Neue Kraft - Neuer Weg
Nur ein leises Tropfen durchdrang die Stille, die mich in dem kleinen unterirdischen Raum umgab, welcher nur spärlich von Fackeln an den Wänden beleuchtet wurde. Ich saß reglos auf dem einzigen Möbelstück im Zimmer, einem Bett, während ich auf die geschwungenen Verzierungen an der kalten Wand aus Stein starrte. Meine Gedanken jedoch waren diesem Raum fern. Fort getragen, weit weg von diesem Ort. Seit mein Team mich gefunden hatte und ich ihnen nach so langer Zeit gegenüber stand, weckten sie ein Gefühl in mir, welches ich begraben hatte. Ich schloss die Lider und lehnte mich an das feste kalte Gestein, an welchem mein Bett stand. Ein leichter Schauder überlief mich. Ich hatte nicht allerlei Strapazen auf mich genommen, um mich von dem Hauch eines kleinen unbedeutenden Gefühls von dem abbringen zu lassen, was ich so sauber durchdacht hatte. Ich atmete tief durch. Nein, ganz sicher nicht. Ich hatte mittlerweile auch in Erfahrung gebracht, wer in dieser Organisation tätig war, Orochimaru hatte mir diese Informationen übermittelt. Es waren zehn Mitglieder, und ich hatte von jedem Einzelnen den Namen. Der Anflug eines Lächelns huschte über meine Lippen. Ich wusste jedoch auch, dass damals, als meine Eltern getötet wurden, noch ein weiteres Mitglied zu der Organisation gehörte. Er oder sie ist damals aber ausgestiegen, weshalb mir der Name nicht bekannt war. Ich hatte mir alles genauestens durchdacht. Ich wollte bei Orochimaru bleiben, bis ich wusste, wer das letzte Glied in der Kette war und dann würde ich los ziehen und …
Ein Klopfen an der dünnen Tür riss mich aus meinen Gedanken. „Sakura - san?“ Es war die ruhige Stimme von Kabuto. Er unterrichtete mich zusammen mit Orochimaru. Meistens jedoch war Orochimaru krank, weshalb ich alleine mit Kabuto trainierte. Der einzige Vorteil, ich musste ihn nicht Sensei nennen. Ich wusste auch das Orochimaru mich nicht ohne Grund hier her gebracht hatte. Kabuto hatte mir erzählt, dass ich ein spezielles Chakra besaß. Er unterrichtete mich in Ninjutsu, Genjutsu und Taijutsu. Vor allem jedoch unterwies er mich in der Kunst des Heilens. Anfangs war ich der Sache natürlich mehr als nur ein wenig abgeneigt, doch ich wusste, dass es ein Nehmen und Geben war. Es war nun mal nicht so, dass ich dieses Heilen überhaupt nicht gebrauchen konnte. Im Gegenteil, es konnte mir vielleicht noch von großem Nutzen sein. Es war wohl auch der einzige Grund, wieso ich mich erhob und Kabuto die Tür öffnete. „Ich hoffe ich störe dich nicht Sakura - san. Orochimaru fühlt sich wieder sehr schlecht und ich kann allein mit meinem Chakra nichts tun“, erklärte er schnell und sah mich abwartend an. Ich nickte bloß und trat an ihm vorbei in den Gang hinein. Wir hatten, nach dem unser altes Versteck gefunden und zerstört wurde, ein neues errichtet. Mit Hilfe von Chakra war sogar das bauen von unterirdischen Tunneln leicht. Ich ging zielstrebig den Gang entlang auf dem Weg in das Zimmer von Orochimaru. Kabuto folgte mir nicht. Ich hatte Orochimaru schon öfter als einmal alleine behandelt. Es gab also keinen Grund, mir dabei über die Schulter zu schauen. Meine Schritte waren leicht und mein Chakra wie immer perfekt unterdrückt. Es war einfach die reine Vorsicht eines Ninja und mit meinem Chakra war es für mich ein leichtes, unbemerkt zu bleiben. Als ich fast vor Orochimarus Tür stand, hörte ich schon seine Stimme, doch sprach er nicht zu mir. „Nein, sagte ich!“, schrie er einen niederen untergebenen mit kratziger Stimme an. Der Mann erbebte vor Angst, was ich nur durch sein Chakra spüren konnte. Er war schwach und als er zum sprechen ansetzte bestätigte sich meine Vermutung. „Aber Herr, Madara sagte er akzeptiert kein Nein.“ Ich hörte ein gurgelndes Geräusch aus dem Munde Orochimarus. Ich überlegte kurz. Madara sagte der Schwächling, woher kannte ich diesen Namen? Ein Bild von Sasuke schoss mir in den Kopf. Nicht irgendein Bild, nein, es war die Erinnerung an den Kampf... Tal des Endes. Madara! Madara!? Aber war er nicht schon... tot? „Ich will mit Akatsuki nichts mehr zu tun haben!“, schrie Orochimaru so laut, dass man die letzten Worte fast nicht verstehen konnte. Mein Blick lag starr auf der Tür. Der kleine Lichtstrahl der in den Gang fiel, warf leichte Schatten auf mein Gesicht, als meine Augen schmal wurden. Sah so aus, als hätte ich den letzten Namen.
Der Mann gab ein leises Hai von sich und hastete dann aus dem Raum. Ich stellte mich hinter die Tür, bis er nicht mehr zu sehen war, dann betrat ich das Gemach von der Schlangenfresse. „Orochimaru, wie ist euer Befinden?“, fragte ich, während ich auf sein Bett zusteuerte. Er sah mich aus müden Augen an, während ich auf einem silbernen Tablett eine Spritze herrichtete. Es war immer der gleiche Ablauf. Ich spritze ihm ein Serum und ließ ihm dazu Chakra in den Körper fließen. Eine Aufgabe, die ich schon viel zu oft vollbracht hatte, um sie falsch auszuüben. Orochimarus Körper zerfiel durch das Anwenden von solch unendlich vielen Jutsus schneller als ein normaler Körper. Das Serum, das ich vorbereitete, verhinderte diesen Zerfall und machte es ihm sogar möglich seinen Körper weiterhin mit Jutsus zu belasten, durch welche manch ein Ninja sogar schon einst sein Leben ließ. Er legte sich zurück, als ich neben ihn trat und schaute mich aus seinen schlangenartigen Augen an.
„Mir geht es furchtbar, beeile dich Sakura“, krächzte er, wobei sich die Worte gegen Ende in einem gurgelnden Geräusch verloren. Ich nickte knapp und gab ihm die Spritze. Mit Argusaugen beobachtete ich ihn, während sich das Serum seinen Weg durch die Blutbahnen kämpfte. Es dauerte ungefähr zwanzig Sekunden als sich seine Augen weiteten und er mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an starrte. „Was hast du getan? Mein Körper verbrennt!“, schrie er panisch und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Ich schaute ihn aus regungsloser Miene an.
„Du bist das elfte Glied“, war alles, was ich zu ihm sagte. Sofort breitete sich völliges Entsetzen auf seinem Gesicht aus. Ihm wurde wohl gerade bewusst, dass ich ihm nicht helfen würde, sondern dass ich sein Leben auslöschen würde. Seines und das all der anderen Zehn. „Nein, Sakura. Das ist so nicht gewesen, ich wollte es dir sagen! Bitte du musst mir glauben! Ich habe sie nicht getötet! Ich habe deine Eltern nicht-“, er hielt inne in seinem Geschrei, als Blut aus seinem Mund quoll und sein schmächtiger Körper von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt wurde. „Hilf mir...“, gurgelte er und versuchte schwächlich die Nadel aus seinem Arm zu ziehen. Ich entließ ihn aus meinem Griff und beugte mich zu ihm vor. „Ich bin der Tod“, hauchte ich und küsste sacht seine blutigen Lippen. Völlig erstarrt rührte er sich kein Stück. Ich trat zurück und formte schnell mehrere Fingerzeichen in Folge. Ein gewaltiger Nebel aus weißen Kirschblüten entstand und strömte durch den Mund, Augen und Nase in den Körper Orochimarus. Ich wartete seelenruhig. Hörte seine erstickten Schreie und sah zu, wie er mit letzter Kraft wild mit den Armen um sich schlug, um die Blüten aufzuhalten. Als der Nebel sich aus ihm zurück zog, schloss ich die Augen und spürte ein Brennen an meinem Bein. Ich zog mir all die Kraft von Orochimaru in mein Juin und mit seiner Kraft auch unweigerlich seine Seele. Ich spürte wie ein geringer Teil meines Chakras ihn umschloss und schließlich versiegelte. Er war gefangen in mir. Der Raum war still und als ich ging, ließ ich bloß die leere armselige Hülle Orochimarus zurück. Meine Schritte trugen mich aus dem Gewölbe und ein bösartiges Lächeln zierte mein Gesicht. Dies war erst der Anfang.
