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Order

24 Tage - 24 Befehle (Oder: Der etwas andere Adventskalender)
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19.Dezember

19. Dezember
 

Farin spürt Belas Hände unter seinem Hemd, auf dem Rücken, bald am Bund der Hose. Das kühle Metall der Ringe jagt Schauer über seinen Rücken, Farin seufzt ganz leise in Belas Mund. Ganz… leise.
 

Bela löst sich von ihm und setzt einen Kuss auf sein Kinn, dann schmiegt er sich an seinen Hals und verteilt dort kleine gänsehautmachende Küsse. Farin lehnt sich an die Wand der Umkleidekabine, nicht fähig, sein Gewicht länger selbst zu tragen.
 

Indessen ist Bela am Hemdkragen angekommen, zieht ohne Umschweife seine Hände unter Farins Hemd hervor, um den ersten Knopf zu lösen-
 

Rrring.
 

Farin reißt die Augen auf und ist sich einen Moment lang nicht sicher, wo er ist.
 

Dann sickern langsam erste Traumfetzen zurück in sein Gedächtnis, und er drängt sie reflexartig in die hinterste Ecke seines Kopfes.
 

Darüber denkt er später nach. Am besten gar nicht.
 

…Okay, vielleicht ein ganz kleines bisschen, weil es sich so gut anfühlt.

Mit vernebeltem Kopf wankt Farin zur Tür, ihm egal, wenn da jetzt noch so eine Horde feiern wollender Idioten steht. Oder Bela. Nein, okay, das wäre nicht egal.
 

Es ist aber weder das Erste noch das Letzte, sondern nur etwas Kleines Schwarzes und der obligatorische knallige Zettel.
 

Ersteres stellt sich als Nietenarmband heraus, und nicht nur irgendeines, nein, es ist Farins, das er vor Urzeiten einmal bei Bela hat liegen lassen und der immer behauptet hat, er hätte es verschlampt. Also, entweder er hat damals schon diesen seltsamen Adventskalender geplant, oder er hat es erst kürzlich wiedergefunden. Oder…
 

Farin streicht das zweite Oder gedanklich, aber er kann nicht verhindern, dass ihm bei dem Gedanken, Bela könnte es die ganze Zeit für sich aufbewahrt haben und nicht hergeben wollen, weil es von Farin ist, ganz warm ums Herz wird.
 

Der Befehl, dem Farin endlich auch einen Blick widmet, besagt: „Neunzehnter Befehl: Triff mich im Ballhaus!“
 

Farin grinst und geht schon im nächsten Moment gedanklich seinen Kleiderschrank durch. Da sag nochmal einer, er sei die Modesünde der Band.
 

Irgendwann fällt ihm der Anzug ein und er muss lachen, als er daran denkt, wie er wohl damit unter den ganzen Leuten auffallen würde. Viel mehr denkt er nicht und eine halbe Stunde ist er fertig und legt als letzten Schliff das Nietenarmband um.
 

Er fegt den Gedanken, er könne zum zweiten Bela mutieren, beiseite, stellt fest, dass er noch massig Zeit totzuschlagen hat und holt sich ein Buch.
 

*
 

Ballhaus Spandau. Das erste legendäre Treffen, ein schnöder Zufall, kein Schicksal. Schicksal ist es, dass sie hierher zurückkehren und sehen, was sich zwischen ihnen verändert hat.
 

Am Türsteher vorbeizukommen, war kein Problem, auch wenn der ihn ein wenig seltsam angesehen hat mit dem Anzug. Aber Nietenarmband und Haarpracht haben ihn gemeinsam aus der Spießer-Schublade gezogen und somit gerettet.
 

Nun nähert Farin sich langsam, aber beständig dem lässig an der Theke lehnenden Bela, der ihn selbstzufrieden mustert.
 

„Hey“, sagt Farin unsicher und fühlt sich ekelhaft. Er ist Farin Urlaub, er hat nicht unsicher zu sein!
 

„Guten Abend, der Herr!“ Bela zieht ihn in eine Umarmung und Farin gesteht sich ein, dass er das vermisst hat. „Und? Wieder ewig vor dem Kleiderschrank gestanden?“
 

„Eher nicht. Ich hab ja einen kleinen Hinweis im letzten Türchen bekommen. Und ich konnts mir nicht entgehen lassen, aufzufallen wie ein… dunkler Hund im Kanarienvogelkäfig. …Außerdem bin ich nicht du!“ Farin sieht Bela zum ersten Mal richtig an. Enge Hosen, ausgefranstes T-Shirt, Unmengen Schmuck. Und der Kajalstrich.
 

Das hat sich nicht verändert, denkt Farin und sagt: „Steht dir aber.“
 

Bela lächelt ihn an, wie er sonst nur Frauen anlächelt, und Farin vermisst die kleine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen und denkt, das hat sich verändert.
 

Gedankenverloren dreht und wendet Farin den Fakt, dass er Bela vermisst hat, obwohl er ihn erst gestern gesehen hat, während der die Zeit nutzt und ihnen Getränke bestellt. Apfelsaft und Cola, und auch das hat sich verändert.
 

Auch wenn Farin partout gegen das Rauchen ist, gerade vermisst er Belas vom Feuerzeug angeleuchtetes Gesicht, einfach, weil Bela selten schöner aussieht, als wenn er sich eine Kippe anzündet. Auch, wenn ihm das erst jetzt auffällt, im Nachhinein.
 

Dann wischt Farin energisch die düsteren und seltsamen Gedanken weg und konzentriert sich auf den verbalen Schlagabtausch mit Bela, und er stellt fest, dass er auch das vermisst hat, die lockeren Gespräche, die kleinen Sticheleien nicht nur auf der Bühne.
 

Das ist Bela, und er ist hier, und Farin ist so zufrieden damit, dass er ihn zwischen zwei Scherzen auf die Wange küsst. Bela grinst ihn an und widmet sich seiner Cola, und Farin erwischt sich bei der Frage, ob das jetzt ein Fehler war.
 

Er ist Farin Urlaub, er macht keine Fehler.
 

*
 

Bela beschließt aus einer Laune heraus, ihn noch bis zur Bushaltestelle zu begleiten (wie früher), und so laufen sie (wie früher) in sinnlose Diskussionen vertieft nebeneinander her.
 

„Okay“, sagt Farin und verbannt alle Enttäuschung aus seiner Stimme, „da wärn wir.“
 

„Ja“, antwortet Bela, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst Farin. Nicht wie früher. Ganz und gar nicht wie früher, stellt Farin fest, dann fällt er in das bereits bekannte Gefühl der völligen Glückseligkeit, zieht Bela näher und erwidert den Kuss.
 

Längst nachdem Bela von ihm abgelassen hat und ihn atemlos und mit einem halb in der Dunkelheit verschwundenen Winken allein zurückgelassen hat, sitzt Farin auf der Bank und vergleicht früher und heute.
 

Ein eiliger Abschiedskuss, halb fröhliche Flirterei, halb Provokation. Möglicherweise einfach nur Alkohol und Laune.
 

Tiefergehend und definitiv zu lang für bloß Freunde. Und ganz nebenbei völlig nüchtern und ernsthaft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  YouKnowNothing
2009-12-21T21:26:51+00:00 21.12.2009 22:26
hach, ist das süß!
Großes Lob mal wieder an den Stil & gan besonders an die letzten beiden Abschnitte *-* die sind so... so... SOOOOOOOOOOOO toll, das mir das richtige Wort nich einfallen will!
Hach, das is toll... X3~

LG S-M ;)
Von: abgemeldet
2009-12-20T19:38:05+00:00 20.12.2009 20:38
Hach war das schön, da wird einem warm ums Herz ^^
Ist das schöööööööööööön *seufz*
Sagte ich schon? SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖN!

xD
Von:  Zofenluder
2009-12-20T17:32:09+00:00 20.12.2009 18:32
das is so schön ._.

Hach. Der Countdown läuft. noch 4 Geschichten. *seufz* ._.

Von:  Kittielein
2009-12-20T14:09:16+00:00 20.12.2009 15:09
hahh, du hast mich gestern zur weißglut getrieben ;__;
ich hab von um 12 uhr mittags bis abend um halb 11 gewartet. T__T xD
aber da ist es endlich - und deswegen les ich's nochmal. xD
bitte lass mich (und die anderen, aber ein wenig egoistisch muss ich jetz einfach mal sein xDD) heute nich so lang warten

lg
das Kittielein
Von: abgemeldet
2009-12-20T12:32:31+00:00 20.12.2009 13:32
Ist das süüüüüß. :)))

War auch schon ganz hibbelig, wo das Kapitel denn bleibt... schön, dass ich es noch gefunden habe, bevor ich raus in die Kälte muss. Dann kann ich mich ablenken. ;)

LG :)
Von: abgemeldet
2009-12-20T12:20:41+00:00 20.12.2009 13:20
'Bela lächelt ihn an, wie er sonst nur Frauen anlächelt, und Farin vermisst die kleine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen und denkt, das hat sich verändert.'

Der Satz brachte mich so zum Schmunzeln :)
...das ganze Kapitel ist toll. Ich war gestern schon ganz verzweifelt, weil ich den ganzen Tag drauf gewartet hab :D

Aber wirklich sehr sehr schön. Vorallem der Schluss - die letzten paar Absätze sind wunderbar.
Von:  Slythericious
2009-12-20T10:59:46+00:00 20.12.2009 11:59
*jubel*
braver fu^^

schön, dass die geschichte doch noch on gekommen ist ;)
das warten hat sich gelohnt finde ich^^

nur noch 4 geschichten... dann ist es vorbei... .__.
das ist gemein *schnief*


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