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Homines sumus nun dei

von

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Prolog

An Albert Einsteins Zitat kann ich mich noch gut erinnern.
 

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
 

Ich kann mich an viele Dinge noch gut erinnern. Doch habe ich auch genau so viel vergessen. Einstein sagte auch, dass ihn die Vergangenheit nicht interessieren würde, denn es sei die Zukunft, in der er eines Tages leben würde. Vielleicht hatte er Recht, vielleicht auch nicht. Denn war es nicht die Vergangenheit, aus der der Mensch lernen konnte? Lernen konnte, wenn er sich dafür interessierte?
 

Wenn ich zurückblicke, hat die Menschheit niemals aus ihren Fehlern gelernt. Das alte Ägypten, das alte Griechenland, das römische Imperium, das Mittelalter, die Neuzeit. Wie ein roter Faden zogen sich dieselben Fehler durch die ganze Geschichte der Menschheit. Mit immer noch grösseren, fataleren Folgen. Bis es schliesslich zum berüchtigten Point-of-no-return kam.
 

Und ich liess es zu. Wir alle liessen das Böse zu. Wir empfingen es geradezu mit offenen Armen.
 

Und warum?
 

Unsere Hochmut und unsere Gier nach Macht haben uns dazu getrieben. Wir glaubten wir könnten so werden wie sie. Einige wussten, dass sie es nicht zulassen würden. Doch jegliche Warnung wurde ignoriert. Zu gross war die Verlockung. Wie Kinder liefen wir ihnen entgegen, wie Hunde die ihrem Herrchen den geworfenen Stock schwanzwedelnd zurückbrachten. Damit wir so werden konnten wie sie. Wie Götter.
 

Die Menschen sind keine Götter.
 

Wir alle sassen seit jenem Tag in einer Hölle aus der nur Wenige herausfanden.
 

Ob ich die alte Zeit vermissen würde fragten mich die Kinder immer wieder, die auf dem staubigen Boden sitzend meinen geradezu utopischen Geschichten, einer lausigen Geschichtsunterrichtsstunde, lauschten.
 

Hätte mir jemand diese Frage früher, noch in unserer alten Welt, gestellt, hätte ich laut gelacht. Wie naiv ich doch war, zu glauben, dass sich nichts verändern würde. Dass wir Menschen die absolute Herrschaft über diesen Planeten, die Erde, hatten.
 

Die Kinder liebten meine Geschichten. Sie fanden sie faszinierend. Eine Welt, in der in den Augen dieser Kinder noch alles in Ordnung war. Eine Welt, die von Menschen regiert wurde.
 

Ich seufzte laut als eines der Kinder, ein neun jähriger blonder Junge, mich darum bat, aus meinem Leben zu erzählen. Ein weiteres Kind, ein braunhaariges Mädchen, stimmte ihrem Nebensitzer zu.
 

Selig seien die Kinder. Sie hatten es nicht verdient, so zu leben.
 

„Also gut. Ich erzähle euch eine Geschichte. Meine Geschichte.“
 

Die Kinder starrten wie gebannt zu mir auf. Einige Erwachsene, die ihrer Arbeit nachgingen, hielten inne und schauten interessiert in meine Richtung.
 

Ich machte es mir auf meiner Metallkiste bequem und lehnte mich an eine Wand, von der der Putz abfiel. Eine herrenlose Katze sprang auf meinen Schoss und machte es sich dort gemütlich. Langsam kraulte ich mit meiner rechten Hand über ihren Kopf und blickte nach oben. Zu den Sternen. Dorthin, wo unsere neuen Götter hausten.
 

Um meine hinter einem dicken Nebelschleier liegenden Erinnerungen zu sammeln und chronologisch zu ordnen atmete ich ein paar Mal tief ein und schloss meine Augen.
 

„Wohlan…“



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