Zum Inhalt der Seite

Ray Ban

FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 9

Ort: Die Zone

Gebiet: Militärbasis

Kontrolliert von: Freedom Fraktion
 

Einige Sonnenstrahlen, die durch ein beschädigtes Fenster eines kleinen heruntergekommenen Zimmers traten, trafen David dermassen heftig ins Gesicht, dass er blinzeln musste und sich eine Hand vor die Augen hielt, als er langsam zu Bewusstsein kam. Rasende Kopfschmerzen begleiteten ihn, als er den Kopf drehte um sich im Raum umzuschauen. Das letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass ihn ein grosser Ast am Kopf traf, als er um sein Leben rannte. Draussen hörte er die aufgeregten Lautsprecherdurchsagen eines Schreihalses, der offensichtlich Entwarnung gab und sich die Bewohner dieses Areals wieder blicken lassen konnten. Der Blowout war demnach also vorbei.
 

Wie um alles in der Welt war er hier her gekommen? Dies war definitiv die Basis der Freedom Fraktion, da der Schreihals ständig was von Freedom brabbelte. Oder halluzinierte er? Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein entgegenkommender Ast, der auf ihn zu geflogen kam.
 

David wollte sich aufrichten, als ihm ein stechender Schmerz in der rechten Schulter und Schwindel, ausgelöst durch die Kopfschmerzen, einen Strich durch die Rechnung machten und er sich kraftlos wieder ins Bett fallen lies.
 

„Nana, jetzt schalt aber mal n Gang zurück Junge!“ tönte es durch eine offene Tür. Rothe starrte in die Richtung, aus der die Stimme kam und suchte automatisch nach seiner Waffe, die leider am anderen Ende des Zimmers an der Wand lehnte. Auf dem Gang sass ein Stalker mit dem klassischen Freiheits-Sturmanzug und schaute neugierig ins Zimmer. David hatte ihn nicht bemerkt, da er sich augenblicklich nicht auf seine Fähigkeiten konzentrieren konnte. Die Schmerzen waren im Moment einfach zu stark.
 

„Wo bin ich hier?“ krächzte er. Die Wache an der Tür grinste. „Oha, da hat wohl jemand ganz schön was an die Birne bekommen. Du bist hier der Basis der Freedom Fraktion. Du bist doch David Rothe, nicht wahr? Freut mich, so eine Ikone bei uns zu haben. Unser Anführer Lukasch würde gerne ein paar Worte mit dir wechseln, wenn du wieder fit bist! Ach ja, und du kannst so lange bei uns bleiben wie du willst! Immer eine Ehre, dich bei uns zu haben! Mein Name ist Max.“ Gespielt salutierte er. Max schien sich offensichtlich zu freuen, dass er hier war. Doch David hatte nicht vor, sich allzu lange hier aufzuhalten oder sich ihnen gar anzuschliessen. Er musste so schnell wie möglich wieder fit werden und seinen Weg fortsetzen. Um Kims Willen.
 

„Wie bin ich hierher gekommen?“ fragte er Max. Dieser grummelte ein wenig und wollte nicht so richtig mit der Sprache rausrücken. David war momentan nicht in der Lage, seine Fähigkeiten konzentriert einzusetzen und ihn mittels Empathie zum Sprechen zu bringen. Das würde mit Sicherheit in die Hose gehen. Also musste er ihn wohl oder übel verbal bearbeiten. „Naja, kurz bevor der Blowout unsere Basis erreichte, hämmerte so n Typ wie wild an die Tore. Wollten zuerst nicht aufmachen, da die glühende Eruptionswelle immer näher kam, aber wir liessen ihn schliesslich doch noch rein, als er sagte, dass er dich dabei hatte. Der Typ hat dich wie n Sack über seine Schultern geworfen gehabt als wir die Tore öffneten.“ David war nun hellwach und setzte sich abrupt auf. Dabei ignorierte er den aufkommenden Schwindel und die Übelkeit. „Jemand hat mich gerettet und hier her gebracht? Und das war keiner von euch?“ Max nickte. „Yo. Warn n Kerl mit ner Igelfrisur und Sonnenbrille. Ein komisches aber lustiges Kerlchen, ehrlich.“ Die Wache scharrte verlegen mit dem Fuss auf dem staubigen Boden. Der Deutsche hingegen fixierte ihn jetzt wie ein Adler, der gerade seine Beute erblickt hatte. Irgendwas verheimlichte Max. „Igel hat mich gerettet? Und wo ist er jetzt? Sag es mir!“
 

Max fand auf einmal seine Stiefel und den Boden ganz interessant und wollte nicht so recht antworten. Auch konnte er Davids Blick nicht länger standhalten. „Sag es mir! Ich muss wissen wo er ist!“ harkte David noch mal nach und achtete darauf, dass er nicht allzu laut wurde. Stalker vertrugen es nicht, wenn sie jemand anfuhr. „Tja, unser Boss glaubt, er sei ein Monolith Stalker und deshalb haben wir ihn gefangen genommen… und befindet sich im Moment in einem Verhör.“ Rothe glaubte nicht was er da hörte. „WAS? Seid ihr bescheuert? Igel ist mein Freund! Er ist kein Monolith!“ Er konnte es einfach nicht fassen. „Wenn das wahr ist, solltest du dich besser beeilen. Unsere Leute sind überhaupt nicht davon begeistert, einen hirnverbrannten Monolith Fanatiker in unserer Basis zu haben. Die wollen ihn nach dem Verhör exekutieren damit er nix über uns bei denen ausplaudert.“
 

Doch David hörte nur noch das Wort exekutieren und stürzte aus dem Bett. Die Kopfschmerzen schienen schier sein Hirn zur Explosion zu bringen, doch verdrängte er das Hämmern. Die ersten paar Meter schwankte er gefährlich und wäre beinahe der Länge nach auf den Boden geknallt, doch der Deutsche biss sich auf die Zähne und rannte wie vom Teufel getrieben die Treppen herunter. Als er fast unten war, rief ihm Max von oben noch hinterher, dass sich Igel bei Lukasch in einer Arrestzelle im südlichen Trakt befand.
 

Einige Freedom Stalker staunten nicht schlecht, als ein nur mit Boxer Shorts und Verbänden bekleideter junger Mann über das Areal spurtete. Schrauber, der gerade zufällig seinen Kopf aus einem Fenster seiner Werkstatt steckte, schüttelte nur den Kopf und murmelte irgendwas von verrückten Flitzern und das die Moral von Freedom auch nicht mehr die war, was sie mal war. Die anderen hingegen fanden das Schauspiel jedenfalls lustig. Der Schreihals am Megaphon, der Non Stop Kriegsparolen über das Gelände plärrte, schien ihn wohl auch bemerkt zu haben und wies noch gröhlend darauf hin, dass der Kleine für einen Flitzer noch zu viele Klamotten anhatte und stellte die Reggae Musik ein wenig lauter.
 

David war das alles herzlich egal. Er durfte einfach nicht zu spät kommen. Er rannte so schnell es seine Erschöpfung zuliess zum Bunker, in dem Igel gefangen gehalten wurde. Trotz seiner im Vergleich zu anderen Stalkern kleinen Körpergrösse, stiess er zwei vor dem Bunker postierte Wachen um. Ein paar Meter weiter hörte er Stimmen.
 

„Rede endlich, du verdammter Hurensohn!“ dröhnte ihm eine Stimme entgegen, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen. David konnte sich denken, dass es sich um den Anführer Lukasch handelte. Aber es war ihm herzlich egal. Ihm fiel in dem Moment ein Stein vom Herzen, als ihm bewusst wurde, dass Igel noch am Leben war.
 

„Hört auf!“ schrie er als er durch die Tür hereingestürmt kam. Drei Freiheitler, die sich zum Schutze Lukaschs’ ebenfalls im Raum befanden, drehten sich innerhalb von Sekundenbruchteilen herum und zielten mit ihren Sturmgewehren auf David. Freedom bezog ihre Waffen von der NATO, soviel war klar. Auch wenn es diese westliche Institution niemals zugeben würde. „Er ist kein Monolith Stalker!“ Rothe brachte nur noch ein Keuchen zusammen, als er sich mit beiden Händen an der Tür festhielt, die nach innen offen stand. „Er ist okay. Lasst ihn frei.“ Sagte er dann wieder mit festerer Stimme. Danach taumelte er zu Igel, der gefesselt auf einem Stuhl sass und versuchte, ihn von seinen Fesseln zu befreien.
 

Sein Freund sah aufs Übelste lädiert aus. Er blutete stark am Kopf und aus dem Mund. Erstaunlicherweise hatte seine Sonnenbrille einen Flug in das nächste Eck auf wundersame Weise überstanden und wies keinerlei Fraktur auf. Anders als bei Igel selbst. Dem Scharfschützen selbst wurde offensichtlich das Nasenbein gebrochen und war der Bewusstlosigkeit ziemlich nahe. Dadurch, dass ihm seine Kapuzenjacke runtergerissen wurde und er nur noch seine Flecktarnhose und sein Tank Top anhatte, wurden ihm hoher Wahrscheinlichkeit auch noch ein paar Rippen gebrochen. Igel versuchte seine Augen zu öffnen, doch es misslang ihm. So konnte er nur noch eines machen: Davids Namen flüstern. Seine Stimme versagte allerdings und so brachte er nur ein erbärmliches Krächzen aus seiner Kehle. „Hab gewusst, dass du mich nicht hängen lässt. David.“ „Keine Sorge, Igel, ich hol dich hier raus.“ Doch bevor David weiter an dem Knoten rumhantieren konnte, der Igels Hände an der Rücklehne des Stuhls band, wurde er von hinten gepackt und von ihm fortgezerrt. Ein Stalker mit Bart und kalten Augen trat in sein Sichtfeld und starrte ihn unverwandt an.
 

„Du bist schneller wieder aufgedacht, als wir dachten. Was macht dich so sicher, dass er kein Monolithen Sektenarschloch ist?“ Seine Stimme klang eisig. „Schau doch auf seinen rechten Unterarm. Da ist keine Tätowierung mit der Aufschrift S.T.A.L.K.E.R. zu sehen.“ zischte David. „Ach ja? Und wer gibt uns die Garantie, dass er die Tätowierung nicht irgendwie vertuschen kann? Haben in letzter Zeit immer mehr Monolith Arschlöcher erwischt, die keine Tätowierung am Arm hatten, die aber definitiv zur Fraktion gehörten.“ David schaute ihm direkt und herausfordernd in die Augen. Er hasste Machtspielchen und ging ihnen so gut es ging aus dem Weg, aber hier war es unvermeidlich. Hier durfte er keine Schwächen zeigen und keine Antworten geben. „Und wer gibt MIR den Beweis, dass er wirklich ein Monolith Stalker ist?“ fragte er herausfordernd. Lukasch ging zu Igel herüber und riss seinen Kopf unsanft an den stacheligen Haaren hoch. Dieser stöhnte dabei schmerzvoll auf. „Dieser Typ hier kam letztes Jahr bei uns vorbei um sich uns anzuschliessen. Können uns noch genau an ihn erinnern. Er war ein hervorragender Schütze und aus diesem Grund postierten wir ihn am Übergang zum Roten Wald um eindringende Monolithen auszuschalten. Hatte sich wohl damals übernommen. Jedenfalls rannte er einem Flüchtenden hinterher in den Roten Wald und ward seitdem nie mehr gesehen. Dachten, er wäre dem Hirnschmelzer zum Opfer gefallen oder sonst was. Und jetzt hämmert er fröhlich bei einem Blowout mit unserer grossen Ikone auf dem Rücken an unsere Tore. Wenn das mal nicht nach Verschwörung riecht.“ Lukaschs’ Stimme klang ätzend und David fing an, sich auch so zu fühlen.
 

Er wusste nichts über Igels früheres Leben. Rein gar nichts. In dieser Hinsicht war es aber auch seine eigene Schuld; er hatte nie danach gefragt. Igel war zwar redselig wie ein Wasserfall, doch Konversation bestand ausschliesslich aus Smalltalk über Bettgeschichten oder wenn er doch mal etwas Vernünftiges von sich gab, kam er mit neuen und durchaus funktionierenden Ideen, wie man schnell und ohne grossen Aufwand an Geld oder seltene Artefakte gelangen konnte.
 

„Vielleicht ging ihm deine Art gegen den Strich. Oder er hatte Mist gebaut und traute sich nicht, zu euch zurückzukehren und er deshalb wieder seiner eigenen Wege ging.“ zischte der Deutsche und wunderte sich, dass er nicht schon längst einen Schlag ins Gesicht bekommen hatte. Lukasch starrte ihn einfach nur an. Seine Leibwache hingegen hielt sich dezent im Hintergrund. Entweder wussten sie, dass die Diskussion gleich zu eskalieren schien oder sie verfolgten das Schauspiel aus reiner Neugier und verhielten sich deshalb ruhig in der Hoffnung, dass keiner von ihnen rausgeworfen wurde und deshalb später nichts mehr zu tratschen hatte. Schon allein der Anblick, dass ihr Anführer sich mit einem nur in Unterhosen bekleideteten Typen stritt, war mehr Wert als sämtliche Artefakte der Zone zusammen. Wenn Blicke töten könnten, wäre David jetzt wohl mehr als nur einmal gestorben. „Wir sind Freedom. Unser Ziel ist es, die Zone zwecks Forschungen für jeden frei zugänglich zu machen. Wir schrecken auch nicht davor zurück, Terroranschläge zu verrichten und Massaker zu veranstalten. Uns kann sich jeder anschliessen, der an das Gleiche glaubt, wie wir. Keiner geht bei uns irgendeine Verpflichtung ein. Er kann kommen und gehen, wie er will.“ Sagte er monoton. Eine ganze Weile lang fixierte er mit kalten Augen den Deutschen. Die Luft in der Zelle knisterte vor Anspannung regelrecht. „Also gut. Nimm ihn mit. Aber du allein trägst die Verantwortung dafür, wenn er sich irgendwann als Sektenmitglied outet. Wenn dem so wäre, hoffe ich, dass das nicht hier in dieser Basis passiert, sonst muss ich euch leider beide kaltmachen.“ sagte er und mit einem Wink befahl er seinen Leuten, ihm zu folgen und den Bunker zu verlassen, ohne den Deutschen und seinem Begleiter auch nur eines Blickes zu würdigen.
 

Auf einmal stand David mit Igel alleine im Bunker da. Schweigend hing er seinen Gedanken nach; Lukaschs’ Worte waren wie eine Faust in den Magen. Erst, als Igel anfing zu husten, wurde er sich wieder seiner Umwelt bewusst und machte sich darauf, seinen Freund zu befreien. Bevor er Igel hoch half, setzte er ihm noch seine Ray Ban auf. „Du scheinst einen Faible dafür zu haben, dich in Schlägereien zu verwickeln.“ murmelte David als er Igels linken Arm um seine Schulter legte um ihn beim Laufen zu unterstützen. Der Stachelkopf grinste gequält und gab mit heiserer Stimme und unter diversen Hustanfällen leidend zurück „Und du bringst dich generell immer in Schwierigkeiten. Siehe Wildschwein von damals, der doppelköpfiger Bloodsucker im Moorbahntunnel, der Zwischenfall mit dem Feuerkäfer auf dem Bauernhof und der heutige Blowout. Und nur so nebenbei: nette Unterhosen hast du da an.“ David schaute ein wenig verlegen auf die Seite und sagte etwas Unverständliches. Freundlich war es auf alle Fälle nicht gemeint, da Igel die Wörter ‚Idiot und Arschloch’ raushören konnte. „Ist ja gut, David, ich liebe dich auch.“ Sein Lachen erstarb allerdings kurz darauf und er jaulte vor Schmerz, als ihm zum Dank eine angebrochene linke Rippe gänzlich gebrochen wurde. „Geschieht dir Recht. Ich verreck fast vor Sorge um dich und renn schier nackig und dem Gefühl, dass mein Kopf gleich explodiert, über die halbe Basis und du hast nichts besseres zu tun, als dumme Sprüche loszulassen.“ maulte der junge Deutsche. Igel lächelte nur gequält.
 

Einige Mitglieder von Freedom konnten sich ein Gelächter einfach nicht verkneifen und tuschelten miteinander, als sie die beiden über den Platz zu Davids vorübergehendem Quartier wandern sahen. „Wie ein altes Ehepaar sag ich nur.“ lästerte Schrauber während er eine GP37 reparierte. Chef, der Koch der Fraktion, der gerade neben ihm stand, schüttelte ebenfalls den Kopf und pflichtete ihm bei. „Auf alle Fälle wird’s mit den beiden da nicht langweilig, denke ich. Apropos lustige Leute. Hab schon ewig nichts mehr von Scar und Strelok gehört. Glaubste, dass beide draufgegangen sind? Soll ich mal Geizhals fragen? Der ist durch die vorbeikommenden freien Stalker immer bestens informiert.“ Schrauber zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder dem Sturmgewehr zu. Das Gespräch schien für ihn abgehakt zu sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück