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Ai shite iru

Eine Reise, die ihr Leben veränderte
von

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Eingesperrt

Eingesperrt
 

Die Schlüssel klirrten laut, als sie gegen die Stahltüre schlugen. Diese fette, griesgrämige Krankenschwester kam herein, feist grinsend und mit einem Tablett auf dem Arm, auf dem sich viele weiße Plastikbecher befanden. Wachsam beobachtete sie das Mädchen, das, unter einer Decke versteckt, zusammengekrümmt auf dem Bett lag und mit leeren Augen vor sich hinstarrte.
 

„Los, meine Süße, Mund auf und runter mit dem Zeug!“
 

Ihr Ton klang barsch, und das amüsiertes Lachen, das sie ausstieß, verriet deutlich, welche Freude es ihr machte, die Insassen der Zimmer zu quälen. Es hatte keinen Zweck, gegen sie zu rebellieren. Wenn man sie wehrte, holte sie die Wärter, starke und grobe Kerle, und die hielten einen so lange fest, bis man die bunten Kapseln geschluckt hatte, die sich im Becher befanden. Sarah hatte es schon oft genug probiert.
 

Nein, sie würde sich beugen müssen.
 

Also nahm sie mutlos die beiden Pillen aus dem Becher, auf dem ihr Name stand, und warf sie mit trägem Schwung in den Mund. Die hämische Schwester grinste, goss ihr Wasser in den Becher und reichte ihn ihr zurück. Sie schluckte, und dann musste Sarah den Mund öffnen, die Zunge anheben, musste zeigen, dass sie das Zeug nicht darunter versteckt hatte.
 

Sie hatte alles schon versucht, aber sie kannten sich aus hier. Es gab keine Möglichkeit, die Medikamente zu verweigern. Als sie sich mit Gewalt gewehrt hatte, hatten sie sie festgebunden und ihr Spritzen verpasst, bis ihre Arme völlig blau waren. Die Ärztin hatte sie mit viel gutem Zureden überredet, doch wieder die Pillen zu schlucken anstatt sich dieser Tortur weiter zu unterwerfen.
 

Nicht nur hierbei hatte sie nachgeben müssen. Sie hatte ihr altes Leben vollkommen verloren. Nachdem die Brüche und anderen körperlichen Verletzungen geheilt waren, hatten sie sie hierher geschleppt. Sie hatte die Eltern angefleht, ihr das nicht anzutun, aber ihre Mutter hatte ihr mit Tränen in den Augen eine Alternative verweigert. Zu oft habe sie sich verletzt, und nur mit viel Glück die Sprünge in diesen unheilvollen Brunnen überlebt. Kein Mensch wusste, warum sie immer wieder nach Japan flog, und dort immer wieder in diesen Brunnen sprang, Ein Zwang sei es, ein schizophrener Schub, und sie müsse geschützt werden, vor sich selbst!
 

Sarah hatte gebettelt und gefleht, dass sie wieder in ihre kleine Wohnung ziehen dürfe, wieder Unterricht erteilen, ein normales Leben führen. Sie wollte auch nie mehr nach Japan fliegen. Aber die Eltern waren hart geblieben, schon weil ihre Ärztin es dringend empfohlen hatte. Sie hatten sie betäubt, um sie hierher bringen zu lassen, in die geschlossene Abteilung.
 

Man lebte hier wie im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses, nur das hier lauter Geisteskranke eingesperrt waren. Sie saßen da und schaukelten, oder starrten mit leerem Blick aus dem Fenster. Manche verbrachten den ganzen Tag vor dem Fernseher, und oft brach Streit aus, wenn sie sich über das Programm unterhielten oder was sie als nächstes sehen wollten. Dabei war der Programmwahlknopf hinter einem dicken Eisenblech verborgen, und die Schwester bestimmte, was sie sehen durften. Und wenn sie stritten, dann wurde einfach abgestellt. Und das Schreien...das Schreien war grässlich. Manche fingen einfach an zu brüllen, sie brüllten wie am Spieß, einfach so, ohne Grund. Bis die Wärter kamen und sie in ihre Zimmer brachten, bis die Spritzen wirkten und sie wieder apathisch werden ließen, verging eine endlos lange Zeit, die Sarah wie gelähmt dasaß und nur dem Chaos um sich herum zusah.
 

Am liebsten war sie alleine in ihrem Zimmer. Dort lag sie auf dem Bett, hatte sich die Decke bis an die Ohren hochgezogen und träumte...von einem Mann mit schwarzen Haaren, den sie meinte gekannt zu haben, von einer Liebe, deren Nachwehen sie noch in ihrem Herzen spürte, von Armen, die sie noch auf ihrer Haut zu spüren meinte.



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