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Eine Frage von Stil

Assoziatives Schreiben
von

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01 - In der Dunkelheit

So, erster Versuch zum Thema "Assoziatives Schreiben".
 

Ich hoffe, die Geschichte ergibt wenigstens halbwegs Sinn.

Falls nicht: habt erbarmen, es ist schon spät.
 

Viel Spaß beim Lesen & liebe Grüße,

pups
 

Satz 1: In der Dunkelheit
 

Es gab weder Klingel noch Türklopfer.
 

Das verwunderte ihn nicht einmal sonderlich – Ace hatte sich sicher nicht zum Spaß in diesem halb zerfallenen Gebäude versteckt, für dass das Wort Bruchbude noch ein Kompliment darstellte, aber während er, die Hände in den Jackentaschen zu Fäusten geballt, das marode Bauwerk musterte, von dem bereits der Charme eines zerfallenen, mittelalterlichen Friedhofs aushing, drängte sich ihm der Gedanke auf, dass der Schwarzhaarige gewaltig einen an der Waffel hatte.
 

Zorro seufzte lautlos, zog eine Hand aus seiner Jackentasche hervor und fuhr sich damit beherrscht durch das Gesicht. In was auch immer Ace sich jetzt schon wieder hineingeritten hatte – eigentlich hatte er nichts mit der Sache zu tun. Noch war es nicht zu spät, sich einfach wieder umzudrehen, auf sein Motorrad zu steigen und die Biege zu machen.

Aber noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, wusste er, dass das nicht stimmte. Denn Ace war sein bester Freund, war es immer schon gewesen, und als solcher hatte er eben diese verfluchten Privilegien, die diese „Bester Freund“-Masche eben mit sich zog.

Wie zum Beispiel Scheiße bauen und im gleichen Atemzug auf Hilfe vertrauen konnten.
 

Er hätte damals das Kleingedruckte lesen sollen.
 

Der Grünhaarige warf einen letzten, zweifelnden Blick hinauf in den wolkenverhangenen Himmel, wünschte Ace zum wiederholten Male sämtliche Plagen auf den Hals und stieß schließlich mit einem kräftigen Tritt seiner Stiefel die morsche Holztür auf, die bei der groben Behandlung, die ihr widerfuhr, beinahe aus den Angeln sprang.
 

Im Inneren des Hauses – falls man es denn noch als solches bezeichnen konnte – war es absolut düster und stickig und Zorro konnte seine Schritte auf den alten Dielen knarren hören, als er eintrat und die Tür hinter sich wieder ins Schloss warf.

Er rümpfte die Nase, als ihm der muffige Gestank nach vergessenen Möbeln, Kleidern und anderen Gegenständen ihm in die Nase stieg. Ace hätte ja wenigstens mal durchlüften können.
 

Er wartete einen Moment blinzelnd, bis sich seine Augen soweit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass er endlich die Hand vor Augen erkennen konnte. Unsicher, eine Hand der Vorsicht halber von sich gestreckt, bahnte er sich seinen Weg durch den Flur.

Nach ein paar Schritten stieß er dennoch gegen irgendwas und konnte einen Fluch nur schwerlich zurückhalten, als der Schmerz durch seinen Schädel pulsierte.
 

„Ups! Du bist’s! Tschuldige!!“
 

Im selben Moment, als die Stimme unerwartet dicht hinter ihm erklang, erkannte Zorro, dass er sich keinesfalls gestoßen hatte und am liebsten hätte er den Schwarzhaarigen erwürgt.

Er wartete nicht darauf, dass er Ace auch sehen konnte, sondern griff instinktiv über seine Schulter hinweg nach der Gurgel seines Freundes und drückte fest zu, während er zu ihm herumwirbelte und ihn gegen das Treppengeländer stieß, das er plötzlich zu erkennen meinte.

„Hast du mir gerade irgendwas über die Rübe gezogen, Puma D. Ace?!“, hakte er scharf nach.
 

Der Schwarzhaarige schnappte erschrocken nach Luft, als sich Zorros Griff um seine Kehle ein wenig lockerte. Etwas fiel zwischen ihnen zu Boden und kam dumpf krachend auf dem Boden auf.

Hastig schob Ace den alten Kerzenleuchter mit dem Fuß in die nächstbeste Ecke und hoffte, dass der Grünhaarige ihn übersehen hatte. Als er in Zorros genervtes Gesicht blickte, wusste er, dass seine Hoffnung vergebens war.

Trotzdem versuchte er sein Glück und gab ihm die Antwort, die er hören wollte.

„Ähm…nein?“
 

Zorros Augenbraue zuckte in die Höhe. Wenigstens besaß der Idiot genügend Anstand, ihn anzulügen. Er hatte diesen klobigen Gegenstand gesehen, er spürte immer noch den pochenden Schmerz an seinem Hinterkopf und er war sich absolut sicher, dass ihm sein Verstand innerhalb der letzten Viertelstunde nicht abhanden gekommen war.

Ein anderer Täter war ebenfalls ausgeschlossen, aber er hatte einen guten Tag und wollte mal nicht so sein und außerdem hatte Ace sich ja auch entschuldigt. Wenn man es denn so auslegen wollte.

„Okay“, gab er also knurrig von sich und ließ seine Hände wieder sinken.
 

Ace stieß pfeifend den Atem aus. Glück gehabt.

Dann grinste er wie gewohnt, packte Zorros Handgelenk und zerrte seinen grünhaarigen Kumpanen skrupellos hinter sich her durch die Dunkelheit, ohne auf dessen stolpernde Schritte zu achten.
 

„Wurde auch Zeit, dass du kommst! Hast du dich mal wieder verfahren?“

„Nein!“, protestierte Zorro heftig und spürte, dass ihm die Hitze in die Wangen stieg. Zum ersten Mal, seit er einen Fuß in dieses Trauerspiel gesetzt hatte, war er froh über die Dunkelheit, die sie beide einlullte.

Es war frustrierend genug gewesen, in diesem verlassenen Wald die Orientierung zu verlieren und im wahrsten Sinne des Wortes Hals über Kopf durch die Büsche zu brettern, aber letztendlich hatte er sein Ziel ja gefunden und Ace musste nicht unbedingt erfahren, dass es nicht auf Anhieb gewesen war.

Allerdings schien es so, als müsste er auch gar nichts mehr erzählen, denn Ace grinste bloß furchtbar breit und spöttisch und betonte sein „Ja, klar“ auf diese ganz spezielle Art und Weise, die keine Fehlinterpretation zuließ und in Zorro jedes Mal den Wunsch weckte, seinem Freund eine Kugel in den Bauch zu jagen.
 

Der Grünhaarige war so dermaßen in seine düsteren Mordvorstellungen versunken (die er niemals wirklich in Betracht zog, aber ein bisschen träumen durfte ja wohl noch erlaubt sein), dass ihm erst auffiel, dass der Schwarzhaarige stehen geblieben war, als er völlig unvorbereitet in seinen Rücken stolperte.

Ace umfasste ihn an den Oberarmen. „Warte kurz auf mich. Bleib genau hier stehen.“

„Puma, was-“

„Klappe zu, Tiger. Und bleib ja hier stehen.“
 

Zorro stieß seufzend die Luft aus, spürte, wie der Druck um seine Arme verschwand und verschränkte sie genervt vor der Brust. Er war absolut nicht in der Stimmung, um zu warten. Immerhin hatte er einen ziemlich weiten Reiseweg auf sich genommen, um überhaupt hierher zu gelangen, und das auch nur, weil Ace ihn völlig panisch angerufen und ihn somit aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen hatte.

Noch völlig schlaftrunken hatte er nur das Wesentliche aus den wirren Sätzen gefiltert, die der Schwarzhaarige ihm zugerufen hatte, und war danach direkt losgefahren.
 

Ace Schritte entfernten sich langsam. Im gleichen Tempo verlor der Grünhaarige die Geduld.

„Kannst du mir endlich mal verraten, was der ganze Scheiß soll? Du klingelst mich mitten in der Nacht aus dem Bett, lockst mich in eines dieser Horrorfilmhäuser und erklärst mir nicht mit einem Wort, was das soll. Es wäre untertrieben, wenn ich sagen würde, ich bin sauer“, verkündete Zorro ins Leere und lauschte auf weitere Schritte.
 

Zwar wurden sämtliche Geräusche nahezu vollkommen von dem zentimeterdicken Staub verschluckt, der sich über die Jahre angesammelt hatte, aber er meinte, Ace irgendwo weiter hinten ausmachen zu können. Eine Antwort erhielt er nicht.
 

„Ich meine es verdammt ernst, Puma! Spuck’s endlich aus oder ich zwinge dich dazu – und das würde mehr als unangenehm werden. Ich bin ziemlich einfallsreich.“
 

Ace lachte hohl auf. „Klar. Sicher. Du und einfallsreich – das ist wie…mir fällt grade nichts ein, aber ich teil’s dir mit, sobald mir die Erleuchtung kommt.“
 

Der Grünhaarige schnaubte gereizt. Ace überspannte seine Geduld ungeniert und mit voller Absicht. Er war müde, er war genervt und nebenbei bemerkt hatte er sich die ganze Fahrt über den Kopf darüber zerbrochen, was sein Kumpel so Schlimmes angestellt haben mochte, damit er Flucht im Nirgendwo suchte.

„Apropos Erleuchtung, wie wär’s mal mit ein bisschen Licht, du Vollidiot?“
 

„Bin grade dabei“, kam es gedämpft, dicht gefolgt von einem lauten Krachen und einem überraschten Aufschrei.
 

Zorros Sinne schärften sich von einer Sekunde auf die andere.

Eine lange Sekunde lang horchte er beinahe atemlos auf die vollkommene Stille um ihn herum. Seine Eingeweide begannen, Twister zu spielen und verknoteten sich schmerzhaft zu einem kalten Klumpen, während eine mehr als schlechte Vorahnung ihn überfiel.
 

Mechanisch löste er die Verschränkung seiner Arme und trat beinahe unwillkürlich einen Schritt in die Dunkelheit. „Ace?!“
 

Noch bevor er erkannte, dass er keine Antwort erhalten würde, hatte er das Zimmer halb durchquert, ohne zu wissen, was er überhaupt tat. Sein Herz klopfte schmerzhaft gegen seine Rippen, das Adrenalin pulsierte heiß durch seine Adern und sein Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass ihm tatsächlich Zweifel kamen, ob er Ace’s Antwort eventuell einfach nur überhört haben könnte. Gleichzeitig war ihm erschreckend bewusst, dass er so etwas wichtiges nicht einfach so überhören würde, nicht, wenn seine Sinne dermaßen geschärft waren, vollkommen darauf bedacht, herauszufinden, was mit seinem Freund passiert war – und vor allem, wie er ihm aus seinem Schlamassel helfen konnte, welches auch immer das war.
 

Zwar hatte er nicht bemerkt, dass sich außer ihnen noch jemand im Haus aufhielt, allerdings schloss das allein die Möglichkeit an sich nicht aus, und Ace’s Schrei sprach eigentlich auch schon für sich.

Entweder, dem Idioten waren die Bretter unter den Füßen weg gebrochen oder aber, jemand hatte ihm etwas angetan.
 

Zorro fluchte lautlos und huschte auf die Tür zu, die er erkennen konnte. Sie war bloß angelehnt.
 

Wild entschlossen schlich der Grünhaarige hinüber und hielt gleichzeitig Ausschau nach irgendetwas, was sich als Waffe eignen konnte.

Als er die Tür erreichte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals und als er sie langsam ein Stück aufschob, war ihm speiübel.
 

Nicht, weil er Angst ums ich selbst hatte oder was mit ihm passieren würde, wenn er die Tür endlich geöffnet hatte, sondern viel mehr wegen dem, was ihn hinter dieser Tür erwarten könnte.

Er kannte Ace jetzt schon seit Jahren und auch, wenn er immer wieder beteuerte, wie sehr der Ältere ihm auf die Nerven ging und wie viel er darum geben würde, wenn er sich endlich aus seinem Leben scheren würde, hatte er diesen Kerl, der der Inbegriff des Wortes Chaos war, eigentlich verflucht gern und konnte sich nur schwer vorstellen, wie es ohne ihn sein würde.
 

Sollte Ace etwas Ernsthaftes passiert sein, während er nur Schritte von ihm entfernt in der Dunkelheit gestanden hatte, würde er sich das nie verzeihen.
 

Er verdrängte angestrengt das Bild eines blutüberströmten Ace vor seinen Augen, bevor er tief durchatmete und die Tür krachend aufstieß.
 

In der nächsten Sekunde wurde er von dem Licht, dass plötzlich einsetzte und fürchterlich grell war, so dermaßen geblendet, dass er sich perplex einen Arm abwehrend vor das Gesicht hielt. Als er es wagte, zu blinzeln, erblickte er Ace’s Gesicht nur Millimeter vor seinem eigenen, wie gewohnt breit grinsend und ein amüsiertes Funkeln in den Augen.
 

„Überraschung!“, verkündete der Sommergesprosste lautstark mit einer handvoll weiterer Stimmen im Chor. Zorro blinzelte eilig noch ein wenig mehr und sah ganz danach aus, als versuche er, eine hartnäckige Halluzination vor seinen Augen zu vertreiben.
 

Aber Ace blieb da, wo er war, putzmunter und vollkommen in Ordnung, und nach und nach holte Zorros Verstand auf, begriff, dass Ace nicht in Gefahr war, es nie gewesen war und dass es ihm gut ging.

Skeptisch glitt sein Blick an dem Schwarzhaarigen vorbei in die Mitte des Raums und er erkannte total überrumpelt, dass sich seine sämtlichen Freunde hier eingefunden hatten.
 

Nami grinste ihm verschwörerisch zwinkernd zu, die Beine übereinander geschlagen und mit einem Sektglas in der Hand. Ruffy vergriff sich an einem riesigen Kuchen. Sanji trat ihm dafür ordentlich in den Arsch.

Tashigi stand ein wenig abseits im Hintergrund und tat so, als würde sie das alles überhaupt nichts angehen. Robin ging kurz in Deckung, um einen Sektkorken auszuweichen, den Franky hatte fliegen lassen.
 

Ace grinste immer noch sein atomares Grinse, während er beobachtete, wie die Rädchen in Zorros Hinterstübchen langsam aber sicher zum Stillstand kamen. „Alles Gute zum Geburtstag, Alter!!“, half er ihm schließlich auf die Sprünge.
 

Zorro sah den Schwarzhaarigen für ein paar Sekunden ausdruckslos an, während sich alles zu einem klaren Bild zusammensetzte. Es gab gar kein Problem, dass es zu lösen galt, es war alles nur ein Bluff gewesen, um ihn hierher zu locken und eine Überraschungsparty für ihn zu schmeißen.

Für den Bruchteil einer Sekunde war er ehrlich geschmeichelt und gerührt und wusste nicht, was er sagen sollte, aber dann fiel die Anspannung der vergangenen Minuten so abrupt von ihm ab, dass es beinahe wehtat.
 

Er tat das einzige, was ihm in den Sinn kam und verpasste Ace ungerührt einen harten Schlag gegen die Schläfe, der ihn von den Beinen riss und auf den Boden beförderte.

„Ich hasse Überraschungen“, stellte er schließlich klar, während er kühl zu seinem Freund heruntersah, der sich die schmerzende Stelle rieb und irritiert zu ihm hochblickte.
 

Ace grinste. „Ich weiß.“

Zorro ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, bevor er seufzte und dem Schwarzhaarigen die Hand hinstreckte, um ihm auf die Beine zu helfen. „Merks dir.“
 

Einen langen Moment befürchtete Ace, dass Zorro ernsthaft wütend auf ihn war.

Aber dann erkannte er, dass der Grünhaarige schmunzelte und dass er sich wahrscheinlich nur Sorgen gemacht hatte und dass es eine wirklich gelungene Überraschung war.

Grinsend umfasste er Zorros Hand und ließ sich auf die Beine helfen.
 

Er würde es sich merken, so viel war klar.

Aber ob er sich auch daran halten würde, war eine ganz andere Sache.
 

Ende.

02 - Ignorama

Hey, ihr Lieben!

So, mein zweiter Versuch. Noch 10 Tage bis zur ersten Prüfung.

Sollte ich nervös sein? Nein? Gut. Bin ich nämlich nicht.

Nicht im Geringsten. Pfft.
 

Folge: brauche Ablenkung.

Folge: das hier.
 

@ Marimo_PB: Danke, aber ich find deinen auch nicht schlecht =P

Und auch, wenn sich die Antwort auf diese Frage wohl erübrigt hat: Ja, es gibt mehr. Viel mehr.
 

@ Keinseier: WAHAHAHAHAHAHAAAAA! Jens Maul und Zorro in einer Person, das wäre... (abartig? eklig? widerwärtig...?) zum Brüllen komisch! XD

Gut, dass du keinen Verdacht geschöpft hast, ich hab schon befürchtet, dass es zu viel aussagt o__O
 

@ Naudhiz: Danke! Sowohl fürs Willkommen heißen als auch für den Kommi ^^

Jaah, vermutlich hätte Ohrfeige besser gepasst oO Im Eifer des Gefechts... >_>
 

@ Alwena93: Japp, es kommen noch mehr solcher Storys!
 

Viel Spaß beim Lesen & ein schönes Wochenende wünsch ich euch!
 

Satz 2: Ignorama
 

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, wich sie zögernd aus und versuchte, Namis abgeklärtem Blick auszuweichen, aber die Orangehaarige nagelte sie unerbittlich fest und rührte nebenher spöttisch lächelnd in ihrem Cappuccino herum.
 

Tashigi biss sich aufgrund zunehmender Verzweiflung auf die Unterlippe und versuchte dann, Zeit zu schinden, indem sie damit begann, ihre Brille mit kurzen, hektischen Bewegungen mit dem Saum ihres Tops abzuwischen. „Ich weiß es wirklich nicht“, murmelte sie dabei wenig überzeugend, mehr zu sich selbst als zu dieser jungen Frau, die wohl so etwas Ähnliches wie eine gute Freundin für sie war.

So etwas Ähnliches, weil Nami eigentlich gar nicht so war, wie sie sich eine wirkliche Freundin vorstellte, und irgendwie doch, weil sie nicht wusste, in welche Kategorie sie die andere sonst einordnen sollte.
 

Kurz lenkte Tashigi ihre Aufmerksamkeit auf die Geräusche um sich herum.

In dem Café, in das sie sich vor einer Weile vor dem strömenden Regen geflüchtet hatte, herrschte reges Treiben. An den anderen Tischen um sie herum saß ein älteres Pärchen, dass die Speisekarte studierte; etwas weiter hinten versuchte eine Frau, ihr weinendes Baby zu beruhigen; am Nebentisch kämpften zwei Kinder mit Händen und Füßen um den letzten Donut und die anderen Tische wurden von High School Schülern besetzt, die sich nach dem Unterricht zu Chili-Cheese-Fries und Cola getroffen hatten.
 

Ihre Gedanken schweiften unbemerkt in andere Gefilde ab. War sie wirklich in Lorenor verknallt?

Objektiv betrachtet gab es eigentlich nichts, was dagegen sprechen würde. Er sah verdammt scharf aus, war ein Ass in ungefähr allen Sportarten, die die High School für den Nachmittag anzubieten hatte und darüber hinaus war sein Charme einfach unwiderstehlich.

Ihre Handflächen wurden schweißnass, wenn sie ihm begegnete, ihr Herzschlag beschleunigte auf eine Art und Weise, die ihr manchmal selbst Angst einjagte, sobald sie nur an ihn dachte und auch sonst waren die Anzeichen eigentlich nicht zu verleugnen.
 

Subjektiv betrachtet war die Sache schon weitaus schwieriger.

Der Kerl hatte immerhin ungefähr drei Verehrerinnen an jedem Finger, seitdem er hierher gezogen war. Und bisher hatte es nicht sonderlich danach ausgesehen, als wäre er an ihr interessiert. Im Gegenteil.
 

An seinem ersten Tag auf der High School hatte Nami sie nach ihrem Matheunterricht gnadenlos abgefangen, in ein leeres Klassenzimmer geschleift und ihr beinahe atemlos von dem gutaussehenden, charmanten, mysteriösen Neuen erzählt, der seit zwei Stunden sein Unwesen trieb.
 

Tashigi hatte sich jedoch selbst davon überzeugen müssen, und zwar eine halbe Stunde später, als Lorenor Zorro sich im Geschichtsunterricht auf den Platz vor ihr hatte fallen lassen. Und sie hatte Nami Recht zusprechen müssen – er sah wirklich verdammt gut aus.

Die ganze Stunde über hatte sie heimlich damit verbracht, ihn zu beobachten. Irgendwann musste er wohl ihren Blick im Nacken gespürt haben, denn er hatte sich entnervt zu ihr umgedreht, sie einen langen Moment beinahe perplex angestarrt und war dann wortlos aufgestanden und gegangen.
 

Nicht gerade ein guter Start für eine romantische Liebesbeziehung.
 

Missmutig schüttelte sie diese Erinnerung ab und bemerkte verwirrt, dass Nami sie schelmisch lächelnd beobachtete, das Kinn auf die auf dem Tisch abgestützten Arme gelegt.

In ihren Augen blitzte kurz die Belustigung auf. „Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich mich an ihn ranschmeiße?“, hakte sie provokant nach.
 

Tashigis Wangen liefen purpurrot an. „N-Nein. Wieso sollte ich auch?“, stieß sie schließlich leicht zittrig hervor und richtete ihren Blick konzentriert auf die Buchstaben, die irgendjemand eilig mit einem Edding auf die glatte Oberfläche des Tisches gekritzelt haben musste.

Ihr Magen ballte sich jedoch ängstlich zusammen.
 

Nami und Lorenor wären wohl das perfekte Paar. Zusammen könnten sie sicherlich das Traumpärchen der Oberstufe werden. Und es gefiel ihr nicht, dass der Gedanke ihr irgendwo tief in ihrem Innern verdammt wehtat.
 

Sie zuckte wie ertappt zusammen, als Nami sie sachte am Ellbogen berührte und beruhigend anlächelte. „Keine Sorge, Süße. Das hatte ich gar nicht vor. Dein Gesicht spricht Bände, musst du wissen“, klärte sie sie nüchtern auf, zog ihre Hand zurück und lehnte sich seufzend in die Polsterung der Sitzbank zurück.

„Zu Schade. Der Kerl ist zum anbeißen!“
 

Tashigi schnaubte. „Ja, jemand sollte ihm mal die Kehle zerfleischen“, stellte sie trocken fest und kratzte sich unbehaglich an ihrer Halsbeuge.

Ihr Gegenüber grinste belustigt. „Immer noch sauer auf ihn?“
 

Sauer war ja gar kein Ausdruck.

Nachdenklich spielte Tashigi an ihren dunkelblauen Haarsträhnen herum und zuckte erneut nichts sagend mit den Schultern. Sicher, sie war irgendwo noch ziemlich wütend auf ihn, aber wenn sie ganz ehrlich war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie selbst nicht gerade ein Paradebeispiel von Höflichkeit und gutem Benehmen gewesen war.

Vermutlich hatte sie seine harten Worte genauso verdient wie er die ihren.
 

Nach ihrem ersten Zusammentreffen hatte Lorenor Zorro sie auch in den anderen Kursen, die sie zusammen besuchten, konsequent ignoriert.

In den ersten Tagen hatte Tashigi es ihm wütend und verletzt gleichgetan und ihm sämtliche Qualen auf den Leib gewünscht, die man einem Menschen nur auferlegen konnten. Was hatte sie ihm auch schon großartig getan, was es rechtfertigen würde, sie so dermaßen zu bestrafen?
 

In der zweiten Woche, die Lorenor auf der Schule war, änderte sie ihre Taktik jedoch radikal und stellte ihm nach dem Unterricht zur Rede.

Er protestierte halblaut, stritt alles ab und ließ sie schließlich ohne weiteres mitten im Gang stehen.
 

Tags darauf erwischte sie ihn dabei, wie er sie im Unterricht beobachtete, aber sie war immer noch so wütend gewesen, dass sie ihn ihrerseits ignoriert hatte. Gleiches mit Gleichem oder so.
 

Er ließ allerdings nicht locker.

Wie durch Zufall setzte er sich während der Mittagspause zu Nami, Vivi, Sanji und ihr an den Tisch. Zwar wechselten sie kein einziges Wort miteinander und ihre Konversation beschränkte sich auf wutgeladene, scharfe Blicke, aber Lorenor ließ sich davon nicht im Geringsten erschrecken und überging sie schlicht und ergreifend.
 

Über die letzten Wochen war er irgendwie ein Bestandteil ihres Lebens geworden, ohne, dass sie sonderlich Wert darauf gelegt hätte. Über kurz oder lang war es nicht möglich gewesen, einem Gespräch mit ihm vorzubeugen und ihr Umgang miteinander war weder locker noch angespannt gewesen, sondern irgendwie eine Mischung aus beidem gleichzeitig.
 

Er setzte sich in den Mittagspausen weiterhin zu ihnen an den Tisch, wo sie sich irgendwann in die Haare bekamen und sich gegenseitig mit spitzen Bemerkungen anstachelten. Als er sie einmal nach dem Unterricht in seinem zerbeulten Wagen nach Hause gebracht hatte, hatten sie festgestellt, dass sie die gleiche Musik mochten und waren schmunzelnd eine Weile lang über Sanjis Versessenheit auf Mädchen hergezogen.
 

In einer Diskussionsrunde in der Schule waren sie beinahe aufeinander losgegangen, weil sie verschiedene Ansichten über die Piraterie zum Ausdruck gebracht hatten. Beim Nachsitzen, das ihnen daraufhin aufgebrummt worden war, hatten sie sich eisern angeschwiegen und mit bösen Blicken bedacht.

Nach einem Footballspiel, dass sie gegen die Mannschaft aus der benachbarten High School geführt und bei denen sie, dank einem Touch Down in letzter Sekunde von Lorenor, in letzter Sekunde gewonnen hatten, war sie ihm schließlich grinsend um den verschwitzten Hals gefallen und hatte ihn genauso schnell wieder losgelassen.

Zwei Stunden später hatten sie sich wieder leidenschaftlich gestritten und Sanji und Nami hatten nur genervt die Augen verdreht.
 

Es war ein Hin- und Her zwischen ihnen, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.

Aber irgendwann in der Zwischenzeit hatte sie bemerkt, dass es sie durchaus störte, wenn andere Mädchen ihn heimlich und mit verklärten Blicken beobachtete, dass es sie störte, wenn er anderen Mädchen verheißungsvoll nachsah und vielsagend mit den Augenbrauen wackelte und dass es sie verdammt noch mal sehr, sehr, sehr störte, wenn er ein anderes Mädchen küsste.
 

Letzteres hatte sie erst vor wenigen Stunden festgestellt, als sie ihn bei den Tribünen mit einer erwischt hatte. Und erwischt war zweifelsfrei genau das passende Wort, denn als er sie schließlich entdeckt hatte, war er wie ertappt zusammengezuckt und hatte versucht, sich zu erklären, aber sie hatte sich schnell genug aus dem Staub gemacht, um das zu vermeiden.
 

Sie hatte ja nicht ahnen können, dass er ihr bis zum Auto nachlaufen würde, aber als er sie schließlich eingeholt hatte, hatte ihr Gespräch in dem wohl schlimmsten Streit gegipfelt, den sie jemals miteinander geführt hatten – und zu dessen Ende sie dem Grünhaarigen eine Ohrfeige verpasst hatte, die ihm für einen Moment die Sprache verschlug.
 

Danach war sie beinahe fluchtartig davon gefahren, hatte Nami angerufen und jetzt saß sie hier und fühlte sich schlecht. Immer noch.
 

Tashigi seufzte frustriert und griff nach ihrer Kaffeetasse. „Er ist ein Arschloch“, stellte sie grimmig fest und nahm einen Schluck von dem nun mehr lauwarmen Getränk.

„Ein charmantes Arschloch“, stimmte Nami ihr schmunzelnd zu, den Blick auf einen unbestimmten Punkt hinter Tashigi gerichtet.
 

Die Blauhaarige nickte bloß und starrte in ihre Tasse.

Ja, er war ein Arschloch, aber warum störte es sie dann überhaupt, wenn er mit einer anderen rum machte? Es sollte ihr egal sein. Nein – sie sollte froh darüber sein, dass sie noch früh genug gemerkt hatte, wie wenig sie ihm bedeutete, denn ansonsten hätte sie vielleicht irgendwann den Fehler gemacht, mehr als nur verknallt in ihn zu sein und dann hätte ihr diese späte Erkenntnis wahrscheinlich noch viel mehr wehgetan.
 

Nami lächelte kurz mitleidig, tätschelte ihrer Freundin die Hand und ließ ihren Blick abwesend durch das Café schweifen, bevor sie stutzte, irritiert die Stirn runzelte und schließlich eilig ihre Sachen zusammenräumte.

„Sorry, Süße, ich muss weg. Lass dich nicht unterkriegen“, schreckte sie ihre Schulkameradin aus den Gedanken, die sie überrumpelt anstarrte.

„Was?! Aber…du kannst jetzt nicht gehen!“, widersprach die Blauhaarige heftig. Nicht, solange sie sich noch so einsam und unverstanden fühlte, nicht jetzt, wo sie noch lange nicht damit fertig war, das Geschehene zu verdauen und wo ein bisschen Unterstützung gar nicht mal so unangebracht wäre.
 

Nami grinste jedoch bloß und warf sich ihre Handtasche über die schmalen Schultern. „Glaub mir, in einer Minute wirst du froh sein, dass ich gegangen bin. Ruf mich an, sobald du zu Hause bist.“

Die Orangehaarige warf Tashigi einen kurzen Luftkuss zu, bevor sie hüftwiegend in Richtung Ausgang davon stöckelte.
 

Irritiert sah Tashigi ihrer Freundin nach, und ihr blieb beinahe die Luft weg, als ihr Blick auf einen mehr als gut gebauten, grünhaarigen Vollidioten fiel, der sich seinen Weg an den Tischen vorbei geradewegs auf sie zu bahnte und Nami nur ein schiefes Grinsen schenkte.
 

Vollkommen überstürzt griff Tashigi nach der Speisekarte, die in der Mitte des Tisches lag, und hielt sie sich vor das Gesicht. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät und Zorro hatte sie noch gar nicht gesehen. Vielleicht war er ja auch gar nicht wegen ihr hierher gekommen und würde einfach an ihr vorbeigehen, als ob es sie gar nicht geben würde.

Vielleicht wusste er auch, dass es durchaus gefährlich sein konnte, ihr jetzt, in diesem Moment, zu Nahe zu kommen und er besaß genügend Selbsterhaltungstrieb, dass er den Laden rückwärts wieder verlassen würde.
 

Nichts davon war der Fall, das erkannte sie, als die schweren Schritte, die sie unter hunderten wieder erkannt hätte, genau neben ihr zum Stillstand kamen.

Ihre Finger umklammerten die Speisekarte immer noch krampfhaft, als Zorro sie leichtfertig zur Seite schob und sie kritisch von oben herab musterte.
 

Tashigi spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Sein Blick war ihr unangenehm.

Nur zögernd ließ sie die Karte wieder sinken und rang sich dazu durch, zu ihm hochzublicken und ihn zu mustern.

Er grinste schief und wischte sich mit dem Handrücken den Regen aus dem Gesicht. „Hey.“
 

Sie schnaubte gereizt und wandte ihre Aufmerksamkeit eilig wieder ihrer Kaffeetasse zu.

Seufzend und ohne nach ihrer Erlaubnis zu fragen ließ sich der Grünhaarige auf die Sitzbank ihr gegenüber fallen, genau dort, wo vorher Nami gesessen hatte.
 

Fünf Minuten lang schwiegen sie sich eisern an. Zorro beobachtete sie die ganze Zeit über kritisch, während Tashigi beinahe krampfhaft versuchte, ihre Gedanken im Zaum zu halten und ihre gesamte Konzentration auf den Kaffee zwischen ihren Händen lenkte, der mittlerweile kalt geworden war.
 

„Was willst du hier, Lorenor?“, gab sie sich schließlich seufzend geschlagen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn er hergekommen war, um ihr die Sache verständlich zu machen, dann konnte er sich seine Erklärung sonst wo hinschieben, denn sie wollte sie ganz bestimmt nicht hören.
 

Zorro zögerte keine Sekunde. „Du bist kompliziert“, informierte er sie forsch.
 

Vor Empörung wusste Tashigi einen langen Moment lang nicht, was sie sagen sollte, und dann flammte die Wut so unerwartet heftig in ihr hoch, dass sie gar nicht wusste, mit welcher Verwünschung sie ihn zuerst belegen sollte.

„Du widerlicher, egozentrischer, ignoranter Bastard! Was fällt dir eigentlich ein-“
 

Der Grünhaarige rollte bloß genervt mit den Augen. „Kannst du nicht mal eine Sekunde die Klappe halten und mich ausreden lassen?!“
 

Tashigi verstummt abrupt, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und bedeutete ihm mit einer knappen Handbewegung, dass er ruhig weiterreden sollte, wenn ihm so viel daran lag.
 

Er seufzte kurz und schien über seine nächsten Worte nachzudenken, als wüsste er genau, dass es seine letzte Chance war, alles richtig zu stellen. Und das am besten noch, ohne sie zu verärgern, denn sonst bestand zweifelsfrei die Möglichkeit, dass sie ihm ihre Tasse an den Kopf warf.
 

„Erst ignorierst du mich wochenlang-“

„Du hast damit angefangen“, unterbrach Tashigi ihn schnippisch, verstummte jedoch sogleich wieder, als der Grünhaarige resigniert die Schultern fallen ließ.

„Tschuldige“, fügte sie kleinlaut hinzu und biss sich auf die Unterlippe, um sämtliche Einwürfe bereits im Keim zu ersticken.
 

Zorro fuhr sich angespannt über das Gesicht, bevor er fortfuhr. „Was ich meine, ist…du sendest total widersprüchliche Signale aus. In der einen Sekunde kommt es mir vor, als wären wir die besten Freunde und in der nächsten hakst du auf mir rum und stößt dich an jeder Kleinigkeit an. Was soll ich davon halten?“
 

Er wartete eine Weile. Tashigi hatte den Blick mittlerweile gesenkt und stierte stur auf die Tischplatte. Er seufzte erneut und versuchte, ein wenig konkreter zu werden.

„Weißt du…manchmal, wenn wir zusammen sind, dann denke ich, dass da vielleicht etwas mehr sein könnte. Und dann machst du alles zu Nichte, indem du mich wieder auf Abstand hältst.“
 

Tashigi lachte spöttisch auf. „Und deshalb schmeißt du dich der Nächstbesten an den Hals?“
 

„Ich bin auch nur ein Kerl. Und ich dachte, wenn es eh schon hoffnungslos ist, dann sollte ich mich vielleicht nach etwas anderem umsehen“, erklärte Zorro ruhig und verschränkte seine Finger ineinander, den Blick ebenfalls auf den Tisch gerichtet.
 

Die Blauhaarige kaute nervös auf einer ihrer Haarsträhnen herum und wusste nicht, was sie davon halten sollte.

Das klang ja geradezu, als wäre der Grünhaarige tatsächlich an ihr interessiert gewesen. Allerdings fiel es ihr ziemlich schwer, ihm zu folgen. Hatte sie ihn wirklich so dermaßen auf Abstand gehalten, wie er es gerade erst behauptet hatte?
 

Sie seufzte schwer. „Vielleicht solltest du das mit dem Denken besser sein lassen.“
 

Überrascht blickte Zorro wieder auf. Das erste, was ihm auffiel, war das schwache Lächeln auf ihrem Gesicht und ihr Blick, der dem seinen andauernd unsicher auswich.
 

Er grinste leicht. „Wie wär’s, wenn du das Denken übernimmst?“, schlug er diplomatisch vor und musste sich noch ein wenig mehr nach vorne beugen, damit er ihre Hand zu fassen bekam und zwischen seine eigenen nehmen konnte.
 

Tashigi zuckte beinahe zusammen, als seine warmen Hände die ihre sanft berührten. Einen kurzen Moment wunderte sie sich bloß darüber, dass seine wärmer waren als ihre eigenen, und das, obwohl er durch den Regen gelaufen sein musste, so durchnässt wie er war.

Danach wunderte es sie bloß noch, dass ihre Hand so gut in seine hineinpasste, dass sie den Anblick mochte und die Gefühle, die das in ihr auslöste.
 

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich schließlich dazu zwang, ihm in die klaren, grünen Augen zu sehen, die eine Selbstsicherheit ausstrahlten, zu der sie wohl nie fähig sein würde. Dann nickte sie kaum merklich. „Das wäre vermutlich die sinnvolle Gegenmaßnahme.“
 

Als Zorro grinste, konnte sie nicht anders, als es ihm gleichzutun.

Gedanklich entschuldigte sie sich bei Nami. Ihr Anruf würde wohl weitaus später kommen, als sie es erwartet hatte.
 

Ende.

03 - Wunder der Persönlichkeit

Hallöchen zusammen ^^
 

Ich hatte eine Stunde Wartezeit zu überbrücken - hier ist das Ergebnis.

Bin zwar nicht wirklich zufrieden damit, aber alles abändern ist nun mal Tabu o___Ô

Viel Spaß!
 

@ Alwena93: Ein Kapitel wo die beiden schon zusammen sind? Bitteschön! XD
 

@ Marimo_PB: Hund und Katz ist, glaub ich, 'ne klasse Beschreibung für die beiden XD Ob sie's vergeigen, wird sich wohl noch zeigen ^^
 

@ Ellione: Weitere Ablenkungen gibt's früher oder später immer ^.~
 

@ Lady_Tashigi: Parallelen zu Spielkinder? Wo denn? XDDDDD War mir jedenfalls nicht bewusst o___O Mann, das RPG beschäftigt mich aber auch Tag und Nacht XD
 

@ Cherry1992: Hey meine Süße! *Kaffee trink und Kekse knabber* Schön, dass es dir gefallen hat! Ich würd's dir ja auch vorlesen, aber ich nehme an, dein Dad hat das Telefon mittlerweile in seine Einzelteile zerlegt, wa? XD Bis bald!!!
 

03: Wunder der Persönlichkeit
 

„Ehrlich gesagt möchte ich auch bezweifeln, dass er mich jemals anders wahrgenommen hätte, egal, wie ich mich betragen hätte.“

Im selben Moment, in dem sie diese Worte aussprach, wusste Tashigi, dass sie wahr waren.
 

Sie seufzte schwer, zog die Beine an ihren schlanken Körper und schlang die Arme um sie herum, einzig und allein, um das Gefühl herauf zu beschwören, dass sie irgendetwas in den Armen hielt. Und wenn dieses Etwas sie selbst war, dann sollte es eben so sein.

Nicht, dass sie ihm wegen ihrer Aussage die Schuld in die Schuhe schieben wollte – nein, es war einfach eine unumstößliche Tatsache, das Lorenor Zorro etwas anderes in ihr sehen wollte, als sie war, und zwar so dringend, so verzweifelt, dass sie es nicht mehr länger aushielt, ihn am laufenden Band zu enttäuschen.
 

Nachdenklich stützte sie ihr Kinn auf die Knie und starrte auf die Wand gegenüber, ohne sie wirklich anzusehen, und verurteilte sich selbst dafür, dass sie es nicht schon viel früher hatte erkennen können. Dabei war es doch so offensichtlich gewesen; er selbst hatte es ihr oft genug anvertraut – oder besser gesagt, vorgeworfen.
 

Nami, die neben ihr auf dem kalten Boden hockte und bisher geschwiegen hatte, damit ihre Freundin ihr erzählen konnte, was passiert war, spielte tief in Gedanken versunken an einer ihrer Haarsträhnen herum und zerkaute sich die Unterlippe.

Sie hatte zwar schon länger befürchtet, dass es in der Beziehung der beiden kriselte, aber bisher hatte sie nicht geahnt, dass es schließlich so enden würde. So…endgültig, denn das war es anscheinend. Die Blauhaarige neben ihr schien am Ende ihrer Kräfte und ihres Wissens, und sie konnte es ihr nicht verübeln.
 

„Ich meine“, setzte Tashigi nach einer Weile des Schweigens wieder an und setzte sich etwas auf, von ihrer selbstgerechten Wut angestachelt. „Er hat schließlich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich aussehe wie ihr Zwilling, oder? Er hat immer wieder gesagt, wie sehr ich ihn an sie erinnere und er wirkte so…“

Ja, was? Traurig? Verzweifelt? Glücklich, bei der Vorstellung, seine Jungendfreundin letztendlich in ihr wieder gefunden zu haben?
 

Sie verstummte frustriert und winkte mit einer Hand ab als Nami sie fragend von der Seite her musterte. Sie konnte ihrer Freundin darauf keine Antwort geben, weil sie sich selbst nicht hundert prozentig sicher war, wie Zorro für sie empfunden hatte. Aber mittlerweile hatte sie berechtigte Zweifel daran, dass seine Gefühle für sie selbst und seine Gefühle, die er für Kuina hegte, gleicher Natur waren.
 

Vielleicht hatte er sie, auf seine ganz eigene, verquere Art und Weise tatsächlich geliebt und liebte sie immer noch, aber viel wahrscheinlicher war es, dass er da irgendwas durcheinander gebracht hatte. Vermutlich hatte er es einfach nicht länger geschafft, sie beide als zwei grundlegend verschiedene Personen wahrzunehmen.
 

Plötzlich spürte Tashigi Namis Hand auf ihrer Schulter, und als sie den Kopf wandte, um ihre Freundin verwirrt anzublicken, bemerkte sie, dass ihre Augen in Tränen schwammen.

Die Orangehaarige war nicht mehr als eine verschwommene Kontur und sie versuchte verzweifelt, ihre Tränen wegzublinzeln. Leider recht erfolglos. Genauso wie ihre Anstrengungen, Zorro bei sich zu halten.
 

Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen.

Sie sollte sich erleichtert fühlen, befreit, dass dieser Druck endlich von ihr abgefallen war, aber es war schwer, sich das einzureden, wenn die Person, die man liebte, für immer verloren war. Zumindest sah sie das so, denn obwohl sie den grünhaarigen Idioten von ganzem Herzen liebte, war sie nicht bereit, sich weiter für ihn zu verstellen.
 

„Diese ganze…Beziehung war doch nur eine Farce“, stieß sie bissig hervor und legte den Kopf in den Nacken. So konnte sie wenigstens vorgeben, dass sie nicht weinte. So konnte sie vorgeben, dass sie wenigstens ein Mal Erfolg gehabt hatte, obwohl die Tränen ihr über die Schläfen in die Haare rannen und sie durchweichten. „Ich bin nicht Kuina.“
 

„Das weiß er doch“, seufzte Nami leise, verstummte jedoch schlagartig, als Tashigi sie nachdenklich anstarrte.

„Bist du dir da sicher?“, gab die Blauhaarige leise zurück.
 

Nami zögerte kurz, bevor sie nickte. „Natürlich weiß er das. Er ist zwar blöd, aber so blöd nun auch wieder nicht.“

Kurz dachte sie über ihre Worte nach, nur um festzustellen, dass auch das irgendwie wahr war. Sicher, Zorro hatte es nie ganz unterlassen können, Vergleiche zwischen den beiden herzustellen, aber er war erwachsen und er war auch durchaus in der Lage, los zu lassen. Er wusste, das Kuina tot war und auch nicht wieder zurückkommen würde.
 

Sie wusste, das Tashigi das anders empfand.

Aber sie wusste eben auch, was Zorro fühlte, und es war so unfassbar schwer, zwischen den beiden zu vermitteln und ihnen klar zu machen, wie dämlich sie sich verhielten.
 

Schön, dann schaffte Zorro es halt nicht, seine Erinnerungen an seine verstorbene Jungendfreundin unter Verschluss zu halten – aber das hieß ja noch lange nicht, dass Tashigi ihr nacheifern musste. Wahrscheinlich war es für den Grünhaarigen viel schmerzhafter, eine Freundin zu haben, die immer mehr zu einer Kopie von Kuina mutierte, als wenn Tashigi sich einfach bloß natürlich verhalten hätte.
 

Andererseits konnte sie Tashigis Beweggründe auch so verflucht gut nachvollziehen.

Sie hatte eben gewusst, dass Zorro an Kuina hing, und weil sie ihm eben mindestens genauso viel bedeuten wollte, hatte sie sich eingeredet, das nur erreichen zu können, wenn sie sich wie sie verhielt. Und jetzt konnte sie das nicht länger und hatte eine panische Angst davor, dass Zorro herausfinden könnte, dass Tashigi wirklich vollkommen anders war als Kuina – und in Folge dessen das Interesse an ihr verlieren könnte.
 

„Weißt du noch, wie ihr euch das erste Mal getroffen habt?“, meinte sie schließlich schmunzelnd und Tashigi neben ihr verzog das Gesicht und zog ganz undamenhaft die Nase hoch. „Ja. Er hat mich angestarrt, als wäre ich ein Gespenst.“

„Aber nur, bis du dich gegen das Regal gelehnt hast, dass ihn schließlich unter sich begraben hat. Die Liebe hat ihn im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen“, erinnerte Nami sich grinsend und legte Tashigi die Hand auf das Knie. „Weißt du, was ich glaube? So was Dummes wäre Kuina nie passiert. Kuina hätte ihm nicht an den Kopf geworfen, dass er das selbst Schuld war, weil seine Reflexe wohl zu schwach ausgebildet wären. Kuina hätte wahrscheinlich auch nicht drei Wochen gewartet, bis sie sich wieder bei ihm gemeldet hätte.“ Sie lächelte leicht. „Ich glaube, Zorro weiß sogar ganz genau, dass du nicht Kuina bist. Und ich glaube auch, das gerade das ihm so an dir gefällt.“
 

Tashigi sagte lange Zeit gar nichts dazu und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen.

Irgendwo hatte sie Recht – am Anfang, als sie noch nichts von Kuina gewusst hatte, hatte sie sich auch noch nicht so sehr darum bemüht, wie sie zu sein und trotzdem hatten sie zueinander gefunden und sich bestens verstanden.

Sie lächelte schief. „Kuina hätte sich auch sicherlich nicht verstellt, um Zorro zu gefallen“, stellte sie schließlich fest.

Nami nickte. „Und in Kuina hätte er sich vermutlich auch nie verliebt.“
 

„In Kuina hätte er sich sogar ganz bestimmt nicht verliebt.“
 

Die beiden Frauen blickten verblüfft auf, als Zorros Stimme sich schließlich einmischte, und sie entdeckten ihn ein paar Meter weiter, wo er mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und den Blick in eine vollkommen andere Richtung geheftet hielt.

Sie hatten nicht einmal bemerkt, dass er gekommen war, und sie wussten auch nicht, wie viel von ihrem Gespräch er bereits mitbekommen hatte.
 

Seine Miene war undurchdringlich und einschüchternd, als er sich von der Wand abstieß und auf sie zukam. Vor Tashigi blieb er stehen und ging vor ihr in die Hocke.

„Kuina wäre niemals so schusselig gewesen wie du. Kuina hätte mich nicht dauernd zum Lachen gebracht. Kuina hätte niemals im Schwertkampf gegen mich verloren. Kuina hasste Schokolade. Und Kuina hätte mich wahrscheinlich niemals mehr geliebt, als sich selbst“, stellte er dann fest und holte zitternd Luft. „Also behaupte nie wieder, ich würde euch beide verwechseln, denn das ist absolut unmöglich.“
 

Nami lächelte leicht, als Tashigi nun endgültig in Tränen ausbrach – allerdings mehr vor Erleichterung als vor Wut und Trauer und Angst. Sie beobachtete interessiert, wie die Anspannung von dem Grünhaarigen abfiel, wie sich seine Kiefer wieder entspannten, als er Tashigi kurzerhand an sich zog und sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge vergrub.

Dann rückte sie vorsichtig von den beiden ab und rappelte sich wieder auf die Beine. Zorro warf ihr über Tashigis Schulter hinweg ein schiefes, dankbares Grinsen zu, aber sie winkte bloß ab, zwinkerte ihn zu und ließ die beiden alleine.
 

Ende.



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  jyorie
2017-02-17T06:44:39+00:00 17.02.2017 07:44
Hey (ノ´ヮ´)ノ*:・゚✧

mit jemand verglichen zu werden tut echt weh. Eigentlich hat mir Tashigi auch leid getan, das sie sich so viele Gedanken darum macht, aber im Grunde bin ich froh, wenn sie wieder sie selbst sein will, jemand andere zu mimen ist auf Dauer eben nichts. Und es bleibt immer die Frage liebt er mich oder das was er in mir sieht?! ... von daher hat Nami das ziemlich gut gemacht, da ich darauf tippe, das sie Zoro bestellt hat (oder verwechsele ich das mit Kapitel 2? ... habe die kapitel gestern Morgen gelesen ... *hust*) Ich fand es toll wie Zoro geantwortet hat und das er Tashigi gerade deshalb mag, weil sie sie ist und nicht seine Kindheitsfreundin. Sehr schöne Liebeserklärung für Zoro :3

Viele Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2017-02-17T06:41:18+00:00 17.02.2017 07:41
Hey (ノ´ヮ´)ノ*:・゚✧

die Geschichte von Tashigi und Zoro únd ihrem Ignorier-Drama war auch eine Tolle Idee, wie du das aufgebaut hast. Was sie liebt das neckt sich. Meine Schwester und ich haben uns beim Lesen gefragt, ist das auch im richtigen Leben so, oder ist das nur bei FFs so offensichtlich das die beiden verknallt sind, wenn sich Leute so verhalten?!

Am besten hat mir der Satz gefallen als Tashigi meint, Zoro ist zum anbeisen – ja zum in die Kehle beissen und zerfleischen. ;-D

Viele Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2017-02-17T06:38:27+00:00 17.02.2017 07:38
Hey (ノ´ヮ´)ノ*:・゚✧

ah, dieses assoziative Schreiben ist doch das wo man nichts mehr verbessern darf? ... Also dafür das es nur getippt ist und fertig sind die drei Geschichten echt nicht schlecht geworden. Das muss man auf Anhieb erstmal so hinbekommen :)

Bei dem ersten OS habe ich die ganze Zeit auf die Katastrophe gewartet, was Ace den jetzt schon wieder angerichtet hat und auf diesen üblichen „Domino-Effekt“ wie bei den anderen Geschichten das eines das nächste nach sich zieht und die Katastrophe immer größer wird. Mit der B-Day-Überraschung für Zoro hatte ich nie und nimmer gerechnet.

Viele Grüße, Jyorie

Von:  Tsumikara
2010-04-29T12:44:52+00:00 29.04.2010 14:44
ich muss mich Marimo_PB anschließen. Das ist sooo süüß^^
Eine unsichere Tash und Zorro war ja auch richtig goldig^^ die beiden sind echt das süßeste Pärchen überhaupt

LG Alwena
Von:  pbxa_539
2010-04-28T19:52:39+00:00 28.04.2010 21:52
waaaaaah, is das süß...

mehr gibts dazu nicht zu sagen, außer vielleicht: Ich freu mich auf den OS, gut zu wissen, dass er bereits in Entstehung is, und falls ihr ihn vergesst, werd ich euch höflichst dran erinnern XDDD
Von: abgemeldet
2010-04-14T18:03:42+00:00 14.04.2010 20:03
Süß! Süß! Süß! ^-^

Die beiden sind einfach ein Traumpaar! *dahinschmelz*
Nami ist mal wieder die Obercoole xP
Und Zoro total knuffig! ICH LIEBE ZORO! =D
Tashigi und der Grünhaarige passen einfach super zusammen ^^
Ich liebe Storys mit den beiden. =)

Hast du mal wieder genial geschrieben. *es nicht anders erwartet habe*

Ich freu mich schon auf die nächste Story von dir =D

luv ya 4 ever ma Schtzü ^-^

*kekse und KAFFEE da lass* =P
Von: abgemeldet
2010-04-12T15:51:07+00:00 12.04.2010 17:51
xDDDDDDDDDDDD

Das ist mein Schatzü! =D
Genial wie immer! ^^
Echt coole Story! xD
Wie Ace ihm eine rüberzieht und versucht das zu vertuschen. *kranklach*
Zoro mal wieder total süß... macht sich Sorgen um seinen besten Freund. =)
Ach einfach göttlich!
Ich liebe es, wenn Zoro zwischen cool, süß und wütend wechselt.
War aber auch echt gemein von Ace ihm einen solchen Schrecken einzujagen, aber du liebst es ja Zoro zu quälen und sei es diesmal nur psychisch. xP

Echt super meine Süße!

luv ya 4 ever
Cherry ^-^

*knutsch*

Von:  LadyTashigi
2010-04-11T01:03:47+00:00 11.04.2010 03:03
AWEEEEEHH! <3
Das ist voll nüdlich! Aber ja, Weiber sind schon ziemlich kompliziert!
Das hat aber auch schon gewisse Paralelen zu Spielkinder *harrharhrhrhrhrh X3* Weiter so!
Sag bescheid, wenn du wieder was neues am Start hast *knutschi*
Dat Ini
Von: abgemeldet
2010-04-10T10:39:09+00:00 10.04.2010 12:39
wie suess (:
was mir aber trotz der wieklich schön geschriebenen und flüssigen geschichte am besten gefallen hat war tashigis gedankliche einordnung von nami xD
würde mich über in paar weitere ablenkungen deineseit freuen (:
Von:  pbxa_539
2010-04-09T23:49:37+00:00 10.04.2010 01:49
Huhu ^^

herrrrrlich, wie immer...
Tashigi versteckt sich hinter ner Speisekarte...ehm..HALLO?? noch auffälliger gehts wohl nicht?
Die beiden sind aber auch wie Hund und Katz, hauptsache, die vergeigen das jetzt nicht auch wieder, wie alles von vorher..xDDD

freu mich schon aufs nächste und hätt gern ne ENS *liebguck*


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