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Ray Ban

FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.
von

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Kapitel 6

Ort: Die Zone

Gebiet: Wächterlager

Kontrolliert von: Duty Fraktion
 

Es gab Tage, an denen Igel sein Leben verfluchte. Wie heute zum Beispiel.
 

Der schwarzhaarige Scharfschütze war ziemlich mies gelaunt. Wenigstens gingen ihm die hiesigen Stalker auf seinem Rückweg zu seinem Quartier aus dem Weg. Sonst hätte es vermutlich Verletzte oder gar Tote gegeben. Zuerst Alexanders Belehrungen und dann die Sache mit David. Er hatte sich mehr von seiner Aktion erhofft aber da hatte er sich offensichtlich zu früh gefreut. Wenigstens brachte er den Deutschen ins Grübeln, da dieser nach seinem Abgang noch eine ganze Weile wie zur Salzsäule erstarrt auf dem Metallträger stand. Der Igelkopf konnte sich ein kurzes, fieses Grinsen nicht verkneifen, das von einem vorbeigehenden Stalker wohl als aggressive Gebärde aufgefasst wurde. Jedenfalls hob dieser zum Zeichen seiner Friedfertigkeit beide Hände und ging seitwärts an ihm vorbei, um so schnell wie möglich das Weite ohne Zwischenfälle zu suchen. Das konnte dem schwarzhaarigen Stachelkopf nur Recht sein.
 

Igel war einer der wenigen Stalker, die im Lager der Wächter ein eigenes, beständiges Quartier hatten. Zwar besass das Zimmer nicht die Luxusausstattung eines fünf Sterne Hotels, aber dafür hatte er das Privileg, eine Dusche sein Eigen zu nennen, während sich die meisten Stalker mit der Gemeinschaftsdusche begnügen mussten. Auch hatte das Quartier zwei massive, schwere Fensterläden, die einem Blowout durchaus standhalten konnten. Der junge Sniper konnte sich seine Bleibe nur durch sein grosses Ansehen leisten. Sonst hätte er wohl mehr als nur Tag und Nacht ackern müssen, um die Miete abzustottern. Zwar war Igel die meiste Zeit über in der Zone unterwegs und sehr selten in der Bar, aber er war mehr als nur froh, dass er sich nicht ein kleines Quartier mit anderen Stalkern teilen oder gar in der Schlafhalle ruhen musste.
 

Igel liess sich rückwärts auf die ausgeleierte Liege fallen, die unter seinem Gewicht ein wenig quitschte. Komfort war hier in der Zone ein Fremdwort und ein richtiges, bequemes Bett ein Traum aus vergangenen Tagen. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke. Aus irgendeinem Grund machte sich eine grosse Unruhe und Unzufriedenheit in ihm breit. Am Liebsten hätte der Scharfschütze aus Frust das halbe Lager in die Luft gesprengt oder hätte sich ein paar Bloodsucker oder Snorks vorgeknöpft.
 

Doch seine Gefühle wurden durch eine mysteriöse mentale Barriere blockiert und kamen nur gedämpft an die Oberfläche. Und schliesslich sorgte auch sein Stolz dafür, dass er jeden Auftrag ohne Murren mit grösster Sorgfalt und ohne psychische Kontrolle ausführte. Er war nun mal der Beste, darin bestand kein Zweifel.
 

Igel befand sich gerade im Halbschlaf und driftete langsam aber sicher in die Tiefschlafphase ab, als sein PDA anfing zu blinken. Auch das noch. Konnte man ihm nicht wenigstens nach so einem miesen Tag ein bisschen Ruhe gönnen? Angesäuert rollte er sich auf den Bauch und griff nach dem Gerät.
 

‚Sind auf dem Weg ins Wächterlager.

Müssen Auftrag besprechen.

ETA 0300.

Treffpunkt nordwestliche Baracke.
 

-Spoiler & Doppelkinn’
 

Igel hätte am liebsten seinen silbernen Mini Computer gegen die Wand geworfen, sich umgedreht und die Decke über den Kopf gezogen. In einer halben Stunde müsste er schon wieder aufstehen und sich zum Treffpunkt begeben. Er setzte sich auf, um die ihm verbliebene Zeit für etwas Sinnvolles zu nutzen. Also fing Igel an, sein geliebtes Scharfschützengewehr, die SVDm2, zu warten und hoffte darauf, dass seine beiden Kumpanen so schnell wie möglich wieder die Flatter machten, damit er sich endlich schlafen legen konnte. Und er schwur sich innerlich, dass ihn dann nicht mal mehr ein Blowout aus seinem Schlaf riss.
 

In einem anderen Teil des Lagers lag auch Alexander Marinin wach. Nicht durch die Schnarcherei von anderen Stalkern. Davor wurde auch er zum Glück verschont. Dadurch, dass er und David DIE Ikonen der Zone waren, hatten sie eine Art Ehrenzimmer von den Wächtern erhalten. Sein deutscher Zimmergenosse schnarchte zum Glück nicht, sonst hätte er ihn eigenhändig vor die Tür gesetzt. Aber dafür schlief David diese Nacht mehr als nur unruhig. Ständig wälzte der Deutsche sich auf seiner Liege hin und her. Auch schien er im Schlaf zu murmeln. Hin und wieder hörte Alexander die Namen ‚Kim’ und ‚Igel’ fallen. Klar, er machte sich tierische Sorgen um die junge Skandinavierin und es war mehr als nur verständlich, dass er von ihr träumte, da er offensichtlich Hals über Kopf in sie verliebt war. Auch wenn David sich dessen nicht bewusst war. Was ihn aber überraschte, war, dass der Kleine im Schlaf auch Igels Namen nuschelte.
 

Hatte dieser verdammte Stachelkopf etwa seine Mahnung ignoriert und mit ihm gesprochen? Der junge Deutsche war im Moment ein einziges Nervenwrack und Igels Anwesenheit einfach kontraproduktiv. Verdammt. Dafür hatte er den Schützen doch ausdrücklich ermahnt, sich von David fernzuhalten. Zumindest für die nächste Zeit.
 

„Bitte nehmt mir Kim nicht weg … Igel weshalb tust du das … Bitte … erkennst du mich nicht … Kim du erkennst mich auch nicht …“
 

Bei diesen Wortfetzen fuhr Alexander kerzengerade hoch. Sein Gehirn arbeitete nun auf Hochtouren und jeglicher Anflug von Schlaf war verschwunden. Was hatte dies zu bedeuten? Er wusste, tief in seinem Inneren, dass David keine Albträume hatte. Dies lies nur einen logischen Schluss zu. Der Blonde schien gerade eine Vision zu haben. Eine, die noch eintreten würde. Es fuhr ihm durch Mark und Bein, als er anfing, sich einen Reim daraus zu machen. Igels Name in Zusammenhang mit Kim? Die junge Frau wurde doch von den Monolith Agenten entführt. Gab es womöglich doch einen Zusammenhang zwischen Monolith und Igel? Es war ziemlich schwer vorstellbar, da der Scharfschütze von jenen vor einiger Zeit schwer verletzt und fast gestorben wäre, wenn sich David nicht zufällig in der Nähe aufgehalten hätte. Aber es ist nichts unmöglich. Besonders hier in der Zone. Marinin fühlte ein plötzliches Unbehagen, als er daran dachte, dass Igel vielleicht doch ein verdeckter Agent sein könnte und den Auftrag hatte, David zu entführen. Und keine Mühen und Schmerzen scheute, um an sein Ziel, sprich David, zu kommen. Passen würde es. Und doch gab es Unstimmigkeiten. Igel hätte mehr als nur eine Gelegenheit gehabt, David zu betäuben und ihn davon zu schaffen. Auch hatte er ihm, Alexander, mit präzisen Schüssen aus seiner SVDm2 mehrmals das Leben gerettet. Ebenso umschiffte er geschickt die Patrouillen und Suchkommandos der Monolithen, sodass sie stets ohne besondere Zwischenfälle an ihre Ziele kamen. Das passte nicht ins Profil eines Verräters.
 

Und dennoch hatte Alexander stets ein flaues Gefühl im Magen, wenn er an Igel dachte.
 

Als David anfing, sich immer stärker im Bett herumzuwälzen, stand er auf und ging zu ihm herüber um ihn zu wecken. Jedenfalls hoffte er, dass der Junge aufwachte. Vorsichtig stupste er ihn an und sagte in einem beruhigenden Tonfalle Davids Namen. Allerdings kam keine Reaktion von ihm. Alexander versuchte es nochmals, diesmal lauter und rüttelte ein wenig an seinen Armen, die er beide festhielt. Ein Fehler. Just in diesem Moment riss David seine Augen auf und fing an, ihn zu attackieren. Der Überraschungsmoment sorgte dafür, dass er sich aus Marinins Griff mit Leichtigkeit lösen konnte und traf direkt mit der Faust in seine linke Wange. „DAVID! Hör sofort auf! Ich bin’s, Alexander!“ schrie er den Deutschen an, als dieser unablässig auf ihn eindrosch, während Marinin versuchte, sein Gesicht mit davor gehaltenen Armen zu schützen. „DAVID!“ brüllte er inzwischen und schaffte es, die Arme des Deutschen packen und ihn ins Bett zu drücken. „Lass mich los! Du sollst mich loslassen du verdammter Hurensohn!“ fauchte der Blonde.
 

Hätte Alexander nicht gewusst, dass David halluzinierte, hätte er ihm eine verpasst. Er hielt ihn solange auf dem Bett in festem Griff, bis sich die kleine Furie wieder einigermassen beruhigt hatte. Erst dann wagte es Alexander, seinen Griff ein wenig zu lockern und ihn erneut anzusprechen als er bemerkte, dass das Funkeln in Davids Augen anfing abzuklingen. „David? Komm wieder zu dir, Junge!“ redete diesmal in einem Flüsterton auf ihn ein. „Alexander?“ fiepte David beinahe flehend. „Ja, ich bin es.“
 

Als schliesslich Erkenntnis in Davids Augen erschien, lies Alexander ihn los. Aber der junge Deutsche umarmte ihn schliesslich wie ein kleines Kind, das seinen Teddy verloren und wieder gefunden hatte. „Es tut mir Leid! Bitte verzeih mir!“ schluchzte David in Alexanders Brust. Dieser wusste im Moment gar nicht, was er mit dieser Situation machen sollte. Da sass doch tatsächlich ein 24 Jahre alter, gefährlicher und durchtrainierter Stalker, nur mit einer Hose bekleidet im Bett, brach bald schier in Tränen aus und krallte sich in sein weisses Unterhemd. Was für eine bizarre Welt. Alexander erinnerte sich urplötzlich an seine beiden Söhne. Als sie noch klein waren und Albträume hatten, hatte seine Frau die beiden immer in den Arm genommen und hin und her gewogen. Allerdings waren die beiden zu dieser Zeit noch keine zehn Jahre alt. Es kam ihm beinahe makaber und weltfremd vor, wenn er das jetzt auch noch mit einem längst ausgewachsenen jungen Mann machen würde, aber ihm fiel im Moment nichts Besseres ein.
 

„Shhhh. Ist schon okay, David. Wir alle haben mal einen miesen Traum.“ Alexander versuchte sein inzwischen verstümmeltes väterliches Geschick heraufzubeschwören und ihm so beruhigend wie möglich ein paar Worte der Aufmunterung zukommen zu lassen. Hin und wieder strich er sogar David über die Haare, der alles über sich ergehen lies ohne ihn erneut zu attackieren.
 

„Ich hoffe, dass das ein Traum war. Das was ich gesehen hab war...“ David brach mitten im Satz ab und unterdrückte ein Schluchzen. „Du musst es mir nicht erzählen, Junge.“ Sprach Marinin, doch David schüttelte entschlossen den Kopf. Als er sich schliesslich soweit gefangen hatte, fing er an, von seinem Traum oder seiner Vision zu berichten, löste aber seine Umarmung jedoch nicht. Alexanders Nackenhaare sträubten sich immer mehr, je weiter David mit seiner Geschichte fortfuhr. Eine Horrorvision ohnegleichen. Nicht einmal das gefährlichste Wesen der Zone, der Chimär konnten dieser Story das Wasser reichen und er hoffte inständig, dass das nur ein Albtraum war.
 

„Ich will Kim und Igel nicht verlieren. Nicht so.“ endete Rothe. Seine Stimme klang müde, heiser und geschlagen. „Keinen von beiden. Ich hoffe, dass das alles nicht zur Wirklichkeit wird.“ Alexander hob seinen linken Arm und gab ihm zu verstehen, dass er nicht weitersprechen sollte, da seine Stimme beim letzten Satz wieder anfing zu zittern. „Keine Panik. Solange ich dabei bin, werde ich dafür sorgen, dass nichts von all dem eintritt. Versprochen.“ Eine glatte Lüge. Aber wenn es half, David zu beruhigen, würde er ihm das Blaue vom Himmel erzählen. Marinin spürte, wie David an seiner Brust nickte und dann seine Muskeln entspannte.
 

Eine ganze Weile sass er noch auf Davids Bett und hielt ihn fest, bis er merkte, dass der Junge eingeschlafen war. Der Major konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und legte ihn wieder in sein Bett und deckte ihn zu. Als er sich wieder auf den Weg in sein Bett machte, strich er dem Deutschen noch ein letztes Mal durch die Haare. „Du hast was Besseres verdient, als diese ganze Scheisse hier. Ich schwöre, dass wir das alles so schnell wie möglich aufklären und du endlich ein ganz normales Leben führen kannst. So wahr ich hier stehe, mein Sohn.“ Oh ja, David war für ihn zu seinem Sohn geworden und er wollte nur das Beste für ihn. Mit diesen Gedanken schlurfte er wieder in sein Bett und schlief nach kurzer Zeit ebenfalls ein.



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