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Fuck To Death

I hate you, 'cause I love you
von

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I hate you

Scheiße, dachte ich mir. Warum lass ich mich ständig wieder auf die gleiche verfickte Sache ein?

Ich wurde aus mir selbst nicht schlau. Schaute in das Gesicht meines Gitarristen.

Grinsend erwiderte er meinen Blick. Er wusste, genau wie ich im Grunde meines Herzens, warum ich wieder hier bei ihm war. Doch auch wenn ich den Grund eigentlich kannte, so konnte ich ihn nicht billigen. Weshalb ich Karyu gegenüber immer sehr rüde war. Und trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, mich immer wieder in sein verdammtes Bett zu kriegen!

„Aaah…! Hah-“ Ein lustvolles Stöhnen entglitt mir, als Karyu mich endlich nahm, ich ihn tief in mir spüren konnte.
 

Und es würde enden, wie es bis jetzt immer geendet hatte.

Ich schnappte mir meine Klamotten, warf ihm einen kurzen Blick zu und verschwand. Ohne ein weiteres Wort, nachdem wir mal wieder miteinander geschlafen hatten.

Ich war sauer.

Auf mich, dass ich Karyu wie so oft nachgegeben hatte.

Auf Karyu, dass er mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte. Er war schließlich ein verdammter Kerl. Und das bedeutete, dass wir uns in zu vielen Dingen ähnelten. Na gut, in einem für mich alles entscheidenden Grund glichen wir uns eben, weshalb es für mich schwer war, zu akzeptieren, was wir da des Öfteren taten.

Schlecht gelaunt trat ich auf die Straße hinaus und zündete mir eine Larks an.

Ich kam mir schon scheiße vor, den Großen einfach alleine zu lassen. Vielleicht sollte ich mir mal was Neues ausdenken.

Da bleiben, zum Beispiel – aber das wäre wie ein Eingeständnis gewesen. Ich konnte mir Karyus triumphierendes Grinsen lebhaft vorstellen, wie es mir ein ‚Gewonnen!’ entgegenschleuderte. Nein, diese Genugtuung wollte ich meinem Gitarristen nicht geben.

Wie ich so unter der Laterne stand und vor mich hin grübelte, spürte ich einen Blick auf mir. Jemand beobachtete mich. Und es konnte nur einer sein.

Yoshitaka ‚Karyu’ Matsumura.

Langsam und mit eiskalter Miene drehte ich mich um und sah zu dem einzigen beleuchteten Fenster des Reihenhauses hoch. Und tatsächlich erkannte ich dahinter den Schatten Karyus. Doch anstatt mir, wie man es von ihm erwartete, ein anzügliches Grinsen entgegenzuwerfen, verschwand er vom Fenster und damit aus meinem Blickfeld.

Was war das denn gewesen? Solche Reaktionen ließen im Normalfall nur auf eines schließen: man hatte den Anderen verletzt. Wann hatte ich ihn denn bitte verletzt? Er wusste, was ihn am Ende ‚unserer Nächte’ erwartete:

Ich ließ ihn allein.

Das wusste er von Anfang an. Und jetzt begann er sich daran zu stören?

Ich schnaubte und zog an meiner Zigarette, als mein Handy klingelte. Ich kramte es mit meiner freien Hand hervor. Karyu?!

Zischend entließ ich die Luft aus meinen Lungen, die kleine Dampfwölkchen in der Kälte bildete und nahm ab.

„Hai…?“

„Du stehst da jetzt schon eine ganze Weile in der Kälte. Entweder du gehst jetzt nach Hause oder kommst wieder hoch, sonst holst du dir nämlich eine Erkältung und liegst die nächsten Tage flach. Da kann ich mir auch gleich einen neuen Bassisten holen“, flötete mir die Stimme des Großen entgegen, und ich hörte einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme heraus, den ich nicht zuordnen konnte. Was war denn mit ihm los?

„Danke“, erwiderte ich nur kühl. „Und seit wann hast du’s dir zur Gewohnheit gemacht, irgendwelche Leute auf der Straße auszuspionieren?“

„Tse, erstens bist du nicht irgendwer, und zweitens spioniere ich nicht. Ich hab nur kurz aus dem Fenster geguckt, da kann ich ja nichts für wenn du da so dumm unter meiner Laterne stehst.“

Deiner Laterne?“

„Ja, meiner natürlich. Wenn die vor meinem Fenster steht, dann ist sie auch meine Laterne, klar?“

„…“

„Also, was machst du nun?“, wollte er wissen, als ich nicht antwortete.

Ich seufzte. „Karyu, wenn du willst, dass ich wieder hochkomme, dann sag es doch einfach.“

„Gut“, erklang es überrascht am anderen Ende der Leitung. „Komm wieder hoch zu mir.“

Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen.

„Nein“, erwiderte ich dann nüchtern und Schweigen folgte.

„Teh, das wusste ich! Warum hab ich’s überhaupt versucht…“, sagte er schließlich resigniert und ich zuckte mit den Schultern, wusste, dass er es sehen konnte, da er wieder am Fenster stand und auf mich runter schaute. „Dann verschwinde endlich. Nicht, dass meine Nachbarn noch die Bullen rufen, weil ein armes, verirrtes, zitterndes Reh vor der Haustür steht.“

„Reh?!“

„Oder ist dir ein äußerst seltener Schmetterling lieber? Mit so bunten Farben auf dem Körper, vorzugsweise Rot und Blau, ein bisschen Gelb…“

Ein verärgertes Zischen meinerseits war zu hören und ich starrte zu Karyu hoch. Er spielte gerade auf die hübschen Knutschflecken an, die er mir verpasst hatte. „Och, jetzt guck nicht so. Da kriegt man ja Angst. Wirst du noch als Nachtwesen weggefangen.“

„Karyu… halt’s Maul.“

„Leg doch einfach auf, wenn ich dich nerve.“

Irgendwie ging unser Gespräch in Richtung ‚eifersüchtige Zicke’. Hatte ich grad keinen Bock drauf.

„Du frierst da unten gleich an, ich seh’s dir an deiner hübschen Nasenspitze an“, meinte er amüsiert. Arschloch. „Anderer Vorschlag: du kommst nochmal kurz rauf und wärmst dich auf. Kannst nen Tee haben. Und dann rennst du ganz schnell nach Hause, bevor dir was abfriert. Denn über Nacht hier bleiben willst du ja anscheinend nicht.“

„Tse, wenn ich noch mal nach oben kommen würde, könnte ich gleich da bleiben, und das will ich aber nicht“, erwiderte ich gelassen.

„Aha. Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“

Aha. Problem gefunden, oder nicht?

„Weil ich das nun mal bis jetzt immer so gemacht hab“, wich ich ihm aus.

„Du bist doch sonst auch nicht so ein Traditionsmensch“, wandte er, klug wie er manchmal war, ein.

„Das hat damit nichts zu tun“, meinte ich kühl.

„Nein, eher damit, dass du nicht zugeben willst, was du wirklich denkst...-und fühlst“, fügte er hinzu.

Erneut starrte ich zu ihm hinauf.

„Lass mich damit einfach in Ruhe. Ich dachte, wir hätten das geklärt.“

„Oh nein, das hast du vielleicht mit dir selbst geklärt, aber da du ja jedes Mal einfach abhaust ohne ein Wort zu sagen, war es bis jetzt schwierig irgendwas zu klären.“

Arrrgh.

Mein Blick wurde wütend. Karyu entging das nicht. „Pisst es dich an, dass ich Recht hab?“, wollte er belustigt wissen, doch in seiner Stimme klang auch etwas Ernstes durch. „Dann hab ich noch einen für dich: du willst dir selbst gegenüber nicht zugeben, dass du was für mich empfindest.“

„Leck mich!“, entfuhr es mir laut, und es war nicht an mein Handy, sondern an den großen, hässlichen, verachtenswerten und vorlauten Japaner gerichtet, der meinte, Gitarre spielen zu können. Und seine Nachbarn hatten das vermutlich gerade mitbekommen.

Und was machte Karyu?

Das, was er immer tat: alles schlimmer machen.

Er riss das Fenster auf und brüllte zu mir runter: „Gerne doch! Mach ich schließlich jedes Mal, wenn du hier bist!“

Ich steckte wütend mein iPhone wieder ein und starrte erneut mit einem Todesblick zu Karyu hinauf. „Verdammter Idiot! Geht’s auch leiser?“

Doch Karyu präsentierte mir nur seinen langen Mittelfinger. Er wollte mich heute echt zur Weißglut treiben, oder? Dabei wusste er doch, was da auf ihn zu kommen konnte.

Gefahr. Des. Todes.

„Yoshitaka-“, verließ es drohend meine Lippen, aber er zog nur seine Augenbrauen hoch und erwiderte den Blick fies.

„Mi-chi-o-“

Es reichte. Ich knurrte und sprang zur Haustür, die aufgrund eines Defektes nicht zu schließen war, und öffnete sie. Rannte zwei Stockwerke nach oben und bevor Karyu seine Wohnungstür abschließen konnte, riss ich die Tür auf – und knallte sie unwillkürlich gegen dessen Kopf.

„HA!“, stieß ich fies aus. „Das ist die Strafe, du Idiot!“

Mein Gitarrist hielt sich stöhnend die Stirn und musste sich erstmal auf den Boden setzen, während ich die Wohnungstür schloss, damit nicht gleich jeder sehen konnte, was ich tat:

Diesen Mistkerl umbringen.

Ohne Rücksicht auf den leicht verletzten Karyu, der wegen der noch nicht vorhandenen Beule rumheulte, stürzte ich mich auf ihn.

Ich weiß. Auf Leute, die am Boden liegen, soll man eigentlich nicht noch weiter drauf einschlagen. Für Karyu jedoch galt eine Ausnahme. Außerdem schlug ich nicht auf ihn ein.

Ich drückte ihn zu Boden, weswegen ihm ein verärgertes Zischen entfuhr. „Ich bin sonst immer für Körperkontakt, aber das hier ist mir dann doch etwas zu unangenehm“, meinte er misstrauisch.

„Ach, hast du schon Angst um dein Leben? Solltest du auch!“, erwiderte ich bedrohlich und ignorierte die Tatsache, dass er fast komplett nackt war – nur eine Shorts hatte er an.

Ein unsicherer Laut kam über seine Lippen und ich legte meine Hände um seinen langen Hals – ich sag ja, hässlicher Mensch. Was ließ ich mich auf so einen ein?

Bevor ich zudrücken konnte, schnellten seine Hände zu meinen und hielten sie fest.

„Warte, warte, warte! Ich hab doch gar nichts gemacht!“

„Bitte?!“, entfuhr es mir ungläubig. Konnte man echt so blöd sein? „Du hast die Todesregel Nummer Eins gebrochen!“

Verwirrt sah er zu mir auf. Ich wartete ab, meine Hände noch immer an seinem Hals. Musste er schon selbst drauf kommen. Und sogleich schien der Yen dann doch zu fallen, denn er verdrehte die Augen.

„Ach Zero, komm schon! Ich reg mich doch auch nicht auf, nur weil du mich mal Yoshi nennst“, wandte er ein, in der Hoffnung dass ich ihn losließ – konnte er gleich vergessen!

Meine Hände drückten nun leicht zu und ich erwiderte seinen Blick mit einem gefährlichen Funkeln. „Ich hab dich Yoshitaka genannt!“, stellte ich klar. „Um dir zu zeigen, dass du kurz davor bist, zu weit zu gehen!“ Ein erstickter Laut kam über seine Lippen.

„Hey hey, Moment mal! Du bist doch gerade kurz davor, zu weit zu gehen!“, brachte er hervor und umfasste meine Handgelenke fest, bevor er sich mit aller Kraft, die er hatte, über mich rollte. Er ließ meine Hände nicht los und drückte sie neben meinen Kopf, damit ich ihn nicht noch wirklich erwürgen konnte.

Ein bedrohliches Knurren meinerseits war zu hören. „Lass mich los“, forderte ich mit einem bösen Blick, doch Karyu zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Sicher und dann bin ich tot“, sah er voraus und schüttelte den Kopf. „Ich hätte ja jetzt eine viel bessere Idee“, meinte er und ein dreckiges Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Dass du aber auch immer meine Fantasie anregen musst.“

Ungläubig starrte ich ihn an. Mein Gesicht wandelte sich in eine wutverzerrte Fratze. Hoffte ich zumindest. „Spinnst du?! Nimm bloß deine Griffel endlich von mir! Das heute hat gereicht!“, brüllte ich ihn wütend an, doch er ließ mich nicht los.

„Ich werde dich jetzt bestimmt nicht ungefesselt loslassen, sonst bringst du mich doch noch um“, meinte er nüchtern, als wüsste er, dass ich bereits keine große Gefahr mehr für ihn darstellte. Schließlich hatte er mich nun in der Hand. Fuck aber auch!

„Yoshitaka, ich warne dich!“, knurrte ich ihn an. „Lass mich jetzt gehen oder es setzt was! Ich meins ernst!“ Grinsend sah er mich an.

„Es kann mir gar nichts passieren, wenn wir erstmal so bleiben, bis du dich wieder beruhigt hast“, erwiderte er gelassen, was mich aber auf die Palme brachte.

„Es REICHT, KARYU! SOFORT RUNTER VON MIR!!“, schrie ich wutentbrannt und wand mich unter ihm, wollte meine Hände wieder frei haben. „Lass mich jetzt endlich LOS!!“

Aber anstatt zu kuschen, legte er sich nun mit seinem kompletten Gewicht auf mich, weshalb ich mich kaum noch bewegen konnte, und hielt meine Handgelenk nur noch mit einer Hand fest, während die Andere meine Hüfte zu Boden drückte.

Ich versuchte, mich endlich aus seinem Griff zu befreien, aber dieser Kerl war einfach zu stark. Gefrustet schrie ich auf und startete einen letzten Versuch ihn von mir zu drücken, was jedoch gänzlich misslang.

Wozu zum Teufel stemmte ich dann eigentlich täglich meinen verdammten, schweren Bass?!

Plötzlich spürte ich Karyus Lippen auf meinen und ich ließ ihm einen Todesblick zuteil werden, drehte meinen Kopf weg. „Das bringt jetzt gar nichts!!“, schnauzte ich ihn an und rang um Luft, da er noch immer auf mir lag. „Beweg dich jetzt nur einen Zentimeter und du hast mein verdammtes Knie in deinen verfluchten Weichteilen!“, zischte ich bitterböse, doch mein Gitarrist schaute mich nur mit hochgezogener Augenbraue an.

Wie doof musste man sein, dass man nicht merkte, wann man wirklich zu weit ging?

„Ach Zero, bleib locker. Beruhig dich mal. Ich mach doch nur Witze!“

Aber das ließ mich keineswegs ruhiger werden. „KARYUUU!!!“, schrie ich außer mir und bäumte mich auf, wollte endlich wieder Luft kriegen und diesen Idioten von mir runter haben. Tatsächlich löste sich Karyu leicht von mir, jedoch spürte ich seine Lippen fordernd an meinem Hals saugen, während seine Hand sich an meiner Hose zu schaffen machte.

Wütend wand ich mich unter ihm, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Hand einen Weg in meine Shorts fand. Da nahm ich meine Kraft zusammen und stieß ihn von mir runter, als sein Griff sich gelockert hatte.

Schnell rappelte ich mich auf und wollte bloß weg. Ich kehrte ihm den Rücken zu und stolperte ein paar Schritte vorwärts, allerdings merkte ich zu spät, dass es nicht die Wohnungstür war, der ich mich näherte.

Es war eher das Wohnzimmer.

Bevor ich die richtige Richtung einschlagen konnte, schlangen sich zwei warme Arme um meine Taille und hielten mich fest. Ich knurrte drohend, doch davon ließ sich mein Gitarrist natürlich nicht beeindrucken und seine Hand wanderte wieder unter meine Hose. „Ah-“, verließ ein unterdrücktes Stöhnen meine Lippen und ich biss mir sofort auf die Unterlippe.

Das war gar nicht gut!

Doch hatte ich den festen Entschluss, mich nicht weiter von ihm befummeln zu lassen. Heute war er zu weit gegangen! „Du hast gleich meine Faust in deinem Gesicht!“, drohte ich ihm an und tatsächlich wanderte seine Hand wieder höher, strich langsam über meinen Bauch.

„Zero-…“, hauchte er in mein Ohr, doch ich befreite mich aus seinem Griff.

„Danke, ich weiß wie ich heiße!“, raunzte ich ihn an und lief in Richtung Tür, während ich meine Hose wieder zumachte. „Du bist ein verdammtes Arschloch!“, schrie ich noch und warf ihm einen bitterbösen Blick zu, bevor ich die Wohnung verließ und die Tür knallend zuschlug.

Was zur Hölle war das heute gewesen?!
 

Ich war bereits wieder zu Hause, doch ich war noch immer sauer. Und meine Laune verbesserte sich keinesfalls, als es an meiner Haustür klingelte.

Doof wie ich war, öffnete ich auch noch die Tür ohne zu vorher zu fragen, wer da meine Ruhe störte. Aber es gab ja eh nur einen, der es wagen würde, wie mir zu spät einfiel.

Karyu.

„Hau bloß ab!“, schleuderte ich ihm entgegen, als er den Mund aufmachte. „Du dummer, schwanzgesteuerter Vollidiot!“ Meine Wut war wieder vollends entfacht, jetzt da Karyu wieder vor mir stand.

Beschwichtigend hob er seine Hände. „Warte mal, Zero. Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen“, meinte er und sah mich reumütig an.

„Ja ja, sicher. Aber du solltest einfach mal in Zukunft vorher nachdenken, bevor du was sagst oder tust.“

Ich sah ihn kalt an. „Das Gespräch ist beendet. Wir sehen uns morgen.“ Bandprobe.

Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu, damit er nichts erwidern konnte und ging in die Küche.

Leider hörte ich es auch von da.

Karyu klopfte laut gegen meine Wohnungstür. „Zero, komm schon! Mach die Tür auf. Ich wollte nur mal in Ruhe mit dir reden“, rief er, doch ich reagierte nicht.

Als er immer noch nicht aufgab und weiter an meine Tür klopfte und nach mir rief, ging ich raus auf den Balkon, lehnte die Tür an und rauchte eine Zigarette. Der Lärm der Straße drang herauf und ich konnte Karyu nicht mehr wirklich hören.

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich da draußen rumstand und wartete, dass er endlich wieder verschwand. Aber als ich irgendwann dann mal wieder in die warme Wohnung ging, war alles still.

Endlich.

Karyu war weg.

Warum nur verspürte ich keine Erleichterung?
 

Er war ein verdammter Penner. Ja ich weiß, ich hab so liebe Spitznamen für unseren Leader, nicht? Aber es war nun mal die Wahrheit. Kann mir doch keiner erzählen, dass der Kerl nicht weiß, warum ich so handelte, wie ich es eben machte. Denn er wusste ja offensichtlich, was ich für ihn fühlte. Ganz tief in mir drin wusste ich, dass da mehr war, als nur Freundschaft. Aber ich konnte es eben nicht billigen. Ich wollte diese Gefühle nicht zulassen.

Warum ich trotzdem mit Karyu schlief?

Er war eben verdammt gut darin. Punkt. Ich war auch nur ein Mann. Und er hatte ja anscheinend auch nichts dagegen.

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie das angefangen hatte. Das ‚erste Mal’ sozusagen. Warum hatte ich damals mit ihm geschlafen?

Es war noch gar nicht so lange her. Ein paar wenige Monate.

Und es hatte dann in jedem Monat mindestens eine Gelegenheit gegeben, bei der ich mich hatte überreden lassen, mit ihm ins Bett zu steigen.

Tja. Ich bin blöd. Jetzt wünschte ich, ich hätte mich nie darauf eingelassen, denn es machte alles nur noch schlimmer.

Ich lehnte mich an die Wand, sank jedoch langsam zu Boden. Ich hatte eigentlich nicht daran denken wollen…

Aber…
 

*+*
 

Es ist meine Hoffnung, dass du mich auch liebst. Dass du es deshalb tust.

Es kommt so rüber.

Es fühlt sich so an. Wie du sanft mit deinen warmen Händen meinen Körper erkundest. Die leichten Berührungen lassen mich erzittern. Zart erwidere ich deine verlangenden Küsse.
 

Ja, ich dachte, es sei Liebe. Beim ersten Mal war es noch mit Gefühl.

Aber die Enttäuschung sollte schnell folgen.

„Können wir gerne mal nachholen. Falls du willst“, sagst du mit einem Zwinkern und ich erstarre.

Es bedeutet dir nichts, hab ich Recht? Du hast mich nur benutzt…
 

*+*
 

Warum ich mich dann weitere Male darauf eingelassen habe? Hm, vielleicht wollte ich ihm immer wieder nah sein. Ihn schmecken und fühlen, auf eine besondere Art.

Aber ich glaube, dass sich meine Liebe immer mehr in Hass wandelt.

Warum sonst wollte ich ihn leiden sehen? Er ließ mich schließlich auch leiden…

Wusste er ja nun inzwischen, dass ich mehr für ihn fühlte und trotzdem machte er sich weiter über mich lustig.
 

Am nächsten Morgen wachte ich schon wieder mit einer beschissenen Laune auf. Die Anderen würden mal wieder drunter leiden.

Und dass dieser Tag eindeutig nicht meiner war, sollte ich schnell erfahren. Ich musste zum einen zu den Proben laufen.

Mein Auto sprang nicht an. Scheiß Kälte. Scheißtag.

Taxi? Nie im Leben, das war teuer und würde länger dauern, da es erstmal bis zu mir kommen musste. Tokyos Verkehr und so…

Als hätte ich dann nicht schon genug Probleme, rutschte ich auf der spiegelglatten Straße auch noch aus. Mehrmals. Das nennt man Blitzeis. Gepaart mit ganz viel Pech und bösen Geistern. Denn natürlich mussten mir bei jedem Mal Leute zusehen, denen das komischerweise nicht passierte. Das Ausrutschen. Und ein paar kleine dreiste Kinder wagten es tatsächlich, mich auszulachen! Ich tötete sie mit meinen bitterbösen Todesblicken und kam irgendwann, mindestens eine halbe Stunde zu spät und mit etlichen neuen blauen Flecken im Probenraum an. Mein ganzer Körper schmerzte.

Ich hasste das Leben.

Ein aufgeregter Karyu sprang mir als erstes entgegen. „Hey Zero, na endlich! Was hast du so lange gemacht? Wir haben uns Sorgen gemacht!“

„Hättest mich ja auf Handy anrufen können“, erwiderte ich. Wenn es dich wirklich interessiert hätte.

Man musste mir meine überaus schlechte Laune ansehen, denn die Anderen schwiegen und sagten nichts. Sogar Karyu hielt seine Klappe.

Schön. Konnte es ja los gehen. Ich wollte es schnell hinter mich bringen.

Selbstsicher griff ich mit einer Hand nach meinem Bass und hob ihn an.

„FUCK!!“, kam es sogleich über meine Lippen, als ein höllischer Schmerz durch meinen gesamten Arm fuhr. Ich ließ meinen Bass zurück in die Halterung fallen, was er mit einem ungesunden Geräusch kommentierte, aber das war mir in dem Moment relativ.

Zischend atmete ich aus und hielt mir meinen Arm, durch den noch immer ein brennender Schmerz zuckte.

Was zum Teufel war denn jetzt los?!
 

Ich sagte es ja: Scheißtag.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kanoe
2009-12-30T13:43:53+00:00 30.12.2009 14:43
armer zero


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