The feelings inside me- Was ich verberge
Hallo, Leute ^^.
Also gleich mal zu Beginn, das ist eine sehr spontane geschichte von mir, die ich ohne über weiteres Nachzudenken, einfach angefangen habe zu schreiben. Ich weiß also selbst noch nicht genau, was passieren wird, wieviele Kapitel es werden und ob sie zu einem Ende kommt XD.
Ich hoffe trotzdem, dass ihr sie lest und mir sagt, wie ihr sie findet.
Liebe grüße, eure Jane ^^
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Tief in meiner Seele herrscht Aufruhr.
Jahrelang.
Warum das so ist..weiß ich nicht.
Nachts ist es schlimmer.
An Schlaf ist da nicht zu denken.
Eine bis zwei Stunden sind mir gegönnt.
Da es schon lange so ist, macht es mir aber nichts mehr aus.
Wie alles angefangen hat, weiß ich nicht mehr.
Habs verdrängt, mit Absicht und erfolgreich.
Gut verschlossen in einer Kiste.
Familie. Ein Fremdwort für mich.
Ein Teil meiner verdrängten Vergangenheit.
Allein sein, längst ein stetiges Gefühl.
Alles Dinge, über die ich längst nicht mehr nachdenke.
Und doch scheint meine Vergangenheit..
..gerade jetzt wieder ein Teil meines Lebens zu werden.
Schuld daran trägt eine einzige Person.
Er.
Burning- Flackernde Erinnerung
Kapitel 1
Wer ich bin?
Mein Name ist Jane Audrianna Whitthers. Das ist die unglaubliche Geschichte meines Lebens.
Ich wurde am fünfzehnten März 1988 in Little Italy geboren. Doch meine Kindheit habe ich bis zum heutigen Tag erfolgreich verdrängt. Und das ist auch gut so.
Gerade hatte ich mein Journalismusstudium angefangen und freute mich auf ein ruhiges, lehrreiches Semester.
Schon immer war ich eine Person der ruhigeren Sorte gewesen, selten war ich aufgedreht oder allzu lebhaft, aber ich war verrückt. Auf meine eigene Art.
Mein Blick haftete am Fenster, der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe. Mit Absicht hatte ich mir einen Platz am äußersten Rand des riesenhaften Hörsaales ausgesucht, denn im Gegensatz zum Großteil der Studenten liebte ich den Regen. Das war schon immer so gewesen. Er beruhigte mich und ließ mich nachdenken. Allerdings..lenkte er mich auch ab. Außerdem war ich so etwas abgeschiedener und häufig hatte ich gern meine Ruhe.
»Miss Whitthers? Die Antwort bitte.«, riss mich die Stimme von Professor Jameson aus den Gedanken. Ich starrte ihn zunächst an. »Ehm..wie war denn die Frage?«, wollte ich verlegen wissen. »Miss Whitthers, wenn sie kein Interesse an einem ernsthaften Studium haben und ihre Zeit lieber mit Träumereien verbringen wollen, dann hätten sie nicht nach Yale kommen sollen.«, sagte der Professor mit bissigem Sarkasmus in der Stimme. »Tut mir leid..«, gab ich ehrlich zurück. Na wenn das kein toller Start ins Semester war. Er widerholte die Frage und glücklicherweise konnte ich ihm sogar ausführlich antworten.
»Hey!«, ertönte es neben mir, als ich nach Ende der Stunde meine Bücher in der Tasche verstaute. Ich sah auf und blickte direkt ins sommersprossengesprenkelte Gesicht einer rothaarigen jungen Frau, deren Locken in alle Richtungen standen. »Hi.«, sagte ich freundich und sah sie abwartend an. »Ehm..deine Antwort, was die Rolle der Julia in der Literatur bedeutet, war echt toll. Du hast dem Prof echt die Sprache verschlagen«, grinste sie frech, » ich bin Charlie.« »Jane, sehr angenehm. Und danke. Das war nur meine Meinung.«, lächelte ich leicht und schulterte meine Tasche.
Den ganzen Weg über zum nächsten Kurs unterhielten wir uns. Überrascht stellten wir fest, dass wir einige literarische Vorlieben teilten. Charlie schien ziemlich verrückt und lebhaft zu sein, sie redete fast in einem durch. Ich mochte sie schon jetzt.
»Lass uns doch zusammen zur Einweihungsfeier gehen!«, grinste Charlie begeistert. »Gerne. Zuerst wollte ich ja gar nicht hin, alleine..aber so ist es natürlich was anderes.«, gab ich zu.
Der Tag verging so, wie er angefangen hatte. Zuerst wurde von jedem Professor eine kleine Rede vorgetragen, die im ungefähren das gleiche beeinhaltete wie die des Professors davor. Dann überprüften sie das Durchschnittsniveau der Teilnehmer. Es war ein wenig nervig, immer wieder das selbe zu hören, aber so war das nun mal. Das war in jeder Bildungsanstalt das selbe.
Als die Kurse zu Ende waren und ich ins Wohnheim zurückkehrte, war ich KO, aber ich fühlte mich dennoch gut. Meine zwei Zimmerkolleginnen saßen auf der Couch im Wohnzimmer und starrten in die Flimmerkiste.
Laura, etwas kleiner als ich, hatte rückenlanges, blondes Haar, welches immer komplett glatt war. Ich fragte mich, wie sie das hinbekam. Sie hatte ein sehr stark ausgeprägtes Temperament und war ziemlich bissig, das hatte ich schon gestern Abend bei meiner Ankunft bemerkt.
Belinda hingegen war einen Kopf größer als ich, sehr zart gebaut. Die schwarzen Haare umrandeten ihr hübsches ,stets etwas blasses Gesicht. Schneewittchen, dieser Ausdruck würde zu ihr passen. Sie war von noch ruhigerer Natur als ich selbst, ich hatte sie bisher nur ihren Namen sagen hören. Vielleicht war sie auch einfach nur schüchtern.
Beide blickten auf, als ich das Zimmer betrat. Laura kräuselte die Lippen, während Belinda schwach lächelte. Teufel und Engel, traf ich den passenden Vergleich. »Hi, ihr beiden. Wie war euer erster Tag?«, fragte ich ein wenig neugierig. »Wie soll er gewesen sein? Du warst doch selbst da.«, kam es fast fauchend von Laura. Ich verdrehte innerlich die Augen, blickte dann zu Belinda.
»Es war ganz okay, denke ich.«, antwortete sie lächelnd. Wow, sie hatte gesprochen! »Finde ich super.«, grinste ich und machte mir etwas zu essen.
Die Küche war klein, eigentlich bestand sie aus einem winzigen Kühlschrank, einer einzelnen Kochplatte und einem Schrank für Geschirr. Das ganze eingequetscht in eine Ecke, die eben grad noch frei war. Trotzdem mochte ich sie. Einfachkeit war eben zeitlos.
Nachdem ich mir eine Dose Ravioli warmgemacht hatte, die ich nun im Stehen zu mir nahm, blickte ich wieder zu den beiden. »Geht ihr heute Abend eigentlich auch zur Party?«, fragte ich beiläufig, aufdringlich wollte ich ja nicht sein. Wie erwartet nickte Laura, während Belinda den Kopf schüttelte. Mein Blick war wohl fragend, denn sie antwortete, ohne dass ich nachgehakt hatte: »Ich möchte lernen.« Ich schmunzelte etwas. Gleich am Anfang hatte ich mir gedacht, dass sie sehr strebsam war. Ich nickte kurz, spülte den Teller, dann verzog ich mich ins Bad.
Das heiße Wasser fühlte sich gut an, als es auf meine Haut prasselte. Ich schloss die Augen und genoss dieses Gefühl. Ich nutzte die Zeit im Bad gern, um nachzudenken. Doch dieses Mal..war es ein Fehler.
Nur ein kurzer Gedanke brachte mein Herz panisch zum Rasen.
Feuer.
Ich keuchte auf und gewaltsam öffnete ich die Augen. Das Gefühl zu ersticken machte sich in mir breit, ich fühlte mich wie ein Fisch ohne Wasser. Hastig pumpte ich Luft in meine Lungen, doch diese schien nicht aufgenommen zu werden.
Feuer. Feuer.FEUER!!
Immer wieder hallte dieses eine Wort durch meine Kopf, verursachte immer mehr Panik. Ich rutschte an der Duschwand herunter, meine Beine konnten mich nicht mehr tragen. Ich winkelte die Knie an und umschlang diese mit den Armen.
Atmen. Beruhigen. Atmen. Beruhigen.
Es kostete mich sehr viel Mühe, die Bilder zu verdrängen, sie zwangen sich immer wieder auf. Als würde er gleich platzen, so sehr pochte mein Kopf.
Nach zehn Minuten, für mich eine gefühlte Ewigkeit, beruhigte es sich wieder. Der Kopfschmerz ließ nach. Dann folgte die typische Übelkeit. Mit zittrigen Schritten, mich an der Wand entlang tastend, bewegte ich mich zur Kloschüssel, über der sich mein Magen für die Erinnerung bedankte.
»Jane? Alles okay bei dir?«, kam Belindas besorgte Stimme gedämpft durch die Tür. Ich drehte den Wasserhahn ab und nach einem kurzen Seufzen antwortete ich ihr: »Ja..alles super.« Meine Stimme zitterte. Einen Moment lang Stille. »Okay.«, kam es schließlich von draußen, ihre Schritte entfernten sich.
Ich sprang schnell nochmal unter die Dusche. Die wiederkehrende Erinnerung hatte mich in kalten Schweiß ausbrechen lassen.
Als ich endlich, mit Handtuch umwickelt, ins Wohnzimmer trat, spürte ich die Blicke meiner Mitbewohnerinnen im Rücken. Dann sah ich auch warum. Ich war länger als eine Stunde im Badezimmer gewesen. »Alles gut, keine Sorge.«, versicherte ich ihnen, dann ging ich ins Schlafzimmer.
Justins Bild lachte mir vom Nachtkästchen entgegen. Ich ging hinüber und drehte es um. »Tut mir leid, es geht nicht anders.«, flüsterte ich leise.
Justin..er war für zwei Jahre die Sonne in meinem Leben gewesen. Hatte mir meine Einsamkeit genommen und mir geholfen, meine Vergangenheit zu vergessen. Ich war tatsächlich glücklich. Aber dieses Glück währte nicht lange. Das Schicksal spielte zu gern mit mir und meinem Herzen. Kurz nach der Aufnahmeprüfung für Yale, ließ er sein Leben. Starb an der spanischen Grippe, mit der er sich infiziert hatte, als ich mit ihm in den Urlaub fuhr. Dorthin, wo ich wollte.
Ich machte mir schlimme Vorwürfe. Wollte mir selbst das Leben nehmen. Doch zu meinem Pech hatte mein Lehrer das mitbekommen und mich in Therapie gesteckt. Ich hatte mich strikt geweigert, meine Vergangenheit aufleben zu lassen, aber versichert, dass ich mir nichts tun würde und nach zwei Wochen glaubten mir die Heiler. Mehr oder weniger.
Ich schüttelte die betrübten Gedanken ab und wühlte im Schrank nach Klamotten. Auf diese Party war ich wirklich gespannt..
My hell- Wiederkehrende Erinnerung
Kapitel 2
Fast ein wenig ratlos stand ich vor meinem Schrank, der ja nun wirklich nicht großartig befüllt war. Letztendlich entschied ich mich dann für ein schwarzes, anliegendes Top, das am Rand mit kleinen Perlen bestickt war, dazu eine ebenso eng anliegende weiße Röhrenjeans und Schuhe mit flachen Absätzen. Das lange, blonde Haar fiel mir in Locken über die Schultern. Eigentlich mochte ich die Farbe meiner Haare nicht..aber über solche Kleinigkeiten regte ich mich einfach nicht auf. Ich legte noch etwas dezentes Make-up auf und ein wenig Schmuck- sowohl meine größte Schwäche, ich liebte Schmuck einfach, egal was es war.
Ich war relativ zufrieden mit meinem Spiegelbild, also konnte es dann auch schon losgehen.
Ich wollte gerade aus dem Zimmer als ich fast mit Laura zusammenstieß. »Pass doch auf!«, zischte diese genervt. »Sorry..«, gab ich murmelnd zurück und drängte mich an ihr vorbei. Dass die immer gleich so aggressiv sein musste..Kopfschüttelnd betrat ich das Wohnzimmer, dort hatte sich Belinda in ein Buch vertieft. Doch als sie mich hörte, blickte sie auf. »Wow, das steht dir.«, gab sie beeindruckt von sich. Ich errötete leicht: »Danke. Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?« Sie schüttelte den Kopf:»Ich bin kein Fan von Partys.« Das konnte ich mir bei ihrem ruhigen Auftreten gut vorstellen. »Schade..Naja, ich muss dann auch schon los.«, lächelte ich sie an und ging aus der Tür, ihr »Viel Spaß«, wehte noch zu mir.
In Gedanken versunken machte ich mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Dort erwartete mich bereits Charlie. Sie sah einfach hinreißend aus in ihrem schwarzen Minikleid. »Heeeey!«, grinste sie überschwänglich und umarmte mich erstmal. »Du siehst super aus.«, gab ich ihr grinsend zurück. »Danke, du aber auch.«, lachte sie auf und gemeinsam gingen wir dann ins andere Wohnheim. Dass die Party schon voll im Gange war, war deutlich zu hören. Ein wenig nervös wurde ich nun doch, große Menschenmassen waren noch nie so meine Welt. Aber ich gab mir einen Ruck, schließlich war ich nun an der Uni und kein kleines Mädchen mehr.
Ich war überrascht, wie voll die Bude hier war. Obwohl das Zimmer auch nicht größer als unseres war, tummelten sich hier bereits mindestens vierzig Leute, die sich ausweichend auch auf den Gängen positioniert hatten. »Geht das denn einfach so? Ohne dass sich jemand beschwert?«, fragte ich Charlie erstaunt. Diese musste lachen: »Am ersten Tag hat die Aufsicht nichts dagegen.« Na wenn das so war..
Ich hatte nicht besonders viel Interesse daran, Unterhaltungen über die neuesten Peinlichkeiten der Stars und Sternchen zu führen, so verzog ich mich mit meinem Glas Punsch in eine etwas ruhigere Ecke und versank in Gedanken.
Es ließ mir keine Ruhe, dass mir diese Erinnerung heute in der Dusche hochgekommen war. Einfach so. Schon fast ein Jahr lang, hatte ich nicht mehr daran gedacht. Hatte es geschafft, sie gut zu verschließen. War jetzt alle Mühe umsonst gewesen? Es gab nichtmal einen Auslöser dafür, wenn ich recht überlegte. Ich hatte geduscht, so wie an jedem anderen Tag auch. Ich hatte nichteinmal in irgendeiner Weise nachgedacht, es war so plötzlich gekommen..
»Hey, du bist Jane, oder?«, sprach mich eine männliche Stimme an.
Ich blickte auf und erkannte Brian, soviel ich wusste, war er mit mir zusammen im Literaturkurs. Ich nickte leicht und brachte ein Lächeln zustande.
»Bist wohl nicht sehr gesprächig, oder?«, hakte er weiters nach.
»Doch..ich war nur grade in Gedanken«, erklärte ich ihm und atmete kurz durch.
»Verstehe. Und gefällts dir hier?«, wollte er nun wissen. Ganz normaler Smalltalk also.
»Ich denke schon..«, mein Blick schweifte über die anderen Partygäste, ein paar davon waren schon hemmungslos betrunken, dabei war es noch nichtmals neun.
Er redete noch weiter, doch seine Worte drangen nur als leises Summen an mein Ohr, ich verstand deren Bedeutung auch nicht. Auch wenn ich die anderen anblickte, so sah ich sie nicht. Meine Gedanken kreisten wieder um das Feuer. Das Feuer, das nun in meiner Seele tobte, nachdem ich es in meinen Erinnerungen freigelassen hatte. Ich wurde nicht panisch, doch trotzdem schlug mein Herz in rasanter Geschwindigkeit. Zwanghaft schüttelte ich die Gedanken wieder ab.
»Jane? Bist du noch da?«, vernahm ich die Stimme Brians.
Ich sah ihn an, langsam wurden die Umrisse wieder klarer: »Ja..tut mir leid, was hast du grade gesagt?«
»Schon gut..ein anderesmal«, meinte er und ging dann wieder in der Menge unter.
Bedauernd blickte ich ihm nach, ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm nicht zugehört hatte.
Es war...nun etwas schwierig, zwischen all den Leuten meine Gedanken zu ordnen. Ich versuchte, einfach an nichts zu denken.
»Hey Süße, was ist los?«, fragte Charlie plötzlich.
Ich schüttelte den Kopf: »Gar nichts. Alles bestens.«
»Und morgen kommt der Osterhase«, entgegnete Charlie sarkastisch.
»Echt? Ist ja cool«, erwiderte ich mit einem gezwungenen Grinsen.
Sie stieß mich an: »Komm schon, jetzt sei nicht so! Hab Spaß, feiere ein bisschen!«
Ich ließ ein leises Seufzen hören, ehe ich ihr antwortete:»Ich versuch's ja. Wirklich. Aber so einfach ist das nicht.«
»Ich bitte dich! Nichts ist einfacher als feiern«, grinste die Rothaarige und zur Bestätigung tanzte sie wieder in die Menge.
Eine Weile folgte mein Blick ihr, dann ging er zu meinem immer noch vollen Glas in meinen Händen. Auf die Einfachkeit des Feierns, dachte ich mir und kippte das Zeug runter.
Keine halbe Stunde später war ich mitten im Getümmel. Ich tanzte mit vielen und lachte mit jedem. Ja, ansatzweise hatte ich tatsächlich so etwas wie Spaß. Aber auch nur, weil mein Kopf zu benebel war zum Nachdenken.
Eng umschlungen tanzte ich mit einem Typen, dessen Namen ich nichtmal kannte, als dieser die Grenze überschreiten wollte. Ich fühlte seine Hände erst an meinem Hintern, dann strich er über meine Hüften, ließ sie unter meinem Shirt verschwinden.
»Pfoten weg!«, fuhr ich ihn an und befreite mich aus seinem Griff. Aber nur gedacht, ziemlich flink packte er mein Handgelenk und zog mich zurück: »Aber, aber. Wer wird denn gleich so abweisend reagieren? Du hast mich doch angemacht, nicht umgekehrt.«
»Ich habe niemanden angemacht. Ich wusste nicht, dass für dich Tanzen eine Anmache ist Und jetzt lass bitte los«, ich war sogar noch höflich.
»Gewäsch...«, murmelte er nur und drängte mich gegen die Wand, presste seine Lippen wütend auf meine. Alles in mir schlug Alarm. Ich versuchte ihn von mir zu schieben, doch der Alkohol machte mich schwach. Allerdings hätte ich auch im nüchternen Zustand nur eine geringe Chance gehabt. Also zeigte ich einfach keine Regung mehr. Bereitete mich darauf vor, es über mich ergehen zu lassen.
Es wäre schließlich nicht das ersta Mal, dass gegen meinen Willen gehandelt wurde.
Damals in der kleinen Scheune am Waldrand...nein. Ich durfte nicht daran denken. Verschließen. Vergraben.
Gerade hatte der Kerl meine Hose geöffnet, als er urplötzlich weggerissen wurde.
»Die Frau will nicht, hörst du schlecht?«, erklang es knurernd. Ich wagte es, die Augen zu öffnen. Ein dunkelhaariger, sehr gut und muskulös gebauter Kerl, den ich definitiv noch nie gesehen hatte,hielt den anderen am Kragen gepackt.
»Hast du mich verstanden?«, wollte er wissen, noch immer begleitete ein Grollen seine Stimme.
Der Erfasste nickte hastig und wimmerte.
»Das will ich auch hoffen«, sagte der andere und ließ ihn los, schüttelte ihn direkt von sich. Mein Fast-Peiniger warf mir einen entschuldigenden Blick zu: »Nichts für ungut.« Dann machte er sich aus dem Staub.
Ziemlich fassungslos starrte ich meinen >Retter< an.
»D...danke«, brachte ich es stammelnd hervor. »Der Kerl hat genervt«, gab er ziemlich kalt zurück, als er mich ansah, zuckte ich fast zusammen. Die Augen so schwarz wie die Nacht, der Blick eiskalt, die Miene regungslos. Und trotzdem sah er wahnsinnig gut aus.
»Eh...« Ich war regelrecht sprachlos. Als er mich fixierte, starrte ich auf den Boden, ein kalter Schauer überkam mich. Wie feige. Er flüsterte etwas unverständliches, fügte ein »Na dann« hinzu und entfernte sich.
Erleichtert lehnte ich mich gegen die Wand. Es hatte sich nicht wiederholt. Was für ein Glück.
Erst jetzt merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte und etwas heißes-Tränen- über meine Wangen liefen. Ich musste wirklich ein erbärmliches Bild bieten.
Nach einer Weile hörte ich, wie sich Schritte näherten. Verzweifelt versuchte ich, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen, da stand Charlie schon vor mir. In ihrem Gesicht zeichneten sich Besorgnis und Entsetzen ab: »Jane, was ist los? Hast du Schmerzen? Ist was passiert? Sprich mit mir!« Doch ich schüttelte schweigend den Kopf. Ohne zu zögern, legte sie die Arme um mich.
»Ich...will..gehen«, brachte ich nach weiterer Zeit heiser hervor.
»Ist gut. Ich hole unsere Jacken«, meinte Charlie ruhig und mit einem letzten besorgten Blick in meine Richtung verschwand sie in der Menge.
Der Rückweg war lang und schweigsam, bis ich meine Stimme endlich wiederfand: »Du hättest noch bleiben können.« »Und meine total fertige Freundin zwischen all den vollgelaufenen Idioten alleine zurückgehen lassen. Da bist du bei mir aber an der falschen Adresse«, gab Charlie leicht grinsend zurück, dann blickte sie nach vorne.
»Danke«, murmelte ich, ich war gerührt von ihren Worten. Vielleicht war das der Anfang...der Anfang vom Ende meiner Einsamkeit.
»Du wirst mir nicht erzählen, was passiert ist, hab ich Recht?«, obwohl sie fragte, wusste ich, dass es mehr eine Feststellung war.
»Vorerst nicht...sobald ich es kann, tu ich's«, versprach ich und drückte sie zum Abschied.
Das Zimmer war leer als ich es betrat. Laura war noch auf der Party, soweit ich wusste und Belinda schlief vermutlich schon. Plötzlich überkam mich starke Müdigkeit. Die Anstrengung, die Erinnerungen verschlossen zu halten, wollte nun ihren Preis. Beim Gedanken daran, verzog ich das Gesicht. Ich hasste es, schlafen zu gehen. Und wie ich es hasste. Denn im Schlaf war ich nicht Herr meiner Gedanken. Sie trieben umher und taten, wonach ihnen beliebte.
Trotzdem musste ich mich wohl oder übel geschlagen geben, da ich nach wenig Zeit kaum noch aufrecht stehen konnte.
Ich zog mich um und wusch mich, dann legte ich mich ins Bett, wohl darauf wartend, dass mich der >Schlaf< übermannte.
Bis es soweit war, kreisten meine Gedanken um den Fremden, der mir heute Abend geholfen hatte. Er hatte mich schon ein wenig in seinen Bann gezogen, vorallem durch seine distanzierte Art. Sein Blick hatte mich fast hypnotisiert...
Und dann war ich weg. Im Land der Träume...oder in meinem Fall, der Alpträume.
Zuerst war da nur die Schwärze. Wie immer ging ich ruhig darauf zu. Nach kurzer Zeit näherte sich etwas. Es wurde heller. Dann stand direkt vor mir die rot angestrichene Scheune. Drei oder vier Heuballen lagen davor. Das ganze wurde umrandet von verschiedensten Bäumen. Die Landschaft wurde in goldenes Licht getaucht, die Sonne ging gerade auf.
Ein leichter Nebel lag über dem Boden, es war November und das Laub leuchtete in den typischen Farben. Der Boden war übersät davon.
Meine nackten Füße tappsten über den kalten Boden, hin und wieder rutschte ich auf dem feuchten Laub aus. Doch das Versprechen, der jungen Kätzchen in der Scheune, ließen mich weiterlaufen.
Endlich betrat ich den Schuppen, das Holz knarzte etwas unter meinen Füßen. Ich lauschte angestrengt, doch rigendwie konnte ich keine Kätzchen hören.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Mund, ich schrie unterdrückt auf. Obwohl ich wusste, wie es weiterging, spürte ich die Panik. Spürte ich mein Herz rasen. Den Schweiß ausbrechen. Der Geruch stieg mir wieder in die Nase.
Seine Hände lagen rau und heiß auf meinen Oberarmen. Mit Leichtigkeit gelang es ihm, meinen schmächtigen Körper ins Heu zu drücken. Meine Klamotten waren längst nur noch Stofffetzen, die lose an meinen Armen und Beinen hingen.
Ein Mädchen versuchte ihn von mir runterzuziehen. »Lass meine Schwester in Ruhe, du mieses Schwein!«, erklang ihre Stimme schrill. Sara. Meine kleine liebe süße Schwester. Mit ihren gerade mal vier Jahren, versuchte sie einen erwachsenen Mann davor bewahren, mir wehzutun.
»Lauf weg, Sara! So schnell du kannst!«, schrie ich ihr zu. Ich hatte Angst um sie. Wahnsinnige Angst. Er schlug mir ins Gesicht, sodass ich das Bewusstsein verlor.
Beißender Rauch, erdrückende Hitze- die nächsten Dinge, die ich wahrnahm. Ich öffnete die Augen. Feuer. Die Scheune brannte lichterloh, meine Schwester und ich waren mittendrin. So schnell war ich noch nie auf den Beinen gewesen. »Sara? Sara? Sara, wo bist du?«, rief ich panisch. Ich hörte sie wimmern. Angst kam in mir hoch.
»Jane, hilf mir! Es tut so weh!«, hörte ich sie dann rufen. Nein, schreien traf es eher.
Ich folgte ihrer Stimme, dann sah ich, dass sie zwischen dem Boden und einem heruntergekrachten Balken eingeklemmt war. Die Panik schnürte mir den Hals zu. Ich wollte loslaufen, doch meine Beine bewegten sich keinen Millimeter. Endlich konnte ich einen Schritt nach vorne gehen. Da brach der nächste Balken herunter, direkt vor meinen Füßen. Sara schrie auf.
Dann machte ich den größten Fehler meines Lebens. Ich drehte um und lief davon. Die verzweifelten Schreie meiner Schwester wehte der Wind hinterher.
Schweißgebadet wachte ich auf. Immer noch hörte ich ihre Stimme. Mein Puls raste. Mein Kopf pochte. Wieder liefen Tränen über mein Gesicht. Und dann flackerte das Bild des fremden Mannes vor meinem geistigen Auge auf...Unerklärlicherweise.