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Carya

Eine Fanfiction zu Darkover
von

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Mehr als das Auge sieht

Der erste Eindruck war Enttäuschung, gepaart mit dem Gefühl, dass da doch mehr war, als wir sahen. Denn was wir sahen, war ein Raumhafen wie es ihn auf jedem anderen Planeten gab, ein wenig größer vielleicht, da dieser hier einen wichtigen Knotenpunkt für Sternenreisen darstellte, doch ansonsten vollkommen identisch. Es war Nacht, der Himmel von kleineren Wolken bedeckt, die einen Großteils des fremden Sternenhimmels über uns verdeckten, von den vier Monden, die der Planet haben sollte, war kein einziger zu sehen. Die Kälte traf uns mit unerwarateter Härte.

Mildes Klima, wurde uns gesagt, und Liana, die die Jacke um ihren schlanken Körper enger zog, hob erstaunt die Brauen.
 

Wir sahen keinen einzigen Einheimischen, als wir unseren Weg zu dem uns zugewiesenen Quartier suchten, und das Gebäude, das wir betraten, unterschied sich in nichts von dem, das wir auf Terra bewohnt hatten – selbst das Licht war dem unserer eigenen Sonne nachempfunden.

Dennoch spürten wir beide, dass dies nicht unsere Heimat war, vielleicht auch nur, weil wir es wussten. Wir lagen aneinandergekuschelt in dem Bett unserer Unterkunft, während ich Liana mit den Fingern durch das kastanienbraune Haar fuhr, und wir berieten, wie wir weiter vorgehen wollten.

Uns beiden war klar, dass ein Aufnehmen unserer Arbeit, derentwegen wir hierher versetzt worden waren – womöglich war es der einzige Weg gewesen, überhaupt auf eine geschlossene Welt reisen zu können – bloß eine Weiterführung des verhassten Lebens, wenn auch in anderer Umgebung, darstellte.
 

Ich argumentierte mit kühler Vernunft, dass es Zeit brauchen würde, uns für unser geplantes Ausreißen – denn nichts anderes war es – vorzubereiten. Liana dagegen wäre am liebsten ihrem Herz gefolgt und mitten in der Nacht hinaus in die Händlerstadt geeilt, weiter noch, bis hinein in die Welt der Einheimischen, wo kaum ein Terraner je gewesen war. Sie musste jedoch zugeben, dass ich Recht hatte.

„Ich wünschte nur, wir könnten mehr von Darkover sehen, als den Teil, den das terranische Imperium für sich beansprucht.“ Ihr Blick ging in die Ferne, und ich ahnte, dass sie über das nachdachte, was wir über den Planeten wussten. Ihr Vorteil jedoch war, dass sie in der anthropologischen Abteilung schnell einiges aufschnappen würde. Mich führte meine Arbeit nur wieder hinein in die Innereien der grauen Maschinen, die den Ablauf von so vielem hier regelten. Im Grunde, und das wusste auch Liana, teilte ich ihren Wunsch, so schnell wie möglich die Fesseln des terranischen Imperiums zurückzulassen.

„Aber... wir haben so lange gewartet...“ Sie begegnete meinem Blick, das Funkeln darin verleitete mich zu einem Lächeln. „... da machen ein paar Tage mehr oder weniger nicht viel aus.“
 

Aus den Tagen wurden Wochen.

Wir hatten es uns mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, in einer der Raumhafenbars zu Abend zu essen, die in der Handelsstadt lagen, eine derer, wo das Raumhafenpersonal und die Einheimischen aufeinander trafen. Der Vorteil daran war, dass wir eine anständige Mahlzeit bestellen konnten, nicht das synthetische Zeug, das man überall in der terranischen Zone bekam, und einen, wenn auch kleinen, Einblick in die Kultur Darkovers erhielten.

Liana stellte sich bei der Beschaffung von Informationen äußerst geschickt an, auch konnte sie sich beinahe ohne Stocken mit dem Besitzer jener Kneipe unterhalten, der sie zwar zu Anfang wegen der terranischen Kleidung, die sie unter ihrem Mantel trug, mit einem seltsamen Blick bedachte, sich jedoch als sympathischer Mann herausstellte.

Er meinte einmal – ich konnte seinen Worten nur mit Mühe folgen, wenn er kein Terra-Standard sprach, sodass Liana es mir übersetzte – dass sein Haus nicht unbedingt der geeignetste Ort für ein verheiratetes Paar sei. Ich war geneigt, dem zuzustimmen.. einige der darkovanischen Frauen schmiegten sich an eine Weise an die Kunden, die eindeutige Schlüsse auf ihr vorhaben zuließ, doch musste er auch zugeben, dass es in der ganzen Handelsstadt nicht anders aussah. Es war aus dem Eingeborenenviertel heraus entstanden... ein Ort, wo sich die ersten Darkovaner angesiedelt hatten, die für das terranische Imperium Dienst taten. Es lockte nicht nur die Tavernen an, die gegründet wurden, auch Bordelle gehörten dazu. Noch etwas, das auf jedem Planeten gleich war.
 

Liana erzählte mir bei unseren Abenden dort stets, was sie neues herausgefunden hatte, und schon bald erfuhr ich einiges über die Bräuche Darkovers, das nicht in den Archiven der Computer zu finden gewesen waren. Nun, zumindest so viel, wie ein Terraner hier von der einheimischen Kultur erfahren konnte.

„Es gibt so viele Rätsel, so viele Geheimnisse“, schwärmte Liana eines Abends. Ich trank einen Schluck von dem kaffeeähnlichen Getränk, das man Jaco nannte, und genoss den angenehm bitteren Geschmack. Mein Blick ruhte auf ihr. Sie war schön, obgleich sie, seit wir hier waren, ihre Haare nur noch selten offen trug. Statt dessen steckte sie sie zu einem Knoten im Nacken zusammen, ein Brauch den sie einhalten sollte, hatte sie erklärt, denn eine erwachsene Frau, die ihr Haar offen trug – oder gar ihren Nacken entblößte – galt schnell als Dirne.

„Selbst über die Regierung weiß man kaum etwas, abgesehen davon, dass sie sich Comyn nennen und Danvan Hastur ihr derzeitiges Oberhaupt darstellt. Oder war es bloß ein Vertreter?“ Ihr Redefluss war kaum zu stoppen. Ich lächelte darüber, schwieg jedoch geduldig, während sie fortfuhr. Mein Blick wanderte währenddessen durch den Raum und blieb hier und dort an einem der Einheimischen hängen. Ausnahmslos alle von ihnen trugen ein Schwert an der Hüfte, ein Umstand, den ich seit dem ersten Tag hier faszinierend fand. Liana hatte auf eine Frage diesbezüglich irgendetwas über einen heiligen Vertrag erzählt, den es hier wohl dem Gesetz nach gab, ein Abkommen, das den Gebrauch von Fernwaffen verbot. Ich hatte ihr nicht ganz folgen können, doch ich war gerne bereit, mich nach ihm zu richten und auf alles zu verzichten, das an das terranische Imperium erinnerte.

Liana runzelte die Stirn. „In einigen der Aufzeichnungen im HQ werden Türme erwähnt... aber ich konnte nicht herausfinden, was das für Türme sein sollen.“ Ich sah zurück zu ihr. „Es ist mir ein Rätsel, wie du überhaupt an all diese Informationen kommst, wo doch mindestens die Hälfte davon nirgends verzeichnet ist“, erwiderte ich und sie lachte. „Nunja, man bekommt einiges mit, wenn man einfach nur zuhört.“

Schweigen senkte sich über uns, als unsere Bestellung gebracht wurde, und wir widmeten uns einige Zeit dem Essen.
 

Nachdem man unseren Tisch wieder abgeräumt und uns mit neuen Getränken versorgt hatte, ließ sich Rakhal, der Besitzer der Taverne bei uns nieder, wie er es des Öfteren tat, obgleich ich mich oft fragte, weshalb. Er war ein gütiger Mann in den mittleren Jahren, das dunkle Haar bereits ergraut, das Gesicht von Furchen durchzogen, die ihn älter erscheinen ließen, als er es tatsächlich war. Wir wechselten einige Worte, doch zumeist war es Liana, die redete, die fragte.

Nur ein einziges Mal erkundigte ich in holprigem Cahuenga, ob er uns nicht einen Ort empfehlen konnte, wenn wir Interesse daran hatten, darkovanische Kleidung oder ein Schwert zu kaufen. Er zögerte einen Augenblick, lange genug, als dass ich mich fragte, ob ich irgendein Wort mit falscher Bedeutung in den Mund genommen hatte, doch schließlich überraschte er uns beide mit seiner Antwort.

„Kleidung bekommt ihr genug hier in der Handelsstadt, wenn auch viel davon viel zu teuer verkauft wird. Was das Schwert angeht... sobald Ihr anständig ausseht, bin ich bereit, Euch zu einem Schmied zu führen, der faire Preise hat.“ Er bestätigte die Vermutung, dass es sich dabei um einen Schmied in der Altstadt Thendaras handelte, jener Teil, der Terranern im Normalfall verboten war. Er zuckte nur mit den Schultern. „Wer soll wissen, dass Ihr Terraner seid? In darkovanischer Kleidung seht Ihr aus wie wir, und so lange Ihr den Mund nicht aufmacht, wird keiner erfahren, dass Ihr etwas anderes seid.“

Liana und ich tauschten einen langen Blick. Ich hatte Zweifel bei so viel Freundlichkeit, doch sie bedeutete mir, dass dies hier eine Chance war, die wir nicht verstreichen lassen sollten. Insgeheim gab ich ihr Recht.

„Weshalb tut Ihr das für uns?“, wandte sie sich wieder an Rakhal.

Er grinste, noch während er sich erhob. „Meine Mutter vermutete immer, ich hätte ein wenig von dem Laran der Comyn in mir, vielleicht ist es auch bloß ein Gefühl. Aber was immer es ist, es sagt mir, dass Euch ein kleiner, inoffizieller Ausflug nach Thendara nicht schaden wird.“

Damit ließ er uns an unserem Tisch zurück. Ich sah ihm hinterher, unsicher, was ich darüber denken sollte, und hörte Liana murmeln: „Was ist Laran? Das Wort habe ich noch nie gehört.“

Wir sollten misstrauisch sein, vor allem vorsichtig auf einem Planeten, den wir noch kaum kannten, das wusste ich. Und doch war unsere Entscheidung in diesem Augenblick längst gefallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caellon
2010-05-29T21:42:38+00:00 29.05.2010 23:42
Fewfewfewfewfewfew. Fewfew. Fewfewfew.

(<- Auszug aus den Gedanken des Lesers, während er sich nach lesen der Lektüre verträumt auf dem Boden herumrollte)


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