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Sehnsüchtig

Na/Sa
von

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Passiert und bereut

Kapitel 10 – Passiert und bereut
 

Die Luft im Stanley’s war rauchgeschwängert, um Sanji herum grölten die Menschen, stießen gemeinsam mit ihren Bierkrügen an und lachten. Sanji hatte es sich an der Bar bequem gemacht und betrachtete nachdenklich den Inhalt seines Glases. Die rote Flüssigkeit begann allmählich zu wirken. Er hatte nicht mitgezählt wie viele Gläser er bereits in seiner Kehle hinuntergespült hatte, doch da sich über sein Sichtfeld und in seinen Gedanken bereits ein sanfter Nebelschleier ausgebreitet hatte, wusste er, dass er schon einiges Intus haben musste.
 

Alkohol hatte er noch nie gut vertragen. Eigentlich sollte er aufhören.
 

Aber echte Piraten waren keine echten Piraten, wenn sie nichts vertrugen. Also musste die Trinkfestigkeit trainiert werden!
 

Entschlossen wollte Sanji sich einen neuen Schluck genehmigen, als ihn eine Hand auf seiner Schulter innehalten ließ. Überrascht warf er einen Blick nach hinten und entdeckte eine kleine schwarzhaarige Frau. Sie warf ihm ein bezauberndes Lächeln zu und setzte sich mit unbekümmerter Miene auf den freien Barhocker neben ihn. Lässig warf sie ihr langes Haar nach hinten und sah ihn schief von der Seite her an.
 

„So ganz alleine hier?“, fragte sie neugierig.
 

Sanji musterte sie mit einem schnellen Blick genauer. Da der Alkohol seine Sinne lähmte, brauchte er länger als sonst, um zu erkennen, dass sie eine Frau ganz nach seinem Geschmack war. Hübsch und verführerisch hatte ihn schon immer schwach werden lassen, doch jetzt, da Sanji ihre Schönheit festgestellt hatte, bemerkte er auch, dass er gar nicht in der Stimmung nach einer hübsche und verführerische Gesellschaft war. Sanji saß da, sah sie an und fand nichts an ihr, dass ihn beeindruckte.
 

War er krank?
 

„Nein“, entgegnete er ihr knapp und machte eine kleine Handbewegung zu dem Tisch in der Ecke, an dem sich gerade lautstark Ruffy, Zorro, Lysop, Chopper, Robin, Franky und Brook vergnügten. Die Strohhutpiratenbande war trotz des Lärms der anderen Bargäste deutlich herauszuhören. Es gab einige, die ihnen bereits verwunderte und etwas ängstliche Blicke zuwarfen. Die Schwarzhaarige folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. Wahrscheinlich fand sie das Verhalten seiner Freunde ebenfalls merkwürdig. Was genau daran allerdings merkwürdig war und was sie überhaupt die ganze Zeit trieben, konnte Sanji mit seinen benebelten Sinnen nicht mehr feststellen.
 

„Du so ganz allein hier?“, wollte Sanji dann von ihr wissen.
 

Die Frau lächelte, als sie sich wieder ihm zuwandte. „Ja“, sagte sie und rückte dabei mit ihrem Stuhl ein Stück näher an ihn heran, so dass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander trennten. „Aber ich möchte nicht allein sein.“ Ihre Stimme wurde zu einem leisen Flüstern. „Möchtest du auch nicht allein sein?“
 

Nein, das wollte Sanji nicht.
 

Er sah der Frau lange in ihre großen schwarzen Augen. Sie funkelten in dem schwachen Licht der Beleuchtung. Sanji ertappte sich, wie er nach einer warmen braunen Farbe darin suchte und sich nach ganz anderen Augen sehnte, die ihn ansahen. Hier saß allerdings nicht Nami vor ihm und im Grunde war er Nami sowieso egal. Er schaffte es einfach nicht, sie aus seinem Kopf zu bekommen, dabei hatte sie kein Recht darin herum zu spuken. Sanji wollte sie loswerden und von den Augen der Schwarzhaarigen bezaubert werden, so wie es sich eigentlich gehörte. Er wollte nicht allein sein.
 

Mit einem letzten schnellen Schluck trank er sein Glas leer und stellte es lautstark auf den Tresen zurück. „Gehen wir“, sagte er entschieden.
 

Er nahm die Frau an der Hand und zog sie hinter sich hinaus aus der Bar. Dabei kicherte sie erwartungsvoll. Als die beiden in die frische Nachtluft traten, schlang sie bereits ihre Hände in seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter. Sanji drückte die Frau gegen die Mauern des Stanley’s und begann sie begierig zu küssen. Ihm war es egal, dass sie Mitten auf dem Marktplatz standen und jeder gut gesittete Bürger von Garden City ihr Treiben mit ansehen konnte.
 

Genauso wie er, schmeckte sie ebenfalls nach Alkohol und Zigarettenrauch. Er dachte unwillkürlich an den Geruch von Orangen und ein kleiner Teil in ihm begann sich danach zu sehnen, dann ärgerte er sich im selben Moment darüber und wollte diesen Geschmack einfach nur vergessen. Sanji wurde drängender. Sie stöhnte unter seinen Küssen, keuchte, als Sanjis Hände an ihren Seiten entlangwanderten. Er küsste ihren Nacken, seine Lippen wanderten weiter zu ihrem Dekolleté und sie vergrub die Hand in seinem Haar und drückte ihn mit der anderen Hand noch fester an ihren Körper.
 

„Sanji?“
 

Sanji brauchte einen Moment, bis ihm bewusst wurde, dass sie soeben seinen Namen gesagt hatte. Sie ließ ihn los, er hielt überrascht mit seinen Küssen inne und sah sie verwirrt an.
 

„Woher kennst du-“, wollte er fragen, doch die Frau erwiderte seinen Blick nicht, sondern hatte ihren Blick fixierend zur Seite gedreht und runzelte argwöhnisch die Stirn.
 

Erst jetzt wurde Sanji bewusst, dass die Stimme, die seinen Namen genannt hatte, nicht die der Schwarzhaarigen gewesen war. Für einen kurzen gefühlten Moment blieb sein Herz stehen. Heute Morgen hatte er noch geglaubt, er würde ihre Stimme unter Tausenden wiedererkennen, doch unter Alkoholeinfluss schien dies wohl nicht zu gelten. Sanji fürchtete sich vor ihrem Anblick. Er wollte ihr nicht ins Gesicht sehen, fühlte sich plötzlich furchtbar schäbig und ekelte sich auf einmal vor sich selbst, obwohl er keine Erklärung dafür hatte, wieso eigentlich. Sie wollte ihn vergessen, nicht er sie.
 

Sanji ließ die Frau in seinen Armen los und drehte sich mit hängenden Schultern zu Nami um. In dem Augenblick, als sich ihre Blicke trafen, wusste Sanji, dass es wirklich besser gewesen wäre, sie nicht anzusehen. Nami starrte ihn mit schockierten Augen an. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und zitterte vor Wut und irgendetwas in ihm drin, sagte ihm, dass sie auch noch wahnsinnig verletzt aussah.
 

Je länger sie stumm einander gegenüberstanden, desto schlechter fühle sich Sanji. Irgendwann war jedoch der Punkt erreicht, an dem ihm klar wurde, dass sie kein Recht dazu hatte sich deswegen aufzuregen. Ja, sie war es, die vergessen wollte, wie sie sich nähergekommen waren. Dennoch verspürte Sanji den Wunsch ihr diese Situation zu erklären. Niemals hatte Nami bisher etwas so aus dem Konzept gebracht, dass sie keine Worte fand, wenn sie zornig wurde.
 

Unsicher kam Sanji auf Nami zu, doch sie wich zurück und sah nur noch wütender aus. Daraufhin blieb er stehen. Ihm wurde erst jetzt bewusst, was er hier tun wollte. War er denn vollkommen verrückt geworden? Was wollte er Nami denn erklären? Was hier vorgefallen war, war eine offensichtliche Tatsache, aus der er sich nicht herausreden konnte und selbst wenn, war Nami die letzte, die eine solche Erklärung verdiente. Nami hatte ihn lediglich aus einer Laune heraus geküsst und mit dieser Frau wollte er auch aus einer Laune heraus Sex haben. War nicht sie diejenige von ihnen, die das eigentlich am besten verstehen sollte?
 

„Was erwartest du denn?“, fragte Sanji kalt. „Du wolltest alles vergessen und ich bin dabei das zutun.“
 

Das Beben Namis Körper wurde schlimmer. Für ein paar Sekunden sah sie ihn weiterhin ungläubig an, wandte sich dann plötzlich ab und rannte wieder aus der Richtung, aus der sie gekommen war, davon. Wie in Trance starrte Sanji ihr hinterher, bis er begriff, wie weh er ihr gerade getan haben musste. Anders war ihre Reaktion nicht zu erklären. Sanji verfluchte sich selbst dafür, doch er konnte nicht verhindern, ihr hinterher zueilen und diese unbekannte Frau und seine Worte zu bereuen.
 

„Nami, bleib stehen!“, rief er. „Bitte lass uns reden!“
 

„Hey!“, schrie die Schwarzhaarige ihm empört nach. „Ich dachte wir wollten Spaß haben!“
 

Sanji ignorierte ihr Rufen, während er versuchte mit Nami mitzuhalten. Das war gar nicht so leicht, denn sie war schon immer eine schnelle Läuferin gewesen und der Alkoholgehalt in seinem Blut verlangte von ihm doppelte Anstrengung, das Gleichgewicht während des Laufens zu halten.
 

Nami hatte fast schon das Ende des Markplatzes erreicht, als plötzlich ein großer Schatten aus der dunklen Straße vor ihr auftauchte. Augenblicklich schellten in Sanjis Kopf alle Alarmsirenen und er beschleunigte. Der Schatten kam in die schwachen Lichtkegel der Straßenbeleuchtung. Es war Eric. Was Sanji dann sah, ließ sein Herz vor Schreck stehen bleiben. Kaum hatte Nami Eric erkannt, warf sie sich in seine Arme und küsste ihn. Wild und leidenschaftlich, als würde es keinen Morgen mehr geben.
 

Sanji musste stehen bleiben. Er fühlte sich wie betäubt und war unfähig weiterzugehen, geschweige denn, etwas zu sagen. Ein dröhnendes Rauschen belegte sein Trommelfell. Dieser Anblick ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Sanji musste schlucken. Seine Umgebung schwankte beträchtlich und der hohe Alkoholpegel übermannte seinen Körper allmählich. Er war nicht wütend wegen des Kusses oder hasste Nami dafür, weil sie ihm ganz offensichtlich eins auswischen wollte. Der Schock war viel zu groß, als das er zu diesen Gefühlen im Stande war. Er fühlte sich überfordert und dennoch konnte er den Blick nicht von den beiden abwenden.
 

Namis und Erics Lippen trennten sich wieder voneinander, doch Eric drückte sie enger an sich heran. Er hob den Blick und sah direkt Sanji ins Gesicht, als hätte er gewusst, was zuvor geschehen war und er nun ein paar Meter von ihnen entfernt stand. Es war zu dunkel, als das Sanji etwas aus seinen Augen hätte herauslesen können, dennoch glaubte er, oder bildete es sich zumindest ein, in dem Gesicht des Mannes stillen Triumph zu erkennen. Sanji war in diesem Moment fiel zu benommen, um sich zu fragen, woher Eric eigentlich so plötzlich kam. Hatte er doch eigentlich gedacht, mit dem Abschied vor einigen Stunden, wäre Eric für immer aus ihrem Leben gestrichen worden. Diese Frage konnte sich Sanji erst später stellen.
 

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde Sanji seines Körpers wieder mächtig. Er wandte sich von der schrecklichen Szene zwischen Nami und Eric ab und trottete wieder zurück zum Stanley’s. Sollten die beiden doch machen was sie wollten. Sie wollte ihn nicht, aber eine andere durfte ihn auch nicht haben? Pha! Vielleicht war die Schwarzhaarige noch da, dann würde er auch machen was er wollte, ohne sich dafür schlecht zu fühlen. Und sie war noch da. Jetzt hatte Sanji erst recht keine Lust, weiterhin allein zu sein.
 

Als Sanji am nächsten Morgen mit dröhnendem Schädel in einem schäbigen Hotelzimmer erwachte und die Frau neben ihm lag – deren Namen er noch immer nicht kannte – fühlte er sich trotzdem so alleine wie schon lange nicht mehr.
 

*
 

Es war bereits zehn Uhr morgens und die Mannschaft der Thousand Sunny hungerte. Kein verlockender Frühstücksgeruch war an diesem Morgen in die Kajüten gekrochen. Der Ofen war kalt geblieben, doch die Kombüse nicht unbenutzt. Mit ratlosen Gesichter und hungrigen Mägen saßen Nami, Zorro, Brook und Eric am Esstisch. Sie alle warteten auf ein Lebenszeichen von Sanji, der seit gestern Abend spurlos verschwunden schien, während Ruffy, Chopper, Franky und Robin vor einer Stunde aufgebrochen waren, um ihn zu suchen. Niemand dachte daran, selbst das Frühstück zuzubereiten, denn es war Sanjis Aufgabe. Nur er alleine regierte in der Küche und niemand würde ihn ersetzten, denn er kam zurück – ganz sicher. Sogar Ruffy hielt sich trotz lautstark knurrendem Magen an dieses stille Übereinkommen unter ihnen und beschwerte sich nicht.
 

Nami wollte kein schlechtes Gewissen haben. Sie weigerte sich daran zu denken, dass Sanjis Verschwinden etwas mit ihr zu tun haben könnte. Ihr war klar, dass er gesehen hatte, wie sie Eric geküsst hatte, denn immerhin war es von ihr auch so beabsichtig gewesen. Eine ungeplante Kurzschlussreaktion allerdings. Sie hatte Eric vor sich entdeckt und es hatte sie einfach überkommen. Das, was er ihr angetan hatte, war viel schlimmer, weil sie es nur getan hatte, um Sanji eines auszuwischen und seine Beweggründe waren … einfach nur triebgesteuert gewesen. So wie es bei ihm eben immer war.
 

Allmählich war Nami es leid weiterhin in der Küche zu sitzen und Trübsal zu blasen. Davon kam Sanji auch nicht schneller zurück und sie redete sich immer wieder ein, dass sie nicht mal besonders scharf darauf war, dass er es tat.
 

„Ich geh jetzt wieder an die Arbeit“, verkündete sie ihren Freunden und stand entschlossen vom Esstisch auf.
 

„Arbeit?“, wiederholte Brook verwundert. „Willst du denn nicht noch warten?“
 

„Auf was sollte ich denn warten wollen?“ Nami konnte nicht verhindern, dass sie kalt und gleichgültig klang.
 

„Na ja, Sanji?“ Brook kratzte sich mit seinem knochigen Zeigefinger die Stirn. „Es ist sowieso schon merkwürdig, dass du ihn nicht auch suchen wolltest.“
 

Brook sagte das vollkommen beiläufig, als würde er nicht ahnen, dass er damit einen wunden Punkt bei ihr ansprach. Die Tatsache, dass ganz offensichtlich ihre Freunde von ihren Gefühlen für Sanji Wind bekommen hatten, erschreckte sie.
 

„Daran ist gar nichts merkwürdig“, blaffte Nami Brook an, worauf dieser zusammenzuckte. „Merkwürdig ist eher, dass ihr wegen diesem Lackaffen so einen Terz macht!“
 

Wütend stampfte Nami aus der Küche und lehnte sich an Deck gegen die Reling, so dass sie einen guten Blick über den Hafen werfen konnte. Verzweifelt wanderten ihre Augen über die Schiffe, die kleinen Booten, über die Menschen und an den Häusern und Läden entlang, die sich direkt am Hafen befanden. Innerlich veranstaltete Nami einen noch viel größeren Terz um diesen Lackaffen, als es ihre Freunde taten. Inständig hoffte sie, dass er sich gestern Nacht nicht weiter mit dieser dummen schwarzhaarigen Pute aufgehalten hatte, aber auch, dass ihm nichts passiert sei. Gleichzeitig kam sie sich auch schäbig dabei vor, so hin- und hergerissen zu sein. Sie machte sich Sorgen um ihr Herz und ihre Gefühle, obwohl ihm auch etwas Schlimmes zugestoßen sein konnte und dennoch konnte sie nicht behaupten, dass sie sich viel lieber wünschte, er wäre bei ihr, anstatt in Gefahr.
 

Eric war Nami aus der Kombüse an Deck gefolgt. Sie bemerkte ihn erst, als er sich neben sie an die Reling lehnte. Innerlich stöhnte sie auf. Eigentlich wollte sie jetzt nur ihre Ruhe. Seit dem Kuss mit ihm behagte seine Nähe ihr überhaupt nicht. Gestern hatte er sie zurück zur Thousand Sunny begleitet und sich an ihrer Kajütentür von ihr verabschiedet. Wahrscheinlich war er selbst wieder ins Krankenzimmer gegangen. Eric hatte keine Fragen gestellt und Nami war dankbar dafür gewesen, dass er die ganze Zeit während des Rückwegs geschwiegen hatte. Ihr war klar, dass er jetzt versuchen wollte, sich mit ihr auszusprechen, doch das war eindeutig der falsche Moment.
 

„Sag mal, meintest du das gestern eigentlich ernst?“, fragte er leise und bestätigte damit ihre Befürchtung.
 

Nami spürte seinen forschenden Blick von der Seite, starrte aber weiterhin stur auf den Hafen herab. „Was genau meinst du?“ Auch jetzt klang sie abweisend, doch dieses Mal aus Vorsatz.
 

„Den Kuss und deine Bitte, als ich dich umarmt habe.“ Kurz verstummte Eric. „Ich weiß, dass du es auch getan hast um ihn eifersüchtig zu machen“, fügte er mit trauriger Stimme hinzu.
 

Natürlich, wie hatte sie auch annehmen können, es wäre ihm entgangen? Nami fühlte sich schlecht dabei, ihn ausgenutzt zu haben. Eigentlich hätte sie erwartet, dass er wütend wurde, doch er blieb ruhig. Vielleicht war gerade das noch schlimmer. Die Art und Weise wie Eric sprach, gab Nami zu verstehen, wie viel ihm die richtige Antwort von ihr bedeute. Nami hasste den Druck, den sie plötzlich auf sich lasten spürte. Sie wollte Eric nicht verletzen. Er war ein lieber Kerl und sie mochte ihn, aber er war nicht Sanji. Andererseits hatte ihr der gestrige Abend zu verstehen gegeben, dass es ein Fehler wäre, sich auf Sanji einzulassen. Wahrscheinlich gab es niemanden auf der Welt, der ihr mehr wehtun konnte und es auch würde, wie er. Nojiko hatte Recht. Es gab noch andere Männer auf der Welt und Eric war einer dieser Männer. Es war ein Zeichen, dass er genau im richtigen Moment zur Stelle war, obwohl er eigentlich das Schiff bereits verlassen hatte und damit schon längst aus ihrem Leben verschwunden sein sollte. Sie hatte ihn nach dem Kuss nicht umsonst darum gebeten, die Thousand Sunny nicht zu verlassen. Aus purer Wut, Verzweiflung und Trauer zwar, aber er lenkte sie dennoch ab und half dabei, dass die Sache mit Sanji nicht ganz so wehtat. Doch egal wie gut Eric ihr tat, fühle sie sich dennoch innerlich dazu gedrängt ehrlich zu sein.
 

Nami erwiderte seinen Blick. Er hatte es verdient, dass sie ihm bei der Wahrheit in die Augen sah. Sie zwang sich zu einem bedauernden Lächeln. „Die Bitte meinte ich ehrlich“, gestand sie ihm.
 

Auf den Kuss ging Nami nicht ein. Sie stieß sich von der Reling ab und ging in ihre Kajüte.
 

*
 

Um Mittag kamen Ruffy und die anderen mit trüben Gesichtern und augenscheinlich erfolglos von ihrer Suche nach Sanji zurück. Eine knappe halbe Stunde später kletterte er selbst, in einem sehr lädierten Zustand, an Board.
 

Nami lag in ihrem Liegestuhl und versuchte sich auf ein Buch zu konzentrieren, als der Tumult wegen ihm ausbrach. Lysop entdeckte ihn als erstes und nach und nach wurden die anderen Türen aufgerissen. Ihre Freunde rannten freudig auf den vermissten Schiffskoch zu und nur Zorro blieb gelassen in seiner Ecke sitzen. Als sich ein spöttisches Lächeln über seine Lippen schlich, wusste man allerdings, dass er sein Mittagsschläfchen nur vorgab.
 

Bei Sanjis zerzaustem, aber unverletztem Anblick fiel Nami ein Stein vom Herzen. Sie brauchte etwas, bis sie realisieren konnte, dass er tatsächlich wohlbehalten zurückgekehrt war, warf dann allerdings ihr Buch beiseite, sprang aus dem Liegestuhl und rannte aufgewühlt auf ihn zu.
 

„Verdammt noch mal, wo bist du gewesen?“, herrschte Nami ihn an und konnte dabei ihre Gefühle nicht beherrschen. Unsanft drängte sie sich an ihren Freunden vorbei und stemmte die Hände in die Hüften und warf einen genaueren Blick auf ihn.
 

Sanji wirkte mitgenommen und war sehr blass. Seine Augen sahen müde aus, das Haar stand ihm in allen Richtung ab und seine Kleidung war zerknittert. Er trug kein Jackett mehr, sondern nur noch das weiße Hemd. Am Kragen sah etwas verdächtig nach Lippenstift aus. Unweigerlich fragte sich Nami, ob der Abdruck wohl davon kam, wie er und die Frau vor dem Stanley’s übereinander hergefallen waren oder vielleicht später noch mehr passiert war.
 

Kalt erwiderte Sanji Namis Musterung und sah dabei so abweisend aus, dass er ihr damit einen Stich ins Herz versetzte. Er war eindeutig wütend auf sie. „Geht dich das etwas an?“, fragte er unbeeindruckt.
 

„Ich-“, sagte Nami kleinlaut und verstummte. Verdammt, sie sollte wütend sein, nicht er! „Was soll das? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!“, fuhr Nami – etwas zu kleinlaut für ihren Geschmack – fort, nachdem sie ihre kurzzeitig verlorene Fassung wiedererlang hatte.
 

„Nett von euch, doch das war unnötig.“ Unbeeindruckt griff Sanji in die Tasche seines Hemds und zog eine Zigarette hervor. Gelassen zündete er sie sich an und nahm einen tiefen Zug.
 

Erst in dieser Stille war die bedrückende Stimmung unter den Freunden und die Kälte zwischen Nami und Sanji deutlich zu spüren. Keiner der anderen traute sich ein Wort zu sagen. Alle Augenpaare waren aufmerksam auf sie gerichtet.
 

Nachdem Sanji genüsslich den Rauch ausgeatmet hatte, sah er Nami wieder an. „Ich habe eine nette Frau kennengelernt und einfach nur die Zeit vergessen.“
 

Das saß wie ein Schlag ins Gesicht. Nami musste die Lippen aufeinanderpressen, damit sie nicht augenblicklich in Tränen ausbrach. Ihr Zorn zwang sie dazu, die Hände zu Fäusten zu ballen. Sie konnte sich aber dennoch nicht beherrschen. Triebgesteuert, ja genau das war er! Nami holte aus und verpasste Sanji eine kräftige Ohrfeige. Sie ließ ihm keine Zeit zu reagieren, sondern rannte an ihren Freunden vorbei in ihre Kajüte. Ihr tat es nicht leid. Er hatte es verdient, weil er ihr so wehtat.
 

*

Fortsetzung folgt ...
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-11-11T19:50:46+00:00 11.11.2010 20:50
OOOOH :D
ich habe jetzt die ganze ff gelesen und ich liebe sie abgöttisch <3
sie ist einfach wunderbar...blöde schwarzhaarige frau!
ich hasse sie >.<!!!
nami hat recht :D
gut dass sie ihm einmal eine ohrfeige verpasst hat:D
es gibt kapis die sind sooo wunderschön und romantisch das ich quietsche xD
wirklich toll :D
freue mich noch mehr zu lesen<3
Von:  Yuki-Haruka
2010-11-04T23:49:02+00:00 05.11.2010 00:49
Awww >/////<°° <333
Das Kapitel ist soooo spannend >///////< <3333
Ich hoffe du schreibst bald weiter, ich liebe deinen Schreibstil Q____Q <3333

lg
Von:  Wunderbeerchen
2010-10-23T18:49:58+00:00 23.10.2010 20:49
hach... einer sturer als der ander. warum muss liebe immer so kompliziert sein?

tolles kapitel ^.^

bin gespannt und freu mich wenns weiter geht.
Von: abgemeldet
2010-10-23T10:45:51+00:00 23.10.2010 12:45
Tja......... die beiden haben wirklich Pech, sie machen es sich aber auch nicht gerade leicht xD
Von:  fahnm
2010-10-23T00:54:25+00:00 23.10.2010 02:54
Oh Weh das kann ja noch was werden.
Bin mal gespannt was noch kommen wird.^^


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