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Zwischen Himmel und Hölle

Sorglospunks meet Dr Who
von

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Der Mann aus der Telefonzelle

Kapitel 1
 

Easy war gerade dabei eine neue Kanne Motivationskaffee aufzusetzen, als aus ihrem Bandwohnzimmer ein lauter Knall zu hören war. Zuerst machte sie keine Anstalten sich zu rühren. Da nach dem Knall nicht sofort ein Schrei ertönte, hatte Chris seine Gitarre nicht zerdeppert. Was Jack anging, so war Easy sich nicht sicher, ob ihre Schwester nicht irgendwas ausgefressen hatte. Sie war in letzter Zeit sehr experimentierfreudig...

Ihr hätte die ganze Situation nicht so zugesetzt, wenn nicht diese bedrückende Stille in der WG herrschen würde. Sogar Kiwi schien aufgehört haben zu atmen – wobei das ihrem Schlafverhalten sehr nahe kam.

Easy haderte noch einen Moment mit sich selbst, überlegte, ob sie sich alles nur eingebildet hatte, ehe sie ins Wohnzimmer ging und nicht schlecht guckte: Auf dem Boden lag ein regelrechter Haufen an Körperteilen. Sie erkannte Jacks Bein, Chris Arm, der mehr oder minder erfolgreich das Ende seiner Gitarre umklammerte, einen ledrigen Flügel und obenauf thronte Chibichi, die von dieser Teleportation sicher einen verrenkten Rücken davontrug.

“Hallo allerseits.”, meinte sie ein wenig gequält und grinste schief, bevor sie sich von dem Berg herunterschob und den anderen damit die Gelegenheit gab, sich zu entwirren.

“Chibichi!”, rief Easy überrascht und half ihrer Freundin auf. “Lange nicht gesehen! Was führt dich in unser kleines, bescheidenes Reich?”

Die pinkhaarige Dämonin fuhr sich mit einer Hand über die Wange. “Es gibt da ein kleines, klitzekleines Problem, bei dem ich eure Hilfe in Anspruch nehmen würde. Natürlich nur, wenn ihr Zeit habt.”, setzte Chibichi schnell hinterher.

Auch Jack und Chris standen mittlerweile wieder und sahen nun erwartungsvoll zu ihrer gemeinsamen Freundin.

“Es gibt einen Aufstand. In der Hölle.”, ließ sie die Katze aus dem Sack und sah kurz darauf in drei erstaunte Gesichter.

“Wie jetzt? Einen Aufstand gegen dich?” Jack hatte ihre Stimmbänder wieder überreden können, sich zu bewegen.

Chibichi nickte nur. “Mephisto, einer der Wächter der sieben Höllenreiche, ist schon seit Jahren scharf auf meinen Platz und jetzt hat er den größten Teil meiner Untergebenen hinter sich versammelt und will mir den Krieg erklären.”

Wie auf die Sekunde erschien an der Wohnzimmerwand der Sorglospunks ein Hologramm von Mephisto. Die Band schaute nicht schlecht. Der Dämon sah aus wie ein Mensch. Er hatte Augen, eine Nase, einen Mund... Nur die Aura des Bösen, die ihn umgab, verriet seine Herkunft. “Chibichi, ich hätte nicht gedacht, dass du deinen Platz so schnell räumst. Aber umso besser für mich!” Ein höhnisches Lachen scholl durch das Zimmer. Das breite Grinsen auf den Lippen des Dämons ließ ihn regelrecht verrückt wirken. “Wenn du deinen Posten als Chefin der Hölle wiederhaben willst, musst du erst meine sieben Prüfungen bestehen. Viel Glück!” Und damit wurde die Wand wieder weiß.

Chibichi schloss seufzend die Augen. “Das hab ich geahnt.” Zögerlich wandte sie sich zur Band um. “Würdet ihr mir helfen? Allein komm ich gegen ihn und seine hinterlistigen Tricks nicht an.”

Easy strahlte, Jack und Chris gaben sich etwas zögerlicher mit dem Lächeln. Noch schienen sie sich für die Hölle nicht erwärmt zu haben. Auch wenn sie Chibichi schon lange kannten und sie immer wieder trafen, stand so ein Tripp bisher nicht auf ihrer To-Do-Liste.

“Klar helfen wir dir! Das ist doch Ehrensache!” Die Frontfrau hielt der Teufelin eine Hand hin, die von dieser erfreut genommen wurde.

“Danke.”, atmete Chibichi erleichtert aus, blickte dann auch lächelnd zu Chris und Jack. Die beiden nickten und lächelten nur versichernd, dass auch sie hinter dieser Entscheidung standen und ihr helfen würden.

Als wenn es jedoch noch nicht voll genug in ihrem Wohnzimmer gewesen wäre, ertönte plötzlich ein Surren, das von Mal zu Mal lauter wurde. Ehe sich die kleine Gruppe versah, hatten sie eine blaue, hölzerne Telefonzelle aus dem neunzehnten Jahrhundert in ihrer Mitte zu stehen.

Easy entkam ein verdutztes “Hä?” als an ihr Unterbewusstsein wahrlich durchsickerte, dass sie eine alte englische Telefonzelle vor sich hatte.

Jack und Chris nahmen die Situation offensichtlich nicht ganz so einfach auf. Je einer hatte sich der Sicherheit halber hinter Chibichi und Easy geschoben.

“Was ist das?”, flüsterte Jack ihrer Schwester ins Ohr.

“Eine Telefonzelle.”, gab diese trocken zurück. Das handelte ihr einen Knuff in die Seite ein. “Das seh ich selbst!”, meinte Jack leise.

Noch während sie alle misstrauisch auf die Holzbox starrten, ertönte ein Quietschen und die Tür begann sich zu öffnen. Alle nahmen sie Verteidigungsposen ein, erwarteten das Schlimmste.

Ein braunhaariger Mann in den Dreißigern steckte seinen Kopf heraus, sah sich um, flüsterte “Das ist nicht Roxakaliphorius.” und sah sich aufmerksam um. Er bemerkte die Menschen vor sich. “Hallo!”, meinte er fröhlich. “Entschuldigt die Störung!” Und verschwand wieder im Inneren.

Easy, die zurecht annahm, dass er gleich wieder verschwinden könnte, denn schließlich war er auch aus dem Nichts gekommen, ließ Jack los, denn zu dritt passten sie sicher nicht in diese kleine Box und schob sich durch die Tür.

'Warte mal!' wollte sie gerade sagen, doch mehr als ein “Wa-” verließ ihre Lippen nicht.

Die Telefonzelle.

War gar keine Telefonzelle.

Mit offenem Mund blickte sie durch das Raumschiff. “Aber...” Easy war sprachlos. Ihr fehlten die Worte.

“Äh.” Der Doctor schaute auch nicht schlecht, als er Easy in seiner Zeitmaschine stehen sah.

“Wo sind wir? Welches Jahr? Welcher Planet?”

Der Bandleaderin gingen fast die Augen über. Mit tellergroßen Glubschaugen sah sie ihn an. “Die Erde. 2010.”, gab sie schließlich bröckchenweise von sich. Sie bekam nicht mal mehr ganze Sätze auf die Reihe. ”Wer oder was sind Sie? Und was ist DAS?”, fragte die Frontfrau immer noch perplex und zeigte mit dem Finger durch die TARDIS.

“Ich bin der Doctor und das hier ist mein Raumschiff, die TARDIS.”

Easy schluckte. Eins nach dem anderen.

“Was für ein Doctor?”

“Einfach nur der Doctor.”, erwiderte der braunhaarige Mann.

Easy blinzelte. War das hier real?

“Was ist eine TARDIS?”

“Das steht für >Time and relative Dimensions in Space<. Mit dem guten Stück hier kann man durch Zeit und Raum fliegen.”, grinste der Mann breit und zeigte mit beiden Händen durch sein Schiff.

Easy ihrerseits hatte ihre Aufmerksamkeit vom Doctor genommen und sah ihre Faust einen Moment schweigend an, ehe sie sich damit fest gegen den Kopf schlug. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen.

“Ja, das ist real...”, redete sie mehr mit sich selbst und rieb sich den schmerzenden Kopf.

Der Doctor beobachtete sie einen Moment aufmerksam, dann lachte er los. “Du bist fantastisch! Wie heißt du?”

Easy sah ihn misstrauisch an. Hatte der sie noch alle? Wollte sie ihm wirklich ihren Namen verraten? So direkt schien von ihm keine Gefahr auszugehen... Zumindest sah er nicht wie ein Massenmörder aus. “Easy.”, meinte sie schließlich leise, zögerlich.

“Easy, du bist fantastisch!”, wiederholte er sich und und strahlte sie so ansteckend an, dass die Frontfrau einfach mitgrinsen musste.

An der Holztür ertönte plötzlich ein Klopfen.

“Easy?”, fragte Chibichi. “Lebst du noch?” Ob der Größe der Box traute sie sich nicht herein.

Der Doctor grinste immer noch, als er an Easy vorbeieilte und die Tür der TARDIS öffnete, sie aufhielt. “Kommt doch rein!”, lud er nun auch die anderen Sorglospunks und Chibichi ein. Zögerlich traten Chris, Jack und die Dämonin samt ihrem geflügelten Gefährten ein und reagierten wie Easy zu beginn mit weit offenen Mündern.

“Aber... Aber...”, stotterte Jack und zeigte auf das Innere des Raumschiffs. “Wie ist das möglich?”

“Er ist ein Zeitreisender.”, erklärte Easy und hatte sich jetzt mit dem Gedanken schon fest angefreundet.

“Heiliger...”, flüsterte Chris und schluckte.

“Übrigens, ich bin der Doctor.”, stellte sich der Mann vor und hielt der zweiten Frau in der Band eine Hand hin.

“Jack.”, meldete sich Easys Schwester und ergriff die Hand, ehe sie ihn fragend an sah. “Aber was für ein Doctor sind Sie?”

“Einfach nur der Doctor.”, lächelte der Braunhaarige.

“Ich bin Chris.”, stellte sich dann auch der Bandgitarrist vor.

“Chibichi.”, meinte die Dämonin und ergriff die ihr dargebotene Hand. Sie würde diesem Mann ihre Berufung vorerst verschweigen. Er kam ihr ganz und gar nicht koscher vor.

“Seltsam.”, meinte der Doctor schließlich, als er durch die Gesichter um sich herum blickte. “Eigentlich hab ich jemanden gesucht und er sollte hier sein. Aber scheinbar war das ein Fehlalarm...”

Er grinste wieder und die ernste Atmosphäre verschwand augenblicklich. “Also, was macht ihr so?” Erwartungsvoll sah er von einem zum nächsten.

“Wir sind Musiker.”, meinte Easy ebenfalls grinsend und zeigte auf sich, Chris und Jack. “Und unsere Freundin Chibichi hat ein kleines Problem, bei dem wir ihr helfen sollen.”

Der Doctor nickte verstehend. “Braucht ihr vielleicht noch mehr Hilfe? Wo ich schon mal da bin...” Er hatte eh nichts weiter zu tun. Kein Kompanion, keine Pflichten. Er wollte nur den Master finden, doch das hatte auch noch einen Tag Zeit.

Chibichi sah den Fremden aus großen Augen an. “Du willst mir helfen? Einfach so?”

“Ich bin sehr hilfsbereit.”, grinste der Doctor und zwinkerte seinem Gegenüber zu.

Chibichi seufzte. Sie müsste ihm die Wahrheit erzählen. Hoffentlich würde er nicht zu geschockt...

“Ich bin der Teufel, Herrin der Unterwelt.”, meinte sie schließlich und sah den Doctor an.

Dieser strahlte noch ein Stück breiter. “Fantastisch!”

Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte. Manche Leute wichen ängstlich vor ihr zurück, andere begannen zu schreien und wieder andere wurden verrückt, doch eine Reaktion mit solcher Freude hatte sie noch nicht erlebt.

“Und was ist das Problem, bei dem du Hilfe brauchst?” Die Begeisterung und das Grinsen waren vom Gesicht des Doctors nicht mehr wegzudenken.

“Mephisto, einer der sieben Wächter der Höllenreiche plant einen Aufstand gegen mich und hat mich zum Kampf herausgefordert. Ich muss sieben Prüfungen bestehen, dann kann ich meinen Job behalten.”, erklärte Chibichi die Konditionen, die ihr Erzfeind ihr gemacht hatte.

“Leute!”, unterbrach Easy ihre Freundin und den Doctor. “Kommt euch sein Grinsen nicht auch irgendwie bekannt vor?”

Alle beobachteten sie den Doctor, bevor Chibichi erkannte. “Mephisto!”, rief sie überrascht.

Der Doctor sah sie perplex an. “Entschuldigung?”

Chibichi schnippte mit den Fingern und vor ihr erschien ein Hologramm ihres Gegners.

Die Augen des Doctors wurden groß, das Grinsen schwand schlagartig von seinen Zügen.

”Master.”, flüsterte er beinahe ehrfurchtsvoll.

Die anderen sahen ihn aus großen Augen an.

Der Doctor wirkte einen Moment, als würde er leiden, dann seufzte er auf. Er würde ihnen alles erzählen müssen. Sie steckten schon viel zu tief drin.

“Können wir irgendwo in Ruhe reden?”



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