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Der letzte Termin des Richters

Lord Sesshoumarus fünfzehnter Fall
von

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Mutters Wunsch

Der neue Mitratekrimi. Wie immer erhaltet ihr die Indizien in dem Moment, in dem sie auch der - äußerst widerwillige - Ermittler bekommt.
 

1. Mutters Wunsch
 

Als Sesshoumaru an einem heißen Sommertag zu seinem Vater gerufen wurde, ahnte er nichts Böses. Als er allerdings die gewisse Heiterkeit in dessen Augen entdeckte, stutzte er. Ohne sich jedoch etwas anmerken zu lassen, verbeugte er sich höflich etwas und nahm an dessen rechter Seite Platz. Was war denn nun schon wieder passiert? Wollte Vater ihn wiederum zu einem Mordfall befehlen?

„Ich erhielt soeben einen interessanten Brief deiner Mutter“, begann der Inu no Taishou.

Etwas erleichtert fragte der Hundeprinz wohlerzogen: „Geht es ihr gut?“ Hoffentlich wollte sie nicht herkommen. Aber dann wäre Vater kaum so amüsiert gewesen.

„Sie ist im Moment bei Fürst Kuro auf Besuch.“
 

Kuro. Oh, an den erinnerte sich Sesshoumaru. Er war mit seinem ältesten Sohn Yami mit unter den zwölf Dämonenfürsten gewesen, bei diesem peinlichen Empfang, als gleich zwei Fürsten hier ermordet wurden. Allerdings war es nicht verwunderlich, dass seine Mutter einmal ihr Schloss verlassen hatte und ihn besuchte, grenzten ihre Gebiete doch aneinander. Obwohl seine Eltern ja noch immer offiziell verheiratet waren, lebten sie getrennt, so dass sich Mutter um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerte. Da sie sich durchaus gegenseitig achteten, vermutete der Hundeprinz, dass es zum einen seinem Vater mit seiner Mutter zumindest nach der pflichtgemäßen Geburt des Erben ähnlich erging wie ihm selbst: ganz angenehm in drei Tagesreisen Entfernung – und sie diesen wiederum als Schutz gegen unwillkommene Freier sah. Nach einer Scheidung hätte es sicher viele Dämonenfürsten gegeben, die sie ihrer Ländereien wegen umworben hätten. Die Lust darauf war gewiss deutlich geringer, wussten sie, dass ihnen zuvor ein Duell mit dem Inu no Taishou bevorstand.
 

Der Herr der Hunde fuhr gelassen fort: „Und sie wünscht unverzüglich deine Anwesenheit. Es gab einen rätselhaften Todesfall.“

Sesshoumaru konnte trotz aller Selbstbeherrschung nicht verhindern, dass sich seine Hand in den Stoff seiner Hose krallte. Das gab es doch einfach nicht. Fing Mutter jetzt auch schon mit diesen Ermittlungen an? Wollten sich seine Eltern künftig abwechseln? „Und Eure Meinung, verehrter Vater?“

„Du wirst dem Anliegen deiner Mutter folgen, nicht wahr?“

Das war ein Befehl. „Wie Ihr wünscht.“ Warum hatte er für einen Moment auch nur gehofft…. Immerhin handelte es sich um ein Dämonenschloss: „Was ist geschehen?“

„Ein Mann wurde in einem Zimmer ermordet, das niemand betrat.“

Unsinn, dachte der Dämonenprinz prompt. Dann wäre es Selbstmord. Es sei denn: „Die Tatwaffe wurde nicht gefunden?“

„Nein. Keine Tatwaffe, kein Täter. Der Mord geschah heute Morgen. Genaueres wird dir deine Mutter oder auch Fürst Kuro berichten können. Nimm Sakura mit.“

Sesshoumaru erhob sich schweigend, zu gut erzogen, um seine momentane Ansicht über seine selten einigen Eltern auch nur in Gedanken auszusprechen.
 

So standen der Hundeprinz und die Heilerschülerin nur zwanzig Minuten später vor dem Schloss der Wolfsdämonen in den dichten Wäldern der nördlichen Insel, die Fürst Kuro unterstanden. Sakura war es mittlerweile gewohnt, aus ihrer eigentlichen Arbeit gerissen zu werden um zu Mordermittlungen zu sollen. Und allzu viel zum Mitnehmen besaß sie nicht. Sie bemerkte, wie die dämonischen Wachen den Besuch erkannten und eilig sowohl Nachricht zum Herrn schickten als auch das Tor für den Gast öffneten.

Als Sesshoumaru den quadratischen Hof betrat, sah er sich rasch um. Alles wirkte vollkommen ruhig. Nun, eigentlich hatte er auch nicht erwartet, dass ein Toter in einem Dämonenschloss für große Unruhe sorgen würde.

Ein braunhaariger Mann im seidenen Kimono eilte auf ihn zu und verneigte sich: „Ihr seid Lord Sesshoumaru, vermute ich. Mein bescheidener Name ist Ryuichi. Ich bin der Leiter der Kanzlei und Haushofmeister Fürst Kuros. Darf ich Euch zu ihm begleiten?“

Für einen Moment war Sesshoumaru verärgert, dass ihn der Fürst nicht persönlich begrüßte, aber der hatte ja hohen Besuch. Und seine Mutter würde es äußerst unwillig zur Kenntnis nehmen, würde sie vom Gastgeber für ihren Sohn verlassen: „Ja.“
 

Sakura kniete im Arbeitszimmer eilig neben der Tür nieder. Fürst Kuro kannte sie von dem Empfang der Fürsten, bei dem sie ja im Auftrag des Inu no Taishou mitermittelt hatte. Und der junge Mann rechts neben ihm war sein Sohn, oder zumindest der älteste von ihnen, Lord Yami. Beide trugen eine braune Fellboa um die Schultern. Im ersten Moment vermutete sie, die weißhaarige Dämonin links neben dem Hausherrn sei seine Ehefrau und war etwas überrascht, nahmen Frauen doch nie an solchen Begrüßungen teil. Noch verblüffter wurde sie dann durch die ersten Wortwechsel:

„Ich freue mich, Lord Sesshoumaru, Euch in meinem Schloss begrüßen zu dürfen“, erklärte Fürst Kuro.

„Danke“, meinte dieser nur, um den Kopf ein wenig zu neigen: „Euer Wunsch, verehrte Mutter.“

Mutter? Sakura hätte fast aufgesehen, schaffte es aber gerade noch, weiter zu Boden zu starren. Das war seine Mutter?

Diese klang gelassen: „Soweit ich weiß, bist du mittlerweile ein erfahrener Ermittler. Und da mein Gastgeber einen rätselhaften Todesfall zu beklagen hat, wollte ich ihm einen Gefallen tun.“

„Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, teure Fürstin“, meinte der Schlossherr höflich: „Welche Wünsche habt Ihr, Lord Sesshoumaru?“

Die würden ihm sicher nicht gefallen. Aber der Hundeprinz nahm sich zusammen: „Ich hätte gern ein Zimmer. Und ungehinderten Zutritt zu allen Räumen des Schlosses sowie jede Auskunft, die ich benötige.“

„Natürlich. Ryuichi, meinen Kanzleivorsteher und Haushofmeister, habt Ihr bereits kennen gelernt. Er wird Euch Euer Gästezimmer zeigen und Euch dann Tatayuki vorstellen, den Burgvogt. Dieser wird Euch vom bisherigen Stand der Ermittlungen in Kenntnis setzen. Oh, was soll mit…mit Eurer…hm… Dienerin geschehen?“

Sakura konnte nur vermuten, dass Sesshoumaru etwas verblüfft aussah, da sie ihn nicht anblickte. Aber sie entsann sich, dass Fürst Gekkou bei diesem Empfang irrtümlich vermutet hatte, sie sei die Geliebte des Prinzen. Hatte der das etwa weitererzählt und unterlag auch Kuro nun diesem Irrtum und wunderte sich?

Aber der Dämonenprinz sagte nur: „Nichts. Sie befolgt meine Befehle.“

„Oh, Neigis Schülerin, ich verstehe“, meinte seine Mutter: „Wie amüsant. Ein Mensch und auch noch weiblich. Prinzessin Tokushima erwähnte, dass du sie einsetzt.“

„Der Befehl meines Herrn und Vaters, verehrte Mutter“, erwiderte Sesshoumaru prompt, den allein dieser Name an eine unangenehme Zeit erinnerte. Und er war sicher, dass sie das genau wusste: „Ich werde unverzüglich mit den Ermittlungen beginnen.“ Er drehte sich um und verließ den Raum.

Sakura folgte ihm hastig, wobei sie hätte beschwören mögen, dass in den Augen der vornehmen Hundedämonin Amüsement gelegen hatte. Sie wusste nur nicht, ob das ihr oder dem Sohn gegolten hatte – oder beiden.
 

In dem bis auf eine Matte leeren Gästezimmer trat der Hundeprinz an das Fenster: „Dann will ich Tatayuki sprechen.“

„Sehr wohl, Lord Sesshoumaru.“ Ryuichi verließ den Raum, nicht, ohne der schweigsam neben der Tür knienden Sakura einen raschen Blick zuzuwerfen. Für einen einzigen Menschen unter lauter Dämonen wirkte sie äußerst ruhig.

Nur wenig später kam der Burgvogt, in Rüstung und Schwert. Auch er war, wie der Hausherr, ein Wolfsdämon, soweit Sakura das beurteilen konnte. Nun, es waren hier wohl die meisten. Im Gegensatz zu den Hundedämonen besaßen sie schwarze Haare, vereinzelt auch braune, was sie hier im Schloss bislang gesehen hatte. Er legte die Hand an die Brust, ehe er sich auf ein Knie niederließ.

Der widerwillige Detektiv erwies ihm die Ehre sich umzudrehen: „Du bist Tatayuki, der Bugvogt.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Du leitest die Ermittlungen.“

„Ich habe sie bislang geleitet.“

Jetzt fing er auch noch an zu stümpern! Er sollte sich in der Tat zusammennehmen: „Dein Bericht.“

Der Burgvogt hob etwas den Kopf, ohne freilich die Unhöflichkeit zu besitzen, dem Prinzen in das Gesicht zu blicken: „Das Opfer war ein Wolfsdämon namens Mamoru. Er arbeitete in der Kanzlei als Leiter der Gerichtsverfahren des Herrn. Der Heiler, Akiyama, fand ihn. Er war mit ihm verabredet. Mamorus persönlicher Diener begleitete ihn an dem diensthabenden Samurai vorbei in das Wartezimmer und fragte durch die geschlossene Tür Mamoru, ob er ihn empfangen wolle. Dieser erwiderte, er hole ihn gleich selbst. Der Diener, sein Name ist Fujita, ging dann an seine Arbeit, in ein direkt benachbartes Zimmer. Akiyama wartete fast eine halbe Stunde, dann wurde er ungeduldig und wollte nachfragen, was nun sei. Er fand Mamoru mit einer schweren Halsverletzung – tot. So rief er den diensthabenden Samurai vor der Tür des Wartezimmers. Dieser rief wiederum nach Fujita und sandte ihn nach mir und anderen Kriegern, da er weder die Leiche noch den zu diesem Zeitpunkt verdächtigen Heiler allein lassen wollte. Das Zimmer und auch der Heiler wurden nach der Tatwaffe, offenkundig einem Messer, durchsucht, aber es wurde nichts gefunden. Niemand anderer war an dem Samurai vorbeigekommen.“

„Könnte das Messer durch das Fenster geworfen worden sein?“ Sei es hinaus oder hinein.

Tatayuki war erleichtert, es mit keinem Anfänger zu tun zu haben. Er hatte schon befürchtet, dass dieser jugendliche Hundedämon nur ehrenhalber mit dieser Aufgabe betraut worden wäre: „Nein, Lord Sesshoumaru. Das befestigte Fenstergitter ist zu eng. Ich überprüfte auch selbst, ob es manipuliert worden wäre, aber dem war nicht so. Auch ließ ich draußen den Boden und die Pflanzen unterhalb des Fensters durchsuchen, es war nichts zu finden.“

Da verstand einer seinen Verstand zu gebrauchen. Ein gewisses Licht in diesem Fall: „Der Heiler bestätigt, dass das Opfer auf die Nachfrage des Dieners antwortete.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Akiyama ist sicher, dass es die Stimme Mamorus war. – Überdies gäbe es keine Möglichkeit für den Mörder aus dem Zimmer zu entkommen. Er hätte an Akiyama und dem diensthabenden Samurai vorbei gehen müssen. Oder zunächst an dem Samurai und Fujita.“

Was nicht unbedingt etwas aussagte. Er hatte bereits des Öfteren Morde zu klären gehabt, in der die Leute zusammengearbeitet hatten. „Dann zeige mir den Tatort.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Burgvogt erhob sich und war etwas überrascht, als das Menschenmädchen unverzüglich aufstand, als der Prinz an ihr vorbeiging, ehe ihm einfiel, dass dieser eine Fingerbewegung gemacht hatte. Offensichtlich verstand es Lord Sesshoumaru junge Menschenmädchen zu erziehen.
 

********
 

Das nächste Kapitel erscheint erst in vierzehn Tagen, da ich mir mal einen kurzen Urlaub gönne, dann geht es jedoch im wöchtenlichen Rhythmus weiter. Es sind insgesamt neun Kapitel und im nächsten findet die Leichenschau und die Tatortbesichtigung statt.
 

bye
 

hotep

Besichtigungen

Es freut mich, dass so viele mitraten wollen
 

2. Besichtigungen
 

Burgvogt Tatayuki führte den Hundeprinzen zu den Räumen der Kanzlei, in das Zimmer des Ermordeten.

Sesshoumaru betrachtete nachdenklich den Weg durch die Kanzlei. Um einen mittleren großen Raum, in dem mehrere Schreiber saßen, waren die Zimmer der Beamten des Fürsten gruppiert. Die ranghöchsten besaßen eigene Mitarbeiter und auch einen eigenen Vorraum zum Warten. Vor jeder dieser abgetrennten Fluchten mit je drei Zimmern kniete ein Samurai. Ein Besucher musste folglich an allen Schreibern sowie an diesem Samurai vorbei, um auch nur in das jeweilige Wartezimmer zu gelangen. Unmöglich, hier unbeobachtet mal eben hineinzugehen.

Aus dem Wartezimmer wieder hinaus führten zwei Türen. Die eine in das Arbeitszimmer des Beamten, das andere in das Zimmer seines Dieners, beide nur durch eine dünne Wand getrennt. Warum also hatte Mamoru nicht um Hilfe gerufen? Oder überhaupt aufgeschrieen? War der Angriff zu plötzlich gekommen?

Wie war dieser Mord passiert?

Er verspürte nicht die mindeste Lust sich unter den Augen seiner Mutter und vor Fürst Kuro zu blamieren. Wenn sie ihn wegen eines Fehlers tadelte, kam er sich immer wie der letzte Idiot vor, schlimmer, wie der letzte Mensch.

Tatayuki blieb in dem Arbeitszimmer stehen: „Wenn Ihr Euch umsehen wollt, Lord Sesshoumaru?“

Dieser tat es. Wie alle derartigen Räume war er sehr einfach und übersichtlich eingerichtet. Eine Matte befand sich in der Nähe des vergitterten Fensters. Vor dieser lagen noch Feder und Tintenstein, sowie Papiere, an denen der Tote offenbar gearbeitet hatte.

„Sind die Papiere durchsucht worden?“ erkundigte er sich.

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Burgvogt fand seinen Eindruck bestätigt, dass der Hundeprinz, gleich, wie jung er sein mochte, ein erfahrener Ermittler war: „Ich las alles durch und schrieb die Namen der Betreffenden auf. Genaueres zu ihnen kann Euch gewiss Fujita sagen, der persönliche Diener des Toten, da dieser ihm zuarbeitete. Es handelte sich um Fälle, die Mamoru in seiner Eigenschaft als Leiter der Justizverwaltung Fürst Kuro vorlegen sollte. Ich bin noch nicht zu weiteren Befragungen gekommen, ließ diese Dämonen aber unter Hausarrest stellen.“

Sesshoumaru nickte etwas, zufrieden, einen fähigen Burgvogt zu finden und betrachtete weiter den Raum. Auf rechten Seite der Matte zeugten rote Flecken von dem Mord. Der Tote war also seitwärts gestürzt. Ein Tuch, wohl ein Taschentuch, lag zwischen Matte und Fenster, ein Kerzenständer mit einer großen, kaum angebrannten Kerze befand sich umgekippt auf der linken Seite. Hatte Mamoru gesessen, als er angegriffen wurde?

Nur: wie war der Mörder in den Raum gekommen und wie wieder verschwunden? Das Holzgitter des Fensters war in der Tat zu eng, als dass jemand ein Messer von außen hätte werfen können. Ein Pfeil womöglich? Aber wie hätte der Attentäter zielen sollen? War es vielleicht ein Unfall gewesen und der übende Schütze hatte gar nicht bemerkt, wohin sein Geschoss ging? Nur, wo war dieses?

Er trat dennoch hin. Tatayuki hatte sich das Gitter bereits angeschaut, aber er wollte nichts übersehen. Den Kommentar seiner Mutter, wenn er sich als unfähig erwies dieses Rätsel zu lösen, mochte er sich nicht einmal vorstellen. Nun, auch nicht den seines verehrten Vaters.

Als er sich umwandte, entdeckte er neben der Tür einen leeren, flachen Weidenkorb: „Wozu ist dies, Tatayuki?“

Der Burgvogt drehte sich erstaunt um, erwiderte dann jedoch: „Das ist der Korb für die Boten, Lord Sesshoumaru. Wenn die Beamten Briefe schreiben oder Nachrichten, legen sie diese dort hinein. Vier Mal am Tag holt der jeweils zuständige Diener die Post ab und bringt sie hinaus in die Schreibstube, wo die Boten dann abgesandt werden.“ Gab es so etwas in der Kanzlei des Inu no Taishou nicht? Oder hatte sich der Prinz schlicht dafür nie interessiert, da seine eigenen Briefe stets unverzüglich mit Boten abgingen? Das war durchaus möglich. Hohe Herrschaften interessierten sich in der Regel nie dafür, wie was genau funktionierte, solange es dies tat. Wenn nicht, wurde eben ein passender Sündenwolf gesucht. Und so aufmerksam, wie dieses Menschenmädchen hinter ihnen stand, neigte Lord Sesshoumaru nicht dazu auch nur langsamen oder fehlerhaften Gehorsam zu verzeihen. Nun, er hatte da so einige Gerüchte aus dem Schloss der verehrten Nachbarin gehört, dieser trage seinen Namen, „Der, der perfekt tötet“, durchaus zu Recht.

„Post ist heute abgegangen?“

„Ihr meint, ob Briefe darin lagen, als der Richter ermordet wurde? Ja, drei. Da aber keinerlei Blutspuren daran waren, ließ ich sie auch abgehen.“

Das gab es doch gar nicht. Das war ein echtes Rätsel. Wie war das hier passiert. Wie? Sesshoumaru spürte eine ungewohnte Hitze in sich aufsteigen und zwang sich mühsam zur Ruhe: „Wo ist der Tote?“

„Beim Heiler, Akiyama, genauer gesagt, in einem Nebenraum. Ich vermutete, dass Ihr ihn Euch ansehen wollt.“ Und da der Hundeprinz einen Schritt auf ihn zu machte: „Wenn ich Euch den Weg zeigen dürfte?“ Tatayuki setzte sich unverzüglich in Bewegung.
 

In einer abseits gelegenen, durch die Sommerschwüle etwas stickigen, Kammer lag die zugedeckte Leiche. Der Burgvogt schlug die Decke zurück, nicht, ohne einen etwas neugierigen Blick auf das Menschenmädchen zu werfen, das allerdings mit schon fast dämonisch zu nennender Nüchternheit den Toten betrachtete.

„Sakura.“ Sesshoumaru wollte eine fachliche und sachliche Diagnose, auch, wenn kaum zu übersehen war, dass die klaffende Wunde an der linken Seite des Halses zum Tode des Richters geführt hatte.

Sie kniete ohne ein Wort neben dem schwarzhaarigen Toten nieder, der wie ein Mann Mitte der Vierzig wirkte, und untersuchte ihn auch unter seiner Kleidung, die noch immer seinen Status als hohen Beamten anzeigte, sorgfältig, wie sie es inzwischen nur zu geübt war. Allerdings konnte sie sich nicht entsinnen, schon einmal einen toten Dämon so genau unter den Fingern gehabt zu haben. Sie beeilte sich nicht mehr als notwendig, da sie annahm, Lord Sesshoumaru wäre eher an genauer denn an schneller Beurteilung interessiert. Wenn nicht, würde er es sagen. Erst, als sie fertig war, blickte sie rasch auf, um sofort den Kopf wieder zu senken.

„Sakura.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Todesursache scheint in der Tat die Halswunde zu sein. Keinerlei Anzeichen deuten auf eine Vergiftung hin.“ Sie bemerkte durchaus die überraschte Geste des Burgvogtes, fuhr jedoch in ihrem Bericht fort: „Die Wunde ist tief. Die spitze Tatwaffe, sei es ein Messer oder etwas anderes, drang von unten nach oben in den Hals ein und zerschnitt die Halsschlagader, ehe sie durch das Kinn in die Mundhöhle drang. Der Stich muss mit gewisser roher Gewalt geführt worden sein.“ Und von einem Dämon, aber das konnte sie sich sparen. Zum einen gab es außer ihr keine Menschen in diesem Schloss, zum zweiten wäre ein Mensch doch nie in der Lage gewesen, einen Dämon so zu verletzen.

„Ein Papiermesser?“ erkundigte sich der Hundeprinz.

„Nein, Lord Sesshoumaru. Der Stich ist zu tief und zu breit für ein derartiges Messer. Auch ein Messer, wie es bei Attentaten der Samurai verwendet wird, kommt nicht in Betracht. Wenn ich eine Vermutung äußern dürfte...?“ Da ihr das Schweigen Zustimmung signalisierte: „Trotz der tiefen Wunde – es muss eine verhältnismäßig breite Waffe gewesen sein, ungefähr so breit wie zwei meiner Finger, aber dennoch äußerst scharf an der Spitze.“ Scharf wie ein chirurgisches Messer oder die Waffe eines Attentäters und doch so breit…So etwas war ihr unbekannt.

Also relativ groß – was das Rätsel nur ebenfalls vergrößerte. Sesshoumaru sah zum Burgvogt: „Der Heiler wurde desgleichen durchsucht?“

„Ja, Lord Sesshoumaru“, erwiderte Tatayuki sachlich, ohne seine Überraschung zu erkennen zu geben. Immerhin wusste er nun, warum der Dämonenprinz ausgerechnet mit diesem Menschenmädchen im Schlepptau hergekommen war. Sie war wohl wirklich eine fähige und dazu sachliche Heilerin mit Erfahrung bei Morden. Das würde er seinem Herrn berichten, denn er war sicher, dass Fürst Kuro nachfragen würde, wie sich dieser junge Hund bei den Ermittlungen anstellte. „Er und seine gesamte Kleidung wurden gründlich durchsucht.“ Danach hatte er sich bei ihm entschuldigt, aber Akiyama hatte nur die Schultern gezuckt, dass er das schon verstehe. Der Mord an einem fürstlichen Richter war eben Aufsehen erregend und sollte bald gelöst werden.

„Ich will mit Fujita sprechen. Schick ihn zu mir.“

„Sehr wohl, Lord Sesshoumaru.“ Der Burgvogt wollte schon fragen, ob der Gast den Weg zu seinem Zimmer finden würde, ehe ihm einfiel, dass dieser das durchaus als Beleidigung auslegen könnte: „ Habt Ihr weitere Befehle?“ änderte er seine ursprüngliche Wortwahl daher ab.

„Nur eine Frage. Hat Akiyama einen Helfer?“

„Ja, seinen Schüler, Botan. Was…?“

„Sie sollen den Toten hier einstweilen liegen lassen.“

Das war sicher unangenehm für die beiden, aber sinnvoll. Womöglich musste sich diese menschliche Heilerin den armen Richter noch einmal ansehen. „Wie Ihr wünscht. Ihr leitet die Ermittlungen.“ Tatayuki ging.

Sakura neigte den Kopf, nicht sicher, ob sie ihre Bitte äußern dürfte, ob er sie überhaupt verstehen könnte.

Sesshoumaru wandte ihr den Blick zu: „Was ist?“

„Darf ich mir die Hände waschen?“

„Geh. Dann komm zu mir.“

Er ging und sie erhob sich erleichtert. Ob er wusste, dass es trotz aller Professionalität unangenehm war einen Toten zu berühren? Zumal bei dieser Schwüle?
 

Sakura wusch sich die Hände nicht am Brunnen sondern im Löschwasserteich. Neigi hatte ihr beigebracht, dass dies in einem solchen Fall unerwünscht sei. So sei eine Reinigungsregel unter Dämonen, Totes dürfe nicht mit Trinkwasser in Verbindung kommen, und sie gehorchte, auch, wenn sie nicht genau wusste, warum. Sie wäre auch gern in einen Schrein gegangen, um sich rituell von der mehr als intensiven Berührung eines toten Dämons zu reinigen, ehe sie wieder Menschen behandelte, aber so etwas gab es in Fürst Kuros Schloss verständlicherweise nicht. Und weder Lord Sesshoumaru noch seine Mutter hätten vermutlich Interesse an menschlichen Empfindlichkeiten zukünftiger Patienten. Auf den ersten Blick hatte sie die Hundefürstin als mindestens ebenso kühl wie ihren Sohn eingestuft. Ihr war klar, dass der Inu no Taishou ein sehr ungewöhnlicher Dämon in dieser Beziehung war.

Dieser Mord war ein echtes Rätsel. Keine Tatwaffe, keine Möglichkeit in das Mordzimmer zu gelangen, dafür Zeugen…Hoffentlich würde Lord Sesshoumaru den Fall lösen können. Aber eigentlich war sie davon überzeugt, schließlich würde er sich und diesmal beide Eltern in den Augen Fürst Kuros bloßstellen. Und das wollte er sicher nicht. Allerdings bedeutete das, dass wohl noch einiges an Arbeit auf sie zukam.
 

***

Da könnte Sakura Recht haben…und im nächsten Kapitel muss sie nicht nur einmal beichten…
 

bye
 

hotep

Die Aussagen der persönlichen Diener

Die Mordmethode habe ich wohl etwas ungenau beschrieben. Da ein Leser schon fast versucht war, direkte Vergleiche anzustellen, werde ich unsere Absprache hier mal veröffentlichen:)
 

«du meinst also als eine Art Schwung...

vom Täter aus gesehen also mit der rechten Hand von unten nah oben in einer

Art Kreisbewegung?

Ja, der dann abrupt am Körper des anderen endet...mit gewünschtem Erfolg, man könnte fast sagen, der Mörder/die Mörderin war übereifrig....
 

3. Die Aussagen der Diener
 

Fujita, ein braunhaariger Wolfsdämon scheinbar Mitte Vierzig, verneigte sich höflich vor Sesshoumaru, ehe er niederkniete, ohne dass sich dieser umdrehte, zu gut erzogen um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Das war der Erbprinz der westlichen Länder, Sohn des Herrn aller Hunde, und brauchte keine Höflichkeiten an einen einfachen Wolf zu vergeuden. Das einzige Zeichen seiner Nervosität war ein unwillkürliches Zurechtzupfen seines Kimono.

„Du bist Fujita, der persönliche Diener des verstorbenen Richters Mamoru.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Der arme Herr…“

Keine überflüssigen Bemerkungen: „Was geschah heute Morgen?“

„Der Herr kam zwar pünktlich wie stets, fühlte sich jedoch nicht wohl und ließ daher alle Besprechungen absagen, außer der mit dem Heiler.“

„Er war krank?“ Ungewöhnlich bei einem Dämon.

„Nein, nicht so richtig, Lord Sesshoumaru. Er…nun, in seiner Eigenschaft als Richter musste er stets viel reden und war darum oft heiser. Eigentlich immer. Ich vermute, dass er schon so geboren war.“

Dennoch ungewöhnlich: „Du hast folglich alle Besprechungen abgesagt und Akiyama, als er kam, in das Vorzimmer geführt.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Ich klopfte an das Holz der Tür und der Herr antwortete schwer verständlich, Akiyama solle einen Moment warten, er würde ihn dann selbst holen. So bat ich den Heiler zu warten und ging in das Nebenzimmer, wo ich meine eigene Arbeit erledigte. Ich schrak erst auf, als der Heiler nach dem Samurai rief. Also, er rief: Wachen, wo ist hier die Wache? Und ich lief sofort hinüber.“

„Welches Bild bot sich dir?“

„Der Samurai stand bereits vor mir in der Tür zum Arbeitszimmer des Herrn. Als er weiter ging, konnte ich erkennen, dass der arme Herr auf dem Boden lag, eine schreckliche Wunde am Hals. Der Heiler kniete neben ihm und versuchte, die Blutung zu stillen oder ähnliches, jedenfalls sah er zu uns und sagte, der Herr sei tot, ermordet worden.“ Fujita atmete tief durch, zu geübt im Bericht abgeben, um noch einmal den Fehler zu begehen, seine persönliche Trauer mit einfließen zu lassen: „Der Samurai wies mich an, seine Kollegen und den Burgvogt zu holen und blieb selbst bei Akiyama. Tatayuki ließ dann unseren Heiler und auch den Raum gründlich durchsuchen, um die Mordwaffe zu finden, aber sie war verschwunden. Nun, er…er ließ dann auch mich durchsuchen.“

„Wie heißt der Samurai?“

„Das...das weiß ich nicht, Lord Sesshoumaru.“

„An welchen Fällen arbeitete Mamoru in der letzten Zeit? War jemand dabei, der zornig auf ihn war?“

„Nein, nicht das ich wüsste. Die meisten Fälle, die uns…die dem Herrn vorgelegt wurden, sind ja Erbschaftsangelegenheiten, Heiratsgenehmigungen und ähnliches. Straftaten werden so gut wie nie begangen.“ Fürst Kuro konnte sehr unangenehm werden, wenn Dämonen Verbrechen untereinander begingen – und das war noch gelinde ausgedrückt.

Auch wegen Erbschaften konnte es Streit geben, aber nun gut. Was musste er noch bedenken? Wie war dieser Mord passiert? Das Opfer war angeblich sehr heiser gewesen und hatte nur schlecht um Hilfe rufen können. Aber dennoch: wie war der Täter hinein- und hinausgelangt? Doch ein Pfeil von außen – und Heiler und Samurai im Bund, die ihn verschwinden ließen? Nur, wohin? Der Burgvogt hatte umsichtig gehandelt. Und im Endeffekt auch der Samurai, so er nicht beteiligt war. Schließlich hatte er den möglichen Tatverdächtigen nicht allein gelassen. Und ein Pfeil aus diesem Winkel, so in den Hals einschlagend, war eigentlich unmöglich. „Wer wird der neue Richter?“

„Das…das wird der Fürst bestimmen, Lord Sesshoumaru.“ Und da sich dieser langsam umwandte: „Nun, ich gebe zu, dass ich mir Hoffnungen mache. Aber das liegt allein bei Fürst Kuro. – Ich hätte dem armen Herrn doch nie etwas angetan! Und außerdem war doch der Heiler bei mir….“ Fujita brach lieber ab.

„So hat er keinen Erben.“

„Nein, Lord Sesshoumaru. Er und seine Gemahlin Yoshiko hatten kein Kind.“

„Yoshiko.“ Der Name war noch nicht gefallen.

„Äh, ja. Sie starb erst vor drei Tagen.“

Wie ungemein passend. „An was?“

„Es…es war eine schwere Geburt und….nun, der Heiler versuchte Mutter und Kind zu retten, aber es gelang ihm nicht. Ich…wenn ich eine Vermutung äußern dürfte?“

„Nun?“

„Der arme Herr schrie da auf, so wild, wie ich es noch nie von einem Wolf gehört hatte. Ich vermute, dass er darum nun so heiser war. Noch viel mehr als sonst.“

War das eine Spur? Aber dennoch war das Rätsel des Wie. Überdies: wer sollte etwas dagegen haben, wenn die Frau des Richters diesem einen Erben schenkte? Oder wer sollte etwas davon haben, Mamoru zu töten? Wer war nun der Erbe? Fujita? Der Kanzleivorsteher müsste das wissen. Was war mit diesem Samurai? Was sollte er nur seiner Mutter sagen? Wo blieb eigentlich Sakura? Ruhig bleiben, ermahnte sich der Hundeprinz. Mit Hektik würde er nichts herausfinden. Noch war nichts geklärt, konnte nichts geklärt sein. „Du kannst gehen.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Etwas erleichtert erhob sich Fujita, nicht, ohne sich noch einmal zu verbeugen.

Als er eben hinausgehen wollte, kam gerade die junge Heilerschülerin und verneigte sich eilig, ehe sie niederkniete und die Tür hinter dem Diener schloss.

Sesshoumaru erstarrte unmerklich, als er am Hauch einer Witterung erkannte, warum sie so spät gekommen war – eigentlich zu spät, als dass sie ohne Strafe davonkommen würde: „Du wurdest aufgehalten.“

„Ich bitte um Vergebung, Lord Sesshoumaru…“ murmelte sie höflich, ohne anzunehmen, dass ihr das helfen würde. Sie kannte das scheußliche Gefühl zwischen zwei Felsen zu geraten.

„Ich zweifle nicht, dass es dir schwer gefallen wäre, meiner verehrten Mutter die Auskunft zu verweigern.“ Für einen Moment war Sakura erleichtert, ehe die Frage kam: „Was wollte sie von dir?“

Das war der Moment, in dem sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Sie benötigte alle Disziplin, die sie je gelernt hatte, um den Satz hervorzubringen: „Wünscht Ihr es wörtlich?“

„Ja.“

War das ihr Todesurteil?
 

Sakura war in den Haupttrakt des Schlosses zurückgeeilt, hatte jedoch kurz gezögert, ehe sie den richtigen Gang zu dem Gästezimmer gefunden hatte. Die Dämonen, die hier ihrer Arbeit nachgingen, hatten sie ein wenig neugierig gemustert, aber nicht weiter beachtet.

„Warte, Menschenmädchen.“

Die weibliche Stimme ließ sie erstarren und sich umdrehen, bereits niederkniend.

Die Hundefürstin hatte die prompte Höflichkeit durchaus zur Kenntnis genommen: „Komm.“

„Ich bitte um Vergebung, aber Lord Sesshoumaru…“

Eine kaum bemerkbare Erheiterung: „Erwartet dich und wird dich bestrafen, wenn du zu spät kommst. Natürlich. Komm.“

Sakura hatte durchaus erkannt, dass sie keine Wahl hatte. Verweigerte sie der Gemahlin des Inu no Taishou den Gehorsam, würde eben diese sie bestrafen. Und da wäre Lord Sesshoumaru wohl noch besser. Immerhin kannte sie ihn doch schon und hoffte, ihn irgendwie soweit besänftigen zu können, dass er sie nicht umbrachte. Mutmaßlich würde er sogar einsehen, dass sie seiner Mutter folgen musste.

In deren Gästezimmer kniete sie erneut nieder, ohne dass die Hundedämonin sie weiter beachtete und an das Fenster trat. Sakura konnte den Gedanken nicht unterdrücken, ob Seine Lordschaft von dieser elterlichen Seite sein manchmal etwas fragwürdiges Benehmen hatte. Warum sagte die Fürstin nun nichts? Aber ihr war klar, dass sie warten musste. Diener mussten eben warten, bis die Herrschaft Zeit für sie fand.

„Prinzessin Tokushima erwähnte, dass du anführtest keinerlei Schutz gegen Lord Sesshoumaru zu benötigen. Mir kamen jedoch andere Gerüchte zu Ohren.“

„Gerüchte, Herrin“, wandte die Heilerschülerin prompt ein. Sie war glühend rot. Das gab es doch nicht. Waren die Nachreden, sie sei die Geliebte des Prinzen schon bis zu seiner Mutter vorgedrungen? Wie ungemein peinlich!

„Deine Schuld?“

Die Hundedämonin würde eine Lüge wittern. Das war eine Fangfrage. Zum Glück konnte sie ehrlich antworten: „Nein, Herrin. Ich rede dagegen an.“ Mehr sollte sie besser nicht sagen. Herrschaften schätzen keine überflüssig langen Vorträge.

„Wie entstand dies dann?“

„Ich….“ Die Fürstin wandte sich um und hob eine Augenbraue. Sakura empfand dies zu Recht als Drohung, hoffte allerdings, dass die Berührung eines Menschen doch unter der Würde der Dame wäre, und bat hastig: „Darf ich ausführlich antworten?“

„Es scheint nötig zu sein.“

Wie formulierte sie das nur behutsam gegenüber einer Mutter? „Der Ruf Seiner Lordschaft ist….nun, es ist unter allen dämonischen und menschlichen Dienern des mächtigen Inu no Taishou bekannt, dass der edle Lord Sesshoumaru keinen Fehler verzeiht. Ich wurde bereits einige Male von meinem Herrn an seinen Sohn befohlen und habe bislang überlebt. Da sich wohl niemand vorzustellen vermag, dass ich keinen Fehler beging, nahmen sie an, dass mein Verschonen einen anderen Grund hat…“

„Hast du keinen einzigen Fehler begangen?“

„Ich bin nur ein Mensch…“

Schweigen, aber wie bei ihrem Sohn war das die Aufforderung weiter zu sprechen, erkannte Sakura und fuhr fort:

„Lord Sesshoumaru empfand meine Fehler wohl nicht als gravierend genug, um seine Zeit mit meinem Tod zu verschwenden.“

Dieses Mädchen setzte seine Worte jedenfalls erstaunlich gewandt für eine niedrige Lebensform. „Er hat dich jedoch schon bestraft.“

„Ja, Herrin. Bitte…“

„Was?“

„Fragt nicht weiter. Lord Sesshoumaru schätzt es nicht, wenn man über ihn spricht.“ Sie starrte zu Boden. Weitere Fragen müsste sie beantworten, aber das würde ihr eine sichere Bestrafung von wem auch immer einbringen.

Die Hundefürstin erkannte die, wenn auch gut verborgene, aufsteigende Angst: „Du darfst gehen.“

„Danke, Herrin.“

Sie sprang auf, etwas erleichtert, vergaß jedoch nicht, sich vor der Dame zu verneigen, ehe sie ging, nicht willens, noch im letzten Moment einen Fehler zu begehen. Aber anscheinend hatte diese nur wissen wollen, ob ihr Sohn in der Tat so tief gesunken wäre, sich eine menschliche Geliebte zu nehmen, zumal ihr Tokushima gewiss von dem Kuss erzählt hatte.
 

Der Dämonenprinz hatte dem Bericht schweigend zugehört: „Welche Gerüchte?“

Sakura schluckte bei dieser nur sachlichen Frage, ehe sie behutsam formulierte: „Ich vermute, die Herrin meinte die Gerüchte, die schon einmal umliefen, dass….dass ich auch Eure körperlichen Wünsche zufrieden stelle.“ Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er unwillkürlich die Hand versteifte, sie aber wieder entspannte. Es war für ihn wohl wirklich eine unglaubliche Beleidigung ihm engeren Kontakt zu einer Menschenfrau zu unterstellen.

Sesshoumaru erinnerte sich an Fürst Gekkou, der ihm gegenüber ähnliche Andeutungen gemacht hatte. Hatte der etwa aus seiner kleinen Niederlage bei einem Übungskampf nichts gelernt und ging ausgerechnet bei seiner eigenen Mutter damit hausieren? Ob er mit ihr darüber sprechen sollte? Nein. Das hätte diese Gerüchte nur noch zusätzlich aufgewertet. Sollte er Sakura nun für das Zuspätkommen bestrafen? Sie rechnete damit, dass verriet ihm ihre angespannte Körperhaltung, der Geruch der Angst. Wie immer flehte sie jedoch nicht um Verschonung – und er war sicher derjenige, der am ehesten nachzuvollziehen vermochte, wie dominant seine Mutter wirken konnte. „Sakura, die Ehefrau des Toten, Yoshiko, starb vor drei Tagen im Kindbett. Ich wünsche Informationen.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie sprang unverzüglich auf: „Weitere Befehle?“

Er wandte sich erneut zum Fenster und sie nahm es als Aufforderung, ihrer Anweisung schleunigst nachzukommen.
 

Sesshoumaru atmete tief durch, ehe er beschloss, diese Einmischung der mütterlichen Seite in der Tat schlicht zu ignorieren. Er wusste schon, warum er sie so selten aufsuchte. Dennoch: es war wichtig diesen rätselhaften Mord aufzuklären. Womöglich konnte ihm Ryuichi weiterhelfen. Als Leiter der Kanzlei und zugleich Haushofmeister dürfte er der bestinformierteste Mann des ganzen Schlosses sein. Sollte sich Sakura um den Tod der Ehefrau kümmern – der Mord am Richter, wenn es denn nicht doch Selbstmord war, war eindeutig wichtiger. Falls beides nicht zusammenhing….
 

***
 

Die arme Sakura hat nun zwei Hundedämonen im Kreuz - oder sollte das Mitleid doch eher Seiner Lordschaft gelten? Das nächste Kapitel bringt eine Einmischung Lord Yamis und die Aussage des Samurai
 

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Die Aussagen der Wölfe

Auf dem Weg in die Kanzlei begegnete Sesshoumaru dem Sohn des Hauses. Lord Yami war ein junger Wolfsdämon, der auch hier eine Rüstung trug. Um seine Schultern schlang sich ein braunes Fell. Er neigte nur ein wenig den Kopf.

„Darf ich Euch um einen Gefallen bitten, Lord Sesshoumaru?“

„Nun?“

„Ich möchte Euch begleiten. In der Tat bin ich neugierig. Unser Burgvogt erschien mir bislang äußerst fähig und ich möchte wissen, warum mein verehrter Vater auf den Vorschlag einging Euch ermitteln zu lassen. Nicht, dass ich an Euren Fähigkeiten zweifle - eher im Gegenteil.“ Schließlich war er dabei gewesen, als der Erbprinz den Mörder auf dem Treffen der zwölf ranghöchsten Fürsten überführt hatte.

Sesshoumaru betrachtete ihn schweigend.

So fuhr er dort: „Es ist nie unnütz zu lernen. Und, wie Ihr wohl selbst wisst, gibt es Dinge, die ein Fürst seinem Thronfolger überlässt, sei es zur Ausbildung, sei es…“ Weil es lästig war, aber das wollte er aus Loyalität zu seinem Vater nicht aussprechen. Sesshoumaru würde es schon wissen.

Dieser wusste es in der Tat. Nun, was sollte es. Es gab unangenehmere Begleiter als Yami. Unter den Erbprinzen war dieser einer der geeigneteren: „Kommt. Euer Burgvogt ist wirklich äußerst fähig.“

„Das freut mich zu hören.“ Yami schloss sich dem Hundeprinzen an, achtete freilich darauf, einen Schritt zurück zu bleiben. Er war nur der Erbe Fürst Kuros, dies nicht nur der Erbe des Herrn der westlichen Länder sondern aus eigener Macht schon die Nummer Zwei der Fürstenrangstufen. „Ihr wollt in die Kanzlei?“

„Ryuichi.“

Natürlich. Zu der Lösung eines solchen Rätsel gehörten auch Befragungen. „Ich werde schweigen.“

Er wusste, warum er Yami schätzte, dachte Sesshoumaru prompt, antwortete jedoch nicht.
 

Der Kanzleichef ließ unverzüglich bitten, als ihm gemeldet wurde, wer ihn zu sprechen wünschte und verneigte sich tief, als die beiden Prinzen vor ihm stehen blieben.

„Wie kann ich Euch helfen?“ Er unterließ diplomatisch die Anrede, wollte er doch seinen eigenen Prinzen nicht brüskieren, nahm jedoch an, dass Lord Sesshoumaru etwas von ihm wollte.

Dieser fragte auch direkt: „Richter Mamoru – arbeitete dieser dir zu oder hatte er einen eigenen Aufgabenbereich?“

„Er arbeitete allein, Lord Sesshoumaru. Nun, mit seinen Mitarbeitern der umliegenden Dörfer und Fujita. Er bereitete die Akten für Fürst Kuro vor. Manches entschied er auch selbst. Falls Ihr annehmt, ein derartiger Fall wäre der Grund für seinen Tod…“

„Ich sammele Fakten, ehe ich Theorien aufstelle. – Mamorus Frau starb vor wenigen Tagen?“

„Ja. Bei der Geburt ihres Welpen. Eine äußerst unglückliche Sache. Akiyama, unser Heiler war überaus peinlich berührt. Und Mamoru war förmlich außer sich. Es war eine sehr glückliche Ehe gewesen und ein solches Ende einer Geburt ist doch zum Glück recht selten.“

„Dennoch ließ er Akiyama wieder zu sich kommen, als er sich heute unwohl fühlte.“

„Nun, Akiyama ist unser Heiler, einer der wenigen Dämonen, die sich zu diesem Beruf hingezogen fühlen. Ihr habt ja Euren Neigi, der noch berühmter ist….“

„Das meinte ich nicht.“

„Es gibt hier niemand anderen. Und, so bedauerlich der Tod auch war…das ist eben Schicksal.“

„Der Burgvogt weiß, welcher Samurai Wache hatte und so mit Akiyama den Toten fand.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Allerdings könnte ich Euch den Namen auch sagen. Miki. Ich vermute, dass er sich im Moment in den Räumen der Samurai aufhält.“

Sesshoumaru nickte fast unmerklich, ehe er sich umdrehte und ging. Yami folgte ihm, nicht ohne dem Haushofmeister ebenfalls zugenickt zu haben.

Erst draußen sagte er: „Ich möchte dazu etwas bemerken.“

„Zu was?“

„Mamoru war gestern Abend bei mir. Er wirkte unsicher, ungewöhnlich für ihn. Der Tod seiner Frau hatte ihn sehr mitgenommen und er erwähnte, dass er nicht glauben könne, dass sie sterben musste. Ich wies ihn darauf hin, dass das zwar unter Menschen häufiger vorkomme, aber eben auch bei Dämoninnen ab und an Komplikationen eintreten könnten. Dies bejahte er. Er war ein sehr sachlicher Mann und blieb es selbst in diesen schweren Stunden.“

„Kanntet Ihr ihn näher?“

„Nicht persönlich im Sinne von Freundschaft, aber doch als wertvollen Mitarbeiter meines verehrten Vaters. Darum überraschte mich seine Bitte um Audienz gestern Abend auch ein wenig.“ Lord Yami bemerkte den Seitenblick: „Ich mag der Erbprinz sein, aber gewöhnlich ziehen die Männer das direkte Gespräch mit dem Fürsten vor. Ich erhielt jedoch in den Minuten des Dialogs den Eindruck, dass Mamoru eben unsicher war, als ob er eine schwere Entscheidung treffen müsste. In Anbetracht seines Todes – ich sehe durchaus die Möglichkeit, dass er Selbstmord beging, um seiner Frau in den Tod zu folgen.“

„Und die Tatwaffe?“ knurrte Sesshoumaru prompt. Nichts wäre ihm lieber als das Ganze als Selbstmord zu den Akten legen zu können und dieses Schloss samt seiner Mutter zu ignorieren.

„Ja“, gab Yami zu: „Das ist das Problem.“
 

Der Samurai ging eilig auf die Knie, als er bemerkte, wer ihn zu sprechen wünschte. Gleich zwei Prinzen auf einmal – und sein eigener Erbprinz hielt sich deutlich hinter dem anderen.

„Miki.“ Der Hundedämon trat an das Fenster: „Du hattest Wache vor den Zimmern des Richters.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Berichte den Ablauf des Morgens. Mamoru kam…?“

„Ja. Der Richter erschien wie jeden Morgen. Selbst vorgestern war er pünktlich, obwohl…ich meine, seine Gemahlin verstarb.“

„Weiter.“

„Er grüßte die Schreiber in dem großen Raum, wo ich auch wartete, ehe er durch die Tür in seine Arbeitsräume ging. Fujita, sein persönlicher Diener, war bei ihm. Ich hörte sie reden, achtete aber nicht weiter darauf. Das geht mich nichts an. – Nach ungefähr einer Stunde kam der Heiler und wollte zum Richter. Er sagte, er habe einen Termin bei ihm. Ich stand auf, wie es meine Pflicht ist, und wollte ihn schon begleiten, als Fujita kam, den der Richter bereits ausgeschickt hatte. Offenbar war dieser Termin beiden Seiten bekannt. So setzte ich mich wieder nieder und wartete. Plötzlich hörte ich den Ruf nach der Wache, den Wachen und lief so rasch ich konnte, hinein. Die Tür zum Arbeitszimmer des Richters war offen und ich konnte sehen, dass Akiyama neben ihm kniete und versuchte ihn zu behandeln. Ich blieb in der Tür stehen, für einen Moment, als er sagte, er sei tot. Mir war in diesem Augenblick bewusst, dass es sich um einen schweren Zwischenfall handelte. Auch Fujita kam aus seinem Zimmer gelaufen und befand sich hinter mir. Ich sandte ihn daher um den Burgvogt. Ich wollte den Toten, den…ja, den Ermordeten nicht verlassen.“ Der Samurai blickte vorsichtig ein wenig auf. Lord Yami betrachtete ihn wohlwollend, während dieser Hundeprinz ihm den Rücken zuwandte und aus dem Fenster sah. Warum tat er dies? „Nur kurz darauf kam der Burgvogt mit Kameraden von mir, aber auch dem Leiter der Kanzlei, Herrn Ryuichi. Das Zimmer und auch der Heiler wurden gründlich untersucht, aber es wurde keine Waffe gefunden. – Der Burgvogt entschuldigte sich bei Akiyama, dass diese etwas peinliche Durchsuchung notwendig sei, aber dieser meinte nur, das verstehe er schon. Dann wurde auch Fujita durchsucht.“

„Akiyama hat den Toten behandelt?“

„Ich vermute, dass er versuchte die Blutung zu stillen, ehe er erkannte, dass der Richter bereits tot war.“

„Er kniete neben ihm?“

„Ja. Er sagte aus, nach einer halben Stunde sei ihm die Warterei zu lang geworden und er habe wissen wollen, wann der Richter nun Zeit hätte, oder auch, ob er seinen eigenen Pflichten wieder nachgehen könnte. So öffnete er nach Anklopfen die Tür und sah ihn so liegen. Natürlich, er ist Heiler, und so versuchte er ihm zu helfen, ehe er erkannte, dass es zu spät sei.“

„Danach konnte er gehen. Und der Tote wurde in diese Kammer gebracht.“

„Ja, so lautete die Anweisung des Burgvogtes, der daraufhin Fürst Kuro Bericht erstattete. Mir wurde danach befohlen, mich zurückzuziehen und für weitere Befragungen zur Verfügung zu stehen.“

Sesshoumaru wandte sich langsam um. Offenbar hatte Tatayuki seine Männer nach seinem Vorbild geschult. Das war ein sachlicher Bericht – wenngleich leider nicht sonderlich hilfreich. Das gab es doch fast nicht. Wo war diese Tatwaffe? Dass es einen Geheimgang oder ähnliches gab, war praktisch auszuschließen. Diese Mühe machte sich niemand, zumal mitten in der Kanzlei. Nun, ein Gespräch mit dem Heiler war wohl notwendig – auch, wenn dessen Aussage vermutlich übereinstimmend mit der von Fujita und Miki war.

Steckten alle drei unter einer Decke? Aber was verband sie? Fujita mochte hoffen der neue Richter zu werden. Was wäre der Vorteil des Samurai?

Nein, so kam er hier nicht weiter. Er musste es schaffen das Wie zu finden. Wie war das Attentat auf den Richter geschehen? Oder war es doch Selbstmord? War die Leiche auf die Tatwaffe hin untersucht worden? Als Sakura sie prüfte hatte sie nichts gefunden, sonst hätte er es bemerkt und sie es ihm gesagt.

„Ließ der Burgvogt auch den Toten nach der Waffe durchsuchen?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ In Mikis Stimme lag gewisser Stolz. Sie hatten alles perfekt beachtet – nur half das offenbar leider wenig.

Also musste er mit Akiyama selbst sprechen. Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Hundeprinz um und verließ den Raum. Lord Yami folgte eilig, wirklich neugierig, was der angeblich so geschickte Ermittler nun plante.
 

Der Hundeprinz war nicht sonderlich begeistert, als er auf dem Weg in den Innenhof des Schlosses seine Mutter entdeckte, blieb aber notgedrungen höflich vor ihr stehen.

„So fleißig, Sesshoumaru?“

„Euer Wunsch.“

„Ich hätte vermutet, dass du eher dieses Menschenmädchen ausschickst.“

„Auch dieses.“ Täuschte er sich oder war sie amüsiert? Natürlich darüber, ihn derart in eine schwierige Lage gebracht zu haben? Sie hatte sich schon immer gern auf diese Art auf Kosten anderer unterhalten. Eines Tages würde sie ihn auch frohen Mutes in die Hölle schicken…Er sollte wirklich zusehen, dass er diesen Fall bald abschloss. „Ihr gestattet…“ Ohne die ausgesprochene Erlaubnis abzuwarten ging er weiter.

Die Hundefürstin blickte ihm nach, ohne dass Lord Yami es im Vorbeigehen vermocht hätte, ihre Gedanken zu lesen. Allerdings war er höflich genug gegenüber dem Gast seines Vaters, den Kopf zu neigen.
 

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Im nächsten Kapitel geht es ums Medizinische. Seine Lordschaft interviewt den Heiler und Sakura erkundigt sich wegen der unglücklichen Geburt....
 

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hotep

Die medizinische Seite

Sakura war in den Frauentrakt gegangen Ihr Auftrag lautete etwas über den Tod der Ehefrau des Toten, Yoshiko, herauszufinden. So bot es sich an, mit deren Dienerin zu sprechen. Da sie angab, im Auftrag Lord Sesshoumarus zu handeln und dieser im Auftrag des Hausherrn, fand sich die Dämonin bereit, mit ihr zu reden, Mensch hin oder her.

„Ich finde es erstaunlich“, sagte sie jedoch: „Dass du als Mensch mit hier bist.“

„So lautet der Befehl des mächtigen Inu no Taishou.“

„Schon gut. Also, was möchtest du wissen?“

„Darf ich um Euren Namen bitten?“

„Du kannst ruhig du sagen. – Nara. Nun?“

„Die Ehefrau des Richters verstarb vor wenigen Tagen bei der Geburt.“

„Ja.“

„Gab es zuvor bereits Schwierigkeiten?“

„Nein. Frau Yoshiko fühlte sich die gesamte Zeit über sehr wohl. Nichts deutete auf dieses tragische Ende hin. Oh, du bist auch Heilerin, nicht wahr?“ Darum war sie also mitgeschickt worden.

„Ja. Wie...wie ist es denn passiert?“

„Nun, als die Wehen einsetzten, war ich bei ihr. Alles schien gut zu verlaufen, aber natürlich war sie die Frau eines hohen Beamten und so rief ich nach dem Heiler. Akiyama kam dann auch nach einer gewissen Zeit. Herr Mamoru kam ebenfalls, blieb jedoch, wie es sich ziemt, vor der Tür. Ich weiß nicht, wie das bei Menschen ist, aber Männer dürfen in der Regel nicht in ein Geburtszimmer. Nur ein Heiler, wenn es notwendig sein sollte. Akiyama sah sich Frau Yoshiko kurz an und meinte, alles sei in Ordnung, der Welpe würde bald geboren werden und verließ uns wieder, nachdem er ihr einen Kräutertrank dagelassen hatte, der ihre Wehen erleichtern sollte. Du bist Heilerin, ich denke, das ist so üblich.“

„Ja, durchaus. Dann lief die Geburt jedoch nicht mehr einfach ab?“

„Ja. Es wurde immer ärger, denn die Wehen ließen nach und die Dame quälte sich so, dass ich erneut Akiyama rufen ließ. Er untersuchte sie, dann wurde er…ja, fast hektisch. Er versuchte zunächst einen anderen Trank, der leider auch nicht half. Dann…nun, dann bat er Herrn Mamoru um die Erlaubnis eines Schnittes. Die arme Dame hörte es und, oh, ihr war bewusst, dass das für sie lebensgefährlich werden würde und wollte nicht, aber der Befehl des Herrn zählt natürlich mehr. Akiyama versicherte ihr auch, dass sie nur diesen einen Trank noch zu sich nehmen sollte, dann würde sie schlafen und nichts mehr spüren. Dies geschah auch. Er bat mich dann, dazubleiben, aus Gründen der Schicklichkeit. So half ich ihm, so gut ich es vermochte. Als er den Welpen in meine Hände legte, war dieser allerdings schon tot.“ Naras Stimme schwankte: „Und auch die Herrin wachte nicht mehr auf. Ich…ich bin froh, dass sie das verschlafen hat.“

„Ja, das war ein Glück für sie. Der Heiler hat sich solche Mühe gegeben?“

„Oh ja, er war so bestürzt. Immer wieder sagte er, dass das nicht vorkommen dürfte, sogar noch, während er den Schnitt ansetzte. Aber natürlich ist jedem Dämon bewusst, dass es auch bei unserer Rasse manchmal zu Komplikationen kommen kann. Wenn auch bei weitem nicht so häufig wie bei Menschen, nicht wahr?“

„Menschen sind schwächer als Dämonen“, erklärte Sakura diplomatisch: „Herr Mamoru war gewiss betroffen.“

„Oh ja. Als der Heiler hinausging, um ihn von dem tragischen Tod seiner Gemahlin und ihres Welpen zu berichten, schrie er trotz seiner gewöhnlichen Heiserkeit auf. Ich habe noch nie einen Wolf so schreien gehört. Es war...nun, das kannst du dir vorstellen.“

„Was geschah dann?“

„Herr Mamoru erklärte sich einverstanden, die Beerdigung gleich vollziehen zu lassen. Nun, das ist hier üblich, ehe du fragst. – Sonst noch etwas?“

„Nein, vielen Dank. Ich werde Lord Sesshoumaru Bericht erstatten. Falls er noch Fragen hat, wird er dich dies ohne Zweifel wissen lassen.“

Die Wolfsdämonin nickte und ging, ohne zu zeigen, dass sie darauf keinen Wert legte.
 

Der Heiler Akiyama verneigte sich eilig ebenso wie sein Schüler Botan, als Sesshoumaru und Yami zu ihm kamen, nicht im Zweifel, was die beiden Prinzen von ihm wollten.

„Dein Bericht zu heute Morgen“, sagte der widerwillige Ermittler denn auch nur.

„Der Richter traf Botan heute Morgen auf dem Weg in sein Büro und meinte, ich solle um neun zu ihm kommen, da er mit mir reden wolle. Ich vermutete, dass es um seine Heiserkeit ging. Er war leider stets mit Stimmproblemen behaftet, die sich auch nicht verbesserten, weil er in seinem Amt viel reden musste.“

„Überdies hatte er seine Stimme wohl in der letzten Zeit überbeansprucht.“

Akiyama schien peinlich berührt: „In der Tat. Nun, ich war zum vereinbarten Zeitpunkt auch vor seinem Büro. Fujita, das ist sein Diener, brachte mich in den Vorraum und klopfte höflich an. Er wollte bereits die Tür beiseite ziehen, als der Richter sagte: Lass die Tür zu, Fujita. Ist der Heiler schon da? – Ja, Herr, antwortete sein Diener. Er war sichtlich ebenso verwundert wie ich, denn gewöhnlich hielt sich der Richter an seine Termine. Und der sagte dann – wobei ich ihm seine Stimmschwierigkeiten anhörte: er soll etwas warten, ich habe gleich Zeit für ihn. Fujita wiederholte den Satz für mich, was unnütz war, aber er meinte es sicher höflich. So nahm ich Platz und er ging in das angrenzende Zimmer. Ich wartete, aber der Richter kam nicht. Irgendwann reichte es mir, das gebe ich zu. Ich habe genug eigene Arbeit und Mamoru hatte ja gesagt, er habe gleich Zeit für mich.“ Der Heiler zuckte die Schultern: „Ich stand daher auf und klopfte erneut an die Tür.“ Er sah zu Boden, sichtlich zögernd den Rest zu sagen.

„Du hast die Tür geöffnet, was natürlich äußerst unhöflich ist. Und hast ihn gefunden?“

„Ja…..Lord Sesshoumaru.“ Akiyama seufzte: „Es war sehr unhöflich.“

„Wie lag er?“

„Wie..äh…wie der Tote lag? Äh…Ja, auf dem Rücken, etwas nach der linken Seite gedreht, die schwere Verletzung in der linken Halsseite. – Ich zog ihn empor. Ich meine, ich wollte sehen, ob er noch lebt….Aber da er eindeutig tot war, rief ich nach der Wache. Der Samurai kam auch gleich und auch Fujita. Nur kurz darauf waren auch Tatayuki und mehrere andere Krieger da, die alles untersuchten und auch mich durchsuchten, sowie meinen Koffer.“

„Du hattest den Heilerkoffer dabei?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Aber auch er wurde durchsucht.“

„Wie alles.“

„Ja. Burgvogt Tatayuki ist äußerst gründlich.“ Das klang, als sei er fast stolz auf ihn: „Er lernte sein Handwerk von seinem Vater. Es ist eine der berühmtesten Vogtfamilien…Sie ermitteln stets sachlich.“

Der Hundeprinz wünschte sich unwillkürlich, diese Familie hätte mehr Nachwuchs. Aber das half ihm hier nicht weiter: „Du weißt nicht, warum dich der Richter sprechen wollte?“

„Wie ich bereits erwähnte…“ Akiyama begegnete einem eisigen Blick und ergänzte nur: „Ich vermute, dass es um seinen Hals ging.“

„Nicht um den Tod seiner Ehefrau?“

„Oh, Ihr. .Ihr hörtet vor dem Unglück?“ Der Heiler war sichtlich unangenehm berührt: „Ja, seine Gemahlin Yoshiko starb vor drei Tagen und sein ungeborener Welpe ebenso. Ich versuchte noch, sie mit einem Schnitt zu retten, aber vergeblich.“

„Er war unzufrieden mit dieser deiner Arbeit?“

„Er trauerte sehr, als ich ihm die tragische Nachricht brachte“, gestand Akiyama aufrichtig: „Und er schrie so, dass seine Stimme brach. Ich vermute, darum…“ Nun, das musste er nicht wiederholen. Nicht bei diesem Hundeprinzen. Hoffentlich ging der bald wieder, aber selbstverständlich wäre es dumm gewesen, dem vom Fürsten eingesetzten Ermittler, zumal in Gegenwart des Erbprinzen, nicht zu antworten.

Sesshoumaru nickte etwas, ehe er zu dem Heilerschüler sah: „Du warst nicht dabei?“

„Nein, edler Lord“, erwiderte Botan eilig: „In ein Geburtszimmer…ich meine…“

„Geht gewöhnlich kein Mann, nur im Notfall ein Heiler“, ergänzte Akiyama. War das bei Hunden etwa anders?

„Ihr habt keine Hebamme?“ fragte Sesshoumaru Yami.

„Nein“, meinte der Wolfsprinz ein wenig erstaunt: „Gewöhnlich gibt es ja wohl keine Probleme bei Geburten. Und Akiyama ist ein fähiger Heiler.“

Nun, wenn man das mit Neigi verglich, wohl weniger. Dem war noch keine Dämonin bei einer Geburt unter den Händen weggestorben, soweit er sich entsinnen konnte. „Botan, wo warst du während der Geburt und während des Treffens deines Lehrers mit dem Richter?“

„Hier, Lord Sesshoumaru“, brachte der Wolfsjunge hervor: „Ich…ich habe hier immer zu arbeiten, aufzuräumen, Kräuter zu mahlen, Salben herzurichten…“

Das tat Sakura auch immer, schien also der normale Plan eines Lehrlings zu sein. So erwies der Prinz den beiden die Ehre ein Nicken von ihm zu sehen, ehe er sich umdrehte und wortlos ging. Lord Yami folgt ihm eilig, doch ein wenig verwundert über die mangelnden Umgangsformen. Aber selbstverständlich würde er das dem zukünftigen Herrn der Hunde nie vorwerfen. Der war stark, der sichere nächste Taishou – und seine Gunst wäre nur hilfreich um das eigene Territorium beherrschen zu können.
 

Sakura war eilig auf dem Weg zurück in das Zimmer, das man Seiner Lordschaft zugewiesen hatte, als jemand ihren Namen sagte.

Erstaunt wandte sie sich um, um sich dann hastig zu verneigen.

Nein, dachte sie nur. Das würde mehr wie Ärger geben. Was um aller Himmel Willen machte denn Prinzessin Tokushima hier? Aber sie hatte gehört, diese lebe jetzt bei der Hundefürstin, wohl als Hofdame. Dann war sie aller Wahrscheinlichkeit im Dienst hier. Wenn der Prinz das mitbekam, wäre er dennoch sicher kaum erfreut.

„Komm mit. Die Fürstin wünscht mit dir zu sprechen.“

Warum denn das? Sie hatte sie doch schon befragt? Aber Sakura wusste, dass ihr nichts übrig blieb. So folgte sie wortlos der Prinzessin, die die Tür vor ihnen beiseite schob und sich kurz verneigte, während sich die Heilerschülerin eilig niederkniete.

„Steh nur auf, Mensch.“ Die Fürstin klang ruhig und doch lag etwas wie Amüsement in ihrer Stimme.

Sakura, die schon seit Jahren unter vornehmen Herrschaften lebte, wurde alarmiert. Das klang nicht so, als ob etwas Gutes für sie selbst dabei herausspringen würde. Der nächste Satz tröstete sie auch nicht weiter:

„Tokushima, zeige es mir.“
 

***

Sakura in der Klemme. Immerhin können die Damen auch bei einem schlechten Scherz nicht zu weit gehen, ohne sich gegenüber dem Inu no Taishou rechtfertigen zu müssen. Nun ja…

Fiel jemandem auf, dass sich Sesshoumaru mit dem Lehrplan von Heilerschülern auskennt?
 

Antworten auf Kommentare oder ENS können erst ab Donnerstag erfolgen, da ich einige Tage weg bin.
 

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hotep

Dämonenspiel

Sakura stand zwar gehorsam auf, blickte aber höflich zu Boden. Was wollte die Hundefürstin von ihr und was sollte Tokushima ihr zeigen? Irgendwie fühlte sie sich im Moment wie Jagdwild. Ja, das kam ihrem Gefühl und Fluchtinstinkt wohl am nächsten. Schon bei zwei Menschenfrauen dieses Ranges, die sich offenbar einen Spaß mit ihr machen wollten, hätte sie Furcht gehabt. Aber zwei Dämoninnen? Was hatten sie nur vor?

„So ängstlich?“ spottete die Prinzessin ein wenig: „Man könnte annehmen, du hast kein Vertrauen zu Hundedämonen. Wir fressen dich schon nicht.“

Natürlich war ihre Feigheit ihnen nicht entgangen. So suchte sie ihr Heil im Angriff: „Ich werde zu spät kommen….“

„Oh ja.“ Tokushima stand nahe vor ihr: „Und Seine uns allen ach so teure Lordschaft wird ungehalten sein. Ich bin allerdings überzeugt, dass er dich nicht bestrafen wird.“

Ohne dass es Sakura auch nur hätte ahnen können, legte die Dämonenprinzessin ihre Hände an ihre Brust. Mit einem instinktiven Aufschrei taumelte sie zurück, auf die Knie. Was sollte das denn?

Tokushima drehte sich fast triumphierend um: „Seht Ihr, Herrin?“

Die Hundefürstin behielt ihre regungslose Miene bei: „Eine prompte, wenn auch unhöfliche Reaktion. Wie amüsant.“

„Ich hielt das für besser als lange Erklärungen.“

„In der Tat, meine liebe Tokushima. Du darfst gehen, Mensch.“

Sakura floh förmlich aus dem Zimmer, ihr Herz schlug bis zum Hals. Was hatte das denn werden sollen? Ein Beweis? Aber für was? Dass sie doch nicht die Geliebte ihres Sohnes sei? Warum war die Fürstin da so hartnäckig? Glaubte sie den Gerüchten mehr als ihren eigenen Beteuerungen, nichts sei zwischen ihr und Lord Sesshoumaru? Und was hatte das gerade…?

Weiter kam sie nicht. Sie hatte seit dem vorangegangenen Abend kein Essen bekommen, kein Trinken bei der brütenden Sommerhitze und auch, wenn sie es gewohnt war, so reagierte ihr Körper. Die Anspannung nun und ihre panisch zu nennende Flucht durch die Gänge genügten, um sie in eine tiefe Ohnmacht fallen zu lassen.
 

Ein Dämon, der sie liegen sah, entsann sich, dass der Sohn des Herrn der Hunde bereits gereizt nach ihr gefragt hatte, und nahm sie auf, um sie bei diesem abzuliefern. Er warf sie ihm mehr oder weniger vor die Füße.

Sesshoumaru war mehr als verwundert, dass Sakura besinnungslos geworden war. Er ging zu ihr, um sie mit einem Fußtritt zu wecken, ehe ihm einfiel, dass sie seit morgens im Dienst gewesen war, nun, eigentlich wohl seit gestern Abend. Wie er ihr Pflichtbewusstsein kannte, hatte sie ohne Erlaubnis keinerlei Nahrung zu sich genommen. War es etwa seine Schuld? Hatte er diese erbärmliche menschliche Schwäche unterschätzt?

Er sah zu dem Dämon: „Bringe Wasser und menschliche Nahrung.“

„So etwas gibt es in diesem Schloss nicht, Lord Sesshoumaru“, erklärte der Diener mehr ehrlich als bedacht, ehe er den frostigen Blick bemerkte und wahrnahm, dass die Temperatur im Raum deutlich absank, als eine grün leuchtende Hand gehoben wurde: „Ich werde jedoch unverzüglich etwas holen lassen, edler Herr“, beteuerte er eilig. Er verließ das Zimmer, sicher, allen Göttern danken zu dürfen, das noch in einem Stück zu tun.

Der Dämonenprinz musterte die regungslose Gestalt vor sich. Was war das denn für eine Witterung an ihr? Mutter und…oh nein. Auf die hätte er verzichten können. Und auf Mutter gleich dazu. Nur, was hatten sie mit Sakura zu schaffen? Er trat vorsichtig zu, bemüht, ihr nicht aus Versehen die Rippen zu brechen oder sonst etwas. Menschen waren so fragil. Da sich das Mädchen nicht rührte, schloss er daraus, dass ihre Ohnmacht sehr tief war.

Nun, Nahrung wäre sicher nicht falsch. Diese armseligen Wesen benötigten ja so häufig etwas. Aber dass sich Mutter, nachdem sie ihm schon diese Ermittlung aufgehalst hatte, auch noch weiterhin in seine Dinge mischte, war inakzeptabel, Sohnespflicht hin oder her. Wie sollte er so in Erfahrung bringen, was Sakura im Frauentrakt ermittelt hatte? Das würde seinen Aufenthalt hier nur weiter in die Länge ziehen - nichts, was er wünschte. Und das musste er wohl verdeutlichen. Leider bedeutete das nicht nur eine Konfrontation mit seiner eigenen Mutter sondern auch ein Wiedersehen mit Prinzessin Tokushima. Aber ehe sich die beiden noch weiter in seine Angelegenheiten mengten, musste es wohl sein. Wenn sie Dienerinnen schikanieren wollten, sollten sie doch ihre eigenen nehmen.

Er zog unbewusst die Boa fester um sich, als er das Zimmer verließ.
 

Als er sich bei seiner Mutter melden ließ, wurde er prompt empfangen. Er ignorierte die Prinzessin, die seitlich stand und neigte etwas den Kopf vor der Fürstin, dem Protokoll zuliebe.

Tokushima lächelte etwas: „Ist das kleine Mädchen etwa schnurstracks zum edlen Helden gelaufen?“

„Der Mensch scheint dir zu vertrauen, Sesshoumaru“, ergänzte die Fürstin.

„Der Mensch kam nicht zum Laufen“, erklärte er etwas kühler als notwendig: „Sie ist ohnmächtig und nicht zu wecken. - Verehrte Mutter, ich nahm an, es sei Euer Wunsch, den Tod des Richters aufzuklären.“

„In der Tat.“ Nur, was hatte das mit dem Menschen zu tun? Und wieso war sie gleich in Ohnmacht gefallen? So zart besaitet waren Menschen doch nun auch wieder nicht. Oder doch?

„Es wird nun dauern bis ich Sakuras Bericht erhalte, dass sie meinen Auftrag ausgeführt hat.“

„Dann wird eben jemand anderer deinen Auftrag noch einmal ausführen.“ Die Fürstin sah nachdenklich von ihrem Sohn zu ihrer Hofdame. Tokushima lehnte eine Heirat generell ab. Der Einzige, bei dem sie etwas schwach werden könnte, wäre Sesshoumaru. Der wiederum hatte keinerlei Interesse an Frauen im Allgemeinen und Hochzeiten im Besonderen, das hatte ihr der Inu no Taishou bei seinem letzten Besuch erzählt. Er hatte zwar gemeint, dieser sei einfach noch zu jung, aber das war Unsinn. Er war kein Welpe mehr, schön, noch nicht ganz erwachsen, aber das genügte doch wohl um Kinder zu zeugen.

„Zeitvergeudung.“ Der unwillige Ermittler zeigte sein Missfallen.

„Dieses Mädchen scheint Euch wirklich am Herzen zu liegen“, kommentierte Tokushima prompt: „Oder seid Ihr ohne sie etwa gar nicht in der Lage erfolgreich zu ermitteln?“

Der Hundeprinz hätte sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass Sakura ab und an hilfreich war: „Diener nehmen einem Wege ab, da Eure Erziehung diesen Punkt ebenfalls vernachlässigt hat, Prinzessin.“

„Dann könnte doch Tokushima für dich einige Wege übernehmen, bis dein Mensch arbeitsfähig ist.“ Zum stillen Vergnügen der Fürstin starrten beide sie an, ehe sie sich wieder der dämonischen Selbstbeherrschung befleißigten. Sie musterte die Prinzessin. Diese schien sie zu verstehen, denn sie neigte den Kopf.

„Wie Ihr wünscht, Herrin. – Nun, Lord Sesshoumaru?“

Das durfte doch schlicht nicht wahr sein! Warum um alles auf der Welt erklärte sich die Prinzessin, die er als zu selbstbewusst und mit einer zu spitzen Zunge ausgestattet kennen gelernt hatte, bereit seine Dienerin zu spielen? Was für einen Riesenköder hatte Mutter denn da für sie ausgelegt, nach dem sie derart bereitwillig schnappte? Auf die Idee, dass er selbst der Köder sein könnte, kam Seine Lordschaft trotz seines gewöhnlich ausgeprägten Selbstbewusstseins nicht. So erklärte er nur kühl: „Wenn Ihr meine Dienerin spielen wollt, solltet Ihr Euch auch wie eine benehmen. Niemand steht in meiner Gegenwart.“ Nun ja, fast niemand. Er warf der einzigen Person, die das neben seinem Vater durfte, einen eisigen Blick zu.

Die Fürstin blieb ungerührt: „Dann wird Tokushima eben eine Ausnahme sein. – Was tust du denn mit Dienern, die auch nur etwas unhöflich sind? Wenn du sie jedes Mal umbringst, hat dein Vater, unser Herr, bald keine mehr.“

Der hatte es ihm ja auch verboten: „Sie lernen es auch so schnell. Aber da Tokushima als Hundeprinzessin offenbar peinlicherweise nicht zu einer Wohlerzogenheit in der Lage ist, die jeder erbärmliche Mensch beherrscht…– Nun gut, Prinzessin. Euer Auftrag: Welchen Ruf haben Akiyama und Botan unter den Dämonen des Schlosses?“

„Wie soll ich das denn herausfinden?“ entfuhr es ihr. Erwartete dieser arrogante Kerl etwa, dass sie sich mit jedem hergelaufenen Dämon unterhielt? Nun ja, sie hatte zuvor im Scherz zur Fürstin gesagt, dass es sie interessieren würde, wie er sich Dienern gegenüber verhielt, könne man daraus doch ablesen wie er seine Ehefrau behandeln würde. Diese hatte das anscheinend prompt aufgegriffen – und würde sich wohl nun köstlich amüsieren. Immerhin hatte die Herrin sie davor bewahrt sich vor ihm in den Staub werfen zu müssen. Das wäre nun wirklich zuviel geworden. Erwartete er das etwa auch von seiner zukünftigen Gefährtin?

Der Hundeprinz blieb kühl: „Ihr habt Eure Anweisung. Mich interessieren Resultate. Nur Resultate.“

Sie wurde ebenso eisig: „Und wenn die Ergebnisse nicht Eurer hochwohlgeborenen Erwartung entsprechen?“

Der Frost klirrte: „Dann solltet Ihr froh sein, die Hofdame meiner verehrten Mutter zu sein. Und nicht die meine.“

Schön, dachte die Prinzessin. Ihre Missgunst gegenüber diesem Menschen war eindeutig albern gewesen. Das kam eben dabei heraus, wenn man sich von Gefühlen leiten ließ. So erklärte sie nur: „Vor allem bin ich froh, nicht Eure bedauernswerte Ehefrau zu sein.“ Und ging.

Sesshoumaru betrachtete seine Mutter. Ja, sie war erheitert. Was hatte sie denn nun schon wieder ausgeheckt? „Was war zwischen Tokushima und Sakura?“

„Oh, ich hatte deinen Menschen ja wegen dieser…Gerüchte befragt. Tokushima meinte, sie hätte eine direkte Methode. Sagen wir, sie bewies mir, dass diese…hm…Lebensform noch unberührt ist. Aber selbstverständlich bin ich dir keine Rechenschaft schuldig.“

Wie bitte? Sesshoumaru kannte nur eine Methode das festzustellen….aber das war doch wohl unter Frauen unmöglich. Er würde Sakura befragen müssen, denn mehr war aus seiner Mutter bestimmt nicht herauszubekommen. Kein Wunder, dass die junge Heilerin schockiert gewesen war, wenn seine Vermutung stimmte. Aber er meinte nur etwas indigniert: „Ihr hättet auch mich fragen können. So dauert die Klärung dieses Zwischenfalls nur unnütz länger.“ Mehr an Kritik war ihm untersagt.

Sie ignorierte den zweiten Satz auch: „Hätte ich. Aber auch dein hochverehrter Vater neigt dazu mir nichts zu erzählen, was solche Dinge betrifft. Wobei ich selbstverständlich nicht berechtigt bin, den mächtigen Inu no Taishou auch nur zu fragen, welche Dämonin nördlich von Okinawa er beglückte.“

Sie wandte sich ab und trat ans Fenster, damit ihren Sohn stehen lassend, der nur mehr die Zähne zusammenbiss. Ohne Erlaubnis durfte er nicht gehen. Und wollte es auch nicht. Vielleicht zeigte Prinzessin Tokushima doch einmal etwas Vernunft und Brauchbarkeit. Und so musste er eben hier herumstehen, wie bestellt und nicht abgeholt.

Hoffentlich erholte sich Sakura, damit er ihren Bericht bekam, wenn er in sein Zimmer zurückkehren konnte. Im Verhältnis zu den beiden Gorgonen im Original, die er hier serviert bekam, war ein anstelliges Menschenmädchen eine echte Entspannung.

Und obwohl er diesen Gedanken verwundert überprüfte – er blieb bei dieser Meinung.

Die Wette

Seine Lordschaft war der berechtigten Meinung alle Astlöcher im Holzboden bereits mehrfach gezählt zu haben, ohne dass sich seine Mutter auch nur einmal zu ihm umgedreht oder ihn entlassen hätte. Seine Laune war dadurch nur noch weiter in den Keller gesunken, als Prinzessin Tokushima endlich zurückkehrte.

Die Hundefürstin wandte sich prompt um: „Ah, meine Teure. Dann erstatte doch einmal meinem Sohn Bericht.“

Sesshoumaru schwankte zwischen der Hoffnung, sie möge tatsächlich etwas Brauchbares ermittelt haben und der Sehnsucht nach Sakuras sachlichem Report: „Nun?“

„Ihr wolltet doch von mir wissen, welchen Ruf der Heiler und sein Schüler in diesem Schloss haben.“ Sie lächelte etwas und er spürte trotz der Sommerhitze einen ungewohnten Schauder über den Rücken laufen, als sie fortfuhr: „Was haltet Ihr von einer Wette?“

Als sie ihren letzten Versuch in dieser Richtung gestartet hatte, hatte er sich genötigt gesehen Sakura zu küssen – er bedufte keiner Wiederholung. „Ich wünsche den Bericht.“

„Welche Wette denn, meine Liebe?“ erkundigte sich seine Mutter dagegen unverzüglich.

Tokushima hatte eine kleine Rache dafür wollen, dass sich die Dämonen im Schloss erst mit ihr unterhalten hatten, als sie angab, sie käme im Auftrag Seiner Lordschaft. Und da der wiederum für den hiesigen Fürsten ermittelte, hatten ihr tatsächlich anschließend einige Auskunft gegeben. Wie ungemein peinlich, sich hinter ihm verstecken zu müssen. Wäre sie nicht zu Gast in diesem Schloss mit ihrer Herrin, hätte sie diesen Wölfen schon gezeigt…Nun ja. Jetzt die Wette: „Wenn mein Bericht die Lösung des Falles ist, meine Lady, habe ich gewonnen. Bringt dieses Menschenwesen dagegen die Lösung, hat Lord Sesshoumaru gewonnen. – Der Verlierer trägt dann in seiner wahren Form diesen Menschen bis zum Schlosse des mächtigen Inu no Taishou, nein, auf dessen Hof. Und der Gewinner bestimmt die Route und das Tempo.“

Dieses Miststück! Sesshoumaru war sicher, dass er nahe daran war, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie hatte ihn schon wieder in die Enge getrieben. Sie wusste, was sie herausbekommen hatte – er nicht. Lehnte er diese Wette ab, bewies er, dass er zu Sakura kein Vertrauen hatte, ja, schlimmer noch, womöglich ohne sie nicht ermitteln konnte. Andererseits – gewann er, wäre das eine durchaus reizvolle Retourkutsche für eben diesen Kuss. Aber dazu müsste er sich auf Sakura vollständig verlassen können….Und er wusste weder, was sie herausbekommen hatte, noch ob sie überhaupt inzwischen aufgewacht war. Nein, das Risiko war zu groß.

„Oh, was für eine nette Idee, nicht wahr, mein Sohn?“ Die Hundefürstin schien fast zu lächeln: „Ich denke doch, dass du den Fall wie immer lösen kannst.“

Was stand gleich noch einmal auf Muttermord? Aber das war ein verdeckter Befehl gewesen. So blieb ihm nichts anderes übrig als mit zusammengebissenen Zähnen zu sagen: „Wie Ihr wünscht, Mutter. – Einverstanden, Prinzessin.“

Diese hatte ein Funkeln in den Augen: „Danke, Lord Sesshoumaru. Mein Bericht: der Heiler Akiyama und sein Schüler Botan. Ich habe mit insgesamt zehn Dämonen gesprochen.“ Sie bemerkte gerade noch, dass er die Augen etwas verengte und entsann sich seines Satzes zuvor, ihn interessiere nicht, wie ein Auftrag erledigt wurde, sondern nur das Ergebnis. So brach sie eilig ab: „Gegen Akiyama fand niemand etwas zu sagen. Er ist der anerkannte Heiler hier und der Tod dieser unglücklichen Dämonin ist wohl eher ihrem Mann anzulasten als ihm.“

„Ihrem Mann?“ erkundigte sich der Hundeprinz etwas erstaunt. Es hatte doch geheißen. die Ehe sei glücklich,

„Hätte er sie nicht schwanger gemacht würde sie noch leben.“ Tokushima sah keinen Grund von ihrer Meinung abzugehen, dass grundsätzlich alle Männer für alle Frauen ein Unglück darstellten: „Der Schüler, Botan, dagegen…Mir wurde gesagt, dass es verwunderlich sei, dass ihn Akiyama behalten hat. Er sei ein schlechter Schüler gewesen, habe schon immer Schwierigkeiten gehabt Regeln und Disziplin zu wahren…“

Das sagte die Richtige, dachte Seine Lordschaft prompt. Aber nun gut. Vielleicht sollte Sakura noch einmal allein mit diesem Botan reden, von Heilerschüler zu Heilerschüler: „Weiter.“

„Und Botan stellt die Medizin zusammen, die Akiyama ausgibt.“

„Ich ermittle im Fall des toten Richters, nicht dessen Frau.“ Auch, wenn beides durchaus zusammenhängen mochte.

„Das wird zusammenhängen, meint Ihr nicht, Sohn des mächtigen Inu no Taishou? Zwei Tote in einer Familie innerhalb weniger Tage?“

„Ich ziehe Schlussfolgerungen im Gegensatz zu Euch erst, wenn ich alle Fakten habe. Und die liegen mir noch nicht vor.“

„Ach?“ Sie lächelte spöttisch.

„Sollte Euch auch entgangen sein, Prinzessin, dass bislang keine Tatwaffe gefunden wurde?“

„Wenn Ihr noch deutlicher Hilfe benötigt: ich würde an Eurer Stelle einmal diesen Lehrling überprüfen. – Ich freue mich schon auf unseren kleinen Spaziergang.“

„Ich ermittele wie ich will. Und sogar Ihr müsst zugeben erfolgreich.“ Das reichte jetzt wirklich, wenn es in diesem Schloss nicht noch einen dritten Trauerfall geben sollte. Er sah zu seiner Mutter. Sie war höchst amüsiert, oh ja, auch, wenn sie genügend Selbstbeherrschung besaß, das zu verbergen: „Wenn Ihr mich entschuldigen wollt – ich habe einen Mord aufzuklären.“

„Du darfst gehen.“
 

Sakura erwachte ein wenig verwirrt. Wo war sie? Dann erinnerte sie sich an das etwas peinliche Gespräch mit der Hundefürstin und Prinzessin Tokushima. Nein, eigentlich hatten die beiden nichts von ihr gewollt – das Ziel war eindeutig Lord Sesshoumaru. Und sie war nur das Mittel zum Zweck für die dämonischen Damen. Dankbar erkannte sie, dass man ihr Essen und Wasser hingestellt hatte, beides üppig bemessen. Das konnte nur auf Befehl des Hundeprinzen hierher gelangt sein. Seit wann dachte er an so etwas? Hatte er etwa angenommen, ihre Ohnmacht sei durch Hunger oder Durst ausgelöst worden?

Er hielt Menschen sowieso für schwach. Und sie bewies es ihm auch noch. Peinlich.

Sie richtete sich etwas mühsam auf. Bei dem Sturz in die Bewusstlosigkeit hatte sie sich wohl etwas verrenkt oder angeschlagen. Sie rieb seitlich ihren Hals und musterte dabei die Holzdecke, ehe sie langsam trank und aß. Nach solchen dienstbedingten Fastenkuren war sie stets vorsichtig, um sich nicht den Magen zu verderben. Während sie für Neigi-san arbeitete bekam sie regelmäßiger Nahrung. Genauer, immer morgens und abends. Lord Sesshoumaru war gewöhnlich weitaus nachlässiger, was ihre Versorgung betraf.

Dann überlegte sie. Aber ihr Befehl hatte gelautet, sich im Frauentrakt bezüglich des Todes der armen Dämonin zu erkundigen und das hatte sie getan. Ohne dass sie Bericht erstattet und eine neue Anweisung bekommen hatte, brauchte sie nichts weiter zu tun.

So lehnte sie sich an die Wand und betrachtete den Raum, die Wände, die Decke…und es durchfuhr sie. So war der Richter gestorben. Sie hatte das WIE. Nur – würde Seine Lordschaft ihr zuhören wollen, wenn sie es ihm vorschlug? Überdies: wo war die Tatwaffe? Es war doch alles durchsucht worden und sogar am Toten hatte nichts verborgen sein können, da sie ihn selbst untersucht hatte. Und was war das für eine Tatwaffe? Breit wie ein Spatel und doch spitz zugleich?
 

Sie hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde und neigte sich eilig vor, sicher, wer da kam. Sie kannte ihn gut genug, um nur hinter ihm zu schließen und sich nicht weiter zu bewegen. Sein Schritt war etwas schneller als gewöhnlich – und das bedeutete in der Regel keine gute Stimmungslage. War es, weil sie ohnmächtig geworden war? Dann musste sie ihm umso dringender ihre Brauchbarkeit beweisen.

„Du warst im Frauentrakt.“ Er trat ans Fenster und sah hinaus, ohne ihr auch nur einen Blick zugeworfen zu haben.

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Wörtlicher Bericht.“ Das klang nach Minusgraden.

Oh je. War er etwa Prinzessin Tokushima über den Weg gelaufen? „Ich sprach mit Nara, der persönlichen Dienerin der Dame Yoshiko.“ Dann berichtete sie über das Gespräch, so gut sie es nach der Bewusstlosigkeit noch in Erinnerung hatte.

„Ist es das gewöhnliche Vorgehen, Tränke bei einer Geburt zu verabreichen?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Inhalt?“

„Zumeist Eisenkraut, Himbeerblätter und anderes. Es ist eine Mischung, um die Wehen anzuregen und die Geburt leichter zu machen.“

„Und der Lehrling stellt sie her.“

„Bei mir ist das so, Lord Sesshoumaru“, schränkte sie ein.

„Warum?“

„Es ist eine einfache Teemischung, die man rasch herzustellen lernt. Umgekehrt wird auch viel davon benötigt, da im Schlosse des mächtigen Inu no Taishou und der Umgebung auch Menschen leben, die dies nehmen.“

„Und wenn man eine Zutat verwechselt?“

„Selbst das würde in der Menge nicht sonderlich viel ausmachen, eben nur weniger fördernd wirken.“

Wenn Botan diese Medizin herstellte und sie verwechselt hatte – er sollte wenig Disziplin haben - müsste ihn Akiyama decken. Nur – konnte Botan den Richter getötet haben? Allein Akiyama war anwesend. Und der wurde nach der Tatwaffe durchsucht. Nein. Irgendetwas stimmte hier nicht. Niemand hatte gelogen, aber wohl manch einer nicht alles gesagt, sei es bewusst oder aus Irrtum.

„Rede mit Botan.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Nein, in dieser Laune sollte sie ihm ungefragt besser nichts von ihrem Einfall erzählen. Vielleicht, wenn er sich etwas abgeregt hatte. Darauf, an der Wand zu landen, konnte sie verzichten. Vielleicht sollte sie die Prinzessin bitten ihn nicht weiter zu reizen? Aber diese würde trotz aller bekannten Frauenfreundlichkeit das Befinden einer menschlichen Dienerin unter ihr eigenes Vergnügen stellen.
 

******

Tokushima würde sich vor Vergnügen kringeln, wüsste sie, dass Seine Lordschaft vor lauter Schwitzen kaum mehr zum Nachdenken kommt. Er könnte ruhig Vertrauen in seine Assistentin haben – und sie vielleicht mal um ihre Meinung fragen.
 

bye
 

hotep

Letzte Ermittlungen

Der Heilerschüler arbeitete zu Sakuras Erleichterung gerade allein. Wie hätte sie mit ihm in Anwesenheit seines Lehrers sprechen können. Sie rieb sich etwas die Stirn. Leichte Kopfschmerzen und leichtes Fieber, diagnostizierte sie. Die Ohnmacht war wohl nicht nur durch den Hunger sondern auch und vor allem durch den Wassermangel bei dieser Hitze hervorgerufen worden. Heilerin, hilf dir selbst, dachte sie etwas zynisch. Sie wusste, dass Ruhe und Kühle nun am besten gewesen wären, aber Lord Sesshoumaru hätte kaum Verständnis für noch einen Beweis menschlicher Schwäche.

So sagte sie: „Entschuldigung, mein Name ist Sakura. Bist du Botan?“

„Ja.“ Der junge Wolfsdämon sah von dem Mörser auf: „Aber du hättest dich kaum vorstellen müssen. Du bist der einzige Mensch hier.“ Das klang freundlich, nicht so herablassend wie sie es schon von Dämonen erlebt hatte.

„Hast du zufällig Weidenrinde?“

„Klar. – Hast du Kopfschmerzen?“

„Ja. Und etwas Fieber. Diese Sommerhitze macht mir zu schaffen.“ Das erschien ihr ein harmloser Einstieg in ein Gespräch zu sein.

Er stand auf und griff wie selbstverständlich zu dem richtigen Gefäß im Hintergrund. „Hier. Hast du keines dabei?“

„Danke. - Ich...sagen wir, ich sehe mich außerstande in Gegenwart des Prinzen zu kauen.“ Sie sollte nicht lügen. Das war immerhin auch ein Dämon.

„Natürlich. Er soll da recht rabiat sein können. Seine Mutter ist ja unsere Nachbarin, da hört man so manches. Stimmt es, dass er schon Diener getötet hat?“

„Nicht nur Diener.“

„Hu. Fürst Kuro ist ja manchmal schon streng, aber der Tod steht hier auf Mord oder so etwas.“ Er setzte sich wieder an die Arbeit: „Hast du gerade frei?“

Er schien sie wirklich als gleichrangig anzusehen, überraschend: „Sozusagen. Als persönlicher Diener hat man es nie, außer es wird einem gestattet zu gehen.“

„Ja, da hat man es als Heilerschüler leichter. Und du bist beides?“

„Ja. Je nachdem, wozu mich der mächtige Inu no Taishou befiehlt.“

„Das ist dann sicher manchmal nicht leicht.“

„Nein. – Oh, du mischt gerade Brutblatt an?“

„Ja. Kennst du es?“ Er betrachtete sie neugierig.

So nahm sie es als kleinen Test: „Es wirkt blutstillend und entzündungshemmend als Umschlag.“

„Ja. Und wir haben viele Krieger hier. Nun ja, du weißt sicher, dass wir Dämonen uns auch so rasch regenerieren, aber es hilft. Überdies verhindert es Frühgeburten, weißt du das?“

„Nein. Aber ich lerne ja auch erst seit zwei Jahren. Dann ist es wohl wehenhemmend.“

„Ja.“

„Du kennst dich sehr gut aus. Wie lange bist du schon Schüler von Akiyama-sama?“

„Zehn Jahre. Und, na ja, mit den Kräutermischungen und gerade auch den Medizinen kenne ich mich schon recht gut aus.“ Er klang etwas stolz: „Muss ich ja auch. Das mache alles ich.“

Sakura war sehr erstaunt. Neigi-san, ihr dämonischer Lehrer ließ sie immer wieder Tees, Salben anrühren, aber noch lange nicht alles: „Dann vertraut dir dein Lehrer aber sehr. Und du wirst sicher eines Tages sein Nachfolger werden.“

Botan zuckte ein wenig die Schultern, ehe er bitter bemerkte: „Kaum. Wenn du hier im Schloss rumfragst, wirst du hören, welche Fehler ich so mache, meine mangelnde Disziplin. Immer, wenn er danebengreift, war es mein Fehler. Man sollte ihm den Schlafmohn verstecken. – Ich habe nichts gesagt.“ Nun, keiner würde einem Menschenmädchen aus einem anderen Schloss glauben.

Sakuras Gedanken rasten, als sie erwiderte. „Ich kann jedenfalls nicht die Nachfolgerin meines Lehrers werden. Ich bin nur ein Mensch und er ein Dämon.“ Der junge Wolf hatte anscheinend Probleme hier im Schloss. War er darum so offen zu ihr, einer Gleichrangigen?

Botan nickte, froh, dass sie seine Indiskretion wohl überhört hatte, oder zumindest für harmlos hielt. Er war seinem Lehrer doch Gehorsam schuldig: „Ja, Neigi-sama, nicht wahr? Er soll ja eine Legende sein. Weiß er wirklich so viel?“

„Sein Wissen ist sehr umfassend und ich fürchte, ich könnte noch hundert Jahre bei ihm lernen ohne alles zu erfahren.“

„Dann erzähle mir doch etwas darüber. Wenn dein Kopfschmerz nachlässt, “ ergänzte er höflich.

„Es geht schon. Ich muss nur dann auch wieder zurück. Ich bekam nur Ausgang für einen kurzen Besuch hier. Lord Sesshoumaru soll ja den Tod des Richters aufklären.“

„Ja, Richter Mamoru, das habe ich schon gehört. Das muss dann ja recht interessant sein, auch für dich.“

„Solange ich keinen Fehler begehe…“

„Natürlich. – Das ist dann anstrengender als mit deinem Lehrer. – Mamoru war ja immer heiser. Das weißt du sicher inzwischen.“

„Ja, das sagen sie alle.“ Aus plötzlicher Neugier fragte sie: „Sind auch andere Dämonen dauernd in Behandlung? Das kenne ich so nicht.“

Botan schüttelte auch den Kopf: „Kampfverletzungen, ja. Aber du hast Recht. Dämonen sind nicht so weich wie Menschen. Und selbst wenn ihnen was fehlt, gehen sie oft nicht zum Heiler. Siehe Fujita.“

„Das ist doch der Diener des Richters?“

„Ja. Er ist auf einem Ohr taub. Aber das stört ihn nicht, obwohl sein Herr heiser ist...ich meine, war. – Geht es dir besser? Dann könntest du mir etwas von Neigi-sama erzählen.“

„Ja, danke, die Weide wirkt bereits.“ Das war nicht gelogen, und so erzählte sie von dem Kräutergarten ihres Lehrers, ehe sie sich wieder zurückzog. Tatsächlich war der Kopfschmerz etwas leichter geworden, das Fieber ein wenig gesunken. Hoffentlich würde der Hundeprinz den Fall bald auflösen, dass sie nach Hause käme. Ihren Lehrer konnte sie um Erholung bitten und wohl auch bessere Medizin.
 

Sesshoumaru hatte unterdessen noch einmal nachgedacht. Objektiv betrachtet musste der bisherige Fehler bei den Ermittlungen in der Tatsache liegen, dass die Mordwaffe noch immer verschwunden war. Der Burgvogt war ein fähiger Ermittler, sachlich und ging nach Schema vor – und doch hatte er etwas übersehen. Oder? Bis Sakura zurückkehrte und berichtete würde einige Zeit vergehen, also musste er das selbst überprüfen. Überdies würde er eher Auskunft bekommen, das gab er zu.

Im Gang begegnete er Lord Yami, der ein wenig den Kopf neigte: „Darf ich mich Euch erneut anschließen?“

„Kommt.“ Im Vergleich zu Tokushima ein angenehmer Gesprächspartner. Vielleicht sollte er doch seine Mutter bitten, sie mit ihm selbst zu verheiraten. Natürlich nur, um sie ihr am nächsten Morgen unberührt und mit bestem Dank zurückzuschicken – nachdem er sie übers Knie gelegt hatte. Eine kleinliche Rache, sicher, und eines Hundeprinzen nicht würdig, aber er konnte nicht verhindern, dass ein grimmiges Lächeln um seinen Mund huschte. Sie würde tagelang nicht sitzen können.

Ryuichi, dem Leiter der Kanzlei wurde prompt gemeldet, wer da auf ihn wartete und so schoss er aus seinem Büro und verneigte sich höflich zuerst vor dem Erben der westlichen Länder, dann vor seinem eigenen Thronfolger: „Wie können wir Euch behilflich sein?“

„Die ausgehende Post wird jeweils aus den Körben mitgenommen, die in den Zimmern der Beamten liegen“, konstatierte Sesshoumaru.

„Ja. Und dann gehen Boten von hier aus, die sie zu den jeweiligen Dörfern und Adressaten tragen.“

„Was geschieht, wenn ein Brief nicht ausgetragen werden kann?“

Der Kanzleileiter gab es auf, sich über die seltsamen Fragen zu wundern: „Ihr meint, wenn die Adresse falsch ist oder der Adressat gestorben? In beiden Fällen bringt der Bote den Brief hierher zurück. Um Fehler zu vermeiden schreibt der jeweilige Ortvorsteher die Ursache darauf. War die Adresse falsch geht der Brief an den jeweiligen Beamten zurück, der das dann eben korrigieren muss. Ist der Adressat verstorben, wird der Brief zwar noch in der Registratur aufbewahrt, aber der Beamte erhält nur eine schriftliche Notiz darüber. Damit hat sich in der Regel ja der Fall erledigt. Sollte er ihn dennoch wünschen, liegt er eben noch hier.“

„Kam ein Brief des Richters zurück?“

„Nicht, das ich wüsste, Lord Sesshoumaru.“

„Wenn dem so ist, will ich ihn unverzüglich bekommen.“ Er ging.

Lord Yami hatte mit gewisser Überraschung zugehört, ohne freilich etwas zu sagen. Lief das im Schlosse des Inu no Taishou anders ab? Oder wollte der Prinz nur überprüfen, ob es gleich war? Und was sollte das? Der Burgvogt hatte doch ausgesagt, dass er die Post nur deswegen normal abgehen ließ, weil kein Blut daran zu sehen oder zu riechen war. Und Tatayuki irrte sich nicht.
 

Sakura war etwas unangenehm überrascht, als gleich beide Prinzen zu ihr kamen, aber sie sah sich außerstande Einwände zu erheben. So meinte sie nur, als Sesshoumaru stehen blieb und sie anschaute: „Wünscht Ihr wörtlichen Bericht?“ Selbstverständlich wagte sie es nicht höher als seine Knie zu blicken.

„Ja.“ Nicht einmal das hatte Tokushima hinbekommen.

Als sie geendet hatte, sah der Hundeprinz zu Yami. Dieser dachte sichtlich nach, ehe er fragte: „Darf ich eine Frage an Eure Dienerin richten?“

„Sakura.“

Der Wolfsprinz nickte: „Danke, Lord Sesshoumaru. – Sakura, was macht dich sicher, dass Botan nicht log? Dass Akiyama Schlafmohn nimmt, und so, wie es klingt, regelmäßig, erscheint mir unglaubhaft. Das hätte auffallen müssen. Der Junge will sich wohl selbst schützen und erzählt derartige Lügen über seinen Lehrer.“

„Ich bin kein Dämon, Lord Yami, und so mag mir eine Lüge entgehen“, erwiderte sie höflich: „Dennoch kann ich aus meiner bescheidenen Erfahrung sagen, dass es Dämonen gibt, die aufgrund von unheilbaren Kriegsverletzungen regelmäßig Schlafmohn nehmen. Der Körper gewöhnt sich daran. Nur wenn die Dosis erhöht wird oder soeben frisch eingenommen wird, sollte der Betroffene sich zurückziehen um Fehlleistungen zu verhindern.“

„Klärt die Sache mit Akiyama mit Eurem ehrenwerten Vater, Fürst Kuro“, meinte Sesshoumaru: „Sobald der Tod des Richters abgeschlossen ist.“

„Ja, Ihr habt Recht. Das wäre mit…Besuch im Haus…doch unangenehm. Danke für den guten Rat.“ Der Wolfsprinz neigte höflich den Kopf, ehe er sich zurückzog. Er hatte durchaus den Hinweis verstanden, dass Lord Sesshoumaru nun nachzudenken wünschte. Diese Heilerin, die der dabei hatte – kein Wunder, dass der mächtige Inu no Taishou sie zu Sondermissionen befahl. Ein derart gutes Gedächnis, medizinische Kenntnisse und Höflichkeit, ein nettes Aussehen….einfach zu schade, dass das ein Mensch war.
 

Botan.

War er der Auslöser zum Tod des Richters? Dann hätte wohl Tokushima gewonnen. Sesshoumaru starrte aus dem Fenster. Ohne jeden Zweifel würde sie ihn mit Sakura auf dem Rücken durch jedes einzelne Dorf führen. Was für eine demütigende Aktion!

Nein, er musste sich zusammenreißen, in Ruhe noch einmal nachdenken. Vielleicht war alles ganz anders. War der Lehrling nicht in den Tod des Richters verwickelt, hätte Sakura den entscheidenden Hinweis geliefert und er könnte dieses arrogante Hundefräulein selbst an die Leine nehmen.

Aber wie? Wie war der Mord geschehen? Und wie war es dem Täter möglich gewesen, so nahe an den Richter heranzukommen, ohne dass Mamoru seine Absicht ahnte und um Hilfe rief? So heiser war er nicht gewesen, wie Heiler und Diener behaupteten. Immerhin hatten sie beide verstanden, dass Akiyama vor der Tür warten sollten. So hätte ein Hilferuf doch zumindest Fujita, halb taub hin oder her, im Nebenzimmer alarmiert, wenn nicht gar den Samurai draußen vor dem Wartezimmer. Die Wände waren dünn. Sicher, ein normales Gespräch hätten beide wohl geübt überhört. Wie hatte der Samurai gesagt: ich hörte nicht hin, denn es ging mich nichts an.

„Warum rief er nicht?“ fragte er sich selbst.

Dann erkannte er, dass er laut gesprochen hatte, denn Sakura hatte das als Frage an sie verstanden und antwortete unverzüglich: „Weil er keine Gefahr entdeckte, Lord Sesshoumaru.“

Er drehte sich um und sie neigte sich eilig vor. Mist, dachte sie panisch. Das galt gar nicht ihr. Und auf ungefragte Antworten reagierte er gern schmerzhaft.

„Mamoru war ein Dämon.“ Was meinte sie? Hatte sie einen Weg zu dem Wie gefunden? Dann würde er der Sieger dieser unüberlegten Wette sein – und Tokushima würde der peinliche Teil bleiben. Und auch Mutter wäre mit ihm zufrieden. Vater erst Recht.

„Wie auch der Mörder, Lord Sesshoumaru.“ Er suchte eine Unterhaltung mir ihr? Das war bislang nur selten vorgekommen und wenn, dann eigentlich nur über Menschen.

„Glaubst du etwa, ein Mensch könnte einen Dämon umbringen?“ Nun ja, so gut wie nie. Es gab da durchaus fähige Priester und Dämonenjäger, die einfacheren seiner Gattung gefährlich werden konnten. Ihm selbstverständlich nicht.

„Natürlich.“

„Du könntest mich umbringen?“ Entweder sie war größenwahnsinnig geworden oder…

„Ich wäre wohl die Einzige, die es könnte, Lord Sesshoumaru.“ Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Das war ehrlich, klang aber wie eine Drohung - und das wäre Hochverrat, tödlich. Wenn er jetzt seine Klauen durch sie ziehen würde, wäre das nur sein Recht.

Aber für den Hundeprinzen gab es nur eine beruhigende Schlussfolgerung, um diese unselige Wette zu gewinnen: „Du kennst das Wie?“

Sie wagte es erleichtert zu der Schleife um seine Taille aufzublicken: „Ja, mein Herr.“
 

****
 

Und er bewegt sich doch...:)
 

Alle Indizien sind gegeben, es sollte klar sein, wie der Mord durch wen passierte...

Wenn nciht: nächste Woche gibt es ein ungewohnt langes Krimikapitel mit der Auflösung durch Sesshoumaru und der Einlösung der Wettschuld.
 

bye
 

hotep

Auf- und Einlösungen

Für Minerva heute schon, damit nicht der Urlaub in der Grübelei untergeht, was passiert ist:)
 

Sesshoumaru hatte Fürst Kuro durch einen Diener bitten lassen Lord Yami, seine eigene Mutter und Prinzessin Tokushima in dessen Empfangssaal zu rufen, ebenso Burgvogt Tatayuki mit zwei Kriegern, Heiler Akiyama und Kanzleivorsteher Ryuichi. Er selbst kam erst als er alle dort wusste, gefolgt von Sakura, die zuvor von Botan Akiyamas Heilerkoffer besorgt hatte und diesen nun mit sich trug.

Der eigentliche Besitzer wollte dagegen protestieren, ließ das dann allerdings lieber sein.

Als das Menschenmädchen den Koffer neben der Tür abstellte und sich dabei niederließ, rutschte ihr Ärmel empor und jeder Dämon im Raum erkannte die dunklen Male von Fingern an ihrem Handgelenk. Jeder konnte sich denken, wer sie so hart angefasst hatte. Allerdings gab selbst Prinzessin Tokushima zu, dass der Hundeprinz es wohl genau so dosiert hatte, ihr nicht den Arm zu brechen, sie also noch arbeitsfähig zu halten. Dennoch – sie bedauerte nicht nur seine Dienstboten sondern vor allem seine künftige Ehefrau.

Während sich Sakura neben der Tür niederkniete, trat Sesshoumaru etwas vor und neigte den Kopf vor seiner Mutter, ehe er sich an den Gastgeber wandte:

„Auf Wunsch meiner verehrten Mutter erbatet Ihr, Füst Kuro, dass ich den Tod des Richters Mamoru untersuche.“

„In der Tat, Lord Sesshoumaru.“ Der rasche Blick des Hausherrn zu seinem Sohn verriet, dass ihn Yami schon über einige Ermittlungsschritte informiert hatte: „Da Ihr nun diese Zusammenkunft einberufen habt, vermute ich, dass Euch klar ist, wer Mamoru ermordete? Falls es überhaupt Mord war.“

„Das Wer war mir eigentlich schon im ersten Moment klar. Aber da die Tatwaffe nicht gefunden wurde, war das Wie des Mordes das interessantere Problem. Hat man das Wie und konnte nur eine Person die Tat so durchführen, hat man auch das sichere Wer. Hinzu kommt dann noch erschwerend, wenn diese Person ein Motiv hatte und die Tatwaffe. Diese ist bislang noch immer verschwunden, aber es gibt nur eine Möglichkeit des Tathergangs.

Richter Mamoru war äußerst pflichtbewusst. Selbst an dem Tag, an dem seine Ehefrau starb, hielt er seine gewöhnlichen Bürostunden ab. Und er war heiser, ungewöhnlich bei einem Dämon, aber er war es stets. Besonders allerdings, nachdem er bei der Todesnachricht vor einem Tag seine Stimme überanstrengte. Allerdings kaum soviel, dass er nicht um Hilfe schreien könnte, wenn ihn jemand angreifen sollte. Sowohl Fujita als auch Akiyama bestätigten, dass sie ihn, wenn auch mühsam, durch die Tür verstanden. So stellte sich als erste Frage: warum schrie er nicht um Hilfe? Oder schrie auch nur auf, als er den Angreifer sah?“ Er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich der Burgvogt etwas aufrichtete und fuhr fort: „Es gab nur eine Lösung. Er kannte sein Gegenüber, erwartete keinen Angriff – oder er konnte die Attacke nicht kommen sehen. Das bedeutet, dass nur Fujita oder Akiyama als Täter in Betracht kamen. Beide waren kurz allein mit dem Opfer gewesen. Allerdings bestätigte der Heiler, dass auch er Mamoru durch die Tür hören konnte. Wenn sich beide nicht verschworen hatten, lebte der Richter zu diesem Zeitpunkt noch. Also bleibt Akiyama. Er war der Erste am Tatort und seine blutigen Hände wurden damit begründet, dass er versucht hätte, dem Opfer zu helfen.“

„Ich bitte um Vergebung, Lord Sesshoumaru“, meinte der Burgvogt hörbar indigniert: „Der Heiler wurde gründlich durchsucht, der gesamte Raum – es gab keine Tatwaffe. Und Miki, der diensthabende Samurai, bestätigte, dass er ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.“

Seine Lordschaft blieb bemerkenswert gelassen: „Zu der Tatwaffe komme ich noch, Tatayuki. - Lord Yami, würdet Ihr kurz die Rolle des Richters übernehmen? Setzt Euch ein wenig vor. – Sakura.“

Diese wusste, was er wollte und verneigte sich kurz, ehe sie bat: „Lasst mich Euren Hals ansehen, Lord Yami.“

„Oh, ich bin also heiser?“ Aber der Wolfsprinz beobachtete genau, wie sie aus dem Heilerkoffer einen Spatel nahm. Er kannte dieses flache Holzgerät von seltenen Untersuchungen, die er bei Menschen gesehen hatte, die Akiyama zu Rate zogen. Dämonen wurden in der Regel nicht krank, aber Mamoru war schon so lange er ihn kannte stets heiser gewesen. Damit konnte man doch unmöglich jemanden töten.

Sie kam zu ihm und kniete vor ihm nieder: „Darf ich Euch bitten den Mund zu öffnen?“

Lord Yami gehorchte, wenn auch in dem eigenartigen Gefühl, sich gerade vor Prinzessin Tokushima lächerlich zu machen. Diese guckte ihn so an….Aber er bog den Kopf zurück und öffnete den Mund. Im gleichen Moment spürte er den Spatel an der linken Halsseite. Erschreckt sah er zu dem Menschenmädchen, das sich eilig verneigte, dann zu dem Hundeprinzen: „Ich habe es nicht sehen können!“

„Nein. Niemand kann auf die Hand des Heilers achten, wenn er den Mund öffnet und somit den Kopf zurückneigt. Und der Spatel mag ein Skalpell verbergen. Das erklärt auch die ungewöhnlich breite Wunde. Akiyama muss so fest zugestochen haben, dass der Spatel mit in den Hals fuhr. – Sakura.“

Sie zog sich eilig zurück. Als sie Lord Sesshoumaru diese Grundregel bewiesen hatte, war sie allerdings nicht bis zu seinem Hals gekommen. Instinktiv oder aus einem anderen Gefühl hatte er ihre Hand abgefangen. Sie trug noch die Spuren. Aber das war nicht so schlimm. Immerhin war sie mit dem Chirurgenmesser bis auf zehn Zentimeter an die Kehle des Erbprinzen der westlichen Länder herangekommen. Ohne jede Phantasie hätte man daraus einen Mordanschlag machen können – und darauf stand der Tod. Aber er war anscheinend sehr befriedigt über ihrer These gewesen, ja, sie hätte schwören mögen, dass sie etwas wie ein Lächeln gesehen hatte. Nicht das mörderische, das sie kannte, sondern ein sehr zufriedenes. Und er hatte sie nicht bestraft.

„Ein überzeugender Beweis, Lord Sesshoumaru“, meinte Fürst Kuro: „Hast du auch etwas dazu zu sagen, Akiyama?“

Der Heiler schüttelte den Kopf: „Ich...es gibt keinen Grund. Er hatte mir doch den Tod seiner Ehefrau verziehen…Es war nur ein Unglück.“

„Nun, mein Sohn?“ warf die Hundefürstin ein.

„Es wäre in der Tat ungewöhnlich, wenn zwei Todesfälle innerhalb von drei Tagen in einer Familie keinerlei Zusammenhang zeigen würden, verehrte Mutter“, erwiderte ihr Sohn, zu wohlerzogen seine Meinung zu ihrer Einmischung in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Letzten Endes mag es dahingestellt bleiben, ob es ein Unglück oder Nachlässigkeit war, dass Yoshiko, die Frau des Richters, starb. Allerdings sagte Nara, ihre Dienerin, aus, die Geburt sei problemlos verlaufen – bis Akiyama ihr einen wehenfördernden Trank reichte. Dieser bewirkte das Gegenteil. Ob er vertauscht wurde, es ein Fehler war…Es genügte, dass Mamoru darüber nachzudenken begann. Er war ein sachlicher Mann, erfahren durch seine Tätigkeit als Richter, und er hatte trotz seiner Sorge um seine Frau etwas bemerkt. Am Abend vor seinem Tod war er noch bei Lord Yami und dieser gewann nach eigener Aussage den Eindruck, dass Mamoru vor einer schweren Entscheidung stand. In Anbetracht der Angaben des Heilerschülers Botan ist davon auszugehen, dass der Richter bemerkt hatte, dass Akiyama Schlafmohn konsumiert hatte, dies wohl regelmäßig tut, was zu gewissen Fehlleistungen führen kann. Der Richter war allerdings ein ehrenhafter Mann und wollte sicher keine unrechtmäßigen oder voreiligen Schlüsse ziehen. So wollte er mit dem Heiler zunächst darüber sprechen, ehe er ihn Euch, Fürst Kuro, meldete und machte mit ihm diesen Termin aus. Wie sehr er darüber nachdachte, verriet auch die Tatsache, dass er noch um einen Moment Bedenkzeit vor diesem Treffen bat, den Heiler nicht sofort einließ. Akiyama dagegen wusste, wenn Mamoru dies meldete, wäre er seinen Posten als Heiler los, gleich ob er nun Schuld am Tod der Ehefrau trug oder nicht, und plante den Mord.“

„Das ist ja alles sehr schlüssig“, meinte Fürst Kuro: „Aber….das Skalpell und der Spatel?“

„Es gibt nur eine Möglichkeit. Dank Tatayukis umsichtiger Suchaktion war auszuschließen, dass sie bei Akiyama oder dem Opfer oder auch nur dem Samurai war oder durch das Fenster geworfen wurde. Die einzigen Gegenstände, die den Raum verließen waren die Briefe im Postkorb.“

„An denen war kein Blut zu sehen, Lord Sesshoumaru“, warf der Burgvogt eilig ein.

„Natürlich nicht.“ Der Hundeprinz bewies ungewohnten Langmut, während er einen Blick auf die Prinzessin warf, die mit versteinerter Miene da saß. Hoffentlich bereute sie diese Wette bereits. Und er würde dafür sorgen, dass sie es noch mehr tat. „Und das ist ein Beweis, dass es sich nicht um einen Totschlag im Affekt handelt, aus jäher Panik, sondern kühl geplanten Mord. Akiyama kennt die Routine im Haus. Wenn ein Brief nicht zugestellt werden kann und der Adressat verstorben ist, bringt der Bote den Brief zurück und er landet ungeöffnet in der Registratur. Der jeweilige Beamte, in diesem Fall Mamorus Nachfolger, würde nur den Vermerk bekommen, dass der Adressat verstorben ist und der Fall geschlossen werden kann. Die Tatwaffen konnten auf diesem Weg sicher entsorgt werden. Alles, was der Heiler tun musste, war, einen Briefumschlag selbst mitzubringen, auf dem der Name eines Verstorbenen stand und diesen durch Wachs so zu präparieren, dass kein Blut durch das Papier gelangen konnte. Die Witterung daran war zu vernachlässigen. Die Wunde des Richters und deren Blut überdeckte alles im Raum, selbst für Wolfsdämonen. Und sowohl der Spatel als auch das Skalpell waren leicht und dünn genug, bei einer raschen Durchsuchung der Briefe unter der Wachsschicht nicht aufzufallen. Die halbe Stunde, die Akiyama angeblich vor der Tür wartete, benötigte er um sich kurz mit dem Richter zu unterhalten, diesen wohl etwas zu beruhigen und die vermeintliche Untersuchung zu beginnen, zu morden und seine Spuren zu verwischen. Der Richter war stets pünktlich und wird ihn nur wenige Minuten haben warten lassen, ehe er ihn persönlich hineinholte. - Fürst Kuro, Euer Burgvogt und seine Samurai haben sehr sorgfältig gearbeitet. Nur darum war es mir möglich, so rasch den Schluss zu ziehen.“

Tatayuki starrte den durchaus nicht im Rufe der Höflichkeit stehenden Hundeprinzen an, ehe er sich verneigte. Das war sehr freundlich von Lord Sesshoumaru seinem Herrn so zu bestätigen, dass er keinen Fehler begangen hatte. Und eigentlich – ja, eigentlich, ärgerte sich der Burgvogt darüber, diesen Schluss nicht selbst gezogen zu haben. Er hatte die Briefe alle durchgesehen, alle in der Hand gehabt – und nicht darauf geachtet, ob sich ein flaches Metall oder Holz darin verbergen könnte, sondern nur auf äußerliche Blutspuren. Und Akiyama, der ihn schon lange kannte, hatte auch sein gewöhnliches Vorgehen abschätzen können.

„Dann nehmt Akiyama fest“, befahl der Fürst: „Ich danke Euch, Lord Sesshoumaru, für die Mühe Euch hierher zu begeben und diese Unannehmlichkeiten auf Euch zu nehmen.“

„Dann können wir gehen, nicht wahr, Prinzessin Tokushima?“ Der Hundeprinz konnte nur mit Mühe die gewisse Befriedigung in seiner Stimme verbergen.

Diese biss sich kurz auf die Lippen, ehe sie zu seiner Mutter sah.

Die Fürstin zuckte ein wenig die Schultern: „Meine Teure, diese Wette war deine Idee. Ich habe zugestimmt, aber dachtest du wirklich wegen dir? Ich würde nie zulassen, dass mein einziger, wertvoller Sohn sein Gesicht verliert.“

Sesshoumaru dachte zwar nicht recht zu hören, aber das war nun auch schon gleich: „Sakura.“ Einziger, wertvoller Sohn und das in aller Öffentlichkeit, nachdem sie ihm diesen Mord aufgehalst hatte?

Diese sprang eilig auf, nicht ohne sich vor den hohen Herrschaften nochmals zu verneigen, eine Höflichkeit, die Lord Yami mit innerem Seufzen zur Kenntnis nahm. Vielleicht sollte er sich die Menschenmädchen im Gebiet seines Vaters einmal genauer ansehen, wenn da solche Schätze drunter verborgen waren. Sakura war in festen Klauen, das war klar, und so würde er eben suchen müssen.

Eine flüchtige Verneigung gegen seine Mutter, dann ging der Dämonenprinz aus dem Raum. Sakura war mehr als überrascht, dass sich Prinzessin Tokushima ihnen anschloss, mit versteinertem Gesicht. Was war zwischen den beiden abgelaufen? Aber sie konnte ja unmöglich fragen. Und dass sich da zwei arrogante Dickköpfe getroffen hatten, war ihr nur zu bewusst. Sie achtete jedoch darauf hinter der Prinzessin zu bleiben. Zu gut kannte sie ihren Rang, zumal in den Augen von Dämonen.
 

Im Hof blieb Sesshoumaru stehen und drehte sich wortlos um. Den funkelnden Blick der Prinzessin ignorierte er scheinbar.

Sakura wich eilig zurück, als sich Tokushima in einen großen, schwarzen Hund verwandelte. Was sollte das? Und was meinte der Hundeprinz als er ihren Namen nun sagte? Er konnte doch unmöglich meinen, dass sie diesen dämonischen Hund jetzt an die Leine nehmen sollte?

Ihm fiel ein, dass sie keine Ahnung von der Wette hatte: „Steige auf sie.“

Wie bitte? Sie konnte sich keine schlimmere Demütigung für die Prinzessin vorstellen. Moment mal. War er darum so zufrieden mit ihrer Lösung des Wie gewesen, weil er nun Tokushima beleidigen konnte? Oder noch anders – war das etwa ein Wettkampf gewesen und hätte er das im umgedrehten Fall tun müssen, wenn er den Mord nicht aufklären konnte? Das erklärte seine geradezu ausufernde Freundlichkeit und Geduld, als er die Lösung hatte. „Lord Sesshoumaru…“ Wenn sie auf Tokushima reiten würde, würde diese sie doch umbringen.

„Steige auf.“

Schön, das war ein Befehl und sie saß mal wieder zwischen zwei Mühlsteinen. Langsam konnte man sich daran gewöhnen. So beteuerte sie eilig: „Vergebt ...es ist so hoch….“

Ohne ein Wort packte der Erbprinz sie um die Schultern und sprang empor, setzte sie auf den Nacken des Riesenhundes. Sakura klammerte sich unwillkürlich im Haar fest. Das war wirklich weit oben und sie hatte noch nicht einmal je auf einem Pferd gesessen.

Tokushima entkam ein leises Grollen, was Sesshoumaru bewog, zu ihr aufzusehen: „Nun, es war Eure Idee, dass der Gewinner Tempo und Weg bestimmt. Ihr habt doch gewiss die Befähigung einen kleinen Spaziergang durch die westlichen Länder zu unternehmen. – Kommt. Wie sagen Menschen: bei Fuß!“

Das würde sie ihm heimzahlen, schwor sich die Prinzessin. Niemand beleidigte sie ungestraft. Aber im Moment konnte sie nichts anderes tun als ihre Ehrenschuld zu bezahlen.
 

Für Sakura wurde dieser Ritt auf einem mehr als unwilligen Träger zu einer Tortur. Das lag nicht nur an ihrer Überzeugung, Prinzessin Tokushima würde sie umbringen sobald diese Wette beendet war, sondern auch an der Hitze. Lord Sesshoumaru machte anscheinend wirklich einen weiten Spaziergang ohne je anzuhalten, ihr die Möglichkeit zu geben zu essen oder auch nur zu trinken. Sie musste sich immer mehr zusammennehmen, nicht darum zu bitten. Aber wenn sie seinen Triumph, denn als solchen schien er es zu betrachten, über die Prinzessin störte, wäre sie sicher ebenso fällig.

Als sie im letzten Licht des Tages das Schloss des mächtigen Inu no Taishou erreichten, waren sich das menschliche und dämonische Mädchen einig in dem Gedanken: endlich.

Tokushima verwandelte sich unverzüglich wieder zurück, besaß aber in der Tat noch den Nerv, die stürzende Sakura aufzufangen, eine Geste, die diese mehr als verwirrte. Die Hundeprinzessin merkte es. Da sie vor den Ohren Sesshoumarus nicht unbedingt sagen wollte, dass sie lieber von einem Menschenmädchen als von ihm geschlagen worden war, meinte sie nur, Sakura freigebend: „In meinen Augen, teurer Lord, hat mein Verlieren dieser Wette nur bewiesen, dass Ihr nicht ohne sie ermitteln könnt.“

Im nächsten Moment war sie verschwunden.

Natürlich konnte sie nicht einfach zugeben, dass er gewonnen hatte, dachte Seine Lordschaft: „Du kannst gehen, Sakura.“

„Danke“, brachte diese noch hervor. Nur noch zu ihrem Lehrer, das würde sie schaffen. Nur noch wenige Schritte, dann würde er ihr helfen. Ihre Kopfschmerzen und ihr Ruhebedürfnis hatten ungeahnte Höhen angenommen.

Der Hundeprinz machte sich dagegen auf den Weg, seinen Vater Bericht zu erstatten. Vermutlich war der sehr interessiert, auch an Nachrichten über seine Mutter. Nun ja, das noch, dann konnte er ein Bad nehmen und sich in Gedanken weiterhin über den netten kleinen Spaziergang amüsieren.
 

Die ungewöhnlich gute Laune des Erbprinzen hielt genau eine Stunde an. Dann befahl sein Vater ihn erneut zu sich, noch ehe er in das Bad gekommen war. Als er sich höflich verneigte, deutete der Inu no Taishou wortlos vor sich. Ein wenig unangenehm überrascht ließ sich Sesshoumaru gegenüber dem Fürsten nieder. Dort saß er nur, wenn er sozusagen der Angeklagte war. Was war denn los? Hatte sich etwa inzwischen Mutter wegen seines Verhaltens beschwert? Auf jeden Fall war es besser die Strafpredigt stumm über sich ergehen zu lassen. Als er vor einigen Jahren Widerworte gegen einen seiner Meinung nach ungerechtfertigten Tadel gewagt hatte, hatte ihn sein Vater kurzerhand für drei Wochen zu seiner Mutter geschickt, mit offenbar genauen Anweisungen für diese. Mutter hatte ihm dann für die gesamte Zeit neben jeder Menge langweiliger Übungen einen Schweigebann aufgehalst. Bei der Vorstellung, dass das noch einmal passieren würde und sich Prinzessin Tokushima köstlich über ihn amüsieren würde…Nein. Lieber still zu Boden blicken und keinen Muskel bewegen.

Der Hundefürst war sachlich: „Neigi war soeben bei mir und bat mich um mindestens sechs Tage Erholung für Sakura, da sie nicht arbeitsfähig ist. Seine Diagnose lautete Hitzschlag. Ich habe geglaubt dir bereits klar gemacht zu haben, dass man für seine Diener verantwortlich ist, gleich ob sie Menschen oder Dämonen sind. Erst recht gilt dies für meine Diener, die ich nur zu dir befohlen habe. Du hast im Schloss Fürst Kuros vernachlässigt, dass Menschen Versorgung benötigen, zumal Wasser bei dieser Hitze, bis Sakura vor Erschöpfung und Fieber zusammenbrach. Zu allem Überfluss hast du sie aufgrund dieser…Wette noch einen ganzen weiteren Tag ohne Wasser durch die Gegend reiten lassen um dein Mütchen an Prinzessin Tokushima zu kühlen. Ich wünsche nicht, dass derartiges noch einmal vorkommt. Um deinem Gedächnis ein wenig nachzuhelfen wirst du dich unverzüglich in dein Zimmer begeben und dort bleiben bis Sakura wieder arbeitsfähig ist.“ Da er bemerkte, dass sein Sohn um ein Haar aufgesehen hätte: „Du hast verstanden: kein Bad, kein Spaziergang, kein Training, keine Besucher. Ich werde deine Lehrer anweisen, dir hinreichend Aufgaben für diese sechs Tage zu geben, die du selbstverständlich lösen wirst. Du solltest hoffen, dass Neigi keine Verlängerung für seine Schülerin beantragt. – Du darfst gehen.“

Sesshoumaru versagte sich jedes Wort. In solcher Stimmung wäre Vater fähig ihn zu seiner Mutter zu schicken, um ihn für diese Zeit in einen Raum zum Lernen mit Tokushima unter Mutters Augen sperren zu lassen. So verneigte er sich nur schweigend und ging in sein Zimmer. Das würden sechs mehr als langweilige Tage über den Büchern werden.
 

***
 

Und kein Diener sollte den Fehler begehen darüber zu plaudern, dass sich der werte Herr Hundeprinz nur in seinem Zimmer aufhält...^^
 

Der nächste Krimi hat schon sechs Kapitel erreicht, ich bin im 7. Vermutlich kommt die Lösung dann im achten. Nach Überarbeitung der Einwände meines beta und anderer Dinge, wird es dann online kommen. Eine Vergiftung in einem Menschenschloß - ein sicherer Täter - und Sesshoumaru darf ihn verteidigen^^
 

bye
 

hotep



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Von:  Flecki49
2012-08-14T15:10:00+00:00 14.08.2012 17:10
Ach, also.. irgendwie hab ich es Sesshy gegönnt. Trotzdem, arme Sakura... ob sie das egtl je erfährt, warum der Prinz Zimmerarrest hatte? Dient bestimmt nicht der Gerüchteküche, wenn man sie zusammen ankommen sieht, sie dann beide 6 Tage verschwinden und zusammen wieder auftauchen... obwohl Sakura ja jetzt zumindest nicht nach Sesshy riecht.
Übrigens, äußerst freundlich von ihm Sakura hochzuheben und nicht Tokushima, die gute Hundeseele, zu bitten, sich doch bitte mal kurz hinzulegen (sprich, ihr zu befehlen: Platz!) xD
Ansonsten echt genialer Fall. Ich hatte ja zwischenzeitlich Fujita im Verdacht, weil er ja zugab, sich irgendwie Hoffnungen gemacht zu haben, der Nachfolger zu werden.. aber wenn man den Tod seiner Frau und Kind mit einbezieht konnte es nur Akiyama gewesen sein (das war doch der Name des Heilers?) Obwohl ich das Wie auch erst durch Sakuras Vorführung erfahren habe.
Und ich tue mich sehr schwer mit der Vorstellung, das Sesshomaru sich hingekniet und dann auch noch den Mund geöffnet und den Kopf in den Nacken gelegt hat. Das widerspricht dochjedem Selbsterhaltungstrieb eines Dämonen... naja, aber Befehl ist ja Befehl, und wie sagt er immer so schön, er bereut nie etwas?
Also, ich hab mich durchweg amüsiert, dieses Gekabbel zwischen Mama, Sohn und Tokushima... köstlich^^
Und auch wenn es böse klingt: Als Sakura ohnmächtig war und Sesshy sie vorsichtig Probehalber mit dem Fuß angestupst hat... vorsichtig, Menschen sind ja so fragil... Tut mir leid, aber ich hatte da so dieses Bild vor Augen von tollpatschigen Hundewelpen die was anstupsen, angespannt ohne Ende um gleich wieder einen Satz zurück machen zu können falls es sich bewegt xD Er ist so süß und weiß es nicht mal...
*Tee hinstell*
Lg, Flecki^^

Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T22:27:56+00:00 17.11.2010 23:27
Achja: ich mag Prinz Yami^^. Offenbar weiß er Tugenden zu schätzen, egal ob von Mensch oder Dämon. Auch, wenn er eindeutig ein Mann ist und in typischer Großherrenmanier wohl nach einer Geliebten sucht *eyesroll*. Aber immerhin sieht er Menschen nicht als verachtenswert an. Und Botan, der hoffentlich neue Heiler, ist auch menschenfreundlich ... das dürfte recht angenehm sein, unter diesen Dämonen zu leben. Schön, zu lesen, wie es auch sein kann.
Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T22:24:34+00:00 17.11.2010 23:24
Arme Sakura. Bei dir und Sesshoumaru hat sie einiges auszuhalten. Gott sei Dank ist Neigi da fürsorglicher, ebenso der Taishou. So kriegt sie auch noch ein bisschen Gerechtigkeit.

Tokushima ... ich glaube, ich mag sie doch. Und das alles nur, weil sie Sakura aufgefangen hat. Vielleicht würde sich die Prinzessin besser um sie kümmern als der Herr Eisklotz.

Ahja. Auf die Tatwaffe wäre ich nicht gekommen. Sonst war mein grober Verdacht ja recht gut. Nur ... Briefumschläge *hüstel*.
Aber man kann nicht alles wissen.

Schön, dass fähige Wesen, hier der Burgvogt, auch mal gelobt werden.

"Bei Fuß!" war wirklich ein highlight.

Netter Krimi. Und nette Nebengeschichte ;).

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T22:03:14+00:00 17.11.2010 23:03
JAHAAAA^^!!! Im nächsten Kapitel erfahren wir endlich, was Sakura entdeckt hat. Endlich.

Sesshoumaru hat ganz schön viel Nachsicht mit Sakura, aber das hat sie sich nach der langen und ausgesprochen guten Zusammenarbeit auch verdient. Finde ich. Er sollte wissen, dass sie zu tausend Pozent loyal ist und überdies ausgesprochen hilfreich.

Tja, Tokushima ... Menschlein tragen?

Botan ist also Opfer der Intrige seines Lehrers. Passiert schon mal öfter, ist aber immer schmutzige Wäsche. Ich hoffe ernstlich, ihn trifft keine Schuld, denn ich mag ihn. Er ist sehr nett zu Sakura. Wenn er so mit allen Menschen umgeht, gibt er sicher einen exzellenten Heiler für den späteren Fürsten ab, da er sich auch um die menschlichen Untertanen kümmern wird.

Hm, dieses Blatt, über das sie beide geredet haben .. wehenhemmend, wie ich dachte. Wenn Akiyama nun den falschen Trank nahm ...? Das erklärt einmal mehr, warum ihm das ganze so peinlich ist. Jaja, Drogen sind böse.

lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T21:51:14+00:00 17.11.2010 22:51
Was für eine Wette. Tokushima eben. Nun, ich hoffe, sie verliert, das wird sie etwas mehr Vorsicht lehren.

Was ist Sakura da eingefallen? Ich wüsste es zu gern ... hm. Muss wohl noch etwas warten. Decke. Also war da etwas, als er nach oben blickte? So kam der Täter zumindest leicht an den Hals des Toten, dafür musste der Schlag nicht von unten erfolgen. Und an der Decke könne sich sicher so einige Mechanismen befinden, die man unter normalen Umständen nie bemerken würde - wer inspiziert schon jedes Mal, wenn er einen Raum betritt, die Decke? Uuuaah ... irgendwie muss ich grad an diese eine Geschichte von Edgar Allan Poe denken, die mit den Mönchen, die einen Gefangenen auf grausame Weise zu Tode bringen wollen, mit Fallgrube und Pendel und beweglichen, glühenden Wänden und so ... uah.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T21:33:00+00:00 17.11.2010 22:33
Ich weiß nicht, wie oft ich das schon geschrieben habe, aber: Arme Sakura. Sie tut mir wirklich Leid. Einen überaus gestrengen Chef, den körperliche Bedürfnisse seiner Menschen nicht interessieren, seine gelangweilte Mutter und tätliche Übergriffe von Dämonenprinzessinnen. Armes Kind.

Tokushima und ermitteln? Oh weh ... das wird wohl kaum gut gehen. Sesshoumaru wird sehr unzufrieden sein. Wie schön.

Er kennt nur eine Methode ... *hust*, nun, es gibt auch noch zahlreiche andere (die auch nichts unwiderruflich .... ne?), die auch unter Frauen funktionieren, soviel sei ihm gesagt. Da kann er gerne noch so oft entnervt "Menschen!" denken, ich denke oft genug: "Ignoranter Dämon!".

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-17T07:53:26+00:00 17.11.2010 08:53
Oha. Zeigen. Was? Den Kuss nachahmen?!

Sesshoumaru weiß also, was Sakura immer macht, obwohl er sie eigentlich nur zum Abholen sieht? Nana, wir beobachten doch wohl nicht heimlich die junge Dame?

Oha. Nach dem Trank wurde es also schlimmer, die Wehen setzten aus? War das Absicht, und hat er womöglich gar den Welpen im Leib seiner Mutter getötet? Dieser Heiler hat eindeutig Dreck am Stecken, und wenn er nur Medium für jemanden ist (das kann schließlich auch noch sein, dass jemand seinen Ärztekoffer manipuliert hat). Aber sag mal, hat der Tote nicht gelegen, als der Samurai kam? War also nicht hochgehoben?

Seeeehr seltsam ... und wenn die Stimme so angegriffen war, dann kann das sehr leicht auch jemand oder etwas anderes gewesen sein.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-16T08:16:13+00:00 16.11.2010 09:16
Oha. Diese Aussage hat mir so einiges klarer gemacht.

Miki kann an dem Ganzen tatsächlich unschuldig sein, aber ob der Heiler und Fujita es sind, ist in keinster WEise belegt. Denn wenn der Samurai Diskretion besitzt und nicht zuhört, was dort geredet wird ... Nun, der Richter kann entweder von Fujita allein ermordet sein, denn er hat es vermieden, den Samurai in die Räume des Richters treten zu lassen. Oder er tat es mit dem Heiler zusammen, als dieser kam. Je nachdem kann auch der Heiler unschuldig sein, wobei ich ihn in diesem Fall eher für einen Mittäter halte. Er kam zu dem Richter, entfernte die Tatwaffe, gab sie Fujita, rief den Samurai, der, perfekt geschult, Fujita als vermeintlich Unverdächtigen wegschickte, wobei der Diener die Waffe entsorgte. Der Heiler ist somit trotz aller Verdächtigung fein raus. Fujita eigentlich auch. Sie können sich gegenseitig decken, und wenn ungeschickt Bericht erstattet wird, fällt es nicht auf.

Nicht zuletzt möchte ich noch einmal auf die Tatsache hinweisen, dass Eis schmilzt ... und verschwindet.

Soso, ein seltenes Unglück, dass eine Dämonin im Wochenbett stirbt. Der Heiler ist untröstlich. Der Witwer ist unsicher, trägt offenbar eine sehr schwere Last mit sich rum, die nicht aus der Trauer besteht, sondern vermutlich aus einer Anschuldigung? Und tags darauf stirbt er?
Könnte es sein, dass er den Heiler als unfähig oder vielleicht sogar als bewusst manipulierend einschätzte, den Tod seiner Frau für absolut nicht natürlich hielt, und den Heiler verdächtigte? Und am folgenden Tag dann den Heiler mit seinen Anschuldigungen konfrontieren wollte? Oha ... da täte sich jedenfalls einiges auf.
Ob und wie der Diener und der Heiler dann zusammenarbeiten, kann ich im Moment nicht bemessen, aber für unwahrscheinlich halte ich es nicht.

Hm, die Frau Mutter spielt nebenher ganz andere Spielchen. Und wie Recht du hast, sesshoumaru. Sie wird dich tatsächlich in die Hölle schicken.

Nun gut, ich mach mich mal auf den Weg zur Uni.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-16T08:00:18+00:00 16.11.2010 09:00
Tja, falls. Wobei diese beiden Tode recht kurz aufeinander folgten. Andererseits gibt es in der Tat auch Zufälle. Es kann sein, dass der Diener, oder jemand, der ihn als Erben und zukünftigen Richter sehen wollte, erst die hochschwangere Frau und dann den Ehemann umgebracht hat. Es kann auch sein, dass der Tod der Frau mit dem vermutlichen Erben in dem Mörder den Plan hervorgerufen hat, seine "Chance" zu nutzen.

Es kann aber auch etwas ganz anderes sein. Wie der Herr Ermittler nie müde wird zu betonen, nur über das Wie kommt man weiter, das richtige Motiv präsentiert sich dann zu gegebener Zeit von allein.

Arme Sakura. Da ist sie wirklich in eine arge Lage geraten. Ich denke nicht, dass ide Frau Mutter so schnell aufhört mit ihren Fragen ...

Was den Heiler betrifft: dass er die Blutung zu stillen versucht hat, macht ihn verdächtig, da er dadurch mit der Leiche, der Wunde und der potentiellen Waffe Berührung gehabt hat. Wer weiß, was er dabei hat verstecken/anrichten können.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2010-11-12T12:38:43+00:00 12.11.2010 13:38
Hm, lecker. Eine Leiche und sommerliche Schwüle. Toll.

Sakura ist wirklich sehr professionell. Sie bekommt sicher im Schloss im Westen die Möglichkeit, sich zu reinigen. Wo viele Menschen sind, gibt es sicher auch einen Schrein.

Hm. Sesshoumaru scheint ganz schön unter Druck zu stehen. Hoffentlich behält er trotzdem einen kühlen Kopf. Solche Ungereimtheiten werfen ihn schließlich sonst auch nicht aus der Bahn.

Ich muss gestehen, ich bin der lösung nicht einen Schritt näher. Zuerst dachte ich bei der Tatwaffe ja an den Kerzenständer, sofern das einer von denen ist, auf denen die Kerze aufgespießt wird. Aber das hätte Sesshoumaru doch gerochen, und so ein Pieker ist weder breit noch lang. Also einmal nichts.
Die Briefe ... ist vielleicht etwas in einem Breif rausgeschmuggelt worden? Dafür hätte man aber die Tatwaffe abwischen müssen, und japanische Briefe im Allgemeinen und mittelalterliche im Besonderen haben ja keinen Umschlag, bestehen nur aus gesiegeltem Briefpapier. Hm. Schwierig. Trotzdem, die Briefe sind mir verdächtig.

Und was macht da ein Taschentuch an so auffälliger Stelle?

Tja, da der Mörder unmöglich herein- und herausgekommen sein kann, muss da wohl irgendein kluger Mechanismus am Werk gewesen sein.
Zumal die tatwaffe nichts ist, was Sakura als offensichtliche, also als Messer, einfällt. Wohl irgenein manipulierter Gegenstand mit ähnlicher Wirkung.

Lg neko



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