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Warum musste es jetzt SO enden

von

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"Er ist mein Vater."

Einen Monat später war Wolf gerade auf dem Heimweg, nachdem er an diesem Samstag bei seinem Freund war. Ihm fiel schon nach kurzer Zeit wieder dieser ältere Wölfling auf, den er in der letzten Woche schon einige Male bemerkt hatte. Er fühlte sich irgendwie von ihm verfolgt und wollte jedes Mal einfach nur weg, wenn er ihn sah. Der Wölfling wusste selbst nicht warum aber irgendetwas an dem anderen war unheimlich. Es war vermutlich nur die Tatsache, dass er ständig in seiner Nähe war. Doch Wolf fühlte sich trotz allem komisch.
 

Am Montag war er nachmittags noch mit Fox unterwegs. Sie hatten eigentlich vor ein paar Tage ungestört bei ihm zu verbringen, doch James kam eher nach Hause zurück als gedacht. Als die Beiden sich gerade voneinander verabschieden wollten, bemerkte Wolf wieder diesen anderen Wölfling. Welcher ihn, seiner Vermutung nach, womöglich schon mehrere Wochen lang beobachtete. Auch wenn er ihn erst seit fast zwei Wochen sah. Aber dieser Ältere wusste wohl schon zu gut über seinen Tagesablauf Bescheid, als das er erst seit ein paar Tagen hier sein konnte. Dieser Wölfling wusste genau wann er wo war.

Der Fuchs fühlte sofort, dass etwas nicht stimmte und sprach seinen Freund darauf an.

„Ist irgendwas, Wolf? Du bist in den letzten Tagen so anders.“ fragte er ruhig.

„Nein. Da ist nur dieser Kerl da, den ich in letzter Zeit oft sehe.“ Wolf’s Antwort klang sehr misstrauisch und nachdenklich, was in Fox ein ungutes Gefühl weckte. Er folgte dem Blick des anderen und bemerkte den Älteren nun auch…wieder. Er ist ihm in den letzten Tagen auch ein paar Mal begegnet.

„Der Wölfling da drüben?“ fragte er wieder.

„Genau der. Es kommt mir irgendwie vor, als ob der mich beobachtet.“

„Das hatte ich auch erst gedacht…“

Wolf wandte sich zu seinem Freund und schaute ihn fragend und erschrocken an.

„Hast du ihn etwa auch öfters gesehen?“

„Ja. Aber es hat vor ein paar Tagen aufgehört.“ Der Fuchs machte erst eine kurze Pause, versuchte seinen Freund dann aber zu beruhigen. „Hey. Vielleicht hat das auch gar nichts zu bedeuten und es ist nur Zufall das er immer in deiner Nähe ist.“

„Kommt mir ein bisschen zu oft vor für einen Zufall.“ meinte Wolf immernoch nachdenklich.

„Versuch‘ einfach nicht daran zu denken, okay?“ Fox lächelte ihn an, nachdem der andere ihm zunickte und gab ihm noch einen Kuss bevor er ging. Nach ein paar Metern drehte er sich nochmal zu ihm um und sah noch das der andere fast schon etwas ängstlich auf diesen Unbekannten reagierte. Allmählich machte er sich Gedanken darüber, ob es richtig war jetzt einfach zu gehen.

‚Verdammt. Ich hätte bei ihm bleiben sollen.‘ dachte er bei sich. Doch als er wieder in dessen Richtung schaute, war der Wölfling schon weg. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl im Bauch lief er weiter.
 

Als Wolf zwei Tage später in Gedanken versunken vom Gymnasium nach Hause lief, hatte er irgendwie wieder so ein komisches Gefühl. Bis dann plötzlich jemand vor ihm auftauchte und er sich ziemlich erschrak. Als er ihn ansah, erkannte er diesen älteren Wölfling.

„Hallo, Wolf.“ meinte der nur ruhig.

„Was…was wollen Sie von mir? Woher kennen Sie überhaut meinen Namen?!“ fragte Wolf aufgeregt und schockiert. Ihn überkam ein Gefühl der Angst, als er in die Augen seines Gegenübers schaute.

„Hat dir deine Mutter etwa nichts von mir erzählt?“

Wolf verstand die Welt nicht mehr und sah ihn mit einem fragenden Ausdruck an.

„Ich bin Derek…Dein Vater.“

„Nein…“ Der Wölfling riss die Augen völlig geschockt auf und ging ein paar Schritte zurück. „Was soll das? Warum bist du jetzt auf einmal hier?“

„Ich wollte nur mal meinen Sohn kennen lernen.“ versuchte Derek ihn etwas zu beruhigen. Der schaute seinen Vater fassungslos an. Er konnte erst nicht glauben was er hörte aber im Nachhinein sah er dem Älteren sehr ähnlich. Derek hatte denselben Gesichtsausdruck, eine ähnliche Statur und ebenfalls hellgraues Fell. Der einzige Unterschied waren seine hellbraunen Augen.

„Und deswegen verfolgst du mich seit Wochen?!“ meinte Wolf nun lauter.

„Ich wollte nur herausfinden was du so machst und wie du so bist. Glaubst du etwa für mich ist das hier angenehm? Immerhin wusste ich bis vor einiger Zeit nicht mal, dass ich Vater bin!“ versuchte Derek sich zu erklären und ging auf seinen Sohn zu. Dieser wich jedoch zurück und schaute ihn finster an.

„Fass‘ mich nicht an!! Geh‘ einfach wieder! Ich bin die letzten Jahre sehr gut ohne dich zurecht gekommen, also brauch‘ ich dich jetzt auch nicht!“ antwortete Wolf wütend. Er wollte gerade an ‚seinem Vater‘ vorbeigehen, als der ihn aber noch einmal aufhielt.

„Willst du etwa wieder zu deiner Mutter zurück?“

„Natürlich. Was hast du denn gedacht?“ kam die immernoch wütende Reaktion.

„Was hast du denn überhaupt an ihr? Viktoria bist du doch völlig egal! Komm‘ mit mir mit, Wolf.“

„Bist du verrückt?! Als ob ich mit dir mitgehen würde. Mom ist wenigstens immer für mich da gewesen.“

„Sie ist alles andere als das, glaub‘ mir, Kleiner.“

„Warum sollte ich dir glauben? Du hast sie damals vergewaltigt!“

„Komm‘ schon, Wolf! so schlimm war es sicher nicht für sie. Sonst hätte deine tolle Mutter die Abtreibung wirklich durchgezogen.“ Derek hielt einen Moment inne und blickte in den geschockten Ausdruck seines Sohnes. „Das hat sie dir nicht erzählt, oder?“

„Aber…sie…liebt mich doch trotzdem…“ sagte Wolf nun leise, so als ob er selbst nicht mehr richtig sicher war.

„Wolf, wenn ich gewusst hätte, dass du überhaupt existierst, hätte ich viel eher nach dir gesucht. Viktoria hasst dich vielleicht nicht aber ich kann dir versichern das sie dich auch nicht gerade liebt. Du bist ihr eben nichts wert…Los, komm‘ mit mir. Ich hol‘ dich aus diesem armseligen Leben ‘raus.“

„Nein! Du lügst!!“

„Wolf, bitte.“

„Lass‘ mich in Ruhe!!“

Derek versuchte seinen Sohn aufzuhalten doch es gelang ihm nicht. Er ließ ihn letztendlich gehen, dachte aber darüber nach, wie er ihn von seiner Version überzeugen konnte.
 

Wolf lief völlig fertig mit den Nerven, planlos durch die Straßen. Sein Vater war so plötzlich aufgetaucht und hatte ihn total überrumpelt mit dem was er sagte. Aber das Schlimme daran war, dass er selbst nicht mehr sicher war, ob er seiner Mutter vertrauen konnte. Derek hatte doch einige Dinge gesagt, welche ihm zu denken gaben. Immerhin hatte Viktoria auch immer so komisch reagiert, wenn er nach seinem Vater fragte und er hatte schon immer den Eindruck, dass sie nie ganz die Wahrheit gesagt hatte. Der Wölfling machte sich noch eine ganze Zeit lang Gedanken über Derek, bevor er nach Hause lief.

In den nächsten Tagen war es auch nicht gerade besser. Er fühlte sich niedergeschlagen und war, egal wobei, überhaupt nicht mehr bei der Sache.
 

Am Freitag nach dem Unterricht saß er noch ein paar Minuten im Klassenzimmer, als die anderen schon alle weg waren. Dennis und Jannick, welcher seit einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus war, fragten ihn schon ein paar Mal ob ihm etwas fehlte. Aber der Wölfling konnte einfach nicht darüber reden. Nicht mit ihnen und auch noch nicht jetzt. Während er seine Sachen zusammenpackte, ging die Tür des Zimmers auf und Fox kam herein. Der Fuchs hoffte, dass sie in der nächsten freien Woche etwas zusammen unternehmen könnten und vor allem, dass Wolf dadurch wieder auf andere Gedanken kommen würde. Ihm war in den letzten Tagen schon oft aufgefallen, wie schlecht es Wolf ging.

„Fox…was machst du denn hier?“ fragte der Wölfling überrascht und zwang sich ein wenig zu lächeln.

„Eigentlich…wollte ich fragen, ob wir nächste Woche irgendwas machen wollen…“ meinte der Fuchs etwas nachdenklich. Als er merkte, dass sein Freund antworten wollte, fiel er ihm jedoch ins Wort. „Verdammt Wolf, sag‘ mir endlich was mit dir los ist! Ich merke doch, dass ‘was nicht in Ordnung ist! Dein Lächeln ist doch auch nur gespielt!“

„Ich…ich kann einfach nicht darüber reden.“ sagte Wolf nur, stand auf und nahm seine Tasche um zu gehen.

„Warte!!“ sagte der andere schnell, doch Wolf ließ nur den Kopf hängen und wollte an ihm vorbei. Fox hatte Angst ihn gehen zu lassen und stellte sich vor ihn.

„Bleib‘ hier, Wolf. Bitte.“ bat er ihn und bemerkte auf einmal den traurigen Ausdruck in den Augen des Größeren. Einen Ausdruck, welchen er so noch nie bei ihm gesehen hatte. „Entschuldige. Ich wollte gar nicht so laut werden.“ fing er wieder an. „Ich…habe nur Angst, dass du dich wegen irgendwas fertig machst.“

Der Fuchs wartete auf eine Reaktion aber der andere starrte nur auf den Boden. Er fürchtete sich etwas davor seinem Kleinen zu sagen, was ihn so beschäftigte. Eigentlich hatte er keinen Grund dazu, doch er konnte noch nie gut über sich oder seine Probleme reden.

„Geht’s wieder um diesen Kerl? Beobachtet der dich immernoch?“

„Wenn es wenigstens nur das wäre…“ gab der Wölfling leise von sich und fühlte ein paar Tränen seine Wangen herunterlaufen.

‚Mist! Was ist denn jetzt mit mir los?‘ dachte er. Jetzt stand er auch noch vor seinem Freund und weinte! Er hatte noch nie vor jemand anderem als seiner Mutter geweint und schämte sich dafür, jetzt so schwach zu sein. Er wollte seinen Kopf wegdrehen, doch Fox hielt ihn zurück und drückte ihn so fest er konnte an sich. Dann hörte er ein leichtes Schluchzen und kraulte seinen Freund etwas im Nacken um ihn zu beruhigen.

„Schhh…ist ja gut Schatz…Hat er dir irgendwas angetan?“ fragte er zögernd und spürte, dass Wolf sich an ihn kauerte. Im ersten Moment glaubte er wirklich, dass der Fremde ihm etwas getan hatte. Bis sein Freund dann aber antwortete.

„Nein. Das ist es nicht.“

„Was dann?“

Der Wölfling atmete noch einmal tief durch, bevor er dann weitersprach. „Er…er ist…Er ist mein Vater.“

„Was?!“ gab Fox erschrocken von sich, ließ seinen Freund los und schaute ihn mit großen Augen an. „Ich dachte er will nichts von dir wissen. Warum ist er dann auf einmal hier?“

„Ich weiß es nicht.“ fing sein Freund wieder an. „Er wollte, dass ich mit ihm komme.“

„Du hast doch aber ‚nein‘ gesagt, oder?“

„Natürlich. Ich kenn‘ ihn doch nicht mal richtig. Außerdem…könnte ich nicht bei ihm sein.“

„Wegen deiner Mutter?“ fragte der Fuchs ruhig.

Wolf senkte seinen Blick und nickte leicht. Der andere wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht und strich leicht über dessen Wange. Er fühlte, dass da noch mehr war. Sein Liebling benahm sich immernoch so komisch und hatte angsterfüllte Augen.

„Da ist doch noch ‘was, nicht wahr?“

„Nein…ist schon in Ordnung.“ meinte der Wölfling leise.

„Komm‘ schon, Wolf. Sag’s mir. Ich will dir doch nur helfen.“ Fox trat noch ein bisschen näher an ihn heran und wollte ihm einen Kuss geben, doch der Wölfling drehte sich ein wenig von ihm weg.

„Tut mir Leid, Fox. Aber ich kann noch nicht darüber reden.“

„Verstehe…“ sagte der Fuchs enttäuscht. „Aber du sagst es mir, wenn ich dir helfen kann?“

Wolf nickte leicht und versuchte ein wenig zu lächeln. Fox umarmte ihn sanft und drückte diesmal gleich seine Lippen auf die seines Freundes. Der erwiderte den Kuss doch noch und zog den Kleineren noch mehr an sich. Er war froh, dass sein Freund jetzt bei ihm war. Auch wenn er mit ihm nicht über das reden konnte, was sein Vater ihm gesagt hatte. Nachdem die Beiden ihren Kuss lösten, ließ der Wölfling sich noch ein bisschen in die Umarmung des Anderen sinken. Der Fuchs streichelte leicht über seinen Rücken und redete ihm gut zu. Er fragte sich, ob es seinem Wölfling wirklich gut ging. Immerhin drückte er sich schon ziemlich verzweifelt an ihn. Dieser Kuss eben fühlte sich auch nicht so wie immer an. Sonst war es immer so beruhigend für ihn und er fühlte sich immer so geborgen. Doch nun spürte er nur die Angst seines Freundes. Da schien wirklich noch viel mehr zu sein, als Wolf zugegeben hatte. Doch er wollte ihn jetzt nicht nochmal darauf ansprechen und wieder aus der Fassung bringen.
 

„Wir sollten langsam gehen. Die anderen sind auch schon alle weg.“ sagte der Fuchs sanft. Dann liefen die Beiden aus dem Gebäude und über das Gelände des Gymnasiums. Kurz bevor sie die Straße erreichten in der Wolf lebte, fragte Fox den anderen noch einmal, ob er bei ihm bleiben sollte.

„Nein, ich…glaube ich will erstmal allein sein…“ antwortete Wolf mit leiser Stimme. Er fühlte sich immernoch nicht richtig wohl.

„Okay.“ meinte der Fuchs, blieb neben ihm stehen und schloss ihn noch einmal in seine Arme. „Pass‘ auf dich auf. Und ruf‘ mich an, wenn du Hilfe brauchst.“

„Mach‘ ich, Fox…Ich liebe dich…“

„Ich dich auch, Wolf.“ hauchte der Fuchs zurück, bevor sein Freund ihn küsste und dann nach Hause ging. Fox schaute ihm hinterher, bis er ins Haus ging und lief dann selbst weiter. Er hatte ja durchaus einiges erwartet aber nicht das sich dieser ältere Wölfling als Wolf’s Vater herausstellte. Jedoch machte er sich dabei noch mehr Sorgen um seinen Freund. Das alles war offensichtlich viel zu viel für ihn und er hatte ein sehr ungutes Gefühl dabei jetzt nicht bei ihm zu sein. Doch seine Anwesenheit wäre für ihn wahrscheinlich noch nervenaufreibender gewesen.
 

Als er zu Hause ankam, ging er zuerst ins Wohnzimmer zu seinem Vater.

„Hi, Dad.“ sagte er in freundlichen Ton, obwohl er immernoch etwas sauer war, dass der andere in der letzten Zeit kaum da war.

„Fox…Wir müssen mal miteinander reden.“ meinte James ernst.

„Okay, und…worüber?“ fragte der Jüngere zögernd und setzte sich neben seinen Vater auf die Couch.

„Darüber, dass du mir nicht immer die Wahrheit sagst, wenn ich dich frage wo du bist oder hingehst.“ James schaute in den erschrockenen Gesichtsausdruck seines Sohnes. Nach ein paar Sekunden redete er jedoch weiter. „Willst du das jetzt vielleicht nachholen?“

„Ich…weiß nicht was du meinst?“ versuchte Fox ihn zu überzeugen. Er hoffte halbwegs sicher zu klingen aber irgendwie merkte er selbst, dass ihm das nicht gelang.

„Warum lügst du mich schon wieder an?“ James‘ Stimme bekam nun langsam einen traurigen Unterton.

„Aber, ich-“

„Fox, ich hab‘ dich in der letzten Zeit ein paar Mal zufällig mit diesem Wolf gesehen. Seit wann gibst du dich mit ihm ab? Warum machst du das überhaupt.“

„Nun…urm…wir haben uns vor einiger Zeit angefreundet.“ gab der Jüngere dann schließlich zu. „Nachdem er mir geholfen hatte, als ich angegriffen wurde.“

„Verstehe.“ meinte sein Vater ein wenig tonlos. Obwohl er es eigentlich doch nicht verstand.

Er fragte sich wie es überhaupt möglich sein konnte, dass sein sonst so vernünftiger Sohn sich plötzlich mit jemandem wie Wolf O’Donnell anfreundete. Immerhin haben die beiden sich sonst nie verstanden und außerdem ist dieser Wölfling, seiner Meinung nach, nicht der richtige Umgang für ihn. Aber im Moment war sich James überhaupt nicht sicher, was er glauben sollte.

„Ich…ich hatte Angst dir zu sagen das ich bei Wolf bin, weil du ihn doch noch nie leiden konntest…Tut mir Leid, Dad.“ erklärte Fox sich, konnte seinen Vater dabei jedoch nicht ansehen. Er fühlte sich irgendwie ertappt, obwohl er ihm nicht mal die volle Wahrheit gesagt hatte.

„Früher konntest du ihn auch nicht leiden.“ sagte der Ältere.

„Schon…aber er ist gar nicht so…aggressiv wie er immer tut.“

„Und woher willst du wissen, dass er dir nichts vorspielt? Vielleicht ist eure ‚Freundschaft‘ auch bald schon Geschichte.“

Bei diesem letzten Satz hatte James einen leicht arroganten Tonfall, welcher den Anderen etwas wütend machte.

„Warum denkst du immer so abwertend über ihn?! Wenn ich ihm vertraue, wieso kannst du das nicht auch?!“

„Bleib‘ ruhig, Fox! Ich wollte nur wissen, was du an einem wie Wolf auf einmal gut findest.“

„Er…er ist eben nur…ein guter Freund.“

Obwohl er nicht so genau wusste was der plötzlich so andere, irgendwie ängstliche, Ausdruck seines Sohnes zu bedeuten hatte, ließ James das Gespräch erstmal auf sich beruhen.
 

Fox ging nach ein paar Minuten wieder auf sein Zimmer. Einige Augenblicke lang, dachte er darüber nach seinem Vater einfach zu sagen, was er wirklich für Wolf fühlte. Aber er hatte dann doch zu viel Angst vor seiner Reaktion. Er liebte seinen Vater, doch der konnte auch sehr streng sein. Besonders, wenn er der Meinung war, dass ihm etwas oder jemand schaden könnte. Im Grunde genommen machte er sich nur Sorgen. Das war Fox inzwischen schon bewusst. Jedoch war es egal wie oft er versuchte dem Älteren klar zu machen, dass er es mit seinem Beschützerinstinkt übertrieb. Sein Vater wollte in dieser Angelegenheit einfach nicht auf ihn hören.
 

Währenddessen lag Wolf in seinem Bett und versuchte ein wenig zu lesen, doch diese Begegnung mit Derek ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er konnte sich nicht wirklich auf sein Buch konzentrieren und stand auf um zu seiner Mutter ins Wohnzimmer zu gehen.

„Ist eigentlich ‘was zwischen dir und Fox passiert? Ihr wart schon länger nicht mehr zusammen, oder doch?“ fragte Viktoria, nachdem sie sich erst ein wenig über andere Dinge unterhielten.

„Nein. Zwischen uns ist alles in Ordnung.“ meinte Wolf nur, gab sich dann aber doch einen Ruck und fragte Viktoria einfach. „Mom…Magst du mich eigentlich?“

„Das weißt du doch! Was soll die Frage?“ Die Wölfin machte eine kleine Pause und ihr Gesichtsausdruck wurde auf einmal ängstlich und nachdenklich. So als hätte sie jetzt erst bemerkt, was ihr Sohn eigentlich für eine Frage gestellt hatte…und was für Bedenken er aus heiterem Himmel hatte. „Du machst mir irgendwie gerade Angst, Wolf…Was ist mit dir los?“

„Ich…mein Vater ist hier. Ich hab‘ mit ihm geredet.“

„Was?! E-er ist hier?“ fragte Viktoria geschockt.

„Er hatte mich schon eine ganze Weile beobachtet. Ich wusste erst nicht wer er war, bis er mich vor ein paar Tagen angesprochen hatte.“

„Hat er dir ‘was getan?“

Der Wölfling schüttelte nur den Kopf und sah nach unten. Er hatte ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken an das, was er seine Mutter gleich fragen würde. Aber er wollte die Wahrheit wissen. Auch, wenn sie womöglich wehtut.

„Du wolltest mich eigentlich gar nicht haben, oder Mom?“

„Hat Derek dir das etwa erzählt?“ fragte die Wölfin wieder. Wolf schluckte kurz als er hörte, dass Viktoria seinen Vater beim Namen nannte. Bis jetzt hatte sie immer behauptet, nicht zu wissen wer ihr das angetan hatte. Wer sein Vater war.

„Wolf, du bist mein Sohn. Ich liebe dich doch, mein Kleiner.“ Viktoria wollte nach seiner Hand greifen, doch der Andere zog sie nur weg.

„Ich…ich weiß nicht ob ich dir glauben soll. Mein Vater hat so viele Dinge gesagt. Das du mich gar nicht magst, mich nicht haben wolltest…Er wollte das ich mit ihm mitkomme.“

„Das stimmt so nicht, Wolf! Ich…Am Anfang, da…wollte ich dich erst wirklich nicht, das ist richtig...“ gab die Wölfin leise zu und schaute beschämt nach unten.

„Und dann?“ fragte der Wölfling ungeduldig.

„Ich dachte, dass es nicht in Ordnung ist, wenn ich dich einfach mit dieser Abtreibung umbringe. Ich war der Meinung, dass du auch eine Chance verdient hast zu leben. Es war ja nicht deine Schuld.“ Viktoria machte eine kurze Pause und holte einmal tief Luft.

„Du…du konntest ja nichts dafür. Eigentlich hatte ich vor dich wegzugeben aber nach deiner Geburt hat der Arzt dich einfach genommen und in meine Arme gelegt. Als ich dich so gesehen hab‘ konnte ich es nicht mehr.“

Wolf hörte seiner Mutter die ganze Zeit über aufmerksam zu und ihm kamen allmählich die Tränen.

„Tut mir Leid, Mom. Ich hätte nicht auf ihn hören sollen.“ sagte er leise mit weinerlicher Stimme und umarmte sie. Die Wölfin hörte ein leises Schluchzen und versuchte ihn zu beruhigen.

„Nein. Mir tut’s Leid. Ich hätte dir gleich die Wahrheit sagen sollen.“

„Aber…du hast immer gesagt du weißt nicht wer es war. Woher hast du dann vorhin gleich gewusst wie mein Vater heißt?“

„Okay, Wolf…“ sagte Viktoria und ließ ihn wieder los. „Ich wusste wer es war. Aber Derek war in so einem Schlägertrupp. Ich hatte Angst, dass sie mich umbringen, wenn ich ihn anzeige.“

„Verstehe…“ meinte Wolf leise.
 

Dann erinnerte Viktoria sich an das, was ihr Sohn vorhin sagte. Das Derek ihn bei sich haben wollte. Sie wollte ihr Kind doch nicht verlieren. Und schon gar nicht an diesen Wölfling. Lieber würde sie noch einmal diese Nacht durchleben, als freiwillig ihr kleines Wölfchen her zu geben.

„Du…hast gesagt, dass Derek dich mitnehmen will.“ fragte sie zögernd. „Du hast doch nicht vor mit ihm zu gehen, oder?“

„Hab‘ ich nicht. Nicht nach allem, was er getan hat.“ antwortete Wolf und spürte, dass seine Mutter sehr erleichtert darüber war. Er selbst war auch froh, endlich die komplette Wahrheit zu kennen und das sie nicht ganz so war, wie sein Vater behauptete. Er nahm seine Mutter noch einmal in seine Arme und fühlte, dass sie ihn sofort noch mehr an sich drückte. Er blieb noch ein paar Minuten mit ihr in ihrer Umarmung sitzen. Er wollte sie jetzt nicht loslassen. Nicht in diesem Moment, in dem er feststellte wie viel ihm seine Mutter doch bedeutete.
 

Am Abend entschloss sich Fox zu seinem Freund zu gehen. Er hatte schon den ganzen Nachmittag an ihn gedacht. Auch an diese Situation in der Schule. Wolf war einfach so fertig und aufgelöst. Als er gerade dabei war ein paar seiner Sachen zu packen, kam sein Vater ins Zimmer.

„Willst du noch weg, Fox?“ fragte er, als er die Tasche auf dem Bett entdeckte.

„Ich…wollte nur zu einem Freund.“

„Wenn du so redest, dann nehme ich an das du zu Wolf gehst. Hab‘ ich recht?“ kam die erneute, diesmal ernstere, Frage.

Sein Sohn wusste gar nicht wie er reagieren sollte. Er stand dem anderen nur mit leicht geöffnetem Mund gegenüber. Doch er konnte einfach nichts sagen.

„Du weißt, dass ich nicht viel von diesem Wölfling halte. Auch, wenn du dich jetzt mit ihm verstehst.“

„Ja…aber ich wollte nur mal nach ihm sehen. Es ging ihm in den letzten Tagen nicht so gut.“

James Gesichtsausdruck wurde etwas nachdenklich und irgendwann auch enttäuscht.

„Ich hoffe, du weißt auf was du dich dabei einlässt. Ich hab‘ dir schonmal gesagt, dass er nicht der richtige Umgang für dich ist.“

„Urm…Tut mit Leid, wenn du so über ihn denkst. Ich hab‘ ihn gern…“ sagte Fox nur. Sein Vater gab nur ein leises ‚Okay‘ von sich und ging nach unten ins Wohnzimmer. Es war ihm noch immer ein Rätsel warum sein Sohn so sehr an dem Wölfling hing. Er versuchte doch nur ihn zu schützen. Das war er seiner Frau schließlich schuldig.
 

Ein paar Minuten später machte sich der Fuchs auf den Weg zu Wolf. Irgendwie wusste er noch immer nicht wie er es geschafft hatte, seinem Vater zu sagen, dass er Wolf gern hatte. Sicherlich war es nicht die ganze Wahrheit aber vielleicht ja schon ein Anfang. Doch dann war Fox wieder anderer Meinung, je näher er der Wohnung des anderen kam. Auch wenn er jetzt einige Male mit seinem Vater über ihn geredet hatte, leiden konnte er den Wölfling immernoch nicht.
 

Eine Weile später kam er schon bei seinem Freund an und klingelte an der Tür. In der Hoffnung, dass Wolf sich wenigstens etwas freute, dass er jetzt hier war. Nach kurzer Zeit öffnete der ihm auch die Tür und schaute ihn etwas erstaunt aber auch glücklich an.

„Hi, Fox. Ich hab‘ gar nicht mit dir gerechnet.“ gab er leise zu.

„Hey, Schatz…“ meinte der andere mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. „Ich weiß, dass du eigentlich allein sein willst…Aber ich wollte dich trotzdem sehen.“

Der Wölfling ging näher an ihn heran und drückte ihm einen Kuss auf. Fox erwiderte und vertiefte noch ein wenig, bevor er dann allmählich wieder von ihm abließ. Die Beiden gingen danach in Wolf’s Zimmer, doch den Fuchs ließ diese Sache vom Nachmittag immernoch nicht los.

„Wolf? Willst du…mir nicht doch sagen was mit dir los ist?“

„Es ist schon wieder alles in Ordnung. Ich hab‘ schon mit Mom geredet.“ beruhigte ihn der andere.

„Es ging um deine Mutter? Ist ‘was passiert?“

„Nein, ihr geht’s gut. Da…waren nur einige Dinge die…mein Vater über sie gesagt hatte…“

„Du hast ihm doch nicht geglaubt, oder?“

„Naja…nicht wirklich. Ich wusste eigentlich gar nicht mehr, wem ich noch glauben sollte.“ Fox ging nur zu ihm und nahm ihn in seine Arme.

„Deine Mutter ist in Ordnung. Du kannst ihr vertrauen.“

„Ich weiß…Wir haben vorhin ja alles geklärt.“

Der Wölfling sah den beruhigenden Ausdruck in den Augen seines Fuchses und fühlte sich gleich etwas wohler. Fox streckte sich ihm etwas entgegen und gab ihm einen kurzen Kuss.

„Bleibst du heute Nacht hier?“ wollte der Wölfling dann aber doch wissen.

„Gerne…Ich hab‘ doch auch schon ein paar Sachen gepackt.“

Wolf lächelte ein wenig und die beiden legten sich ins Bett.
 

Später sahen sie sich einen Film an, doch Fox dachte noch an das Gespräch mit seinem Vater. Eigentlich fand er den Gedanken ganz gut endlich seine Beziehung zu Wolf offen zu legen. Er hatte irgendwie auch keine richtige Lust mehr auf dieses Versteckspiel. Er hasste es manchmal schon, dass sie sich nur zu Hause richtig aufeinander einlassen konnten und in der Öffentlichkeit so tun mussten, als wären sie nur Freunde. Der Fuchs überlegte eine ganze Weile, ob er mit seinem Freund darüber reden sollte. Letztendlich sprach er ihn einfach darauf an.

„Wolf? Ich hab‘ heute wieder so ein Gespräch mit meinem Vater gehabt.“

„Wegen mir?“

„Auch…Weißt du ich hab‘ mir überlegt mal in Ruhe mit ihm zu reden. Ich meine, deine Mutter weiß ja auch schon von uns.“

Wolf sah seinen Freund für einen Moment überrascht an. Der Film war von einem Moment auf den anderen nur noch Nebensache.

„Du weißt doch, dass dein Vater mich hasst. Ich glaube nicht, dass das gut gehen würde…“

„Aber ich kann es doch wenigstens mal versuchen.“ meinte Fox darauf.

„Ich will aber nicht, dass ihr euch wegen mir schon wieder streitet.“

„Ich dachte nur…“

„Aber das muss doch nicht sein, oder Fox?“

Der Fuchs nickte, dachte für den Rest des Abends aber doch noch darüber nach. Er war schon ein paar Monate mit Wolf zusammen und seiner Meinung nach, waren sie bereit dafür.
 

Der Wölfling fühlte sich ein wenig überrumpelt von dem Vorschlag seines Fuchses. Er beobachtete ihn noch eine Weile und ihm fiel immer wieder auf, dass er einen niedergeschlagenen Ausdruck hatte. Ob er sich einfach einen Ruck geben sollte? Ob sie einfach jedem von ihrer Beziehung erzählen sollten und dann abwarten was weiter passiert? Aber er hatte so große Angst davor. Er wollte nicht von jedem verachtet werden.

Wolf versuchte sich einfach weiter auf den Film zu konzentrieren und nicht mehr an Fox‘ Vorschlag zu denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-10-17T14:05:27+00:00 17.10.2011 16:05
Hey
kommt da noch was???
Hoffe ja
Ich liiiiiiiiiebe diese Story!!! ^^


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