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Ai shite iru

Eine Reise, die ihr Leben veränderte
von

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Wölfe

Wölfe
 

Sie lebten nun schon einige Monate in ihrer Waldvilla. So nannte Sarah ihre Blockhütte, die sie inzwischen sehr wohnlich eingerichtet hatten. Der Sommer war ins Land gezogen und Schwärme zerbrechlicher Mücken tanzten auf der Lichtung nebenan, um dort einen Partner zu finden und die einzige Aufgabe zu erfüllen, die das Leben noch für sie aufgespart hatte: sich zu vermehren.

Sarah saß auf der hölzernen Bank vor der Hütte und schaute hinüber zu der flirrenden Brut. Auch sie hatte eine Aufgabe, und sie hatte sie wahrgenommen. Sie liebte. Sie liebte heiß und innig einen Mann, als ob es die einzige Aufgabe in ihrem Leben sei, die sie erfüllen musste… erfüllen durfte… die durfte ihn lieben. Sie war so glücklich.
 

Sie fuhr sich mit den Händen durch die kurzen, braunrot gefärbten Haare. Zu Kougas Bedauern hatte sie gleich nach ihrer Flucht ihre langen, golden schimmernden Locken abgeschnitten und die Überbleibsel mit einer für ihn besonders übelriechenden Creme in einen fuchsähnlichen Pelz verwandelt. Sie wollte auf keinen Fall erkannt werden. So kauften sie auch ihre Dinge jedes Mal in einer anderen Stadt ein, in einem möglichst großen Supermarkt auf der grünen Wiese, wo alles anonym ablief und keiner den anderen kannte. Sie waren gut eingedeckt mit Vorräten, und auch wenn sie keinen Strom und keinen Kühlschrank hatten, so war ihre Vorratsgrube, die sie in den kühlen Waldboden gegraben hatten, beinahe voll. Außerdem hatte Sarah einen Garten angelegt, ganz hinten am Rand der Lichtung, uneinsehbar von dem kleinen Waldweg her. Dort wuchsen, umgeben von einem Weidengeflecht gegen das gefräßige Wild Karotten und Tomaten, Salatköpfe und Kräuter, und die Gurken schlängelten sich am Zaun entlang. Es ging ihnen gut, so richtig gut. Sie mussten zwar auf einige Annehmlichkeiten des modernen Lebens verzichten, aber Kouga fing immer wieder einen Hasen oder sogar einmal ein kleines Wildschwein und bereicherte so ihre Speisekarte. Das Haus war inzwischen voll eingerichtet, die Betten luftig und neu bezogen, die Küche blitzblank und die Böden geschrubbt. Sogar eine Dusche hatten sie sich angebaut, mit Wasser, das von der Quelle in einen schwarzen Tank floss und sich dort erwärmte, sodass sie nicht eiskalt waschen mussten. Es war richtig luxuriös geworden in der kleinen Hütte.

Und sie passten immer noch auf, dass niemand sie entdeckte. Das Auto war hinter der Hütte mit Zweigen abgedeckt und gut versteckt, vor der Hütte hatten sie alles so gelassen, wie es vorher gewesen war, um ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nur das Innere hatte sich vollkommen gewandelt von der verstaubten, verlassenen Bleibe zu einem gemütlichen Zuhause.

Und die Wölfe waren gekommen. Erst hatte Konga nur einen entdeckt, der am Rande der Lichtung stand und Witterung aufnahm, um dann gleich wieder im Unterholz zu verschwinden. Dann waren mehr gekommen, und sie zogen schnüffelnd um die Hütte herum. Kouga hatte sie gehört, war von ihrem Lager aufgestanden und vor die Türe getreten. Sie standen einfach still da, betrachteten ihn mit ihren goldenden Augen, dann legten sie sich einfach nieder und hielten Wache. Sarah fühlte sich an die Zeiten in Kougas Höhle erinnert. Er trug wieder seine Häute und Felle, halbnackt, wie damals im mittelalterlichen Japan, und manchmal zog er mit seinen pelzigen Gefährten los, um zu jagen. Wenn er dann zurück kam, baumelte oft ein erlegtes Tier von seiner Schulter, dass sie an einem fast rauchlosen Feuer brieten. Die Wölfe bekamen immer ihren Teil ab, und wenn sie satt waren, kamen sie und ließen sich kraulen oder legten Sarah den großen Kopf auf den Schoß. Kouga erzählte ihr lachend von seinen Erlebnissen, und die Wölfe schienen zuzuhören, als ob sie den Krieger und seine raue, asiatische Sprache verstanden.

Gedankenverloren liebkoste Sarah die Ohren der alten Wölfin, die ihren Kopf in ihrem Schoß gebettet hatte. Es war so friedlich, die Grillen zirpten, sie waren alle satt und ein wenig müde und bestaunten den Sonnenuntergang, der sich bisher nur zart andeutete. Der Sommer würde noch einige Monate dauern, und Sarah hoffte, dass sie auch den Winter gut überstehen würden.



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