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Heimkehr

Wendungen zum Besseren
von

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Eine schicksalhafte Begegnung

30. 12. 2009
 

Heimkehr
 

Mr. Jenkins war ein Geschäftsmann, der in seinem Kleiderschrank zur rechten Seite (er kam mit Schränken, die die Fächer nicht zur Linken hatten, nicht zurecht) zehn verschiedene Anzüge hängen hatte, die Meisten in Grau, weil er Grau für angenehm dezent hielt und somit für einen Geschäftsmann wie ihn völlig angemessen. Einer war aus grau-braunen Tweed, aber er mochte den Anzug nicht für die Arbeit. Dann war da noch ein fantastischer, teurer, sehr teurer blauer Anzug, den Mr. Jenkins liebte.

Er trug ihn fast nie, nur wenn er einmal eine Dame zum Essen ausführte oder ähnliches. Für Festliches. Das war sein guter Anzug. Auch die anderen Anzüge waren nicht grade billig, aber dieser war sein guter Anzug. Er liebte ihn, auch wenn es merkwürdig klingen mag.

Er war nun mal kein Künstler und kein Ästhet, aber er liebte diesen blauen Anzug.

Er erinnerte sich noch haargenau an das jüdische Bekleidungsgeschäft, in dem er diesen Anzug gesehen hatte. Natürlich nicht genau seinen, schließlich war es eine Maßanfertigung.

Aber das Modell.

Er hatte an diesem frühen Abend, an dem er seine kleine Wohnung nach der Arbeit eigentlich nur noch einmal verlassen hatte, um Kartoffeln und Brot und einige andere Dinge aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft zwei Blocks weiter zu kaufen, weil er beim Vorbereiten des Abendbrots plötzlich gemerkt hatte, dass ihm das Brot ausgegangen war.

Es war schon dämmrig, als er mit zwei Papiertüten aus dem Laden zurückkam, und unabsichtlich wechselte er die Straßenseite, einfach weil alle Leute um ihn herum das grade taten, und wenn man nicht ganz mit den Gedanken bei der Sache ist, lässt man sich manchmal eben mitnehmen von einer Gruppe von Leuten.

So wechselte er unabsichtlich die Straßenseite und lief nun auf der Seite, auf der er sonst nie lief.

Das Lebensmittelgeschäft lag auf der gleichen Seite wie sein Wohnhaus, also wieso die Straße überqueren?

Aber auf der anderen Straßenseite gab es ein großes Geschäft.

Wieso lag es eigentlich an dieser unmöglichen Stelle, weit entfernt von der Einkaufsmeile des Viertels? Mr. Jenkins wusste es nicht.

Dieses Geschäft war schon ewig da, schon vor dem Krieg war es da gewesen, hatte er gehört, als er noch ein kleiner Junge gewesen war.

Aber damals hatte er noch nicht hier gelebt und er kannte das Geschäft nur von der anderen Straßenseite aus.

Wieso kaufte er nicht hier, fragte er sich abwesend, als er das erste Schaufenster erreichte, was hell und warm erleuchtet war.

Er hatte sich in den letzten sieben Jahren drei Mal vermessen lassen, aber immer beim selben Laden.

Er erreichte ihn von seinem Büro aus bequem zu Fuß und konnte Angelegenheiten in Sachen Anzug so während der Mittagspause erledigen, was er sehr praktisch fand.

Abends blieb er lieber daheim und ging nur für schnelle Einkäufe in den Laden zwei Blocks weiter. War die Arbeit beendet wollte er sich nicht mehr mit Anzügen beschäftigen.

Heute aber war das breite Schaufenster zu warm und einladend, um nicht wenigstens kurz die Ausstellungsstücke zu würdigen.

Da war ein schwarzer Anzug – für die Arbeit zu auffällig.

Ein grauer – solche hatte er schon zu Genüge, und man kannte seine Maße bei dem anderen Geschäft.

Ein beiger – die Farbe mochte er nicht besonders.

Zwei Meter weiter zum nächsten Fenster.

Hier waren Frauenkleider ausgestellt. Die Mannequins machten ihm ein wenig Angst. Er mochte die Puppen nicht, die auch Köpfe hatten. Die Anzugpuppen hatten keine.

Da war ein kariertes Kleid, furchtbar kurz, wie er fand, daneben ein rosafarbenes und zuletzt eine Bluse mit einem langen schwarzen Rock, den man im Büro tragen konnte.

So sah wohl eine adrette Sekretärin aus.

Aber das Fenster hatte keine Bedeutung für Mr. Jenkins.

Dann kam das letzte breite Fenster.

Dort standen rechts und links zwei unbedeutende Anzüge, einer aus schwarzem Satin, wie Mr. Jenkins doch recht beeindruckt feststellte, der andere war noch zu weit entfernt, um genaueres zu sehen, aber er schien Gelb zu sein. Gelb! Wie konnte ein Mann nur einen gelben Anzug tragen, wenn er nicht im Showgeschäft war? Mr. Jenkins verabscheute solche geradezu grellen Farben. Sommerkleider konnten gelb sein. Sogar ein Hemd konnte einmal gelb sein, aber wer bitte trug schon einen derart gelben Anzug? Mr. Jenkins neigte zu Kurzsichtigkeit, die er gerne verschwieg und er hasste seine runde Brille. Wieso hatte er sich ausgerechnet zu diesem vorzeitlichen Modell überreden lassen, mit silbernem Rand und schmalen Trägern? Heutzutage trug man modische, breite Ränder, eckige Formen, eben etwas Schnittigeres und er hatte diese Brille mit den kreisrunden Gläsern. Er trug sie nicht.

Links der schwarze Satinanzug – doch dann, in der Mitte, strahlend, ein wunderbarer blauer Anzug. Blau wie die Nacht, noch bevor es ganz dunkel war.

Er sah wunderbar aus. Vor dem beige-gelben Vorhang, der den Hintergrund des Schaufensters darstellte, strahlte der blaue Anzug wunderbar.

Mr. Jenkins trat näher an das Schaufenster heran und besah sich den Anzug möglichst genau.

Er hatte glänzende Knöpfe, nicht golden zum Glück, das hätte militärisch gewirkt.

Und Mr. Jenkins wusste: Er war perfekt.

Ungewöhnlich beschwingt ging er danach zurück zu seiner Wohnung im dritten Stock, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche mit Essbereich und Badezimmer, und hatte sich fest vorgenommen, genau diesen Anzug zu kaufen.

Am nächsten Morgen fiel ihm ein, dass er gar nicht mehr nach dem Preis gesehen hatte – Nun gut, er würde ihn ohnehin kaufen, das hatte er bereits beschlossen.

Nach dem Büro fuhr er mit der U-Bahn nach Hause, lief direkt zu dem Bekleidungsgeschäft und ließ sich vom Schneider Maß nehmen.

Folgende Woche sollte der Anzug fertig sein.

Wegen Lieferproblemen mit dem Stoff wurden zwei Wochen daraus, aber schließlich hatte Mr. Jenkins seinen sündhaft teuren, nicht ganz nachtblauen Anzug, der strahlte und herrlich aussah.
 

Mr. Jenkins lebte allein und lernte nur selten Frauen kennen. Er wusste nicht genau, ob sie ihn nicht interessierten oder er sie nicht, aber sein blauer Anzug kam tragisch selten ans Tageslicht.

In der Mittagspause aß er zumeist mit Kollegen in einem Restaurant in der Nähe des Büros, oder machte kleine Erledigungen, ein Besuch bei der Bank, Einkäufe, die hier nicht teurer waren als sonst wo, also meistens keine Einkäufe.

In der Einkaufsstraße dort am Büro konnte man eine Stunde auch gut verbringen, ohne Geld auszugeben. Dann aß er nur eine Brezel von einem fahrenden Händler.

Nach der Arbeit fuhr er direkt nach Hause und zu Hause zog der den Anzug aus und hängte ihn auf, zog sich ein gemütlicheres Hemd an und eine Hose, die knittern durfte, vielleicht sogar eine Jeans, auch wenn er sie nicht so gern mochte, weil sie ihm irgendwie unpassend erschienen, und die schwarzen Lederschuhe, die immer glänzen mussten, räumte er ins Schuhfach an der Tür, was fast leer war, weil er nicht so viele Schuhe besaß.

Das Schuhfach war eine sinnlose Anschaffung gewesen, bemerkte er in Gedanken stets und ärgerte sich über dieses sinnlose Ding was er da gekauft hatte.

Der Hut hing jetzt auch an einem Haken bei der Garderobe, und die Krawatte lag auf seiner Kommode. Mr. Jenkins mochte Krawatten nicht besonders. Er wusste nie, ob seine Krawatte nun zum Anzug passte, ob es zu gewagt war oder gar schrill.

Dann wieder ertappte er sich dabei, über solche kleinkarierten, schwachsinnigen Fragen nachzugrübeln. War er nicht ein gebildeter Mann, der sich mit Wichtigerem beschäftigen konnte? Anscheinend lag es in seiner Natur, gerne unauffällig zu bleiben und er mochte diesen Gedanken nicht sonderlich.

So normal zu sein, war manchmal keine schöne Vorstellung.

Seine Kollegen hatten wenigstens Frauen oder Verabredungen, wohingegen er allein war.

Dass er dabei nicht längst depressiv geworden war, wunderte ihn.
 

Am nächsten Morgen, beim Blick aus dem Fenster, fröstelte ihm schon.

Mr. Jenkins mochte Kälte nicht besonders, aber am Winter störte ihn insbesondere, dass es so früh dunkel wurde. Meistens verließ er das Haus schon, wenn es noch dämmerte und kehrte erst zurück, wenn es längst dunkel war.

Das mochte er nicht. Er konnte nur in der Mittagspause spazieren gehen, wenn er sich danach fühlte. Und der Park war leider grade so weit entfernt, dass man schon schnell gehen musste, um ihn in der einen Stunde zu erreichen, ein wenig da zu bleiben und rechtzeitig zum Wiederbeginn der Arbeit zurück zu sein.

Manchmal hasste er diese dämliche Mittagspause, die ihn davor bewahrte, vor der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein.

An diesem Morgen sah Mr. Jenkins am gräulich-weißen Himmel und den dick eingepackten Leuten auf dem Fußweg gegenüber von seiner Wohnung bereits, dass es wohl kalt war, also öffnete er erst gar nicht das Fenster, um nachzufühlen.

In seinem schwarzen Mantel über dem Anzug machte er sich auf den Weg zur U-Bahn Station.

Er kaufte sich auch noch eine Tageszeitung am Zeitungsstand und las ein wenig, während die Bahn fuhr.

In der Mittagspause vergaß er zumeist, dass er ja noch die Zeitung hatte und lief lieber ein wenig draußen umher. Dann las er den Rest des Blattes abends zu Hause und fragte sich, ob die Informationen nun eigentlich noch aktuell waren. Manchmal sah er abends auch einen Film auf seinem kleinen Fernseher.

Wenn es draußen früher dunkel wurde und Weihnachten näher rückte, dachte Mr. Jenkins wieder häufiger an seine Familie. Sie lebten nicht in New York, auch nicht in der Nähe, sondern weit weg und verstreut.

Seine Eltern lebten weiter im Westen, sein Bruder war wegen seiner Arbeit im Süden gelandet, am nächsten war seine Schwester Suzy, die mit dem Auto über sechs Stunden entfernt lebte, östlich von New York.

An diesem kalten Abend, nach einer ganzen Woche Sonnenschein und lauen Temperaturen, saß er fröstelnd in seinem Wohnzimmer, wusste nichts mit sich anzufangen und beschloss, Suzy anzurufen.

Er mochte es, mit seiner Familie zu telefonieren.

Suzy wusste auch, dass es kalt war, während Henry, der fünf Jahre älter als er war, sicher über ihn gelacht hätte, da es dort unten im Süden immer noch schön warm war.

Mr. Jenkins vermisste seine Heimat in Kansas, so endlos weit von New York entfernt.

Die Felder, die Tornados, die Einsamkeit.

In New York gab es nur Menschen. Menschen und das kalte graue Meer. Er fand, diese beiden bedrückenden Dinge ähnelten sich.

Er wählte die Nummer auswendig. Er konnte alle Nummern aus seinem kleinen Telefonbüchlein auswendig, was das Telefonbüchlein sinnlos machte, aber er sammelte die Nummern darin, blätterte es manchmal aus Langeweile durch, las den Namen einer Person, die zu weit an den Rand seines Bewusstseins gerückt war und vielleicht würde er diese Person dann anrufen.

Das konnte ein ehemaliger Kollege sein, der jetzt bei einer anderen Firma arbeitete und vielleicht Kooperationen vermitteln konnte, ein Freund, den er lange nicht mehr gesprochen hatte.

Dagegen würde er Kontakte, zum Beispiel geschäftlicher Natur, die sich aus irgendeinem Grund erübrigt hatten, sofort wegstreichen.

Die wenigen Menschen, die Mr. Jenkins als Freunde bezeichnete waren alle noch daheim, nur seinen besten Freund von der Schule damals, Jeffrey, der viele seiner Interessen geteilt hatte, hatte es nach Montreal verschlagen.

Die Briefe waren über die Jahre seltener geworden, die Telefonate aufgrund Jeffreys Geschäftigkeit umständlich.

Mit einem Seufzen schob Mr. Jenkins den Gedanken an die schönen Momente mit Jeffrey, zurück in Kansas, beiseite und wählte die letzte Ziffer von Suzys Nummer.

Das Telefon klingelte lange, bevor eine müde klingende Frau den Hörer abnahm.

„Hallo?“, sagte sie nur.

„Suzy, bist du das?“, fragte er, weil er die Müdigkeit nicht zuordnen konnte.

„Bist du’s, Perry? Wie schön!“, rief sie aus und Leben kam zurück in ihre Stimme.

„Wie geht es dir, Suzy? Wie geht’s den Kindern und Mathew?“, fragte er und lies sich von der vertrauten, geliebten Stimme beruhigen, während er in seinem Fernsehsessel Platz nahm.

„Oh, Jackson ist jetzt in der Grundschule und Sara und Peter sind auch wohlauf.“

„Was ist mit Mathew? Wie geht’s ihm? Wie läuft seine neue Arbeit?“

„Oh, ich kann ihn dir gleich selbst geben. Es ist alles gut jetzt, sogar ein bisschen mehr Geld bekommt Mathew jetzt. Wir sind alle sehr glücklich, dass Mr. Martens ihn angenommen hat.

Aber warte, ich gebe ihn dir.“

Es raschelte, er hörte leise Stimmen, dann:

„Perry! Wie wunderbar dich mal wieder zu hören!“, sagte eine warmherzige, fröhlich klingende Stimme, die von Mr. Jenkins’ Schwager Mathew. Er war ein wunderbar familiärer Mensch, der es mochte, ein einfaches Leben zu führen.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Suzy hat mir schon gesagt, dass der neue Job besser ist als der alte, also erzähl doch erstmal.“

„Tja, was soll man dazu sagen…die Situation hat sich wunderbar verbessert. Meine neuen Kollegen, die Arbeit, das Gehalt…Es gibt nichts zu klagen.“

„Das ist wirklich eine großartige Neuigkeit, Mathew.“

Mr. Jenkins legte die Beine hoch auf seinen kleinen Fußhocker.

„Und, sag mir Perry, wie sieht es bei dir aus?“

„Ach du weißt ja. Immer das Gleiche…Nichts wovon man wirklich glücklich werden könnte. Nicht so wie bei euch da drüben.“

„Nun mach mal halblang, Perry. Du weißt, was das hier für ne Arbeit ist, oder? Mir tun jeden Abend alle Knochen weh!“, aber obwohl er das sagte, lachte Mathew gelöst.

„Manchmal wünschte ich, ich wäre in Kansas geblieben. Einfach Farmer werden, irgendetwas Bodenständiges. Ja… Nun, ein blauer…“ Er seufzte.

Ein blauer Anzug macht auch nicht wunschlos glücklich, hatte er sagen wollen, aber es dann doch lieber gelassen. Was für ein Hohn wäre das gewesen, Mathew gegenüber. Nein, seine Schwester und ihre Familie, sie waren nicht reich. Sie hatten wenig, aber damit waren sie glücklich. Aber wie konnte er das einem Menschen verständlich machen, der jetzt grade nicht im grauen New York saß, ganz allein.

Das Telefonat dauerte nicht mehr lange an, die Kinder mussten ins Bett und so blieb Mr. Jenkins nichts anderes übrig als auf bald zu sagen und die Verbindung zu unterbrechen, die ihn wieder hier allein zurückließ.

Was für ein Wunsch, zurück nach Hause zu gehen, um Farmer zu werden! Nie im Leben würde das klappen. Nie im Leben, dachte Mr. Jenkins, und schaltete den Fernseher an.
 


 

In der Mittagspause Tage später war Mr. Jenkins immer noch betrübt und wollte nicht mit seinen Kollegen Essen gehen. Er fühlte sich nicht hungrig, sondern kaputt und jämmerlich.

Das Telefonat mit Suzy hatte nicht den erhofften Erfolg gehabt, sondern viel mehr das Gegenteil – Es hatte ihn an einen Ort zurück versetzt, der so schön war, dass es ihm nur noch miserabler ging, und trotzdem konnte er nicht sagen, was mit ihm los war.

Hier hatte er alles, was also wollte er mehr?

Er hatte sich morgens ein Butterbrot geschmiert – was er sonst nie tat – und das aß er nun alleine an einem Tisch in der Ecke der Kantine, wo sonst nur die unterbezahlten Hilfskräfte aßen.

Nachdem er das Brot lustlos heruntergewürgt hatte, stellte er mit Bedauern fest, dass die Mittagspause noch ungefähr ewig (über eine halbe Stunde) dauerte, und er es hier nicht so lange aushalten würde.

Stattdessen nahm er seinen Mantel und ging nach draußen.

Es lag noch Schnee vom Vortag auf den Straßen und es war sehr kalt, sodass der Schnee, der des Abends angetaut war, nun zu harten Eisbrocken gefroren war.

Er knirschte nervtötend unter den Schuhen, aber die Mitte des Fußgängerweges war zuletzt gestern geräumt worden und lag spiegelglatt und unbetretbar da.

Also stieg Mr. Jenkins notgedrungen weiter durch die harten Schneehaufen.

Seine Füße trugen ihn Richtung Einkaufsmeile, und er hatte nichts dagegen, dort ein bisschen herumzuspazieren.

Es war nicht all zu viel los um diese Zeit an einem gewöhnlichen Geschäftstag, worüber Mr. Jenkins froh war. Sich durch Menschenmassen schlängeln zu müssen gehörte ebenfalls zu den Dingen, die er nicht leiden konnte.

Wie oft er hier gewesen war – es war sein gewohnter Weg von und zur Arbeit, da die U-Bahn Station inmitten der Einkaufsmeile, die von einer der Hauptstraßen durchschnitten wurde, lag.

Er sah die Gebäude, die ihn umgaben nicht direkt an, sondern nahm sie, genau wie die Menschen, nur als graue Schatten wahr, die ihn umgaben.

Dort saß einer dieser grauen, leblosen Schatten, leblos, ja…

Mit einem Ruck blieb Mr. Jenkins stehen.

Dieser junge Mann, der dort, in verdreckte Decken eingehüllt, auf dem gefrorenen Boden saß, spielte Mundharmonika.

Mr. Jenkins tat etwas, was er sonst niemals tat: Er blieb stehen und sah den jungen Mann an, der voller Gefühl eine traurige Melodie spielte, und Mr. Jenkins hörte dem Spiel zu und spürte ein Gefühl in sich, ein Gefühl, was er, so hatte er geglaubt, gar nicht kannte.

Er suchte nach dem richtigen Wort für den Kloß in seinem Hals, ohne weitergehen zu können.

Schließlich endete das Spiel und der junge Mann sah Mr. Jenkins vom Boden aus an.

„Na, Mister? Einen Dollar für den Musikanten, der ihr Herz erwärmt?“

Mr. Jenkins kehrte über diesen Satz zurück in die Einkaufsmeile und blickte herab auf den Obdachlosen.

Die freche Ansprache beeindruckte Mr. Jenkins mehr, als ihm lieb war, und er sah erst weiter in die tiefbraunen Augen, dann auf das sommersprossige Gesicht mit dicker, gestrickter Mütze umrahmt, keck grinsend.

Er seufzte, hatte Mühe, blieb jedoch seinen Prinzipien treu.

Solchen Tagedieben durfte man unter keinen Umständen auch noch das Leben versüßen.

„Wieso suchen Sie sich nicht eine anständige Arbeit, statt hier herumzusitzen und nichts zu tun?“

„Nun, ich warte darauf, dass das Glück an meine Tür klopft.“

Warten, Warten!

„Dann bin ich sicherlich nicht, was Sie suchen.“, antwortete er trocken.

Er drehte sich benommen weg und setzte sich ohne ein weiteres Wort in Bewegung.

„He, Mister!“, rief der junge Mann ihm hinterher.

Mit einem Lächeln, das der Junge nicht mehr sehen konnte, und ohne weiter auf das Rufen zu reagieren, lüftete Mr. Jenkins seinen Hut und machte sich auf den Weg zurück zum Büro.
 

Am folgenden Tag wurde Mr. Jenkins unerwartet ins Büro gerufen.

Er war verwirrt – hatte er ein Meeting vergessen, eine Präsentation, die Zusammenstellung von Daten?

Sein Chef saß gewohnt dick und in seinen Chefsessel hineingegossen wie Pudding und bot ihm keine Zigarette an, als er sich eine ansteckte.

„Nun, Mr. Jenkins. Sie haben all die Jahre wirklich gute Arbeit für uns getan und ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür. Nunja…Nun, nur leider mussten wir Einsparungsmaßnahmen ergreifen, die Sie nicht unmaßgeblich betreffen werden. Kurz –“

„- Ich bin gefeuert?“, warf Mr. Jenkins ein. Er erschrak sich über sich selbst, denn normalerweise unterbrach er seinen Chef und Kollegen nie, weil er es als höchst unhöflich empfand. Er dachte für eine Millisekunde an den Obdachlosen Jungen, der genauso frech gewesen war.

„…Ja.“, sagte sein Chef trocken.

Was für eine Nachricht!

„Wir mussten leider feststellen, dass Sie sich nicht genug profilieren konnten, während Sie in unserer Firma angestellt waren…“

Jetzt kam das also.

„Sie feuern mich, ja? Aber bitte doch! Wissen…“ – er verschluckte sich – „Wissen Sie was? Ich hab diesen Schuppen hier eh immer gehasst! Scheißkasten! Elender Scheißkasten!“

Mr. Jenkins wunderte sich noch, was da aus seinem Mund herausgeschossen kam, aber fühlte, wie gut es tat. Die Ausreden konnte der sich schenken. War doch eh ein verlogenes Schwein, der seine Steuern hinterzog (Er hatte die Dokumente selbst stillschweigend bearbeiten müssen)!

„Arschloch!“, schrie er seinem ehemaligen Chef wütend ins Gesicht. Wütend und ehrlich. Denn das, so merkte er just in diesem Moment, war er viel zu lange nicht mehr gewesen. Unhöflich, aber ehrlich.

„Was haben Sie gesagt?“, sagte sein ehemaliger Chef sauer und wurde rot.

„Arschloch!“, wiederholte Mr. Jenkins nicht mehr gar so laut.

„Sagen Sie das noch mal!“, rief sein mittlerweile puterroter, ehemaliger Chef ihm entgegen, als er aus seinem Sessel hochfuhr.

„Wo soll ich es Ihnen hinschreiben, auf die falschen Steuererklärungen?! Arsch – loch!“

Damit drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Büro.

Er suchte nach einem leeren Karton, fand einen, schrie wütend ein paar ehemalige Kollegen und eine Sekretärin an, packte alles hinein und verließ sein Büro.

Und es war für immer, für immer! Was für ein sonderbar tolles Gefühl stieg da in ihm auf?

Mit schrecklichem Herzklopfen nahm er den Fahrstuhl nach unten, durchquerte die Lobby und verließ, ein wenig Stolz auf sich, aber mit zitternden Knien, das Büro.

Da war etwas aufgebrochen in ihm, was sich sehr gut anfühlte, und unheimlich zugleich.

Er wusste noch nicht, was es war, aber da war etwas.
 

Es war bitterkalt draußen, und der Karton war aus Pappe, sodass er ihn nicht einfach auf dem verschneiten Weg abstellen konnte, um seine Handschuhe anzuziehen.

Er spürte, wie seine Handknöchel taub wurden und ihm der Wind in die Ärmel pfiff.

Wie schon abertausende Male zuvor durchquerte er die Einkaufsmeile direkt um die Ecke, um zur U-Bahn zu gelangen, aber es war nicht mehr dasselbe.

Mit Erstaunen merkte Mr. Jenkins, wie sich seine Wahrnehmung verändert hatte, wie er…Ja, wie er zum ersten Mal die Augen beim Laufen offen zu haben schien.

´“He, Mister“, rief ihm einer der grauen Schatten vom Rande des gepflasterten Wegs nach.

Verwundert drehte Mr. Jenkins sich um, und sah aus dem Schatten das Gesicht von gestern auferstehen, das Gesicht des Tagediebs.

„Ach, Sie.“ Ratlos, mit dem Karton in den Armen, wandte sich Mr. Jenkins vollends dem Jungen zu und nahm einige Schritte zurück auf ihn zu.

Da es ihm unmöglich war, den Hut zu lüften, nickte er nur mit dem Kopf.

„Wie geht es Ihnen, Mister?“, fragte der junge Mann, den Kopf nach oben gerichtet.

In einige Wolldecken eingehüllt saß er auf seinem gewohnten Platz.

„Oh… oh, den Umständen entsprechend, denke ich.“

„Ach so.“, antwortete der Junge mit einem Blick auf den Karton, und sein Gesicht verriet, dass er sich etwas zusammenreimte.

„Jetzt sind wir gleich, wie?“

Mr. Jenkins schnaubte und antwortete knapp: „So sieht’s aus.“

„Und jetzt?“, fragte Timothy.

“Ich werde mir etwas Neues suchen. Das sollten Sie auch.“, sagte Mr. Jenkins unter größter Anstrengung. Er merkte, wie schwierig es sich für ihn gestaltete, über das eben Erlebte nachzudenken.

“Ich warte auf mein Glück“, sagte der Junge und starrte mit leerem Blick hinter Mr. Jenkins.

“Viel Erfolg beim Warten.“, sagte Mr. Jenkins und fühlte sich plötzlich sehr stolz, etwas getan zu haben. Er wollte sich schon umdrehen und diesen hoffnungslosen Fall, den Tagedieb, seinem Schicksal überlassen, doch er kam nicht weit.

Eine Hand hielt ihn am Ärmel seines Jacketts fest und zog ihn sanft.

"Mister? Wohin gehen Sie?"

Er drehte sich ungläubig zurück. Er brauchte einen sehr langen Moment, um darüber nachzudenken, was er als nächstes sagen sollte, ob er überhaupt zu antworten brauchte, sich losreißen sollte, weglaufen, losbrüllen.

“Als nächstes wollte ich... Hier, halt mal kurz.", und er drückte dem jungen Mann seinen Karton in die Hände.

“Was'n das?", ächzte der Junge auf, dem unter Gewicht des Kartons voll von Jenkins Habseligkeiten die Arme heruntergezogen wurden.

Ohne darüber nachzudenken, stellte er den Karton auf den vereisten Boden.

“He! Ich habe Ihnen...!" Mr. Jenkins besann sich und lies den Karton stehen, während er sein Telefonbuch aus der Tasche zog.

Er durchsuchte sein Jackett nach einem Füllfederhalter, den er in der Brusttasche fand, und strich säuberlich die Nummer seines Büros durch.

Dann steckte er das Telefonbuch wieder weg.

Der junge Mann, der Mr. Jenkins währenddessen genau beobachtet hatte, fragte nun, auf die Kiste deutend:

“Brauchen Sie den Kram überhaupt noch?"

"Für heute nehme ich ihn mit, dann sortiere ich die Papiere."

"Ach kommen Sie, wozu? Sie sind doch gefeuert oder? Wozu dann?", kam es, während der Junge seine Decken einsammelte und faltete.

"Ich bin nicht gefeuert, ich habe...", Mr. Jenkins unterbrach sich und fing seinen Satz erneut an: "Wieso packen Sie ihre Decken ein?"

"Ich dachte, ich leiste Ihnen heute Gesellschaft."

"Oh." Mr. Jenkins wusste noch nicht, ob dies hier angenehme Gesellschaft werden würde.

Er hob den Karton auf, und wandte sich zum Gehen, lies den jungen Mann, der zu ihm aufschloss, nachdem er seine Sachen in einer riesigen Tüte verstaut hatte, aber kommentarlos gewähren.
 

Da Mr. Jenkins dem Jungen, der sich als Timothy vorstellte, eigentlich seine Wohnung nicht zeigen wollte, nahm er ihn in ein Kaffee mit, wo Timothy ihm einen Cappuccino abschwatzte, den er dann auch zähneknirschend bezahlte.

„Erzählen Sie mir, wie sie auf der Straße gelandet sind. Das sind Sie mir schuldig“

„Oh, ich lebe nicht auf der Straße, wissen Sie? Nur tagsüber. Ich habe einen Schlafsack bei einer Freundin.“, antwortete Timothy, während er den Schaum von seinem Kaffee herunterlöffelte.

„Und Ihre Freundin findet es in Ordnung, dass die betteln? Wie alt sind sie überhaupt?“

„Einundzwanzig, warum? Sie ist übrigens nicht…Wir sind nicht zusammen, wissen Sie. Ich habe nur einen Schlafplatz bei ihr gefunden.“, verteidigte Timothy sich.

„Sicherlich, sicherlich“, seufzte Mr. Jenkins skeptisch.

Er hatte den Mann auf jünger geschätzt, auf 17 vielleicht. Er benahm sich viel zu kindisch für sein Alter!

Timothy wandte seinen Blick dem Karton zu, der neben seiner Sitzbank auf dem Boden stand, und durch den Schnee langsam aufweichte, der beim Absetzen auf dem Boden vorhin hängen geblieben war. Er stupste den Karton an und beschaute ihn, indem er mit dem Kopf halb unter dem Tisch verschwand.

„Was ist das eigentlich?“

„Meine Habseligkeiten aus dem Büro.“

„Wieso brauchen Sie sie?“

„Ich werde sie zu Hause sortieren, das sagte ich doch bereits. Ich weiß nicht, ob ich noch etwas davon gebrauchen können werde.“

„Sie werden nichts davon gebrauchen können! Schmeißen Sie sie weg!“, sagte Timothy mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht.

„Halten Sie…Halten Sie sich daraus.“, antwortete Mr. Jenkins genervt.

„Jetzt erzählen Sie mir, wieso Sie so heruntergekommen leben!“, nahm er seinen Faden von vorher wieder auf.

„Heruntergekommen!“ Der junge Mann spielte entrüstet.

„Wer würde schon freiwillig betteln?“

Timothy stützte seinen Kopf lachen auf die Arme auf, und sah Mr. Jenkins grinsend an.

„Tja, wieso…Wissen Sie, Mr. Jenkins, ich wuchs in einem trauten Heim in einer Kleinstadt auf. Ein schier perfektes Leben, zumindest dachte meine Mutter das.“

„Aber wieso sind Sie dann nicht dort geblieben? Es hört sich doch nach einem…behüteten Elternhaus an.“, fragte Mr. Jenkins.

„Sie hatte keine Ahnung, wissen Sie.“, sagte Timothy, und sein Blick schweifte in die Ferne, draußen vor dem dunklen Fenster, durch die gefrorenen Straßen, zurück zu einer anderen Welt, die es vor langer Zeit gegeben hatte. Sein Ausdruck wurde düster.

„…Wovon hatte sie keine Ahnung?“, fragte Mr. Jenkins beunruhigt.

„Oh, wissen Sie…“, er unterbrach sich: „Können wir nicht endlich dieses elendige Siezen beiseite lassen? Wie heißt du?“

„Perry.“, kam die Antwort ruhig. „Also, ich habe keine Ahnung? Was ist passiert?“

„Es gibt Dinge, die sind tausendmal schlimmer, als auf der Straße zu erfrieren oder an irgendetwas zu verrecken.“, sagte Timothy.

„Was für Dinge?“

„Oh, es gibt Dinge, Perry, die sind schlimmer als die Hölle. Du kannst sie dir nicht mal im Traum vorstellen…“, sagte Timothy düster und starrte in die Leere.

„Entschuldige“, sagte Perry.
 

Später, nach einer langen Stille und einem wieder aufkommenden Gespräch, standen sie gemeinsam vor dem Café, und Perry wollte sich verabschieden.

„Tja, dann…“, sagte er seufzend, und wusste nicht genau, was er zu dem Jungen sagen sollte.

„Was? Willst du jetzt gehen?“, fragte dieser nur.

„Ach…nicht?“, sagte Mr. Jenkins verwundert und klammerte sich unwillkürlich mehr an die Kiste.

„Weißt du, ich kann jetzt nicht mehr nach Hause, Mary ist jetzt arbeiten. Sie lässt mir die Tür nur bis Sechs auf, dann geht sie nämlich, und jetzt kann ich nicht mehr rein.“

„Ihre…deine Freundin geht jetzt erst Arbeiten?“, sagte Perry misstrauisch.

„Oh, nicht das was du denkst. Sie ist Bardame, so hab ich sie übrigens auch kennen gelernt.“

„Ach so, und nun?“, Mr. Jenkins seufzte. Das hier verlief ganz und gar falsch, und er wollte den – zugegebenermaßen freundlichen- Streuner auch nicht in seine Wohnung mitnehmen.

„Ich dachte, du wohnst alleine?“, sagte Timothy liebenswürdig.

„Äh, also…Timothy, Sie, äh, du willst nicht wirklich heute bei mir übernachten? Das geht doch nicht.“, sagte Mr. Jenkins mit einem ungemütlichen Gefühl.

„Wieso denn nicht?“

„Na, ich muss morgen früh…“ Arbeiten.

„Du hast nichts vor, Mann! Du bist raus! Aber vergiss es einfach!“, und der Junge drehte sich auf dem Absatz um, um die Straße hinunter, Richtung einer öffentlichen Toilette zu laufen.

„Timothy!“


 

Sie saßen in der vollen U-Bahn, auf dem Weg Heim.

Timothy hatte einen rosa Schimmer auf den Wangen, von der Kälte draußen, und vielleicht auch von der Aussicht, ein gemütliches Sofa zu bekommen, statt eines Schlafsacks auf dem Boden.

Sie liefen zusammen die Straße entlang, an den düsteren Geschäften vorbei, und Perry trug seinen Karton, und Timothy trug seine riesige Plastiktüte.

„Hier wohnst du also?“, sagte er, und schaute enttäuscht an dem dreistöckigen Backsteingebäude hoch.

„Hattest du etwas anderes erwartet?“, fragte Perry als er sich an ihm vorbei schob und die Haustür aufdrückte.

Der Flur machte einen ordentlichen Eindruck, fand er.

Perry betrat als erstes die Wohnung und machte das Licht an.

Plötzlich kam ihm der allzu leere Flur peinlich vor, unpersönlich und kalt.

Timothy stellte umsichtig seine Tüte ab, zog sich den Mantel und die Mütze aus, und ließ die Schuhe neben der Fußmatte stehen.

„Ich…würde vorschlagen, du nimmst als erstes eine Dusche.“, sagte Mr. Jenkins zögerlich.

„Ich bin sauber!“, antwortete der junge Mann und fing an zu lachen.

„Trotzdem. Deine Sachen sollten gewaschen werden.“, blieb Mr. Jenkins bestimmt.

„Ja ja, keine Sorge. Soll ich das jetzt machen? Hast du Wechselkleider?“, fragte der junge Mann Perry.

„Du bekommst Sachen von mir“, sagte dieser, verschwand in seinem Zimmer und kam anschließend mit einigen Kleidungsstücken zurück.

„Hoffentlich passen sie“, sagte Timothy und beäugte den Pyjama misstrauisch.

„Bekomme ich für morgen auch frische Sachen?“

„Ich lege dir gleich noch etwas raus. Das Bad ist dort.“, sagte Perry und deutete auf den Raum am Ende des Flurs links.

Timothy kam nach einer ausgiebigen Dusche vom Bad zurück und fand Perry im Wohnzimmer, in seinem Fernsehsessel, den Fernseher angeschaltet. Er schaute nur beiläufig auf, als Timothy sich auf das Sofa zu seiner Linken setzte.

„Perry?“

„…Ja?“, sagte Perry, und schaltete den Fernseher leiser.

„Du siehst traurig aus.“

„Was soll das nun wieder?“

„Ich weiß nicht, ich wollte dich fragen, ob dich etwas bedrückt.“

Mr. Jenkins gefror. Das Gefühl, was er länger verdrängt hatte, diese innere Unzufriedenheit, das Drücken, das Ziehen, das Kratzen, daran erinnerte er sich, aber er zog es vor, nicht weiter darüber zu grübeln.

„Das bildest du dir ein, Junge. Du kennst mich doch gar nicht.“

“Ja, Entschuldigung.“

Mr. Jenkins hatte an diesem Abend nicht das Bedürfnis, noch sonderlich lange wach zu bleiben und sich mit dem wunderlichen Jungen zu unterhalten, der sich so dreist bei ihm einquartiert hatte. So verabschiedete er sich viel zu früh zur Nacht und zog sich in sein Schlafzimmer zurück, während Timothy auf der Couch schlafen musste.

Erst viel später schlief Mr. Jenkins mit einem unguten Gefühl ein.
 

„Du siehst müde aus“, sagte Suzy zu ihm, als sie sich das letzte Mal auf einer Feier gesehen hatten.

„Du siehst traurig aus“, sagte Timothy zu ihm, mit seinen dunklen Augen fest auf ihn geheftet.

Perry öffnete benommen die Augen und hatte noch das sommersprossige Gesicht, keck grinsend, vor Augen.

Vorgestern hatte er dieses Gesicht gesehen, als seine Welt noch im Lot gewesen war; Jetzt schlief ein Obdachloser in seinem Wohnzimmer, der ihm Dinge sagte wie „Du siehst traurig aus“, der seine Kleider trug und seine Kiste in den Schnee gestellt hatte.

Mr. Jenkins setzte sich auf, rieb sich die Augen, wurde wütend auf Timothy und sprang aus dem Bett, lief ins Wohnzimmer, um den kleinen Schmarotzer ein für alle Mal vor die Tür zu setzen und fand – Dass das Sofa leer war.

Schockiert rannte er zurück in den Flur, und sah, dass seine Schuhe verschwunden waren.

Die Tasche mit den schmutzigen Decken stand noch da, aber der Junge selbst war verschwunden!

Schockiert und ratlos stand Perry zuerst eine Weile im Flur, bis seine Füße auf dem Laminat kalt wurden, und er bemerkte, dass er nur seinen Pyjama trug.

Er zog sich benommen an, bevor er anfing, vorsichtig nachzusehen, ob irgendetwas aus seinen Schubladen fehlte – ohne Ergebnis.

Wieso dann war Timothy so einfach verschwunden?

Nachdem er sich seinen morgendlichen Kaffee gekocht hatte, saß er mit der dampfenden Tasse an dem kleinen Küchentisch und starrte ins Leere, dachte darüber nach, was Timothy gesagt hatte. Vielleicht war er traurig?

Aber er hatte sich nie…Er hatte sich traurig gefühlt.

Und jetzt saß er hier und der erste Mensch, der das bemerkt hatte, selbst vor ihm selbst, war einfach wieder verschwunden.

Als Perry aufstand, sah er die volle Kaffeetasse, die inzwischen kalt geworden war.
 

Den ganzen Tag lang blieb er zu Hause, aus Angst, der Junge würde vor verschlossenen Türen stehen, und nie mehr zurückkommen.

Stattdessen schlug er sich die Zeit mühselig mit einem Buch und Fernsehen um die Ohren, und verbrachte schlussendlich doch die meiste Zeit damit, am Fenster zu stehen und nach draußen zu sehen, wo das Schneetreiben wieder eingesetzt hatte.

Es war schon fast dunkel als es plötzlich klingelte, und Perry, aus einem Dämmerzustand aufschreckend, rannte los und drückte den Knopf zum Öffnen der Tür.

Er riss die Wohnungstür auf, hörte Scharren unten, und rief: „Bist du es?“

„Ja“, ging die heisere Stimme in einen plötzlichen Hustenanfall über, und Timothy schleppte sich die Treppen nach Oben in den dritten Stock.

Er hatte weitere große Plastiktüten dabei, und als er mit seinen roten Wangen, breit lächelnd und außer Atem vor Perry angekommen war, der wie angewurzelt da stand, sagte er grinsend:

„Das war alles!“

„W…wo bist du gewesen?“ Perrys Stimme zitterte.

„Na bei Mary. Ich hab mein restliches Zeug geholt.“

Perry sah ihn schockiert und verstört an.

„Oder…kann ich nicht…länger bleiben? Ich dachte…“ Timothy brach verwirrt ab.

„Was bildest du dir eigentlich ein! Du verschwindest einfach!“, schrie Perry los.

Ohne genau zu wissen, was er tat, griff er nach Timothys Schultern und schüttelte sie und der junge Mann rang schockiert nach Luft.

Dann fielen sie sich in die Arme.

„Ich hatte doch kein Geld für die U-Bahn, und mit dem ganzen Zeug kann man im Zweifel nicht einfach so türmen…darum bin ich gelaufen…“, sagte Timothy bekümmert und mit viel zu zittriger Stimme.

Verstört und von seinen Gefühlen immer noch überwältigt ließ Perry schließlich die Arme sinken und beugte sich hinab, um Timothys restliches Zeug in die Wohnung zu tragen.

Bevor er im Wohnzimmer verschwand, sah Timothy, wie er sich schnell mit dem Hemdsärmel über die Augen wischte.

Was für ein schreckliches Gefühl das war, dachte Perry, jemand völlig fremdes so sehr zu vermissen, obwohl man ihn erst einen Tag kannte.

Obwohl derjenige aus einer so völlig anderen Welt kam.

„Du siehst traurig aus“, hatte Timothy gesagt, und er fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder diesen tiefen, tiefen Schmerz in sich, und ließ ihn auch zu.
 

Irgendwie stellte sich innerhalb von drei Tagen ein perfektes Zusammenleben in der kleinen Wohnung ein, und Perry zog mit dem widerwilligen Timothy los, um neue Kleidung zu kaufen, oder nahm ihn mit zum Einkaufen.

Er macht sich Gedanken um seine Arbeit, was jetzt passieren sollte, aber er versuchte gleichzeitig auch, sie so gut es ging beiseite zu schieben, und stattdessen seine Konzentration auf Timothy zu lenken, der der Zivilisation so völlig entfremdet schien.

Timothy ging nicht gerne mit zum Einkaufen, blieb lieber alleine in der Wohnung und wartete, während Perry wichtige Dinge erledigte. Perry trug ihm auf, die Zeitung nach Stellenangeboten zu durchsuchen, aber stattdessen hockte der junge Mann meist nur vor dem Fernseher oder spielte auf einem kleinen Gerät 2-D-Tennis.

Auf die Frage, woher er das Teil habe, was er schon länger zu besitzen schien, antwortete Timothy nur „Gefunden“, und Perry beließ es dabei. Sich über den Jungen aufzuregen hielt er für ein Fass ohne Boden.

Dann, als Timothy doch einmal loszog, um sich Zigaretten zu kaufen (er rauchte nur gelegentlich), kam er zurück zu einem aufgeregten Perry, der, mit den Fingern aufs Fenstersims trommelnd im Wohnzimmer stand.

Perry las jeden Tag fast die komplette Zeitung, und bei den Stellenangeboten hatte sich zur Abwechslung etwas Vielversprechendes gefunden.

„Ich habe etwas gefunden!“, sagte er.

„Was hast du gefunden?“, fragte Timothy.

„Eine Arbeit!“ Er hielt ihm die Zeitung hin, in der die Telefonnummer unterstrichen war.

„Worauf wartest du? Ruf an!“, sagte Timothy aufgeregt. Wie jemand so abhängig von seiner Arbeit sein konnte, war und blieb ihm trotzdem ein Rätsel.

Tatsächlich hatte die Anwaltskanzlei, wo ein Sekretärposten frei geworden war, schon am nächsten Tag einen Termin für Mr. Jenkins.

Am nächsten Morgen stand er in aller Frühe auf, rasierte sich ordentlich, und saß bereits am für Zwei gedeckten Frühstückstisch, mit einer großen Serviette auf dem Schoß und am Hemdskragen, als Timothy die Küche betrat.

So vorsichtig wie Perry aß, um sich bloß nicht schmutzig zu machen, machte er einen geradezu lächerlich korrekten Eindruck, sodass Timothy zuerst einen Moment schmunzelnd im Türrahmen stehen bleib, bevor Perry sagte „Was machst du da? Komm!“, und er seiner Aufforderung folgte.

Statt in seinen großen Spiegel im Schlafzimmer zu schauen, fragte Perry Timothy:

„Und wie sehe ich aus? Alles gut?“, und er sah nervös an sich hinab.

Dann zog er sich das graue Jackett an, passend zur Hose mit Bügelfalten.

„Ziemlich gut.“

„Danke.“ Mit einem seufzenden Blick auf die Küchenuhr schrak er zusammen:

„Oh Gott! Ich komme noch zu spät!“

„Du hast noch ewig viel Zeit, Perry, was regst du dich eigentlich so auf?“, sagte der junge Mann nachsichtig, als Perry an ihm vorbeihastete und sich die schwarzen, polierten Lederschuhe im Flur zuband.

Hastig verabschiedeten sich die beiden, und Timothy sah Perry von der Wohnungstür aus nach, wie er sich im Laufen den Hut aufsetzte und den Mantel überzog, und danach beobachtete er ihn noch auf der Straße, wie er Richtung der U-Bahn Station im Eilschritt davonlief.
 

Zwei Stunden später betrat Perry die Wohnung wieder, ließ an der Tür Mantel, Hut, Schuhe, Krawatte und Mr. Jenkins zurück und schaute ins Wohnzimmer.

Timothy saß dort wie immer mit dem kleinen Spielzeug, hatte gleichzeitig Fernsehen an und starrte gebannt auf den kleinen Bildschirm vor sich.

Als er die Schritte auf dem Flur hörte, drehte er sich zur Tür.

„Und? Sag schon!“

Perry ließ sich in seinen Fernsehsessel fallen, löste die Manschettenknöpfe an den Hemdsärmeln und seufzte.

„Ich gefalle Ihnen nicht.“ Er schwieg, genauso wie Timothy.

Dann hob dieser an: „Was haben sie denn gesagt?“

„Ich sei nicht mehr auf dem neusten Stand.“

Perry ließ den Kopf nach hinten fallen und stöhnte.

„Mach dir nichts draus…Du wirst schon etwas…“

„Kapierst du nicht? Ich werde nichts finden! Ich war wohl…Ich war…“, Perry blieben die Worte im Halse stecken.

Wohin waren all die Jahre verschwunden, in denen er so gewissenhaft gearbeitet hatte, in denen er nie krank gewesen war, in denen er Geld gespart und hart geschuftet hatte, um irgendetwas – er konnte sich nicht entsinnen was – zu erreichen?

Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb er sitzen und schluchzte auf.

„Perry! Perry!“, sagte Timothy bestürzt und sprang auf.

Er nahm seinen neuen Freund in die Arme und ihm kamen selbst fast die Tränen der Hilflosigkeit.

„Wann….Wann bloß ist mein Leben so aus den Fugen geraten?“, fragte Perry schmerzerfüllt in Timothys Ärmel hinein.

Zuerst schwieg dieser, bevor er leise sagte:

„Vor langer Zeit.“
 


 

Am nächsten Abend tat Perry etwas, was er seit der Absage unbedingt hatte tun wollen, und obwohl er sich andauernd, ohne auch nur etwas zu tun (er fragte sich, wie er früher den ganzen Tag hatte arbeiten können) müde und erschöpft fühlte, rief er an diesem Abend bei Suzy an.

Mathew ging an den Apparat und er freute sich und fragte, wie es ihm ergangen sei, und ob es etwas gäbe, aber Perry konnte sich an diesem Tag nicht an der Fröhlichkeit und Wärme seines Schwagers erfreuen.

Stattdessen bat er schon nach kurzer Zeit um Suzy.

„Moment, ich hole sie dir.“, sagte Mathew freundlich und schien nicht bemerkt zu haben, dass Perry etwas Ernstes auf dem Herzen hatte.

„Perry? Wie schön von dir zu hören! Ich hätte nicht erwartet, dass du es tatsächlich bist und dachte schon, Mathew spinnt mal wieder!“, sagte seine Schwester ausgelassen in den Hörer und Perry konnte hören, wie sie ihrem Ehemann einen Schmatzer auf die Wange gab.

„Es tut so gut, dich zu hören. Bei mir...bei mir...“, Perry unterbrach sich.

„Du hörst dich nicht gut an, Perry.“, sagte Suzy beunruhigt.

„Ich habe meinen Job verloren, Suzy.“ Er wusste, dass seine Schwester die Bedeutung dieser Arbeit für ihn kannte.

„Oh Gott, Perry, das tut mir so Leid.“

„Aber...darum geht es nicht.“ Er sah zu Timothy hinüber, der betont gelassen auf dem Sofa lag und Fern sah, und er konnte sich vorstellen, wie der Junge die Ohren spitzte.

„Ich habe einen jungen Mann, Timothy bei mir aufgenommen.“

„Wie...was meinst du, Perry?“ Suzy klang bestürzt. Es war völlig ungewöhnlich für Perry, so etwas zu tun. Unmöglich grade zu.

„Ja, aber...also...darum geht es auch nicht. Ich habe einfach gemerkt, dass das hier nicht mein Leben ist, verstehst du Suzy?“

Sie sagte nichts.

„Ich habe gemerkt, dass das hier nicht das gewesen ist, was ich habe tun wollen, und dass sich etwas ändern muss, weil ich sonst verrückt werde. Ich werde verrückt, verstehst du Suzy?“

Er klang verzweifelt.

„Ja...Ich denke, ich verstehe.“, sagte sie zögerlich, aber Perry wusste, dass sie nicht verstand.

„Perry, ich...Nein, ich verstehe dich nicht. Du weißt was Mom und Dad getan haben, damit du aufs College kannst! Sie haben sich...sich den Rücken krumm geschuftet, und so dankst du...Das ist doch verrückt! Wenn ich nur...wenn ich nur deine Chancen gehabt hätte!“

Sie war tief getroffen.

„Entschuldige Suzy, ich hätte so was nicht sagten dürfen.“

„Ja, Perry. Denk darüber nach, für was du bis jetzt gelebt hast. Es war das Richtige für dich.“

Einige Minuten später legte Perry traurig den Hörer in die Gabel.

Timothy stand auf und schaltete den Fernseher leise, und er stand vor Perrys Sessel und sah ihn traurig an, und er verstand, wie verletzend es war, wenn die engsten Vertrauten nicht verstehen konnten oder wollten, was man durchmachte.

Sei es eine hausgemachte Lebenskriese oder der Vater, der einen...Er schob den Gedanken schnell beiseite, als er das Gesicht wieder vor sich sah, an dem Abend, an dem er ihr, seiner Mutter, endlich gesagt hatte, wovor sie stets die Augen verschlossen zu haben schien.
 

Beim Abendessen an diesem Tag war Perry unwohl zumute. Was er entschieden hatte, würde als erster Timothy erfahren, das war ihm klar. Er hing schließlich am meisten an ihm, außerdem war Timothy abhängig von ihm. Er hatte das Gefühl, es würde ihm jetzt schon das Herz brechen.

Aber gleichzeitig wusste er, dass er nun, nachdem sein Gespräch mit Suzy gescheitert war, vermutlich der Einzige war, der ihn verstehen konnte.

Als sie fertig mit dem Nudelauflauf waren, hielt Perry es für an der Zeit.

Er zitterte ein wenig und hatte einen Kloß im Hals, als er ansetzte:

„Ich…Ich hab nachgedacht.“ Perry sah zu Boden.

„Ja? Was ist?“, fragte Timothy misstrauisch.

„Es tut mir Leid… Also…Ich werde vielleicht zurückkehren.“ Er schwieg wieder.

Timothy schwieg nun auch.

„Nach Kansas.“, fügte Perry unnötigerweise noch hinzu.

„Verrückt. Das hätte ich nie erwartet. Das trifft mich.“

„Es tut mir Leid.“

„Ja.“

„Ich mag dich so gern, Timothy.“

„Ich mag dich auch wirklich gern, Perry. Aber...", er seufzte tief und zitternd,

„Es ist wunderbar, grade zu erstaunlich, dass du das tun willst, und ich freue mich für dich.“

„Wenn ich nach Kansas gehe, werden wir uns besuchen.“

Timothy drehte sich in dem Moment plötzlich weg von Perry und starrte mit leerem Blick

aus dem Fenster.

Perry, der sich machtlos fühlte und nicht wusste, was er sagen sollte, ging ins Wohnzimmer.

Später kam ein sehr stiller Timothy aus der Küche rüber, der, wie Perry später feststellte, freiwillig den Abwasch gemacht hatte.

Timothy setzte sich neben Perrys Sessel auf den Boden und legte seinen Kopf an dessen linkes Knie.

„Ich werde dich furchtbar vermissen, Timothy.“

„Ich werde dich noch viel furchtbarer vermissen, Blödmann.“

Perry legte einfach seine Hand auf Timothys Kopf und ließ sie dort ruhen, bis sie irgendwann, nach Stunden, wortlos den Fernseher ausschalteten und zu Bett gingen.

Perry lag noch lange Zeit wach in seinem dunklen Zimmer, und fühlte sich sehr unwohl bei dem Gedanken, all das hier aufzugeben, und gleichzeitig hatte er endlich, viel zu spät, aber grade noch rechtzeitig, so schien es ihm, bemerkt, was das Richtige für ihn war.

New York jedenfalls war es nicht gewesen.

Noch später erst schlief Timothy ein, der sich Ewigkeiten auf seine Umgebung im dunklen Wohnzimmer konzentrierte.

Er versuchte immer noch, sich den Geruch des Sofas einzuprägen und die Art, in der das Licht von Außen die Decke flutete, um dem Gefühl zu entfliehen, dass all das bald enden sollte, und nie mehr zurückkommen würde, als er schließlich langsam wegdämmerte.

Im Traum fasste er seinen Entschluss.
 

Am nächsten Morgen stand er im Türrahmen, als Perry Frühstückseier kochte.

„Ich komme mit.“

„Guten Morgen, bitte was?!“

„Ich komme mit. Du kannst mich hier nicht zurücklassen, das ist...unfair.“, sagte er leiser werdend, bis das letzte Wort kaum noch hörbar war.

Perry lies den Topf auf dem Gasherd stehen und durchquerte die schmale Küche mit zwei Schritten.

„Unsinn, Unsinn, Timothy.“, sagte Perry beschwichtigend.

„Was? Gar kein Unsinn!“

Perry nahm ihn bei den Schultern, aber Timothy wehrte ab:

„Nein, nein, lass das! Ich komme mit, basta!“

Für den Rest des Tages redete Timothy kein Wort mehr mit Perry, und als dieser mit frischem Obst vom Gemüsehändler heimkam, hatte Timothy sich in Perrys Schlafzimmer eingeschlossen und antwortete stundenlang nicht mehr, bis Perry sich ernsthafte Sorgen machte und damit drohte, die Tür aufzubrechen.

Dann gab er nach, aber er blieb schweigsam und missmutig.

Auch am nächsten Tag war er schlecht gelaunt, und zeigte Perry damit, wie ernst es ihm war, bis dieser schließlich gezwungenermaßen einlenkte.
 

Perry rief einige Tage darauf, als sie sich sicher waren, dass sie ihre Zelte in New York abbrechen würden, seine Eltern an, und erzählte seiner Mutter von allem, was in den letzten, turbulenten Wochen geschehen war.

Seine Mutter schien seltsam wenig überrascht von dem Ganzen, nicht einmal Timothy schien sie sonderlich zu stören, der grade volljährige Straßenjunge, den ihr so anständiger Sohn aufgelesen hatte.

„Dein Vater ist nicht daheim, aber ich erzähle ihm alles später, also sei heute

Abend auch zu Hause, damit wir dich erreichen.“

„Danke, Mama.“

„Perry?“

„Ja, Mama?“

„Du bist dir sicher, dass das richtig ist, nicht wahr?“

„Ja, Mama.“

„Wie bist du plötzlich zu diesem Entschluss gekommen?“

„Timothy hat mir die Augen geöffnet.“

„Ich hab es mir schon gedacht. Den Jungen möchte ich wirklich kennen lernen.“, sagte die alte Frau und Perry konnte sich perfekt ihr Schmunzeln vorstellen.

„Ganz sicher, ja?“

„Ja, Mama.“

„Worauf wartest du dann noch?“, sagte sie und lachte.

Sehnsucht ergriff ihn, als er sich ihr faltiges Gesicht ausmalte.

„Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Bald.“

Sie verabschiedeten sich und Perry fiel ein Stein vom Herzen.

Ich habe Angst, hatte er noch hinzufügen wollen.
 

Perry ließ Annoncen in verschiedenen Zeitungen abdrucken, um die Wohnung zu vermitteln. Mit seinen Eltern hatten sie vereinbart, dass sie die erste Zeit dort wohnen könnten, bevor jeder etwas Eigenes gefunden hatte.

Geld hatte er eh noch reichlich, von all den Jahren des eisernen Sparens.

Verrückt, wie viel Geld sich da so ansammelte!

Wozu hatte er das alles verwenden wollen? Er konnte sich nicht mehr erinnern.

Die ersten Interessenten kamen, und Kisten wurden gepackt. Die Wohnung war billig, und sie war nicht zu weit von einer U-Bahn Station entfernt, die Anbindung war gut, und die Wohnung, trotz des alten Baus, dank Mr. Jenkins’ Pflege in gutem Zustand.

Die meisten Möbel wollten Perry und Timothy hier lassen, nur das Nötigste mitnehmen.

Kleidung, persönliche Gegenstände, Erinnerungen, das packten sie ein, sofern sie es besaßen, und Timothy hatte nur eine Kiste voll der (nunmehr gewaschenen) Decken, die er beim Betteln als Sitzunterlage benutzt hatte und einige wenige andere Dinge, die er von Zuhause mitgenommen hatte, als er aus der scheinbaren Idylle geflohen war, vor mehr als einem Jahr.
 


 

Die Flugtickets waren gebucht und eines Abends, als der Frühling grade aufkam, saßen die Beiden in der fast ausgeräumten Wohnung und redeten über Alles, was bis jetzt geschehen war, und welches Glück es gewesen war, dass es so gekommen war, wie es gekommen war.

"Ich glaube, ich hätte mir einfach die nächste Arbeit gesucht.", sagte Perry nachdenklich, ohne Timothy anzusehen.

"Ich hätte wahrscheinlich vergebens auf mein Glück gewartet.", sagte Timothy und lächelte, als er sich eine Zigarette ansteckte.

Es hatte viel Streit über die Raucherei gegeben, aber heute war es in Ordnung, im Wohnzimmer zu Rauchen, das wusste Timothy - Perry war anpassungsfähiger als er im ersten Moment wirkte. Nach einer langen Pause sagte Perry in die Stille:

„Ist es das denn?“

„Was?“

„Ich habe mich das schon die ganze Zeit gefragt. Irgendwie sind wir so in das Alles reingeschlittert.“

„Was meinst du?“ Angst klang in Timothys Stimme mit.

„Na, willst du wirklich mitkommen? Ich habe darüber nachgedacht.“

„Ich...“ Timothy war sprachlos.

„Du willst nicht mitkommen.“

„Ich..! Doch...also...ich meine..." Aber er brach ab und sprang von dem Sofa auf.

„Ich will mit! Ich will...“ Mit einem pfeifenden Einatmen lief er aus dem Raum und Perry hörte ihn in der Küche mit Geschirr klirren. Er folgte ihm langsam.

Timothy stand an der Spüle und spülte das Geschirr des Abendessens. Mit verbissenem Gesichtsausdruck stand er dort und spülte, bis ihm ein Teller zerbrach, weil er ihn zu feste aufsetzte.

„Oh...!“ Schockiert stand er an der Anrichte und sah auf die Scherben hinab.

Perry meinte fast, er hätte Tränen gesehen, aber er war sich nicht mehr sicher, als Timothy ihn feste ansah.

„Ich will mitkommen.“

„Wenn ich dich so sehe, kann ich dir nicht glauben... Du weißt nicht, wie gerne ich meinen ersten und einzigen echten Freund...seit vielen Jahren mitnehmen würde, aber...“ - er schritt zum Spülbecken und fing an, die Scherben aufzusammeln - „Aber nicht, wenn du das nur machst, um mich nicht gehen lassen zu müssen.“

Timothy stand still, die Augen weit aufgerissen, die Hände im Spülwasser versenkt, am Becken und sagte nichts mehr. Perry legte ihm traurig die Hand auf die Schulter.

„Ich storniere das Ticket.“

„Nein! Nein, Perry! Ich lasse...ich lasse dich nicht gehen...“, aber Timothy musste über seine Worte erschrocken sein, die genau das widerspiegelten, was Perry gesagt hatte.

Er ließ ihn gehen, und hörte betäubt, wie Perry die Fluggesellschaft anrief und das Ticket stornierte.

Ganz allein stand er in der Küche, bebte von Schluchzern und fühlte sich ganz verlassen. Perry saß im Wohnzimmer, in seinem Fernsehsessel, das Gesicht in den Händen vergraben, und er fragte sich ganz ernsthaft, was er getan hatte, dass ihm all dies widerfahren musste.
 

Danach beschlossen sie, dass Timothy die Wohnung halten konnte, wenn er eine Arbeit fand. Die Wohnung war wirklich erstaunlich billig, stellte Timothy fest, und er erinnerte sich mit einem Grinsen an den Mr. Jenkins, den er kennen gelernt hatte, und den Perry, der jetzt mit ihm durch die Stadt zog und nach einer vernünftigen Arbeit suchte.

Nach über einem Jahr ohne richtige Arbeit fiel es Timothy schwer, sich überhaupt etwas vorzustellen, aber schließlich fanden sie in einem Magazin die Anzeige eines Floristen, der eine Ausbildungsstelle zu vergeben hatte.

Timothy kannte sich nicht wirklich mit Pflanzen aus, aber Perry schlug einfach vor, dass sie sich den Laden ansehen würden.

Das Geschäft lag zu Fuß eine halbe Stunde von der Wohnung, und an dem ersten milden Tag des neuen Jahres, der mit lauem Wind schon den baldigen Frühling versprach, machten sie sich zu Fuß auf zu dem Geschäft. Es sah von Außen nicht allzu einladend aus, überraschte die beiden dafür aber im Inneren mit einer großen Halle, voll gestopft mit den schönsten Blumen und Topfpflanzen.

Nachdem sie sich eine Weile umgesehen hatten, fragten sie direkt an der Kasse nach der Ausbildungsstelle, und die nette Verkäuferin teilte ihnen mit, dass die Auswahl noch liefe und sie für den nächsten Tag ein Bewerbungsgespräch einrichten könnten.

Voller Tatendrang verließen sie später das Geschäft und kauften noch ein Buch über Floristik, was Timothy sich am Abend, während Perry seinen geliebten Nudelauflauf zubereitete, ansah, um sich auf das Gespräch vorzubereiten.

Nervosität machte sich am nächsten Morgen breit, als zum ersten Mal Timothy sich der Aufgabe gegenübersah, eine Arbeit bekommen zu müssen.

Er stand vor dem großen Ankleidespiegel im Schlafzimmer und besah sich in seinen neuen Kleidern, einem weißen Hemd und einer, von Perry geliehenen, schwarzen Hose.

Perry kam aus der Küche und sah Timothy an.

„Das sieht...nicht gut aus.“, sagte er trocken.

Er öffnete seinen Kleiderschrank und suchte nach etwas Besserem.

Dann sah er den blauen Anzug.

„Du meinst es ernst, ja?“, fragte er Timothy, während er ihm mit dem Rücken zugewandt am Kleiderschrank stand.

„J-ja...Ich meine, ja!“

„Dann zeig es ihnen, okay?“ Und Perry holte den blauen Anzug hervor.

„Wow...So was hätte ich dir gar nicht zugetraut, Perry.“, sagte Timothy und schritt zu ihm herüber, um den blauen Stoff zu befühlen.

„Na los, es eilt! Probier ihn an!“

Er saß sehr gut, stellten sie fest, und Timothy verließ das Haus in dem blauen Anzug, von dem nunmehr nur die Hosenbeine unter seinem Sommermantel hervorschauten.
 

"Gut liefs!" erzählte Timothy später strahlend beim Mittagessen.

"Wann geben sie dir Bescheid?"

"Wohl erst in zwei Wochen."

"Oh. Das ist ja noch hin." Perry fühlte sich plötzlich ungemütlich und wusste, dass er in zweieinhalb Wochen New York vielleicht für immer verlassen würde.

"Auch wenn du die Stelle nicht bekommst, suchst du weiter, ja?", sagte Perry plötzlich besorgt.

"Natürlich!"

"Du wirst nicht wieder abhauen und auf der Straße landen."

"Das ist vorbei, mach dir keine Sorgen.", sagte Timothy mit einem warmen Lächeln.

"Ich vertraue dir."

"Das ist gut."
 

Viel zu schnell war es so weit und der Tat des Abschieds kam. Perry würde New York nicht vermissen, nicht eine Sekunde, das wusste er. Aber gleichzeitig ließ er hier alles zurück wofür er gearbeitet hatte, und alles, was er in den letzten Monaten gewonnen hatte.

Verrückt, dass er niemals auf die Idee gekommen wäre, zurückzugehen, wäre Timothy nicht gewesen und hätte ihm die Augen geöffnet.

Verrückt auch, dass der kindische junge Mann jetzt das einzige war, wieso es Perry

schwer fiel, New York hinter sich zu lassen.

Mit einem Seufzen saß er zum letzten Mal an seinem Küchentisch und trank

Kaffee. Timothy saß neben ihm und sah ihn mit verquollenen Augen an, die keinen Schlaf gefunden hatten.

Er würde nicht mit zum Flughafen kommen. Er war schon so am Boden zerstört und hielt es sogar selbst für besser, hier zu bleiben.

Das Taxi kam viel zu früh, und sie luden die letzten Sachen gemeinsam in den

Kofferraum.

„Wir werden uns sehen.“, sagte Perry traurig.

„Ruf sofort an, wenn du da bist.“, antwortete Timothy.

„Mach ich. Timothy?“

„Ja?“

„Danke. Danke für Alles. Danke dafür, dass du mein Leben gerettet hast.“

„Nichts zu danken. Dir auch danke.“

Sie umarmten sich und Perry musste gehen, weil er sonst zu spät sein würde.

„Bis bald!“ riefen sie sich gegenseitig zu, und Perry sah Timothy noch lange vor dem Haus stehen, bis er außer Sicht war.

Traurig kehrte Timothy ins Haus zurück und wusste nichts mit sich anzufangen.

Die Floristen hatten sich auch nicht gemeldet, und obwohl sie nicht mehr darüber gesprochen hatten, würde er sich wohl um eine neue Stelle bewerben müssen.

Benommen lief er ins verlassene Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank und zog den blauen Anzug heraus, der jetzt ihm gehörte.

„Nimm ihn, aber mach nicht die Fehler, die ich gemacht habe, hörst du mich?“, hatte Perry gesagt und da saß er nun im Taxi zum Flughafen und war verschwunden.

Für immer, wenn es nach Timothy ging, denn es fühlte sich an wie für immer.

Er strich gedankenverloren über den glatten Stoff, als er das Telefon klingeln hörte.

War das Perry am Flughafen und hatte etwas Wichtiges vergessen?!

Timothy sprang auf und riss den Hörer hoch.

„Timothy Springs am Apparat“, sagte er atemlos.

„Hallo Mr. Springs, mein Name ist Becker vom Blumenladen...“

„Was? Sie?“, unterbrach Timothy die Frau ungehalten.

„Es tut uns Leid, dass es so lange gedauert hat. Sie haben die Stelle. Herzlichen Glückwunsch!“

In Timothy fang eine Implosion statt, er bedankte sich hastig, knallte den Hörer auf die Gabel, stürmte los, raus aus der Wohnung und schnappte sich das erste Taxi. Dass er sein Geld vergessen hatte, verschwieg er dem Fahrer vorerst.

„Zum Flughafen!“, schrie er nur, und der Fahrer fuhr grummelnd los.

Als sie endlich - nach Ewigkeiten, so schien es - den Flughafen erreichten, war Timothy sich zu seinem eigenen Schrecken nicht mehr sicher, mit welcher Fluggesellschaft Perry reiste.

Er rannte kopflos an den Check-in Schaltern entlang, rief nach Perry, während ihm der mittlerweile wütende Taxifahrer hinterherlief, aber er musste Perry das einfach noch von Angesicht zu Angesicht sagen. Plötzlich tauchte ein bekanntes Gesicht in einer Schlange auf.

„Perry! Oh Perry“

Perry, völlig überrumpelt ließ Timothy einfach auf sich zulaufen, und musste ihn mit voller Wucht auffangen, als er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte.

„Ich habe die Stelle! Ich habe die Stelle! Ab jetzt wird alles gut!“

„Mister? Ihr Ticket“, fragte der Angestellte der Fluggesellschaft.

Perry stand ganz vorne. Sie verabschiedeten sich hastig, diesmal glücklich.

Ausgelassen winkte Timothy Perry nach, als dieser verschwand. Perry stieg gemächlich die Treppe zu einem Wartesaal hoch und wusste, dass jetzt alles gut sein würde, so wie Timothy gesagt hatte. Verrückter Junge! Verrückt! Und er fing an zu lachen.
 

Timothy kehrte zurück in die endgültig verlassene Wohnung, und nun würde es seine Aufgabe sein, das ehemalige Gefängnis mit Leben und Freude zu füllen, auch ohne seinen Freund.

„Willkommen daheim, Timothy“, flüsterte er sich leise zu, als er die Tür aufschloss.
 


 

Stunden später, nach einer Busfahrt längs von platten Feldern auf einer holprigen Straße, erreichte Perry sein Elternhaus.

Er wusste, dass er sofort Timothy anrufen musste, weil der sicher wartete und sich sonst Sorgen machen würde. Er hatte noch einen Schlüssel von zu Hause, verrückterweise, dachte er. Nun war er...vor wie vielen Jahren ausgezogen? Fünfzehn?

Er öffnete die Tür leise, zog seinen Rollkoffer hinter sich her und hörte schon seine Mutter in der Küche werkeln, während sie Radio hörte.

„Ich bin heim!“, rief er in den düsteren Flur hinein, und er meinte es so.

Er hörte seine Mutter schreien und irgendetwas fallen lassen, bevor sie ihm entgegengestürmt kam.

“Perry! Du bist ja schon da! Wie schnell heutzutage alles geht!“

“Hallo, Mama“, sagte Perry und fühlte die innere Zufriedenheit in sich hochsteigen.

„Komm, dein Vater ist in der Küche!“

Sie waren Bauern gewesen, ihr ganzes Leben, und hatten sich den Rücken für ihn krumm geschuftet, und nun war er wieder da, und sie nahmen es ihm nicht übel.
 


 

Epilog.
 

Die flachen Felder erinnerten Timothy entfernt an seine Kindertage in einer Kleinstadt.

Im Hintergrund konnte er schemenhafte Berge ausmachen, während vordergründig die Äcker an ihm vorbei flogen.

Das also war Kansas.

Er hatte eine Adresse in einer kleinen Stadt, zu der er zuerst mit einem Transferbus vom Flughafen aus, dann mit anderen Bussen gebracht wurde, dreimal Umsteigen inklusive.

Vor dem Haus, dessen Adresse er von Perry geschrieben bekommen hatte, stand ein großer Lieferwagen.

„Perry delievers’em all!“ sagte eine grinsende Comicfigur auf der weiß lackierten Schiebetür.

Dann war er hier richtig, bei Perrys eigener Lieferfirma.

Als er an der Tür klingelte, stieg unsägliche Nervosität in ihm hoch.

Schließlich hörte er rasche Schritte, dann ging die Tür auf.

Da stand ein Perry in einem dreckigen T-Shirt und einer Arbeiterjeans. Sie fielen sich in die Arme, Perry fiel mehr die beiden niedrigen Stufen von der Tür hinunter auf Timothy hinab, der Mühe hatte, ihn aufzufangen.

„Perry!“

„Wie du anders aussiehst, Timothy!“

Das konnte Timothy nur zu gern zurückgeben. Feine Fältchen umrahmten Perrys warme Augen, er hatte jetzt einen Schnauzer und er sah ganz und gar zufrieden aus.

„Willkommen in Kansas!“, sagte Perry lachend, und geleitete Timothy ins Haus - Die ewige Müdigkeit und tiefgründige Trauer war aus seinen Gesten verschwunden.
 

Perry erzählte von seiner eigenen kleinen, bodenständigen Lieferfirma, von Heiratsplänen mit Melinda, seiner Flamme, von Kinderwünschen.

Natürlich hatten sie über all das schon am Telefon gesprochen, aber es war nicht dasselbe, in der Sonne Kansas' zu sitzen und sich ansehen zu können, während man von solchen herrlichen Aussichten erzählte.

Timothy erzählte über seinen Hund Lasso, der bei den Nachbarn untergekommen war, und über die Arbeit bei dem Floristen, die er liebte. Er erzählte davon, wie er vor einem halben Jahr seine Schwester wieder gesehen hatte, und wie er gegen seinen Vater geklagt hatte, der aber überraschend vor einem Monat gestorben war.

„Du hast gesagt, du wärst nicht das, was ich suche, aber du bist es doch gewesen.“, schloss er, in Gedanken an die Zeit vor sieben Jahren.

„Ja, vielleicht.“, sagte Perry nachdenklich und zupfte an seinem Schnauzer, die Beine auf einem leeren Stuhl hochgelegt.

„Und deswegen bist du ein Lügner!“, sagte Timothy ausgelassen.

Zusammen stießen sie mit einem Bier auf das Leben an, während sie der Sonne zusahen, wie

sie über den weiten Äckern von Kansas unterging.
 

26.01.2010



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