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Ausgenutzte Liebe

von

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ZWISCHENSTÜCK

Ich hatte relativ früh angefangen, mich für Mädchen zu interessieren, irgendwann in der Mitte der Grundschule hatte es begonnen. Und ich fands gut.

So kam es, dass ich mit elf meine erste feste Freundin mit nach Hause schleppte – meine Eltern dachten erst, es sei ein verspäteter Aprilscherz von mir –, mit zwölf schon bei Nummer vier angelangt war, mit dreizehn mit meiner neunten Freundin schlief – dass das in unserem Alter eigentlich noch nicht erlaubt war, ignorierten wir, merkte ja sowieso keiner – und mit fünfzehn schon berühmt-berüchtigt an meiner Schule für mein sehr abwechslungsreiches Privatleben war.

Als meine Eltern das über fünftausend Ecken auch endlich mal mitbekamen, waren sie sehr entsetzt, die Jungs aus meiner Klasse beneideten mich für meine Erfahrungen und ich fühlte mich verdammt cool. Also nichts Neues.

Vielleicht war ich schon damals ein egoistisches Arschloch gewesen, nur konnte ich das gut verstecken, indem ich nicht über meine Exfreundinnen herzog, sie weiterhin ganz normal behandelte und keins der Mädchen in unserer Beziehung zu etwas zwang, was sie nicht wollte, sonst hätte sich sicher keine mehr auf mich eingelassen und das wäre echt scheiße, was sollte ich sonst in meiner Freizeit machen?

Irgendwann reichte es meinen Eltern, weil sie ständig befürchteten, in absehbarer Zeit Großeltern zu werden, und verboten mir den Umgang mit 99% der weiblichen Bevölkerung, was mich ziemlich ankotzte. Was ging meine Eltern an, was ich in meiner Freizeit tat? Natürlich fand ich selbst die Vorstellung nicht besonders lustig, mit 17 achtfacher Vater zu sein, aber ich vertraute einfach mal den gängigen Verhütungsmitteln, etwas anderes blieb mir nicht übrig, außer ich ließ ab jetzt wirklich die Finger von Sex, worauf ich allerdings keine Lust hatte.

Also ging ich meinem Hobby nun mehr oder weniger heimlich nach, also wenn meine Eltern beide nicht da waren, und das bot sich ziemlich oft an und zur Not gab mir einer meiner Kumpel für ein paar Stunden ein Alibi.

Doch bei der Geburtstagsfeier zum 16. von einem meiner Kumpel änderte sich mein Sexleben dramatisch. Sicher nicht zum Positiven, aber wenigstens hatte ich nun eine Variante entdeckt, wie ich definitiv nicht plötzlich eine schwangere Freundin an der Backe hatte. Und meine Eltern noch mehr in die Verzweiflung stürzen konnte.
 

Wirklich viel erwartete ich von der Party nicht. Besonders viele Leute sollten nicht erscheinen, höchstens zehn, die ich sowieso alle kannte, außerdem waren es nur Jungs. Eigentlich könnte ich auch zu hause bleiben oder mir anderweitig eine 'Beschäftigung' für den Abend suchen.

Aber weil ich Lars nicht enttäuschen wollte, entschied ich mich gegen meinen vielversprechenden Plan und stand irgendwann nach acht Uhr vor seiner Haustür. Natürlich hatten meine Eltern erst gestreikt und Terror veranstaltet, weil sie eine Horde Mädchen versteckt bei Lars vermuteten, mit denen ich sofort etwas anfangen würde, aber das interessierte mich wenig. Ich wusste, dass da niemand zum Abschleppen da war und das genügte.

Die 'Party' fand größtenteils in Lars Wohnzimmer statt, wo schon einige Typen mit irgendwelchen Getränken in der Hand auf zwei Sofas verteilt saßen und sich gegenseitig anschwiegen. Lars, sein älterer Bruder Sky, der wahrscheinlich das ganze Szenario organisiert hatte, unsere Klassenkameraden Felix, Jakob, Valle, Passi und Lars Cousin Peter.

Lars war ziemlich in Ordnung, nur schaffte er es wirklich nie, seinen Schnabel aufzubekommen; Sky fand ich ziemlich cool, da er sich nie etwas sagen ließ, immer sein Ding durchzog und für seinen kleinen Bruder da war, obwohl er mit 21 gar nicht mehr zuhause wohnte. So einen Bruder hätte ich auch gerne gehabt, aber meine tollen Eltern hatten ja beschlossen, dass ich ein Einzelkind bleiben sollte.

Mit meinen Klassenkameraden verstand ich mich, aber wir waren definitiv nicht die besten Freunde, mein Lebensstil schreckte sie wohl ab. Vielleicht waren sie auch einfach nur neidisch.

Und dann war da noch Peter; eigentlich dachte man bei dem Namen zuerst an irgendeinen spießigen Typ über dreißig, was auf ihn ganz sicher nicht zutraf. Das merkte ich gleich aufs Neue, als er aufsprang, mich zu sich zerrte und mir verkündete, dass er sich morgen die Haare entweder grün oder blau färben wollte, weil ihm das schwarz langsam auf die Nerven ging. Mit fünfzehn durfte man das schließlich machen.

Ich nickte einfach nur, mehr musste man bei Peter nicht tun, damit er sich bestätigt fühlte. Nur leider wusste er manchmal nicht, wann er aufhören sollte, seine halbe Lebensgeschichte zu verbreiten.

„Wie findest du eigentlich Sky?“, fragte er mich unvermittelt und zwang mir zum dritten Mal einen Becher mit einem Mix aus Cola und irgendetwas Alkoholischem auf.

„Ganz cool, wieso?“ Peters Gedankengänge konnte ich öfters nicht folgen.

„Ach nur so“, meinte er leichthin, grinste mich schief an und stieß Lars neben sich einen Ellbogen in die Seite, damit er nicht einfach einschlief. „Mach mal was, Lars, sonst saufen sich deine Gäste aus Langweile zu und zerlegen dir die Einrichtung.“

Da Lars wirklich nicht zu den besonders kreativen Menschen gehörte, lief zehn Minuten später ein Film, den Felix ganz zufällig mitgebracht hatte, den ich sicher interessant gefunden hätte, wenn ich ihn nicht schon dreimal gesehen hätte. Oder sogar mehr.

Peter hatte es geschafft, mir noch so viel zu trinken anzudrehen, dass ich mich schon ganz seltsam fühlte. Vielleicht sollte ich das nächste Mal das Zeug ablehnen und es auch Peter verbieten, da er gerade an mir klebte und mir das Ohr abkaute, weil er befürchtete, dass seine Freundin ihn mit ihrem Nachhilfelehrer betrog. Als ob mich das interessierte, ich kannte sie nicht einmal.

„Leon, kommst du mal kurz mit?“ Sky war aufgestanden und winkte mich zu sich.

Etwas wackelig auf den Beinen machte ich mich von der Labertasche Peter los, der damit anscheinend kein Problem hatte, und versuchte unbeschadet Sky zu erreichen, ohne dabei über irgendwelche am Boden stehenden Becher zu stolpern. Anscheinend hatten ich und Peter die Wirkung dieses Zeugs unterschätzt.

Vorsichtig legte Sky mir seinen Arm um die Hüfte; eigentlich hätte ich ihn dafür im Normalzustand zur Schnecke gemacht, aber da ich ohne seine Unterstützung ziemlich sicher Bekanntschaft mit den Fließen im Flur gemacht hätte, ließ ich ihn gewähren, immerhin tat er mir nicht weh.

Der Rest – bis auf Peter natürlich – bemerkte weder unser Verschwinden noch Skys merkwürdige Art der Hilfe. Wahrscheinlich hatten sie noch mehr als ich getrunken und würden nicht einmal mitbekommen, wenn ihnen jemand das Sofa unterm Arsch wegklaute.

Sky führte mich die Treppe hinauf in Lars Zimmer und schloss die Tür hinter uns, was mich doch ein wenig wunderte. Was wollte er von mir? Warum mussten wir dafür in Lars' Zimmer? Wieso machte er keine Anstalten, endlich mit dem anzufangen, was er vorhatte? Und weshalb ging ich nicht einfach genervt wieder nach unten und ließ mich dort weiter von Peter abfüllen, bis ich kotzte?

Zumindest auf die ersten zwei Fragen bekam ich eine Antwort, als mich Sky nach fast einer Minute plötzlich auf Lars' Bett drückte und langsam begann, mich auszuziehen. Dass Sky nicht nur auf Frauen stand, wusste eigentlich jeder, ich natürlich auch, und es hatte für mich deswegen nie ein Problem bestanden. Immerhin hatte ich nie vermutet, dass ich mehr für ihn sein könnte als der Kumpel seines kleinen Bruders, aber da schien ich wohl daneben gelegen zu haben.

Warum Sky gezögert hatte? Vielleicht weil er befürchtete, dass ich ziemlich – mit gutem Grund – überreagieren würde, möglicherweise nichts mehr mit ihm oder auch Lars zu tun haben wollte. Es kam schließlich nicht sehr gut an, wenn man ohne Vorwarnung oder Andeutungen über einen anderen Kerl herfiel.

„Du musst das nicht tun“, erklärte mir Sky soeben zum fünften Mal, während seine Finger langsam meinen Oberkörper entlang strichen. „Wenn ich aufhören soll, sag es einfach, dann tu ich es natürlich auch.“

Aber ich hielt die Klappe. Nicht, weil ich Angst hatte, er könnte mir bei einer Abweisung etwas antun oder weil ich so zu war, dass ich keinen anständigen Satz mehr herausbrachte.

Ich war einfach neugierig, was als nächstes geschah, ob Sky tatsächlich mit mir schlief oder vorher abbrach, weil er mich nur verarscht hatte.

Ich war nicht in ihn verliebt, weswegen mir es nichts ausmachte, falls er vorzeitig das Handtuch warf. Außerdem hatte er noch nicht versucht, mir die Zunge in den Hals zu schieben, bis ich fast erstickte; hätte er es probiert, wäre ich so schnell mein bescheuerter Zustand es erlaubt hätte, geflüchtet. Diese Vorstellung fand ich wesentlich schlimmer als wenn er mich von hinten genommen hätte.

Küsse bedeuteten immer etwas intimes, während Sex für mich einfach nur Sex war. Nicht mehr und nicht weniger.

„Leon, hörst du mir überhaupt zu?“, wollte er wissen und zwickte mir in die Seite. „Wenn du es nicht magst...“

Ich blickte ihn so selbstsicher wie ich konnte an. „Ach, komm Sky, halt den Mund und fick mich einfach.“

Ich war schon mit so vielen Mädchen ins Bett gestiegen, da machte es doch keinen Unterschied, ob da auch einmal ein Typ dabei gewesen war. Immerhin wusste ich, dass ich nur auf Mädchen stand und vertraute Sky so weit, dass er sicher aufhörte, wenn ich doch plötzlich Panik davor bekam oder es mir zu sehr wehtat.

Etwas verwirrt über meine offene Ansage stoppte Sky in seiner Handlung, zuckte aber schließlich mit den Schultern und fuhr wie gefordert fort.

Da ich mir bis zu diesem Augenblick noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie zwei Jungs es miteinander treiben konnten – bis vor ein paar Jahren war ich nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es auch Menschen gab, die nicht hetero waren – fand ich eigentlich alles irgendwie neu und auch etwas erschreckend.

Sky, der schon bald nackt über mir kniete.

Seine Hände an meinem Glied.

Mein schneller Atem, der ganz anders als sonst klang.

Seine Finger in mir.

Das schmerzhafte Gefühl, als er in mich eindrang.

Sein Keuchen ganz nah an meinem Ohr.

Und am Schluss seine Arme, die sich um mich schlangen und mich fest an ihn drückten.

Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Was, wenn Sky mit mir geschlafen hatte, weil er wirklich in mich verliebt war? Dann hatte ich ein Problem.

Wie sollte ich ihm das nur erklären, dass ich nur meine Neugier befriedigt hatte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2010-01-25T08:50:44+00:00 25.01.2010 09:50
Ganz ehrlich: Ich mag Leon.
^____^
Jetzt gerade in diesem Kapitel mag ich ihn. Und Sky find ich einfach toll.
*hust*
Nee, ehrlich, diese Aufforderung à la "Halt die Klappe und mach schon!" kam so toll.
*lach*
So nach dem Motto: "Tu was, wenn Du nicht willst, dass ich mich langweile und deshalb einschlafe."
XD

Das Kapitel ist klasse. Man erfährt ein bisschen was über Leons Vergangenheit und sein Sexleben und auch über den Abend, an dem sich das eben ein bisschen geändert hat. Und das alles ist so schön locker-flockig verpackt und rübergebracht, dass ich beim Lesen immer wieder schmunzeln musste.
Nur brennt mir jetzt natürlich eine ganz entscheidende Frage auf der Zunge: Warum in aller Welt hat Sky Leon eigentlich angegraben und abgeschleppt? Steht/stand er auf ihn, war er nur scharf auf ihn oder hatte er noch einen anderen Grund dafür? Ich hoffe, Du löst das noch auf - oder beantwortest diese Frage sonst wie. Das kribbelt mir nämlich jetzt echt unter den Nägeln.
*rumhibbel*

So, und jetzt bin ich gespannt, was als nächstes passiert und wie Leon reagiert, wenn Silvan und er am nächsten Tag nach der Nacht aufwachen.
^______^
Weiter so!

Karma


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