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Menschsein

Ulquiorra/Orihime
von

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Aquapark

Als Orihime am nächsten Morgen wach wurde, brauchte sie einen Moment, um die wirren Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, da sie schon wieder so einen kuriosen Traum gehabt hatte. Sie war auf dem Rücken einer riesigen Fledermaus übers Meer geflogen, während ihre Freunde in eben diesem schwammen und ihr aufgebracht etwas zuriefen, das sie nicht verstanden hatte. Sie wusste noch, dass sie ihnen wie verrückt gewunken hatte, um ihnen zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen mussten. Die Fledermaus war ganz friedlich gewesen, hatte ihre Kreise über dem Meer gezogen, ohne auch nur einen Versuch, sie abzuwerfen. Ihr war, als könnte sie die warmen Sonnenstrahlen noch auf ihrer Haut fühlen und den Wind, der durch ihre Haare fuhr. Verträumt blickte sie an die geblümte Decke des Zeltes, wobei sie erst einige Sekunden später bemerkte, dass ihr Mund offen stand – das passierte ihr oft, wenn sie in Gedanken war.

Neben sich hörte sie die ruhigen Atemzüge ihrer beiden Freundinnen, die noch tief und fest schliefen. Es wunderte sie nicht, schließlich war der gestrige Tag unheimlich anstrengend gewesen. Es war so vieles passiert, angefangen bei dem Volleyballspiel, dem Schwimmen im Meer, Asanos Unfall, bei dem Ulquiorra in Gefahr geraten war, und nicht zu vergessen seinem Sonnenstich. Der Arme hatte aber auch ein Pech! Innerlich machte sie sich weiterhin Vorwürfe, dass sie sich nicht besser um ihn gekümmert hatte, denn auch, wenn Ulquiorra sehr stark war und auf sich aufpassen konnte, wusste er zu wenig von dieser Welt. Viele Dinge, zum Beispiel das Schwimmen, lernte er erst jetzt und es stand in ihrer Verantwortung, ihm dabei zu helfen!

Orihime setzte sich kurzerhand auf, wobei sie sich einmal ausgiebig streckte, dabei aber ihr Gähnen unterdrückte. Sie wollte Tatsuki und Kuchiki-san nicht wecken, denn möglicherweise war es noch viel zu früh zum Aufstehen. Ein sanftes Lächeln überflog ihre Lippen, als sie ihre beste Freundin, die sich halb aus ihrem Schlafsack gestrampelt hatte, etwas Unverständliches murmeln hörte. Hoffentlich hatte sie einen schönen Traum. Bemüht leise krabbelte sie aus ihrem eigenen rosa Schlafsack und zog den Reißverschluss des Zeltes auf, um hinauszukommen. Die Temperatur war bereits angenehm warm und die Sonne stand schon am Himmel, sodass sie in ihrem grauen Top und den pinken Shorts mit den kleinen Sternchen darauf überhaupt nicht fror. Sie streckte sich wieder, reckte dabei die Arme und genoss die frische Luft, denn im Zelt war es morgens immer ein bisschen stickig. Heute würde ein toller Tag werden, das hatte sie im Gefühl!

Als sie ihren Blick zur Feuerstelle schweifen ließ, stutzte sie jedoch, denn anscheinend war sie nicht die Einzige, die früh auf den Beinen war. Erleichtert stellte sie fest, dass Ulquiorras Gesicht nur noch leicht gerötet war – ein Glück, dass Ishida die Salbe so vorrausschauend eingepackt hatte!

Der Arrancar saß auf einem der Campingstühle und blickte abwesend vor sich hin, bis sie näher kam, woraufhin er den Kopf in ihre Richtung drehte. Vermutlich hätten sich die meisten von dem finsteren Ausdruck abschrecken lassen, aber sie kannte ihn gut genug, um das nicht auf sich zu beziehen. Auch, wenn sie sich wirklich wünschte, ihn einmal zum Lächeln bringen zu können – und deswegen musste sie dafür sorgen, dass er ganz viel Spaß in diesem Strandurlaub hatte! Volleyball schien ihm ja gefallen zu haben und er war auch richtig gut darin gewesen…

„Frau.“

Sie blinzelte, sah ihn verdutzt an, als er sie aus den Gedanken riss.

„Eh…oh, eh, guten Morgen, Ulquiorra! Entschuldige, dass ich…das war unhöflich von mir! Ich hab nur…ach, nicht so wichtig! Wie geht es dir denn? Tut der Sonnenbrand noch sehr weh? Du siehst schon viel besser aus! Konntest du trotzdem schlafen? Ah, ich rede schon wieder so viel! Das tut mir leid!“

Seine Miene blieb unbewegt, während sie sprach und sich auf den Stuhl neben ihm setzte. Sie musterte ihn eingehend, wobei sie erleichtert feststellte, dass auch seine Arme, die unter dem schwarzen T-Shirt hervorschauten, nicht mehr rot leuchteten.

„…es war akzeptabel.“

„Das freut mich!“
 

Eigentlich hatte Ulquiorra noch hinzufügen wollen, dass damit ausschließlich die Strapazen seines Sonnenbrandes gemeint waren. Die Nacht mit dem Abschaum war anstrengend wie eh und je gewesen, aber wenigstens hatte es diesmal keinen Angriff auf ihn gegeben. Das nervige Gemurmel dieser Idioten konnte er einigermaßen ignorieren, solange sie ihm vom Leibe blieben. Jedoch behielt er dies mit gewisser Resignation für sich, da ihn die Frau schon wieder so freudig anstrahlte – sie besaß ein Talent dafür, seine Aussagen falsch zu interpretieren.

„Hn.“

„Am besten cremst du dich gleich noch mal ein – ich helfe dir auch, so wie gestern! Oh, und du solltest das T-Shirt anlassen und Ishida-kuns Hut tragen, damit du vor der Sonne geschützt bist!“

Nun, dass dies sinnvoll wäre, das sah er ein, weswegen er ein knappes Nicken von sich gab. Zwar wäre es für ihn ebenso in Ordnung gewesen, wenn er den kompletten Tag im Zelt verbracht hätte, aber so, wie er die Frau kannte, würde sie das nicht zulassen. Wozu also diskutieren, wenn es ohnehin ein sinnloses Unterfangen war?

Zu seiner Verwunderung fing die Frau nicht direkt wieder an zu brabbeln, sondern lächelte ihn bloß an, ehe sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und einmal tief ausatmete. Nachdenklich schaute sie zu einem unbestimmten Punkt und das Lächeln wich langsam von ihren Lippen. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? War es seine Aufgabe, etwas zu sagen? Andererseits sah er keinen Grund darin, schließlich war die Stille recht angenehm – deswegen saß er hier ja so früh, damit ihn keiner störte. Vielleicht hatte die Frau dies realisiert und verhielt sich deswegen still? Warum machte er sich überhaupt so viele Gedanken darüber? Unnötiges Gewäsch, das den Menschen ähnlich sah.

„Weißt du, ich habe mir gestern wirklich Sorgen um dich gemacht“, nuschelte sie plötzlich und ließ ihn damit innehalten. „Als der Unfall mit dem Surfbrett passiert ist…und auch, als es dir so schlecht ging.“

Er zog die Brauen zusammen, verstand nicht, warum sie das jetzt thematisieren wollte; es änderte nichts daran, dass es geschehen war. So niedergeschlagen, wie sie allerdings schaute, schien sie sich Vorwürfe deswegen zu machen. Glaubte sie, es sei ihre Schuld? Gut, das mit der Sonne hätte ihr früher einfallen können, aber die Frau benahm sich öfters gedankenlos…eine böse Absicht steckte also nicht dahinter.

„Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen“, machte er noch einmal deutlich. „Und abgesehen davon, dass ich mich deinetwegen an diesem Ort aufhalte, trägst du keine Schuld an diesen Vorkommnissen.“

Warum die Frau nun mit roten Wangen zu ihm herumfuhr und dabei ungläubig blinzelte, verstand er nicht. Missinterpretierte sie seine Worte schon wieder?

„M-Meinetwegen?“, wiederholte sie und er stutzte kurz.

Was war daran nun so verwunderlich? Wäre sie nicht bei Urahara aufgetaucht, hätte dieser ihn nicht dazu genötigt, hierher zu kommen. Aber gut, das ahnte die Frau vermutlich nicht, so offensichtlich es auch war, weswegen er lediglich nickte. Anscheinend war diese Reaktion nicht allzu falsch, denn auf ihren Lippen bildete sich ein verlegenes Lächeln.

„Danke…also, dass du nicht böse auf mich bist“, murmelte sie, was ihn schnauben ließ.

Allerdings beließ er es dabei, immerhin wollte er nicht, dass die Frau ihn schon wieder falsch verstand. Menschliche Kommunikation konnte man wahrlich nicht als einfach bezeichnen.
 

Nach und nach standen auch die anderen Menschen und Shinigami auf, wobei Ulquiorra auf diese gut hätte verzichten können. Tatsächlich hatte er die Anwesenheit der Frau als recht angenehm empfunden, auch wenn es ungewohnt war, dass sie recht still für ihre Verhältnisse blieb. Es war, soweit er das beurteilen konnte, nicht mal unangenehmes Schweigen gewesen. Was er dagegen nicht verstand, war ihre Reaktion, kaum dass ihre Freundin mit den kurzen Haaren dazu stieß und ihn argwöhnisch fixierte. Die Frau war aufgesprungen, als hätte man sie bei etwas ertappt, und hatte sich dann rasch daran gemacht, das Frühstück vorzubereiten, woraufhin sofort Bewegung in ihre Freundin gekommen war. Auch der Quincy, der in dem Moment aus dem Zelt kam, wirkte schlagartig wach und drängte ihr geradezu seine Hilfe auf. Es erinnerte ihn an den Einkauf, da hatte er ihr sogar eine Liste angefertigt, was darauf schließen ließ, dass die Frau weder beim Besorgen noch beim Zubereiten von Lebensmitteln sonderlich fähig war.

Ulquiorra fragte sich, warum ihr das niemand ins Gesicht sagen konnte – sie alle belogen sie offensichtlich lieber. Vermutlich war das auch wieder so eine emotionale Sache unter Menschen, für die ihm das Verständnis fehlte. Dennoch war er der Meinung, dass man die Frau nicht permanent in Watte packen musste. Sie war nicht so zerbrechlich, wie ihre Freunde annahmen, schließlich war sie damals in Las Noches nicht vor ihm eingeknickt. Stets hatte sie ihm widersprochen, ihn sogar geschlagen, obwohl er ihr jeden Knochen im Leib mühelos hätte brechen können, ohne sie dabei zu töten. Sie hätte ihm nichts entgegenzusetzen gehabt und trotzdem hatte sie sich gegen ihn aufgelehnt.

„Hey! Hört mal her!“

Ulquiorra verdrängte die Gedanken, als der kleine Mensch zur Gruppe stieß und dabei ein buntes Stück Papier hochhielt. Sofort verstummten die Gespräche und alle sahen zu dem eher stillen Jungen, der in die Runde lächelte.

„Was gibt’s, Mizuiro?“, fragte Kurosaki, der bis eben noch über irgendetwas Unwichtiges mit der Shinigami diskutiert hatte.

„Auf dem Weg zu den Toiletten ist mir ein Stand aufgefallen und da haben sie Flyer verteilt“, berichtete der kleine Mensch. „Hier in der Nähe soll es einen Aquapark geben, den man mit dem Bus erreichen kann. Das wäre doch eine gute Idee für einen Ausflug.“

Anscheinend war Ulquiorra nicht der Einzige, der keine Ahnung hatte, was ein Aquapark sein sollte, denn die beiden Shinigami schauten recht verwirrt drein.

„Ich war noch nie in einem Aquapark“, kam es von dem Rotschopf und die Shinigami legte den Kopf schief.

„Ja, ich auch nicht…aber wenn es so viel Spaß macht wie Volleyball, werde ich es sicher toll finden!“, fügte sie an und ihre Augen glitzerten regelrecht, was Kurosaki genervt drein blicken ließ.

„Lass das Getue…“

„Das ist eine großartige Idee, Kojima-kun!“, rief die Frau freudig aus. „Ein Aquapark ist ein Park mit ganz vielen Wasserrutschen! Es gibt dort aber auch Schwimmbecken und Wellenbäder – oh, und es gibt Liegen zum Ausruhen, wenn man erschöpft ist! Und etwas essen kann man dort auch!“

„Gut gemacht, Mizuiro!“, meinte auch der Abschaum und klopfte seinem Freund anerkennend auf die Schulter.

Dieser runzelte die Stirn, sah skeptisch zu ihm auf.

„Du hast doch wieder etwas vor…“

„Waaas?! Ich?! Was für eine Anschuldigung!! Schäm dich!! Wir sind doch Freunde!!“, regte sich der Idiot auf. „Nur weil ich als gesunder Mann in der Blüte meiner Jugend die Hoffnung auf verrutschte Biki- au!“

Sein Satz ging in einem Schmerzenslaut unter, als ihn ein Badeschlappen frontal ins Gesicht traf und nach hinten kippen ließ, wo er sich jammernd die Nase hielt. Kurosaki schnaubte abfällig und setzte sich wieder auf seinen Klappstuhl, wobei er die Arme verschränkte.

„Hat jemand was dagegen?“, fragte er und blickte mit seinem üblichen, grimmigen Ausdruck in die Runde.

„Wasserrutschen klingen cool!“, kommentierte die Shinigami dies strahlend und reckte ihre Faust in die Höhe. „Ich bin dabei!“

Der Quincy rückte seine Brille zurecht, ehe er sich äußerte.

„Nun, ein Wasserpark ist meines Erachtens nach eine interessante Abwechslung, vorausgesetzt wir verlieren keine unnötige Zeit. Wenn wir zu spät dort ankommen, wird der Park so voll sein, dass wir jedes Mal stundenlang anstehen müssen, um im Endeffekt nicht einmal die Hälfte der Attraktionen genutzt zu haben. Wir sollten uns daher nach dem Frühstück fertig machen, unsere Sachen packen und den nächsten Bus nehmen.“

Kurosaki warf ihm einen längeren Blick zu, schien etwas sagen zu wollen, doch im Endeffekt ließ er es bleiben. Ohne sich dazu zu äußern, was unnatürlich genug war, da die beiden sich bei jeder Gelegenheit stritten, sah er zu den anderen, die allesamt einverstanden schienen. Natürlich enthielt sich Ulquiorra, denn ihm war bewusst, dass ihm die Frau keine Wahl lassen würde. Warum noch dagegen anreden? Allerdings schien die Gruppe trotzdem eine Bestätigung von ihm zu erwarten – weswegen sollten sie ihn sonst so penetrant anstarren?

„Magst du auch mitkommen, Ulquiorra?“, fragte ihn die Frau da auch schon hoffnungsvoll.

Anstelle einer Antwort zuckte er knapp mit den Schultern, wandte den Blick dabei abweisend zur Seite. Lieber hätte er seine Ruhe vor all diesen nervigen Menschen gehabt, aber er ging nicht davon aus, dass sie das verstehen würde. Aquapark…schon wieder so viel Wasser. Nein, sein Element würde das niemals werden. Er konnte sich auch nicht vorstellen, was am Rutschen so spaßig sein sollte…andererseits hatte er dieselbe Einstellung zum Volleyball gehabt und das hatte sich als gar nicht so schrecklich herausgestellt.

„Juhu!“, rief die Frau und klatschte einmal in die Hände, als sei sie ein Kind. „Dann sollten wir Ishida-kuns Ratschlag befolgen, damit wir nicht zu spät ankommen!“

Dagegen hatte wohl niemand etwas einzuwenden, so dass sie sich rasch wieder dem Frühstück zuwandten.
 

Tatsächlich hatte die Frau darauf bestanden, ihm den Rücken mit diesem flüssigen Sonnenschutz einzucremen. Das Argument, dass er sein T-Shirt ohnehin nicht ausziehen würde, hatte daran nichts geändert. Nun, er war ihren Starrsinn gewöhnt und zudem wollte er nicht in einer ähnlichen Situation wie am Vortag landen, so dass er sich ihrem Willen gebeugt hatte. Die seltsamen Blicke ihrer Freunde hatte er wohlweislich ignoriert, immerhin war er nicht für deren anstößige Gedanken verantwortlich.

Sie hatten sich nach dem Frühstück gewaschen und ihre Sachen gepackt, ehe sie sich zur Bushaltestelle aufgemacht hatten. Die Fahrt hatte lediglich um die 15 Minuten gedauert und trotzdem war Ulquiorra froh, als sie den Bus wieder verlassen konnten. Seine Abneigung hatte in dem Fall nichts mit dem Fortbewegungsmittel an sich zu tun, sondern mehr mit den Leuten um ihn herum. Es reichte ihm schon, dass er über Nacht mit dem Shinigami und dem Abschaum in diesem Zelt eingepfercht war, da brauchte er das nicht auch noch am Tag. Zwar hatte es im Bus diesmal Sitzplätze gegeben, doch der nervige Mensch hatte nicht gerade subtil verkündet, dass er den einzig freien neben ihm nicht einnehmen wollte. Nicht, dass Ulquiorra dies bedauerte, eigentlich war ihm das nur recht – das Rumgeschrei war allerdings unnötig gewesen. Auch die übrigen Fahrgäste schienen sich diesen Idioten weit weg zu wünschen, doch sie mussten ihn ertragen, bis sie ankamen.

Der Großteil der Gruppe hatte ihn jedoch ignoriert und sich lieber mit dem Flyer nebst einigen Spekulationen beschäftigt, während er ihr Gerede ausgeblendet und aus dem Fenster geschaut hatte. Glücklicherweise ließen sie ihn in Ruhe, wobei die Frau dies wohl nur deshalb tat, weil ihre Freundin sie in ein Gespräch verwickelt hatte.

„Juhu! Wir sind da!!“, brüllte der Abschaum wenig später freudig los. „Platz daaaaa~!“

Durch seine schwachsinnig aussehenden, tänzelnden Bewegungen stolperte er gegen einen fremden Mann, der ihm daraufhin mit der Faust drohte. Kreischend stürmte der stupide Mensch aus dem Bus, denn keiner seiner Freunde schien ihm helfen zu wollen.

„Der Idiot macht immer nur Ärger“, brummte Kurosaki deutlich genervt.

Ulquiorra war nebenbei aufgefallen, dass er sich während der Fahrt kaum an dem Geplapper der anderen beteiligt hatte. Die meiste Zeit über hatte er ebenfalls aus dem Fenster geschaut und nur gelegentlich einen Kommentar von sich gegeben. Nicht, dass ihn sein Verhalten besonders interessierte…

„Als wäre das etwas Neues“, stimmte ihm die Kurzhaarige zu, woraufhin die Frau lächelte.

„Ach was! Es ist doch schön, dass er so viel Elan hat!“

„Wenn man das so bezeichnen möchte…“, murmelte der Quincy und griff nach seinen beiden vollgepackten Taschen.

Ulquiorra entging nicht, dass er einen schnellen Blick zu Kurosaki warf, wohl in Erwartung, dieser würde sich wie sonst auch darüber auslassen, dass er zu viel Gepäck dabei hatte, doch nichts passierte. Der Aushilfsshinigami erwiderte den Blick für einen Moment, ehe er die Schultern zuckte und den anderen nach draußen folgte. Anhand des irritierten Ausdrucks konnte Ulquiorra nicht deuten, ob der Quincy den ausbleibenden Disput schätzte – aber er selbst konnte dieses Verhalten sowieso nicht nachvollziehen. Anscheinend bemerkte der Quincy, dass er ihn ansah, denn er fuhr plötzlich zu ihm herum.

„Und du!“, meinte er harsch. „Pass bloß auf mein wertvolles Eigentum auf!“

Der Arrancar zog die Brauen zusammen; er musste den weißen Hut meinen, den er ihm schon am Vortag geliehen hatte. Zusammen mit dem grünen Shirt und der Sonnencreme sollte er sich nicht mehr so leicht verbrennen, hatten er und die Frau gesagt. Anstatt einer Antwort nickte er bloß, woraufhin der Quincy schnaubte und an ihm vorbeischritt. Musste er das verstehen? Nein. Definitiv nicht. Er würde diesen Tag hinter sich bringen, wie auch den Rest dieses Ausflugs.

„Los geht’s, Ulquiorra!“, riss ihn die Stimme der Frau aus den Gedanken und er griff nach seinem Rucksack.
 

Nachdem sie den Eintritt bezahlt hatten, durften sie den Park betreten. Für Ulquiorras Geschmack waren es bereits am Morgen zu viele Menschen, doch laut der kurzhaarigen Frau hielt es sich noch in Grenzen. Es war nicht möglich, die Größe des Parks von hier aus zu überblicken, man sah in der Ferne nur einige große Rohre und Türme, die diese Rutschen darstellen sollten. Ein Urteil konnte er sich auf diese Weise nicht bilden, folgte daher stumm der Gruppe, wobei diese von dem Quincy geführt wurde. Ulquiorra überhörte dessen Vortrag darüber, welcher Platz am geeignetsten war und welche Vorteile sie hatten, wenn sie sich dort niederließen. Stattdessen fasste er seine Umgebung genauer ins Auge, denn man konnte den Park nicht mit dem Strand vergleichen. Es gab keinen Sand, sondern Steinboden sowie viele Bäume und andere Pflanzen darum herum, die genügend Schatten spenden konnten. Ulquiorra sah zwei Kindern nach, die an ihnen vorbei zu einer längeren Treppe rannten, woraufhin er stehen blieb. Wohin die Treppe führte, konnte er von hier aus nicht erkennen, doch vermutlich zu dem Turm, von dem aus eines dieser großen Rohre in einem mit Wasser gefüllten Becken endete. War das eine dieser erwähnten Rutschen? Das Wasser wirkte viel klarer als das Meer, man konnte sogar die weißen Kacheln am Boden erkennen…und es roch auch nicht so salzig.

„Du wirst die anderen noch verlieren, Ulquiorra!“

Er hob eine Braue, warf der Frau einen knappen Seitenblick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit dem plötzlichen Geschrei widmete. Wasser spritzte in alle Richtungen, als ein Mädchen aus dem Rohr schoss und für wenige Sekunden unterging. Da die Frau keine Anstalten machte, hineinzuspringen, um sie zu retten, ging er davon aus, dass dies normal war. Nur den Spaß an der Sache, den verstand er nicht.

Das Mädchen tauchte rasch wieder auf, ein breites Grinsen im Gesicht, als sie zu ihren Freunden, die johlend am Rand standen, ging.

„Eure Definition von Spaß ist mir ein Rätsel, Frau“, gab er trocken zu, was sie zum Schmunzeln brachte.

„Das denkst du nur, weil du es noch nicht ausprobiert hast!“, behauptete sie. „Weißt du, du musst es fühlen. Wenn man erstmal dort oben steht, ist man zuerst nervös und manche bekommen sogar richtig Angst! Aber wenn man sich einmal getraut hat und man das Adrenalin spürt, macht es wirklich Spaß!“

„…ich habe keine Angst.“

Immer noch lag dieses Lächeln auf ihren Lippen, doch es passte nicht zu ihr, sich über ihn lustig zu machen. Schließlich beteuerte sie jedes Mal, dass dies nicht der Fall war. Sie strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen hinters Ohr, neigte leicht den Kopf.

„Dann können wir es ja zusammen ausprobieren! Es gibt solche Doppelreifen, die kann man zu zweit nutzen!“, schlug sie vor und ihre grauen Augen funkelten.

Doppelreifen? Die Frau benutzte ständig so eigenartige Begriffe, die ihm nichts sagten, aber nun gut. Diese mit Wasser gefüllten Becken waren nicht sehr tief, was bedeutete, dass er zumindest nicht ertrinken konnte, falls er wieder in so einen unseligen Unfall geriet. Da der Abschaum anwesend war, musste man mit allem rechnen.

„Von mir aus.“

Sie gab einen freudigen Laut von sich, reckte die Faust in die Luft, woraufhin er sie nur zweifelnd ansah. Dann stockte sie jedoch, schlug sich die Hand vor den Mund.

„Oh nein! Die anderen! Komm schnell, Ulquiorra! Der Park ist riesig! Nicht, dass wir sie verlieren!“

Und mit diesen Worten eilte sie ihren Freunden hinterher, woraufhin er ihr in gemäßigtem Tempo folgte. Natürlich wartete sie auf ihn, um ihn nicht auch noch zu verlieren.
 

„Wow! Dieser Park ist riesig! Was machen wir zuerst?“

Die großen, violetten Augen der Shinigami huschten von Kurosaki zum Rotschopf und wieder zurück. Wie auch die anderen Gäste des Parks trug sie nur noch ihre knappe Schwimmkleidung, demnach galten hier wohl dieselben Regeln wie am Strand. Ulquiorra fiel ein, dass er die Frau darauf hatte aufmerksam machen wollen, welchen Effekt sie in ihrem Aufzug auf die männliche Bevölkerung hatte. Vielleicht teilte er ihr dies später mit.

Sie hatten sich einen Platz etwas abseits mit genügend Liegen und Schatten spendenden Bäumen gesucht, um ihre Taschen und Handtücher zu platzieren. Die Wertgegenstände hatte der Quincy in einem Schrank, der sich ein paar Meter weiter befand, weggeschlossen, um Diebstahl vorzubeugen.

„Was fragst du mich?“, murrte Kurosaki, der auf seiner Liege saß. „Ishida hat doch bestimmt auch dafür einen Plan…“

Der Quincy wollte reflexartig seine Brille zurechtrücken, ehe ihm einfiel, dass er diese gerade gar nicht trug. Er räusperte sich vernehmlich, warf Kurosaki einen flüchtigen Seitenblick zu, bevor er in die Runde blickte.

„In der Tat!“, bestätigte er die Annahme. „Es ist naheliegend, dass sich an den beliebtesten Attraktionen bald die meisten Menschen anstellen werden! Um dem zu entgehen, schlage ich vor, dass wir uns daher zuerst dem Power Tower widmen!“

Kurosaki zuckte daraufhin mit den Schultern, um zeigen, dass er keine Einwände hatte.

„Das ist die schnellste und steilste Rutsche, oder?“, fragte der kleine Mensch vorsichtig.

„Stand zumindest in der Broschüre“, meinte die Kurzhaarige und grinste gleich darauf. „Die wird uns einen ordentlichen Adrenalinschub verpassen!“

„Dann lasst uns nicht weiter hier rumstehen!“, mischte sich der rothaarige Shinigami ein. „Ich will dieses Power-Ding ausprobieren!“

„Ganz genau!“, krakeelte der Abschaum sofort los. „Und wer Schiss hat, der soll gefälligst gar nicht erst mitkommen und alle aufhalten!“

Dass er dabei überheblich grinsend in die Richtung des Quincys schaute, entging diesem nicht, so finster wie dieser zurückblickte.

„Weißt du, Asano“, begann er herablassend. „Du hast jedes Mal eine große Klappe und am Ende steckt nichts dahinter, was die Angelegenheit immer wieder peinlich werden lässt.“

„Was?! Das stimmt überhaupt nicht! Wie kannst du es wagen, du…du…du Blindfisch!“

„Wie bitte?!“

„Schluss jetzt mit dem Theater!“, mischte sich Kurosaki ein und erhob sich. „Lasst uns einfach losgehen.“

Der Rest der Truppe schien das ähnlich zu sehen, so dass die beiden Streitenden es bei bösen Blicken beließen. Ulquiorra fing das schiefe Lächeln der Frau auf, anscheinend war ihr die Situation unangenehm und sie war froh, dass der Aushilfsshinigami diese beendet hatte. Nun, ihm war dies vollkommen egal, solange sie ihn nicht behelligten.

Power Tower also…er bezweifelte ja, dass er an so etwas Banalem wie einer Rutsche Spaß haben könnte.
 

Der Quincy behielt jedenfalls Recht mit seiner Annahme, dass sich diese Rutsche allgemeiner Beliebtheit erfreute, denn es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Folglich mussten sie warten, was bei der bislang milden Temperatur zu ertragen war. Ulquiorra hatte den Hut zurückgelassen, da ihn das Stück Stoff bei dieser Aktivität vermutlich behindern würde. Während sie anstanden, beobachtete er still die Menschen um sich herum. Eine feste Altersklasse schien es zwar nicht zu geben, doch im Gegensatz zum Strand sah er keine alten Menschen. Ulquiorra fragte sich unweigerlich, wie hoch dieser Turm war, wenn sie immer noch nicht am Ende der Treppe angekommen waren. Er hatte die Frau nicht belogen, denn er hatte keine Angst – schon gar nicht, was Höhe anging. Schließlich basierte er auf einer Fledermaus, die Luft war praktisch sein Element und Sturzflüge konnte man damit vermutlich gut vergleichen.

Die Frau dagegen trat unruhig neben ihm auf der Stelle, kaute auf ihrer Lippe. War sie nervös? Als sie seinen Blick bemerkte, zwang sie sich zu einem halbherzigen Lächeln.

„Ganz schön hoch, nicht wahr?“

„Gemäß der Aussage, dass dies die schnellste und steilste Rutsche ist, war das abzusehen, Frau.“

Sie setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf, ehe sie ein tiefes Seufzen von sich gab.

„Ja, aber es zu wissen…und zu erleben, ist etwas ganz anderes!“, maulte sie leise. „Sich erstmal zu trauen, ist gar nicht so leicht!“

„Es ist irrational, seine Entscheidungen zu bedauern, wenn man sie getroffen hat.“

„Hör nicht auf ihn, Orihime!“, meinte ihre Freundin, die direkt vor ihnen stand. „Es ist total okay, ein bisschen Angst zu haben! Du schaffst das schon!“

„Danke, Tatsuki-chan!“

Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf die Lippen der Frau, woraufhin ihr ihre Freundin schmunzelnd den Daumen entgegen streckte. Ulquiorra äußerte sich nicht weiter dazu, wandte den Blick stattdessen ab und ließ ihn in die Ferne schweifen. Anscheinend waren seine Worte der Ansicht der Menschen nach falsch gewesen, doch weder rührte ihn das sonderlich noch wollte er das ausdiskutieren. Warum sprach sie ihn überhaupt an, wenn sie doch wusste, dass er nicht viel von solchem Gewäsch hielt. Schon in Hueco Mundo hatte er ihr das gesagt.

„Du bist ja so blass, Ishida~“, stichelte der Abschaum, der ebenfalls vor ihnen stand. „Kriegst du kalte Füße?“

Der Blick des Quincys war pures Eis, spießte den anderen praktisch auf.

„Zu deiner Information, Asano – meine Haut hat von Natur aus eine vornehme Blässe. Außerdem ist es mit meiner geringen Sehkraft anstrengend, alles ohne Brille wahrzunehmen! Du kannst deine unverschämten Anmaßungen also für dich behalten!“

„Uh~ ist da jemand empfindlich? Ich sag ja, kalte Füße!“, frotzelte der Abschaum weiter, aber bevor der Quincy reagieren konnte, wandte sich Kurosaki an diesen.

„Warum trägst du eigentlich keine Kontaktlinsen?“, wollte er wissen. „Bist doch sonst so toll vorbereitet?“

In der ersten Sekunde blinzelte der Angesprochene nur, hatte wohl nicht mit der Frage gerechnet. Nun, immerhin hatten sie bis zu diesem Punkt ungewohnt wenig miteinander kommuniziert, vielleicht lag es daran?

„Das…geht eben nicht“, antwortete der Quincy schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust, den Kopf zur Seite gedreht. „Meine Augen sind sehr empfindlich und stoßen daher die Linsen ab.“

„Pussy!“, flötete der Abschaum und fing sich eine Kopfnuss von der kurzhaarigen Frau ein.

„Au!“

„Benimm dich!“, fauchte sie ihn an, woraufhin er nur noch leise jammerte.

„Warum ist nie jemand auf meiner Seite?!“

„Darüber solltest du dir mal Gedanken machen...“
 

Ein raues Räuspern hinter ihnen ließ sie allesamt innehalten und zu dem großen Mexikaner sehen, der mit dem Finger nach vorn deutete.

„Wir sind gleich dran“, bemerkte er und tatsächlich waren nur noch drei Leute vor ihnen.

Für ein paar Sekunden war es still in der Gruppe und alle sahen mehr oder minder angespannt zu, wie sich eine junge Frau in die vorgesehene Kuhle legte. Anscheinend gab es auch bei solchen Aktivitäten Fachkräfte, die alles kontrollierten, denn der Mann an der Rutsche kniete neben ihr und sprach mit ihr. Eine grüne Lampe blinkte über der Frau auf und sie nickte bestätigend, wurde dann mit einem kräftigen Schubs hinab gestoßen. Ihr schriller Schrei ließ den ein oder anderen tatsächlich erbleichen, wobei dies auch daran liegen konnte, dass die Rutsche so steil war, dass sie wie ein Abhang wirkte.

„Eh…ahaha…Freiwillige vor!“, kam es nervös von dem Abschaum und er trat einen Schritt zurück. „Meiner Meinung nach sollten zuerst die Angsthasen rutschen!“

Und er machte noch einen Schritt zurück, wollte sich hinter ihn und die Frau schieben, was jedoch von Kurosaki verhindert wurde. Dieser packte seinen Freund am Oberarm und schleifte diesen zurück nach vorn.

„Neeeein, Ichigooo! Lass mich loooos!! Ich…ich…bin noch nicht bereeeeit!!“

„Ehrlich, Keigo…du bist so ein Großmaul“, erwiderte der andere mitleidlos und schubste ihn Richtung Rutsche. „Mach keinen Aufstand!“

„Aber…aber…uhhh….“, winselte der Idiot, legte sich aber sehr langsam in die Kuhle.

„Vielleicht solltest du noch einmal überdenken, wer hier die Pussy ist, Asano“, bemerkte der Quincy mit süffisantem Unterton.

„Ishida, du Fiesling!!“

„Es ist bestimmt gar nicht so schlimm, Asano-kun!“, rief die Frau neben ihm voller Enthusiasmus. „Du packst das!“

„Inoue-san…“, kam es jaulend zurück, während er sich an den Seiten festkrallte.

Der Mann an der Rutsche runzelte die Stirn, sah zu ihm runter.

„Weißt du, du musst schon loslassen…“

„Aber…aber…“

„Jetzt hör auf, dich so anzustellen!“

Kurosaki reichte diese peinliche Farce offensichtlich, denn er trat plötzlich vor und verpasste seinem Freund ohne Vorwarnung einen so festen Schubs, dass dieser losließ und kreischend hinabrutschte.

„…eh…ja…weißt du, das kann gefährlich sein…“, bemerkte der Angestellte und kratzte sich am Nacken. „Aber nun gut, da er jetzt unten ist…der Nächste bitte!“
 

„Ich will! Ich bin die Nächste!“

Die Shinigami schob sich an Kurosaki vorbei, wobei sie ihm den Ellenbogen in die Seite rammte, was diesen fluchen ließ.

„Verdammt, Rukia!!“

„Kukuku~ das wird lustig!“, überging diese ihn und legte sich mit glänzenden Augen hin. „Ab…geeeeeeeht’s!!“

Ulquiorra riss sich nicht darum, er hatte aber auch kein Problem damit, diese Hürde zu nehmen. Den meisten von ihnen schien es ähnlich zu gehen, jedenfalls machte keiner einen solchen Aufruhr wie der Abschaum – wobei ihm nicht entging, dass die Frau immer noch etwas nervös wirkte.

„Kuchiki-san ist wirklich mutig“, nuschelte sie und kaute schon wieder auf ihrer Lippe.

Ulquiorra hatte sich nie viel mit Kuchiki Rukia beschäftigt (sah man von dem Kampf mit Aaroniero Arruruerie ab, bei dem sie fast gestorben wäre) und konnte das dementsprechend nicht beurteilen. Dachte die Frau, sie wäre ihr nicht ebenbürtig? Aufgrund dessen, dass sie sich scheute, da herunter zu rutschen?

„Das ist schwachsinnig, Frau.“

Verdutzt sah sie ihn an, blinzelte ein paar Mal, während Kurosaki gerade hinunter rutschte, gefolgt von der Kurzhaarigen.

„Eh?“

„Deinen oftmals irrationalen, lebensmüden Handlungen zufolge, die dazu dienen, andere zu beschützen, verfügst du ebenfalls über Mut. Ich denke nicht, dass diese Situation im Vergleich dazu eine große Rolle spielt.“

Abrupt wurde es sehr still um ihn herum und anhand dieser Reaktionen nahm er an, dass er einmal mehr etwas gesagt hatte, das Menschen als ungemessen empfanden. Nicht, dass es ihn kümmern würde. Er hatte bloß keine Lust auf erneute Diskussionen über sein Verhalten. Die Frau starrte ihn mit geweiteten Augen und roten Wangen an…war sie so geschockt von seinen Worten?

„D-Danke, Ulquiorra…uhm…“

Nun war es an ihm, sie verwirrt anzuschauen. Danke? Wofür? Dafür, dass er eine blanke Tatsache wiedergegeben hatte? Jedenfalls sorgte seine Reaktion dafür, dass sie ihm ein warmes Lächeln schenkte. Bevor er sich dazu äußern konnte, um das richtig zu stellen, war sie schon mit entschlossener Miene nach vorn gegangen, um hinunter zu rutschen.
 

Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass ihn die übrigen Menschen, der rothaarige Shinigami sowie der Quincy immer noch anstarrten.

„Das war nett“, sprach ihn der Mexikaner mit einem freundlichen Lächeln an.

„Für die Verhältnisse eines Arrancars…“, fügte der Rotschopf grimmig hinzu.

Der Quincy nickte zustimmend, wobei er ihn mit einem skeptischen Blick bedachte.

„Anscheinend bist du entgegen der allgemeinen Erwartungen doch dazu in der Lage, dich sozial zu verhalten – auch wenn du an deinen Formulierungen feilen solltest, aber nun gut. Fürs Erste war das wirklich…annehmbar.“

Ulquiorra blickte regungslos zurück, hatte keine Ahnung, was sie eigentlich von ihm wollten. Der Reaktion der Frau nach zu urteilen, hatten sich seine Worte wohl positiv ausgewirkt, obwohl er sich wie sonst auch verhalten hatte. Musste er sich dennoch etwas vorwerfen lassen? Lächerlich.

„Ich habe lediglich Tatsachen aufgezählt“, erwiderte er kühl. „Wie die Frau diese auslegt, ist ihre Angelegenheit.“

Der kleinste Mensch lächelte ihn daraufhin mit einem ähnlichen Ausdruck an wie der Hüne und auch dies konnte Ulquiorra nicht nachvollziehen.

„Belassen wir es einfach dabei, dass das unerwartet nett war“, schlug er zwinkernd vor und huschte an ihnen vorbei, um als nächster zu rutschen.

Der Quincy gab ein langgezogenes Seufzen von sich, schüttelte infolgedessen den Kopf.

„Unbelehrbar“, murmelte er, als handelte es sich bei ihm um einen hoffnungslosen Fall.

Gut, das konnte er ignorieren, schließlich war ihm dessen Meinung vollkommen gleich, ebenso wie der stechende Blick des rothaarigen Shinigami. Was er nicht so leicht außer Acht lassen konnte, war die Pranke, die sich ohne Vorwarnung auf seine Schulter legte. Sein erster Impuls war es, sich zu verteidigen, doch es handelte sich nur um den Riesen.

„Weiter so“, brummte er und nickte ihm aufmunternd zu.

Ulquiorra verengte die grünen Augen zu schmalen Schlitzen, aber zum Glück für den Mexikaner nahm dieser die Hand rasch wieder von seiner Schulter. Das war fast noch unangenehmer gewesen als die unsinnigen Belehrungen der anderen. Ulquiorra hatte dies kaum nötig…oder nahmen sie an, er wollte sich mittlerweile in ihrer Gruppe einfinden? Sich den Menschen anpassen und sich mit ihnen anfreunden? Als läge dies in seinem Interesse. Unnützes Gewäsch.

Still beobachtete er, wie sie einer nach dem anderen hinunter rutschten, bis er zuletzt selbst dran war. Im Gegensatz zum Rest der Truppe verspürte er weder Angst noch Aufregung. Eigentlich war da nur Gleichgültigkeit…oder nicht? Während er sich in die Kuhle legte, musste er an die Worte der Frau denken…und an ihr Lächeln. Wieso hatten Worte solch eine bedeutende Wirkung auf Menschen? Und wieso beschäftigte er sich überhaupt damit, wo all das keinen Wert für ihn hatte?

Ulquiorra atmete durch, spürte da auch schon den erwarteten Schubs an seinen Schultern und raste durch die Wasserrutsche. Tatsächlich konnte man es mit einem seiner rasanten Flug vergleichen, demnach war es für ihn nicht so schrecklich wie für die Menschen. Eigentlich war dieses leichte Kribbeln in seinem Magen sogar angenehm und auch die Geschwindigkeit missfiel ihm nicht. Was ihn mehr störte, war das Wasser, das in Mund und Nase eindrang, ihm in die Augen spritzte, so dass er kaum etwas zu sehen vermochte. In der nächsten Sekunde tauchte er komplett unter Wasser, aber da er darauf vorbereitet gewesen war, fühlte es sich nicht so schlimm an wie seine Nahtoderfahrung im Meer – zumal er Boden unter den Füßen hatte und somit direkt wieder auftauchen konnte.

Das Erste, was er sah, war die Frau, die ebenso nass wie er selbst am Beckenrand stand und seinen Namen rief, dabei auffällig winkte. Sie strahlte ihn geradezu an, während er langsam aus dem Becken stieg – auch hier gab es Treppen, was es einfacher machte. Ihre Freunde standen ebenfalls dort, schienen sich über diesen Power Tower auszutauschen.

„Ich will auf jeden Fall noch mal da runter rutschen!“

„Da bin ich dabei!“, stimmte die Kurzhaarige der Shinigami zu.

„Ich hab so viel Wasser geschluckt…“, jammerte der Abschaum dazwischen. „Ich dachte, ich sterbe…“

„Du bist ein richtiges Weichei, Keigo…“

„Ich stimme Kurosaki ausnahmsweise zu. Das war erbärmlich, Asano.“

Ulquiorra wandte seine Aufmerksamkeit ab diesem Punkt wieder der Frau zu, strich sich ein paar nasse Haarsträhnen aus der Stirn. Der Stoff des T-Shirts klebte an seiner Haut, ebenso wie die Badehose.

„Und? Wie war es?“, wollte sie aufgeregt wissen.

„…annehmbar.“

Dies brachte die Frau zum Schmunzeln.

„Das ist doch ein guter Anfang!“, entschied sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Du wirst sehen, die nächste Rutsche wird dir doppelt so viel Spaß machen!“

Ulquiorra fragte gar nicht erst, wie sie zu dieser Annahme kam; offenbar gewöhnte er sich allmählich an den Enthusiasmus der Frau…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Lichtregen
2018-09-29T17:47:49+00:00 29.09.2018 19:47
Oh nein, wie süß! Orihime auf dem Rücken der lieben Fledermaus, die ihr nichts zuleide tun will, was ihre Freunde aber denken. Wer könnte das nur sein? XD
Orihime ist so herzallerliebst, wie sie sich wünscht, Ulquiorra auch mal zum Lächeln zu bringen. Challenge accepted! :D Mir ist aufgefallen, dass Orihime echt viele Sätze mit Ausrufezeichen beendet, was echt zu ihr passt, wie ich finde. Da merkt man allein schon durch die Interpunktion, wenn du aus ihrer Sicht schreibst. Ulquiorras Sicht verrät sich natürlich durch so schöne Worte wie Gewäsch und Abschaum. XD
Ulquiorra ist so ein Fiesling in Gedanken! Auch wenn er es nicht böse meint, aber allein sein Gedanke, das mit der Sonne hätte ihr früher einfallen können... Oh Mann, gut, dass er gelernt hat, seine Gedanken wenigstens nicht immer auszusprechen... ;-) Und jaah, Ulquiorra, wenn du wüsstest, was Orihime für merkwürdige Essenskombinationen bevorzugt, würdest du auch schlagartig wach sein und ihr lieber helfen, als das Frühstück von ihr allein zubereiten zu lassen. Die Anfangsszene hat mir jedenfalls gut gefallen, da sie gezeigt hat, dass die beiden sich in Gegenwart des anderen schon verändert haben. Orihime ist deutlich ruhiger geworden und passt sich Ulquiorras Bedürfnissen an, während Ulquiorra nicht mehr jeden gemeinen Gedanken ausspricht und sich in menschlicher Konversation übt.
Die Vorfreude auf den Wasserpark ist für mich richtig spürbar geworden. Wobei ich nicht weiß, ob ich mich einfach nur über die kommenden Szenen freue. ^^° Jedenfalls hat Mizuiro auch mal einen kleinen Auftritt, indem er Keigos Traum von verrutschten Bikinis einen Schritt näher bringt. Ich konnte es mir bildlich vorstellen und bin das Grinsen nicht losgeworden, als Ichigo Keigo mit der Badeschlappe im Gesicht traf. Geschieht ihm auch recht. XD Ishida lässt mal wieder den Alleswisser raushängen, auch wenn er natürlich Recht hat. Was Ichigo wohl sagen wollte? Er scheint sich ja auch etwas zurückzunehmen, auch wenn ich in der Situation nicht sagen kann, ob er sich selbst oder Ishida damit einen Gefallen tut.
Ulquiorra klingt jedenfalls so, als sei er ein Sklave Orihimes, da er keine freien Entscheidungen treffen darf und ohnehin nur von ihrem Urteil abhängig ist. Wo er Recht hat... XD
Keigo mischt auch echt überall die Leute auf. Die anderen Fahrgäste haben wenigstens das Glück, ihn nur 15 Minuten aushalten zu müssen. ;-) Die Busszene hast du jedenfalls gut gelöst und alles reingebracht, was reinzubringen war.
Als du Ishidas zwei vollgepackte Taschen erwähntest, musste ich auch sofort dran denken, dass das die perfekte Situation für einen bissigen Kommentar ist. Als Ishida wäre ich auch verwundert über Ichigos ausbleibenden Kommentar. Wieso kommentiert denn keiner diesen Hut? XD
Ich sehe die Gruppe in dem Wasserpark, den wir kennen, langspazieren und es fühlt sich so nostalgisch an. :-) Ulquiorra ist noch gar nicht begeistert, natürlich. Auf eine bizarre Art und Weise ist es immer sehr amüsant, wie unwissend er durch unsere Welt läuft und alles und jeden hinterfragt.
Ach, ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich Ishida und seine Dorkiness liebe. :D Und natürlich~ werden die Wertgegenstände zur Diebstahlsprävention weggeschlossen und ein schattiges Plätzchen gewählt, um sich niederzulassen. Das ist mein Ishida! :D Ichigo nimmt ihm das echt noch krumm, das merkt man gut. Ishida checkt es in dem Moment wohl nicht richtig, dass Ichigo ihn nicht wie immer aufzieht, sondern ein bitterer Beigeschmack bei seinen Worten, Ishida habe doch bestimmt wieder einen Plan, mitschwingt. Und Ishida, der Blindfisch, zahlt es Keigo ja echt mit barer Münze zurück, gut so, und Recht hat er! :D Große Klappe, aber oft nichts dahinter. Die Frage nach den Kontaktlinsen hat mein Herz dann wieder zum Schmelzen gebracht. Ishidas Antwort ist echt... putzig. Keigo sollte sich und seine Kommentare echt mal hinterfragen. ;-)
Ach ja, Sado ist ja auch da! Es ist echt schwierig, ihn – wie Mizuiro – vernünftig in die Gruppeninteraktionen einzubinden. Also immerhin durfte er zweimal auf etwas Offensichtliches hinweisen. XD „Weiter so!“... Sado ist echt süß!
Ich liiiiebe die Stelle mit Keigos Rutschpartie! Er kriegt aber auch echt sein Fett weg. Hat er zwar verdient, aber er tut mir schon irgendwie leid. Der Angestellte war auch geil mit seiner Reaktion ebenso wie Ishida. :D
Ich wette, du musstest nachschauen, wie Aaroniero Arruruerie geschrieben wird, was? Was für ein beschissener Name... XD
Ulquiorra verteilt sogar unwissentlich Komplimente! Das wird ja noch was mit ihm... Auch wenn er sich dessen selbst nicht bewusst ist. Ist ja nur eine Tatsache, die er ausspricht. ;-)
Den Abschluss des Kapitels hast du auch gut gewählt. Eine gute Szene, um aufzuhören und mit dem nächsten Abschnitt zu beginnen. :-)
Von:  Callisto
2018-09-10T12:22:13+00:00 10.09.2018 14:22
Langsam taut Ulquiorra ja richtig für seine Verhältnisse auf, aber ich mag es!
Was mich aber irgendwie von Kapitel zu Kapitel mehr annervt ist Keigo oder wie Ulquiorra zu denken pflegt, der Abschaum. Kann der nicht abreisen?


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