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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Verrat

Verrat
 

Remus war hochkonzentriert. Mit einem Messer zerhackte er die Affodillwurzel in feinste Scheiben und gab sie dann in seinen Zaubertrankkessel, der leise auf niedrigster Flamme vor sich hin blubberte. Im Klassenraum von Professor Slughorn war es totenstill. Nachdem die letzte Stunde durch einen anonymen Streich ausgefallen war, waren sie im Stundenplan zurückgefallen und mussten irgendwie wieder aufholen. Remus kannte seinen Zaubertränkeprofessor üblicherweise als gutmütigen, wenn auch etwas verrückten Lehrer, aber offenbar hatte seine Gutmütigkeit auch Grenzen. Er konnte es ihm nicht verübeln, immerhin hatte es Stunden gedauert, den Kerker wieder zu trocknen.
 

Jetzt folgte die Schlafbohne. Fest drückte er die Seite seines Messers auf die Bohne, die daraufhin wenige Tropfen Saft abgab, die er unter Rühren in den Zaubertrank gab.
 

Er mochte Zaubertränke, es erforderte Ruhe und Konzentration.
 

Etwas Kleines traf ihn am Hinterkopf. Überrascht drehte er sich um, auf Unauffälligkeit bedacht, damit Slughorn nichts mitbekam. Sirius, der einen Tisch hinter ihm saß, grinste ihn breit an, dann flog das Stück Pergament, mit dem er ihn offenbar soeben abgeworfen hatte, auf magische Weise auf Remus' Tisch.
 

Remus verdrehte die Augen und öffnete den Pergamentschnipsel. Warum Sirius nicht einfach bis zum Ende der Stunde warten konnte, um ihm was auch immer mitzuteilen, würde er nie verstehen.

Auf dem Zettel standen nur eine kurze Frage: "Nach dem Abendessen, üblicher Ort?" Remus' Magen hüpfte aufgeregt. Er wagte es zunächst nicht, sich noch einmal zu Sirius umzudrehen, da Slughorn gerade an seinem Tisch vorbeiging. Als sein Professor ihm aber den Rücken zuwandte, drehte er sich auf seinem Stuhl um und zwinkerte Sirius zu.
 

Dann fiel sein Blick auf den Tisch dahinter, an dem Pettigrew saß. Dieser hatte die Arbeit an seinem Zaubertrank offenbar schon länger aufgegeben, was angesichts seines Könnens in diesem Fach nicht verwunderlich war.
 

Und er beobachtete sie. Hatte er mitbekommen, dass sie Zettelchen ausgetauscht hatten? Und selbst wenn, das hatte an sich ja nichts zu bedeuten, also kein Grund zur Beunruhigung.
 

Remus fing seinen Blick auf. Dieses Mal wandte Pettigrew sich nicht ab, sondern starrte ihn unentwegt an. Remus war es, der den Blickkontakt als erster abbrach und sich wieder dem Zaubertrank vor ihm widmete. Während er den Wermutsud beigab und die neue Verfärbung des Tranks beobachtete, fragte er sich nicht zum ersten Mal, was Pettigrew wohl über die Leber gelaufen war. Vermutlich eine Ratte. Remus schnaubte leise über seinen eigenen Witz.
 

Noch einmal wagte er einen Blick über die Schulter.
 

Pettigrew starrte ihn noch immer an. Sein Gesicht hatte eine unnatürlich rote Farbe angenommen. War er wütend? Remus wandte sich wieder nach vorne und runzelte die Stirn. Wieso sollte er wütend sein? Wenn er seinen Trank nicht hinbekam, wurde er höchstens verzweifelt, manchmal auch blass. Aber wütend? Hatte es etwas mit ihm zu tun? Er wusste, dass Pettigrew ihn nicht leiden konnte, warum auch immer. Aber was hatte gerade jetzt dazu geführt, dass er wütend wurde?
 

Er zerbrach sich noch den Rest der Stunde den Kopf darüber, ohne eine Antwort zu finden. Aber er hatte ein ungutes Gefühl.
 

~~~~~*~~~~~
 

Beim Abendessen mied Remus Pettigrew, wo er nur konnte und setzte sich neben Sirius. Die anderen zwei Rumtreiber saßen ihnen gegenüber. Remus blendete ihre Gespräche aus und stocherte stattdessen in seinem Essen herum.
 

"Und, wie läuft es bei euch zwei?", fragte Potter plötzlich und er zuckte zusammen. Unsicher sah er zu Potter.
 

"Ich weiß nicht, was du meinst.", antwortete Sirius.
 

"Ach, tu doch nicht so." Potter grinste, aß einen Bissen und meinte dann mit vollem Mund: "Dein schüchternes Mädel und du mein ich natürlich! Wie läuft's bei euch?"
 

Remus fiel ein Stein vom Herzen. Natürlich hatte er nicht ihn gemeint, sondern das mysteriöse Mädchen, mit dem Sirius angeblich zusammen war.
 

"Seid ihr immer noch zusammen?", hakte Potter nach.
 

Sirius nickte und Potter boxte ihm spielerisch in die Schulter.
 

"Ich kann's immer noch kaum glauben. Wie lange geht das jetzt schon?"
 

"Halbes Jahr." Sirius lächelte verlegen. Potter stützte sein Kinn auf die Hände.
 

"Und ich hab immer noch nicht herausgefunden, wer es ist. Du musst mir eine falsche Beschreibung gegeben haben, Sirius. Ich kenne niemanden, der darauf passt. Braune Haare, flachbrüstig, schüchtern? Jedenfalls keine aus unserem Jahrgang und auch keine aus der sechsten. Wie jung darf's denn sein?"
 

"Pff, als ob ich dir das verrate."
 

"Ich kann immer noch auf die Karte schauen."
 

"Und deine Rumtreiberehre verletzen?"
 

"Manchmal müssen Opfer eben gebracht werden."
 

Einen Moment lang sahen die zwei sich mit ernster Miene an, dann prusteten beide gleichzeitig los.
 

"Mal ehrlich, Mann.", meinte Potter, nachdem er sich beruhigt hatte. "Ich hab nicht die leiseste Ahnung, wer es ist. Aber ich werd's herausfinden. Und wenn ich jedes Mädel einzeln befragen muss."
 

"Viel Glück dabei."
 

Remus bemerkte, wie Sirius wieder mit seinem Fuß an seinem Knöchel entlangstrich und fragte sich, wie dieser so gelassen sein konnte, obwohl Potter ihnen ständig auf den Fersen war. Sein Vertrauen in seinen besten Freund musste wirklich groß sein, wenn er darauf vertraute, dass dieser nicht auf die Karte sehen würde.
 

~~~~~*~~~~~
 

Nach dem Abendessen verschwand Sirius sofort. Potter zwinkerte ihm noch anzüglich zu, er vermutete natürlich, dass Sirius sich mit seiner Freundin traf. Da hatte er im Grunde genommen ja auch Recht, dachte Remus, der zunächst gezwungen war, mit in den Gryffindorturm zu gehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, nur dass es keine Freundin, sondern ein Freund war.
 

Im Gryffindorturm angekommen, packte er ein paar Bücher, Pergamentrollen, Feder und Tintenfass zusammen und ging auf den Portraitausgang zu.
 

"Wohin willst du denn schon wieder?"
 

Überraschenderweise war es nicht Potter, der ihn angesprochen hatte. Remus blieb wie angewurzelt stehen. Es war Pettigrew. Langsam drehte er sich um und zwang sich eine ruhige Miene zu behalten.
 

"In die Bibliothek. Ich hab noch zu lernen."
 

Pettigrew nickte. Er schien nicht überzeugt zu sein. Aber er konnte die Wahrheit auch nicht wissen. Wenn er sie am vorigen Tag wirklich gesehen hätte, wären sie doch inzwischen längst aufgeflogen. Mit dieser Logik versuchte er sich zu beruhigen, was allerdings nur halb gelang, sein Herz hämmerte immer noch aufgeregt in seiner Brust.
 

"Also dann …", meinte er lahm und kletterte durch das Portraitloch.
 

Natürlich schlug er nicht den Weg zur Bibliothek ein, sondern lief in die entgegengesetzte Richtung, in die Richtung ihres geheimen Klassenzimmers. Als er nach wenigen Minuten dort ankam, war er außer Atem. Er klopfte kurz an - eine spezielle Reihenfolge, die sie sich ausgedacht hatten - und Sirius öffnete sofort, als hätte er die ganze Zeit hinter der Tür gestanden und auf ihn gewartet.
 

"Du bist spät dran.", meinte er, zog ihn aber sofort in die Arme, nachdem sie die Tür verschlossen hatten.
 

"Musste Pettigrew abwimmeln."
 

"Peter?" Sirius zog ungläubig eine Augenbraue hoch. Remus zuckte mit den Schultern. Was brachte es schon, ihm von den seltsamen Blicken zu erzählen, die der sonst so zurückhaltende Junge ihm sandte? Er war sich ja noch nicht einmal sicher, ob er sich das Ganze nicht nur einbildete.
 

Sirius hakte auch nicht weiter nach, sondern war schon dabei, an seinem Nacken zu knabbern, direkt neben der Stelle, an der er erst vor kurzem einen Knutschfleck hinterlassen hatte. Seine Hände wanderten derweil an Remus' Seiten hinunter, zupften ihm umgehend das Hemd aus der Hose und glitten darunter. Remus erschauerte. Er liebte Sirius' Hände einfach, sie waren so selbstsicher und warm, ebenso wie Sirius' Lippen, die über seinen Hals, sein Kinn und schließlich über seinen Mund strichen, um ihn sanft zu küssen. Remus erwiderte den Kuss und drückte sich enger an ihn. Wieso nur konnte er nie genug davon bekommen?
 

Nachdem Sirius jeden Zentimeter seines Oberkörpers erkundet hatte - Lenden, Schultern, Bauch, Rücken - glitten sie weiter nach unten, bis zu seinem Po und zog ihn so noch enger an sich. Remus hatte die Hände in seinem Haar vergraben, Gänsehaut hatte sich auf seinen Armen gebildet. Sirius strich ihm zärtlich mit der Zunge über die Unterlippe und Remus öffnete den Mund ein wenig, während eine von Sirius' Händen zwischen sie wanderte und sich an seinem Reißverschluss zu schaffen machte.
 

In diesem Moment ging die Tür auf.
 

Remus erstarrte zu Eis.
 

Sirius ebenso.
 

In der Tür stand Potter, hinter ihm Pettigrew. Ungläubig starrten sie sich an.
 

Sirius stand immer noch viel zu nah bei ihm, Remus' Hemd war immer noch aus seiner Hose, sein Reißverschluss halb offen und Sirius' Hand am Zipper. Langsam lösten sie sich voneinander, als würde eine allzu schnelle Bewegung die anderen aufscheuchen.
 

"Sirius", unterbrach Potter endlich die Stille, "was tust du da?"
 

Sirius nahm seine Hände weg und steckte sie in seine Hosentasche, als könnte er dadurch irgendwie verbergen, wo sie sich eben noch befunden hatten. Remus versuchte so unauffällig wie möglich sein Hemd wieder in die Hose zu stopfen und strich seine zerknitterte Kleidung glatt.
 

Sirius schluckte sichtbar, sagte aber nichts. Es war auch nicht nötig.
 

"Du und … Remus?" Potters Augen schnellten zwischen ihnen beiden hin und her? "Was ist mit deiner Freundin?" Noch während die Worte aus seinem Mund kamen, dämmerte die Erkenntnis auf seinem Gesicht. "Du hast mich angelogen.", flüsterte er. "Es gibt gar kein Mädchen - du und Remus - ihr seid - ein halbes Jahr!" Zum Ende hin war er immer lauter geworden und Remus versuchte sich so klein wie möglich zu machen.
 

Sirius stellte sich vor ihn und er wäre gerührt gewesen von dieser Geste, wäre die Situation nicht so schlimm gewesen.
 

"Hör zu, Jamie, ich-", fing er an, doch Potter unterbrach ihn.
 

"Komm mir nicht mit Jamie!" Aufgeregt fuhr er sich durch die Haare. "Ein halbes Jahr, wie konntest du nur! Stimmt das überhaupt oder geht das noch länger? Bist du deswegen im Sommer bei ihm gewesen? Und über Weihnachten? Warum hast du es mir nicht erzählt?"
 

"Ich wollte nicht, dass du weißt-"
 

"Dass du schwul bist?" Potter schrie nun. "Wie kommst du überhaupt auf die Idee, du hattest doch immer nur was mit Mädchen!"
 

"Ich weiß nicht, es hat sich einfach so entwickelt." Zum ersten Mal klang Sirius unsicher.
 

Nervös lief Potter auf und ab. Pettigrew stand immer noch im Türrahmen und beobachtete die Szene teilnahmslos.
 

"Schwul", murmelte Potter und raufte sich die Haare, "ich fass es nicht. Willst du nach den Mädchen jetzt auch alle Jungs durchvögeln?"
 

Sirius zuckte zusammen.
 

"Das ist was ganz anderes! Remus und ich, wir-"
 

"Was, ihr liebt euch?", ätzte Potter. "Ach komm, hör schon auf! Du willst ihm doch nur deinen Schw-"
 

"Wag es nicht so über ihn zu reden!"
 

"Sonst was?", brüllte Potter, die Fäuste geballt. "Sind wir dann keine Freunde mehr? Willst du mich schlagen? Versuch's doch!"
 

Alles lief aus dem Ruder. Remus war in eine Ecke zurückgewichen; er konnte nicht den Mut aufbringen, etwas zu sagen, irgendetwas, um den Streit zu schlichten, aber es war eh zu spät: In zwei zügigen Schritten überbrückte Potter den Abstand zwischen ihnen und holte aus. Seine Faust traf Sirius nur noch an der Schulter, da dieser sich gebückt hatte, aber es war geschehen; Sirius griff Potter am Kragen und stieß ihn von sich, zusammen stolperten sie zu Boden und rangelten dort weiter. Entsetzt verfolgte Remus das Geschehen, was sollte er tun? Einen Lehrer holen? Ausgeschlossen. Die beiden auseinanderzwingen? Unmöglich, er hatte nicht die Kraft dazu.
 

Er sah zur Tür.
 

"Pettigrew! Peter, tu doch was!", rief er ihm zu.
 

Aber Pettigrew tat nichts, sah den beiden nur zu, wie sie über den Boden rollten. Beinahe sah es so aus wie ihre spielerischen Kämpfe, die sie manchmal austrugen, nur das dieser hier bitterer Ernst war. Sirius hatte bereits ein blaues Auge und Potters Krawatte lag lose auf dem Boden, nachdem sie gerissen war. Nie im Leben hätte er so eine Reaktion vorhersehen können.
 

Er tat das Einzige, das ihm einfiel.
 

"Locomotor Mortis!" Mit einem Schwung seines Zauberstabs schnappten Potters und Sirius' Beine zusammen, was sie effektiverweise davon abhielt, weiterhin zu kämpfen, stattdessen rollten beide über den Boden, während sie wie Fische auf dem Trockenen zuckten und versuchten aufzustehen. Es wäre ein lustiger Anblick gewesen, wäre es nicht so ernst.
 

Mit einem weiteren Zauberspruch ließ er Sirius in der Luft hängen, verließ so schnell er konnte mit ihm den Klassenraum und floh vor den beiden anderen Rumtreibern.
 

"Lass mich sofort runter!", meckerte Sirius.
 

"Erst wenn du wieder klar im Kopf bist." Remus zwang sich ruhig zu bleiben.
 

"Ich bin klar im Kopf!"
 

"Du hast dich mit Potter geprügelt."
 

"Er hat angefangen!"
 

Ohne Vorwarnung löste Remus den Levicorpus-Zauber und Sirius plumpste zu Boden. Er stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor ihm auf.
 

"Willst du dich deswegen also weiterprügeln?"
 

Sirius sah verlegen zur Seite.
 

"Nein."
 

Remus seufzte. Sie standen vor einem großen Problem.
 

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte er schließlich erschöpft. Sirius zuckte mit den Schultern und stand auf.
 

"Ich muss jetzt erstmal allein sein."
 

Remus ließ ihn gehen, auch wenn sich in seinem Magen ein schmerzhafter Knoten bildete. Er hatte Angst, dass hiermit alles enden könnte. Vielleicht war es bereits zu spät.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus lag in seinem Bett, Arme und Beine dicht an seinen Körper herangezogen. Die Aufregung hatte dafür gesorgt, dass er tatsächlich Magenkrämpfe bekommen hatte. Kurz hatte er sogar überlegt, diese Nacht woanders zu verbringen, aber er wusste, dass er letztlich in den Schlafsaal zurückkehren musste. Er hatte gehört, wie Pettigrew und Potter hereingekommen und sich ebenfalls bettfertig gemacht hatten. Sie hatten ihn sicher bemerkt, hatten ihn aber ignoriert. Er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
 

Sirius kam erst sehr spät in den Schlafsaal zurück. Die Tür ging langsam und vorsichtig auf und wieder zu. Remus beobachtete, wie er sich einen Weg durch den dunklen Raum suchte und zunächst im Badezimmer verschwand. Er hörte, wie er unter die Dusche ging, was er normalerweise selten abends tat. Minuten später kam er wieder heraus und legte sich in sein Bett.
 

Remus lag unter der Bettdecke, sein Magen immer noch verkrampft.
 

"Sirius?", flüsterte er in die Dunkelheit.
 

Keine Antwort.
 

"Sirius, du bist noch wach, oder?", versuchte er es noch einmal.
 

Ein Seufzen kam von dem Bett neben ihm. Etwas raschelte.
 

"Was ist?"
 

"Es ist nur … wie geht es dir?"
 

Sirius schnaubte.
 

"Wie soll es mir schon gehen. Ich bin müde, lass mich schlafen."
 

"Willst du nicht darüber reden?"
 

"Nein."
 

Das tat weh, aber vielleicht brauchte Sirius nur noch ein wenig Zeit für sich. Jedenfalls hoffte Remus das.
 

"Okay." Und dann, nach einer Weile noch einmal: "Gute Nacht."
 

Sirius brummte nur kurz.
 

Es dauerte lange, bis er einschlief.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am nächsten Morgen beeilte Remus sich aufzustehen, machte eine Katzenwäsche im Bad, packte seine Schultasche und eilte in die Große Halle. Wenn er Glück hatte, würde er weder Potter, noch Pettigrew vor der ersten Stunde sehen müssen. Am Frühstückstisch schnappte er sich zwei Scheiben Toast, schmierte Marmelade drauf und machte sich auf den Weg auf die Hogwartsgründe, da sie Pflege Magischer Geschöpfe hatten.
 

Die Thestrale standen immer noch auf der Weide. Schon von weitem sah er Professor Kesselbrand, die in jeder Hand einen Eimer trug. Er eilte zu ihr, bot ihr seine Hilfe an und zusammen trugen sie mehrere Eimer zu der Weide. In jedem Eimer war rohes Fleisch drin, offenbar das Futter für die Thestrale. Sie unterhielten sich noch eine Weile, während immer mehr Schüler eintrudelten. Nervös hielt Remus nach einem der Rumtreiber Ausschau.
 

Sirius tauchte als Erster auf und er wusste nicht, ob er deswegen erleichtert oder noch nervöser sein sollte. Sie grüßten sich - leise, als wäre selbst dies ein Verbrechen zwischen ihnen - und stellten sich dann ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln an den Zaun.
 

Über die Ferien hatte die Thestralherde Zuwachs bekommen: Ein weiteres Fohlen stand neben seiner Mutter auf der Weide. Es konnte nicht mehr als ein paar Tage alt sein, so wackelig, wie es noch auf den Beinen war.
 

Potter und Pettigrew folgten kurz vor Unterrichtsbeginn und stellten sich abseits von ihnen hin. Fast hatte Remus erwartet, dass Sirius seine Seite verlassen und zu ihnen gehen würde, aber er ignorierte die beiden vollkommen, wenn man einmal von dem düsteren Blick absah, den er ihnen sandte.
 

Remus fühlte sich unwohl dabei, schließlich war er ja die ursprüngliche Quelle dieses Konflikts.
 

Wieder einmal sollten sie Paare bilden. Diesmal war er in einem Team mit Sirius, was ihn nicht überraschte. Gemeinsam stiegen sie über den Zaun. Sirius hielt einen der Eimer in der Hand, während Remus sie zu den Thestralen führte.
 

Seltsamerweise wurde ihm erst jetzt klar, dass Sirius nun wusste, warum er die Tiere sehen konnte. Dankbarkeit durchströmte ihn, als er daran dachte, wie Sirius mit seinem Geständnis umgegangen war, wie er ihm zugehört und getröstet hatte. Er hatte gedacht, dass er schockiert sein würde, stattdessen hatte er ihn in den Arm genommen wie das kleine Kind, das er gewesen war.
 

"Ich wollte mich entschuldigen.", sagte Sirius auf einmal. Überrascht sah Remus zu ihm.
 

"Entschuldigen? Wofür?"
 

Sirius zuckte mit den Schultern.
 

"Dass ich mich gestern so benommen habe. Und nicht mit dir geredet habe." Er hielt einen Fleischklumpen in die Luft und sah zu, wie er sich scheinbar in Luft auflöste. "Es ist echt mies gelaufen. Aber du kannst ja nichts dafür."
 

Remus lächelte zaghaft, auch wenn ihm seit dem vergangenen Tag kaum danach zu Mute war.
 

"Schon okay, ich versteh's ja." Er strich einem Thestral über die Nüstern. "Ich hab mich ganz schön erschrocken, als Potter auf einmal reinkam. Hattest du die Tür nicht verschlossen?"
 

"Eigentlich schon, aber es war kein starker Zauber."
 

Remus sah aus den Augenwinkeln zu Potter und Pettigrew herüber, die Probleme hatten den Thestral zu füttern, da sie ihn beide nicht sehen konnten. Er seufzte tief.
 

"Was machen wir jetzt?" Er berührte Sirius kurz an der Hand. "Ich will nicht, dass ihr zwei streitet, vor allem nicht wegen mir."
 

"Es ist ja auch nicht wegen dir, es ist wegen mir.", antwortete er und fügte dann leiser hinzu: "Ich hab schließlich selbst entschieden, dass ich mit dir zusammen sein will. Und das ist auch gut so." Ein flüchtiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
 

Zögerlich fragte Remus: "Du bereust es also nicht?"
 

Sirius schüttelte den Kopf.
 

"Niemals."



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