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Nullpunkt

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Wir sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde sind wir berufen.

Mission: Lebe dein Leben! Erster Auftrag: Montag in die Schule gehen. - Gescheitert. Ich bin erst um drei Uhr nachmittags aufgewacht. Das war so eine verdammte Scheiße gewesen. Vor allem, weil ich wirklich wollte. Mein Körper war aber immer noch nicht so fit, wie ich das selbst eingeschätzt hatte. Sonntag hatte ich auch fast den ganzen Tag geschlafen, weil ich für alles andere zu erschöpft gewesen war.

Mein Attest ging allerdings sowieso noch bis Mittwoch, deswegen musste ich mir wenigstens darum keine Gedanken machen. Doktor Berens hatte sogar einen Hausbesuch gemacht, als Nico bei ihm angerufen hatte wegen einem Termin. Naja, was hieß sogar. Wenn ein Patient nicht zum Arzt kommen konnte, musste der Arzt eben zum Patient kommen. War ja kein Berg-Mann-Sache, bei der jemand zu massiv und groß war, um sich zu bewegen. Warte, doch ich. Naja, ein Berg war ich auch nicht. Dafür war ich viel zu dürr. Igitt, Fleischberge. Verwirrt von meinen eigenen Gedanken schüttelte ich den Kopf, wovon mir prompt etwas schwindelige wurde.

Ich packte das besagte Attest in meine Schultasche, schaute kurz zu meinem Wecker. Hatte ich noch genug Zeit, um kurz noch etwas zu essen? Die Digitalanzeige sagte Nein. Naja, was soll´s. Ich würde den Schultag auch so überleben.

Auftrag: Dienstag in die Schule gehen. - Check.

Ich war so gut. Naja, ich fühlte mich schon erschöpft, als ich in der Schule angekommen war. Aber die Erschöpfung würde sich sicher während des Unterrichts wieder etwas legen. Ansonsten würde ich einfach heute Nachmittag noch ein oder zwei Stunden schlafen. Allerdings musste ich unbedingt noch Wandfarbe kaufen. Das Geld von meiner Mutter war nämlich endlich gekommen. Warum erst so spät, wusste ich allerdings nicht. Ich würde meine Mutter auch nicht anrufen und danach fragen.

Die Wandfarbe wollte ich für das leere Zimmer. Ich musste Nico überweißeln. Aus meinem Leben streichen, war ein weiterer Auftrag bei der Mission meines Lebens. Es war nicht gesund, an irgendetwas festzuhalten und nachzutrauern. Ein klarer Schnitt. Nico hatte das auch verstanden und mittlerweile war ich froh, dass es keine Spuren mehr von ihm in der Wohnung zu sehen waren. Es wäre alles nur schlimmer geworden. Jetzt brauchte ich nur noch die Farbe, um das letzte Indiz von Nicos Existenz in meiner Wohnung zu tilgen.

Er saß in Geschichte zwei Reihen vor mir. Unsere Blicke haben sich nicht mal gekreuzt, als ich etwas zu spät das Klassenzimmer betreten hatte. Wir hatten über alles gesprochen und ich würde mich nicht weiter mit ihm quälen. Deswegen folgte ich dem Unterricht, machte mir Notizen, versuchte mich zu beteiligen und erwischte mich nur selten dabei, wie ich ihn anstarrte. Nico hat aber kein einziges Mal zu mir gesehen. Er war besser in solchen Sachen, wie es aussah. Oder es war einfacher nach vorne zu starren, als sich zu jemand umzudrehen.

Naja, es war keine Tortur für mich. Es ging. Ich fühlte keine Verbitterung und war weder wütend auf ihn, noch auf mich. Alles bestens. Alles bestens.

Nach der Stunde ging ich zu Frau Lindner. Nächster Auftrag: Die Zukunft angehen. Es gab nämlich ein kleines Problem mit meinen Fehlzeiten und der Tatsache, dass die Mappenberatungen nur Mittags unter der Woche statt fanden. Und ich musste auf eine weitere Mappenberatung. Ich wollte nächste Woche gehen, hatte mir sogar schon am Montag Sachen dafür rausgesucht, die ich dort zeigen wollte. Wenn ich schon nicht in der Schule gewesen war, hatte ich den Tag wenigstens nicht ganz sinnlos verbracht.

Frau Lindner hatte die Stirn gerunzelt, als ich ihr klar machen wollte, dass ich für nächsten Donnerstag eine Beurlaubung brauchte. Sie wies mich noch mal auf meine Fehlzeiten hin und ich sie auf meinen unbändingen Wunsch studieren zu wollen. Am Ende hatten wir eine Patt-Situation. Ich bedankte mich trotzdem, dass sie sich so für mich einsetzte und sie seufzte ergeben. Ich würde nur dieses eine Mal die Beurlaubung bekommen und sie hoffte inständig für mich, dass das alles funktionieren würde, mit meinem Studium und meinem Leben allgemein. Ich lächelte erfreut.

Ich mochte Frau Lindner, und wer weiß, wenn sie keine Lehrerin wäre, einige Jahre jünger und … okay, ich müsste zu viele Abstriche machen. Aber ich mochte sie wirklich.

Erst als ich mich zum Gehen abwandte, bemerkte ich, dass Nico noch da war und uns anscheinend belauscht hatte. Unsere Blicken trafen sich kurz und ich fragte mich, ob ich ihn darauf ansprechen sollte. Ich entschied mich dagegen und verließ den Klassenraum. Ein klarer Schnitt. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen.

Der restliche Schultag zog sich etwas und in den letzten zwei Stunden kämpfte ich ernsthaft gegen den Sekundenschlaf. Nicht nur im Straßenverkehr, nein, auch im Unterricht konnte sowas tödlich enden! Würden zu meinen Fehlzeiten noch Schlafen im Unterricht dazu kommen, hatte ich es definitiv verkackt. Frau Lindner hin oder her.

Allerdings war ich ziemlich erschöpft. Schule bestand eben nicht nur aus da sitzen und nichts tun. Man musste mit anderen reden, ihnen wieder etwas von den Leiden der letzten Tage vorjammern. Mir ging es ja so elend. Ach, das letzten Montag? Fieberwahn. War nicht so ganz bei mir. Nein, nein, ich hab es nicht mit den Drogen übertrieben. Warum zur Hölle dachten eigentlich alle, ich würde Drogen einschmeißen?! Das war wirklich anstrengend und ermüdend. Und im Unterricht verlangten die Lehrer auch noch, dass man mitarbeitete, dabei blieb. Ich verstand manches von dem aktuellen Stoff einfach nicht, weil ich die letzten Wochen nicht dagewesen war. Das machte es besonders entnervend. Ich wollte zu hören, aber wenn ich nicht wusste, um was es ging, war das einfach Kotze.
 

Als ich dann endlich zuhause in mein Bett fallen konnte, hatte ich weder Wandfarbe gekauft, noch die Dollarscheine wechseln lassen und Essen hatte ich auch nicht eingekauft. Aber immerhin war ich in der Schule gewesen! Also definitiv ein Fortschritt und ein wichtiger Punkt, um wieder alles einzurenken. Es war nicht so leicht, sein Alltagsleben wieder hinzukriegen, wenn man sich für eine Weile ausgeklinkt hatte. Besonders dann nicht, wenn sowieso alles schon unnötig kompliziert war. Vorhin hatte ich auch endlich mal wieder meinen Briefkasten geleert und verstand endlich die Leute, die ihre Rechnungen am liebsten alle wegschmeißen würden. Telefonrechnung, Versicherungen, Werbung und immer noch Infoprospekte, die Nico angefordert hatte, weil er wollte das wir unseren Strom- und Gasanbieter wechselten und uns Internet in der Wohnung besorgten. War jetzt auch alles hinfällig. Okay, vielleicht nicht ganz. Er hatte mir mal vorgerechnet, wie sackviel Nebenkosten wir sparen könnten, wenn wir die Anbieter wechseln würden. Mit oder ohne ihn, es gab Änderungen, die sich lohnen würde. Aber darum wollte ich mich jetzt nicht kümmern. Das war einfach schon wieder zu viel.

Vor allem müsste ich dann mit irgendwelchen Menschen telefonieren, zu irgendwelchen Stadtwerken gehen und eigentlich wollte ich jetzt einfach schlafen, damit ich morgen immer noch fit genug war, um wieder in die Schule zu gehen. Gut Ding will Weile haben und ich musste erstmal alles mit kleinen Schritten angehen.
 

Am Abend kam Eddy mit einem Sixpack Bier vorbei. Es war fast wie früher. Wir schauten fern, tranken Bier und unterhielten uns darüber, wie lächerlich der Film war, den wir uns gerade ansahen. Irgendein deutscher Liebesfilm, der so vorhersehbar war, das es richtig gehend weh tat. Dafür konnte man viel darüber lachen. Es war also eine angenehme Stimmung, die ich sehr genoß.

Vielleicht lag es auch ein bisschen an dem Bier. Ich hatte seit Wochen nichts mehr mit Alkohol getrunken. Eigentlich seit Nico bei mir eingezogen war. Er hielt nichts von Alkohol. Hätte seine Gründe, hatte er gesagt. Und da alleine trinken armselig und deprimierend war, hatte es einfach nichts für mich gegeben. Nicht das ich es vermisst hätte, mir war es nicht mal aufgefallen. Erst jetzt, wo ich das Bier trank.

Hm, ich war in letzter Zeit auch kaum noch weg gewesen, keine Clubs, keine Parties, sondern zuhause rumgammeln. Was irgendwie auch an Nico lag. Er ging nicht gerne weg, was ich bei ihm nie ganz verstanden hatte. In der Schule war er immer im Mittelpunkt, er hatte nie viel dafür tun müssen. Es gab kaum jemand, der ihn nicht mochte. Und trotzdem mied er Parties wie die Pest. Das wäre ihm immer zu viel Gedöns. Er verhielt sich in seiner Freizeit wie ein einsiedlerischer Streber und in der Schule wurde er behandelt wie ein Prinz. Aber gut, ich hatte mittlerweile rausgefunden, dass es eine starke Diskrepanz zwischen dem was Nico ausstrahlte und er tatsächlich war gab. War mir egal. Ich dachte nur darüber nach, weil mich der Alkohol eben etwas sentimental machte und der Film eine langweilige Passage durchmachte.

Ich schaute kurz in Eddys Richtung, der eben einen Schluck aus seiner Flasche nahm. Ich lächelte leicht. Wir waren immer noch Freunde, nichts würde daran ändern. Aber die Art unserer Freundschaft war anders geworden. Nicht nur wegen Sophie, vielleicht auch wegen Nico. Er und Eddy waren so verschieden. Warum musste ich an Nico denken, wenn ich Eddy sah? Wieso die Vergleiche?

Ich nahm einen größeren Schluck aus dem Bier und richtete meinen Blick wieder auf die Mattscheibe. Der männliche Hauptdarsteller vermasselte es gerade mit dem weiblichen Hauptdarsteller, da er zu dumm war seine Gefühle auszudrücken, bemerkte es im letzten Moment und rettet alles, in dem er sich der absoluten Blöße und Schande hingab, was die Frau so sehr rührte, dass sie nicht anders konnte als ihn heiß und innig zu lieben. Der Film war zu ende, er war zum Kotzen. Vielleicht hatte man das Gefühl, durch die schlechte Kameraführung, dem dilettantischen Schauspielkünsten, den miserablen Schnitten, dass der Film direkt aus dem Leben gegriffen war. Er war aber nur schlichtweg Unsinn, etwas was einen Drehbuchautor gerade mal einen Monat vor einem möglichen Hungertod rettete und was er vermutlich im Fieberwahn geschrieben hatte.

Eddy merkte wohl, wie mir der Film aufs Gemüt schlug. Er schaltete den Fernseher aus und erhob sich. Es war sowieso schon etwas nach zehn. Er müsste jetzt bald nach Hause. Übernachten würde er hier nicht mehr. Generell würde ich ihn diese Woche vielleicht noch am Donnerstag sehen, die restliche Zeit gehörte ... anderen Menschen. Ich überlegte, ob ich etwas sagen sollte. Einfach um ihm am Gehen zu hindern, aber vielleicht tat uns ein bisschen Distanz auch gut. Auch wenn das für mich Alleinsein bedeutete. Aber er würde jetzt gehen und zuhause noch Sophie anrufen und ihr erzählen, wie sein Tag war. Der Gedanke machte mich im Moment krank. Ich wusste, dass es ungesund war. Ich musste die Sache mit Sophie, Eddy und mir einfach mir lassen, genauso wie bei Nico. Aber gerade in diesem Moment, nach diesem elendigen, dummen Liebesfilm kam einfach wieder alles hoch. Warum gerade Sophie?

„Du gehst jetzt, oder?“, fragte ich unnötigerweise. Eddy zuckte unbestimmt mit den Schultern, was „Ja.“ hieß.

„Soll ich noch bleiben?“, kam stattdessen von ihm. Er hatte immer noch Mitleid mit mir und machte sich vielleicht noch sorgen.

„Nee, kein Ding. Sophie wartet sicher schon.“ Ich klang wie eine verbitterte, alte Frau, die von ihrem Ehemann betrogen wurde. So fühlte ich mich auch. Was zum Kotzen war, ich hatte keinen Bock drauf. Eddy schaute mich unsicher an. Das war das erste Mal, dass ich sie freiwillig erwähnt hatte. Ich hätte es nicht tun sollen.

„Enni...“ Er klang immer noch leidend. Wegen ihm oder wegen mir. Keine Ahnung. Ich sollte es ihm nicht so schwer machen. Eddy wollte sich nicht zwischen mir und ihr entscheiden. War vielleicht auch besser so, ich würde verlieren. Ich sollte die Klappe halten.

„Ist doch wahr. Ich versteh sowieso nicht, was du noch von ihr willst.“ Halt die Klappe, Enno. Sei still, sei kein Idiot! Du hast nur noch Eddy. Ich könnte meinen Kopf gegen die Wand schlagen, aber stattdessen beobachtete ich mich dabei, wie ich einen Streit provozierte, wie ich mich absichtlich in Elend stürzte.

„Komm, ich hab da keinen Bock mit dir darüber zu reden.“ Eddy war in diesem Moment mehr Freund, als ich mir wünschen konnte. Aber ich war immer noch in meinem Arschloch-Modus. Ich konnte nicht aufhören.

„Warum? Weil ich dir sage, was Sache ist?!“ Es kochte in mir, ich musste es aussprechen. Einfach weil mein Leben immer noch Scheiße war und Eddy hier war, nicht Nico.

Als Reaktion für meine unangemessene Provokation bekam ich nur ein fassungsloses Kopfschütteln. Als würde er sich fragen, was bei mir falsch lief. Wäre er nicht der erste, die meisten wollten doch wissen, warum ich so kaputt und schräg war. Leben, keine Ahnung. Arschlöcher, Eddy auch.

„Okay, du hast einfach keine Ahnung. In Ordnung, keinen Plan.“ Jetzt redete er mit mir, als würde ich nichts verstehen. Wusste er mehr als ich über Mädchen. Wie heimtückisch und manipulativ sie manchmal sein konnten. Wie sie einem im Stich ließen, weil sich was besseres ergibt?! Er wusste doch von nichts.

„Von was? Von Frauen? Glaub mir, da weiß ich bedeutend mehr als du.“ Jetzt war ich überheblich, spielte auf Dinge an, die er schon immer beneidetet hatte. Die vielen Mädchen, die dem exzentrischen Charme eines Künstlers verfallen wollten.

„Du, Enni, du hast doch keine Schimmer, wie es ist eine Beziehung zu führen. Alles was du kannst, ist irgendwelche Mädchen aufreißen, mit ihnen vögeln und dich dann verziehen.“ Ich wollte ihm widersprechen, sagen, dass das nicht stimmte, dass ich Beziehungen gehabt hatte. Aber ich konnte ihm keine nennen. Vielleicht Ekatarina, aber mit ihr was zu Ende, bevor etwas angefangen hatte, wegen Eddy. Das konnte ich ihm nicht vorhalten, es war meine eigene Entscheidung gewesen. Vielleicht hatte es ja immer an Eddy gelegen. Schlechter Gedanke. Was war mit Nico gewesen? Dafür hatte ich nicht genug Mumm und selbst wenn, würde ich das sagen, würde Eddy gehen und nicht mehr kommen. Beziehung mit einem Kerl, auch noch gepierct. Das wäre zu viel, auch für mich. Ich schüttelte frustriert den Kopf. Beziehungen hin oder her, das war doch gar nicht der Punkt.

„Ich weiß zumindest, wann ein Mädchen okay ist und wann nicht“, gab ich defensiv zurück. Eddy würde dieses Argument nicht gelten lassen, auch wenn ich Recht hatte. Er seufzte entnervt.

„Lassen wir das Thema einfach, okay? Ich hab wirklich keine Lust schon wieder mit dir zu streiten.“

Ich überlegte, ob ich noch was darauf erwidern sollte, aber er hatte Recht. Ich ließ die Schultern hängen. Eigentlich konnte ich froh sein, dass er überhaupt noch mit mir sprach.

„Ich komm Donnerstag wieder vorbei, okay?“, hakte er nach und ich nickte nur. Jetzt fühlte ich mich wie der letzte Idiot. Ich hatte Eddy absichtlich provoziert, ihm schien das auch aufgefallen zu sein, schob es aber wohl auf meine Laune.

„Bis dann“, verabschiedete ich mich noch, bevor er das Zimmer verlassen hatte. Ich musste mich ja nicht komplett asozial verhalten.

„Joh, bis dann.“ Er lächelte sogar noch kurz und mir kam die Freundschaft unangenehm falsch vor. Ich mochte Eddy nach wie vor und er mich auch, aber es schien überhaupt nichts mehr zu passen. Frustriert von dem Gedanken, ließ ich mich in meine Kissen fallen. Es sollte endlich alles wieder einfach funktionieren, verdammt nochmal.

Ich bemühte mich gerade wirklich. Ich hatte die Befreiung für die Mappenbesichtigung. Ich hatte sogar Zeug, das ich vorzeigen konnten und mit dem ich echt Chancen haben könnte. Ich hatte das mit Eddy geregelt, irgendwie und trotzdem...

Vielleicht sollte ich am Wochenende mal wieder weggehen, neue Leute kennen lernen. Mädchen. Zum Ficken. Ich brauchte mir doch nichts vor zu machen. Ablenkung.

Aber bis zum Wochenende war es noch ein bisschen und man konnte sich auch anders ablenken. Eine Mappe machte sich schließlich auch nicht von allein. Wenigstens kam ich da weiter.

Ich hatte mich im Fotografieren probiert, damit die Spiegelreflexkamera, die mir meine Oma zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hatte, nicht völlig unnütz war. Die vielen Knöpfe und Einstellungen irritierten mich etwas, aber es war vermutlich alles eine Sache der Übung. Ich musste nur erstmal raus finden, was mir die ganzen Knöpfchen und Rädchen brachten. Belichtungszeit, Blende, alles schön und gut. Probieren ging über Studieren. Deswegen hatte ich gestern sicher drei Stunden in dem etwas bedrückenden Raum mit Nico an der Wand verbracht und mich gewundert, warum zur Hölle die ganzen Fotos so dunkel waren. Blitz konnte ich nicht ausstehen, machte die Bilder alle zu steril, aber die Kamera war so teuer, es müsste sicher auch ohne gehen.

Irgendwann hatte ich mal den Dreh raus und ich hatte ein paar interessante Bilder von den Handtüchern, die aussahen, als hätte man sie in Gedärme gedrückt. Ich mochte die Fotos, wusste aber nicht, ob sie irgendwelchen künstlerischen, technischen Aspekten entsprachen. Egal, es ging nicht immer um Qualität, sondern auch um das Auseinandersetzen mit anderen Medien, oder so.

Nach der Foto-Session war ich aber froh, wieder den Raum zu verlassen und Nico nicht sehen zu müssen. Ich hatte noch nicht die Wandfarbe gekauft, um ihn zu überweißeln. Ich wusste selber nicht so genau, warum. Vergessen, versäumt, Morgen vielleicht.

Donnerstag hatte Eddy doch keine Zeit, war nicht so schlimm. Ich war mittlerweile voll drin, mit der Arbeit an meiner Mappe. Eigentlich sollte ich mich mit den Stoff für die verpasste Klausur auseinandersetzen, aber ich hatte keine Lust. Es war nur Physik, darin war ich sowieso nie gut gewesen und der Lehrer setzte auch keine Erwartungen in mich. Wird schon schief gehen, ich brauchte nur sechs Punkte zum Bestehen, in der letzten Arbeit hatte ich sogar sieben Punkte geschrieben und auch nichts dafür gemacht. Alles bestens. Alles bestens.

Heute wollte ich sowieso in der Stadt, mit oder ohne Eddy war da egal. Ich hatte vor, die Fotos zu entwickeln, damit ich sie als kleines Büchlein binden lassen konnte. Ich musste mir noch ein Thema für den Fotoband einfallen lassen, würde aber vermutlich sowas klangvolles wie „solitude ´87“ als Titel bekommen. Außerdem musste ich noch einkaufen. Mit Eddy ging das gar nicht, er hatte keine Geduld dafür und suchte prinzipiell zu teure Dinge aus, das machte ich also lieber alleine. Ich wurde auch immer besser darin, ehrlich. Zumindest war ich nicht mehr kurz davor zu verhungern und ich hatte mich in letzter Zeit auch kaum noch übergeben. Lag vielleicht auch daran, dass ich keinen Kaffee mehr getrunken hatte. Ging ja auch schlecht, wenn man keinen Löskaffee mochte und die Kaffeemaschine tot war.

Das Leben ging weiter. War das die Lektion, die ich schon die ganze Zeit lernen sollte? Man musste sich nur wieder aufraffen, weiter machen. Aber irgendetwas fehlte.
 

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Ah, das war das vorletzte Kapitel. O___O"



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReiRei-chan
2010-02-25T08:54:10+00:00 25.02.2010 09:54
HA, er spricht mir so aus der Seele, der liebe Enno.
Was letztens noch anders klang, ich weiß O.o
Ich hab Angst das letzte Kapitel zu lesen... aber ich will... und dann irgendwie auch nicht... argh!
Eddy ist dumm, aber das wussten wir ja schon, wobei er ja andererseits auch einfach normal ist. Wahrscheinlich ist Eddy nur dumm weil er der einzig normale Kerl ist... und hetero... die sind eh die Buh-Männer in Shonen-ai Geschichten x3
Ich wollte das nur mal sagen, weil man ja nicht alles auf Eddy schieben kann. xD
Von: Karma
2010-02-24T21:32:40+00:00 24.02.2010 22:32
Ha, mir ist beim dritten Lesen des Kapitels (ich sag ja, ich les die immer mehrfach) glatt eine Frage eingefallen: Was genau hat Nico gegen Alkohol? Ich kann's mir zwar denken, aber ich will's trotzdem genau wissen. Boah, der Junge wird mir immer sympathischer. Und ich möchte Enno auch immer mehr hauen, ehrlich. Der hat's doch so verdient, dieser Vollhorst!
>.<

Ja, verdammt, Eddy ist nicht Nico. Nico hat nie versucht, Dir Eddy zu ersetzen, und Eddy kann Dir Nico garantiert nicht ersetzen. Das würde er einmal nicht wollen und andererseits würdest Du, mein lieber Enno, das auch nicht wollen. Immerhin hat Eddy doch keine Piercings, oder? Und darauf bist Du doch so abgefahren, mein Schatz, also krieg endlich Deinen verdammten Arsch hoch und sag ihm, dass Du ihn vermisst! Ehrlich, das kann doch nicht so schwer sein.
<.<
Ich sag ja, ich reg mich immer wieder über Ennos Blödheit auf. Von wegen, ihr habt euch nichts mehr zu sagen. Ihr habt euch ne ganze Menge zu sagen, Du Honk! Vor allem hast Du eine Menge zu sagen, aber Du kriegst ja Deine blöde große Fresse nicht auf. Gah, Enno regt mich auf!
>____<
Am liebsten würde ich ihn zu Nico treten, ehrlich. Und je öfter ich das lese, desto dringender wird der Wunsch - und desto gespannter bin ich auf das letzte Kapitel. Obwohl Du mir da mit Deinen Andeutungen bezüglich des Endes und des sicher notwendigen Epilogs schon etwas Angst gemacht hast. Ich sag Dir, wenn's schief läuft für die Beiden, dann werde ich heulen. Und das ist dann ganz allein Deine Schuld, dass Du's nur weisst!
*droh*

So, und nachdem das geklärt ist, werd ich weiter meine Startseite hypnotisieren gehen, damit sie mir bald ein neues Kapitel anzeigt.
@___@
*den magischen Blick ausprobier und hoff, dass er funktioniert*
Von:  JoodyMoody
2010-02-24T16:57:44+00:00 24.02.2010 17:57
ja etwas fahlt...und zwar nico!!!
ach verdammt enno.

aber tolle neue kapitel. der vorteil von einem kaputten computer ist man hat mehr zu lesen wenn man mal wieder ins internet kommt =)
ich freue mich total auf das letzte kapitel hab aber auch etwas angst....was wenn nico nicht wieder kommt und enno echt allein bleibt?
ich lass mich überraschen ^^

Von:  chaos-kao
2010-02-23T23:11:06+00:00 24.02.2010 00:11
Wir sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde sind wir berufen. -> Novalis ^^

Du weißt, dass ich dir und deinem Schreibstil und deinen Ideen zu Füßen liege *lol* Wieder ein gutes Kapitel - und ich bin froh, dass Enno jetzt anscheinend wieder ein wenig mehr auf die Reihe bekommt ... aber ich hoffe echt, dass Niko zurück kommt ... und Eddy ist nur noch ein guter Kumpel und kein richtiger Freund mehr ... langsam scheint ihm das ja auch bewusst zu wwerden ... ich freu mich schon auf das letzte Kapitel ... auch wenn das heißt, dass dann alles vorbei ist ;___;


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