Das Märchen von der Fee des rechten Richtens
Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin. Die lebte in einem Schloss in einer großen Hauptstadt nahe eines sagenumwobenen Waldes.
Als sie in ein heiratsfähiges Alter kam, beschloss der König, sie jenem Manne zur Frau zu geben, der es vermochte, ihm den Schatz zu bringen, der in dem Wald ruhte. Der Legende nach versprach dieser Schatz dem Finder die Erfüllung seiner kühnsten Träume. Der König, der ein gerechter König war, erhoffte sich so ewigen Frieden für sein Volk. Da er außerdem noch einen Sohn hatte, das Reich wohlständig war und der momentane Frieden zudem durch die Verheiratung der anderen Töchter gesichert, bedeutete diese Handlungsweise sowohl für den König als auch für das Volk keinen Verlust.
So brachen viele Männer auf, denn die Prinzessin war wahrlich zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, darunter auch zwei Freunde. Sie erkämpften sich gemeinsam den Weg und schafften es bis zum Schatz. Da sie Gold erwartet hatten, hatten sie zuvor beschlossen, den Schatz unter sich aufzuteilen, und die Prinzessin selbst ihren Gemahl wählen zu lassen,
Doch der Schatz war nur ein Stein mit einer alten Inschrift.
Noch zu erhitzt von den bestandenen Kämpfen waren Sie nicht in der Lage, mit kühlem Kopf über das Problem nachzudenken. Sollten sie den Stein gemeinsam zum Herrscherhaus bringen? Und so gerieten die beiden in einen Streit, zunächst verbal und dann handgreiflich, bis schließlich der eine den anderen in seinem Zorn tötete. Entsetzt über das, was der eine seinem Freund soeben angetan hatte, brachte er den Schatz der Prinzessin. Voll Demut und Scham bat er sie, anstatt ihn zum Mann zu nehmen, ein feierliches Begräbnis für seinen Freund stattfinden zu lassen, obwohl er sich bereits in sie verliebt hatte. Die Prinzessin fühlte den Zwiespalt im Herzen des jungen Mannes und tat ihm Beides; sie erfüllte seinen Wunsch für ein Begräbnis und sah dies als Hochzeitsgeschenk, denn im Sommer heirateten sie.
Anfangs lebten sie glücklich, doch sowohl der alte König bei einem Reitunfall, als auch der Thronfolger, der Bruder der Prinzessin, der sich erhängte, starben binnen einen Jahres, und da der König sonst nur unverheiratete oder Töchter in weiter Ferne hatte, wurde der neue Gemahl der Prinzessin als Nachfolger auf den Thron gesetzt.
Mit den Jahren wurde dann der neue König kaltherzig und egoistisch, denn wie bereits zuvor geschahen im kleineren Maße schlimme Dinge, die die Prinzessin ihm immer wieder verzieh, und er des Glaubens mächtig wurde, alles haben und sich alles herausnehmen zu können, was er wollte, vom neuen Reichtum und der neuen Macht durch die Krone in seiner Ansicht bestärkt.
Eines Tages jedoch warf er den Stein mit der Inschrift aus Wut nach einem Bittsteller, der eine kleine Gabe für seine kranke Frau erbeten hatte. Als die Kugel zerbarst, erschien eine gute Fee.
Der König hatte als Kind schon oft Geschichten über Feen gehört uns so erschrak er, als er ihrer erkannte, denn er nahm an, sie sei gekommen, ihn für seine Taten zu bestrafen. Doch da die gute Fee „gut” war, und nichts von gewalttätigem Handeln hielt, sagte sie bloß: „Fürchtet euch nicht, mein König, denn ich gewähre Euch eine weitere Chance; solltet Ihr Euch nicht an meine Worte halten, so werde ich Euch dahin zurückbringen, wo Ihr herkommt, also lauscht bedächtig. Denkt bei allem, was Ihr tut steht’s daran, dass Ihr es selbst sein könntet, den Ihr so behandelt, so behandelt ihn so, wie Ihr euch wohl fühlen würdet und einverstanden wäret, kein Hof, kein Staat, keine Forderungen von außen, nur Ihr sollt die Wünsche des Volkes spüren und verstehen und rechtschaffend regieren, wie es richtig ist.”
Von seinem anfänglichen Schrecken erholt, erwiderte der König: „Ha, du glaubst also, ich würde dir ohne weiteres Folge leisten?” Seine Augen blitzten. „Ich bin der König. Dies ist MEIN Reich. Ich weis sehr gut ohne dich, wie ich mein Volk unter Kontrolle halten kann, „weise Frau”!”
Mit diesen Worten geschah das. was die gute Fee ihm zuvor geweissagt hatte, jedoch nicht, wie es er erwartet hatte, denn er wurde in jene Zeit zurückgebracht, in der er im Zorn seinem Freund gegenüberstand, nur dass sich dieser, der König, der nun wieder (oder immer noch?) der einfach Mann war, sein Freund und die Prinzessin an die Geschehnisse erinnern konnten. Überwältigt von ihren Gefühlen hielten die beiden Kämpfer inne und standen nur da.
Nach einer Weile entschlossen sich beide, um den Unfall zu verhindern, den Stein gemeinsam zur Prinzessin zu bringen und ihren alten Plan in die Tat umzusetzen. Die Prinzessin entschied sich jedoch wieder für ihren ehemaligen Gemahl, während dem Freund ihre jüngere Schwester zur Frau gegeben wurde.
Die Fee hatte um die Reaktion des Königs gewusst, und da sie eine gute Fee war, erhielt er nun die zweite Chance, die sie ihm gewährt hatte, und regierte weise und gerecht, unter den wachen Augen seiner Frau und seines Freundes, so dass alle in Frieden und Liebe zueinander leben konnten bis in alle Ewigkeit.
Die geheimnisvolle Inschrift auf dem Stein bedeutete „Gnade”.