fehlten immer noch einige Stunden erholsamer Schlaf!

Aleidis fasste an ihren rechten Oberarm. Der lange Schnitt, den Endoril ihr verpasst hatte, schmerze noch ziemlich, auch wenn er ihn gleich verbunden hatte. „So ist es eben! Wer Schwertkampf lernen will, der muss auch einige Verletzungen in Kauf nehmen! Auch wir Hochelfen!“, hatte Endoril gesagt, und er hatte ja auch Recht!

„Aleidis, warum machst du kein Stück mit?“, beschwerte sich die Klassensprecherin Justina während der Pause bei Aleidis, „Herr Braun, und auch wir, finden dass du zu viel mehr fähig bist, wenn du nur etwas lernen würdest! Überleg doch mal! Wenn du dein Jurastudium gut machen willst, dann musst du Latein so gut wir nur möglich beherrschen! Und nicht nur halbwegs!“

„Du hast doch keine Ahnung, was bei mir zuhause abgeht!“, erwiderte Aleidis genervt und zupfte an dem Verband herum, der um ihre linke Hand gewunden war. „Wirst du geschlagen?“, fragte Justina’s Zwillingsbruder Justus, „Hasst du deswegen die Schule?“ „Hassen ist zu milde ausgedrückt!“, knurrte Aleidis, „Ich verabscheue sie! Und ich hasse den Unterricht!“

Endlich klingelte es und Aleidis floh vor den Zwillingen, endlich! Während der folgenden zwei Schulstunden bis zur kleinen Pause wurde Aleidis wieder von Herrn Braun doof angemacht. Aleidis ließ das eiskalt über sich ergehen und dachte sich ihren Teil. Sie hatte nach einer Anmache von Herrn Braun einmal einen dummen Spruch losgelassen und dafür nachsitzen müssen. Das war ihr eine Lehre gewesen!

In der kleinen Pause sprach Justina mit Herrn Braun und Justus redete auf Aleidis ein. Aber die schaltete auf Durchzug und bemerkte nichts von dem was Justus ihr sagte. Aleidis bemerkte danach aber sehr wohl, dass Herr Braun zu ihr gar nichts mehr sagte. „Das gefällt mir nicht!“, dachte Aleidis lauernd, „Der Typ hat irgendetwas vor! Und das wird mir nicht gefallen!“

Tatsächlich. In der letzten der sechs Stunden ließ Herr Braun einen Sitzkreis bilden. „Ich halte diese Maßnahme für nötig, vor allem, nach dem was Justina mir heute erzählt hat!“, begann Herr Braun und sah alle an, „Es geht um Aleidis!“ Alle sahen nun auf Aleidis, die starrte Herrn Braun direkt in die Augen, sie mochte ihn nicht und auch Latein nicht!

„Was ist denn mir ihr Herr Braun?“, fragte der Oberstreber Thomas. „Das weiß ich selbst nicht!“, erwiderte Herr Braun, „Aber vielleicht kann Aleidis uns sagen, was mit ihr nicht in Ordnung ist. Und was ihr nicht passt!“ Das war eine Art Aufforderung aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Aleidis verschränkte die Hände und wartete ein paar Sekunden. „Was mich beschäftigt geht niemanden etwas an!“, erwiderte sie bockig, „Und ich will auch mit niemanden darüber sprechen!“ „Wenn du Probleme hast, dann solltest du mit jemanden darüber reden!“, beharrte Justina, „Rede mit deinen Eltern, oder mit Geschwistern oder Freundinnen!“

„Mein ganzes Leben ist das Problem!“, knurrte Aleidis gestresst. Alles ging ihr auf die Nerven. „Ich frag jetzt einfach mal direkt!“, meinte da Justus, „Wollest du Schluss machen mit dem Leben?“ Alle starrten ihn an, dann Aleidis. Langsam setzte sie sich auf, beugte sich vor und starrte Justus in die Augen. „Wie kommst du auf diesen Schwachsinn?“, fragte sie mit leiser, bedrohlicher Stimme. „Der Verband um deine linke Hand!“, erwiderte Justus nur.

Aleidis sah auf ihre linke Hand. Da hatte Endoril sie aus Versehen getroffen. Aleidis schloss die Augen, lächelt und starrte Justus mit bösen Augen an. „Wenn es nach dir ging, dann dürfte ich nicht mehr basteln!“, zischte sie ihn an, „Ich hab mich nämlich bei Basteln mit Pappe mit einem Messer geschnitten! Und zwar am Handrücken! Bevor du Vermutungen anstellst sollest du mich erst einmal kennen lernen! Ich bin nämlich absolut nicht wie ihr!“

„Wie bist du denn?“, fragte Herr Braun plötzlich. Aleidis drehte ganz langsam den Kopf. Die Hochelfe kam durch. Durch ihren Kontakt mit den Hochelfen hatten sich die vererbten Eigenschaften von Aurelia ausgebildet. Die deutliche Mimik und Gestik, die Respekt gebot. Und diese merkwürdige Aura, die jeder irgendwie bemerkte und nicht zuordnen konnte.

„Ich bin ich!“, erwiderte Aleidis mit leicht rauer Stimme, „Ich liebe das Magische und Mystische! Ich habe andere Träume und Wünsche als alle hier! Ich bin anders und will mich nicht anpassen an die monotone Gesellschaft! Ich will anders sein! Ich bin keine Streberin und ich hasse das was mir aufgezwungen wird!“ Das Klingen der Schulglocke beschloss Aleidis' Worte.

Wenige Minuten später trat Aleidis aus dem Schuleingang und hinaus auf die Straße. „He!“, rief plötzlich eine Stimme hinter Aleidis, „He, hier her!“ Aleidis drehte sich um und sah Marion, die ihr zuwinkte. „Hallo!“, rief Aleidis und kam zu dem Mädchen, das sie vor den Banditos gewarnt hatte. „Schön dich wiederzusehen!“, begrüßte Marion Aleidis und führte sie in einen kleinen Park in der Mitte der Altstadt.

Dort warteten ihre sechs Freunde. Aleidis kannte sie alle vom sehen her. Ein großes Hallo schallte Aleidis und Marion entgegen. „Erzähl schon, wie geht’s dir?“, fragte Marion, als sie mit Aleidis unter den hellen Birken saß. „Es geht so.“, meinte Aleidis schulterzuckend. „Was ist los?“, fragte Marion.

Aleidis seufzte. „Mein Vater hat mich in dieser dämlichen Privatschule angemeldet und ich muss jetzt in den Sprachenzweig gehen. Latein!“, erzählte Aleidis sauer. „Und, das willst du nicht!“, meinte da einer der Jungen. Er hatte feuerrote Haare, grüne Augen und ziemlich helle Haut. „Das will ich nicht!“, erwiderte Aleidis, „Ich quäl mich dadurch! Und mein Vater hat mich letztens zum Lernen gezwungen und hat das sogar noch kontrolliert!“

Aleidis erzählte und erzählte, und Marion und ihre Freunde hörten ihr zu. Und schließlich regten sich alle über Aleidis' Vater auf. Sie schmiedeten sogar schon Pläne, wie sie Aleidis vor dem Lateinunterricht retten könnten. Sie wollten Buttersäure in der Schule verschütten, den Chemieraum in die Luft jagen, ihr Klassenzimmer ausbrennen und schließlich die Schule abfackeln. Für Aleidis wurde es ein toller Nachmittag, bis sie gegen fünf Uhr nach Hause musste.

„Aleidis!“, rief ihr Vater von der Treppe in die Einganghalle, als Aleidis eintrat, „Du isst etwas und kommst dann sofort in mein Büro!“ Aleidis schluckte, es roch nach ordentlich Ärger! Sie aß so langsam sie konnte, aber schließlich musste sie doch ins Büro ihres Vaters.

„Dein Lehrer hat mich heute angerufen!“, meinte ihr Vater mit wütender Stimme, als sich Aleidis gesetzt hatte, „Er hat mir erzählt, dass du in der Schule nicht mitmachst und keine Hausaufgaben erledigst!“ „Ich lern doch schon so ...“, begann Aleidis, aber ihr Vater machte eine einzige Handbewegung und sie wusste, dass sie nichts mehr sagen durfte um den Hausarrest so gering wie möglich zu halten.

„Du sagst zwar, dass du lernst, aber tust du das auch wirklich?“, knurrte ihr Vater und sprach genau so, wie er mit dem Herrn Staatsanwalt, den Verbrechern und den Verdächtigen sprach, „Du hast dafür keine Beweise! Und deine Leistungen sprechen auch nicht dafür dass du lernst! Außerdem hast du in der Klasse noch keinen einzigen Freund gefunden!“

„Weil das alles Streber sind!“, reif Aleidis wütend und sprang auf. Einen Moment lang war sie über sich selbst erschrocken, das hätte sie vor dem Treffen mit den Hochelfen nie gewagt, „Diese Typen in der Schule liegen nicht in meiner Wellenlänge! Die haben nur zwei Hobbys! Lernen und Schule! Und so bin ich nicht! Ich hasse Latein! Ich will keine Rechtsanwältin werden! Ich will das tun, was ich will! Und nicht das was du willst! Ich will ich sein!“

„Und damit hast du deine Strafe selbst gewählt!“, rief ihr Vater wütend und stand ebenfalls auf, „Du bekommst Hauarrest! Für den Rest des Schuljahrs! Du wirst von mir in die Schule gebracht und abgeholt! Und ich werde dich in deinem Zimmer einsperren, damit du lernst! Und du kannst dich entscheiden! Entweder du lernst und lässt die Finger von deinen Fantasybüchern, oder du ließt diese Bücher und ich werde sie verbrennen! Verschwinde!“

Aleidis drehte sich um, lief aus dem Zimmer und hinauf in ihr Zimmer. Heulend warf sie sich auf ihr Bett und weinte ohne Ende! Sie sah ihr Leben jetzt völlig sinnlos. Sie war gefangen!



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