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Kiss me, Host...!

Kazuki x Ruki
von

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Wenn Sie bitte wählen würden...

Zufrieden seufzend ließ Kazuki sich auf sein Sofa fallen.

Das Leben konnte doch echt schön sein.

Er kam gerade von einer Bandprobe, die echt super gelaufen war, jetzt lag er hier auf seinem schönen weichen Sofa und nicht zu vergessen, hatte er gerade Jin gevögelt.

Kazuki räkelte sich und starrte an die Decke.

Irgendetwas war anders als sonst, fühlte sich falsch an.

Er dachte zurück an die vergangenen Stunden und biss sich auf die Unterlippe.
 

Natürlich war Sex mit Jin gut, sehr gut sogar, doch er brauchte dringend mal Abwechslung, sonst würde er noch durchdrehen.

Doch wo sollte er nur ein so schönes Opfer wie Jin finden? An Jin konnte er sich immer bedienen, ob dieser nun wollte, oder nicht. Zu keusch krallte dieser seine Finger immer in die Kissen und vergrub sein Gesicht in ihnen. Zu scheu kam ihm Kazukis Name über die Lippen, den er trotzdem immer wieder stöhnen musste.
 

Genüsslich schloss Kazuki bei dieser Erinnerung die Augen. Ja, er liebte die Momente völliger Macht im Bett.

Trotzdem brauchte er schnellstens mal eine Alternative zu Jin.

Kazuki erhob sich aus den weichen Kissen seines Sofas, ging in den Flur und zog sich eine Jacke über. Er würde sich jetzt sofort auf die Suche machen. Denn wenn er Sex wollte, dann bekam er den auch - egal wann, wo und vor allem: egal mit wem.
 

***
 

Ziellos schlenderte Kazuki durch die Straßen.

Okay, vielleicht war er doch etwas überstürzt aufgebrochen. Das hier konnte ja nur in die Hose gehen.

Dicht an dicht tümmelten sich hier Menschen, wie konnte man sich einbilden, hier etwas, beziehungsweise jemanden, zu finden? Seufzend bog der Brünette in eine kleine Seitenstraße ab. Hier ging es schon nicht mehr ganz so geschäftig zu.

Kazuki atmete auf und sah sich die Schilder und Plakate der Bars und Restaurants an, die sich hier befanden.

Er sah in einen Pub hinein, aus dem laute, gröhlende Männerstimmen kamen. Er erkannte eine Runde typisch japanischer Geschäftsmänner mit grauen Anzügen an der Theke sitzen und sich ein Bier nach dem anderen einverleiben.

Kopfschüttelnd machte er sich wieder auf den Weg, zurück zur belebten Hauptstraße. Nein, hier würde er nicht fündig werden. Es war schon recht schwierig etwas zu finden, von dem man nicht wusste was es war.
 

Seufzend ließ Kazuki noch einmal seinen Blick schweifen - da fiel sein Blick auf einen unspektakulären Schriftzug: ~Noble Host~.

Ein Host-Club!

Gegen seinen Willen sah er das Schild fasziniert an.
 

Unentschlossen stand Kazuki vor dem Gebäude.

Mit seinem Aussehen konnte er doch jeden haben. War er wirklich schon so tief gesunken?

Die Antwort konnte er sich selbst geben, als seine Füße ihn Richtung Tür trugen. Hinter der Tür verbarg sich eine Treppe die nach unten führte. Ein Host-Club im Keller also, so so.

Während der Brünette zögerlich die Treppe hinunter ging, wirbelten seine Gedanken nur so herum. Das hier war absolutes Neuland für ihn. Was tat er hier überhaupt? Hätte er nicht einfach zu Jin gehen können und ein kleines S/M-Spielchen ausprobieren können? Das wäre doch auch etwas Neues gewesen. Was für ein Gedanke hatte ihn geritten, dass er sich auf den Straßen Tokyos auf Männersuche befand?
 

„Herzlich Willkommen!”

Etwas erschrocken fuhr Kazuki aus seinen Gedanken auf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er schon den Fuß der Treppe erreicht hatte.

Vor ihm stand ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren und lächelte ihn freundlich an. Hübsch, aber nicht sein Typ.

„Kann ich Sie zu Ihrem Tisch führen?”

Immerhin hatte Kazuki sich wieder so weit gefangen, dass seine Beine sich selbstständig in Bewegung setzten.

Der Host-Club bestand aus mehreren Sitzecken, die mit schwarzen, lederbezogenen Sofas oder Sesseln und einem Tisch ausgestattet waren. Geschmackvolle Trennwände, Paravents oder Pflanzen boten Sichtschutz und gaben Privatsphäre.

Kazuki musterte den Host, der vor ihm herging, weiter. Sein Blick blieb an dem Hintern des anderen kleben. Verlockend...

Doch da drehte sich der Schwarzhaarige um und warf ihm ein umwerfendes Lächeln zu. „Bitte sehr der Herr.” Mit einer Handbewegung gab er Kazuki zu verstehen, dass er sich setzen sollte.
 

Sich immer noch aufmerksam umsehend, rutschte er auf die schwarze Sitzbank. Der weiße blanke Tisch vor ihm bildete einen Kontrast zu dem dunklen Leder. Also, wohl fühlen konnte man sich hier schon mal.

Auf einmal wurde etwas in sein Blickfeld geschoben - eine Speisekarte?

„Wenn sie bitte wählen würden”, sagte der gut aussehende Host, der immer noch neben ihm stand.

Etwas verwirrt schlug der Brünette die Speisekarte auf. Geschockt war er dann doch, als er nicht die vertrauten Schriftzüge vor sich hatte, sondern massenweise Bilder von geilen Kerlen.

Fast hätte Kazuki über sich selbst gelacht. War sein Verstand etwa schon so benebelt, dass er den Sinn und Zweck eines Host-Clubs vergessen hatte?
 

Schnell überflog er die Porträtfotos vor sich.

Was war das doch affig.

Kazuki deutete auf den erstbesten blonden Typen, den er fand und sagte zu dem Host neben ihm gewandt: „Ich hätte gerne ihn.”

„Einen kleinen Moment bitte.” Nach einer höflichen Verbeugung, drehte der Host sich um und ging, sodass Kazuki wieder seinen süßen Arsch betrachten konnte.

Als er außer Sichtweite war, lehnte er sich zurück und schmunzelte.

Er kam sich vor, wie ein perverser alter Opa. Dass er einmal in so einer Lokalität landen würde, hätte er nie gedacht.

Irgendwie schon ein bisschen peinlich... Aber zum Glück wusste es ja niemand.

„Konnichiwa.”

Noch immer grinsend sah Kazuki auf. Was mochte jetzt wohl kommen?

Er sah in das Gesicht des Host, dass nicht so weit über dem Boden war wie vermutet. Irgendwie hatte Kazuki das Gefühl, dass sein Grinsen gerade etwas verrutschte...
 

Kami-sama, sah der geil aus!

„H-hey”, brachte er heraus, nachdem er sich erstmal geräuspert hatte.

Der Host zog den Sessel, der gegenüber von Kazuki stand, zurück und ließ sich darauf nieder.

Der Brünette sah sich seine Kleidung an. Er trug das Gleiche, wie der schwarzhaarige Host, und doch stand es ihm bei weitem besser. Ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, eine schwarze Weste, die ihn aussehen ließ, wie einen Kellner und eine ebenfalls schwarze Hose, die seinen geilen Oberschenkeln schmeichelte.

Kazuki musste sich zusammenreißen, um nicht loszusabbern. Sex auf zwei verdammten Beinen.

Das Gesicht des Hosts war erst recht faszinierend. Seine Augen waren, ähnlich wie Kazukis, mit schwarzem Kayal umrandet. Eine süße kleine Stupsnase und verdammt verführerische, volle Lippen. Das alles umrahmt von wuscheligen, blonden Haaren.

Der Kleine faltete die Hände auf dem Tisch und lächelte Kazuki fast schon schüchtern an.

Gnade!

„Ich bin Ruki”, stellte er sich vor.

„Kazuki.” Fast schon atemlos kam das über seine Lippen.

„Möchtest du etwas trinken? Wie wär's mit einer Runde Sake?”, fragte Ruki höflich.

Er macht nur seinen Job, nur seinen Job...

Wie eine Beschwörungsformel spulte Kazuki diese Worte immer wieder in seinem Hirn ab.

„Danke, ich nehm' 'ne Cola.” Hatten solche hübschen Kerle nicht bessere Alternativen, als Host zu werden?

Ruki stand auf. „Dann hol ich uns schnell zwei Cola”, meinte er und verschwand um die nächste Ecke.

Am liebsten hätte Kazuki diese Zeit genutzt und wäre abgehauen. Aber er wollte verdammt noch mal diesen geilen Kerl besser kennenlernen. Er war schließlich aus dem Haus gegangen, um sich Alternativen für Jin zu suchen. Und eine bessere Alternative hätte er doch gar nicht finden können, oder?

Da sah er auch schon, wie Ruki mit zwei Cola in der Hand zum Tisch zurückkam. Er setzte sich wieder und schob seinem Gast ein Glas zu. „Und, was machst du hier in der Gegend? Du bist doch zum ersten Mal hier, oder?” Selbst seine Stimme lud zu unanständigen Dingen ein.

„Ich bin rein zufällig hier vorbeigekommen”, antwortete Kazuki wahrheitsgemäß und sah Ruki tief in die Augen.
 

Jetzt oder nie, sagte er sich und schob sein Bein zwischen die Knie des anderen. Dabei sah er ihn immer noch unverwandt an.

Einen Moment lang glaubte Kazuki Überraschung im Blick des Blonden zu sehen, aber wenn dem wirklich so gewesen sein sollte, konnte Ruki das ziemlich schnell und gut wieder verbergen.

„Na wenn das so ist, freue ich mich, dass du zu uns gefunden hast!”, antwortete Ruki mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen.

Kazuki drückte sein Knie noch stärker zwischen die des Blonden. „Und wie ich mich erst freue.” Er beugte sich vor und legte seine Hand auf die von Ruki.

Okay, jetzt sah er wirklich ein bisschen unsicher aus.

Kazuki grinste ihn breit an.

Das konnte noch spaßig werden...

Der Körper des Blonden machte einen sichtlich angespannten Eindruck auf ihn und auf seinen Wangen war eine leichte Röte auszumachen.

Kazuki entschied sich für einen Frontalangriff. Er ließ seine Finger ganz sachte über Rukis Unterarm wandern und spürte wie sein Opfer eine Gänsehaut bekam.

Daraufhin beugte er sich noch weiter vor und strich dem Host die hellen Haarsträhnen hinters Ohr.

Wow, das war ganz schön zugepierct... Er hätte nur zu gerne mit seinen Zähnen an dem ein oder anderen Ohrring gezogen.

Er suchte Rukis Blick - und fand ihn. Er machte einen etwas verstörten Eindruck auf hin.

Nur zu verständlich, schließlich sah auch Kazuki einfach umwerfend aus und war sich dessen auch nur allzu sehr bewusst.
 

„Und jetzt?”, fragte Kazuki mit heiserer Stimme.

Der Host sah in mit riesengroßen Augen an.

Müsste er so etwas nicht eigentlich gewohnt sein?, fragte sich der Brünette. Wenn ihn nicht schon auf offener Straße die Hälfte der Männer vergewaltigen wollten, dann doch wenigstens seine Kunden!

Wie ein kleines Häschen saß Ruki also vor ihm, das Gesicht hochrot. „Äääh... Was?”

Kazuki verfiel in ein leises Lachen und hob das Kinn seines Gegenübers leicht an. Mit seinem Daumen streifte er ganz eben Rukis Unterlippe.

„Was wirst du jetzt tun?”, führte der potenzielle Vergewaltiger seine Frage weiter aus.

In den Augen des Blonden stand die Antwort groß und deutlich geschrieben: Weglaufen!

Doch Kazuki würde ihn nicht so einfach entkommen lassen, das stand fest.
 

Auf einmal flammte Entschlossenheit im Blick des Hosts auf.

Seine Augen verengten sich leicht und er befreite sein Kinn aus Kazukis Griff. Unterm Tisch stieß er auch dessen Bein beiseite.

Verwundert beobachtete sein Gast, wie der andere sich erhob.

Was war denn jetzt kaputt?

Er war doch kurz davor gewesen ihn bewusstlos zu knutschen!

Menno!
 

Ruki jedenfalls stand vor dem Tisch und sah ihn an wie ein Racheengel.

Aber ein extrem sexy Racheengel wohl angemerkt.

Und ein extrem winziger...

Gespannt sah Kazuki ihn an, als er den Mund öffnete.

Was dort dann allerdings herauskam, ließ ihn die Stirn runzeln. „Ich denke, Sie gehen jetzt besser.”

Uh-oh, seine Stimme klang, als hätte er sie gerade frisch aus dem Gefrierfach geholt.

„Wie bitte?” Kazukis Geduld hing nur noch an einem seidenen Faden, der kurz davor war zu reißen.

Was war das denn bitte für ein Host? Und was bitte bildete der sich ein?! Der war doch nichts weiter als eine billige Schlampe, jawohl!
 

Jetzt auch wütend, erhob sich der Brünette.

Hinter Ruki sah er ein paar andere Hosts um die Ecke linsen, ob nun neugierig oder besorgt konnte er aber nicht feststellen.

Der Blonde schien die Blicke wohl auch zu spüren, jedenfalls setzte er wieder ein leichtes, kleines Lächeln auf. „Ich begleite Sie zur Tür.”

Er nahm Kazukis Hand und zog ihn hinter sich her. Es wirkte fast normal, wie sie sich dem Ausgang näherten, von dem wütenden, bockigen Ruki schien oberflächlich nichts mehr übrig zu sein.

Und trotz der Wut, die er gerade eben noch verspürt hatte, waren Kazukis Sinne bis aufs Äußerste gespannt.

Seine Hand, die Ruki ganz fest in der seinen hielt, kribbelte wie verrückt.

Überhaupt kribbelte es in seinem ganzen Körper. So, als wäre er eine Flasche Cola und man hätte einen Mentos in ihn reingeschmissen - oder auch zwei...

Kazuki fragte sich, was das wohl bedeuten mochte, immerhin hatte er sich so noch nie gefühlt.

Das kommt davon, dass ich sexuell nicht richtig ausgelastet bin, fuhr es ihm durch den Kopf.

Klang logisch.
 

Aber dass ein so winziger Körperkontakt reichte, um so ein Verlangen in ihn zu wecken...

Das war ja noch nicht mal bei Jin so! Als ob er ihm die Hand reichen würde und dann sofort mit ihm in die Kiste springen wollte!

...

Obwohl, manchmal...

Kazuki verbot sich diese Gedanken; jetzt gerade in diesem Augenblick wollte er sich nur auf Ruki konzentrieren.

Umso enttäuschter war er, als Ruki ihn im Treppenhaus sofort losließ, als ob an seiner Haut eine giftige Säure haften würde.

Trotzdem brachte der Host den Gast noch brav bis zur Tür, um sich zu verabschieden.

In Rukis Ausdruck sah man, dass er hoffte, es wäre ein Abschied für immer.

Doch diesen Gefallen würde ihm Kazuki ganz bestimmt nicht tun. Er hatte noch nicht das bekommen, was er wollte.
 

„Glaub bloß nicht, du hättest jetzt gewonnen, Süßer. Ich bin noch nicht geschlagen”, grinste Kazuki ihn frech an.

„Irgendwie hab ich mir gedacht, dass du hartnäckig bist”, ließ die kalte Stimme des anderen verlauten.

„Na dann sehen wir uns ja bald wieder”, meinte der Rausgeschmissene und gab Ruki einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich kann's kaum erwarten!”

Ruki schnappte empört nach Luft und sah ihn fast schon geschockt an.

„Komm bloß nicht wieder!”, rief er dann, als er schließlich seine Sprache wiedergefunden hatte.

Doch Kazuki hörte ihn schon kaum mehr, winkte nur noch aus der Ferne, warf ihm einen Kussmund zu und sah, wie der Blonde wütend wieder in den Club stapfte.

Lachend verschwand er um die nächste Ecke.

Das würde unterhaltsamer werden, als er gedachte hatte. Ruki war ihm noch viel mehr schuldig, als nur einen Kuss. Er wollte den kleinen Host, der dazu auch noch unverschämt gut aussah, unter sich im Bett haben und seinen Namen stöhnen hören.

Er bekam immer was er wollte. Und er wusste auch schon, wie...

Wenn du wüsstest...

Kazuki murrte ein paar unverständliche Worte und drehte sich auf die andere Seite.

Aus seinem Handy erklang sein Weckton. "I'm too sexy for my Shirt, too sexy for my Shirt, so sexy it hurts!"

Wie wahr...

Stöhnend brachte sich Kazuki in die Senkrechte und starrte sein Handy böse an. Stirb!

Hätte er heute keine Probe gehabt, wäre er auch gar nicht so früh ausgestanden, aber seine Band hatte morgen einen kleinen Auftritt und an diesem Tag war Generalprobe.

Ganz zu schweigen von der anderen Aktion, die heute anstand...
 

Kazuki grinste.

Er konnte es kaum erwarten Ruki unter sich stöhnen zu hören.

Er hatte sich gestern schon zusammengerissen, jetzt war der Kleine dran.

Durch diesen Gedanken bekam Kazuki einen überraschenden Energieschub, der ihn sogar bis ins Badezimmer unter die Dusche beförderte.
 

***
 

Beschwingten Schrittes lief Kazuki durch die Stadt.

Er wäre zwar viel lieber mit dem Auto gefahren, aber leider hatten in der Innenstadt Fahrzeuge keine Zufahrt. Und nur hier gab es den besten Kaffee der Welt, den er jetzt unbedingt brauchte.

Als er seinen Kaffee bestellte, musterte ihn die Kassiererin mit eindeutigen Blicken.

Tja, was musste er auch so verdammt gut aussehen?!

Der Brünette nippte an seinem Getränk, in das er vorher noch einen Berg Zucker gekippt hatte, und machte sich endlich auf den Weg zur Bandprobe.
 

Die Band in der Kazuki spielte hieß 'Screw'. Sie bestand aus fünf Mitgliedern: Byou, Manabu, Rui, Jin und ihm selbst. Kazuki spielte Gitarre.

Noch war die Band relativ unbekannt, aber seiner Meinung nach konnte sich das ganz schnell ändern - mit so einem geilen Gitarristen...

Er verdiente mit der Band genug, um davon leben zu können, und solange das so war, war Kazuki zufrieden.

Und solange er noch andere süße Bandmembers wie Jin hatte, fehlte es einem doch an nichts.

Die fünf trafen sich zum Proben immer in einer alten Schneiderei, die einmal Byous Großeltern gehört hatte. Die Miete war verschwindend gering und so hatten sie das Gebäude als Bandquartier bezogen. Außerdem lag es relativ zentral, so dass jeder von ihnen es bequem erreichen konnte. Zu Kazukis Leidwesen auch zu Fuß.
 

Als Kazuki an diesem Tag die Schneiderei betrat, waren die anderen schon da.

Bei dem Anblick des Gitarristen lachte Rui, der gerade die Saiten seines Basses stimmte, auf. „Na, wen hast du flachgelegt, dass du so guckst?”, rief er.

Angesprochener grinste und meinte gerade laut genug zurück: „Noch niemanden...”

Belustigt bemerkte er, wie Jins Kopf jetzt schon zu ihm herumfuhr. Das Gesicht des Schlagzeugers war hochrot.

Kazuki war verwirrt, dass ihn das gar nicht mehr richtig anmachte.
 

Mit einem zuckersüßen Lächeln auf dem Gesicht näherte sich der Gitarrist Jin.

Mit einer Hand strich er über dessen Wange mit der anderen verwuschelte er ihm die Haare. „Keine Angst. Heute habe ich andere Pläne, Süßer”, versicherte er ihm.

Dem Ausdruck des Schlagzeugers nach zu urteilen war dieser davon nicht wirklich überzeugt.

Und auch die anderen Bandmitglieder sahen ihn nur skeptisch an; Byou zog eine Augenbraue nach oben.

„Ach, denkt doch was ihr wollt...”, murmelte Kazuki leise in sich hinein, sodass es niemand außer ihm selbst hören konnte und wandte den anderen den Rücken zu.

Gedankenverloren stellte er seinen Gitarrenkoffer auf den Boden und packte das Instrument aus. Liebevoll strich er über die Saiten.

Oh ja, wenn er jemals heiraten sollte, dann sicherlich nur sein kleines Baby, das er gerade in Händen hielt.

Gut, dass er nicht vorhatte zu heiraten - seine Mutter wäre zu Tode beleidigt, wenn er mit einer Gitarre um die Ecke kommen würde.
 

Sein Gesicht verfinsterte sich. Ganz zu schweigen davon, was geschehen würde, wenn er mit einem festen Freund zu seinen Eltern kommen würde...

Kazuki stand nun mal auf Männer, dies gab er zu und es wussten auch alle - viele hatten es schließlich auch schon am eigenen Leib erfahren...

Nur waren seine Eltern, insbesondere sein Vater, davon nicht allzu sehr begeistert.

Der Brünette wusste, dass sich seine Mutter noch damit hätte abfinden können, wenn ihr Mann nicht wäre.

Sein Vater war ein homophober Arsch.

Nur zu gut erinnerte er sich daran, was geschehen war, als er seinen ersten -und einzigen- festen Freund als Jugendlicher mit nach Hause gebracht hatte.

Die Augen seines Vaters waren so groß wie Suppenteller geworden und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Als er dann auch noch die ineinander verschränkten Hände der beiden erblickte, war er ausgetickt.

Er war zwischen das Paar gesprungen und hatte so laut gebrüllt, dass wahrscheinlich selbst die Nachbarn etwas mitbekommen hatten. Kazukis Vater schmiss den Freund seines Sohnes sofort aus der Wohnung, dann erst wandte er sich seinem Kind zu.

Der Gitarrist wusste noch, dass ihm die Ohren geklingelt hatten, so gebrüllt hatte sein werter Herr Erzeuger.

Wenn es doch nur beim Brüllen geblieben wäre...

Ja, in diesem Augenblick war sein Vater nicht davor zurückgeschreckt sein eigenes Kind zu schlagen.

Kazukis Mutter hatte nicht eingegriffen, hatte nur still in einer Ecke gesessen und den Blick abgewandt, als ob sie die Schreie nicht hören würde.

Seine Nase hatte hinterher so stark geblutet, dass es Flecken auf dem hellen Teppich im Wohnzimmer hinterlassen hatte.

Seit diesem Tag war er bei seinem Vater unten durch gewesen und wenn seine Mutter versuchte ihn zu trösten, wurde sie mit bösen Blicken gestraft.

Kazuki war sich nicht sicher, ob sein Vater danach nicht auch sie schlug.

Von seinem damaligen Freund hatte er nie wieder etwas gehört.
 

Der Brünette starrte verbittert auf den Boden der alten Schneiderei.

Ja, ein Hoch auf oberflächliche Beziehungen!

Wer wollte denn schon geliebt werden, wenn so etwas dabei herauskam?

Seufzend erhob er sich mit seiner Gitarre und drehte sich um. „Hey, Jungs! Wollen wir endlich anfangen?”
 

***
 

Geschäftig rannte Ruki hin und her.

Der 'Noble Host-Club' hatte bereits seit ein paar Stunden geöffnet und sie hatten momentan auch einige Kunden. Nach seinem Typ wurde allerdings gerade nicht verlangt.

Er hoffte aber inständig, dass das heute nicht so bleiben würde.

Somit würde er vielleicht einem anderen Kunden entgehen.

Sein Blick verfinsterte sich, als er an den vorherigen Tag dachte. Die Gäste sollten nicht denken, dass er alles mit sich machen ließ, nur weil er ein Host war.

Er hatte immerhin auch noch seinen Stolz!
 

Dies schien aber manchen Gästen gar nicht in den Sinn zu kommen.

Trotzdem, so weit wie der gestrige Kunde war wirklich noch niemand gegangen - wie war sein Name noch mal gewesen? Kazuma ... nein, Kazuki.

Oft kam es vor, dass ihn die Männer und Frauen, die er bediente noch zu einem späteren Date außerhalb des Clubs einladen wollten, was Ruki natürlich immer charmant ablehnte.

Annäherungsversuche waren auch keine Seltenheit, aber so etwas wie gestern hatte er noch nie erlebt!

Noch nie hatte er einen Kunden rausschmeißen müssen!
 

Ruki lief es kalt den Rücken herunter, als er sich an die gestrige Situation zurückerinnerte.

Er hatte sich so schwach gefühlt...

Dabei war er Host geworden, um eben das nicht mehr zu sein.

Er wollte schon immer ein Mensch sein, zu dem Leute aufschauten. Jemand, mit dem man sich gerne abgab, den man respektierte.

Nie wieder würde er eine Angriffsfläche für Mobber bieten, wie zu seiner High School-Zeit.
 

Kazuki hatte ihn gestern so in der Hand gehabt, dass er beinahe in sein altes Verhaltensschema zurückgefallen wäre.

Aber niemals würde er wieder irgendwem wie ein Hund vor den Füßen herumkriechen.

Daran konnte niemand dieser arroganten Ärsche etwas ändern!

Die wussten doch gar nicht, wie es war, sich im Dreck zu winden, was das für eine Demütigung war!

Sie hatten keine Ahnung, wie es war vor jedem neuen Tag Angst zu haben.

Nie wieder würde er sich so in der Hand haben lassen!

Nie mehr!!!
 

Und trotzdem verursachte der Gedanke, Kazuki könnte noch einmal im Club auftauchen, ihm Bauchschmerzen.

Vielleicht war er ja doch schwach, aber das würde er sich nicht anmerken lassen. Das sollte niemand wissen.

Das würde für immer ein wohl gehütetes Geheimnis von ihm bleiben.

Das würde er sogar mit ins Grab nehmen.
 

Seufzend bezog er seinen Posten am Eingang, um die eintreffenden Gäste freundlich zu begrüßen.

„Herzliche willkommen!”, leierte er fast schon seinen Text herunter, als ein paar junge Frauen das Lokal betraten, und verbeugte sich tief.

Ja, für manche mochte diese Arbeit einen unterwürfigen Eindruck machen, aber für Ruki war es sein Traumberuf.

Lächelnd führte er die Frauen an einen freien Tisch.
 

Hier wurde er respektiert, von manchen Kunden sogar nahezu angebetet.

Der Club war ein Ort an den er gerne zurückkehrte.
 

Im Gehen griff der Host nach einer ihrer 'Speisekarten', um sie gleich den Frauen zu übergeben.

Neben einem freien Tisch blieb er stehen und wandte sich schwungvoll um. Gleichzeitig setzte er das in seinem Job unabkömmliche Lächeln auf.

Die Kundinnen kicherten aufgeregt - wahrscheinlich waren sie zum ersten Mal in einem Host-Club.
 

„Bitte setzten Sie sich doch”, forderte Ruki sie auf.

Natürlich kamen alle dieser Bitte gleich nach.

Der Blonde legte die Karte auf den Tisch und wartete ab, bis die Damen sich für zwei Hosts entschieden hatten - die Wahl war unteranderem auch auf Ruki gefallen.

Höflich fragte er noch nach Getränkewünschen, dann zog er sich kurz zurück, um dem anderen Host bescheid zu sagen, dass es Arbeit gab und die Drinks zu besorgen.
 

Endlich hatte er etwas zu tun.

Das hier war sein Leben und niemand würde es durcheinander bringen.

Er stand auf eigenen Füßen und war von keiner Person abhängig.

So sollte es auch bleiben.
 

***
 

Kazuki saß verschwitzt in seinem Auto.

Er war wie ein Wilder von der Bandprobe nach Hause gerannt. Der Gurt seines Gitarrenkoffers hatte ihm unangenehm in die Schulter geschnitten und die Gitarre selbst war auf seinem Rücken auf und ab gehüpft.

Als er schließlich bei seiner Wohnung angekommen war und auf die Uhr geschaut hatte, bemerkte er verstört, dass es bereits zu spät war, um noch schnell einmal unter die Dusche zu springen.

Er hatte schnell das Instrument in die nächste Ecke gepfeffert, hatte sich seinen Autoschlüssel geschnappt und war die Treppe wieder nach unten gehechtet.

Jetzt saß er schweißnass im Auto und widerte sich selbst an.
 

Sein T-Shirt klebte ihm am Rücken und ein paar Haarsträhnen hingen ihm nass in der Stirn.

Er richtete seinen Rückspiegel aus und zupfte sich frustriert an den Haaren herum.

Extrem schlechte Vorraussetzungen für eine Verführung.
 

Seufzend parkte er den Wagen in einer dunklen Seitengasse nahe des Noble Hosts.

Schwerfällig stieg er aus und trottete Richtung Eigang der Lokalität. Ihm tat jeder Knochen weh...

Er setzte sich in einigen Metern Entfernung von der Tür auf den Bordstein, stützte den Kopf auf die Hände und wartete.
 

Und wartete...
 

Und wartete.
 

Langsam wurde er echt wütend.

Warum hatte er sich so abgehetzt, wenn diese kleine Hure so herumtrödelte? Er hätte noch in aller Ruhe duschen gehen können! Aber nein - Miss Ruki ließ auf sich warten!

Er war noch nie besonders geduldig gewesen und er war kurz davor von seinem bisherigen Plan abzuweichen, und einfach in den Club hineinzumaschieren, als sich endlich die Eingangstür öffnete.
 

Mittlerweile war die Abenddämmerung längst vorbei und die Nacht senkte sich langsam über Tokyo.

Kazuki konnte erkennen, dass die herausgetretene Person nicht besonders groß war. Außerdem nahm er ganz klar einen blonden Wuschelkopf war.

Diese Kennzeichen mussten reichen, um die Person als Ruki zu identifizieren. Zielobjekt erfasst.
 

Schnell und mit neuem Elan erhob er sich und lief schnellen Schrittes, aber auch nicht zu schnell, das käme uncool, auf den Kleinen zu.

Er schlich sich von hinten an ihn heran, ohne dass der andere davon etwas mitzubekommen schien, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zu sich herum.

Rukis Augen blickten ihn überrascht an. Erschrocken ging er einen Schritt zurück und schüttelte Kazukis Hand ab.

Er schien etwas sagen zu wollen, brachte aber schließlich doch nichts über die Lippen und war schon dabei sich umzudrehen und einfach abzuhauen.
 

„Na, so habe ich mir das aber nicht vorgestellt, Ruki-chan”, flüsterte Kazuki ihm ins Ohr. Er schlang seine Arme um die Taille des Kleineren. Unter keinen Umständen würde er ihn entkommen lassen.

Er spürte wie Ruki schluckte und sich sein ganzer Körper unter dem Griff des Größeren anspannte.

Kazuki seufzte. Der Host war echt ein harter Brocken. Wann würde er endlich merken, dass der Gitarrist unwiderstehlich war?
 

Kazuki trat neben den Blonden, ohne ihn jedoch dabei loszulassen, und schlug ein langsames Tempo an. Rukis Schritte waren zögerlich, doch es blieb ihm nichts anderes übrig als mitzukommen, dank des festen Griffs des Brünetten.

Der Gitarrist wünschte sich, dass der Kleine endlich etwas sagen würde. Durch diese Stille wurde ihm doch tatsächlich ein wenig unwohl...

Inzwischen waren sie in der Gasse angekommen, wo Kazukis Wagen parkte. Das Einzige, was zu hören war, waren die gröhlenden Stimmen der Betrunkenen, die noch leise durch die Straßen hallten.

Langsam wurde der Brünette unruhig.
 

„Sag was!”, zischte er und drückte Ruki gegen die harte Steinmauer.

Doch der Host sah ihn nur trotzig an.

Ein scharfer Stich durchbohrte Kazukis Herz.

Er kannte dieses Gefühl. Jedes Mal wenn sein Vater zugeschlagen hatte...

Diese kleine Schlampe, die er erst seit gestern kannte, hatte nicht das Recht dazu ihn zu verletzen!
 

Herrisch ließ Kazuki seine Hand in Rukis Nacken wandern und packte fest zu.

Er würde das Eis in den Augen des Hosts schon noch zum Schmelzen bringen. Egal, wie.

Wild legten sich seine Lippen auf die des anderen.

Hart und besitzergreifend küsste er ihn, ließ seine Zunge über die weichen Lippen der kleinen ... bezaubernden Hure vor ihm gleiten.

Er löste sich von ihm, als er weder Freude über seinen Sieg, noch Erregung verspürte. Stattdessen fühlte er etwas anderes, dass ihn zu verschlingen drohte...
 

Ohne auf sich oder gar Ruki zu achten, knöpfte Kazuki das weiße Hemd des Hosts auf.

Gierig verschlang er die Blicke der nackten Haut und ließ auch sogleich seine Lippen über sie wandern.

Erst als er sein Opfer auf einmal keuchen hörte, richtete er sich wieder auf.

Seine Hände waren schon auf dem Weg zu der Hose des Host, verharrten aber mitten in ihrem Tun, als er in dessen Gesicht sah.
 

Der Trotz war gewichen, jetzt starrten ihn nur noch große, vor Angst geweitete Augen an, in denen schon die Tränen standen.

Das nackte Grauen erfüllte Kazuki, als er Ruki ansah.

Er bekam eine Gänsehaut, als der Kleinere leise und mit tränenerstickter Stimme flüsterte: „Du machst alles kaputt.”
 

Kazukis Körper bebte und er trat ein paar Schritte zurück; Ruki jedoch rührte sich nicht. Stand einfach nur still da und ließ die Tränen über sein Gesicht laufen.

„Ach, hau doch ab”, rief der Brünette und versuchte seiner Stimme einen wütenden Unterton zu verleihen und das Zittern zu verbergen. „Verschwinde, du dreckige, kleine Hure!”

Dann drehte er sich um, stieg in sein Auto und drückte aufs Gas. Gegen seinen Willen schaute er kurz noch einmal zurück in den Rückspiegel. Ruki stand immer noch unbewegt und mit offenem Hemd an der Mauer. Dann bog Kazuki um eine Ecke und sah nur noch schmutzige Hausfassaden mit Leuchtschrift.
 

Panik drückte ihm die Luft ab.

Erwischt!

Ruki ging es echt dreckig.

Es war schon drei Uhr nachmittags und er lag immer noch in seinem Bett.

Seine Schicht im Host-Club hatte vor 20 Minuten begonnen und er hatte noch nicht einmal auf der Arbeit angerufen und sich krankgemeldet. Obwohl er doch sonst immer so pflichtbewusst war.
 

Im Grunde genommen war er ja auch gar nicht krank - auch wenn man seinen Zustand nicht gerade als stabil, geschweige denn als normal hätte bezeichnen können.

Er hatte sich in seiner kuscheligen Decke eingewickelt und sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. So eingemummelt schüttelten ihn immer wieder Weinkrämpfe. Seine Augen mussten schon aussehen, wie die eines Vampirs - rot gerändert und mit soooolchen Ringen darunter.

Geschlafen hatte der Host auch nicht. Dafür war er in seinen Gedanken viel zu beschäftigt gewesen.
 

Das gestern Nacht war nicht so wie in seiner Schulzeit gewesen - es war tausendmal schlimmer!

Aber auch irgendwie schöner..., schoss es ihm durch den Kopf.

Ruki schüttelte sich und drückte sein Gesicht in die Matratze.

Nein, nein, nein, das konnte nicht wahr sein!

Schon wieder kämpfte der Kleine mit den Tränen.

Es war schrecklich gewesen, das Gefühl dass er nichts hatte ausrichten können. Das Gefühl dass er völlig machtlos war...

Verstört merkte der Blonde, dass sein Kissen schon wieder nass war. Frustriert warf er es zu Boden.

Wie hatte er sich jemals einreden können, dass er stark sei? Er konnte ja noch nicht einmal etwas gegen einen aufdringlichen Gast ausrichten.

Seine Brust zog sich zusammen, als er erneut die Angst von jenem Abend verspürte. Er fing an unkontrolliert zu zittern. Er wollte das alles verdrängen, nicht mehr daran denken...
 

Und doch konnte er sich nichts schrecklicheres vorstellen, als die ganze Sache zu vergessen. Er wollte sich daran erinnern...

Daran, wie Kazukis Mund bestimmend über seine Lippen geglitten waren. Wie das kalte Metall seiner Piercings seine Haut berührt hatten, sodass er nicht anders gekonnt hatte, als lustvoll aufzustöhnen...

Er wollte diese Hände einfach nicht vergessen, die so zart über seine Haut gestrichen waren. Und auch Kazukis Gesicht wollte er nicht vergessen. Ein paar Haarsträhnen hatten ihm in den Augen gehangen und trotz des gehetzten Ausdrucks in seinem Blick, hatte Ruki dass extrem sexy gefunden.
 

Träge rollte er sich auf dem Bett hin und her. Das alles brachte ihn nicht weiter...

Seine eigenen vier Wände machten ihn noch verrückt. Er musste raus!
 

***
 

Kaum dass Ruki einen Schritt nach draußen gesetzt hatte, wollte er wieder in sein Bett.

Aber er riss sich zusammen und trottete deprimiert durch die Straßen. Immer wieder schaute er sich nach links und rechts um. Er war völlig panisch, dass vielleicht jeden Moment Kazuki vor ihm stehen könnte.

Oh Mann, jetzt wurde er schon paranoid.
 

Schon nach ein paar Metern gab er es auf, spazieren gehen zu wollen und ließ sich völlig erschöpft auf einer Bank nieder. Wo war sein Verstand nur abhanden gekommen?

Musste er jetzt schon Aushänge machen? Und was sollte da bitte draufstehen? Vielleicht: Verstand gefunden? Bitte melden Sie sich; es könnte meiner sein. ¥10.000 Finderlohn!
 

Eine Stimme riss ihn aus seinen wirren Gedanken. Eine vertraute Stimme...

„Ruki?”

Angesprochener drehte sich erschrocken um. „Kaoru?”

Vor ihm stand ein Mann von fast zwei Metern Körpergröße. Groß für einen Japaner. Seine Haare waren rot gefärbt und kräuselten sich an den Spitzen etwas. Trotz seiner enormen Körpergröße sah er ziemlich weiblich aus.

Erleichtert atmete Ruki aus. Er hatte schon jemand anderes befürchtet...

Paranoia lässt grüßen.

Kaoru war ein Arbeitskollege von ihm. Er verbreitete immer gute Stimmung im Noble Host und war vor allem bei den Frauen gefragt. Ruki arbeitete meistens gerne mit ihm zusammen.

Der Große sah ihn fragend an. „Was ist los mit dir, Ruki-chan? Du siehst furchtbar aus.”

Der Blonde sah wieder niedergeschlagen zu Boden. Wenn er etwas gerade nicht brauchte, war das so eine Stimmungskanone wie Kaoru... Am Besten er wurde ihn schnell wieder los. Konnte allerdings schwierig werden - der Rothaarige war hartnäckig.

„Mir geht's echt beschissen, Kao-chan. Am liebsten wäre es mir-”

Weiter kam Ruki nicht, da wurde er auch schon am Arm gepackt und ruckartig hoch gezogen.
 

Kaoru grinste ihn breit an. „Trübsal blasen hilft da gar nicht. Das ist ja nicht mitanzusehen, wie du gerade in Selbstmitleid ertrinkst. Weißt du, Sorgen ertränkt man besser ganz anders!”

Und schon zog er ihn durch das verschlungene Straßennetz der Großstadt.

Ruki versuchte sich loszumachen, aber der Griff des anderen Hosts war zu fest.

„Kaoru, bitte!”, flehte Ruki ihn an. Wäre er doch bloß zu Hause geblieben...
 

Nach ein paar Minuten standen die beiden in einer Bar und Kaoru parkte den Kleineren auf einem Barhocker an der Theke. Danach ließ er sich neben ihn nieder und bestellte zwei Sake.

„Kaoru, das ist keine gute Idee. Ich vertrag doch keinen Alkohol”, versuchte es Ruki erneut. Mit den Kunden im Club trank er Sake. Allerdings verdünnte er sich seinen Anteil heimlich.

„Was du nicht verträgst”, meinte Kaoru und bohrte ihm seinen Zeigefinger in die Brust „ist diese schlechte Laune. Und jetzt rein damit!”

Fast schon gewaltsam wurde dem Blonden der Alkohol eingeflößt. Und aus einem Sake wurden zwei. Und irgendwann waren dann auch auf einmal zwei Kaorus da. Und da war die Welt dann wirklich schon viel schöner.
 

„Duuhuu, Kao-tschaan?”, lallte der "leicht" Angetrunkene vor sich hin. „Wasch is da wworn los?” Mit seinem Kopf wollte er in den hinteren Teil der Bar deuten, was allerdings darin endete, dass er fast vom Hocker fiel. „Böössser Schtuhl!”, murmelte er vor sich hin.

Der Rothaarige hielt den Kleineren fest, damit nicht Schlimmeres passierte. Ganz nüchtern war er aber auch nicht mehr. „Das's 'ne Bühne. Live-Musik!”

„Aaaaah!”, antwortete der andere, obwohl er sich nicht richtig im Klaren über die Bedeutung der Worte war. „Isch liiiiieeeebe Musikkk!”
 

Er beobachtete, wie mehrere Musiker auf die Bühne kamen. 18 Stück. Nein, wenigstens 23. Oder noch mehr? Vielleicht 12?

„Eyy, Kao-tschan? Wwie viele sin' das?”

„Fünf.”

Das erschien dem Blonden etwas arg wenig. Oder hatte er sich etwa verzählt? Dabei war er früher so gut in Mathe gewesen. Verzweifelt ließ er seinen Kopf auf die Theke sinken. Hatte er diese Genialität etwa nur vorgetäuscht? Er war ein Betrüger!

Langsam richtete er sich auf und zog am Ärmel seines Arbeitskollegen. „Ent-ent-entschudiguuuuuun'! Das wwar nich' g'wollt!”

Er war doch sonst immer ehrlich gewesen...
 

Die Band begann zu spielen und Rukis Aufmerksamkeit gehörte wieder den "fünf" Musikern.

Er schüttelte den Kopf. Das waren doch mindestens zehn.

Allein schon zwei Schlagzeuger. Und zwei Sänger. Klang aber wie eine Stimme. Boah, waren die gut.

Begeistert klatschte er in die Hände. Er freute sich für die beiden, dass sie so talentiert waren.

Er musterte die weiteren Kerle auf der Bühne. Vier Gitarristen. Wofür so viele? Aber es gab ja schließlich auch zwei Sänger.

Er versuchte sich einen der Musiker genauer anzusehen. Aber es blieb immer noch ein Zweiter, der nicht von der Seite des anderen weichen wollte.

Hatt' der's gut, dachte Ruki insgeheim. Der is' nie allein.

Und ähnlich sahen sie sich auch noch! Waren bestimmt Zwillinge.
 

Aber irgendwas störte den Host immer noch. Mit dem Aussehen der beiden stimmte irgendetwas nicht.

Er kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt nach vorne.

Dann erschien endlich die Glühbirne über seinem Kopf.

„Esch gibt swwei Kassukis?”, wunderte er sich nur noch.
 

***
 

Kazuki hatte heute extrem schlechte Laune.

Das Live hatte er scheiße gefunden. Die Zuschauer waren zwar große Klasse gewesen, aber auf andere Gedanken war er trotzdem nicht gekommen.

Sein einziger Gedanke galt Ruki. Wie ein verfluchter Parasit hatte er sich in seinem Kopf eingenistet und weigerte sich wieder zu verschwinden.
 

Er war so verdammt wütend auf den Host, dessen Gesicht ihn einfach nicht mehr losließ und ihm einen Schauer über den Rücken jagte.

Am vergangenen Abend hatte er komplett neben sich gestanden. Hatte so gezittert, dass er mit seinem Auto fast noch einen Unfall gebaut hätte.

Warum tat es so weh Ruki zu wollen?
 

Frustriert packte er seine Gitarre in die Tasche. Er hatte hinter der Bühne herumgebummelt, deshalb waren die anderen auch schon etwas länger weg. Außer Jin. Der war noch dabei sein Schlagzeug sicher zu verstauen.

Seufzend ließ sich Kazuki neben ihm nieder. „Warte, ich helf' dir”, bot er an.

Schweigend saßen die beiden nebeneinander. Jin war ganz in die Arbeit vertieft, aber Kazuki interessierten gerade mehr seine eigenen Gefühle.

War ein bisschen Sex etwa zu viel verlangt? Er hatte doch nur die Haut des Hosts auf seiner eigenen spüren wollen. Und warum überhaupt hatte er sich nicht einfach genommen, was er wollte?
 

Wütend ballte Kazuki seine Hand zur Faust, was auch Jin nicht verborgen blieb.

„Kazuki, was hast du?”, fragte er unschuldig.

Verdammt! Diese Worte wollte der Brünette hören, aber nicht aus dem Mund seines Bandkollegen!

Und trotzdem fanden seine Lippen die seines Gegenübers.
 

Jin keuchte leise auf, erwiderte den Kuss aber. Strich zaghaft und Halt suchend mit seinen Händen über Kazukis Brust.

Genau das, was der Gitarrist jetzt brauchte.

Es dauerte nicht lange, da drückten sich ihre nackten Oberkörper auch schon aneinander. Der Drummer hatte seine Finger in Kazukis Haaren vergraben und versuchte nur halbherzig ihn aufzuhalten, als sein Küsse immer tiefer wanderten.

Jin stöhnte auf. „Kazuki...!” Sein Gesicht war hochrot. Und Kazuki war sich ziemlich sicher, dass ihm das Blut auch an andere Stellen seines Körpers geschossen war. Er spürte es.

Leicht streichelte er über die Wölbung in der Jeans des anderen, der daraufhin nur noch lauter aufstöhnen musste. Das machte nun wieder den Brünetten extrem an und er keuchte überrascht auf, als auch Jins Hand sich an die heiße Stelle seines Körpers legte.

Ungeduldig fummelte er am Hosenbund des Drummers herum, als sie plötzlich ein lautes Gepolter aus ihrer Versunkenheit riss.
 

Beide erstarrten und Jins Kopf wurde so dunkelrot, dass der Gitarrist befürchtete er würde bald platzen.

Gerade wollte Kazuki liebevoll über die Wange des Drummers streicheln, um ihn zu beruhigen, als der Grund für den plötzlichen Lärm im Türrahmen auftauchte.

In Kazukis Brust zog sich alles zusammen und nun hatte er das Gefühl, dass sein Kopf gleich platzen würde.
 

Leicht schwankend stand Ruki an der Wand und sah die beiden Bandmitglieder mit glasigen Augen an.

Bei den nächsten Worten des Hosts wäre der Brünette fast zusammengebrochen. „Kannich mitmach'n?”

Zu mir oder zu dir?

Kazukis Hirn brauchte einige Sekunden, um das eben Gehörte zu verarbeiten. Doch ebenso schnell kam dann auch die Erkenntnis, dass Ruki offensichtlich betrunken war.

Und trotz dieses Umstandes war Kazuki die Lage, in der er sich gerade befand, mehr als unangenehm...

Er und Jin lagen auf dem Boden - Kazuki natürlich oben - und waren beide halbnackt. Die Hand des Drummers lag noch immer wie erstarrt auf seinem Schritt und auch der Gitarrist war gerade dabei gewesen die Hose des unter ihm Liegenden zu öffnen.

Und Ruki starrte sie dabei schamlos an.
 

Langsam erhob sich Kazuki und ging auf den Kleinen zu. Er hörte, wie Jin hinter ihm hektisch nach seinem T-Shirt griff.

Ein heftiges Unwohlsein ergriff ihn, als er in Rukis Gesicht sah. Er hätte das nicht sehen sollen, ob nun betrunken oder nicht.

Und überhaupt hätte Kazuki sich selbst schlagen mögen. Wie hatte er sich nur auf Jin einlassen können?

Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf meldete sich zu Wort, die sagte, dass doch nichts dabei war. Es war ja schließlich nur Jin. So lief das eben ab.

Aber er drängte die Stimme beiseite. Er fühlte sich, als sei er bei einem Seitensprung ertappt worden. Und jetzt noch diesen kleinen, süßen, betrunkenen Host vor sich zu sehen - irgendwie weckte das tief vergrabene Beschützerinstinkte in ihm, von dessen Existenz er bis gerade eben noch nicht einmal etwas geahnt hatte.
 

Er warf noch mal einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Jin klar kam, denn legte er Ruki zaghaft eine Hand auf den Rücken, damit er ihn nach draußen führen konnte. Doch schon nach zwei Schritten wurde klar, dass der Host mehr als eine Hand benötigte.

„Geh'n wir ssu mir, oda ssu dir?”, nuschelte Ruki, der schon mehr von Kazuki getragen wurde, als dass er selbst lief.

Der Brünette schluckte. Er musste jetzt sehr, sehr stark sein.

„Ich werde dich nach Hause bringen und dann verschwinden”, meinte er bestimmt.

„So-soffort nach demm Sex? Kein Nachschpiel?”

Kazuki spürte, wie er schon das zweite Mal an diesem Abend eine Erektion bekam.

Gott, er wollte den Kleinen flachlegen, aber doch nicht, wenn er betrunken war! Er wollte keine willenlose Puppe, die gar nichts mitbekam.
 

„Wo wohnst du?”, fragte er deshalb nur ruhig.

„Na tschu Hausse! Bissu 'n bissl doof?”

Na wunderbar. Das würde eine harte nach-Hause-Fahrt werden.

„Kannst du mir wenigstens den Weg zu dir beschreiben?”, fragte der Gitarrist verzweifelt.

Ruki überlegte anscheinend. Aber der andere hatte nicht das Gefühl, dass da gerade fiel in der Birne des anderen passierte. „Ich kann 'nem Fremden, doch nich' 'n Weg ssu meiner Bude verrat'n!”, empörte er sich schließlich.

Mittlerweile waren sie draußen an der frischen Luft und hatten Kazukis Auto erreicht. Vorsichtig bugsierte der Brünette den Betrunkenen auf den Beifahrersitz. Als auch er endlich saß und den Motor anließ, hatte er eine Entscheidung getroffen.

„Ich bring dich zu mir. Da kannst du deinen Rausch ausschlafen.”

„Mit dir?”, schnurrte Ruki.

Kazuki hielt vorsichtshalber den Mund.
 

***
 

Etwas nervös schloss Kazuki die Tür zu seiner Wohnung auf. Ein schwieriges Unterfangen, wenn 50 Kilo auf einem hingen und einem Worte wie „Mach schnella Süßer!” ins Ohr hauchten.

Wäre sexy und verführerisch gewesen, wenn der Kleine keine Fahne gehabt hätte.
 

Als die Tür endlich offen war, führte Kazuki den Blonden in sein Schlafzimmer, welches von einem riesigen Bett dominiert wurde.

Der Brünette lud seine "Last" ab. „So”, sagte er. „Jetzt schlaf dich aus!”

Ruki lag auf seinem Bett und räkelte sich gemütlich.

Gott, dachte der Gitarrist. Wie kann ein Besoffener sich noch so geil bewegen?

Der kleine Host sah ihn unschuldig an. „Wie ssoll ich 'n schlaf'n? Mit sso wiel Schtoff am Körpa?” Langsam ließ er die Hände zu seinem Hemd gleiten, um die Knöpfe zu öffnen - was aber gar nicht so einfach war, im betrunkenen Zustand.

Kazuki schluckte. Schließlich erbarmte er sich aber, und half dem Kleinen, der währenddessen laut „Ausssieh'n!!!” brüllte.

Einfach ignorieren...
 

„Jetz' die Hose...”, hauchte Ruki.

„Vergiss es”, war Kazukis Kommentar dazu.

Seine Kontrolle hing eh nur noch am seidenen Faden.

„Ich will Ssex!”, meuterte der Host.

„Natürlich”, seufzte der Brünette. „Was denn auch sonst?”

„M-mit dir!”

„Sonst noch Wünsche?”

„Jetz'.”

Kazuki schüttelte den Kopf. Er konnte Sex bekommen, wenn er ausgenüchtert war - nur würde er dann keinen mehr wollen. Das war die traurige Wahrheit.

„Du bekommst Sex, wenn du nicht mehr so riechst, als wärst du in einen Topf mit Sake gefallen”, rief er während er ins Wohnzimmer ging. Ganz sicher würde er nicht zusammen mit seinem Gast in einem Bett schlafen. Das konnte Ruki gar nicht recht sein.
 

Er seufzte frustriert auf. Seit wann waren ihm die Gefühle anderer so wichtig?

„Kassukiiiiii!”, ertönte es erneut aus dem Schlafzimmer.

„Was denn?”, rief Angesprochener; war sich nicht sicher, ob er genervt oder besorgt reagieren sollte.

Eine kurze Stille trat ein und er machte sich direkt Sorgen, ob etwas passiert sei.

Als er aber durch die Tür lugte, lag Ruki immer noch so da, wie er ihn zurückgelassen hatte.

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen - er war einfach zu niedlich. So ungeschickt.

„Was ist denn los?”, fragte sein Aufpasser und erschrak, als er seinen zärtlichen Unterton heraushörte. Warum...?

„Ich w-will oben lieg'n!” Herausfordernd sah der Blonde ihn an.
 

Für einen Augenblick verfiel Kazuki in eine Art Starre. Das konnte doch nicht war sein... Der kleine Dickkopf ließ nicht locker.

Er fing an loszukichern und war selbst über seine Reaktion erstaunt. Wie lange hatte er schon nicht mehr so unbefangen gelacht?

Er ließ sich auf der Bettkante nieder und strich Ruki kurz durch die Haare. „Du kleiner Idiot”, meinte er lächelnd. „Als ob ich unten liegen würde.”

Er küsste ihn kurz auf die Schläfe und deckte ihn zu. Dann verließ er den Raum und schloss leise die Tür.
 

Wieder im Wohnzimmer ließ er sich aufs Sofa plumpsen und ließ sein Gesicht in die Hände sinken.

„Ich bin doch der Idiot”, murmelte er verzweifelt. „Wie konnte ich mich nur in dich verlieben?”
 

***
 

Als Ruki am nächsten Morgen erwachte, hatte er das Gefühl, dass er sich nie wieder bewegen könnte.

Alles schmerzte ihm und er schaffte es einfach nicht, den Schalter in seinem Hirn umzulegen, der es in Betrieb setzte. Bei ihm lief gerade alles auf Stand-by.

Deshalb realisierte er die Umgebung um sich herum auch erst gar nicht richtig. Erst als er die Stimme hörte, wurde ihm langsam bewusst, dass etwas nicht stimmte.
 

Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite und bereute es sofort. Ihm war kotzübel.

In der Bewegung erstarrt, versuchte er halbwegs den Raum zu sondieren. An Möbeln schien hier nichts zu stehen, außer dem riesigen Bett in dem er lag. Die Wände waren in einem hellen Beige gestrichen. Alles in allem, eigentlich recht gemütlich.

Aber auch kein Zimmer, dass er kannte, und das beunruhigte ihn dann doch sehr. Der Geruch der Bettwäsche, der ihm in der Nase kitzelte, machte ihn ganz hibbelig. Doch wenn er versuchte, weiter darüber nachzudenken, meldete sich direkt der Stand-by Modus: So geht das aber nicht. Denken wird eh überbewertet. Du bleibst mal schön gedankenlos.
 

Die Stimme, die er gerade schon vernommen hatte, wurde etwas lauter. Offenbar diskutierte sie lautstark mit jemandem.

Da Ruki keine andere Stimme hörte, nahm er an, dass sie telefonierte.

Eine schöne Stimme. Wenn auch gereizt, war sie doch vollkommen und einzigartig.

Den Host beschlich eine innere Unruhe. Was tat er hier in diesem Bett? Und wer war das vor der Tür? Und überhaupt, was war hier gelaufen?
 

Ganz ruhig, ermahnte er sich. Wollen wir doch mal rekonstruieren...

Gestern hatte Kaoru sich ihn geschnappt und ihn zum Saufen eingeladen. Aus einem Gläschen wurden viele - und das waren dann auch die letzten klaren Erinnerungen, die er hatte.

Sonst nicht. Alles weg. Schluss. Aus.

Scheiße, dachte er.
 

„Scheiße!”

Ruki runzelte die Stirn. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er begriff, dass 'die Stimme' gesprochen hatte. Die Lautstärke in der er - denn die Stimme war 100 prozentig männlich - sprach, war angestiegen.

Woher kannte der Host diese Stimme nur? Irgendetwas in ihm sagte, dass er das doch unmöglich vergessen konnte.

Der allem Anschein nach telefonierende Mann war immer noch am Fluchen.

Ruki beschloss, heimlich zu lauschen, um vielleicht einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu bekommen. Also spitzte er die Ohren...
 

„Jetzt sag schon, was gibt's? Du rufst sonst doch nicht hier an”, der Mann klang genervt.

Ruki fragte sich, wer wohl am anderen Ende der Leitung war.

„Ach! Und warum denkst du, das könnte mich interessieren?” Eine lange Stille folgte. Als die Stimme wieder sprach, erschrak sich der Blonde fast schon ein wenig, so schneidend klang sie. „Du hast ihn gehört. Ich bin für ihn gestorben. Er hat gesagt, ich solle bloß abhauen, weil ich ein dreckiges kleines Miststück bin.”

Ruki hielt den Atem an.

„Ach, hau doch ab! Du dreckige kleine Hure!”

Jetzt wusste er wieder, wer der Mensch hinter der Stimme war - Kazuki!
 

Sein Herzschlag beschleunigte sich und er bemühte sich ruhig zu atmen. Vergebens.

Warum war er bei...

Klick.

Stand-by-Modus beendet - Denken gestattet.

Kazuki hatte gestern im gleichen Club gespielt, in dem er selbst sich auch besoffen hatte!

Dunkel erinnerte er sich daran, wie er nach dem Konzert hinter die Bühne gegangen war und...

Er musste heftig schlucken.

Kazuki mit einem anderen Mann.

Die Röte stieg Ruki ins Gesicht, als er sich an die heikle Situation erinnerte, in der er die beiden vorgefunden hatte.

Er wusste gar nicht mehr, wie er darauf reagiert hatte... Aber, Moment!

Er lag hier immerhin in einem Bett, dass höchstwahrscheinlich Kazuki gehörte! Er war doch wohl nicht...
 

Da hörte er Schritte auf dem Flur, die sich der Tür näherten.

Reflexartig schloss er die Augen und täuschte vor, er würde noch schlafen.

Leise wurde die Tür geöffnet und er hörte Füße, die auf den Boden tappten. Dann spürte er einen warmen Körper neben sich. Wahrscheinlich hatte Kazuki sich auf die Bettkante gesetzt.

Ruhig atmen, ermahnte Ruki sich.

Plötzlich spürte er, wie eine Hand durch seine Haare fuhr und dieselbe Hand dann auch noch seine Wange liebkoste.

Das ruhige Atmen fiel ihm immer schwerer.
 

Schließlich hielt er es nicht mehr aus und schlug die Augen auf.

Kazuki starrte ihn überrascht an. Dann aber wurden seine Züge wieder weich und er lächelte ihn an.

„Du bist schon wach?”

Der Host nickte langsam, was sofort mit heftigen Schmerzen in seinem Kopf gestraft wurde.

Als er das Gesicht verzog, grinste der Brünette leicht. „Wie fühlst du dich?”, fragte er mit einem ironischen Unterton.

„Schrecklich”, antwortete Ruki wahrheitsgemäß. „Mir ist übel und schwindelig...”

„Warte einen Augenblick. Ich hol dir 'ne Aspirin!” Sofort sprang Kazuki auf und war auch schon verschwunden.

Der Blonde wunderte sich über die plötzliche Fürsorge des anderen.
 

Als Kazuki mit einem Glas Wasser und der versprochenen Aspirin zurückkehrte, sprang Ruki über seinen eigenen Schatten und fragte: „Sag mal ... was ist gestern eigentlich noch alles passiert?”

Kazuki, der gerade dabei gewesen war das kleine Tütchen mit der Tablette aufzureißen, erstarrte auf einmal und sah ihn an. Er schien sich äußerst unwohl in seiner Haut zu fühlen.

Als er schließlich zu sprechen begann, hörte er sich zu Rukis Verwunderung zögerlich und unsicher an. „Du warst ziemlich betrunken... Ich wollte dich nach Hause bringen, aber du warst nicht mehr in der Lage mir zu sagen wo du wohnst und dann ... dann hab ich dich hierher gebracht.”

Als Ruki nichts erwiderte, sah der Brünette ihn fast schon scheu an. „Ich hoffe, das war in Ordnung für dich...”

„Ja ja, natürlich, alles Bestens!”, beeilte sich der Kleinere zu sagen. Gegen seinen Willen kamen immer wieder die Bilder von Kazuki und dem ihm fremden Mann in ihm hoch. Auch wenn die Bilder eher verschwommen waren, konnte er sich nicht von ihnen losreißen.

„Hier”, hörte er Kazuki auf einmal sagen und wurde so aus seinen Gedanken gerissen. Der andere hielt ihm das Glas hin, in dem sich die Tablette gerade auflöste.

„Danke”, murmelte Ruki.
 

Schweigend sahen sie zu, wie die Tablette langsam und zischend verschwand.

Eine Frage brannte Ruki auf der Zunge, aber er wusste, dass die Antwort unangenehm ausfallen konnte.

Nachdem er einmal an seinem Wasser genippt hatte, hielt er es schließlich nicht mehr aus und wandte sich an Kazuki: „Ääähm... Also, ich will ja nicht ... aber ... also...”

„Schieß los”, meinte Kazuki nur schlicht und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Ruki wurde auf einmal ganz warm, und er merkte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er schluckte noch einmal kurz, dann fragte er endlich: „Wer war der andere Mann gestern?”

Der Brünette wurde stocksteif und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Seine Augen wirkten auf einmal leer und er antwortete mit tonloser Stimme: „Jin. Er ist Schlagzeuger in meiner Band.”

Geistesabwesend nickte der Blonde. Er wusste nicht warum, aber die Hand des anderen auf Kazukis Schritt hatte ihm wirklich etwas ausgemacht. Allein schon, dass Kazuki es zugelassen hatte...
 

So ein Quatsch, stritt Ruki ab sogleich in Gedanken ab. Das kann mir alles völlig egal sein.

Und doch würde er diesem Jin am liebsten die Augen auskratzen, damit er Kazuki nie wieder anrühren konnte.

Der kleine Host wunderte sich über sich selbst. Seit wann war er bitte so besitzergreifend? Und sein wann machte er sich bitte schön etwas aus dem großen Brünetten, der auf der Bettkante neben ihm saß?

Vor allem nach dem Abend, an dem er ihm nach der Arbeit aufgelauert hatte. Eigentlich sollte Ruki doch jetzt Hals über Kopf flüchten, ob er dazu nun körperlich in der Lage war oder nicht.

Neugierig schielte er zu dem Größeren hinüber. Dieser machte ein finsteres Gesicht und auf seiner Stirn hatten sich ein paar Sorgenfalten gebildet.

Die Stimmung war echt im Keller. Ruki hätte sich nicht gewundert, wenn sich an der Decke Eiszapfen gebildet hätten, so eine Kälte strahlten die Augen des anderen aus.
 

Er wusste nicht, ob ihn seine Arbeit als Host dazu bewegt hatte, auf jeden Fall fragte er schnell, um die Stimmung aufzulockern: „Wer war das eigentlich gerade am Telefon?”

Doch anstatt, dass die Temperatur im Raum anstieg, wurde es sogar noch eisiger.

Ruki zog die Decke unauffällig höher.

Er rechnete schon kaum noch damit, dass er noch eine Antwort bekam, denn Kazuki hatte lange geschwiegen, als er schließlich zu einer Antwort ansetzte. „Meine Mutter.”
 

Die Aussage erschien Ruki irgendwie widersprüchlich. Nach Kazukis Reaktion hätte er nie im Leben mit so einer Antwort gerechnet. Er konnte sich nicht vorstellen Probleme mit seinen Eltern zu haben.

Denn nach Kazukis Gesicht zu urteilen, gab es da ein Problem. Ein ganz gewaltiges, großes.

Der Kleine rief sich das Telefongespräch ins Gedächtnis. Nein, so redete man doch sicher nicht mit seiner Mutter!

„Habt ihr Streit?”, fragte er deshalb sofort. Er wollte nicht, dass der Brünette weiterhin so guckte, wie sieben Tage Regenwetter.

„Nein, nicht direkt...”, meinte Kazuki zögerlich. Er schien mit sich selbst zu ringen.

„Wie kann man 'nicht direkt' Streit haben?”

Wieder blieb es sehr lange still. Schließlich setzte der Gitarrist dann zu einer Antwort an. „Mein Vater ist das Problem, er... Er beeinflusst meine Mutter zu stark.”

Irgendwie hatte Ruki das Gefühl, dass der andere eigentlich ganz anders enden wollte, es dann aber nicht über sich gebracht hatte.
 

Ohne dass der verkaterte Host weiter hätte nachfragen müssen, fuhr Kazuki von allein fort. „Sie wollte mich daran erinnern, dass mein Vater bald Geburtstag hat. Wollte mich einladen...” Er lachte einmal kurz und freudlos auf. „Als ob ich da willkommen wäre.”

„Wie? Du bist zu Hause nicht willkommen?”, platzte es fassungslos aus Ruki heraus.

Das erste Mal, seit Anfang des Gesprächs sah der andere ihm in die Augen. „Er kommt nicht damit zurecht, dass ich auf Männer stehe. Das ist alles. Er war schon immer ein intoleranter Sack, deshalb will er nicht, dass ich ihm noch einmal unter die Augen trete. Ich bin unrein, besudelt”, erklärte er schlicht.

Ruki klappte der Mund auf, schloss ihn aber wieder schnell, als er es bemerkte. Er hatte auf einmal richtig Mitleid mit Kazuki.

Dieser tat zwar so, als ob ihm das alles nichts ausmachen würde, aber es musste doch schlimm sein von seinen eigenen Eltern abgelehnt zu werden.
 

Behutsam setzte sich der Blonde auf und rückte näher an Kazuki heran.

Der sah ihn überrascht an, sagte aber nichts.

Sacht legte Ruki seine Hand auf die des anderen.

Dunkle Augen sahen ihn an. Irgendwie waren sie sich gerade ziemlich nahe...

In Rukis Bauch begann es wie wild zu kribbeln.

Gott, hatte Kazuki schöne Lippen.

Ohne dass Ruki es merkte, hob er die Hand, um über sie zu streichen. Und im nächsten Moment näherten sich auch noch sein Mund in Richtung Kazukis.

Heiß lagen seine Lippen auf denen des Brünetten. Er merkte, wie sich Kazukis Lippen leicht öffneten und er tat es ihm gleich. Er schmeckte Kazukis heißen, süßen Atem.

Keuchend fuhr er mit seiner Zunge über Kazukis Unterlippe. Er spürte wie dessen Zunge, leicht über seine fuhr. Spielerisch streckte Ruki sich ihm entgegen.

Doch auf einmal zog der Gitarrist sich zurück.
 

Verwirrt und immer noch mit leicht geöffnetem Mund öffnete der Host die Augen.

Kazuki sah ihn traurig an.

„Du musst nichts machen, was du nicht selbst willst.”

Bin ich das wert?

Ruki starrte Kazuki verwirrt an. „Aber...”, setzte er an.

„Ist schon gut”, meinte der Brünette und schenkte ihm ein kleines Lächeln.

Ruki sah ihn nur verständnislos an.
 

Schließlich erhob sich der Größere und klatschte in die Hände. Der Host zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen, dass ihm in den Ohren hallte und seine Kopfschmerzen nur noch verschlimmerte. Warum hatte Kaoru ihn unbedingt zum Saufen einladen müssen!?

„Du hast doch bestimmt Hunger”, rief er. „Streicht den Tag rot in eurem Kalender an, denn ich werde jetzt kochen!”

Und weg war er.

Ruki beschlich ein inneres Unwohlsein. Er wollte nicht, dass es Kazuki schlecht ging. Er kannte ihn zwar kaum, aber er wollte diese Augen lachen sehen.

Und einen richtigen Kuss wollte er auch!
 

Langsam bewegte er sich und brachte sich in eine senkrechte Lage. Jetzt schon stieg ein leichtes Schwindelgefühl in ihm hoch. Als er schließlich aufstand, war er noch recht wackelig auf den Beinen, schaffte es aber Schritt für Schritt den Raum zu verlassen.

Zuerst gelangte er in einen hellen Flur, von dem genau vier Türen abgingen. Die eine konnte er direkt als Wohnungstür identifizieren.

Ruki hatte keine Ahnung wo Kazuki stecken konnte, doch schließlich hörte er aus einem der Zimmer lautes Geklapper. Also ließ er sich von seinem Gehör leiten. Wenn es hier keine weiteren Bewohner gab, war die Chance recht groß, dass er dort Kazuki vorfinden könnte.

Nervös schaute er an sich herunter. Er war barfuß und hatte nur noch seine Hose an. Sein T-Shirt hatte er nicht finden können. Ob das gut gehen konnte?

Auch wenn Kazuki ihm heute recht gesittet vorkam, hatte er immerhin versucht ihn zu vergewaltigen! Auch wenn diese Lippen extrem verführerisch waren...

Und in der letzten Nacht war anscheinend auch nichts passiert. Daraufhin ließ wenigstens sein körperlicher Zustand hoffen.

Eigentlich ist Kazuki doch wirklich ein netter Kerl, schoss es Ruki durch den Kopf. Er hat nur riesige Probleme mit seinem Vater.

Und dieser Mund auf seiner Haut war auch nicht das Schlechteste...
 

Behutsam tappste er in den Raum, aus dem die Geräusche kamen. Er stellte sich als Küche heraus. Und Kazuki fand er auch vor.

„Äähm...”, versuchte er auf sich aufmerksam zu machen.

Kazuki fuhr erschrocken herum.

Na wenigstens das hatte geklappt.
 

„Leg dich ruhig noch ein bisschen hin. Das kann hier noch dauern.” Kazuki versuchte wohl ausdruckslos drein zu gucken, aber Ruki erkannte hinter der Fassade, dass er sich zusammenreißen musste, um seinen Blick nicht an dem nackten Oberkörper des Blonden hinunterschweifen zu lassen.

Verstohlen musste er lächeln. Was hatte er auch einfach den Kuss abbrechen müssen?

„Hast du vielleicht ein T-Shirt für mich?” Ruki zögerte kurz. „Und wo ist überhaupt meins?”

„Ich hab's gewaschen”, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Es hat nach Zigarettenrauch und Alkohol gerochen und ich dachte es wäre schöner, wenn du's gewaschen mit nach Hause nehmen könntest. Es ist allerdings noch nicht trocken.”

Geschäftig wuselte er umher. „Ich hol' dir eins von mir.”
 

Ruki blieb etwas verloren in der Küche stehen, während Kazuki ihm ein Oberteil besorgte.

Interessiert sah er sich in dem Raum um. Auf der Arbeitsplatte lagen verschiedene Lebensmittel verstreut und ein Topf stand auf dem Herd. Der Host fragte sich, was hier wohl gerade gekocht wurde...

Da tippte ihm auf einmal 'etwas' auf die Schulter und hielt ihm ein schlichtes schwarzes T-Shirt vors Gesicht. „Hier.”

„Danke”, seufzte Ruki und zog es sich schnell über.

Das T-Shirt passte. Und es roch nach Kazuki. Ein Schauer ließ über Rukis Rücken.

Eigentlich sollte ihm das doch gar nichts ausmachen, schließlich hatte er auch in seinem Bett geschlafen. Aber wer weiß, wer noch alles in diesem Bett gelandet war.

Ruki zog die Stirn kraus. Vielleicht ja auch dieser Jin... In einem plötzlichen Anfall stieg Mordlust in ihm auf.
 

Immer noch skeptisch betrachtete er die Küche in der Kazuki sich schon wieder zu schaffen machte.

„Sag mal...”, setzte er, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, fast schon zögernd an. „Was soll das eigentlich werden?”

Ohne sich umzudrehen, antwortete Kazuki ihm: „Ein perfektes japanisches Frühstück! Miso-Suppe, Reis und Fisch.”

Ein paar Minuten war es still in der Küche, man hörte nur das Rascheln von Tüten und das Klappern von Töpfen. Ruki beobachtete Kazuki ziemlich genau. Langsam bildete sich zwischen seinen Augenbrauen eine tiefe Falte.

Schließlich sprach er seine Befürchtungen aus: „Du kannst gar nicht kochen, oder?”
 

„Oh, fällt das so auf?” Verlegen lächelte Kazuki ihn an und fuhr sich durch die Haare.

Warum war Ruki noch nicht früher aufgefallen wie gut der Brünette eigentlich aussah? Und wieso fiel ihm das gerade jetzt auf?

Der Kleine schüttelte sich. Zurück zum Thema, diese Gedanken gehörten hier jetzt nicht hin!

Dieses Schütteln deutete Kazuki wohl falsch, denn er verschränkte beleidigt die Arme. „Kannst du's denn besser?”

„Na ja...”, druckste Ruki herum. „Bestimmt!”

„Ach ja?! Das musst du mir erstmal beweisen!”

„Wenn das so ist - ich bin bereit!” Er rieb sich die Hände.
 

***
 

Lachend lümmelte Ruki sich aufs Sofa. „Herr Ober! Die Teller bitte!”

„Kommt sofort”, grinste Kazuki und eilte in die Küche.

Hier stand das Festmahl, dass die beiden gerade zubereitet hatte. Es war echt zu schade, was sie aus den armen Lebensmitteln gemacht hatten. Der Fisch war 'etwas' angebrannt (er war schwarz), der Reis war 'etwas' zu al dente (er war hart) und die Miso-Suppe war 'etwas' zu salzig (sie war versalzen).

Trotzdem stolz auf ihr Werk trug Kazuki die Teller rüber ins Wohnzimmer. „My Lord!” Er hielt Ruki Essstäbchen hin.

Gespielt würdevoll probierte der Host ein Stück Fisch. Man sah, dass es ihm schwer fiel zu schlucken. „Fabelhaft!”, hustete er.

Kazuki musste lachen.
 

Noch nie in seinem Leben hatte er so viel Spaß gehabt, wie an diesem Morgen. ...beziehungsweise Mittag. Die Küche wieder sauber zu schrubben würde zwar weniger Spaß machen, aber das war es wert gewesen!

Ruki war ganz offen mit ihm umgegangen und hatte nach kurzer Zeit auch keine Hemmungen mehr gehabt mit Kazuki zu reden.

Glücklich setzte er sich zu dem Kleinen aufs Sofa.

„Freut mich, dass es Ihnen schmeckt.”

„Es ist ganz vorzüglich. Probieren Sie!” Grinsend hielt Ruki ihm mit den Stäbchen ein Stück Fisch hin.

Ohne zu zögern aß Kazuki es. Von den gleichen Stäbchen, die auch Ruki benutzt hatte. Entwürdigend, wie aufgeregt ihn diese Kleinigkeit machte.

„Fabelhaft”, bestätigte er. Gott, war das widerlich.
 

„Ich dachte immer”, sagte der Gitarrist während er den viel zu harten Reis aß „Hosts müssen kochen können.”

Ruki verschluckte sich an der Suppe und fing an wie wild zu husten. Besorgt klopfte Kazuki ihm auf den Rücken. „Alles in Ordnung?”

„So ein Mist!” Ruki schnappt nach Luft. „Ich hab heute Schicht! Und ich hab gestern schon geschwänzt!” Panisch sprang er auf. „Wie spät haben wir?”

„13 Uhr.”

„Aaaaaah~!”

„Ganz ruhig. Atmen, Ruki. Genau. Nein, nicht schnappen, atmen! Ja, so. Und jetzt der Reihe nach: Wann fängt deine Schicht an?”

Langsam wurde der kleine Host wieder ruhiger. „Um halb drei.”

„Na siehst du, dann hast du doch noch anderthalb Stunden.”

„Ja.” Erleichtert ließ sich Ruki zurücksinken. „Kannst du trotzdem mal nachsehen, ob meine Klamotten schon trocken sind?”

Schweigend erhob sich Kazuki und trottete ins Badezimmer. Ruki war wirklich zu niedlich. Panik bekommen, weil er zu spät zur Arbeit kommt. Das würde ihm nie passieren.

Die beiden waren sich heute schon ein ganzes Stück näher gekommen, dass war dem Brünetten auch bewusst. Er machte sich fast schon ein bisschen Hoffnung, dass Ruki ihn vielleicht auch wollte...
 

„Kazuki?”

Ein bisschen erschrak sich Angesprochener, als er die Stimme von Ruki hinter sich vernahm. Überrascht drehte er sich um.

„Was ist los?”, fragte er und drückte ihm das T-Shirt in die Hand. „Hier, ist trocken.”

„Danke.”

„Keine Ursache.”

Besorgt sah Kazuki ihn an. Der Kleine wirkte wieder merkwürdig nervös. Doch nicht etwa ein Rückfall?!? „Was ist los?”

Aufgeregt begann Ruki herumzuzappeln. Kazuki musste sich ein Grinsen verkneifen. Wir konnte man nur so niedlich sein?

„Also ... äääh...”, begann der Kleine.

„Jaah, sprich dich aus.”

„Ich wollte nur fragen, ob ... ob du mich vielleicht von der Arbeit abholen könntest...?”
 

Kazukis Herz machte einen Sprung. Vielleicht bedeutete er Ruki ja wirklich etwas...! Vielleicht war das gar kein Wunschdenken seinerseits!

Fast hätte er auch angefangen herumzuzappeln. „Klar, mach ich gerne!”

Zu seiner Freude machte sich ein riesengroßes Lächeln auf Rukis Gesicht breit. „Danke, Kazuki!” Er griff nach seiner Hand und zog ihn aus dem Bad. „Kannst du mich jetzt schon hinfahren? Ich will mich für mein Fehlen gestern entschuldigen.”

„Natürlich, My Lord.” Oh ja, Ruki mochte ihn. Sogar mehr, als er es sich vielleicht eingestehen wollte.
 

***
 

Zufrieden saß Ruki auf dem Beifahrersitz. Was war er stolz auf sich, dass er sich getraut hatte zu fragen. Und er hatte auch immer noch das geliehene Shirt von Kazuki an, dass so wundervoll nach ihm duftete...

Er würde es so lange wie möglich aufschieben es ihm wieder zurückzugeben. ...vielleicht schaffte er es ja auch es ihm gar nicht mehr wiedergeben zu müssen...

Kazuki war ihm im Laufe dieses Morgens wirklich wichtig geworden. Mit keinem anderen Menschen hatte er zuvor so gelacht - und um keinen anderen hatte er sich je solche Sorgen gemacht.

Der Brünette hatte zwar so kalt und unnahbar in Bezug auf seinen Vater reagiert, doch Ruki war sich sicher, dass es ihm viel mehr ausmachte.

Das spürte er.

Er bildete sich nicht ein, dass er etwas ausrichten könnte - er, der ja noch nicht einmal für sich selbst stark sein konnte - aber er würde schon einen Weg finden Kazuki zu helfen.
 

Er rutschte tiefer in den Sitz hinein und linste zum Fahrer hinüber.

Kazuki saß lässig da, mit nur einer Hand am Lenkrad und sah auf die Fahrbahn.

Rukis Finger spielten mit dem Stoff des fremden T-Shirts und fragte sich, was der andere wohl gerade denken mochte.

Auf einmal hielt der Wagen und Kazuki sah ihn an. „Wir sind da.”

Überrascht blickte der Host auf. Er hatte die ganze Zeit gar nicht auf den Weg geachtet, war viel zu sehr mit Kazuki und sich selbst beschäftigt gewesen.

„Vielen Dank”, sagte Ruki, während er ausstieg und meinte es auch so. Kazuki hatte ihm so viel gegeben in den letzten Stunden, dass machte selbst die Stunden davor müßig. Er hatte keine Ahnung, wie er sich wieder revanchieren sollte.
 

Kazuki kam um das Auto geschlendert und lehnte sich gegen die Wagentür. „Um wie viel Uhr soll ich dich abholen?”

Ruki musste kurz überlegen und sich seinen Schichtplan ins Gedächtnis rufen. „Um 17 Uhr. Kann aber sein, dass ich nicht ganz pünktlich bin. Wenn ich einen Gast habe, kann es manchmal länger dauern.”

Bildete es sich der Kleine nur ein, oder verengten sich Kazukis Augen gerade etwas?

„Okay, ich komme dann in den Club”, meinte der Brünette und legte Ruki äußerst besitzergreifend eine Hand auf die Schulter.

Er ist eifersüchtig, leuchtete es dem Host ein. Er musste breit grinsen. Der Schalk stand in seinen Augen, als er zu dem Größeren aufblickte und sagte: „Keine Angst. So weit wie du ist noch keiner gegangen. Normalerweise sind meine Gäste ganz nett.” Und schon beugte er sich vor und holte sich den Kuss zurück, den Kazuki ihm am Ende ihres ersten gemeinsamen Abends geraubt hatte.

Überrascht keuchte Kazuki auf.

Immer noch grinsend hüpfte er davon. „Natürlich gibt es aber auch Ausnahmen. Du bist der lebendige Beweis.”

Die Mundwinkel des Gitarristen, der bis jetzt etwas perplex an seinem Wagen gestanden hatte, hoben sich etwas, als er dem kleinen noch zurief: „Dann sollte ich mir wohl wirklich Sorgen machen. Nicht, dass du bei denen auch betrunken im Bett landest...”
 

Huuh~, trotz des Lächelns kam gerade eine ziemlich frostige Atmosphäre auf. Ruki interpretierte diese Worte als Warnung. Kazuki hätte eben so gut sagen können: „Sollte dir einer der Wichser zu nahe treten und springst du auch noch darauf an, dann wirst du übers Knie gelegt und ich werde morgen in aller Frühe aufstehen, um ihn an den Galgen zu hängen!”

Und Kazuki und früh aufstehen, das passte garantiert nicht zusammen! Die Lage war ernst!

Ruki beschleunigte seine Schritte und verschwand schnell im Gebäude in dem der Host-Club fungierte. Trotzdem drehte er sich schnell noch einmal um, um einen Blick auf den brünetten Racheengel werfen zu können.

Kazuki stand immer noch an sein Auto gelehnt da und grinste bedrohlich.

Schnell flüchtete Ruki die Treppe runter. Kazuki hatte schließlich schon einen Abschiedskuss bekommen, wenn er jetzt nicht zufrieden war, wusste er auch nicht weiter.
 

Unten an der Treppe angekommen, rannte er in Kaoru rein.

„Holla! Ruki-chan!”, kam es ungewöhnlich lahm von ihm.

Ruki musterte ihn. „Aber selber holla! Wenn da nicht mal jemand 'n Schädel von gestern hat.”

Beleidigt verschränkte der Rothaarige die Arme. „Pah! Dann erklär du mir doch lieber mal, warum du so ein hochrotes Gesicht hast! Obwohl, ich kann's mir ja auch eigentlich denken. Bist schließlich mit diesem süßen Gitarristen abgehauen...”

„Da lief gar nichts!”, rief Ruki empört und merkte, wie er noch röter wurde. „Wie hast du das überhaupt noch mitbekommen?! Du warst doch hackedicht!”

Grinsend lehnte sich Kaoru zurück. „Na na na, Ruki-chan. Von den paar Sake war ich vielleicht ein bisschen angetrunken. Außerdem ist doch nichts dabei. Wenn du nicht schneller gewesen wärst, hätte ich ihn mir vielleicht geangelt...”

Jetzt war Ruki aber so richtig sauer. Ohne das Kaoru wusste, was mit ihm geschah, wurde er an die Wand geschubst.
 

Überrascht schaute er auf den kleinen blonden Kampffloh vor sich. Er hatte nicht gedacht, dass der kleine Host so viel Kraft besaß.

„Fass ihn auch nur einmal an...”, sagte Ruki drohend und stampfte wütend davon. Beinahe sah man den Rauch aus seinen Ohren steigen.

Kaoru hätte Kazuki eh nicht gekriegt - Kazuki war ja mit diesem Jin beschäftigt gewesen.

So sauer wie er war, übersah er sogar eine Kundin und begrüßte sie nicht höflich, wie es eigentlich das Protokoll verlangte. Die Kundin wandte sich neugierig an ihren Host und fragte ihn gerade laut genug: „Oh, habt ihr einen neuen Tsundere?”

Niemand würde Kazuki so einfach bekommen! Niemand! Und nie wieder würde sich Kazuki so einfach den nächstbesten Kerl schnappen!

Aber...

Abrupt blieb Ruki stehen.

Was dachte er hier überhaupt?
 

***
 

Wie versprochen parkte Kazuki Punkt 17 Uhr am gegenüberliegenden Straßenrand des Host-Clubs. Er war pünktlich.

Was für ein Tag - erst kochte er und jetzt war er auch noch pünktlich! Tja, es gab halt Tage, da stand die Welt kopf!

Vielleicht stand aber auch einfach nur er kopf... Ruki brachte ihn einfach völlig aus dem Konzept! Allein die Vorstellung, dass der kleine Host gerade in diesem Lokal arbeitete und mit irgendwelchen wildfremden Typen flirten musste, brachte ihn zur Weißglut.

Kazuki konnte einfach nicht mehr so tun, als ob ihn so etwas völlig kalt lassen würde. Er konnte Ruki einfach keinem anderen überlassen!
 

Kurz atmete er tief durch und schluckte einmal. Ein geiler Opa, der auch nur einen Schritt zu nahe bei Ruki stand und er würde töten!

Entschlossen setzte er sich in Bewegung und ging die Treppe hinunter.

Wie er erwartet hatte, begrüßte ihn auch diesmal wieder einer der Hosts. Er trug die übliche Montur (die Ruki immer noch am besten stand) und hatte rote Haare.

„Herzlich willkommen!”, grüßte er mit einer leichten Verbeugung.

Irgendwie kam der Typ Kazuki bekannt vor, so als hätte er ihn schon einmal gesehen. Aber er hatte nicht die leiseste Ahnung wo.

Und zu allem Überfluss bemerkte er auch noch, dass sich dieser fast zwei Meter große Host ein kleines Lächeln anscheinend nicht verkneifen konnte - auch wenn es etwas scheu und sogar ... ja, fast ehrfürchtig über seine Lippen kam.
 

„Sie wollen bestimmt zu Ruki.” Das war eine Feststellung, keine Frage.

„Äähm, ja...”, kam es dann doch etwas überrascht von Kazuki. Was um Gottes Willen war passiert, dass man ihn hier schon kannte? Und dass man ihn dann auch noch so anstarrte...

„Einen kleinen Moment, bitte”, entschuldigte sich der Riese und drehte sich um, wahrscheinlich um Ruki zu holen.

Kazukis Blick haftete an seinem Rücken.

Moment mal...

Rücken?

Müsste sein Blick nicht eigentlich viel tiefer schweifen, mehr so auf ... Arschhöhe halt.
 

Doch ehe er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, tauchte auch schon Ruki auf. Strahlend kam der Kleine auf ihn zu.

„Ich bin schon fertig, wir können sofort fahren!”, meinte er gut gelaunt. Hinter ihm tauchte der rothaarige Riese wieder auf und er wandte sich noch kurz um. „Tschüss, Kao-chan.”

Hatte Kazuki es sich nur eingebildet, oder waren gerade kleine Blitze aus Rukis Augen geschossen? Er hatte da so ein unangenehmes Britzeln wahrgenommen... Er würde Ruki später fragen.

Der war schon auf der Treppe angelangt. „Los, komm Kazuki!”

Langsam setzte sich Angesprochener in Bewegung. Bei dem Kleinen wanderte sein Blick sofort Richtung Hintern.

Der war aber auch verdammt süß. Lud direkt zu anderen Dingen ein...
 

Gott, Kazuki wollte den kleinen Host. Jetzt, auf der Stelle und für immer!

Oben auf der Straße angekommen holte der Brünette schnell zu Ruki auf, um auf gleicher Höhe mit ihm zu gehen und so einen Arm um ihn legen zu können.

Zu seinem Vergnügen wich sein Opfer auch nicht aus, oder machte ähnliche Anstalten zu entkommen, sondern schmiegte sich sogar noch etwas enger an ihn. Zufrieden ließ der Gitarrist seine Hand noch etwas tiefer wandern, direkt auf das begehrte Hinterteil.

Auch jetzt wich Ruki kein Stück von seiner Seite.

Schnell warf er ihm einen kurzen Seitenblick zu. Hatte man seinen Ruki im Host-Club ausgetauscht? Aber, nein, dieser geile, knackige Arsch konnte nur einem gehören.
 

Leider war der Weg zu seinem Wagen nicht allzu lang. Verdammt, warum hatte er nicht zwei Straßen weiter geparkt?!

Für Kazuki war es schon beinahe seelische Grausamkeit, die Hand von Rukis ansehnlichem Hintern zu nehmen und ganz normal ins Auto zu steigen. Kein Ruki-auf-den-Rücksitz-werfen-und-vergewaltigen.

„Und, wie war's?”, fragte Kazuki, als er den Motor anließ.

„Ganz nett.”

„Klingt nach verdammt langweilig und öde wenn du mich fragst. Keine Gäste?” Kazuki betete, dass Rukis Antwort 'Ja' sein möge.

Seine Bitten wurden nicht erhört. „Nee, ich hatte schon Kunden, aber das Arbeitsklima war heute etwas angespannt...”
 

Der Gitarrist erinnerte sich an das Britzeln, dass er wahrgenommen hatte. Direkt neugierig geworden, fragte er: „Warum? Was ist passiert?”

Der Host zuckte mit den Schultern. „Nur ein kleiner Streit.”

So ganz kaufte Kazuki ihm das nicht ab, aber Rukis Stimme klang nach Mordlust, deshalb bohrte er vorsichtshalber nicht weiter nach.
 

Wenige Minuten später waren sie bei seiner Wohnung angekommen und nachdem Kazuki eingeparkt hatte, stieg Ruki zögerlich aus.

„Ist das wirklich in Ordnung, wenn ich schon wieder bei dir bleibe?”, fragte der Blonde scheu.

„Wenn es nicht in Ordnung wäre, hätte ich dich bei dir zu Hause abgesetzt”, meinte der andere bestimmt und legte wieder seinen Arm um den Kleineren.

Auf dem Weg nach oben ließ Kazuki fast beiläufig fallen: „Außerdem hab ich mich schon um Abendessen für zwei gekümmert.”

Erschrocken blieb Ruki stehen. „Du hast wieder gekocht?”

„Quatsch!”, wehrte der Gitarrist jedoch direkt ab. „Ich hab's beim Chinesen um die Ecke geholt.”

Lachend holte Ruki wieder zu ihm auf. „Na dann bin ich aber beruhigt. Und ich dachte schon, ich müsse gleich flüchten.”

Kazuki musste gar nicht erst sagen, dass er ihn nie entkommen lassen würde, dass wusste der Host selbst ziemlich genau.
 

Ganz der Gentleman hielt er Ruki die Tür auf und ließ ihn eintreten.

Der Kleine hatte offensichtlich keine Hemmungen mehr sich in seinen vier Wänden frei zu bewegen und so ging er schnurstracks ins Wohnzimmer - um sofort wie angewurzelt stehen zu bleiben.

Auf dem Tisch standen mehrere angezündete Kerzen und in einer Vase eine einzelne rote Rose. Dazu war auch noch die Tischplatte übersät mit Rosenblättern.

Der Host machte große Augen. „Ka-kazuki, was...”, stotterte er verunsichert.

Ohne dass er es gemerkt hatte, war der Größere auch schon hinter ihm aufgetaucht und schlang die Arme um seine Taille. Seine Lippen waren nur Millimeter von Rukis Ohr entfernt.
 

„Ich wusste nicht, wie ich's dir sonst sagen sollte”, murmelte er nervös. Am liebsten wäre er unruhig auf und ab gelaufen, aber er zwang sich weiterhin an Ruki festzuhalten. „Ich hab so etwas noch nie gemacht, aber...” Er holte tief Luft. „ ....ich liebe dich.”

Jetzt war es raus. Kazuki traute sich nicht noch etwas zu sagen. Den ganzen Weg hierher hatte er mit sich gerungen.

Diese drei kleinen Worte hatten ihn solche Überwindung gekostet. Aber für Ruki würde er alles machen. Für den kleinen liebenswerten Host, der gleich am ersten Tag sein Herz gestohlen hatte.

Doch der Kleine stand stocksteif vor ihm und sagte kein Wort.
 

Eine ganze Weile standen sie so stumm da. Kazuki immer noch die Arme um den Kleinen geschlungen.

Als Ruki schließlich etwas sagte, erschrak der Brünette so sehr, dass sein Herz einen Schlag aussetzte. „Kazuki ... nein.”

Der Mund des Gitarristen wurde ganz trocken. „Wie ... 'nein'?”, brachte er schwerfällig heraus.

Ruki drehte den Kopf weg und rückte ein wenig von ihm ab. „Ich ... ich bin das doch gar nicht wert.”

Kazuki Hände zitterten heftig. „Was soll das heißen 'du bist das nicht wert'? Ruki guck mich dabei an.” Entschlossen drehte er ihn zu sich herum. Ruki wollte ihn, da war er sich so sicher gewesen. Er wollte endlich, dass ihm der Kleine wirklich gehörte, so, dass man ihn ihm nicht mehr wegnehmen konnte.

Als er in das Gesicht des anderen blickte, krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Der Ausdruck war genau der gleiche, der auch schon auf seinem Gesicht gelegen hatte, als Kazuki ihn sich in der dunklen Gasse nehmen wollte.

Und er hatte es letztendlich nicht getan, weil er Ruki nicht weh tun wollte. Musste er sich heute genauso zurückziehen?
 

Der Kleine stand wie ein Häufchen Elend vor ihm.

Zu gerne hätte Kazuki ihn angefasst, hatte aber das dumpfe Gefühl, dass Ruki das jetzt gerade nicht recht war.

Irgendwann setzte der Blonde zu einer Antwort an: „Du hast doch was viel besseres verdient als mich! Was kann ich dir denn schon geben? Ich hab dir doch die ganze Zeit nicht als Probleme bereitet.”

Jetzt konnte Kazuki nicht mehr an sich halten. Er musste einfach zu Ruki hinüber gehen, als diesem eine einzelne Träne die Wange hinunter lief. Er nahm den Kleinen fest in die Arme und drückte ihn an sich. Mit einer Hand fuhr er beruhigend durch seine Haare.

„Jetzt hör mal zu. Wenn hier irgendwer dem anderen Probleme verursacht, dann ich dir. Ich wollte mich dir ja geradezu aufzwingen.”

Offenbar wusste Ruki wovon er sprach und er antwortete direkt: „Aber ... damals ... ich wollte es doch eigentlich auch. Ich hatte nur Angst, weil das alles so plötzlich war...”

Wenn Kazuki bis jetzt gedacht hatte, der Kleine könnte ihn nicht noch mehr überraschen, so hatte er sich jedenfalls geirrt. „Wie? Soll dass heißen du hättest nichts dagegen gehabt, wenn ich dich da eben gegen die Wand genagelt hätte?”, fragte er fassungslos.

„Nein!”, wehrte Ruki jedoch sofort ab. „Ich meine nur, dass ich es im Nachhinein gar nicht so schlecht gefunden habe, wie du mich angefasst hast...”
 

Kazuki wurde ganz aufgeregt. Zu gerne würde er jetzt da weiter machen, wo er damals aufgehört hatte. Aber er hatte hier schließlich einen völlig am Boden zerstörten Ruki im Arm und das ertrug er noch viel weniger als den Gedanken an Sexentzug.

„Aber das tut jetzt doch überhaupt nichts zur Sache. Du warst es doch schließlich, der mich betrunken einfach mit nach Hause genommen hat! Und du chauffierst mich auch noch durch die ganze Stadt!”

Denkt er wirklich, dass ist schlimmer, als das was ich gemacht habe?, fragte sich Kazuki im Stillen mit gerunzelter Stirn.

„Ruki, das hab ich alles wirklich gerne gemacht. Ich würde alles für dich tun!”

„Aber das hab ich doch gar nicht verdient!”, schluchzte er in seine Brust.

Langsam wurde der Brünette echt sauer. Wer hatte seinem Ruki diesen Floh ins Ohr gesetzt, dass er nichts wert sei?
 

Er zog Ruki etwas von sich weg, so das er ihm in die Augen sehen konnte. „Jetzt sag mir ein für alle mal, warum du denkst, dass die anderen besser sind als du.”

„Das war doch schon immer so...”

„Das ist kein Grund. Sag mir, wer dir diesen Mist eingeredet hat!”

Beschämt guckte der Kleine zu Boden. „In der ganzen High School-Zeit...”

So langsam wurde Kazuki die Sache klar - Mobbing.

Liebevoll zog er den Zwerg an sich heran. „Jetzt sag mir ganz ehrlich: Liebst du mich?”

Er spürte wie der andere schluckte. Schließlich kam eine leise geflüsterte Antwort: „Ja.”
 

Ein zärtliches Lächeln machte sich auf Kazukis Gesicht breit. „Glaubst du wirklich, dass du mir nicht das geben kannst, was ich will?”

Stille.

„Und glaubst du nicht auch, dass ich dich schon dazu bringen werden genau das zu tun, was ich will?”

Ruki sah ihn mit großen Augen an. Seine Wangen waren immer noch nass vom Weinen, aber er blickte schon viel zuversichtlicher drein. „Wenn ich dich noch einmal mit einem anderen erwische, dreh ich dir den Hals um.”

Kazuki wurde gegen seinen Willen rot. Trotzdem breitete sich gerade unbändige Freude in ihm aus. „Willst du jetzt mit mir zusammen sein?” Er kam sich vor, wie ein Teenager beim ersten Date.

Schüchtern sah Ruki zur Seite. „Wenn es wirklich okay für dich ist...”

Doch da hatte Kazuki in schon an sich gezogen. „Sag doch einfach 'ja'.”
 

Ungestüm legten sich sein Mund auf Rukis.

Am Anfang des Kusses war der Kleine noch etwas schüchtern, doch schließlich fuhr auch er Kazuki durch die Haare und ließ eine Hand unter seinem T-Shirt verschwinden.

Kazuki lächelte in den Kuss. Er würde dem Kleinen seine Komplexe schon noch austreiben...

Ich will dich nicht teilen.

Ausgeschlafen machte sich Kazuki auf den Weg zur Arbeit. Ausnahmsweise war er einmal freiwillig zu Fuß unterwegs. Was sollte er sich bei dem schönen Wetter denn auch einfach in sein Auto setzten?

Hey, die Welt war schön, das Leben auch, da konnte man doch mal zu Fuß gehen!

Mit einem übertrieben breiten Grinsen betrat er das Bandquartier von Screw.

„Guten Morgen!”, rief er seinen Bandmitgliedern entgegen.

Diese hielten mitten in ihrem Tun inne, drehten sich etwas perplex um und schauten Kazuki mit großen Augen an.

Der beachtete die anderen aber gar nicht und machte sich daran seine Gitarre auszupacken. Am Rande bekam er mit, wie im Hintergrund wild getuschelt wurde.

„Irgendetwas ist passiert.”

„Da muss Gentechnik am Werk gewesen sein. Es ist acht Uhr morgens. Da pennt er sonst immer noch halb!”

„Jin, weißt du irgendwas?”

„Warum denn ich?!?”

„Na ja, sonst wenn er gut drauf ist...”

„Das hat gar nichts mit mir zu tun, verstanden!?”
 

Fröhlich vor sich her summend stellte Kazuki sich auf seine Position und sah seine Kollegen unschuldig an. Die rührten sich allerdings nicht von der Stelle.

„Ist was? Ihr guckt so komisch.” Der Brünette legte den Kopf leicht schräg und bedachte die bewegungslosen Statuen vor sich mit einem leicht spöttischen Blick.

Die kleine Gruppe rückte noch näher zusammen.

„Ich sag's dir: Gentechnik!”

„Quatsch! So wie der drauf ist, hat er's geschafft 'n ganzen Wohnblock durchzuvögeln!”

Kazuki sah sie breit lächelnd an. „Ich bitte euch Leute, ich hab einfach gute Laune! Und ich hab noch nicht mal Sex dazu gebraucht!”
 

Jetzt war es an Byou, Manabu, Rui und Jin laut loszulachen. Kazuki war fast schon ein bisschen sauer, weil sie sich gar nicht wieder einkriegen wollten.

Irgendwann brachte Rui erstickt heraus: „Und ich glaub immer noch es ist die Gentechnik!”
 

***
 

Nachdem Kazuki unzählige Spötteleien über sich ergehen lassen musste, war er dann schließlich doch etwas angesäuert. Beleidigt und mit verschränkten Armen ließ er sich auf einen Stuhl sinken.

Seine Gedanken schweiften zurück zum gestrigen Abend, wo er Ruki schließlich zu seinem Leidwesen doch noch nach Hause gefahren hatte.

Als der Kleine gesagt hatte, er wolle Kazuki nicht zur Last fallen, hatte dieser nur die Augen verdreht. Diese Reaktion hatte Ruki natürlich sofort bemerkt und hatte begonnen sich zu rechtfertigen.

„Ich kann schließlich nicht ewig deine Wohnung blockieren und in deinem Bett schlafen!”, meinte er bockig.

Der Brünette hatte nicht erwähnt, dass es, vor allem jetzt, da sie zusammen waren, an die hundert gute Gründe gab, die Ruki in seinem Bett duldeten.

Letzten Endes hatte er dann doch nachgegeben und war mit dem Blonden zu dessen Wohnung gefahren.
 

Wieder zu Hause angekommen, war er sauer auf sich selbst. Aber Kazuki versuchte sich einzureden, dass, egal was er gesagt oder getan hätte, das nichts an der Ausgangssituation verändert hätte.

Ruki war nun mal ein kleiner Sturkopf, der sich darüber hinaus auch noch Gedanken um die unmöglichsten Dinge machte. Kazuki musste einfach etwas nachsichtig mit ihm sein, dem Host die Zeit geben, die dieser eben brauchte.

Das hatte den Gitarristen dann aber auch nicht besonders aufgemuntert und er war fluchend aufgestanden, als das Telefon geklingelt hatte.

Zu seiner eigenen Überraschung, befand sich Ruki am anderen Ende der Leitung, der nach eigener Aussage "nur mal fragen wollte was los ist".

Die beiden hatten noch bis tief in die Nacht hinein miteinander telefoniert und das Ende vom Lied war schließlich, dass Ruki Kazuki heute von der Bandprobe abholen wollte.

Und ab da hatte der Brünette dann nicht mehr aufhören können zu grinsen.
 

Meinetwegen, dachte er. Sollen die anderen doch denken was sie wollen!

Trotzdem war seine Wut schon wieder so gut wie verraucht, als er sich Rukis strahlendes Gesicht vorstellte.

Er hätte herumhüpfen können wie ein kleines Kind! War es dämlich, sich wegen solch einer Kleinigkeit so zu freuen?

Aber schließlich hatte Ruki diesen Schritt von alleine gemacht. Okay, ein kleiner Schritt, aber immerhin.

Wenn man an den gestrigen Abend zurückdachte, war das doch schon mal allerhand!

Nur eine Sache spukte schon die ganze Zeit in Kazukis Kopf herum: Tat Ruki das alles nur, weil er sich jetzt dazu verpflichtet fühlte? Hatte er Angst ihn zu enttäuschen?

Verstört schob er die Gedanken beiseite. Es war jetzt nicht an der Zeit depressiv in einer Ecke zu hocken. Dafür war der Gitarrist heute viel zu gut drauf.
 

Da merkte er, wie sich auf einmal jemand ihm gegenüber setzte.

Byou sah ihn amüsiert an. „Dieses Grinsen kann bei dir doch eigentlich nur mit Sex in Verbindung stehen”, meinte er kichernd und schüttelte den Kopf.

„Ach, du hast doch keine Ahnung”, schnappte Kazuki ein. „Du bist bloß sauer, dass du es noch nicht in mein Bett geschafft hast.”

Der Sänger hörte auf zu kichern und sah ihn an. „Ja, leider, leider, war in deinem Bett bislang nie ein Plätzchen frei für mich.” Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

Eine Weile bedachten sich die beiden Bandmitglieder scherzhaft, dann holte Byou erneut tief Luft. „Ich wollte eigentlich nur, dass du dir den Songtext hier mal durchliest. Ich hab ihn letzte Nacht geschrieben und ich glaube, hier und da muss er noch ein bisschen was verbessert werden...” Er streckte Kazuki einen Zettel entgegen, den dieser auch sofort annahm und auseinander faltete.
 

Der Brünette wollte gerade anfangen zu lesen, als sich die Tür der Schneiderei plötzlich quietschend öffnete und ein blonder Wuschelkopf schüchtern herein linste.

Sofort stand Kazuki auf, hielt aber noch einen Moment inne und wandte sich kurz zu Byou um. „Kann ich's auch zu Hause lesen?”

Der Sänger grinste schon wieder verschlagen. „Wenn du nicht zu abgelenkt bist...”

Kazuki widerstand dem Drang dem anderen die Zunge hinauszustrecken und eilte zu Ruki, der sich zaghaft schon ein paar Schritte hineingewagt hatte.
 

„Wow, das Haus ist ja riesig”, meinte Ruki ehrfurchtsvoll und sah sich mit großen Augen um.

Kazuki schlang sofort den Arm um die Taille des Kleineren, der sich in dieser Position offensichtlich auch schon ziemlich wohl fühlte.

„Ich muss noch eben einpacken”, sagte er gut gelaunt und führte seinen Partner durch den Raum.

Der Brünette spürte die Blicke der anderen im Rücken, versuchte aber sie gekonnt zu ignorieren. Erst als Manabu sich übertrieben räusperte, wandte er sich widerstrebend um und sagte: „Äähm, also Ruki, das sind Byou, Rui, Manabu und...” Er zögerte kurz. „...und Jin. Jungs, das ist Ruki.”

Das breite Grinsen seiner Kollegen gefiel ihm überhaupt nicht. Ebenso wenig gefiel ihm die Tatsache, dass sich Ruki in seiner Umarmung versteifte.
 

Kazuki war die ganze Situation mehr als peinlich. Allein schon die Tatsache, das Jin da war...

Langsam ließ er den Blonden los, um seine sieben Sachen einzusammeln und zu verstauen.

Kaum hatte er den Kleinen losgelassen legte auch schon Manabu eine Hand auf Rukis Schulter. Dieser Idiot!

„Nun sag schon Ruki, was hast du mit Kazuki angestellt?”, löcherte Rui ihn auch schon sofort.

Der Host sah ihn verwirrt an. „Ich...”

„Nur nicht so schüchtern!” Das war Byou. „Wir wissen, da ist was. Er behauptet, es hätte nichts mit Sex zu tun, aber mal ehrlich - was hat bei ihm nicht mit Sex zu tun?”

Kazuki stand direkt hinter ihnen, um sofort eingreifen zu können. „Byou”, knurrte er warnend.

„Ist doch so!”, rechtfertigte sich der Sänger. „Oder Jin?”
 

Der Brünette beobachtete genau, wie Ruki verwirrt vom einen zum anderen schaute und schließlich kurz bei Kazuki hängen blieb. In seinen Augen stand Unsicherheit. Kazuki konnte nur beten, dass der andere dies jetzt nicht alles falsch interpretierte.

Zuletzt wanderte der Blick des Hosts zu Jin, der leicht rosa geworden war, aber trotzdem zustimmend nickte. „Stimmt.”

Wütend wollte Kazuki sich Ruki schnappen und von hier verschwinden, aber da schüttelte der Kleine auf einmal Manabus Hand ab und machte einen Schritt auf Jin zu.

Verblüfft hielt Kazuki inne.

„Ich weiß, du kennst Kazuki schon sehr viel länger als ich”, fing Ruki erst zögerlich an, aber von Sekunde zu Sekunde wurde seine Stimme fester. Er sprach ausschließlich zu Jin. „aber das gibt dir noch lange nicht das Recht so über ihn zu urteilen!”

Erstaunt klappte dem Gitarristen der Mund auf und auch die anderen Bandmitglieder mehr als überrascht aus. Jins Gesicht war inzwischen dunkelrot angelaufen, während Ruki, der immer lauter wurde, weiter auf ihn einredete.

„Siehst du in Kazuki nichts weiter, als ... als ... als einen Prostituierten?! Hast du noch nie darüber nachgedacht, was sonst noch in ihm drin ist? Du hast bisher doch nur seine körperliche Seite erlebt!”
 

Mittlerweile wurde Kazuki sichtlich nervös. Und unangenehm war es auch, das Gesprächsthema zu sein, obwohl man direkt daneben stand. Deshalb streckte er die Hand nach Ruki aus und berührte ihn an der Schulter. „Ruki, komm wir gehen jetzt...”

Zu seiner Verwunderung sah Ruki ihn nur mit zusammengepressten Lippen an und zischte: „Ich bin noch nicht fertig!”

Fast hätte der Brünette über den Feuereifer des Kleinen gelächelt, aber dafür war die Situation gerade viel zu heikel. „Komm, Ruki, es reicht”, sagte er deshalb bestimmt und zog ihn mit sich.

Er nickte den anderen zum Abschied kurz zu, dann waren sie auch schon aus der Tür.
 

„Warum hast du das gemacht?!”, fauchte Ruki ihn auch schon sofort an. „Es kann doch nicht war sein, wie du über dich reden lässt! Warum tust du das? Du bist doch sonst so bestimmend!”

„Ruki, das-”

„Und das dieses Flittchen, Jin, gerade den Mund aufmacht! Ich hätte ihm am liebsten erwürgt!”

Ohne jegliche Vorwarnung zog Kazuki den aufgeregten Ruki an sich heran und küsste ihn, um ihn zum Verstummen zu bringen. Sein Plan ging voll auf.

Als er sich schließlich langsam und fast schon widerwillig von ihm löste, musste er breit grinsen.

„Das ist ja interessant, was du so alles denkst.”

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Hosts. „A-ach, weißt du...”

„Nein, nein, nein, jetzt lässt du mich mal ausreden.” Kazuki holte tief Luft, ehe er seinen Vortrag begann. „Du selbst traust dir so gut wie rein gar nichts zu! Aber andere vereidigst du bis auf's Blut!” Er strich mit der Hand über die Wange des anderen. „Warum?”

Verstört wandte sich Ruki ab. Aber Kazuki hat sein hochrotes Gesicht und den peinlich berührten Gesichtsausdruck schon entdeckt. „Ach, keine Ahnung...” Der Kleine zuckte mit den Achseln.

„Keine Ahnung gibt's nicht”, meinte der Gitarrist lächelnd und stupste ihn aufmunternd an.

Ruki machte keine Anstalten zu antworten.
 

Kazuki seufzte. „Mir macht es nichts aus, hier noch den ganzen Tag rumzustehen, auch wenn ich eigentlich andere Pläne hatte.”

Jetzt war sich der Brünette sicher ein kleines Zucken, das durch Rukis Körper gegangen war, wahrgenommen zu haben.

„Ich...”, setzte er leise an. Kazuki musterte ihn besorgt, bis er schließlich fortfuhr. „Wahrscheinlich hätte ich mich einfach gefreut, wenn sich bei mir früher jemand so eingesetzt hätte...”

Eine steile Falte bildete sich auf der Stirn des Gitarristen und er zog den Kleineren an sich heran, um ihn fest zu umarmen. Erleichtert fühlte er, wie die Anspannung langsam aus Rukis Körper wich.

„Ich danke dir”, nuschelte er in die blonden, weichen Haare des Hosts.

„Macht dir das gar nichts aus?”, fragte Ruki nach einer Weile. „Dass sie so ein Bild von dir haben?”

Kazuki überlegte kurz. „Nein, nicht wirklich. Es ist ja mehr oder weniger ... wahr, was sie erzählen. Das müsstest sogar du einsehen.”

„Ich glaube nicht, dass du so bist”, meinte Ruki daraufhin zur Überraschung des anderen.

Er brauchte einen kleinen Moment, um sich zu fangen. „Wie meinst du das?”

„Ääähm...”

„Na?”

„Verrat ich nicht!” Der Kleine lief hochrot an.

Kazuki schüttelte verständnislos den Kopf und setzte sich in Bewegung.

Ruki riss die Augen auf und stolperte ihm hinterher. „Warte! Wo willst du hin?”

„Nach Hause, wohin sonst?”

„Öhm... Kann ich mitkommen?”

Lachend zog Kazuki den Kleinen an sich heran. „Du bist immer willkommen.”
 

***
 

Im ersten Stock der alten Schneiderei beugte sich Manabu weit aus dem kleinen Fenster.

„Und? Und? Was siehst du?”, drängte Rui hinter ihm.

„Pscht! Sei still! Dann versteh ich sie vielleicht auch!”, raunte der Gitarrist ihm gereizt zu.

„Ach, das bringt doch nicht! Lass mich mal!” Byou wollte ihn wegdrücken.

Genervt drehte Manabu sich um und versuchte die beiden Störenfriede zu verscheuchen. „Kommt, haut ab ihr beiden! Kümmert euch lieber um den da hinten in der Depri-Ecke!” Mit dem Kopf machte er eine Bewegung in Richtung eines kleinen, ausgefransten Sofas.

Darauf hatte sich Jin gehockt, seid Ruki und Kazuki gegangen waren und biss sich nervös auf die Lippe.

Geschäftig lehnte Manabu sich wieder aus dem Fenster. „Baka! Jetzt hat er ihn umarmt und ich weiß nicht, warum!”

„Zeig!” Aufgeregt schubste ihn Rui zur Seite. „Oh nein, wie niedlich!!!”

„Mach Platz, ich will auch was sehen!” Byou drückte Rui nach unten, der auch schließlich unter dessen Gewicht nachgeben musste. Sein Kinn landete schmerzhaft auf der Fensterbank.

„Verdammt! Byou!”

„'tschuldigung.”

„Könnt ihr den Profi jetzt mal wieder dran lassen?” Manabu stand beleidigt hinter ihnen und verrenkte sich den Hals, um auch einen Blick zu ergattern.

Da zogen Rui und Byou plötzlich zischend die Luft ein. „Was? Was?”

„Kazuki geht!”

„Waas?!”

„Ja, aber Ruki kommt hinterher.”

„Verdammt, ich will auch was sehen!”

„Ooooh~!”

„WAAAAAS?!”

„Jetzt haben sie sich wieder lieb. Kazuki hat ihn wieder im Arm.”

Manabu hatte sich inzwischen unter Ruis Arm geduckt und spähte - zwar mit eingeschränkter Sicht, aber besser als gar nichts - aus dem Fenster.

„Sie gehen.”

„Super, wenn ich wieder was sehen kann, ist alles vorbei!”

Schweigend starrten die drei Stalker den beiden noch hinterher, bis sie außer Sichtweite waren.
 

„Ruki ist lieb zu Kazuki”, ergriff Rui als erster wieder das Wort und ließ sich zu Jin auf das alte Sofa plumpsen. „Hoffentlich nimmt er uns das von heute nicht allzu übel...”

„Kazuki ist nicht nachtragend. Das wird schon wieder”, bemerkte Manabu, der immer noch ein bisschen eingeschnappt war.

Byou klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Hauptsache Ruki kann ihn glücklich machen. Das hätte er wirklich verdient, oder etwa nicht?”

„Doch, natürlich!”, beeilte sich Rui sofort zu sagen. „Wir können alle nur froh sein, dass er jetzt Ruki hat.”

„Jaah”, meinte Byou verschwörerisch. „Alle außer einem.” Er beugte sich zu Jin hinüber. „Eifersüchtig?”

Genervt lehnte sich Jin zurück. „Ach halt die Klappe.” Byou lachte nur, deshalb gingen Jins geflüsterte Worte auch völlig unter. „Das klappt eh nicht lange. Früher oder später kommt er sowieso wieder zu mir zurück...”
 

***
 

„Och, komm! Jetzt sag schon!” Mit seinem klirrenden Schlüsselbund schloss Kazuki die Tür auf und trat ein. Er hatte den ganzen Weg über versucht herauszubekommen, was Ruki mit seinen seltsamen Worten gemeint hatte.

Aber der Kleine war hart geblieben.

Ohne eine Antwort zu geben, trat der Host ein und sah sich gedankenversunken um.

Kazuki fragte sich, was wohl in dessen Kopf vorgehen mochte. Aber um ehrlich zu sein, war sein eigener Kopf gerade zu voll, um sich auch noch darum Gedanken zu machen.

Also ging er rüber ins Wohnzimmer und ließ sich auf seiner geliebten Couch nieder. Ruki blieb dicht auf seinen Fersen und setzte sich neben ihn.

Der Kleine war wirklich ein Rätsel...

Ach, und wo man schon mal bei ungelösten Rätseln war.... „Sag mal, Ruki, wo ist überhaupt das T-Shirt, dass ich dir geliehen habe, als du hier übernachtet hast?” Er wandte den Kopf zur Seite, um dem Host in die Augen sehen zu können.

Rukis Gesicht hatte mal wieder ein gesundes Rot angenommen und seine Mundwinkel zuckten nervös.

Kazuki legte fragend den Kopf schief.
 

„Na komm,wenigstens die Frage wirst du mir ja wohl beantworten können”, meinte Kazuki ungeduldig, als Ruki anfing mit seinen Händen zu spielen und nicht den Anschein machte bald eine Antwort zu geben.

Ohne von seinen Händen aufzublicken, murmelte der Host: „Ich ... ich hab's absichtlich im Club vergessen...”

Das war nicht die Antwort, die der Brünette erwartet hatte. Etwas irritiert rang er nach Worten, aber seine Erwiderung fiel dann schließlich doch nicht so gefasst, wie erhofft aus.

„Hä?”

„Na ja...”, stammelte Ruki nervös. Das Spiel mit seinen Fingern wurde immer schneller. „Ich hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sich das zwischen uns so entwickelt. Ich wollte ... es so gerne behalten und hab's deswegen im Club liegen gelassen. In meinem Schrank.”

Eine lange Pause setzte ein in der Ruki sich nervös auf die Lippe biss und Kazuki ihn mit einem seltsamen Ausdruck musterte.

„Ich bring es dir natürlich wieder!”, beeilte sich der Kleine zu sagen, doch da wurde er auch schon unterbrochen.

Kazuki zog ihn an sich heran und kicherte dabei leise. „Ich wusste gar nicht, dass du kriminell veranlagt bist.” Der Blonde öffnete schon wieder den Mund, um etwas zu entgegnen, doch der andere war schneller: „Behalt das T-Shirt ruhig, Baka.”
 

Ruki versuchte halbherzig sich aus seinem Griff zu befreien. „Tu-tut mir leid. Ich wollte nicht-”

„Hör auf dich ständig für solche Banalitäten zu entschuldigen! Du kannst meinetwegen meinen ganzen Schrank ausräubern.” Er zog den Kleinen noch etwas näher an seine Brust und merkte, wie nach und nach auch der letzte Widerstand von ihm abfiel und sich einfach nur noch an ihn schmiegte. Zufrieden lehnte er sich zurück und strich ihm übers Haar.

Rukis Hände lagen an seiner Brust. Kazuki hielt überrascht den Atem an, als eine dieser Hände sich auf einmal unter sein T-Shirt schob und langsam, beinahe schon schüchtern, über seine Haut strich.

Sein ganzer Körper spannte sich an. Fast sofort erstarrte auch die Hand.

Mit großen fragenden Augen schaute Ruki zu ihm hoch. „Ist was?”

„Nein!”, beeilte sich Kazuki sofort zu sagen und versuchte seine Anspannung abzuschütteln. „Ich war nur überrascht, sonst nichts.” Um von sich selber abzulenken, beugte er sich hinunter, um ihn zu küssen.

Langsam aber sicher bewegten sich die beiden in die Horizontale, wobei Ruki auf Kazukis Brust saß. Die Hände des Gitarristen lagen besitzergreifend auf dem Rücken des anderen, der sich zu ihm herab neigte.
 

Langsam löste sich Ruki von Kazukis Lippen, aber nur, um direkt weiter zu seinem Ohr zu wandern. „Ich will dich nicht teilen”, hauchte er.

Langsam öffnete der Brünette die Augen. Seine Hände wanderten langsam hinab zum begehrten Hinterteil des Blonden. „Das musst du auch gar nicht.”

„Ich will dich!”

Kazuki lachte kurz auf. „Du hast mich doch schon.”

Langsam fuhr Ruki mit seinen Lippen am Ohr des Gitarristen hin und her. Dieser bekam eine Gänsehaut. „Nicht so, wie dich andere schon hatten...”, murmelte der Host.

Der unten Liegende knirschte mit den Zähnen. „Du denkst nicht zufällig an jemand bestimmtes?”

Der Kleine gab keine Antwort.

Gegen seinen Willen rückte Kazuki ein kleines Stück ab - nur ein ganz kleines, aber es reichte, um Ruki inne halten zu lassen.
 

„Hör mal...”, setzte er an. „Ich freu mich zwar, dass du hierzu bereit bist, aber würdest du damit nicht sogar die Unterstellungen meiner Bandkollegen bestätigen?” Er hob Rukis Gesicht an, damit er ihm in die Augen sehen konnte.

Fast schon trotzig erwiderte dieser seinen Blick. „Und selbst wenn, das ist mir ganz egal.” Er vergrub sein Gesicht in der Hand, die immer noch locker unter seinem Kinn ruhte. „Ich will dich”, nuschelte er erneut und krallte sich mit den Fingern in Kazukis Brust.

Erneut lief dem Gitarristen ein Schauer über den Rücken. Unter größter Anstrengung machte der Brünette noch einmal den Mund auf. „Okay, da hab ich jetzt so nichts gegen...”, bemühte er sich mit einigermaßen fester Stimme zu sagen, was nicht so einfach war, wenn sich gerade ganz besonders weiche Lippen an seinem Hals festsaugten. „Aber vielleicht wäre das Schlafzimmer ein besserer Ort hierfür...”

Der Host erschien in seinem Blickfeld, die Stirn gerunzelt. Er sah fast schon fassungslos aus. „Du willst doch jetzt nicht-”, setzte er an, doch da nutze Kazuki schon die Chance, richtete sich auf und hob ihn vom Sofa.

„Du bist schwerer, als du aussiehst...”, erlaubte er sich zu bemerkten und grinste den Kleineren geradezu unverschämt an.

Ruki riss schon wieder beleidigt den Mund auf, aber der Gitarrist war mal wieder schneller und legte rasch seinen Mund auf seine Lippen.
 

Der Kleine seufzte und zog Kazukis T-Shirt hoch. Dieser war völlig damit beschäftigt, Rukis Hemdknöpfe zu öffnen. Er hielt nur einmal kurz inne um sich sein Oberteil über den Kopf ziehen zu lassen.

Schwankend taumelten sie ein paar Schritte, bis er den Blonden gegen die nächste Wand drückte, um endlich dieses grausige, störende Hemd zu entfernen.

Drängelnd lag Rukis Mund auf seinem. Sachte bugsierte der Gitarrist ihn durch die Tür und warf den Kleinen aufs Bett. Ungeduldig fummelte er an der Hose des Hosts herum. Als der Reißverschluss offen war strampelte Ruki mit den Beinen, um sie abzustreifen. Danach ließ er seine Hände sofort zu Kazukis Hosenbund wandern.

Doch dieser entwand sich ihm geschickt, stand schnell auf und zog sich seine Hose selbst aus.

„Was soll das?”, fragte Ruki empört vom Bett aus.

Der Brünette grinste. „Spart Zeit.”

Der Kleine zog einen Flunsch.

Rasch gesellte der Gitarrist sich wieder zu ihm.
 

Diesmal war Kazuki es, der sich über den anderen beugte. Seine Haare fielen ihm dabei in die Augen und er strich sie sich ungeduldig hinters Ohr.

Ruki legte die Hände auf seinen Bauch und befühlte die darunterliegenden Muskeln.

Die Augen über ihm blitzten frech auf. „Gefällt's dir?”

Da zwickte der Blonde ihn und sie mussten lachen.

Immer noch lächelnd legten sich Kazukis Lippen auf Rukis Brust. Er küsste ihn vom Schlüsselbein bis hinunter zum Bund seiner Boxershorts. Dort verweilte er etwas länger. Langsam schob er den Bund etwas herunter und ließ seine Zunge langsam über die Lenden gleiten.

Ruki zitterte unter ihm und keuchte auf. Nur zu deutlich spürte Kazuki seine Erregung. Auch ihm schoss das Blut an eine ganz besondere Stelle seines Körpers.

Stöhnend schob er sich höher und rieb seinen schmerzenden Unterleib an Rukis.

Der Atem des Host kam stoßweise und wurde immer schneller. Kurz bevor er seinen Höhepunkt erreicht hatte, lehnte Kazuki von ihm weg und zog ihm die Boxershorts vom Körper. Ruki gab einen widerwilligen Laut von sich - er hörte sich an wie ein kleines Kätzchen.
 

Die beiden waren jetzt vollkommen nackt und Kazuki wollte schon zum nächsten Schritt übergehen, als Ruki ihn plötzlich aufhielt.

„Warte!”, brachte er, immer noch schwer atmend, hervor. Seine Finger hatten sich in das weiße Laken gekrallt. „Ich will nach oben.”

Der Gitarrist besah ihn skeptisch. „Das meinst du nicht ernst, oder? Du willst mich nur ärgern”, war sein einziger Kommentar dazu. Seine Zunge leckte verführerisch über die rechte Brustwarze des Blonden.

„N-nein”, keuchte Ruki und versuchte ihn wegzuschieben. „Nein, Kazuki ich will nach oben!”

Nun richtete der Brünette sich endlich vollständig auf und sah ihn an. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich unten liege? Dass ich den Uke spiele?” Er sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich bitte dich, ich liege niemals unten!”

Ruki neigte sich zu ihm hinüber und ließ seine Lippen über sein Schlüsselbein streichen. „Ich bitte dich”, schnurrte er. „Bitte, bitte, bitte, bitte.” Dann hielt er kurz inne. Erst jetzt verarbeitete sein Verstand, was der andere eben gesagt hatte. Er löste sich von ihm und sah ihn ungläubig an. „Niemals unten? Heißt das etwa, dein Arsch ist noch Jungfrau?”
 

Peinlich berührt wandte Kazuki das Gesicht ab.

Die Lippen des Hosts formten sich zu einem breiten Grinsen. „Dann werde ich dich also gleich entjungfern... Wie aufregend...!”

„Hier wird niemand entjungfert!”, fuhr der Gitarrist ihn an. Wie stellte sich der Kleine das bitte vor? Er und unten liegen?!

„Och bitte!” Ruki sah ihn mit riesengroßen Kulleraugen an. Er ließ einen Finger auf Kazukis Brust umherkreisen. „Biiitte!”

„Nein”, sagte der andere, auch wenn sich das nicht so bestimmend wie gewollt angehörte.

Er spürte wie der Kleine sich wieder an ihn presste und seinen Körper mit Küssen bedeckte. „Bitte.”

Kazuki sog scharf die Luft ein, als Ruki eine Hand auf seinen Schritt legte.

Rukis Gesicht tauchte über seinem auf. „War das ein 'Ja'?”

„N-nein, verdammt!”

„Aber ein 'Nein' war es auch nicht, oder?”

Überraschung!?!

Langsam öffnete Kazuki die Augen. Er fühlte sich anders als sonst. Anders, als nach anderen gewöhnlichen One-Night-Stands mit gewöhnlichen 08/15 Playboys.

Er wandte den Kopf nach rechts und sah direkt in Rukis grinsendes Gesicht. Ihm schoss sofort die Röte ins Gesicht, als er sich an die vergangene Nacht erinnerte.

Verärgert (einerseits über sich selbst, weil er rot geworden war, andererseits über Ruki, da dieser es doch tatsächlich wagte ihn so frech anzugrinsen) sah er wieder weg und starrte stattdessen an die Decke.

Er spürte wie der Blonde sich rechts von ihm regte und sich auf seiner Brust abstützte.

Doch Kazuki war fest entschlossen nicht nachzugeben und weiterhin stur geradeaus zu schauen.

Ungeduldig pikste Ruki ihm einen Finger in den Bauch.
 

„Guten Mooorgen, Schlafmütze”, hauchte er ihm liebevoll ins Ohr und Kazukis Selbstbeherrschung verpuffte praktisch in der Luft. In einem letzten Akt von innerer Stärke biss er fest die Zähne zusammen.

Doch der Kleine neben ihm setzte die Folter fort. „Naa~, gut geschlafen?” Ein Kuss auf sein Ohrläppchen. „Du siehst ganz friedlich aus, wenn du schläfst...” Heißer Atem an seinem Hals.

Okay, das war genug. Kazuki fasst bestimmt, aber trotzdem behutsam, in den blonden Haarschopf und zog ihn zu sich hoch, sodass sie sich in die Augen sehen konnten.

„Du Mistkerl hast mich zum Uke gemacht”, knurrte er bedrohlich.

Mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen erwiderte Ruki nur ganz schlicht und mit einem Achselzucken: „Du hast es dir gefallen lassen.”
 

Kazuki fiel auf, dass der Kleine auf einmal sehr viel selbstbewusster wirkte und nicht mehr so unsicher wie zuvor.

Er sah ihn ganz direkt an und zog ihn auf. Das hätte der Brünette sich bis vor kurzem noch nicht einmal zu träumen gewagt.

Und trotz alledem war er stinksauer auf seinen süßen kleinen Host. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er beim Sex unten gelegen. Und der Kleine (der seiner Ansicht nach viel eher die Rolle des Uke übernehmen konnte) hatte es mit einem verführerischen Augenaufschlag sofort geschafft ihn zu nageln, ohne dass Kazuki sich groß gewehrt hatte. Und das Schlimmste war: es hatte Kazuki gefallen.

Er hatte es doch allen Ernstes geil gefunden, was Ruki mit ihm gestern Abend alles angestellt hatte. Und er würde es auch immer wieder machen. Das fand er noch viel beängstigender.

Sonst hatte er doch immer die Kontrolle im Bett. Er war nicht gerne der Willenlose, der unten lag und nur vor sich hinstöhnte. So zumindest war dem Brünetten der passive Part bis jetzt immer vorgekommen.

Er hatte sich nicht vorstellen können, dass man noch groß Spaß am Sex haben konnte, so völlig unterworfen.

Und doch hatte Ruki es geschafft ihn eines besseren zu belehren.

Dass der Host den dominanten Part überhaupt drauf hatte, hatte ihn ja schon überrascht.

Aber der Blonde war wirklich ... überwältigend gewesen und der Gitarrist hatte die ganze Zeit nicht einmal das Gefühl gehabt unterworfen zu werden.
 

Und jetzt sah er in die unergründlichen Augen Rukis und versank schon wieder fast in ihnen.

„Hast du heute schon was vor?”, fragte der Kleine ihn und schon erwachte er wieder aus seiner Trance.

„Nein, warum?”

„Ich hatte mir da was überlegt...”
 

***
 

Das sagte sich so leicht. Die Sache, die Ruki sich überlegt hatte stand noch auf ziemlich wackeligen Füßen, wenn überhaupt.

Es waren noch einige Hürden zu meistern, bis diese Aktion wirklich klappen konnte.

Und das erste Hindernis war: Kazuki los werden - und zwar für eine Weile.
 

Ruki streckte sich, sah aber trotzdem weiterhin den Brünetten unverwandt an. „Und? Wie fühlst du dich?”, fragte er schließlich.

Der neben ihm liegende musterte ihn kurz, bevor er achselzuckend antwortete: „Wie soll es mir schon gehen?”

Bei der Aussage musste sich der Blonde ein kleines Lachen verkneifen. Kazuki war viel zu stolz, um zuzugeben, dass sein Arsch weh tat. Und das tat er, da würde Ruki seinen Job drauf verwetten. Nach den Aktionen gestern Nacht, hätte selbst der erfahrenste Uke am nächsten Morgen Probleme.

Ja, ja, Eigenlob stinkt, das wusste er.
 

Langsam rückte er ein wenig von Kazuki ab. „Wie sieht's heute mit der Band aus? Probe?”

„Nee”, gähnte der andere. „Und wie ist's mit dir? Wann musst du heute zur Arbeit?”

„Gar nicht. Donnerstag ist mein freier Tag, ich muss erst morgen wieder.”

Neben sich hörte der Host das Knistern der Decke und einen Augenblick später spürte er schon, wie sich Kazuki an ihn schmiegte.

„Na dann bin ich mal gespannt, was du dir für heute überlegt hast”, schnurrte er und Ruki hörte das Grinsen heraus.

Bestimmt schob dieser ihn allerdings von sich weg. „Lass mal Kazuki. Wie wär's wenn du erst mal duschen gehst?”

Eine Weile war es ruhig, bis Ruki schließlich hörte, wie der andere sich bewegte. Er traf dessen Blick und biss sich auf den Unterlippe, um sich das Lachen zu verkneifen. Der Gitarrist hatte seinen schönsten Schmollmund aufgesetzt.

„Das nehm' ich jetzt mal nicht als Beleidigung...”, brummte er und schlich aus dem Raum.

Der Blonde, der immer noch im Bett lag, starrte ihm hinterher und wanderte mit seinen Augen über die ansehnliche Rückseite des anderen.
 

Doch kaum vernahm er das Rauschen des Wassers, sprang er aus dem Bett und hechtete in den Flur.

Einen Moment blieb er unschlüssig stehen und lauschte noch, doch dann griff er schon beherzt zum Telefon.

Rasch fand er die Taste für den Telefonnummernspeicher und wurde schnell fündig. Schon wählte er und vernahm am anderen Ende des Hörers ein Tuten.

Endlich nahm jemand ab. „Byou.”

„Hallo, hier ist Ruki”, meldete der Kleine sich, bemüht nicht zu laut zu sprechen, damit Kazuki ihn nicht hörte.

„Ruki?”, Byou klang überrascht.

„Ähm, ja. Tut mir leid, dass ich dich so früh schon störe...” Sein Blick wanderte auf die digitale Zeitanzeige des Telefons, die 13:26 Uhr anzeigte. Schnell fuhr er fort. „Na ja, wie auch immer. Ich weiß, dass du mich wahrscheinlich nicht so gut leiden kannst nach der Aktion gestern, aber ich hätte da eine Bitte...”

Am anderen Ende der Leitung war es still. Dann hörte Ruki ein leises Räuspern. „Hör mal Ruki, wir kennen uns kaum und alles, was ich von dir weiß, ist, dass Kazuki dich abgöttisch liebt. Und meiner Meinung nach passt ihr beiden super zusammen. Und nur weil du Jin mal die Meinung gesagt hast, heißt das noch lange nicht, dass ich dich nicht mag. Im Gegenteil, du bist mir nach dieser Aktion sogar nur noch sympathischer geworden.”
 

Jetzt war es an Ruki sich zu wundern. Er hatte zwar extra Byou angerufen, weil er vermutet hatte, dass dieser am vernünftigsten war, aber damit hätte er nicht gerechnet.

Nachdem er sich wieder gefangen hatte, fuhr er stockend fort. „W-wenn das so ist, könntest du mir einen kleinen Gefallen tun?” Schnell erläuterte der Host sein Anliegen und wartete gespannt auf Byou Reaktion.

„Wie stellst du dir das genau vor, Ruki?”, fragte dieser skeptisch und mit einer Spur Besorgnis in der Stimme, nachdem er Rukis Bitte erfüllt hatte.

„Das weiß ich jetzt auch noch nicht so genau, ich denke, ich muss ziemlich viel improvisieren, aber das wird schon hinhauen...”, beantwortete der Kleine schließlich die Frage. „Danke Byou, dass du mir so geholfen hast.”

„Kein Problem, tu ich immer wieder gerne! Aber ich hätte da auch noch eine kleine Frage an dich.”

Erstaunt horchte Ruki auf. „Ja?”

„Hat Kazuki schon den Songtext überarbeitet?”

„Welchen Songtext?”

Am anderen Ende erklang ein Lachen. Dann hatte Byou auch schon aufgelegt.
 

Erleichtert seufzte Ruki auf. Ein Problem weniger.

Schnell tappte er den Flur entlang und schlich sich ins Badezimmer.

Dort stand Kazuki immer noch unter der Dusche und summte verträumt vor sich hin.

Frech steckte der kleine Host seinen Kopf durch die Duschtür und wartete darauf, dass der andere ihn bemerkte. Als das jedoch nicht der Fall war, schlüpfte er kurzerhand mit unter die Brause und schlang seine Arme von hinten um den Brünetten.

Dieser zuckte erschrocken zusammen.

„Na, ist hier noch Platz für mich?”, lachte der Blonde und streckte sich, um Kazukis Nacken zu erreichen und ihn dort zart mit den Zähnen zu zwicken.

Langsam drehte der Gitarrist sich um und während er sich mit einer Hand das Wasser aus den Augen wischte, zog er mit der anderen Ruki noch näher an sich heran. „Ein kleines Plätzchen wird sich wohl finden lassen...”, meinte er und legte seine Lippen schon sanft auf die des anderen.

Selig seufzte der Kleine und gab sich ganz dem Größeren hin.

Einen Augenblick schienen seine Pläne ganz nichtig zu sein...
 

***
 

Hindernis zwei: Mit Kazuki an einen Ort fahren, ohne dass er mitbekommt wohin es geht.
 

Gedankenverloren knöpfte Ruki sich sein Hemd zu. Kazuki war schon längst angezogen und starrte ihn dabei so intensiv an, dass es ihn ungeschickt machte.

„Lass das!”, murrte der Host schließlich.

Der Brünette runzelte die Stirn. „Was?”

„Mich so anzustarren. Was sonst? Das macht mich ganz nervös!”

Grinsend zog der andere eine Augenbraue hoch, sah aber letztendlich doch weg und aus dem Fenster. „Ich mache dich also nervös...”, sagte er beiläufig.

Ruki schluckte. Nein, eigentlich würden ihn Kazukis Blicke nicht nervös machen, obwohl - vielleicht ein ganz kleines bisschen. Aber im Moment war er einfach viel zu aufgeregt, auf Grund des bevorstehenden Plans, sodass er die ganze Zeit schon befürchtete, Kazuki könne ihn durchschauen und hinter die Sache kommen.
 

Als Ruki schließlich fertig angezogen war, schnappte er sich Kazukis Arm und zog ihn aus dem Raum. „Komm, wir sollten jetzt gehen.”

Lachend stolperte der Brünette hinter ihm her. „Fragt sich nur wohin.”

Auf die Stirn des Hosts traten Schweißperlen. Verdammt! Er durfte sich bloß nichts anmerken lassen!

Deshalb antwortete er auch vorsichtshalber einmal nicht und schleifte den immer noch kichernden Kazuki hinter sich her.
 

***
 

Ein bisschen skeptisch war Kazuki schon, als Ruki ihn ohne ein Wort zu sagen durch Tokyos überfüllte Straßen führte, um dann mit ihm die nächstbeste U-Bahn-Station zu betreten. Also war ihr Ziel wohl etwas weiter entfernt.

„Jetzt sag schon! Wo fahren wir hin?”, fragte der Brünette, während Ruki ihnen Fahrkarten zog.

„V-verrat ich nicht!”, kam es von diesem wie aus der Pistole geschossen.

Kazuki runzelte die Stirn. Der Kleine benahm sich irgendwie merkwürdig. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Ruki es vermied ihm in die Augen zu sehen - aber das könnte ja auch einfach wieder ein plötzlicher Anfall von Schüchternheit sein. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall.

Vielleicht sollte er nicht so misstrauisch sein. Wahrscheinlich litt Rukis Selbstsicherheit wieder nur an der neuen ungewohnten Situation. Obwohl...
 

„Sag mal, Ruki...”, begann der Gitarrist, woraufhin Angesprochener erschrocken zusammenzuckte und noch einen Zahn zulegte, um zum Bahnsteig zu kommen. „Jetzt bleib doch mal stehen!” Entschlossen blieb Kazuki stehen und zog einmal kräftig an der Hand, die er umfasst hielt, woraufhin Ruki wie ein Jojo zu ihm zurück stolperte.

Unsicher schaute der Blonde zu Boden.

„Komm schon, die jungfräuliche Nummer kauf ich dir nicht mehr ab nach letzter Nacht. Du kannst mir doch nicht vormachen, dass du noch nie jemanden im Bett hattest.” Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte Kazuki das nämlich ganz sicher geglaubt. Der Kleine war ihm einfach viel zu unschuldig rübergekommen und doch hatte er beim Sex ganz schön die Sau rausgelassen.

Mittlerweile hatten sie sich wieder in Bewegung gesetzt und stiegen in ihre U-Bahn ein, die gerade eben am Bahnsteig gehalten hatte.

Immer noch sagte der Blonde kein Wort, was seinen Partner halb wahnsinnig machte. „Sieh mir doch endlich mal ins Gesicht!” Mit einer schnellen routinierten Bewegung hob er das Kinn des anderen an und dieser -

grinste übers ganze Gesicht?!
 

„W-was?!”

„Du hast nicht geglaubt, dass ich's schon mal getan habe”, meinte Ruki mit einem diabolischen Grinsen. „Du dachtest, dass sei mein erstes Mal und nicht, dass ich dich hinterher entjungfern würde.”

Ein roter Schimmer legte sich auf die Wangen des Brünetten. „W-was soll ich denn auch sonst denken, wenn du anfängst zu heulen, wenn ich dich vergewaltigen will!?”

„Äähm...”

„Ja, okay, das war ein blödes Argument...” Vor allem, da er wusste, dass Rukis Selbstvertrauen nicht gerade das größte war. „Tut mir leid.”

„Ach komm, jetzt mach nicht so ein Gesicht”, zog der Kleine ihn auf und hängte sich an seinen Arm. „Vergeben und vergessen.”
 

Eine ganze Weile fuhren sie schweigend weiter. Kazuki war mal wieder beeindruckt von dem Host. Er hätte so eine Fast-Vergewaltigung nicht einfach verzeihen können. Gut, die Chance, dass ER vergewaltigt wurde, war jetzt nichts allzu groß - obwohl er nun doch extrem geil aussah!

Die Fahrt dauerte lange, doch das machte ihm nichts aus. Ruki hing immer noch an seinem Arm und sie standen die ganze Zeit eng zusammen, auch wenn ihnen das skeptische, argwöhnische und zum Teil entsetzte Blickte bescherte.

Kazuki machte sich schon lange nichts mehr aus den intoleranten Leuten, die schwule Paare einfach nicht akzeptieren wollten. Er hatte ja schon früh Bekanntschaft mit so einer Person gemacht...
 

Sein Gesicht verfinsterte sich, als er an seinen Vater denken musste. In dem Moment hielt die Bahn an und Ruki zog an seinem T-Shirt.

„Wir müssen aussteigen.”

Bereitwillig ließ Kazuki sich von dem Kleinen aus der Bahn führen, war in Gedanken aber immer noch bei der verhassten Person aus seiner Jugend.

Was sich wohl auch auf seinem Gesicht widerspiegelte, denn Ruki sah mit großen Augen zu ihm auf. Es sah fast so aus, als sei er kurz vor einer Panikattacke. „A-also, das ist s-so...”, stotterte er ängstlich.

Schnell schüttelte Kazuki die unliebsamen Gedanken beiseite und wandte sich besorgt zu Ruki. „Was ist los? Du siehst aus, als seist du kurz vor dem Kollaps!”

Eine ganze Weile sahen sie sich einfach nur in die Augen und ganz langsam wich auch die Furcht aus dem Blick des Hosts. Fast schon beruhigt atmete er aus. „I-ich dachte nur - Ach, vergiss es. Du machtest einfach nur so einen wütenden Eindruck und da hab ich...”

„Hast du, was?”, hakte der Brünette nach, nachdem der andere sich selbst unterbrochen hatte. Doch der winkte einfach nur ab und bahnte sich weiter einen Weg durch die Menschenmenge. Rasch folgte Kazuki ihm, um ihn nicht zu verlieren.
 

Als sie die U-Bahn-Station schließlich verlassen hatten und wieder am Tageslicht standen, sah Ruki sich beinahe schon suchend um.

Eine Weile besah sich der Gitarrist diese Szene, bis er schließlich doch neugierig wurde. „Und?”, fragte er. „Was ist nun? Warum sind wir hier?”

Die Frage bescherte ihm einen abschätzenden Blick seitens Ruki, der daraufhin nur meinte: „Du bist unmöglich.”

Über Kazukis Kopf erschien ein riesiges imaginäres Fragezeichen und er öffnete schon den Mund, um weiter nachzufragen, aber da setzte sich der Blonde auch schon in Bewegung und er beschloss sich einfach überraschen zu lassen. Auch wenn er zwischenzeitlich das Gefühl hatte, dass Ruki selbst nicht so genau wusste, wo es denn jetzt überhaupt hinging.

Immer wieder sah dieser in die kleinen Nebenstraßen, ging ein paar Schritte hinein, schüttelte dann aber den Kopf und drehte wieder um.

Irgendwann entfernten sie sich dann gänzlich von der Innenstadt mit den ganzen Geschäften und Restaurants und kamen in eine etwas abgelegenere Straße, die links und rechts von Hochhäusern gesäumt war. Kazuki hatte das Gefühl, als würde er die Häuser kennen, allerdings sahen bestimmt die meisten Häuserblocks in Japan so aus.
 

„Bist du sicher, dass wir richtig sind?”, erkundigte er sich deshalb bei seinem Freund, der offensichtlich die Hausnummern studierte und schließlich einen Klingelknopf drückte.

„Jap, hundertprozentig sicher”, war dessen schlichte Antwort. Er wirkte auf einmal wieder ganz schon nervös und während sie warteten, dass die Tür geöffnet wurde, wurde Kazuki von Ruki skeptisch gemustert. Dann fing allerdings an die Tür zu sirren, das Zeichen, dass sie geöffnet werden konnte und Ruki drückte sie eilig auf.

Im Treppenhaus ließ der Blonde Kazuki den Vortritt. Irgendwie, dachte der Brünette während er die Stufen erklomm, kommt mir das alles ziemlich bekannt vor... Die weißen Wände, die im Laufe der Jahre eher gelb geworden waren, das hölzerne Treppengeländer, selbst der Geruch! Aber er schob den Gedanken beiseite - im Treppenhaus seiner Wohnung sah es auch nicht viel anders aus.

Im vierten Stock war dann endlich eine Tür geöffnet. Wen besuchten sie jetzt eigentlich und warum? Was hatte sich Ruki da nur ausgedacht?

Neugierig trat er auf die Tür zu, in die in diesem Moment eine Frau trat.

Überrascht schlug sie die zarten Hände vor den Mund. „Kazuki!?”
 

Starr vor Schreck war Kazuki mitten im Flur stehen geblieben. „Mutter?”

Hinter sich hörte er, wie Ruki ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Dieser kleine ... Wicht hatte ihn doch tatsächlich unter einem Vorwand direkt in sein Elternhaus gelotst! Und er hatte nichts bemerkt, hatte nicht den kleinsten Verdacht geschöpft! Er Idiot!

Wütend drehte er sich um. „Wie konntest du nur!”

Doch der Host zuckte nur mit den Schultern und versuchte unbekümmert zu wirken, was ihm aber nicht wirklich gelang. Auch er wirkte angespannt. „Du hast es mir ziemlich einfach gemacht. Nur zwischendurch dachte ich, dass du mir vielleicht auf die Schliche gekommen sein könntest.”

Kazuki wollte gar nicht glauben was er da hörte. Er fühlte sich hintergangen. Hintergangen vom dem kleinen Host, den er so liebte. Er hatte genau gewusst, dass er keinen guten Draht zu seinen Eltern hatte. Besonders nicht zu seinem Vater.

Kazuki wollte sich an Ruki vorbeidrängen und meinte dabei mit fester Stimme: „Wir gehen.”

Doch der Blonde hielt ihn davon ab und drückte ihn, mit erstaunlich viel Kraft wieder zurück.

In diesem Moment erklang hinter ihnen dann auch noch die leise Stimme von Kazukis Mutter. „B-bitte Kazuki. Geh nicht. Es ist schon so lange her...” Ihre Stimme versagte.
 

Gezwungenermaßen trat der Brünette ihr gegenüber. Ruki achtete ganz genau darauf, dass er nicht plötzlich wieder einfach umdrehte.

„Komm doch rein”, bat seine Mutter mit einem schon fast flehenden Unterton, nachdem ihr Sohn sie einfach nur kalt ansah und kein Wort sagte.

„Ist er da?”, kam es emotionslos von Kazuki.

Ein verwunderter Ausdruck schlich sich auf die Züge der Frau. „Natürlich ist er da. Er hat Geburtstag!”

Wütend starrte Kazuki den kleinen Wicht hinter sich an.

„Da-das wusste ich auch nicht!”, verteidigte dieser sich.

Neugierig musterte Kazukis Mutter den kleinen Blonden hinter ihrem Kind. „Äh, wer...?”, meldete sie sich leise zu Wort. Bis jetzt hatte sie Ruki noch gar nicht richtig wahrgenommen.

Der Gitarrist seufzte. „Das ist Ruki. Wir sind zusammen.”

„Oh...”

Peinliche Stille legte sich über die drei, bis schließlich eine tiefe männliche Stimme aus er Wohnung rief: „Kanae! Was machst du denn da so lange an der Tür?”
 

Sofort versteifte sich Kazuki merklich.

Einen Augenblick später tauchte ein gut gebauter japanischer Mann in der Tür auf, der Kazuki auffallend ähnlich sah, trotz seiner kurzen Haare und den ungeschminkten Augen. Als er seinen Sohn erblickte, blieb er überrascht stehen und als er dann auch noch Ruki hinter ihm erblickte zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Kazuki ballte die Fäuste. „Ja, ich weiß, was du jetzt denkst!”, brach er das Schweigen. „'Er steht immer noch auf Schwänze! Er hat sich kein bisschen verändert! Eine Schande! Was werden die anderen nur dazu sagen?'” Noch war seine Stimme ganz ruhig.

Seine Mutter sah ihn nur mitleidig an, sein Vater hatte eine undurchdringliche Maske aufgesetzt. Ruki legte mitfühlend eine Hand auf seinen Rücken.

„Es hat dich nie wirklich gekümmert, wie ich mich gefühlt habe! Es ging dir verdammt immer nur um dich! Immer ging es nur darum, wie alles nach außen wirken konnte!” Langsam wurde seine Stimme immer lauter.

Endlich zeigte sein Vater eine Regung und hob beschwichtigend die Hand. „Kazuki, das -”

„HALT DEN MUND!”, brüllte er ihm entgegen. „Ich will deine Beleidigungen nicht mehr hören! Ich will nicht mehr hören, dass ich anormal bin! Ich will nicht mehr hören, dass ich eine Schande bin! Ich will nicht mehr hören, dass ich nichts wert bin!”

Wieder legte sich eine gespenstische Stille über die Anwesenden.
 

Schließlich räusperte sich Kazukis Vater. „Es tut mir leid.”

„Deine Entschuldigung kommt reichlich spät, findest du nicht auch?”

Sein Vater biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Trotzdem konnte man nur zu gut sehen, wie er innerlich mit sich rang. „E-es tut mir wirklich leid”, brachte er schließlich hervor. „Du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber nachdem du ausgezogen bist und wir kein Wort mehr von dir gehört haben, habe ich bemerkt was ich angerichtet habe.” Flehentlich sah er seinem Sohn in die Augen. „Bitte, kannst du mir nicht noch einmal verzeihen?”

In Kazuki verkrampfte sich unterdessen alles. Er würde nur zu gerne diesen Worten Glauben schenken, aber er konnte es einfach nicht. Zu viel war kaputt gegangen und doch sehnte er sich immer noch nach der Anerkennung seines Vaters.
 

„Du hast recht, ich glaube dir nicht”, antwortete er schließlich. Ein trauriger Ausdruck machte sich auf den Gesichtern seiner Eltern breit. „Aber vielleicht ... können wir ja noch mal von neu anfangen?” Der Brünette biss sich auf die Zunge. Er hatte das nicht sagen wollen, und doch waren die Worte einfach so aus seinem Mund gepurzelt.

Ruki klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken, nach dem Motto: Gut gemacht!

Trotzdem fühlte Kazuki sich einfach nur unwohl und wollte schleunigst wieder verschwinden, deshalb wartete er auch gar nicht die Antwort seiner Eltern ab.

„Ich ... Ihr könnt euch ja mal melden. Wir gehen dann mal.” Hastig drehte er sich um und stieg die Treppen herab.

Hinter sich hörte er, wie Ruki ziemlich überrumpelt noch „Tschüss” über seine Schulter rief und ihm folgte.

Vor der Tür verschränkte Kazuki die Arme und wartete angespannt auf ihn.
 

Und da erschien der kleine Blonde auch schon in seinem Blickfeld und grinste ihn breit an.

Kami, wenn er ihn so ansah konnte er direkt vergessen, warum er sauer auf ihn war. In einem letzten Kraftakt riss der Gitarrist sich zusammen.

„Warum?”, knurrte er bedrohlich.

Nervös trat Ruki vor ihm von einem Fuß auf den anderen. „Ich konnt's einfach nicht mehr mit ansehen...”

„Was denn bitte schön? Es war doch alles in Ordnung!”

„Pfffft. Ja, das hat man gesehen. Ihr seid eine Familie, wo alles in bester Ordnung ist.” Herausfordernd sah Ruki den Größeren vor sich an. „Ich hab doch das Telefonat mitbekommen. Da hätte jeder bemerkt, dass da was nicht stimmt. und außerdem...” Jetzt nahm seine Stimme einen sanfteren Unterton an. „...will ich nicht, dass dich irgendetwas oder irgendjemand unglücklich macht.” Er zog Kazuki zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. „Vergibst du mir noch mal?”
 

Der Brünette besah sich den kleinen Host. Er konnte es nicht verhindern, irgendwie war er ihm auch dankbar, dass er diese Situation geschaffen hatte. Er seufzte.

„Wie vielen Leuten soll ich heute denn eigentlich noch irgendetwas verzeihen?”

Ruki sah ihn nur mit großen, zuckersüßen Augen an.

Kazuki stöhnte auf. „Und hör auf mich so anzusehen. Eins sag ich dir, das wird Konsequenzen haben. Warte nur bis heute Abend ab.”

Der Kleine kicherte. „Ich kann's kaum erwarten...”
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

So, das war dann das siebte Kapitel von "Kiss me, Host...!". Ich hoffe es hat euch soweit gefallen.

Jetzt folgt nur noch ein einziges Kapitel, denn ein Problem ist ja immer noch nicht ganz aus der Welt geschafft: Wird Jin Ruki noch zur Gefahr werden?

Wer weiß, wer weiß? ^.-
 

Dieses Kapitel war jetzt wahrscheinlich ziemlich lahm, ich persönlich hätte auch mehr erwartet, wenn man fast vier Monate auf ein Kapi wartet...

Tut mir leid!!! Q_Q

Deshalb, wenn ihr irgendwelchen besonderen Fanservice im letzten Teil wollt, ich bin bereit eure Wünsche soweit es geht mit einzubauen.

Wenn ihr einen Wunsch habt, schickt mir 'ne ENS, macht einen Gästebucheintrag oder schreibt's mit in euer Kommi etc. Hauptsache es erreicht mich irgendwie.
 

Joa, und sonst. Danke schon mal, dass ihr bis hier hin "Kiss me, Host...!" gelesen habt. Vielen Dank für die netten Kommis und die ganzen Favos. <3

Für immer und ewig

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Für immer und ewig (ohne adult)

Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht schritt Kazuki die Treppe hinab. Ihn überkam das Gefühl eines Déjà-Vus. Zu gut erinnerte er sich noch an seinen inneren Konflikt, als er zum ersten Mal die Treppe zu Rukis Host Club hinabgeschritten war.

Er hatte sich gefühlt wie ein perverser alter Opa und war sich ziemlich notgeil vorgekommen.

Aber diesmal fühlte er sich gleich viel wohler, weil er wusste, was dort unten auf ihn wartete. Beziehungsweise wer.

Dass er sich hier bei seinem ersten Besuch Ruki als Host gewünscht hatte, war mehr oder weniger Zufall gewesen. Kazuki wollte sich gar nicht vorstellen, wen er am Tisch sitzen gehabt hätte, wenn er sich die Fotos der Hosts in der "Speisekarte" besser angesehen hätte.

Wäre seine Wahl trotzdem auf Ruki gefallen?
 

Dieser Gedanke beschäftigte ihn, bis er von dem obligatorisch an der Tür stehenden Host begrüßt wurde. „Herzlich willkommen, mein Herr!”

Der Brünette schenkte seinem Gegenüber ein Lächeln und antwortete: „Nicht Ihr Herr. Ich bin vergeben.” Schelmisch zwinkerte er ihm zu.

Der Host schien sofort zu verstehen. „Sie haben einen festen Host? Ich werde ihn sofort zu Ihnen bringen, wenn er zugegen ist.”

„Vielen Dank. Er heißt Ruki.”

„Wenn Sie mir noch bitte zu Ihrem Tisch folgen würden. Ich werde Ruki dann sofort zu Ihnen schicken.”

„Natürlich”, erwiderte Kazuki und ging hinter dem Host her. Diesmal wanderte sein Blick nicht zu dessen Arsch. Der Hintern, der ihm gefiel, würde sich erst bald zu ihm in Bewegung setzen.
 

„Bitte sehr, der Herr”, meinte der Host schließlich mit einer Handbewegung in Richtung des Tischs.

Kazuki ließ sich auf das weiche, lederbezogene Sofa fallen und nickte der Bedienung dankend zu. Mit einer Verbeugung entfernte sich dieser von ihm, um Ruki zu holen.

Die Unterwürfigkeit dieser Hosts gefiel dem Brünetten in gewisser Art und Weise. Wenn Ruki so unterwürfig im Bett wäre und er endlich sonst was mit ihm anstellen könnte, würde er wahrscheinlich Freudensprünge vor Glück machen.

Aber nein, auch gestern hatte der Blonde ihn wieder verukt. Nicht, dass es ihm nicht gefallen würde, aber langsam sehnte Kazuki sich mal wieder nach dem dominanten Part. Glaubte er wenigstens... Denn es war auch nicht so, dass er nach diesem Sex nicht voll und ganz zufrieden wäre.

Dabei wollte Kazuki Ruki gestern Abend, auf gut deutsch gesagt, in Grund und Boden ficken, als kleine Strafe wegen der Aktion mit seinem Vater. Aber in dieser Angelegenheit war er sowieso hin und her gerissen. Einerseits könnte er den Kleinen an die Wand klatschen, andererseits war er ihm auch irgendwie dankbar. Er hatte fast schon das Gefühl, als wäre ihm eine große Last von den Schultern genommen worden.
 

„Ich habe gehört, ein ganz besonderer Gast wartet auf mich?”

Erschrocken fuhr Kazuki herum. Er war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Ruki an seinen Tisch gekommen war.

Da stand er nun in seinem Kellner-Outfit und lächelte ihn unwiderstehlich an.

Diese Uniform war aber auch toll. Er musste Ruki unbedingt dazu bringen, sie auch mal zu Hause anzuziehen. Seine geilen Oberschenkel kamen in der Hose zu gut zur Geltung.

Beinahe hätte Kazuki sich über die Lippen geleckt. Aber nur beinahe.

Ruki rutschte neben ihn aufs Sofa und nahm nicht, wie beim letzten Mal, gegenüber von ihm auf dem Sessel Platz. Sofort schmiegte sich der Kleinere fast unmerklich an ihn.

Der Brünette bekam eine Gänsehaut, so ein gutes Gefühl war es, den Süßen so nah bei sich zu haben und sich seiner Liebe so sicher sein zu können. Wenn Ruki so in Knuddel-Laune war, erinnerte er ihn immer ein bisschen an ein liebes Kätzchen, das gerne gestreichelt werden wollte.

Er legte einen Arm um die Hüfte des Kätzchens und zog ihn noch ein bisschen näher an sich heran.
 

„Ehrlich gesagt” begann Ruki schließlich ein Gespräch „wusste ich erst gar nicht, was mein Kollege meinte, als er sagte, ein Stammgast von mir sei da.”

„Warum? Hast du keine Stammgäste?” Kazuki musste zugeben, dass er diesen Gedanken gut fand. Die anderen Kerle sollten ja nicht glauben, dass sie sich einfach so an seinen Ruki ranschmeißen konnten.

„Doch, das schon” Kazukis Träume zerplatzten in der Luft. „aber die haben gewöhnlich feste Zeiten, in denen sie kommen.”

„Die Zeiten musst du mir mal verraten”, raunte der Brünette verschwörerisch und mit einem nicht zu überhörenden leicht dämonischen Unterton seinem Freund ins Ohr und vergrub sein Gesicht in dessen Haaren.

Ruki lachte daraufhin nur.

„Was ist?”, fragte der andere, immer noch mit leichter Mordlust nach, ohne sich nur einen Zentimeter zu rühren.

Der Host drehte sich zu seinem Gesicht um und nahm es in seine Hände. Seine Miene zierte immer noch ein breites Grinsen. „Du bist so niedlich, wenn du eifersüchtig bist”, kicherte er und legte seine Stirn an die des anderen.

Auf Kazukis Wangen machte sich eine leichte Röte breit. Nicht, weil der Blonde ihn ertappt hatte, sondern weil Ruki ihm so nahe war. Er schwebte förmlich auf Wolke Sieben.

Mit einem liebevollen Unterton fügte Ruki noch hinzu: „Ich würde dich doch nie gegen einen dieser Kerle eintauschen.”

Zärtlich strich Kazuki ihm über die Wange. „Das weiß ich doch.”
 

Eine ganze Weile verweilten sie so, bis sich hinter ihnen auf einmal etwas räusperte.

Erschrocken fuhren sie auseinander.

„Kao-cha- ääh, Kaoru-san!”, stotterte Ruki verlegen.

So genannter Kaoru war nicht weniger verlegen. „I-ich wollte eigentlich nur nach Ihren Getränkewünschen fragen...”

„Oh”, entfuhr es Ruki. „I-ich weiß nicht... Kazuki, was willst du trinken?”

Kazuki, der bis dato nur amüsiert die beiden stotternden Hosts beobachtet hatte, legte den Kopf schief. „Egal, Hauptsache es gibt keinen Sake, Alkohol bekommt dir nicht.”

Grinsend beobachtete er, wie Ruki leicht die Backen aufblies und ihn beleidigt anstarrte. „Kaoru, bring uns bitte zwei Cola”, meinte er an seinen Kollegen gewandt, starrte aber immer noch unverwandt Kazuki an.

„Kommt sofort”, beeilte sich Kaoru zu sagen und verzog sich schnell wieder.
 

Verschmitzt musterte Kazuki Ruki, der ihn mit einem "bösen" Blick taxierte.

„Warum so wütend jetzt?”, fragte er.

„Muss man das nicht, als Seme an so einer Stelle?”

Da blieb Kazuki doch tatsächlich die Luft weg. Was wagte der Kleine da gerade zu sagen!?

Langsam näherte sich Kazukis Gesicht dem von Ruki, bis seine Lippen an dessen Ohr waren. Leise und verführerisch hauchte er: „Bist du sicher, dass du deine Aussage nicht noch einmal überdenken willst?” Er bedeckte das Ohr des Blonden mit flüchtigen Küssen. „Siehst du dich wirklich als Seme?”

Er merkte, wie der Kleine neben ihm schluckte. „A-anou ... natürlich!”

Leise und melodisch lachte Kazuki, wanderte mit seinen weichen Lippen weiter abwärts zum Hals des Blonden. „Muss ich dich erst wieder eines Besseren belehren?”

„Hast du bis jetzt ja noch nicht geschafft.”

Dann war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen, dachte der Brünette und -

„AUA! Spinnst du?”

- biss Ruki in den Nacken.
 

„Wer nicht hören will, muss fühlen.” Grinsend besah er sich seinen empörten Freund. Die Augen hatte dieser leicht zusammengekniffen, die Lippen zu einem Schmollmund verzogen - was direkt zum Küssen einlud.

Aber Kazuki (Selbstbeherrschung in Person natürlich) hielt sich zurück.

„Komm her”, meinte er nur liebevoll, legte einen Arm um Rukis Schulter und zog ihn zu sich heran. „Sonst fall' ich noch auf der Stelle über dich her...”

Neckisch besah der Blonde ihn sich. „Und was wäre so schlimm daran, mich jetzt sofort zu vernaschen?”

„Etooo...” Etwas räusperte sich neben ihnen. „Ihre Cola.”
 

***
 

Immer noch selig lächelnd trocknete Ruki ein Glas ab.

Kazuki hatte leider nicht lange bleiben können, er hatte noch ein Treffen mit seiner Band und nachdem er gegangen war und keine neuen Gäste eingetroffen waren, hatte man den Host wieder hinter die Bar verbannt.

Er hatte sich über den plötzlichen Besuch gefreut - er hatte etwas Unterhaltung in seinen Alltag gebracht und Entspannung. Denn immer, wenn er mit Kazuki zusammen war, war er einfach nur durch und durch er selbst, musste niemanden irgendetwas vorspielen.

Dass er jemals eine solche Unbeschwertheit bei dem Brünetten an den Tag legen würde, hätte er nie erwartet.

Unwillkürlich dachte der Blonde an ihr erstes Zusammentreffen. Derselbe Club, derselbe Tisch, dieselben Personen - eine völlig andere Atmosphäre.

Er hatte Kazuki als einfach nur ätzend empfunden und heute-

-heute saßen sie hier zusammen auf einem Sofa und flirteten unbekümmert miteinander.
 

Ein Kribbeln stieg in ihm auf und Ruki seufzte einmal aus tiefstem Herzen.

Er liebte ihn. Er liebte Kazuki.

So sehr, dass er es manchmal kaum glauben konnte.
 

Kaoru warf ihm von der Seite einen Blick zu, doch der Kleine beachtete ihn gar nicht. Er schwebte fröhlich auf Wolke Sieben.

Vielleicht konnte er ja heute Abend zur Abwechslung mal Kazuki überraschen. Ihm nur eine kleine Freude bereiten. Sich nur einmal für all das bedanken, was der andere ihm gab.

Und er wusste auch schon ganz genau, was er machen musste, um dies zu erreichen.

Seine Hand umfasste den kleinen silbernen Schlüssel, den der andere ihm gestern gegeben hatte.

Den Schlüssel zu seiner Wohnung.

Mit den Worten „Nicht, dass du einmal vor der Tür stehst und nicht reinkommst” und einem Zwinkern hatte Kazuki ihn ihm übergeben und Ruki, der wäre vor Freude beinahe geplatzt.
 

„Ruki, Kundschaft!”, rief da auch schon ein Kollege von vorne.

„Komme schon”, antwortete der Kleine und eilte zum nächsten Gast.
 

***
 

„Gute Arbeit! Für heute soll's reichen”, beendete Byou die Probe.

Kazuki seufzte auf und streckte sich. Jetzt konnte er nach Hause gehen und die Füße hochlegen.

Doch da wurde ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht.

„Kazuki...”

Verwirrt drehte sich Angesprochener zu der schnarrenden Stimme hinter ihm um. Es war Byou, der eine Augenbraue hochgezogen hatte und ihn ansah, als ob er ihn auf irgendeine Art und Weise durchschaut hätte.

„W-was ist los?”, fragte der Gitarrist unsicher.

Lächelnd, was Kazuki doch stark verunsicherte, legte der Sänger ihm eine Hand auf die Schulter. „Erinnerst du dich noch an den Songtext, den ich dir zum überarbeiten mitgegeben habe?”

Scheiße.

Der Brünette schluckte und seine Hand wanderte zu seinem Hinterkopf, wo sie nervös an seinen Haaren rumspielte.

„Also ... na ja...”

Doch Byou ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Bevor du dir irgendwelche Ausreden einfallen lässt”, meinte er „Möchte ich, dass du weißt, dass ich aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, dass dir diese Aufgabe wohl entfallen ist.”
 

Es nützte nichts, sich rauszureden. Auch wenn er sich fragte, wer wohl diese ominöse Quelle war...

„Tut mir leid”, brachte er hervor. „War nicht absichtlich.”

„Das will ich hoffen”, erwiderte Byou. „Setz dich endlich dran.”

„In Ordnung”, murmelte Kazuki noch seine Antwort, dann war die Sache erledigt und sein Gegenüber drehte sich um und packte seine Sachen zusammen.

Der Gitarrist konnte von Glück reden, dass der Umgang zwischen ihnen so locker war und dass jeder, auch mit seinen Macken so akzeptiert wurde, wie er war.

Sonst wäre er schon qualvoll untergegangen.
 

Kazuki wollte gerade das Gebäude verlassen, als sich ihm erneut eine Hand auf die Schulter legte.

Leicht genervt wandte er sich um. „Byou, was denn noch? Ich werd schon noch-”

Doch hinter ihm stand nicht Byou - es war Jin.

„Gehst du jetzt nach Hause?”, fragte der Drummer mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinem Gesicht.

Kazuki zog leicht irritiert die Stirn kraus. „J-ja...”

„Kann ich mitkommen?”
 

Diese Frage überrumpelte den Brünetten nun völlig.

Nicht, dass Jin noch nie bei ihm zu Hause gewesen war. Nein, vor ein paar Wochen hätte man ihn wohl eher noch als Stammgast bezeichnen können.

Aber jetzt kam es ihm seltsam vor, ihn mitzunehmen.

Ihr Verhältnis war jetzt, seit der Sache mit Ruki, eh schon angespannt genug.

Der Drummer war für ihn immer ein williger, kleiner Zeitvertreib gewesen, aber jetzt war es beinahe so, als hätte er ihn wie ein kaputtes Spielzeug in die Ecke geschmissen, da er jetzt Ruki hatte. Und er wollte gar nicht erst wissen, wie Jin selbst über die ganze Sache dachte...

Trotzdem konnte das nicht so weitergehen. Sie sollten sich wahrscheinlich aussprechen. Schließlich waren sie in einer Band und Spannungen konnten Vieles untereinander verkomplizieren.
 

„Klar kannst du mitkommen”, sagte Kazuki deshalb und ging hinaus zu seinem Auto. „Steig ein”, meinte er zu Jin gewandt, der ihm natürlich gefolgt war.

Die Fahrt verlief alles in allem sehr ruhig.

Keiner von ihnen beiden machte den Mund auf, oder versuchte auch nur ein Gespräch anzufangen.

Was nicht unbedingt dazu beitrug, dass der Brünette sich wohler fühlte und dieses bange Gefühl in ihm abnahm.

Auch als sie endlich an seiner Wohnung angekommen waren, schwiegen sie noch immer.

Kazuki schloss die Tür auf und ließ Jin eintreten. „Willst du was trinken? Soll ich uns Tee machen?”, fragte er aus reiner Höflichkeit, während er seine ganzen Sachen, die er nun einmal für die Bandprobe brauchte, einschließlich seiner Gitarre, abstellte.

„Nein, brauchst du nicht”, erklang die Stimme des Blonden aus dem Wohnzimmer.

Der Gitarrist gesellte sich zu ihm. Ein seltsames Bild, Jin auf seinem Sofa sitzen zu sehen - sonst hatten die beiden sich eher im Schlafzimmer aufgehalten.
 

„Äähm, ja... Was wolltest du denn?”, versuchte Kazuki den Faden wiederaufzunehmen.

Der Blonde rutschte nervös hin und her, überschlug letztendlich die Beine und holte tief Luft. „Es ist ... wegen Ruki.”

Der Brünette seufzte. So wie er gedacht hatte. Er antwortete erst einmal nichts und ließ Jin einfach reden.

„Ist das ... ernst zwischen euch beiden?”

Ein Teil von Kazuki wollte seinem Gegenüber fragen, was es ihn anginge, aber er schluckte die Worte hinunter. So ganz unbeteiligt war Jin schließlich auch nicht gewesen. Und konnte er es ihm nicht einfach anvertrauen? Als Freund?

Er war ihm genau genommen ja zu nichts verpflichtet. Das zwischen ihnen war nie etwas Ernsteres gewesen. Für ihn jedenfalls nicht und der andere dachte doch genauso, oder etwa nicht?
 

Kazuki räusperte sich. „Ziemlich ernst, schätze ich. Ich...” Ich habe noch nie zuvor jemanden so sehr geliebt, hatte er sagen wollen, aber das erschien ihm dann doch zu kitschig. „Ich liebe ihn”, beendete er den Satz einfach schlicht und konnte nicht verhindern, dass sich auf seinen Wangen eine leicht Röte ausbreitete. Es war das erste Mal, dass er das vor einer anderen Person als Ruki zugab. Es war ein ungewohntes Gefühl.

Jins Ausdruck verhärtete sich etwas. „Das weißt du nach so kurzer Zeit?” Bitterkeit schwang in dem Satz mit, die dem Brünetten wie ein Faustschlag ins Gesicht traf.

„Na ja... Es ist einfach... Ruki ist...”, versuchte er sich zu verteidigen. „Ruki ist einfach anders. Er und ich, das hat einfach gepasst-” Er sah Jin unsicher an und stockte.

Der Blonde hatte die Brauen zusammengezogen und die Augen zu Schlitzen verengt. Langsam beugte er sich zu ihm vor.

„Und bei uns beiden hat es nicht gepasst?”
 

Geschockt starrte Kazuki ihn an. Mehr konnte er gerade nicht tun. WAS hatte der andere da eben gesagt?

„Oder hat es dir etwa nicht gefallen?” Mittlerweile waren Jins Lippen nur noch Millimeter von seinem Ohr entfernt. Heißer Atem traf auf seine Haut und ließ ihn verstört zusammenzucken.

„D-das war doch nur-”, hatte der Gitarrist seine Sprache wiedergefunden, doch er wurde augenblicklich von dem Blonden unterbrochen.

„WAS war es NUR?”

In Kazuki zog sich alles zusammen. War es etwa doch mehr für Jin gewesen? Und was zum Teufel sollte er jetzt tun, beziehungsweise sagen?

„J-jin, hör mal...”, stotterte er einfach drauf los. Angesprochener hatte es geschafft, dass er Kazuki, ohne dass dieser es richtig realisiert hatte, aufs Sofa gedrückt hatte und nun halb auf ihm lag. Das steuerte nicht dazu bei, dass der Brünette in irgendeiner Form ruhiger wurde, geschweige denn, dass er sich auf seine folgenden Worte konzentrieren konnte. „I-ich dachte, d-du hättest gewusst, dass ... dass das b-bei uns... Das war nichts...”

„Es war NICHTS?!”

Hektisch versuchte Kazuki zurückzuweichen, aber hinter ihm war die Wand. Vor ihm war Jin und an seinen Seiten hielten dessen Arme ihn fest. So hatte der Gitarrist seinen Freund noch nie erlebt. Was hatte er da nur angerichtet?

Denn er war Schuld an der ganzen Situation, das stand außer Frage. Hätte er eher bemerkt, dass Jin offenbar auf mehr aus war, als auf Sex, hätte er die ganze Sache beendet.

Und jetzt hatte er ein Problem.
 

Zögernd legte er dem Drummer eine Hand auf die Schulter und versuchte, ihn von sich wegzudrücken, doch dieser bewegte sich keinen Zentimeter.

„Jin, b-bitte”, flehte Kazuki. „Lass uns drüber reden. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung...” Wie ekelig klischeehaft das klang.

„Ach ja?”, hauchte der andere an seinem Hals, den er gerade begonnen hatte zu bearbeiten. „Wir reden doch schon.” Leicht saugte er sich fest und der Brünette betete, dass er keine Knutschflecken hinterließ. Wie sollte er das Ruki alles erklären? Außerdem fühlte es sich falsch an, sich von diesem Mann auf diese Weise anfassen zu lassen. Früher war das bei ihnen Gang und Gebe gewesen, aber nun hätte Kazuki nichts lieber getan, als Jin von sich zu stoßen.

Warum tat er es also nicht? Er hatte die dunkle Ahnung, dass das alles noch verschlimmern würde. Und noch dazu wollte er den Blonden nicht noch mehr verletzen, als er es ohnehin schon getan hatte und es auch noch musste.

Denn der Brünette wollte nun einmal nichts von ihm. Er liebte ihn nicht.

Er liebte Ruki.
 

„Hör auf, Jin”, befahl er ihm mit so fester Stimme wie möglich. „Hör auf, verdammt!”

Doch er hörte nicht auf ihn. Nein, stattdessen schob er Kazukis T-Shirt hoch und begann nun, auch dessen Brust mit Küssen zu übersehen.

Und spätestens da wurde es dem Brünetten zu bunt. Er fing an sich unter dem anderen hin und her zu winden und probierte immer wieder ihn wegzudrücken, aber Jin bewegte sich kein Stück.

Wenn Kazuki bis eben noch gedacht hatte, dass er stärker war als der Drummer, so wurde er wohl gerade enttäuscht.

Und so wurde ihm auch bewusst, in was für einer misslichen Lage er sich hier demnach befand!

„I-ich schreie”, drohte er den über ihm Liegenden an.

Doch der lachte nur. „Ja klar. Und wer wird dem großen, starken Kazuki zur Rettung eilen?”

Gegen seinen Willen musste der Brünette einsehen, dass der andere Recht hatte.

„Lass es sein”, versuchte er es noch einmal, als Jin seine Hose öffnete und danach mit der Zunge seinen Bauchnabel umspielte.

Aber der Blonde ließ sich nicht beirren und machte einfach weiter. „Weißt du”, sagte er plötzlich und seine Stimme klang wie aus weiter Ferne, als ob er in Gedanken eigentlich gerade ganz woanders war. „in Wirklichkeit bedeute ich dir mehr, als du zugeben willst. Du kommst immer wieder zu mir zurück, das war schon immer so. Und das wird sich auch nicht ändern. Das mit Ruki wird auch nicht von Dauer sein. Deshalb komm doch lieber gleich wieder zu mir.”
 

KNALL.

Jetzt reichte es Kazuki und er gab Jin eine schallende Ohrfeige.

Überrascht hielt dieser sich seine Wange, doch dann lachte er nur wieder und streichelte weiter über den Oberkörper des Brünetten.

„JIN! Was ist nur mit dir los?! So kenn' ich dich gar nicht!”, schrie der Brünette ihn an. Endlich schaffte er es, sich ein bisschen hochzukämpfen und kam so wenigstens schon einmal in eine aufrechte Haltung, auch wenn der andere immer noch über ihm thronte. „Jetzt hör auf damit verdammt! Das macht mich ganz krank!”

Mit zu Schlitzen verengten Augen starrte der Drummer ihn an. „Es gab einmal Zeiten, da hat es doch verrückt gemacht”, knurrte er, aber jetzt schwang auch eine gute Portion Unsicherheit darin mit.

„Ja”, meinte Kazuki müde. „Die gab es. Aber das ist vorbei. Jin, ich liebe dich nicht. Ich liebe Ruki!”

„Genau, und jetzt geh runter von ihm”, erklang eine bedrohliche Stimme hinter Jins Rücken.

Ruki stand direkt hinter ihnen und funkelte Jin an.
 

„Raus”, meinte er nur kalt, aber gefasst.

Ruki und Jin musterten sich beide von oben bis unten, es war ein wortloses Blickduell.

-welches der kleine Host haushoch gewann.

Der Drummer wich ihm irgendwann aus und erhob sich. Sofort rappelte sich auch Kazuki erleichtert auf und atmete tief durch.

Ohne noch ein weiteres Wort zusagen, ging sein Bandkollege zur Tür, drehte sich auf der Schwelle allerdings noch einmal um. „Tut mir leid”, murmelte er leise und mit gesenktem Kopf. Danach war er verschwunden, die beiden Zurückgelassenen hörten nur noch die Haustür ins Schloss fallen.
 

„Wie viel hast du mitbekommen?”, ergriff Kazuki schließlich als Erster das Wort. Peinlich berührt wich er Rukis Blick aus. Was mochte der Kleine jetzt nur von ihm denken?

Dieser antwortete erst einmal gar nicht, doch da spürte der Brünette, wie er sich neben ihm niederließ. Eine Hand legte sich unter sein Kinn und hob es an, sodass er in das Gesicht des anderen sehen musste. Und dieser-

-lächelte?

„W-was...?”, fing er schon wieder an zu stottern. Konnte das nicht mal aufhören? Er kam sich so scheiße unbeholfen vor. Er sackte etwas zusammen. Das war alles ein kleines bisschen zu viel heute.

Und konnte Ruki nicht auch endlich mal den Mund aufmachen?! Das machte ihn nur noch aufgewühlter.

Doch dieser sagte immer noch nichts, sondern zog Kazuki einfach nur in seine Arme und streichelte ihm über die Haare. „Ich hab genug mitbekommen, um zu erfahren, dass du mich liebst”, antwortete er endlich auf seine Frage.

„Das wusstest du doch schon vorher”, grummelte Kazuki nur.

Der Kleine lächelte. „Schon, aber es war schön es noch einmal so zu hören.”
 

Dann sagte er nichts mehr, als wäre das Thema so für ihn beendet. Aber das glaubte der Brünette nicht.

„Und sonst?”, fragte er noch einmal nach. Das konnte noch nicht alles gewesen sein. „Ich meine, bist du gar nicht sauer?”

„Doch.”

„Und?”

Wieder lachte Ruki kurz auf. „Auf Jin und nicht auf dich.”

„Aber-”

„Er hat schließlich unsere Liebe in Frage gestellt.” Woraufhin Kazuki ihn geschlagen hatte. „Oder willst du etwa, dass ich wütend auf dich bin?” Der Kleine zog eine Augenbraue hoch.

„N-nein, natürlich nicht!”, wehrte Kazuki sofort ab. „Ich dachte nur, weil...” Er brach ab, wusste nicht wie er die Situation weiter erklären sollte.

Ruki seufzte. „Nach dem, was ich mitbekommen habe, hast du da wenigstens nicht freiwillig gelegen. Auch wenn ich mich frage, was Jin überhaupt in deiner Wohnung zu suchen hatte. Denn das macht mich dann schon ziemlich eifersüchtig...”

Der Brünette lehnte sich noch mehr gegen den Host und schmiegte sich an ihn. Er brauche diese Nähe des anderen jetzt einfach. Und warum schien dieser das so genau zu wissen? „Er hat mich gefragt, ob er mitkommen kann. Woher soll ich denn wissen, dass er sofort über mich herfällt?! Außerdem - was machst du hier überhaupt?”
 

Wieder blies Ruki übertrieben beleidigt die Backen auf. „DU hast mir doch deinen Wohnungsschlüssel gegeben! Ich wollte dich überraschen mit...”

Fragend sah Kazuki zu ihm auf. Jetzt wurde er schon ganz neugierig. „Mit was?”

Der Host grinste breit. Fast schon etwas zu breit, für das, was er gerade gesehen hatte. Er drückte den Brünetten wieder zurück in die Kissen und setzte sich auf seinen Brustkorb. „Dafür musst du mich schon auspacken”, meinte er neckisch.

Gegen seinen Willen musste auch Kazuki grinsen. „Meinst du das ernst?”, fragte er noch einmal nach, auch wenn es ihm schon gewaltig in den Fingern juckte, dieser Aufforderung nachzukommen. Wollte der Kleine die ganze Angelegenheit so überspielen?

Ruki nickte nur.

Ohne den Blick von dem Gesicht des Blonden abzuwenden, begann Kazuki, den Gürtel von ihm zu lösen. Dann öffnete er den Knopf und den Reißverschluss.

Flink sprang der Host auf, um seine Hose schnell ganz auszuziehen. Danach nahm er wieder seine vorige Position auf seinem Freund ein.

Und diesem-
 

-gefiel was er sah.

Er strich über die weiche Haut der Oberschenkel des anderen und fummelte an den Strapsen herum, die das Ganze noch eine Spur verführerischer machten.

„Das ist die Überraschung? Ich darf dich hier und jetzt, sofort und auf der Stelle vernaschen?”

„Das war der eigentliche Plan”, warf Ruki ein. „Aber da konnte ich ja noch nicht wissen, dass ich dich hier mit 'nem andern vorfinden würde.”

„Aber gerade hast du doch noch gesagt-!”

Der Blonde legte ihm einen Finger an die Lippen. „Ich habe nicht gesagt, dass ich mich jetzt wieder anziehe und nach Hause gehe. Ich weiß, dass du das mit Jin nicht wolltest. Die Rede ist eher davon, ... dass ich dich vernasche.”

Kazuki verzog etwas den Mund, obwohl er im Grunde einfach nur erleichtert war. Da machte dieser kleine Umstand auch nichts mehr aus. „Schon wieder?”, quengelte er spielerisch.

„Schon wieder”, meinte der Blonde einfach schlicht und zog ihm sein T-Shirt über den Kopf. „Ich will dich jetzt nehmen. Und das darf kein anderer, ist das klar?!”

„Mir musst du das nicht sagen”, murmelte Kazuki mit den Lippen an Rukis Hals. „Ich will keinen anderen.”
 

***
 

Schließlich lagen die beiden immer noch keuchend nebeneinander.

Dann rollte sich Ruki von Kazuki herunter und kuschelte sich neben ihn aufs Sofa, lächelte ihn glücklich an.

Als Kazuki ihn so sah, einfach vollkommen zufrieden und entspannt, musste er ihm einfach einen kurzen, aber dafür umso zärtlicheren Kuss geben. „Ich liebe dich”, hauchte er.

„Ich dich auch”, murmelte der Kleine und schmiegte sich eng an ihn. „Für immer und ewig, da wird sich nie etwas dran ändern.”

Sanft schaute Kazuki ihn an. In seinem Bauch tobte gerade ein Sturm von Gefühlen. „Bist du sicher, dass du mich so lange aushalten willst?”, fragte er halb im Spaß. Aber er wollte es wirklich wissen. Er konnte sich sein Leben nicht mehr ohne den kleinen Host vorstellen.

Ruki stupste ihm an die Nase. „Ganz sicher. Was würde ich denn ohne dich machen? Wenn du gehst würde mir das das Herz brechen.”

Es war, als wäre dem Gitarristen eine große Last von den Schultern gefallen. Zwar hatte der Kleine ihm oft gesagt, dass er ihn liebte, aber so etwas noch einmal aus seinem Mund zu hören, beseitigte seine Zweifel, die er tief in sich immer noch gehabt hatte.

„Ich gehe nicht. Wenigstens nicht ohne dich. Denn ohne dich kann ich nicht mehr.” Er zögerte. „Ist das schlimm?”

„Überhaupt nicht.” Ruki sah ihn selig an. „Wir haben uns beide. Darauf können wir vertrauen. Stimmt's?”

„Ja.”

„Und niemand kann etwas daran ändern.”

„Ja.”

„Ich liebe dich.”

Anstatt zu antworten, gab Kazuki Ruki einen tiefen, innigen Kuss.



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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  -Yamaneko-
2014-01-28T17:34:35+00:00 28.01.2014 18:34
Wirklich schöne FF. ^-^
Von:  Katha_Fair_
2011-05-17T22:10:43+00:00 18.05.2011 00:10
Aloha~ ♥

Erstmal möchte ich mich entschuldigen, liebe Amaya! ><
Ich bin nur selten on hier und habe deswegen auch erst jetzt mitbekommen, das du die Story beendet hast!

Und ich muss sagen ich bin wirklich mehr als begeistert! ^o^

Die ganze Idee! Die Charaktere einfach alles! *___*

Von Kazuki bin ich total beigeistert! <3 Du hast ihn genau so dargestellt, wie ich ihn mir vorstelle! x3

Aber auch Ruki ist toll und das beste ist wirklich das der den Seme mimt! xD

Man konnte sich wirklich in die Charaktere hineinversetzen und ihre Handelungen nachvollziehen! Das finde ich wirklich, ist ein toller Punkt den man noch mal unterstreichen sollte! :3

Nur leider finde ich auch das die FF hätte ruhig noch nen paar mehr Kapitel haben können! ><
Sie ist einfach zu geil um schon ein Ende zu haben! Aber wie sagt man so schön? Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei! x'D

Dann werde ich mich mit den 8 bzw 9 Kapiteln zu frieden geben! <3

Aber ich hoffe und bitte dich inständig noch mehr von den beiden zu schreiben! Bei deiner FF konnte ich so viel lachen wie noch nie xD

Also dann! <3

Ich bedanke mich noch mal für diese tolle FF und hoffe das die nächste über die beiden bald folgt ;D

Liebe Grüße ♥

deine etwas untreue Leserin, Katha^^'' <3
Von:  Rizuloid
2011-05-10T22:10:50+00:00 11.05.2011 00:10
Also...
Mir hat diese FF ziemlich gut gefallen, das Pairing ist mal was anderes und war wirklich niedlich zu lesen ^^
Nur man muss ja auch konstruktive Kritik schreiben :3
Von daher, was mir nicht gefallen hat war die Szene bei den Eltern.
Das hätte irgendwie... ausgereifter geschrieben gehört "^^

Ich finds allerdings sehr toll dass Ruki Seme ist xD
Kazuki´s Entwicklung während der Story gefällt mir auch, wie gesagt, ist wirklich süß zu lesen <3

tja hmm... ich bin zwar wohl die einzige wenn ich die Kommentare hier so seh, aber ganz ehrlich, mir tut Jin so was von Leid.
Ich meine, Kazuki hat ihn über lange Zeit ausgenutzt, das ist ne Tatsache, und Jins Hoffnungen werden zerstört von einem Kerl, den Kazu grad erst kennengelernt hat. Ich kenn das Gefühl einfach zu gut, in so ner Situation will man einfach nur noch an einen Ort wo einen keiner hören kann, um ganz laut zu weinen und zu schreien >D

Lg -Snii
Von:  Toffelchan
2011-05-03T17:31:59+00:00 03.05.2011 19:31
Hello :3

also ich fand die ff toll <3~
süß, wie sich die beiden kennengelernt haben *3*

ich fands traurig, dass kazukis dad ihn so angehasst hatte >0<
aber gut, dass sich das geklärt hat. allerdings ... hm weiß nicht so recht, aber ich hatte ein bisschen was anderes erwartet, als ruki und kazuki dann bei der familie waren. der dad war so schnell zufrieden gestimmt °__°
und auch die story mit ruki fand ich gut, halt auch kurz gehalten
aber so hat's das nicht so sehr lang gezogen :)

ich mag das pairing auch, wobei ich skeptisch war, als es hier, dass der kleine ruki den großen kazuki vögelt XD aber gutgeschrieben fein dominante dann und auch rukis schüchterne seite mag ich voll, wenn kazuki ihm dann halt auch ne starke schulter ist <3

insgesamt mag ich die ff :3

Lg
Toffel
♥~
Von:  Ruki-sama
2011-05-02T15:39:52+00:00 02.05.2011 17:39
Also also also *_______* OMG RUKI INS STRAPSEN!! *sabber*
So, das musste ich als aller erstes Mal los werden xD
ich find ja die FF wie gesagt einfach toll *_________*
Gaaaanz am Anfang dacht ich mir ja Kazu x Ru? Ob das was ist? *skeptisch* Weil die beiden sind war an sich geil, aber zusammen...naaa da wusst ich nich so recht~
Und das ist alles nur deine Schuld, dass ich mich in dieses Pairing verliebt habe *o*
und wenn du mal wieder so ne FF schreiben willst, hast du mich als Leserin schonmal gewonnen =D
lg
Ruki :3
Von:  bunthismg
2011-05-01T21:55:10+00:00 01.05.2011 23:55
OMG~ Q///////////Q ♥
Du hast es getan... du hast es wirklich getan!!! <3
Ein Adult-Kappi... und dann noch auf meinen Wunsch hin~ Q///Q
*niederhugs* >//////< <333
Vielen vielen Dank!!! *~*

Alsou~
Erstmal... armer Jin!! Ausgerechnet Jin bekommt das Herz gebrochen!
Mein allerliebster Lieblings-Screw! Q//Q'''
*drop*
Aber an der Stelle muss ich bisschen kritisieren... gomen ne! ><
...Jin hat, wie ich finde, viel~ zu schnell aufgegeben! D:
Es hätte sich noch nen Bitchfight mit Ruki liefern sollen! XDDD
Aber egaaaal~... dafür war Jin ein kleines krankes Biest... >D
Das gefällt mir <3

Und... OMG~~~... SEEEEEX zwischen Ruki && Kazu... *________________*
Voll pornöööös~ Q/////////Q <3333333333
(Aber auch hier... *mäckel && quengeln muss* XD)
Du hättest das viiiiieeeel~ länger und detaillierter ausschreiben sollen!
Kaum hatte der Sex begonnen, war er auch schon fast wieder vorbei~ Q//Q''
Aber es war trotzdem einfach nur awesome... *________* ♥
Aber dafür dassu zum ersten Mal Adult geschrieben hast, wars echt verdammt gut! <3
Wenn du noch en paar Mal öfter Adult für mich schreibst, haste den Dreh raus xDDD <3

Sou eine geile FF <33333
Auch wenn ich (natürlich!) noch ein oder zwei Kappis mehr gewollt hätte~ >/D ♥
Haaah~
Du musst noch mehr solche tollen Sachen schreiben <3333

Dankeeeee~ nochmal ♥
Dein treues Leserlein, Kouki <3333
Von:  Aneurysm
2010-12-17T18:11:38+00:00 17.12.2010 19:11
Ich war zwar ziemlich überrascht dass deine Hosts in dieser Geschichte schon um 15 Uhr arbeiten (normalerweise fängt die Clubschicht erst um 18Uhr an und geht bis ca 1Uhr) aber ansonsten finde ich es sehr gut geschrieben und packe es einfach mal auf die Favoliste.
Ah, vor allem Ruki als Host ist eine sehr interessante Vorstellung! Auch wenn ich zugeben muss, dass ich erst einmal googlen musste, wer Kazuki ist XD
MfG
Von:  bunthismg
2010-12-10T09:55:39+00:00 10.12.2010 10:55
Okay, hast iwie Recht.. xD
Ich hatte auch was anderes erwartet in dem Kappi... der ganze Aufstand "nur" wegen seinen Eltern? XD
Vorallem, hatte ich voll Darkfic-mäßig was im Kopf, was zwischen Kazu und seinem Vater passiert is... und dann isses "nur", dass er ihn verstossen hat? XD
Naja gut, du bist der Autor. <3
Ich mag das Kappi trotzdem... ^____^
Kam aber halt zu wenig anderes vor.. zuviel mit den Eltern, find ich~ :)
Als Entschädigung musst du en Adult Kappi schreiben~>3 xDDDDDD
Freu mich schon aufs nächste <3

LG Rookie <3
Von:  Ruki-sama
2010-12-07T15:37:46+00:00 07.12.2010 16:37
Moooi, wie süß von Ruki <33
Ich hab mich sehr über das neue Kaoi gefreut *o*
Ich hoffe, es geht ganz schnell weiter <333
Freu mich jetzt schon x3
Sie sind so ein süßes Paar <3
lg~
Ruki
Von:  CrowKing
2010-10-29T18:44:06+00:00 29.10.2010 20:44
awww!! <33
Das ist echt ne tolle FF!!
Ich mag sie voll und wäre erfreut wenn du bald weiter schreiben würdest!!


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