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Drums of Hearts

Sanae & Tsubasa
von

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Bei den Ohzoras

Bei den Ohzoras

Über den letzten Satz von Yukari dachte Sanae noch lange nach, auch als Yukari und sie sich längst verabschiedet hatten. Yukari hatte nun vor Ryo Ishizaki einen spontanen Besuch abzustatten und sie wollte endlich zu Tsubasa. Er hatte sich immer noch nicht gemeldet. Es war alles so unwirklich und wenn er sich nicht meldete, machte das die ganze Sache nicht wirklich realistischer für ihn. Sie hatte ihn nun schon ein paar Nachrichten mit ihrem Handy geschickt, doch er reagierte einfach nicht. Schließlich stand sie vor dem Haus der Ohzoras. Sie war unheimlich nervös. Was, wenn es sich Tsubasa anders überlegt hatte? „Nur Mut Nakazawa, du schaffst das schon!“, flüsterte sie sich selber Mut zu, atmete einmal tief ein und aus und klingelte schließlich bei den Ohzoras.
 

Sanae wartete und wartete, doch es machte ihr niemand auf. Enttäuscht wandte sie ihren Kopf ab. War ja klar gewesen, so ein Glück konnte nur sie haben. Dann würde sie heute Tsubasa also nicht mehr sehen können. Wo mochte er wohl nur sein? Ob er mit seiner Mutter und mit Daichi weggefahren war? Natürlich, das musste es sein. Das Auto stand ja auch nicht in der Auffahrt. Das hätte ihr auch mal eher auffallen können. Sie wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als sie bemerkte, dass ein Fenster offenstand und zwar nicht irgendein Fenster, sondern das Fenster, was direkt in Tsubasas altes Kinderzimmer hinein führte. Sanae kniff ihre Augen zusammen und überlegte, doch sie irrte sich nicht. Es musste Tsubasas Fenster sein. Hatte er vergessen es zuzumachen? Tief atmete Sanae ein. Sie sollte lieber gehen……Sanae überlegte hin und her, aber schließlich fasste sie einen Entschluss und zog einen Schlüssel aus ihrer Jackentasche heraus. Da sie öfters auf Daichi aufpasste, hatte ihr Natsuko einen Haustürschlüssel überreicht. Ihr gewissen nagte an ihr, aber man konnte doch nicht einfach ein Fenster weit offenstehen lassen, wenn niemand zu Hause war. Sie würde nur kurz rein gehen und es verschließen und dann würde sie verschwinden. Natsuko hätte bestimmt nichts dagegen. Dennoch hatte sie kein reines Gewissen, als sie den ihr anvertrauten Schlüssel benutzte um sich Einlass in das Haus der Ohzoras zu verschaffen. Als die Tür sich dann öffnete, schlüpfte sie wie eine Verbrecherin ins Haus und verschloss diese Tür wieder. Sie hoffte, das Tsubasa ihr verzeihen mochte, dass sie ungefragt sein altes Kinderzimmer betrat. Tief atmete sie ein und wieder aus. Sie würde sich jetzt einfach beeilen und dann wäre sie ja auch wieder weg. Hastig zog sie sich ihre Schuhe aus und eilte durch den Vorflur in den Wohnbereich und zu der Treppe hin. Es dauerte nicht lange als sie im ersten Stockwerk war und ohne lange darüber weiter nachzudenken, einfach in Tsubasas Zimmer hinein ging. Ha, sie hatte es doch gewusst. Das Fenster war weit geöffnet. Entschlossen ging sie zum Fenster hin, als sie eine Bewegung wahrnahm. Erschrocken drehte sie sich hastig um und erstarrte. „Tsubasa?“ Er war hier? Moment, er schlief? Verwirrt trat sie zu ihm hin. Sie konnte einfach nicht anders, als sie seine Wange sanft berührte und erschrak. Er glühte ja. Verwirrt legte sie nun ihre Handfläche auf seine Stirn. Sie hatte sich tatsächlich nicht geirrt. Tsubasa hatte Fieber und so wie sich seine Haut unter ihrer Hand anfühlte, schien er hohes Fieber zu haben. Gestern ginge es ihm doch noch gut? Erneut packte sie das schlechte Gewissen. Er war scheinbar krank und sie hatte ihn innerlich verflucht, weil er sich nicht bei ihr gemeldet hatte. Besorgt setzte sie sich auf die Bettkannte und betrachtete ihn. Wo war Natsuko? Wieso ließ sie denn ihren kranken Sohn zurück? Sie konnte ihn doch nicht einfach so alleine lassen? Kurz war ihr als ob Tsubassa Augenlider flackerten, doch scheinbar wurde er nicht wach, was vermutlich auch gut so war. Sanae beugte sich zu ich herunter. „Bis deine Mutter zurück ist, werde ich über dich wachen!“, flüsterte sie nah an sein Ohr. Kurz war ihr, als ob Tsubasa lächelte, doch sie hatte sich wohl geirrt. Leise um ihn nicht zu wecken schlich sie an das andere Ende des Zimmers und holte sich einen Stuhl, den sie dann zum Bett hinübertrug und sich hinsetzte. Zaghaft, um ihn nicht zu wecken legte sie eine Hand auf seine direkt hinauf. Vielleicht spürte er zumindest so, dass sie bei ihm war.
 

Ihm war so unglaublich heiß, er brannte oder eher verbrannte. Stöhnend bewegte er sich etwas. Ales tat ihm weh, sein Kopf, seine Glieder, sein Hals. Verdammt diese Hitze brachte ihn um, schummrig blinzelte Tsubasa und schloss abrupt wieder seine Augen, das Licht es brannte fürchterlich.
 

„Tsubasa?“
 

Da war eine Stimme, so sanft und wunderschön. Gequält öffnete Tsubasa erneut die Augen, voller Pein starrte er in die schönsten Rehbraunen Augen, die er je erblickt hatte. „Bist du ein Engel?“, doch wenn hier in seinem Zimmer ein Engel war, dann musste er Tod sein, oder?
 

Sanae war erleichtert, als Tsubasa sich regte. Es hatte ihr Angst gemacht ihn so still daliegen zu sehen, doch dann war er unruhig geworden und nun schien er zu fantasieren. „Ich bin kein Engel, ich bin es..Sanae!“
 

Tsubasa seufzte. „Sanae? Nein, du musst ein Engel sein“, raunte er und stöhnte. „Es tut alles weh…, mach die Vorhänge zu kleiner Engel!“
 

Kurz lächelte Sanae. Er war selbst, wenn er krank war unheimlich süß. Langsam stand sie auf und verschloss die Vorhänge, das Fenster ließ sie allerdings auf. Die frische Luft würde ihm gut tun. “Besser?“

Langsam öffnete Tsubasa erst das Eine und dann das andere Auge und atmete erleichtert aus. „Viel besser“, raunte er. Erschöpft blickte er nun erneut in die braunen Augen eines Engels, ehe er realisierte, dass da gar kein Engel war, oder doch, aber nicht so...“Anego? Du bist ja wirklich hier!“
 

Sanae lachte amüsiert. „Tut mir leid, dass ich kein Engel bin!“
 

Quälerisch schloss Tsubasa wieder seine Augen und lächelte zaghaft. „Das macht nichts, du bist mir viel lieber!“, murmelte er, ehe er wieder einschlief.
 

„Tsubasa? Tsubasa?“ Besorgt deckte Sanae ihn wieder besser zu. Er schien den Schlaf dringend zu benötigen, seine Haut fühlte sich wie Feuer an. „Schlaf, ich werde hier sein und über dich wachen!“, und das tat sie auch. Sanae hatte bereits das Zeitgefühl verloren, doch sie harrte auf dem Stuhl aus und wich ihm nicht von der Seite, ebenso nicht, als sie im Haus Geräusche vernahm und Natsuko ins Zimmer kam. Man musste es wirklich anerkennen, dass sie kein Wort verlor, als sie bemerkte, dass sie an Tsubasas Bett saß. Stumm nickte Natsuko Ohzora ihr nur zu, als sie eine Schüssel mit kaltem Wasser und mehreren Tüchern auf den Tisch abstellte. Stumm erhob sich Sanae schließlich. „Ich mache das!“
 

Natsuko lächelte und nickte nur. „Nachher kommt unser Hausarzt noch vorbei!“ Mit diesen Worten ließ sie Sanae dann wieder alleine. Stumm machte sich Sanae an die Arbeit und schlug Tsubasas Bettdecke etwas zurück, zaghaft umwickelte sie mit den kühlen und nassen Tüchern seine Waden und betete, dass die Wadenwickel seine Temperatur sinken lassen würden.
 

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Natsuko Ohzohra machte es schier verrückt nicht bei ihrem Erstgeborenem zu sein, doch sie hatte Sanae das Feld überlassen. Sie musste mit dem Schlüssel, den sie ihr vor längerer Zeit gegeben hatte ins Haus gekommen sein. Es war in Ordnung für sie, denn Sanae gehörte schon längst zu ihrer Familie und doch …Sie war Tsubasas Mutter und ihr kleiner Engel war krank, es hatte sie alle Mühe gekostet, sich nicht an Tsubasas Bett zu setzen und bei ihm zu bleiben. Ihr Baby, ihr Wunderkind. Er war lange Zeit ihr einziges Kind gewesen. Er hatte ihr immer halt gegeben, wenn Kudai mal wieder für Monate nicht zu Hause sein konnte. Natsuko seufzte und goss heißes Wasser in eine Kanne hinein. Ihr kleiner Sohn war erwachsen geworden und sie musste lernen loszulassen, auch wenn es ihr schwerfiel. Kurz hielt sie inne. Sie hatte ihn mit fünfzehn schon loslassen müssen, als er es sich in den Kopf gesetzt hatte in die große weite Welt zu ziehen und doch, war Tsubasa bei ihr, verwöhnte sie ihn nach Strich und Faden. Nachdenklich sah Natusko auf die Uhr. In einer Stunde würde Doktor Chiba vorbeischauen. Sie hoffte nur, das Tsubasas Fieber etwas sinken würde, nicht dass sie nun ihren anderen Sohn ins Krankenhaus begleiten müsste. Sie hatte es nicht leicht, mit zwei Söhnen, die das Krankenhaus schon häufiger von innen gesehen hatten, als es in dem Alter der Fall sein sollte.
 

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Leise um Tsubasa nicht zu stören wechselte Sanae so gut es ging immer wieder die Wadenwickel. Bisher war er nicht wieder aufgewacht. Soweit sie sich erinnerte, hatte er aber schon immer einen sehr gesunden Schlaf gehabt, also sollte sie sich nicht zu viele Sorgen machen oder? Nachdem Sanae erneut die Wickel gewechselt hatte sah sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in Tsubasas Zimmer um. Hier hatte sich nichts verändert. Es hingen sogar immer noch die alten Poster von Pele an der Wand und seine zahlreichen Auszeichnungen, die er in der Grundschule und später in der Highschool errungen hatte. Kurz blieb ihr Blick an der Medaille hängen die er als Torschützenkönig erhalten hatte. Sie dachte gerne an ihrer beider Schulzeit zurück. Er war das Fußballwunder von Nankatsu. Er hatte den Fußball hier wieder bekannter gemacht, bevor Tsubasa hierher gezogen war, hatte sich keiner wirklich für ihre Fußball AG interessiert. Die Ag die ständig verlor, die Ag über die sich stets lustig gemacht wurde, die Sport Ag, die keinerlei Privilegien seitens der Schule zugestanden bekommen hatte und dann kam Tsubasa. Ein kleiner Zwerg. Ein Junge den alle unterschätzt hatten. Ein Junge dessen bester Freund ein Ball war, ein Junge der sogar mit seinem Ball redete und in einem Bett mit ihm schlief. Lächelnd nahm Sanae eine aufgeschlagene Sportzeitschrift in ihre Hände. Kurz sah sie auf das Datum und grinste, selbst die Zeitung war wohl noch dieselbe, die er vor fünf Jahren zuletzt gelesen hatte. Tsubasas Mutter wollte wohl den Eindruck erwecken, als ob Tsubasa nie fort gegangen wäre. Leise lachte sie, als sie die Zeitschrift zurücklegte und ein unscheinbares Buch hervorholte. Es hatte sie schon immer interessiert, was Tsubasa für Bücher las, sie selber hatte ihn bisher nur mit Sportmagazinen gesehen, aber nie mit einem normalen Buch. Doch als sie auf den Umschlag sah runzelte sie verwirrt ihre Stirn. Tsubasa interessierte sich für Astronomie? Sie hatte ja mit allem gerechnet aber damit? Sorgsam schlug sie das Buch auf und erstarrte, hastig schlug sie es wieder zu und öffnete es wieder. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Tsubasa musste den Umschlag mit Absicht, um das Buch gebunden haben, damit man nicht erkannte, um was es sich wirklich handelte. Das war wirklich clever. Eilig legte Sanae es zurück, doch immer wieder ging ihr Blick zurück. Nein, Tsubasa würde es nicht gut finden, wenn sie es lesen würde, ganz bestimmt nicht. Nachdenklich sah sie auf das Bett, indem Tsubasa immer noch lag und schlief und versuchte gegen das Fieber in seinem Körper zu kämpfen und ehe sie es verhindern konnte, nahm sie das Buch wieder an sich. Sie würde nur einen ganz kurzen Einblick verschaffen, nur einen minimalen. Vielleicht verstand sie dann endlich, was in Tsubasa so vorging. Nervös fing sie an zu lesen……
 

Liebes Tagebuch, es ist alle so aufregend. Mama hat mir gerade gesagt, dass wir umziehen werden. Ich kann es kaum erwarten, auch wenn es noch etwas dauert. Nächstes Wochenende sehen sich Mama und Papa ein paar Häuser in einem Ort mit dem Namen Nankatsu an. Wir ziehen dorthin, weil sie sich erkundigt haben, dass die Shutetsu Schule für mich die beste Schule sein soll. Halt dich fest, da kann ich Fußball spielen, da spielen wohl viele Fußball, dann wäre ich nicht mehr so alleine. Ist das nicht toll? Es ist wie ein Traum. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie das sein könnte, nicht mehr alleine spielen zu müssen.
 

Ein Geräusch ließ Sanae aufblicken. Doch Tsubasa schien nicht aufgewacht zu sein. Sanft lächelte sie. Es war faszinierend, das Tsubasa als Kind Tagebuch geschrieben hatte. Allerdings schrieb Tsubasa scheinbar sehr unregelmäßig hinein, der nächste Eintrag schien Monate später zu sein.
 

Heute war mein letzter Tag in der Schule. Der Abschiedsschmerz hält sich bei mir allerdings in Grenzen. Freunde hatte ich ja eh keine. Keiner hat mich je verstanden, aber das macht mir nichts aus. Ich habe ja meinen Fußball, er hat mich zumindest immer verstanden und ihn nehme ich ja mit.
 

Sanae seufzte. Natsuko hatte zwar immer erwähnt, das Tsubasa vorher kaum Freunde hatte, aber dass es wirklich stimmte, machte sie wirklich traurig. Dabei war Tsubasa doch so ein lieber Kerl, jeder der sein Freund sein durfte, konnte sich wirklich glücklich schätzen. Betrübt blätterte sie weiter, das konnte doch nicht wahr sein. Ein fleißiger Tagebuchschreiber war Tsubasa wirklich nicht. Es waren meist flüchtige Momente, die er scheinbar notiert hatte.
 

Ich mag es nicht wenn Mädchen weinen. Sie sollte sich doch freuen! Mehr als ihr Versprechen, das ich ihr schreiben werde, das kann ich nicht. Ich hoffe Yayoi versteht das. Mädchen kapier ich so oder so nicht, sie sind mir viel zu kompliziert. Yayoi wird schon einen anderen finden, den sie zutexten kann.
 

Yayoi kann wirklich reden ohne Punkt und Komma, ich mag sie ja, aber manchmal frage ich mich, wie sie wohl reagieren würde, wenn ich ihr mit Pflaster den Mund zukleben würde. Oh misst, ich muss Mama noch helfen, sonst gibt es wieder ärger. Ich hoffe, dass ich nichts vergesse.
 

Sanae musste grinsen, ja der zuverlässigste Sohn war Tsubasa bestimmt nicht. Schnell überflog sie die Seiten. Die Nächsten Seiten redete er fast nur über Essen und das er Schokolade liebte, in allen Varianten. Tsubasa war schon immer ein richtiger Vielfraß, das allerdings war wirklich nichts neues. Kurz sah sie zur Seite, sie durfte nicht mehr so viel lesen, das war einfach nicht richtig. Das war wirklich falsch von ihr, dies hier waren Tsubasas privateste Gedanken, auch wenn es bisher Gedanken waren, die wohl nicht sonderlich von Belang waren. Also war es dann wirklich so schlimm? Rasch blätterte sie weiter und las…
 

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst, dabei bin ich so glücklich, dass ich endlich in Nankatsu bin. Am Montag fängt für mich die Schule an. Ich freu mich echt, auf die Shutetsu Grundschule aufgenommen zu sein. Doch heute habe ich ein paar Kinder aus dem Ort kennengelernt und besonders einer hat mich das Fürchten gelernt. Ein Junge, der sogar noch Kleiner ist, als ich es selber bin. Der hat echt ein Organ. Zuerst war er sehr freundlich zu mir, aber als er dann erfahren hat, auf welche Schule ich gehe, hat er mich angesehen, als ob er mich persönlich umbringen möchte. Seinen Namen habe ich leider nicht behalten, aber dafür von einem anderen Jungen. Ryo Ishizaki, der ist echt lustig. Ich mag ihn, doch Freunde werden wir wohl nicht werden können. Seit wann überlege ich eigentlich Freunde haben zu wollen?, aber ist ja auch egal. Diese beiden Jungen gehen auf die Nankatsu Grundschule. Wir sind also Rivalen, wobei ich nicht verstehe, wieso man sich nicht trotzdem verstehen kann? Na egal, was viel wichtiger ist, dass ich den Captain der Shutetsu Grundschule getroffen habe und ich habe ihn herausgefordert. Er heißt Genzo Wakabayashi und er ist nicht nur der Captain der Shutetsu Fußball Ag, sondern auch der Torwart und was für einer. Er ist eine echt coole Socke und hält scheinbar jeden Ball. Mein Ehrgeiz ist geweckt, daher habe ich auch nicht erzählt, dass ich ab Montag auch auf die Shutetsu gehe, sonst hätte er meine Herausforderung vielleicht nicht wirklich angenommen. Glücklicherweise hatten sich Ryo und er um den Fußballplatz gestritten. Normalerweise gehe ich solchen Streitereien immer aus dem Weg, aber ich könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens mich mit Genzo Wakabayashi messen und zweitens mich doch mit Ryo anfreunden. Daher trete ich für die Nankatsu Grundschule an, wenn ich es schaffe Wakabayashi ein Tor reinzuknallen, dann darf die Nankatsu Grundschule den Trainingsplatz der Shutetsuschule mitbenutzen. Ich hoffe, dass ich am Montag keinen Ärger bekomme, denn spätestens dann wird Wakabayashi herausfinden, dass ich auf seine Schule gehe und auch ins Team will, in sein Team. Ich sollte es besser lassen, aber ich kann einfach nicht. Es ist wie eine Sucht, dass ich mich beweisen will. Ich bin echt irre und setzte vermutlich meinen Einstieg in die Shutetsu Mannschafft gerade aufs Spiel. Mama sagt, ich soll mich da heraushalten und einmal meine Füße stillhalten.
 

Sanae kicherte. Seine Füße stillhalten? Das konnte er bis jetzt nicht und hatte er am Anfang etwa von ihr gesprochen? Beschämt errötete sie. Sie hatte sich früher wirklich wie ein Junge verkleidet, kein Wunder also, das Tsubasa sie für einen gehalten hatte, doch er hatte Angst? Etwa vor ihr? Das hatte er ihr nie erzählt? Als ob er vor ihr Angst haben müsste. Sie hatte doch von Anfang an nur Augen für ihn gehabt, ok, vielleicht nicht unbedingt auf den ersten Blick, aber auf den zweiten Blick, als sie nämlich gesehen hatte, wie er Genzo herausforderte war sie von ihm hin und weg gewesen. Ob Tsubasa noch mehr von ihr geschrieben hatte?
 

Liebes Tagebuch, es sind jetzt Monate ins Land gezogen. Papa ist auf Landurlaub und wir machen gerade einen Ausflug nach Tokio. Autofahrten sind immer so langweilig, also nutze ich die Chance und schreibe dir mal wieder. Mama meint zumindest, dass das schreiben was genutzt hat, meine Rechtschreibung ist viel besser geworden. Boa, ich hoffe, dass mein nächstes Zeugnis besser ausfällt und ich den ganzen Misst hier sein lassen kann. Aber nun will ich wirklich loslegen. Mama schaut schon Misstrauisch in den Spiegel, ob ich auch brav meine Schreibhausaufgaben, die sie mir aufgezwungen hat auch mache. Nun bin ich schon seit Monaten in Nankatsu und es wird dich überraschen liebes Tagebuch, aber ich gehe nicht auf die Shutetsu Grundschule, sondern auf die Nankatsu Grundschule. Es war meine eigene Entscheidung und ich bereu es nicht. Ich habe gute Freunde gefunden. Mama und Papa sind glaube ich glücklich darüber, ich glaube ja, sie haben sich wirklich Sorgen gemacht, weil ich nie Freunde gefunden habe. Ryo Ishizaki ist mein bester Freund, er ist etwas schusselig, aber er hat sein Herz am rechten Fleck und er ist genauso Ehrgeizig. Ihm gelingt zwar nicht so viel, aber er gibt niemals auf und das finde ich echt toll, aber auch die anderen aus meiner Klasse sind tolle Leute. Die meisten sind sogar in der Fußball Ag. Manabu nicht, auch ihn zähle ich zu meinem Freund, eigentlich zähle ich mittlerweile die ganze Fußball Ag zu meinen Freunden. Zusammen haben wir echt viel erreicht, aber arbeiten müssen wir trotzdem an uns, aber wir haben ja einen tollen Trainer. Du wirst staunen, es ist Roberto Hongo. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ein echter Nationalspieler aus Brasilien unsere Ag trainiert und das beste kommt jetzt: Wenn wir die Meisterschaft gewinnen, dann nimmt er mich mit nach Brasilien und Mama hat ja gesagt. Ich bin so glücklich. Ich darf nach Brasilien. Wir werden gewinnen, da bin ich ganz sicher. Zusammen werden wir das schon schaukeln.
 

Oh, eben habe ich mir mein Geschreibsel nochmal durchgelesen und sollte nochmal erwähnen, dass der Junge, vor dem ich solche Angst hatte, gar kein Junge ist, sondern ein Mädchen. Das hätte ich ja nie vermutet. Mädchenhaft verhält sie sich wirklich nicht und sie bedroht immer andere, wenn es nicht nach ihrem Willen geht. Ich habe sogar gehört, dass sie der Schulbehörde bekannt ist, weil sie sich ständig prügelt und den Ruf der Schule beschädigt hat. Wieso schreibe ich das jetzt? Eben weil sie scheinbar auch so wie ich Captain ist. Sie in der Anfeuerungs Ag. Sie ist ein seltsames Mädchen und ziemlich oberflächlich, aber trotzdem mag ich sie. Ich glaube wir sind auch befreundet, obwohl sie ein Mädchen ist.
 

Sie war oberflächlich? Das hatte Tsubasa über sie gedacht? Unglücklich schielte Sanae zu ihm rüber. Sie hatte ihn angehimmelt, seit er sich entschlossen hatte auf die Nankatsu Grundschule zu wechseln und nicht auf die Privatschule und er hatte sie für oberflächlich gehalten? Ob das immer noch so war? Betrübt legte Sanae das Buch zur Seite und ging zu ihm hinüber. Sanft befühlte sie seine Stirn. Die Wadenwickel schienen nicht wirklich etwas zu bringen, er fühlte sich immer noch heiß wie Feuer an. Vorsichtig tauchte sie einen Lappen ins kalte Nass hinein, wrang diesen aus, ehe sie ihn Tsubasa zusätzlich auf die Stirn legte. Stumm sah sie zu ihm. Immer wenn er krank war starb sie tausende Tode und nun erfuhr sie, dass er sie für oberflächlich gehalten hatte. Hatte er recht damit? Sie musste es so betrachten, dass sie beide wohl einen schlechten Start miteinander hatten, wobei so schlimm war sie nun auch wiederum nicht gewesen. Hatte er sie etwa für oberflächlich gehalten, weil erst nachdem klar war, dass er nicht mehr zum Feind gehören würde, wieder netter zu ihm gewesen war? Zu blöd aber auch, dass sie ihn nicht fragen konnte. Stumm setzte sie sich wieder hin. Sie betete, dass sich seine Meinung über sie geändert hatte. Langsam nahm sie wieder das Buch in ihren Händen und blätterte eine Seite nach der anderen weiter, aber es war wie schlechtes Karma, er schien sie überhaupt nicht mehr zu erwähnen. Er schrieb nur noch über Fußball, über Strategien, über die Meisterschaftsspiele und über Taro. Seitenweise las sie nur Taro hier und Taro da, es war als ob nur noch Taro für ihn zählte. Resignierend wollte sie gerade das Buch zuklappen, als sie plötzlich innehielt…
 

Alles ist so trostlos, obwohl die Sonne scheint, habe ich an nichts mehr Freude. Mein Fußball liegt auch nur noch in der Ecke. Es liegt nicht mal daran, dass Taro mit seinem Vater wieder weggezogen ist. Es liegt an Roberto und an seinen Verrat. Er hat sein Versprechen gebrochen und ist einfach ohne mich nach Brasilien zurück gegangen. Dabei hatte er mir doch versprochen mich mitzunehmen, wenn wir die Meisterschaften gewinnen. Wir haben gewonnen, ich habe mein Versprechen gehalten, aber Roberto nicht. Wieso nur? Ich verstehe das einfach nicht?

Es ist schon Juli und es sind Sommerferien, ich habe heute Geburtstag, aber anstatt mich mit Torte den Bauch vollzustopfen sitze ich hier in meinem Zimmer und grüble. Mama macht sich glaube ich große Sorgen. Ich will nicht das Mama sich sorgen macht, aber ich bin einfach so traurig. Ich hasse Roberto nicht mehr, aber er hat mich echt enttäuscht. Was ist das Wort eines Menschen überhaupt wert? Ich muss aus meinem Tief irgendwie rauskommen, ich will doch der Beste Spielmacher werden, aber das kann ich nicht, wenn ich immer so viel grüble. Der einzige Lichtblick zurzeit ist Nakazawa san, unsere Cheerleaderin. Seit Roberto einfach Feige abgehauen ist, ohne mir direkt ins Gesicht zu sagen, dass er mich nicht mehr mitnehmen will, kommt Sanae fast täglich zu mir. Sie will mich ablenken und mich glaube ich trösten. Ich rechne ihr das hoch an, das sie es zumindest versuchen will. Doch an meiner traurigen Grundstimmung kann sie auch nichts ändern, dennoch tut es mir irgendwie gut. Ich werde ihr dafür immer Dankbar sein.
 

„Tsubasa“, schluchzte Sanae leise und wischte sich immer wieder die Tränen fort. Er fand sie bestimmt nicht mehr, dass sie Oberflächlich war oder? Seufzend versuchte sie sich zu erinnern. Es war für Tsubasa damals eine wirklich harte Zeit gewesen, als Roberto ohne ihn verschwand. Sie allerdings war dankbar dafür, so hatte sie Zeit geschenkt bekommen, Zeit um in seiner Nähe bleiben zu können. Damals wollte sie ihm nur zeigen, dass er nicht alleine war, dass sie alle für ihn dar waren. Sie war damals wirklich hartnäckig gewesen, auch wenn sie anfangs geglaubt hatte, dass er sich nie mehr fangen würde. Er hatte mal wieder allen gezeigt, dass er ein Kämpfer war und niemals aufgab, schon nach den Sommerferien hatte er einen Plan ersonnen, der beste Fußballer Japans zu werden und dann auch ohne Roberto seinen Weg ins Ausland zu gehen. Die ganz normalen Träumereien, eines Jungen eben, der Fußball über alles liebte. Dass er es tatsächlich schaffen würde, daran hatte sie eigentlich nie wirklich gezweifelt. Nachdenklich blätterte Sanae dann weiter, doch Tsubasa schien wieder eine gewaltige Unlust verspürt zu haben Tagebuch zu schreiben, der nächste Eintrag schien ungefähr ein Jahr später zu sein. Ob sie noch weiterlesen sollte? Sie drang hier in seine Privatsphäre ein, las Dinge, die sie im Grunde nichts angingen. Tsubasa würde sie lynchen, wenn er das jemals erfahren sollte. Sie war hin und her gerissen, doch schließlich siegte die Neugier, aber sie schwor sich nur solange zu lesen, bis der Arzt kam. Sie wollte sich eben nun selber ablenken, denn sie machte sich wirklich große Sorgen um ihren Tsubasa. Genau, das war der einzige Grund, wieso sie sein Tagebuch hier las, andere Lektüren gab es hier schließlich nicht. Immer wieder versuchte sie sich das einzureden, auch wenn sie genau wusste, dass sie sich damit nur selber betrog. Es machte ihre Schandtat zumindest etwas leichter. Es waren die kleinen Gaben, die sie gerade annahm. Sie grübelte über das Für und Wider noch einige Minuten herum, doch dann nickte sie sich selber zu. Sie musste schließlich herausfinden, ob Tsubasa noch andere Sachen über sie geschrieben hatte



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2020-10-17T03:19:20+00:00 17.10.2020 05:19
Oje..auch hier... Ich dachte ich habe es damals gleich kommentiert. Tut mit nochmal leid. Wird aucj sofort nach geholt.

Zum Glück hatte Sanae einen zweiten Schlüssel. Und hat diese auch genutzt. Ich musste echt schmunzeln. Als Tsubasa gedacht hätte als wäre sie ein Engel. Aber als er gemerkt hatte das es wirklich seine Sanae war und es soahr viel besser ist als ein Engel dachte ich mir so, Typisch Mann wenn die mal krank sind. Dann sind die wie kleine Babys.

Das Tsubasas Mama Sanae doe Pflegr überlassen hat finde ich schön. Immerhin kann sie später wenn beide zusammen Wohnen es auch nicht übernehmen.

Die Idee mit dem Tagebuch finde ich klasse. Und ich wäre auch neugierig geswesen und hättte es gelesen.

Und man merkt er hatte nur Fußball im Kopf....naja fast 🤣.
Da hatte er wirklich gedacht sie wäre ein Junge und hatte Angst 😂😂. Ich glaune die negativen stellen hätte sie gerne überlesen.. Aber jedenfalls war es nur vor kurzer dauer was er von ihr vorher dachte.

Ich bin gespannt was er noch so geschrieben hat außer von Fußball.

Ich freue mich schon sehr auf das neue Kapitel und wünsche dir nochmal ein schönes Wochenende.

Glg 😊


Antwort von:  Dragonohzora
09.11.2020 19:35
Ach das ist schön, ich freue mich, das es dir gefällt. Ich hab hier auch schon längst weiter geschrieben, ich muss es nur endlich mal hochladen. Es war soviel los, das ich das total vergessen hatte.


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