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Menschsein

Ulquiorra/Orihime
von

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Verantwortung

Eigentlich, so fand Orihime, lief das Unterfangen Strandausflug bisher ziemlich gut. Sie hatte befürchtet, dass es zu einer erneuten Konfrontation wie beim Flaschendrehen kommen würde, doch bisher verstanden sie sich alle sehr gut. Ulquiorra hatte sogar beim Volleyball mitgemacht, ohne dass sie ihn hatte überreden müssen. Vielleicht merkte er ja langsam, wie toll das Beisammensein in der Gruppe war, dann hätte sie ihr Ziel jedenfalls erreicht. Nachdenklich schaute sie vor sich hin, während sie bis zu den Knien im kühlen Wasser stand, und erblickte Rukia, die zufrieden auf Ishidas Luftmatratze vor sich hin trieb. Derweil schienen Ichigo und Renji darüber zu streiten, wer das Spiel denn jetzt letztendlich gewonnen hatte, da keiner von den beiden mitgezählt hatte. Orihime vermutete, dass Ishida dies nicht versäumt hatte, doch da der Quincy sich nicht äußerte, behielt sie das für sich. Sicherlich war es besser, wenn die beiden das kameradschaftlich unter sich ausmachten, und das taten sie anscheinend auch, so wie sie plötzlich miteinander rangelten und sich im Sand wälzten.

„Hey, Orihime, kommst du mit? Eine Runde schwimmen?“, sprach sie Tatsuki in diesem Moment an und sie wandte sich ihrer Freundin zu.

„Ah, ja, klar!“, stimmte sie zu, warf aber zeitgleich einen Blick zu Ulquiorra, der ebenfalls ein Stück entfernt mit verschränkten Armen im kniehohen Wasser stand und ernst vor sich hin stierte.

Sie hatte ihn noch nicht ein einziges Mal lächeln sehen, immer schaute er so finster drein, dabei war er gar kein schlechter Typ. Das wusste sie einfach und immerhin lag sie mit ihrer Intuition nur selten falsch.

„Orihime?“

Sie blinzelte einmal, sah zu ihrer besten Freundin, die sie mit zweifelhafter Miene anschaute.

„Ähm, ich komme gleich nach, ja? Ich will nur schnell Ulquiorra fragen, ob er nicht auch mit uns schwimmen möchte“, erklärte sie rasch und lächelte euphorisch.

Tatsuki seufzte daraufhin, schüttelte den Kopf.

„Meinst du nicht, dass du dich da in was verrennst?“

Orihime verstand nicht, was genau die andere damit sagen wollte, was sich auch in ihrem Gesicht widerspiegelte.

„Hm?“

„Na, mit dem Kerl“, gab Tatsuki mit deutlichem Unbehagen zurück. „Der weiß das doch gar nicht zu schätzen, dass du dich für ihn einsetzt. Ich finde, er kann auch ruhig mal von sich aus kommen. Du musst dich nicht dauernd um ihn kümmern.“

„Aber ich möchte das tun“, erwiderte sie ruhig und Tatsuki verdrehte die Augen.

Vermutlich aus dem Grund, dass sie davon ausging, dass Orihime das allein tat, weil es in ihrer Natur lag, sich um jeden zu sorgen. Allerdings gab es da noch einen anderen Grund, der sie praktisch dazu verpflichtete, Ulquiorra die angenehmen Seiten des Lebens zu zeigen.

„Es ist nicht leicht für ihn, Tatsuki-chan“, sprach sie weiter. „Er fühlt sich hier nicht zuhause und das ist meine Schuld.“

„Orihime…“, begann ihre Freundin, doch diese lächelte bloß.

„Ich komme gleich nach!“, versprach sie und hob dann winkend die Hand, ehe sie zu Ulquiorra, der sich immer noch nicht geregt hatte, rüber lief.

Orihime wusste, dass Tatsuki es nur gut meinte, aber sie hatte Ulquiorra schließlich auch nicht wieder zurück ins Leben geholt. Daher konnte sie nicht wissen, wie sie sich fühlte, wenn sie den Arrancar so einsam dort stehen sah. Er hatte sich damals nicht bedankt, als er realisiert hatte, dass sie ihn mithilfe ihrer Shun Shun Rikka wieder lebendig gemacht hatte. Sie hatte ihn auch nicht gefragt, sondern eigenmächtig über sein Schicksal entschieden und ihn in eine Welt geworfen, die ihm unbekannt war. Er hatte die Information darüber, dass Aizen bezwungen worden war, schweigend aufgenommen, ebenso wie die Bedingung Uraharas, seine Seele in einem Gigai zu bannen. Er hatte sich dem Schicksal, das Orihime für ihn verändert hatte, gebeugt und sie hatte dabei nicht nach seiner Meinung gefragt. Das war nicht fair von ihr gewesen und somit schuldete sie es Ulquiorra, ihm sein Leben erträglicher zu machen.

„Ulquiorra!“

Sie kam schließlich unbeholfen vor ihm zum Stehen, wobei sie ihn versehentlich mit einer Ladung Wasser bespritzte, welches durch die Bewegung hoch schwappte. Der Arrancar äußerte sich zwar nicht dazu, aber sein Blick drückte auch keine Begeisterung aus. Wobei Ulquiorra vermutlich gar nicht begeistert sein konnte…allein der Gedanke, wie er mit einem freudigen Grinsen im Gesicht in die Hände klatschte, brachte sie zum Kichern und dafür fing sie sich auch prompt einen verwirrten Blick ein.

„Vielleicht solltest du die Sonne meiden, Frau“, vernahm sie seine tiefe Stimme und schaute nun selbst irritiert hoch.

„Äh…“

„Anscheinend wirkt sich die Hitze negativ auf deinen Verstand aus.“

Sie blinzelte ein paar Mal, ehe sie eine Schnute zog und ihn vorwurfsvoll anblickte.

„Das war gemein“, nuschelte sie und verschränkte die Arme ebenso, wie er es tat. „Dabei wollte ich dich nur fragen, ob du nicht Lust hast, mit uns schwimmen zu gehen.“

Die Antwort darauf folgte auch sofort.

„Nein.“

„Was? Aber wieso denn nicht? Das macht Spaß, ehrlich!“

Das konnte sie nun wirklich nicht verstehen, immerhin hatte er sich ja auch nicht geweigert, sich dem Volleyballspiel anzuschließen. Warum wollte er dann jetzt nicht mit ihnen schwimmen gehen? Dabei hatte sie sich schon so darüber gefreut, dass er dabei war, sich ein wenig der Gruppe zu öffnen. Doch die Hoffnung machte er ihr auch sogleich wieder zunichte.

„Das ist irrelevant, da ich dir meine Entscheidung bereits mitgeteilt habe, und ich habe auch nicht vor, meine Meinung zu ändern.“

Irgendwie musste er sich doch überzeugen lassen…nachdenklich legte Orihime einen Finger ans Kinn und musterte ihn angestrengt.

„Hast du etwa Angst vor dem Wasser? Da passiert nichts, wirklich nicht! Es kommen nur ganz selten mal Haie in solche Gewässer und, also, ich glaube nicht, dass ein Hai eine Chance gegen dich hätte, weißt du? Du machst den bestimmt ganz schnell fertig, genau, du jagst ihn mit einem Cero in die Luft! Boom und so!“, plapperte sie drauf los und formte mit ihren Händen eine Pistole, die sie scheinbar abfeuerte.

Ulquiorras Gesichtsausdruck blieb monoton, auch wenn sie anhand dessen, wie er die Brauen zusammenzog, davon ausgehen konnte, dass er genervt von ihrem Gerede war.

„Ich habe keine Angst vor Wasser“, gab er knapp zurück und sie hätte schwören können, dass er leicht beleidigt klang.

„Nicht?“, fragte sie verwundert, da sie ernsthaft davon ausgegangen war.

Dann jedoch fiel ihr noch etwas anderes ein, etwas, das ja noch viel schlimmer als ein Hai war. Oder auch nicht, na ja, das war vermutlich Ansichtssache…aber sie schweifte schon wieder ab. Sie sollte sich wirklich auf Ulquiorra konzentrieren!

„Du kannst nicht schwimmen, oder?“

Keine Regung, aber ihr entging das kurze Aufflackern in seinen grünen Augen nicht – also hatte sie einen Volltreffer gelandet. Warum war ihr das denn auch nicht gleich eingefallen? Wahrscheinlich weil Ulquiorra eigentlich alles perfekt konnte, sogar Volleyball hatte er gemeistert! Aber natürlich sah das mit dem Schwimmen anders aus, in Hueco Mundo gab es ja nur Sand und Las Noches hatte ihres Wissens auch kein Schwimmbad gehabt. Unwillkürlich stieg in ihrem Kopf das Bild von zehn plantschenden Espada und einem Aizen in Bademeisteruniform auf, was ihr ein Glucksen entlockte.

„Dein Humor entzieht sich meinem Verständnis, Frau“, kommentierte Ulquiorra dies recht unterkühlt und sofort bereute sie es, gelacht zu haben.

„Oh nein, nein!“, sagte sie schnell und gestikulierte mit den Händen. „Ich habe nicht über dich gelacht! Ganz bestimmt nicht! Im Gegenteil, das ist gar nicht schlimm! Ich bringe dir das schon bei und-“

„Ich habe nie behauptet, dass das in meinem Interesse liegt“, unterbrach er sie, doch aufgeben tat sie deshalb nicht.

„Aber du musst das lernen!“, beharrte sie starrköpfig auf ihrer Meinung und nickte einmal bekräftigend.

„Und aus welchem Grund?“, fragte er nur.

„Nun, stell dir einmal vor, wir würden auf einmal ein ganz schlimmes Unwetter bekommen und das Wasser breitet sich aus und überschwemmt unseren Zeltplatz! Das wäre doch furchtbar, wenn man da nicht schwimmen könnte, oder? Oh und stell dir vor, wenn jemand Hilfe braucht, weil er kurz vorm Ertrinken ist, und du bist der Einzige, der da ist! Wäre das nicht schrecklich, wenn du dann nicht helfen könntest? Schwimmen ist wirklich sehr nützlich, glaub mir!“

Anscheinend reichte Ulquiorra diese Argumentation nicht, denn er musste sie auch sogleich widerlegen.

„Meinen Informationen zufolge geschieht solch eine Naturkatastrophe recht selten und zudem gibt es keinerlei Anzeichen für ein solches Unwetter. Überdies bin ich nicht für fremde Leben verantwortlich und sehe daher auch keinen Grund, mich für irgendeinen niederen Menschen einzusetzen.“

„Wie kannst du nur so etwas sagen?“, brach sie entsetzt hervor, doch ihr Gegenüber verzog keine Miene.

So würde sie ihn niemals dazu bewegen, sich ihnen anzuschließen, und dabei war es bis jetzt wirklich gut gelaufen. Aber so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben, immerhin hatte sie sich ein Ziel gesetzt und starrköpfig konnte sie auch sein, wenn er sich unbedingt querstellen wollte. Immerhin wusste sie um einen wunden Punkt bei ihm und so gemein es auch war, ihn damit zu provozieren, er ließ ihr keine Wahl.

„Ich glaube, du willst nur nicht schwimmen lernen, weil du Angst hast, dass du es nicht kannst!“, behauptete sie daher und nickte einmal.

Ulquiorra bedachte sie mit einem entnervten Blick.

„Das ist nicht der Grund“, erwiderte er. „Überdies wird mich deine Provokation nicht umstimmen, Frau.“

„Oh komm schon!“, versuchte sie es noch mal, jedoch ohne Erfolg.

„Nein.“

„Bitte?“

„Nein.“

„Wenn du ja sagst, tue ich dir jeden Gefallen! Was du willst!“

Eigentlich, so fand Orihime, war das doch ein sehr gutes Angebot, doch Ulquiorra konnte selbst das abschlagen.

„Ich bleibe bei meiner Entscheidung.“

Also gut, dann musste sie wohl härtere Maßnahmen ergreifen, wenn er sich immer noch sträubte. Orihimes Ausdruck nahm an Entschlossenheit zu – manche Leute musste man halt zu ihrem Glück zwingen und Ulquiorra gehörte hundertprozentig dazu. Ohne Vorwarnung ergriff sie daher sein Handgelenk und wollte ihn mit sich ins Wasser ziehen. Ungünstig war dabei nur, dass sie vergessen hatte, wie viel Kraft Ulquiorra selbst in seinem Gigai besaß. Folglich zerrte sie vergeblich an ihm herum und selbst, als sie die zweite Hand hinzunahm, brachte das nichts.

„Lass mich los, Frau.“

„Kommt nicht infrage!“, widersprach sie wie ein trotziges Kind und zog noch fester an ihm, wobei sie sich nach hinten lehnte. „Ich gebe nicht auf, bis du es versucht hast!“

Um ihre Worte zu bekräftigen, zog sie abermals an ihm und lehnte sich noch weiter nach hinten – was sich als Fehler herausstellte. Ein überraschter Schrei entwich ihr, als Ulquiorra ihr mit einem Ruck die Hand entzog und sie im gleichen Moment durch ihren eigenen Schwung nach hinten fiel. Es platschte einmal laut und sie landete auf ihrem Hintern im Wasser, schaute wie ein begossener Pudel zu ihm auf.
 

„Das war gemein“, nuschelte sie und richtete sich langsam wieder auf.

„Ich habe dir gesagt, dass du mich loslassen sollst. Wenn du nicht gewillt bist, meiner Anweisung Folge zu leisten, dann-“

Ulquiorra kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu Ende zu bringen, da ihn plötzlich ein harter Stoß in den Rücken traf und ebenfalls im Wasser landen ließ. Das kalte Nass fühlte sich unangenehm auf seiner Haut an, vor allem, da sich der nasse Stoff der Badehose nun an seine Haut schmiegte, und er schauderte unwillkürlich.

„Und? War doch gar nicht so schlimm, oder?“, ertönte es hinter ihm und gleichzeitig riss es ihn aus seiner Starre.

Mit zornig verengten Augen erhob er sich wieder und wandte sich dem Verantwortlichen dieser entwürdigenden Szene zu. Kurosaki Ichigo erwiderte seinen Blick ungerührt, hatte die Arme hinterm Nacken verschränkt und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Die Frau dagegen starrte mit offenem Mund zwischen ihnen hin und her.

„Eh…“, machte sie dann zögerlich und suchte wohl fieberhaft nach einem Weg, die Situation zu entschärfen. „Kurosaki-kun wollte dir nur zeigen, dass das Wasser ganz harmlos ist, nicht wahr, Kurosaki-kun?“

Der Angesprochene blinzelte einmal und zuckte dann mit den Schultern.

„So ähnlich“, meinte er schließlich und wandte sich erneut dem Arrancar zu. „Jetzt stell dich nicht so an und komm schon mit ins Wasser. Wenigstens Inoue zuliebe.“

Ulquiorra wusste nicht, warum er der Frau diesen Gefallen tun sollte, zumal er sich deren Willen für heute schon genug gebeugt hatte. Allerdings war es ziemlich schwer, ihre flehende Miene zu ignorieren, und allmählich zerrte diese Diskussion an seinen Nerven. Warum mischte sich Kurosaki überhaupt ein?

„Oder hast du Schiss?“

Die Behauptung brachte das Fass zum Überlaufen und am liebsten wäre er dem Aushilfsshinigami an die Gurgel gegangen. Erst die Frau, jetzt Kurosaki; es kam ihm vor, als hätte man sich gegen ihn verschworen.

„Ich wüsste nicht, warum ich mich vor Wasser fürchten sollte“, erwiderte er stattdessen eisig und appellierte gleichzeitig an seine Beherrschung.

Kurosaki stellte diese allerdings auf eine harte Probe, indem er ihn spöttisch angrinste und mit dem Kopf in Richtung Meer nickte.

„Na also, dann gibt es ja keinen Grund, sich weiter wie ein Mädchen zu zieren, oder?“

„Dieses Gespräch ist unter meinem Niveau“, gab er zurück und verschränkte abermals die Arme.

„Feigling“, war alles, was Kurosaki dazu sagte und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust.

Ulquiorras Augenbraue zuckte und die Mordgedanken wurden zunehmend präsenter.

„Das hat nichts mit Feigheit zu tun, sondern-“

„Ausrede!“, schnitt ihm sein Gegenüber das Wort ab und sah ihn herausfordernd an.

Was bildete sich dieser Mensch eigentlich ein? Dass er genauso leicht zu reizen war, wie der Rotschopf und deshalb darauf hereinfiel?

„Ich habe es nicht nötig, einem Menschen etwas zu beweisen.“

Ichigo zuckte mit den Schultern, gab sich plötzlich teilnahmslos, was den Arrancar stutzig machte.

„Schön, dann bleib doch hier, mir auch egal“, meinte er nur und ging an ihm vorbei. „Trotzdem bist du feige.“

Er wollte ihn umbringen. Mehr als damals auf dem Dom von Las Noches wollte er ihm ein Loch in die Brust brennen und als er den Blick der Frau sah, verstärkte das den Drang in seinem Inneren noch. Was schaute die ihn jetzt wieder so an? Glaubte sie etwa ernsthaft, er würde sich nicht trauen? Wenn Menschen so etwas hinbekamen, würde das ja wohl nicht so schwer sein. Er hatte das Zelt aufbauen können und sich sogar an diesen überflüssigen Spielen beteiligt, da würde er auch das meistern.
 

„Hach…na gut, wenn du nicht willst, dann ist das wohl so. Auch wenn es schade-“, begann Orihime, hielt aber im nächsten Moment inne. „Eh…Ulquiorra?“

Der Angesprochene reagierte nicht, sondern ging einfach weiter ins Wasser hinein und ihr klappte der Mund auf. Da hatte sie sich so ins Zeug gelegt, um ihn dazu zu bewegen, mit ihr schwimmen zu gehen, und nun tat er es freiwillig? Nachdenklich zog sie die Stirn in Falten und fragte sich, was ihn letztendlich umgestimmt hatte. Vielleicht lag es an dem, was Ichigo gesagt hatte, und nun fühlte sich Ulquiorra herausgefordert, so wie Renji vorhin bei dem Spiel. Ein freudiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie diesen Gedanken fasste, denn das würde bedeuten, dass er tatsächlich dabei war, sich der Gruppe anzupassen. Jungs mussten sich einfach miteinander messen und auch ein Arrancar schien da nicht wesentlich anders zu sein. Rasch folgte sie ihm, sah ihn neugierig von der Seite an, woraufhin sie ein kalter Blick traf, der sie aber nicht im Mindesten abschreckte.

„Ich finde es wirklich toll, dass du jetzt doch mit uns schwimmen willst!“, plapperte sie drauf los und ignorierte dabei seine finstere Miene.

„Es ist gar nicht schwer, ich zeig dir, wie es geht, ja?“

„Wenn du so erpicht darauf bist“, kam die desinteressierte Antwort, doch Orihime strahlte nur und nickte ein paar Mal.

„Das mache ich doch gern!“

Ulquiorra beließ es dabei und auch wenn er genervt wirkte, so ließ sie sich davon nicht entmutigen. Dass er den Willen zeigte, ihr überhaupt zuhören zu wollen, reichte ihr fürs Erste.
 

Ulquiorra blieb erst stehen, als ihm das Wasser bis zur Brust reichte, und die Frau neben ihm tat es ihm gleich. Glaubte sie ernsthaft, dass er etwas von ihr lernen wollte? Nun, auch wenn dies nicht der Fall war, konnte er jetzt kaum einen Rückzieher machen. Natürlich war ihm klar, dass genau diese Reaktion seinerseits Kurosakis Plan gewesen war, und trotzdem hatte dieser erbärmliche Mensch sein Ziel erreicht. Ulquiorra hatte schließlich auch seinen Stolz und er würde sich nicht weiter beleidigen lassen.

„Also“, riss ihn die Frau aus seinen Gedanken und er blickte zu ihr. „Versuch zuerst mal, dich auf dem Wasser treiben zu lassen, und dabei bewegst du die Arme und Beine ein wenig. So kriegst du ein Gefühl für das Wasser, glaub mir, es funktioniert! Siehst du? So!“

Mit mangelnder Begeisterung schaute er zu, wie sich die Frau leicht vom Boden abstieß und ihre eigenen Anweisungen befolgte. Tatsächlich blieb sie zumindest mit dem Kopf über der Wasseroberfläche und das seltsame Gewedel ihrer Gliedmaßen erschien dabei wirksam zu sein. Obwohl es ihm widerstrebte, ihr bei dieser lächerlichen Aktion nachzueifern, tat er genau das. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich und glitschig an, aber viel Schwung musste er anscheinend sowieso nicht nehmen. So einfach, wie die Frau vorgab, war es jedoch nicht und beim ersten Versuch landete er mit dem Kopf unter Wasser. Schnell stand er wieder und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht, während er sich innerlich fragte, was er soeben falsch gemacht hatte. Wenn die Frau das so ohne Weiteres hinbekam, würde er das ja wohl auch schaffen. Orihime lächelte ihm aufmunternd zu, während sie immer noch vor sich hin paddelte.

„Wenn du willst, helfe ich dir“, bot sie ihm an und er runzelte die Stirn. „Weißt du, normalerweise lernt man Schwimmen zuerst mit Schwimmflügeln!“

Die Frage danach, was denn diese Flügel sein sollten, erübrigte sich, als die Frau auf ein Kind, welches ein paar hässlich neonorangefarbene Tüten an den Armen trug, zeigte.

„Das da sind Schwimmflügel!“, fügte sie noch hinzu und er blickte sie finster an.

Sie glaubte doch nicht ernsthaft, dass er sich derartig blamieren würde? Es gab sicher einen Grund, warum nur diese kleinen Menschen solche Dinger trugen und er würde sich bestimmt nicht bloßstellen lassen.

„Niemals“, war alles, was er dazu sagte, und sie legte seufzend den Finger ans Kinn.

„Oder ich halte dich fest, damit du nicht untergehst, und du ahmst die Bewegungen nach!“

Er blickte sie verständnislos an, machte damit wohl deutlich, was er von ihren Vorschlägen hielt. Davon abgesehen, dass er Berührungen im Allgemeinen lieber vermied, wollte er nicht von der Frau abhängig sein. Er würde das schon irgendwie hinbekommen – und zwar allein.

„Okay, wenn du nicht willst, dann versuch es einfach noch mal. Das wird schon“, lenkte sie schließlich ein und es erleichterte ihn, dass sie nicht weiter auf einer Hilfestellung bestand.

Immerhin war er ein Arrancar, er war der Cuatro Espada gewesen und da sollte es ihm nicht möglich sein, was die meisten Menschen zu können schienen? Lächerlich. Er bekam schon noch heraus, wie das funktionierte.
 

„Noch mal! Das sieht schon viel besser aus!“, feuerte ihn die Frau nach ein paar Minuten, in denen er sein Bestes getan hatte, an und ging ihm damit erst richtig auf die Nerven.

Es fühlte sich ohnehin befremdlich an, sich in diesem Element zu bewegen, und er entschied für sich, dass er die Luft eindeutig bevorzugte. Wenn man seine animalische Abstammung dabei miteinbezog, war dies wohl auch kein Wunder. Es gab sicher einen Grund, weshalb Fledermäuse nicht unter Wasser lebten. Dies wollte er aber gar nicht erst mit der Frau ausdiskutieren und so machte er einfach weiter. Sein Körper fühlte sich leichter unter Wasser an und das war ungewohnt, so dass er die Bewegungen von Armen und Beinen erst noch richtig koordinieren musste. Die Balance zu finden und zu halten, das war schwieriger, als er angenommen hatte, aber je öfter er es versuchte, umso besser gelang es ihm.

„Ja, genau! So ist es richtig!“, rief die Frau und nickte ihm heftig zu, wobei ihr Mund im Wasser versank und er nur noch die Hälfte von ihrem Gebrabbel verstand.

Allerdings schenkte er ihr im Moment sowieso wenig Beachtung, da er seine Konzentration für diese merkwürdige Aktivität brauchte. Nach und nach gewöhnte er sich an das Meer und auch wenn er hin und wieder Salzwasser schluckte, gab es wohl Schlimmeres. Schwimmen konnte man das, was die Frau ihm hier zeigte, wohl kaum nennen, wenn er den Menschen um sie herum so zusah, aber es erfüllte fürs Erste seinen Zweck, so wie die Frau es gesagt hatte.

„Schritt zwei!“, riss sie ihn aus den Gedanken und er kam wieder auf dem Boden auf. „Jetzt zeige ich dir, wie man die Arme bewegt!“

Er schaute ihr dabei zu, wie sie für ihn sichtbar die Arme hob und das Wasser praktisch zur Seite schob, was sie mehrmals wiederholte.

„Du musst darauf achten, dass die Finger fest aneinander gepresst sind, damit kein Wasser hindurchkommt!“, erklärte sie ihm und nickte ihm dann einmal auffordernd zu.

Ulquiorra warf einen Blick auf seine Hände, tat dann aber, was die Frau wollte, und imitierte ihre Bewegungen.

„Und das musst du machen, wenn du im Wasser treibst, ja? So kommst du voran und wenn du dazu die Beine bewegst, geht es noch leichter! Wie bei einem Frosch!“

Ulquiorra wusste mit dem Vergleich nicht wirklich etwas anzufangen, aber er äußerte sich nicht dazu. Die Frau redete auch ohne seine Aufforderung genug. Anstatt ihr weiter zuzuhören, versuchte er daher lieber, ihre merkwürdigen Lehrmethoden umzusetzen, und das funktionierte dieses Mal recht gut. Zumindest ging er nicht wieder unter, das war durchaus positiv zu werten.
 

Orihime selbst sah die ganze Situation als weitaus weniger kritisch an als Ulquiorra, vor allem, da er sich ihrer Meinung nach recht gut anstellte. Als Sora ihr damals das Schwimmen hatte beibringen wollen, war das nicht so einfach gewesen. Gut, sie war da zwar noch ein Kind gewesen, aber sie wusste aus einigen interessanten Fernsehserien, dass es auch Erwachsene gab, die niemals Schwimmen gelernt hatten und sich damit ziemlich schwer taten. Dafür, dass sie mit ihm einen sogenannten Crashkurs machte, funktionierte das wirklich gut und sie war stolz auf den Arrancar. Anscheinend lohnten sich ihre Bemühungen am Ende doch, sonst hätte er gar nicht erst eingewilligt, und dass er bereit war, von ihr zu lernen, bestätigte ihr das nur noch einmal. Tatsuki hatte Unrecht gehabt, was ihn betraf.

Kaum war ihr der Gedanke gekommen, hielt sie Ausschau nach ihrer besten Freundin und entdeckte diese in einiger Entfernung bei Rukia, die noch immer auf ihrer Luftmatratze lag. Anscheinend verstanden die beiden sich recht gut, soweit sie das von hier aus beurteilen konnte. Tatsuki hielt sich mit der einen Hand an Rukias Matratze fest, während sie mit der anderen wild gestikulierte, woraufhin Rukia immer wieder nickte. Orihime lächelte darüber, konnte sich schon denken, dass sich die zwei bestimmt über Kampfsport unterhielten. Sie ließ den Blick schweifen und entdeckte Ichigo, der sich soeben mit Renji ein Wettschwimmen lieferte. Sado saß zusammen mit Mizuiro im flachen Wasser und der Kleinere von beiden hielt ein Eis in der Hand. Das war eine tolle Idee und sie beschloss, sich auf jeden Fall später auch ein Eis zu holen. Aber wo war Ishida abgeblieben? Vielleicht holte er sich ja gerade ebenfalls ein Eis? Oder er sonnte sich an ihrem Platz und gab nebenbei auf ihre Sachen Acht, ja, das würde zu ihm passen. Keigo konnte sie auch nirgendwo sehen, aber möglicherweise war er ja mit Ishida zusammen losgezogen? Sie wandte sich ab, nur um festzustellen, dass Ulquiorra gar nicht mehr neben ihr war. Etwas verdutzt blickte sie zu dem Arrancar, der schon ein ganzes Stück vorausgeschwommen und dessen anfängliche Unbeholfenheit verschwunden war. Sie schmunzelte unweigerlich – noch vor einer Weile hätte sie niemals daran geglaubt, dass sie ihn einmal in solch einer Situation erleben würde. Damals hatte sie sogar gefürchtet, dass Ulquiorra unfehlbar sein würde, so perfekt, wie er stets wirkte. Gar nicht menschlich. Unbezwingbar. Sie schauderte, verdrängte den Gedanken aus diesem Grund auch schnell wieder, denn das war Vergangenheit. Ulquiorra war ihr gegenüber niemals handgreiflich geworden und auch wenn sein gemeines Verhalten nicht richtig gewesen war, so wusste sie einfach tief in ihrem Inneren, dass er das Meiste aus Unwissenheit von sich gegeben hatte. Er war kein schlechter Kerl, das spürte sie einfach, und auf ihre Intuition konnte man sich in der Regel verlassen. Er brauchte lediglich eine Chance und die war ihm nun gegeben worden, dank Urahara, der sich des Arrancars angenommen und ihm sogar einen Gigai hergestellt hatte. Nun mussten sie alle das Beste daraus machen und sie waren auf einem guten Weg.

„Du lernst wirklich schnell!“, sprach sie ihn an, kaum dass sie zu ihm aufgeholt hatte.

Ulquiorra warf ihr einen seiner ausdruckslosen Blicke zu und sie vermutete, dass ihm gar nicht bewusst war, dass sie ihn damit loben wollte. Oder aber es interessierte ihn einfach nicht.

„Meine Auffassungsgabe ist überdurchschnittlich ausgeprägt“, erwiderte er knapp und sie runzelte die Stirn.

„Äh…“

„Zudem bin ich kein Mensch, Frau, aus diesem Grund ist es nur logisch, dass ich ein effektiveres Ergebnis als der Rest von euch erziele.“

Orihime blinzelte einmal und vor Empörung vergaß sie fast, weiter zu schwimmen, wodurch sie einmal mit dem Kopf untertauchte. Prustend strich sie sich die langen Haare aus dem Gesicht und schaute dann wieder zu ihm, wobei ihr ein Wassertropfen über die Nase rollte.

„Das klingt aber ziemlich überheblich, Ulquiorra!“, versuchte sie ihn zu belehren, woraufhin ihr ein verständnisloser Blick zuteilwurde.

„Ich habe nur eine Tatsache festgestellt.“

„Ja, aber wenn du dich so ausdrückst, denken alle, dass du dich für den Besten hältst! Und dann können sie dich nicht mehr leiden, verstehst du?“

„Davon abgesehen, dass das für mich absolut irrelevant ist, können sie mich ohnehin nicht leiden.“

Orihime seufzte leise.

„Sie sind nur misstrauisch, wegen damals. Du warst nicht sehr nett“, murmelte sie, fuhr jedoch schnell fort, bevor er sich dazu äußern konnte. „Aber sie ändern ihre Meinung schon noch! Kurosaki-kun hat dich vorhin doch auch ganz normal behandelt, nicht wahr?“

Ulquiorras Mimik nach zu urteilen, sah dieser das etwas anders und das teilte er ihr auch mit.

„Ich sehe diese provokante Behandlung nicht als Verbesserung der Situation zwischen Kurosaki und mir an.“

„Nicht? Oh, aber mit Abarai-kun geht er genauso um! Weißt du, sie ärgern sich und manchmal prügeln sie sich sogar, aber das tun sie nur, um ihre Freundschaft zu festigen!“, versuchte sie ihn zu überzeugen.

„Wenn das so sein sollte, verzichte ich darauf. Das ist allenfalls primitiv.“

„Das ist nicht-“, fing sie an, konnte aber nicht aussprechen.

„Inoue-saaaaan!“, wurde in diesem Moment ihr Namen gerufen und sie sah sich perplex um.

Das war doch Keigos Stimme gewesen, oder etwa nicht? Allerdings konnte sie ihn nirgendwo entdecken, so wie auch schon zuvor.

„Inoue-san, hier drüben! Schau doch mal!“

Auch Ulquiorra drehte nun den Kopf, weitete seine grünen Augen und verwundert folgte sie seinem Blick. Es handelte sich tatsächlich um Keigo, der auf einem Surfbrett stand und nun auf sie zu gebrettert kam. Orihime war in der ersten Sekunde wirklich beeindruckt – sie hatte gar nicht gewusst, dass Keigo windsurfen konnte. Als er jedoch näher kam, erkannte sie seinen verkrampften Gesichtsausdruck und ihr fiel auf, wie sehr das große Segel schwankte. Noch dazu raste der Junge mit viel zu viel Geschwindigkeit direkt auf sie zu und jegliche Bemühung, umzulenken, bevor er mit ihnen zusammenstieß, schien vergeblich.

„Aus dem Weeeeeg!“, brüllte er los und lieferte damit die Bestätigung.

Orihime sah, wie ein paar andere Leute rasch aus der Bahn schwammen, um nicht über den Haufen gefahren zu werden, und sie tat dasselbe. Dann fiel ihr jedoch Ulquiorra ein und sie hielt inne, um sich zu vergewissern, dass er ebenfalls zur Seite schwamm. Wie es aussah, war das auch sein Plan gewesen, doch in diesem Moment verlor Keigo endgültig das Gleichgewicht und mit einem spitzen Schrei kippte er nach hinten, wobei er das Segel losließ. Orihime japste vor Schreck auf, als das Ding mit einem lauten Klatschen auf der Wasseroberfläche aufschlug und sie nur um wenige Zentimeter verfehlte. Ein Stück weiter tauchte Keigo wieder auf und klammerte sich an dem Brett fest, wobei er den Kopf wie ein Hund schüttelte.

„Arg, so ein Mist!“, jammerte er und ließ das Kinn auf das im Wasser treibende Brett sinken. „Das war eigentlich ganz anders geplant!“

Orihime kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern sah sich hektisch nach Ulquiorra um, der anscheinend nicht so viel Glück wie sie selbst gehabt hatte. War er etwa unter das Segel geraten? Oh Gott, er hatte doch gerade erst Schwimmen gelernt und das Wasser war hier so tief, dass man nicht einmal mehr stehen konnte! Sie musste ihn unbedingt suchen, bevor er ertrank! Sie holte einmal tief Luft, um abzutauchen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie zurückhielt. Als sie sich umdrehte, schaute sie direkt in Ichigos besorgtes Gesicht.

„Alles in Ordnung, Inoue? Bist du verletzt?“, fragte er ernst, doch sie schüttelte den Kopf.

„Nein, nein, es geht mir gut! Aber Ulquiorra…ich glaube, er ist vom Segel getroffen worden und…und er taucht gar nicht auf! Wir müssen ihn suchen!“, sprudelte es aus ihr heraus und sie schaute ihn bittend an.

„Ich kümmere mich darum!“, entschied er und tauchte kurzerhand ab.

Orihime klammerte sich an das Segel, das immer noch im Wasser trieb, und sie fühlte sich ganz furchtbar. Wenn Ulquiorra nun etwas zustieß, war das ihre Schuld. Sie hatte ihm ja unbedingt das Schwimmen beibringen wollen, obwohl sie gar keine ausgebildete Schwimmlehrerin war, und dann auch noch im Meer, wo so viel passieren konnte. Hoffentlich ging es ihm gut, sonst würde sie sich das niemals verzeihen können.

Zu ihrer Erleichterung tauchte Ichigo in diesem Augenblick wieder auf – zusammen mit Ulquiorra, der scheinbar bewusstlos war. Schnell schwamm sie zu den beiden rüber, um Ichigo zu helfen, den Arrancar auf das Surfbrett und damit zurück zum Strand zu befördern.
 

„Neeein! Ich hab ihn umgebracht!“

„Laber keinen Unsinn, Keigo. Er atmet noch.“

„Ach ja? Oh…okay…“

„Welcher Irre hat dir überhaupt das Surfbrett gegeben?“

„Na ja, da war so ein Typ und den hab ich gefragt, ob ich das nicht mal ausprobieren könnte, weil Surfen einfach super bei Mädels ankommt und so!“

„War ja klar.“

„Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast, Kurosaki-kun!“

„Schon gut.“

„Oh, er kommt wieder zu sich! Alles in Ordnung, Ulquiorra? Geht es dir gut?“

Die Worte drangen nur bruchstückhaft an seine Ohren, während er langsam wieder zu Bewusstsein kam und die Schwärze um ihn herum verschwand. Ulquiorra blinzelte ein paar Mal, versuchte sich zu orientieren und die Geschehnisse zu verarbeiten. Ein paar nasse Haarsträhnen hingen in seinem Gesicht und als er aufschaute, erkannte er die Frau, die sich unnötig tief über ihn gebeugt hatte, und ihn nun besorgt ansah. Er lag rücklinks im Sand, der unangenehm an seiner noch nassen Haut klebte und sein Hals fühlte sich ungemein kratzig an. Was war noch gleich passiert? Er musste sich kurz sammeln, um seine Gedanken zu analysieren. Die Frau hatte ihm Schwimmen beibringen wollen, was auch ganz gut funktioniert hatte, doch dann war der Abschaum auf einem seltsamen Gefährt auf sie zugerast und dieser merkwürdige Flügel war auf ihn herabgestürzt. Er hatte viel Wasser geschluckt, unter Schock jegliche Bewegungen eingestellt und schließlich war ihm schwarz vor Augen geworden.

Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast, Kurosaki-kun!

Folglich war es der Aushilfsshinigami gewesen, der ihn aus dem Wasser gefischt hatte, und diese Tatsache empfand Ulquiorra als zutiefst demütigend. Immer noch ein wenig benommen richtete er sich auf, warf einen Blick zu den beiden Jungen, die ihn ungeniert anstarrten. Der Idiot schien sich unwohl zu fühlen, zu Recht, wie Ulquiorra fand, während Kurosaki mit Sicherheit darauf wartete, dass er sich bei ihm bedankte.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Ulquiorra! Ich habe wirklich Angst gehabt, dass du ertrinken würdest, und das wäre dann nur meine Schuld und…oh Gott, wie hätte ich das nur Urahara-san beibringen sollen? Aber Kurosaki-kun war ja zum Glück schnell genug da, um dich zu retten! Das ist doch nett von ihm gewesen, oder?“

Weder konnte Ulquiorra nachvollziehen, warum gerade der verrückte Ladenbesitzer sein Ableben bedauern sollte, noch wollte er hören, wie heldenhaft sich Kurosaki verhalten hatte. Sie machte die ganze Geschichte mit ihrem Geschwafel nur noch peinlicher für ihn.

„Lass gut sein, Inoue“, mischte sich der Aushilfsshinigami ein und warf einen Blick zu dem Arrancar, der regungslos zurück sah. „Er wird sich sowieso nicht bedanken.“

„So ist es“, bestätigte Ulquiorra diese Aussage und Kurosaki zog die Brauen zusammen.

Was hatte er denn erwartet? Dass er nun widersprechen und sich tatsächlich bedanken würde? Wohl kaum. Eigentlich wollte er momentan nur weg von der Nähe dieses verfluchten Wassers, ihm war schwindelig und sein Hals brannte immer noch.

„Das nächste Mal lass ich dich ertrinken“, murrte Kurosaki, was Ulquiorra jedoch völlig kalt ließ.

„Ich bin nicht auf die Hilfe von Menschen angewiesen.“

„Was fällt dir ein?! Du undankbarer Kerl, du!“, krähte nun auch noch Keigo dazwischen, wofür er sich einen mörderischen Blick seitens des Arrancar einfing, der ihn auch prompt verstummen ließ.

Der Abschaum sollte lieber ganz ruhig sein, immerhin war es seine Schuld, dass es überhaupt zu dieser entwürdigenden Situation gekommen war. Anstatt aber weiterhin seine Zeit mit ihm zu verschwenden, wandte er sich an Kurosaki.

„Deinen Worten entnahm ich, dass mein Dank für dich ohnehin nicht von Bedeutung sein würde. Demnach wäre es auch dann nicht notwendig, ihn überhaupt auszusprechen, wenn ich mich tatsächlich dazu verpflichtet fühlen würde.“

„Dann wäre das ja geklärt.“

Ulquiorra antwortete nicht darauf, lediglich ihre Blicke bohrten sich unnachgiebig ineinander. Zumindest so lange, bis die Frau sich zum Einschreiten entschied.

„Ähm, also…Ulquiorra meint es nicht so, Kurosaki-kun, ganz bestimmt nicht! Es ist nur…der Schock, genau, er ist noch ein bisschen erschöpft, aber er ist dir ganz sicher sehr dankbar für deine Hilfe, nicht wahr, Ulquiorra? So ist es doch?“

Was wollte sie damit nun wieder bezwecken? Und warum stellte sie ihn nun auch noch als unzurechnungsfähig dar? Er wusste ja wohl selbst sehr genau, ob er dankbar war oder nicht, und es war definitiv nicht der Fall.

„Ich kapier einfach nicht, warum du ihn ständig verteidigst, Inoue“, murrte Kurosaki, woraufhin ihn die Frau verdutzt anschaute.

„Also, ich…“, begann sie, wurde aber unterbrochen.

„Ulquiorra weiß das sowieso nicht zu schätzen.“

„Aber Kurosaki-kun…“

Allmählich reichte es wirklich; diese Diskussionen über sein Verhalten waren absolut unnötig und sie nervten ihn.

„Ich kann für mich selbst sprechen“, schnitt er der Frau das Wort ab und sandte dem Shinigami einen düsteren Blick zu. „Und ich brauche auch niemanden, der mich verteidigt.“

Die Frau redete sich immer wieder wegen ihm um Kopf und Kragen, machte sich dabei selbst lächerlich und er verstand nicht, warum sie das überhaupt tat. Er hatte nicht darum gebeten und er war keiner ihrer Freunde, kein Mensch und deshalb brauchte er ihre einnehmende Art nicht. Wie sie ihn auch jetzt wieder anschaute, beinahe traurig, das irritierte und missfiel ihm. Jedoch schien sie sich schnell wieder zu fangen, legte ihr sorgenfreies Lächeln auf.

„Ich möchte das aber tun und zwar, weil ich weiß, dass du es gar nicht so böse meinst, wie es rüberkommt“, erwiderte sie und nicht nur Ulquiorra starrte sie an.

Mit einem hatte sie allerdings Recht, denn böse meinte er es wirklich nicht, er sprach die Dinge nur nüchtern aus. Allerdings schienen Menschen darauf empfindlich zu reagieren und das machte es schwer, mit ihnen auszukommen. Nicht, dass er dies angestrebt hätte.

„Inoue-san hat so ein gutes Herz!!“, krakeelte der Abschaum los und fing sich eine Kopfnuss von Kurosaki ein.

„Halt dich raus!“, brummte er, ehe er sich wieder Ulquiorra zuwandte. „Und du…du weißt es echt nicht zu schätzen. Du solltest Inoue wirklich dankbar sein, dass sie sich so für dich einsetzt!“

Mit diesen Worten warf der Aushilfsshinigami der Frau einen letzten Blick zu, ehe er sich umdrehte und zurück in Richtung ihres Strandplatzes ging. Ulquiorra bemerkte, wie sie ihm verwirrt und mit leicht geröteten Wangen nachsah. Er schob dieses Verhalten auf die Gefühle, die sie Kurosaki entgegen brachte, auch wenn er den genauen Zusammenhang nicht verstand. Schließlich schaute die Frau zu ihm, senkte aber rasch wieder den Blick.

„Ähm…wir sollten wohl besser auch zurück“, nuschelte sie und versuchte sich an einem erneuten Lächeln, welches jedoch überaus schwach ausfiel.

Ulquiorra zog die Brauen zusammen, doch antworten tat er darauf nicht. Immerhin sagte die Frau endlich einmal etwas Nützliches, anstatt drauf los zu plappern. Auch wenn es im Endeffekt lediglich ihr guter Willen gewesen war, der sie wohl dazu bewogen hatte. Warum eigentlich? Mit einem hatte Kurosaki wohl Recht, die Frau versuchte immer, sein anscheinend unpassendes Verhalten zu vertuschen. Obwohl er sie nicht darum gebeten hatte, ergriff sie stets Partei für ihn…und so sehr ihm das auch missfiel, da er den Grund nicht kannte und es daher auf das Herz schieben musste, so bemühte sie sich um ihn, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, und dafür sollte er ihr vermutlich wenigstens ein bisschen Respekt zollen.

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Tag auch! =)

Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel, später als ursprünglich geplant, aber dennoch früher als sonst.

Und ich habe entschieden, die Strandszene erneut aufzusplitten...es ging einfach nicht anders, da es sonst zu langatmig geworden wäre.

Freut euch also auf einen weiteren Teil am Strand. xP

Bei diesem Kapitel hat mir Lichtregen wieder tatkräftig zur Seite gestanden - auch wenn es dieses Mal wenig Ishida gab. ;)

Der Titel war ihre Idee und ich finde ihn recht passend, wenn man es auf Orihime, die hier auch mal wieder ihre Sicht der Dinge darlegen durfte, bezieht.

Ansonsten freuen Lichtregen und ich uns natürlich weiterhin über jeden Kommentar, den wir bekommen - es dürfen also ruhig mehr Leute ihre Meinung kundtun. ;P

Wie auch immer, für das nächste Kapitel ist schon wieder einiges geplant und das gute Wetter animiert ja auch zum Schreiben, also denke ich nicht, dass es allzu lange dauern wird.

Bis dann!

Lg

Pia



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  SOLEVITA
2014-05-03T18:24:56+00:00 03.05.2014 20:24
ohh wie cool machst iwa. weiter!!*.*
Von:  NightmareCastleCat
2013-01-29T22:23:11+00:00 29.01.2013 23:23
Ouuuuu ich mag deine

geschichte echt gerne!!! Freue mich aufs nächste kapitel. Du schreibst ech unglaublich :)
Von:  fahnm
2012-03-25T19:10:04+00:00 25.03.2012 21:10
Oh Man Das musste ja Passieren.
Freue mich schon aufs nächste kapi^^
Von:  Cortes
2012-03-25T14:13:26+00:00 25.03.2012 16:13
Zuerst mag er nicht, dann kann ers sofort^^
Keigo auf nem Windsurfer? War klar das sowas passiert!^^

Freue mich auf mehr!


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