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Die letzte Schachpartie

Das Spiel der zwei Gewinner
von

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Schachmatt.

Lelouch Lamperouge.
 

Im Alter von 17 Jahren veränderte sich meine Welt. Meine Existenz, meine Weltanschauung. Binnen weniger Stunden wurde ich zu dem, was ich heute bin.

Lelouch vi Britannia, Lelouch Lamperouge, Nii-sama, Zero. Namen, Masken die im Laufe der Zeit gestorben sind, eine nach der anderen. Die andere Bedeutungen bekamen.

Lelouch vi Britannia.

Ich war es nie, werde es nie sein. In jüngster Kindheit bin ich gestorben, mir wurde die Freiheit genommen, ich wurde offiziell für tot erklärt. Ebenso erging es meiner Schwester Nunnally. Heute ist Lelouch vi Britannia eine Maske. Die, die ich brauche, mehr als alles andere. Macht. Kraft. Autorität. Jegliche Persönlichkeit ist aus ihr verschwunden. Ich lebe nicht, sondern existiere. Fühle nicht, sondern handele.

Die Maske des Hasses, des Zorns, der Verzweiflung. Viele Emotionen für eine leere Hülle.

Lelouch Lamperouge.

Das Versteck, die Möglichkeit zu leben. Den Alltag an der Ashford Academy durchzustehen, unauffällig, und doch nicht unbekannt. Milly Ashford kannte mich sehr wohl. Wusste wer ich war. Tiefes Vertrauen oder der einzige Weg, meiner Schwester ein sicheres Leben zu ermöglichen? Im Endeffekt wohl beides. Und doch war es eine Maske. Etwas, das mir zeitweise wie ein Ich vorkam, aber nie eins war. Jetzt ist es tot. Lelouch Lamperouge ist tot, verschwunden, wird nie mehr wiederkehren.

Und der Mörder war ich.

Nii-sama.

Ich wäre ein besserer gewesen. Nunnally war die Person, für die ich alles aufgab. Für die ich mehr aufgegeben hätte, als ich jemals hatte. Für sie wurde ich zu dem, was ich bin. Um ihr ein glückliches Leben zu ermöglichen. Ich habe versagt. Ich wusste nie, was es wirklich war, dass sie sich wünscht. Wusste nie, dass ich ihr gegeben habe, was sie nicht wollte. Habe sie falsch eingeschätzt. Du hast einen grausamen Bruder, Nunnally. Grausam und dumm.

Zero.

Weitaus mehr als ein bloßes Mittel zum Zweck. Und doch wiederum nicht. Mit Zero hatte alles angefangen, der Deckname, der die Zukunft besiegeln sollte. Derjenige, der sich für unzählige Tote und Morde verantworten muss. Derjenige, der viele Menschen hintergangen hat, sich gegen sich selbst gestellt hat und die Welt verändern wollte.

Und doch war es nur eine Maske. Sie konnte ausrangiert werden, konnte weitergegeben werden.

Konnte verändert werden. Die einzige Maske, die nicht gestorben ist.
 

Es ist eine große Bürde, eine Maske zu tragen. Masken dienen zum Schutz. Doch wovor schützen sie, wenn sie Chaos und Zerstörung verursachen?

Vor einem selbst.

Doch man hintergeht die Menschen.

Ich habe alle hintergangen, nacheinander.

Einschließlich mich selbst.

Das war nicht der übliche Plan. Das war nie der Plan gewesen. Es war lediglich eine Folge, mit der ich gerechnet habe. Nicht geplant, aber doch vorhersehbar. Ich wusste dass es so passiert, wollte es jedoch nicht wahr haben. Letztendlich kannte ich meinen letzten Schachzug schon als ich die Partie begonnen hatte. Gegen Britannia, Japan und mich selbst. Gegen alle.

Vertrauen, Freundschaft, Liebe. Das war gen Ende unwichtig. Zumindest für mich. Gefühle standen dem Plan im Weg, die Ordnung musste bestehen bleiben. Ein kleiner Fleck Ordnung inmitten von Chaos. Chaos in Britannia, Japan, der ganzen Welt. Und in mir.
 

Ein gefühlskaltes Wesen weiß nicht wie man lebt. Es existiert lediglich. Wenn die Masken gefallen sind, gestorben sind, bleibt nichts außer die pure Existenz. Die Leere, das Nichts.
 

Deswegen muss ein Plan bereits am Anfang ein Ende haben. So sehr ich mich manches Mal dagegen gewehrt habe, wusste ich doch von Anfang an, dass es unvermeidlich war.

Mein Leben war eine Partie Schach, und der Gewinner würde sterben.

Ich habe gewonnen.

So seltsam es klingen mag, die Strategie ging auf.

Mein Leben war das Spiel, das ich zu gewinnen hatte. Der Sinn war der Gewinn, der Sinn war der Tod.
 

Mehr zählte gerade nicht.

Mit der letzten Bewegung auf dem Brett würde mein Schicksal besiegelt sein, der Zug zu Ende gebracht, die Partie gewonnen.
 

Und mit meinem Gewinn hatte Britannia gewonnen. Und Japan. Und alle, die an Lelouch vi Britannia, Lelouch Lamperouge, Zero oder Nii-sama geglaubt hatten.

Ich hatte ihnen den Gewinn ermöglicht.
 

Und doch würde es für einige ein Verlust sein. Gewinn und Verlust lag nah beieinander. Gewinn und Verlust, für die, die hinter die Masken sahen. Für die, die noch lebten und wussten, dass der Weg unausweichlich war. Für die Freunde, die mich nicht nur spielen, sondern leben sahen.
 

Und so würde mich einer von ihnen, dessen Leben selbst eine Partie Schach gewesen war, Schachmatt setzen. Der schwarze König war geschlagen, und der weiße Läufer nahm seinen Platz ein. Doch der schwarze König hat nicht verloren. Denn Ziel des Spiels war von Anfang an der Verlust der wichtigsten Figur.

Ein Spiel mit zwei Gewinnern.

Das war kein Schach. Das war kein Spiel.

Das war das Leben von Lelouch. Nicht von Lelouch vi Britannia, Lelouch Lamperouge oder Zero. Sondern von Lelouch.
 

The End.



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