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Russian Roulette

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Russian Roulette
 

Russian Roulette - Rihanna
 


 

„Atme. Atme tief ein und aus. Beruhige dich.“, flüstert er mir leise zu. Es ist leichter gesagt als getan. Früher habe ich mich immer über die Spieler lustig gemacht. Jetzt, spiele ich selbst und bin tot ernst. Ich bin an der Reihe. Eine einzige Waffe muss ich mir nehmen und bis drei zählen. Es ist nicht schwer. Aber ich schwitze wie verrückt und kann mich nur in Zeitlupe bewegen. Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, ob das hier richtig ist oder nicht.

Du siehst mein Herz, wie es schlägt. Du siehst es durch meine Brust, siehst wie es hämmert. Ich habe Angst... Ich will das hier eigentlich nicht, aber ich laufe nicht weg. Ich muss diesen Test bestehen. Sonst kann es nicht weiter gehen. Ich muss... Eine kleine Bewegung... Ich muss nur den Abzug betätigen...

Ich bete für mich, bitte Gott um Glück, um seinen Schutz. „Schließe deine Augen, manchmal hilft das.“ Ich gehorche ihm. Es beruhigt wirklich ein wenig. Aber mir wird gerade etwas bewusst. Woher weiß er, dass es beruhigt? Es ist so einfach und doch beängstigend. Dass er hier sitzt, neben mir... bedeutet, dass er noch nie verloren hat. Keiner dieser vielen Spiele... Und nun spiele ich gegen ihn... Warum habe ich mich darauf eingelassen?

Ich liebe ihn, aber hat das hier noch etwas mit Liebe zu tun? Ich tue das hier, damit ich mit ihm zusammen sein kann, aber was ist das für eine Bedingung? Es steht zu viel auf dem Spiel... Es ist ein Spiel, dass ich nicht gewinnen kann. Aber ich werde nicht aufhören. Ich muss diesen Test bestehen...

Mein Herz schlägt hart gegen meine Brust, als wolle es fliehen. Fliehen vor dem was kommt. Ich weiß, was kommt. Ich kann nicht gewinnen, nicht gegen ihn. Jeder Schlag hallt in meinem Kopf wieder, rauscht in meinen Ohren. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Die Angst greif nach mir und verschlingt mich. Ihre Hände schnüren mir die Luft ab. Sie lässt meinen Körper erzittern. Jede Faser meines Körpers ist angespannt. Zum zerreißen gespannt. Eine falsche Bewegung, könnte die letzte sein.

Ich greife nach einer Waffe. Das Metall liegt kalt und schwer in meiner Hand. Man kann sie für etwas Gutes oder aber für etwas Schlechtes benutzen. Doch das hier ist völlig sinnlos. Es lassen so viele Menschen ihr Leben, ohne sich vorher von ihren Liebsten, ihren Freunden oder Familien verabschieden zu können. Es ist brutal und eiskalt. Mein Leben zieht vor meinen Augen an mir vorbei. Alle die schönen Momente. Momente, in denen ich glücklich war und gelacht hatte. Aber auch diese, in denen ich weinte, aus Einsamkeit, aus Trauer oder aus Verzweiflung. Momente, die mein Leben geprägt haben, es veränderten. Momente, die ich gerne noch einmal durchlebt hätte. Momente, die ich gerne gelöscht hätte aus meiner Vergangenheit.

So wie diesen Moment, wo ich dich getroffen hatte. Du standest im Flur vor meinem Klassenzimmer. Lehntest an der Wand, mit gesenktem Kopf, geschlossenen Augen und den Händen in deinen Hosentaschen. Du warst beliebt, alle Mädchen flogen auf dich. Du warst nie etwas besonderes für mich und ich beachtete dich nie. Aber als du da standest, und dann auf sahst. Unsere Blicke trafen sich. Du fixiertest mich, zogst mich an. Ich konnte mich nicht wehren. Ich wurde in deinen Bann gezogen, war fasziniert von deinen wundervoll braunen Augen, die aussehen wie Schokolade. Ab diesem Moment war alles anders. Ich wollte dir nur noch gefallen und tat alles dafür, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein einziges Mal hatten wir miteinander gesprochen. Du sagtest mir, wenn ich mit dir zusammen sein wollte, dann sollte ich hier her kommen, an diesen Ort. Ich kam und hatte keine Ahnung. Aber jetzt weiß ich es... Und ich kenne dich nun viel besser. Du bist nicht der Junge, den sie alle anhimmeln. Du bist herzlos und eiskalt, liebst das Risiko und spielst mit dem Leben. Aber das schlimmste ist, dass du nicht nur mit deinem Leben spielst, sondern auch mit dem eines anderen. Wie viele Mädchen sind schon hier her gekommen? Und wie viele werden noch kommen?

Werde ich sie warnen können? Komme ich hier wieder raus? Werde ich noch einmal den Sonnenaufgang sehen dürfen? Kann ich noch einmal meine Familie in die Arme schließen? Werde ich leben dürfen? ...aber ich weiß, es ist zu spät. Zu spät, für Entschuldigungen. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet... Ich kann nicht zurück...

Ich spüre die Kälte an meiner Schläfe. Meine Hand zittert stark. Auch wenn meine Augen geschlossen sind, sehe ich dein Grinsen. Oh ja... das ist es, was du willst. Du willst Macht über die Menschen und ich habe dir diese Macht gegeben... Ich lege meinen Finger an den Abzug... Es ist nur eine kleine Bewegung, die über Leben und Tod entscheidet... Ob du siehst, wie mein Herz schlägt? Dass es fliehen will? Siehst man mir die Angst an? Die Angst vor diesem Spiel, dass nie eines war?... Ich atme noch einmal tief durch. Bewege meinen Zeigefinger zum Abzug... Die münze ist gefallen... Ich drücke ab...
 

Ein lauter Knall hallt durch das Zimmer. Eine Wand färbt sich rot. Schlaff fällt der Körper von dem Stuhl und landet mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppichboden. Das klare Metall ist überdeckt mit dem roten Lebenssaft. Eine Blutlache bildet sich am Boden. Ein krankhaftes Lachen durchbricht die unheimliche Stille...



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