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Yakéi

Jägerin der Nacht
von

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Das Jahr 1530
 

Ich huschte aus dem Schatten und rannte so leise wie möglich zur nächsten Hausecke. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Da waren sie wieder. Mit Fackeln bewaffnet liefen sie durch die Straßen. Sie suchten. Nach mir. Ich war geflohen vor ihnen. Für eine Hexe hielten sie mich. Doch ich war keine. Von ihrem Wahnsinn und den Priestern getrieben. Sollten sie mich kriegen, wäre das mein Ende gewesen. Entweder hätten sie mich verbrannt oder in einen Sack gesteckt und mich zum Grund des Meeres sinken lassen.

>Warum hielten sie mich für eine Hexe?< Das war der Gedanke, der mich die ganze Zeit quälte. Welche Antwort sich hinter ihrem Handeln verbarg, wollte ich wissen, aber dafür hätte ich sie fragen müssen und lebensmüde bin ich nicht.

Als die Fackeln vorbei gezogen waren, wagte ich mich hinter der Ecke hervor und lief so schnell mich meine Füße trugen. Mein Ziel war das Stadttor. Sobald ich Stadt verlassen hätte, wäre ich in Sicherheit. Ich bog um die Ecke und sah den Schein von Fackeln näher kommen. Sofort drehte ich mich um, um in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen. Aber auch von dort näherte sich die Gefahr. Ich saß in der Falle. Kein Entkommen. So durfte es nicht enden. „Meine Aufgabe...ich muss sie doch erfüllen“, wisperte ich. Die Angst wühlte mich auf. Mit entsetzten Augen sah wie sie näher kamen. Sie kamen um die Ecke,....
 

Ich schloss das Buch und legte es neben mich auf die Fensterbank. Wieder las ich den Titel: 'Mein Leben – Die Zeit der Inquisition' . >Warum schreibt jemand diesen Mist eigentlich auf?< Ich sah wieder aus dem Fenster, seufzte und stoß mich von der Fensterbank herunter. „Es wird Zeit mich fertig zu machen.“ Obwohl es dunkel war, machte ich das Licht nicht an. Wenn meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt waren, war es für mich leichter. Denn wenn es Nacht war und normale Menschen ins Bett gingen oder in ihren Wohnungen blieben, musste ich raus. Die schwarze Hose und das schwarze Top waren meine Arbeitskleidung. Jeder andere würde mir einbläuen wollen, dass ein Mädchen im Alter von 17 Jahren doch so spät abends nicht arbeiten ginge. Vor allen Dingen dann nicht, wenn es nächsten Tag zur Schule musste. Aber bei mir war das anders. Denn das war kein gewöhnlicher Job. Ich nahm meine Sai und schnallte sie mir um die Oberschenkel. Mein Job war es nämlich für die Sicherheit dieser Stadt zu sorgen. In dieser Stadt trieben Wesen wie Dämonen und ihrer gleichen ihr Unwesen. Sie waren auf der Jagd nach Menschen. Deshalb war es meine Aufgabe sie zu stoppen, bevor sie ein Opfer finden konnten.

Da ich mich nun fertig gerüstet hatte, ging ich zum Balkon und öffnete die Tür. Würde ich vorne durch die Haustür gehen, müsste ich meinen allzu wachen Nachbarn Rede und Antwort stehen. Und das kommt nicht unbedingt so gut an, gerade dann wenn ich blutverschmiert nach Hause kam, was in letzter Zeit zu häufig vorkam. Ich wohnte zwar im 6. Stock sprang aber trotzdem jeden Abend von dort herunter und das ohne mich zu verletzen. Ich landete sicher auf meinen Beinen.

Jetzt hieß es nur noch warten. Ich lehnte mich gegen eine Wand und schloss die Augen.

„Ähm...entschuldigen sie, aber können sie mir sagen, wo ich eine Toilette finde?“ Ich schreckte auf und sah in die unschuldigen, grünen Augen eines Jungen, der nicht viel älter aussah als ich. Meine Hand glitt vorsichtig meinen Oberschenkel hinab. Dass ein Junge um diese Uhrzeit noch draußen herumlungerte, war absolut unwahrscheinlich. Nicht nach den Nachrichten, welche immer wieder von mysteriösen Todesfällen berichteten. Ich zog mein Sai und hatte ihn in Windeseile im Schwitzkasten. „Was willst du hier?“, fragte ich ihn. „Falls du dir ein Opfer suchst, kannst du das jetzt vergessen! Denn das lasse ich nicht zu!“

„Du willst mich töten?! Bitte ich flehe dich an. Ich will niemanden fressen“, winselte er. „Mein Name ist übrigens Leon.“ In meinen Augen klang das absolut naiv. Glaubte er wirklich ich würde ihm das abkaufen. Plötzlich spürte ich es. Da war ein Dämon, was für einer wusste ich jedoch nicht, aber er war nicht weit weg und äußerst stark .“Du bleibst hier und bewegst dich nicht weg. Finden tu ich dich sowieso!“ Ich ließ den Jungen los und rannte in die Richtung, in der ich es gespürt hatte. Dort angekommen sah ich ihn. Eine riesige schwarze Gestalt. Sie beugte sich über etwas. Über einen schwarzhaarigen Jugendlichen. Ich stürmte mit beiden Sai auf die Gestalt zu. In diesem Augenblick wich sie zurück und verschwand in der Nacht. Normaler Weise hätte sie Vorrang gehabt, aber da der Junge verletzt zu sein schien, kümmerte ich mich zu erst um ihn. Ich ging in die Knie um zu sehen, ob er noch lebte. Er hatte viele Wunden. Hinter mir hörte ich eine Art reißen und als mich umdrehte, sah ich einen Werwolf vor mir stehen. Zu seinen Füßen lag ein großer Felsklumpen. Scheinbar hatte er mich beschützt. Die Frage war nur: Warum? Ich jagte Geschöpfe wie ihn. Er drehte sich zu mir um und schien sich zurückzuverwandeln. Erst jetzt erkannte ich ihn. Es war der Junge von vorhin, Leon.

„Hast du dich verletzt?“, fragte er voller Sorge.

„Nein. Eigentlich nicht...“ Ich war immer noch voller Erstaunen. „Aber ich glaub ihm geht’s nicht so gut.“Ich deutete auf den Jungen.

Er ging ganz selbstverständlich an mir vorbei, um nach ihm zu sehen.

„Meinst du, du kannst ihn tragen?“, fragte ich ihn. „Dann können wir ihn zu mir bringen. Dort kann ich ihn dann behandeln.“ Damit sollte ich gegen die erste der wichtigsten Regel verstoßen: Lade die Geschöpfe der Nacht NIE zu dir nach Hause ein. Aber das war mir in diesem Moment egal.

„Klar! Nichts leichter als das. Geh voraus. Ich folge dir dann.“

Ich setzte mich in Bewegung, währenddessen hob Leon den Verletzten hoch und lief mir nach. Bald waren wir bei mir. Ich hatte nur eines nicht bedacht: Meine Wohnung war im 6.Stock!

„Was machen wir jetzt?“, fragte ich.

„Durch die Haustür gehn?“, gab Leon zur Antwort.

„Das geht nicht. Die Nachbarn sind viel zu hellhörig“, seufzte ich. „Über die Dächer könnten wir in den 6.Stock gelangen.“

„Wo ist dann das Problem? Ich komm da locker hoch.“

„Wenn du meinst.“ Mit Leichtigkeit sprang ich höher, bis ich oben war.

Leon folgte mir aufs Dach, zwar nicht so elegant wie ich, aber er hatte ja auch zusätzlichen Balast. Vom Dach aus sprang ich auf meinen Balkon, der etwa in der gleichen Höhe war. Ich öffnete die Tür ohne das Licht einzuschalten und ging zielsicher zum Schrank, wo ich die Handtücher und Verbandszeugs lagerte. Ein Handtuch legte ich auf dem Sofa aus und Leon legte den Jungen darauf. Ein anderes Tuch machte ich nass und tupfte die Wunde aus, um das Blut zu entfernen. Danach legte ich einen Verband an. Leon beobachtete mich.

„Warum hattest du mich eigentlich nicht getötet, bevor du gegangen bist?“, fragte er wie aus dem Nichts. Trotz der Dunkelheit sah ich sein Gesicht. Er war nachdenklicher, nicht so wie vorher. Ich setzte mich in den freien Sessel, welcher neben dem Sofa stand.

„Weil du mir nicht so gefährlich erschienst. Diese schwarze Gestalt war in dem Augenblick wichtiger“, ich sah ihn an. „Mein Name ist übrigens Rian.“ Ein weiterer Regelbruch....

„Ach so. Du, Rian, wer oder WAS bist du eigentlich? Du bist so schnell und sicher aufs Dach gekommen.“

„Interessante Frage. In gewisser Weise bin ich dir ähnlich. Aber ein Lykaner bin ich nicht.“ Ich lächelte ich an.

„Das hilft mir nicht gerade weiter“, er legte den Kopf leicht schief.“Kannst du mir was zu trinken geben? Diese Verwandlungen machen mich immer ganz durstig!“

„Kommt sofort“, ich füllte das Glas mit Wasser. „Es ist besser, wenn du nichts über mein wahres Ich weißt. Es könnte sonst schwierig für dich werden.“ Ich gab ihm das Glas.

„Danke. Was genau meinst du mit “schwierig“ ?“

„Genau sowas solltest du nicht wissen.“ Der Junge schien langsam aufzuwachen, als ich mich zu ihm umdrehte. „Ich glaube, er wird wach.“ Ich stand auf und beugte mich über ihn. Irgendetwas kam mir in diesem Moment seltsam vor, doch ich hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn es gruben sich bereits zwei spitze Zähne in meinen Hals. Ich versuchte mich zu Befreien, doch der Griff war zu stark. Ich spürte, wie das Blut langsam meinen Körper verließ. Ein plötzlicher Ruck trennte mich von diesem Gefühl und dem Griff. Den Aufprall auf dem Boden nahm ich nur ganz verschwommen war. Mein Blut pulsierte und lief in einem kleinem Strom an meinem Hals entlang. In der Ferne hörte ich wie jemand meinen Namen rief. Doch antworten konnte ich ihm nicht mehr, denn mein Bewusstsein dämmerte bereits langsam weg.
 

Ruckartig fuhr ich hoch. Ein Schmerz durchzog meinen Kopf. So stellte ich mir einen Kater vor. Die ersten Augen, in die ich sah, waren die von Leon.

„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ Er war völlig aufgewühlt. Mit der ersten Frage konnte ich ja noch leben, aber mit der anderen. Ich fasste mir an den Hals, wo ich vorhin das Gefühl hatte, gebissen geworden zu sein.

Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und sah ihn. Den Verursacher meiner Wunde. Er saß, obwohl er lag vielmehr, an der Wand. Gefesselt. Ich stand ihm gegenüber und sah wie gebannt in seine Augen. Dass ich nicht gespürt hatte, dass er ein Wesen der Nacht war, wunderte mich. Gerade deshalb, weil Vampire eine Aura haben, die äußerst stark ist.

„Was guckst du so?“, sagte er als er mein Blick erwiderte.

„Das ist zufälliger Weise meine Wohnung und da lass ich mich doch nicht von einem großkotzigen Vampir dämlich von der Seite anblaffen!“ Ich wirkte wohl etwas gereizt, denn Leon wich instinktiv von mir zurück.

„Von meinem Opfer lass ich mich jedenfalls nicht beschimpfen!“ Er konnte scheinbar in Sachen “Streit-führen“ mit mir mithalten.

„Wunderbar! Drückt man so etwa seine Dankbarkeit aus?! Wahrscheinlich hätte ich dich von dem Ding fressen lassen sollen.“ Ich schritt mit einigen schnellen Schritten ins Bad. Vor dem Spiegel begutachtete ich die Wunde. Zwei kleine runde Löcher. Ich fluchte leise. Mit meinen Fingern strich ich vorsichtig über die Wunde. Sofort schloss sie sich. Zu guter letzt kam noch ein Pflaster oben drauf. Keiner sollte merken, dass die Wunde bereits verheilt war. Das hätte mich nur in Erklärungsnot gebracht.

Als ich das Bad verließ, sah ich, wie Leon den Vampirjungen anknurrte.

„Aus, Leon.“ Er hörte auf meine Worte, wie ein gut trainierter Hund.

„Kaum sagt Frauchen was, da hört das Wölfchen auf zu Knurren“, lachte der Vampir.

„Klappe, sonst schmeiß ich dich aus dem Fenster. In Büchern werden Vampire immer als blutsaugende Gentelmen dargestellt. Aber wenn alle Vampire sind wie du, dann Gute Nacht!“

Augenblicklich war Stille. Entweder hatte es ihm die Sprache verschlagen oder er war noch am Überlegen, was ich ihm damit sagen wollte. Ich ging zum Fenster. Langsam ging die Sonne auf. „Vielleicht sollten wir mal feststellen, ob Vampire wirklich sonnenempfindlich sind.“

Aus dem Augenwinkeln sah ich wie Leon mich entsetzt ansah.

„Willst du wirklich so grausam zu ihm sein? Na gut, er hats ja eigentlich verdient, schließlich hat er dich gebissen, aber deshalb muss man ihn doch nicht umbringen“, versuchte Leon zu argumentieren.

„Leon, meine Aufgabe ist es für die Sicherheit dieser Stadt zu sorgen. Und er stellt eine Bedrohung dar. Leute wie ihn soll ich töten!“

„Heißt das, du müsstest mich auch töten?“ Das Entsetzen stand Leon ins Gesicht geschrieben.

„Ja, das soll es heißen, du Knalltüte!“, sagte der Blutsauger. Ich schnappte mir ne Blumenvase und warf sie mit voller Wucht auf ihn.

„Beantworte gefälligst nur Fragen, die auch an dich gestellt sind!“ Ich wandte mich an Leon, der den Vampir ansah. Der Vampire rieb sich die Schläfe an der Wand. „Eigentlich müsste ich dich auch umbringen. Da du mich allerdings gerettet hast, mach ich ne Ausnahme. Solltest du allerdings innerhalb von zwei Tagen die Stadt nicht verlassen haben, werde ich Ernst machen müssen.“ Ich sah ihm direkt in die Augen. Er hatte Angst. Das sah ich.

„So ein Weib soll Typen wie uns töten? Das ich nicht lache!“ Er hatte es geschafft. Ich ging auf den Vampir zu, packte ihn und warf ihn an die gegenüberliegende Wand.

„Wie war das gleich noch?“ Ich stand grinsend im Raum. Leon sah mich verwundert an. Der Vampir war sprachlos und starrte mich an.

Er zischte irgendwas wie „brutales Weib“.

Leon sah mich an. „Muss ich wirklich gehen? Ich mag dich nämlich eigentlich.“ Er sah betrübt zu Boden.

Ich ging zu ihm und umarmte ihn. „Na ja....vielleicht kannst du dich ja nützlich machen.“ Er hatte mich weich bekommen. So was passierte mir sonst nie. „Aber wir haben immer noch den Blutsauger an der Backe.“ Ich zeigte auf den Vampirjungen.

„Ich hab zufälligerweise auch einen Namen!“

„Den will aber keiner wissen!“, gab ich zurück.

„Wie heißt du?“ Leon war einfach zu neugierig. Das konnte ja noch lustig werden.....

„Mein Name ist Yoru.“Er versuchte aufzustehen. „Und ich bin einer der stärksten Vampire hier.“

„Das ist ja auch nicht schwer, wenn es außer dir hier keine gibt.“ Ich grinste ihn hämisch an.

„Sehr witzig. Du bist doch Leon, oder?“ Leon nickte. „Wärst du so freundlich loszubinden?“

„Als ob er das-“ Schon schritt Leon an mir vorbei. „Was soll das denn werden?“

„Ich mache ihn los.“ Ich traute meinen Augen kaum. Binnen weniger Sekunden hatte Leon Yoru befreit.

„Schon besser.“ Yoru schritt gerade aufs Sofa zu und ließ sich fallen. Er sah mich an und starrte dann zum Fenster. „Ich hab dich nicht mit Absicht gebissen. Ich dachte nur du warst dieser Schattendämon.“

„Du kennst dieses Vieh?! Ich hab es heute zum ersten Mal gesehen. Woher kommt er? Was will er? Wieso hat er dich angefallen?“ Ich wollte alles wissen.

„Immer mal langsam.“ Sein Blick war deprimiert. Leon setzte sich auch auf die Couch. „Woher er kommt und was er will, weiß ich nicht. Aber er wollte mein Blut und meine Stärke. Ich weiß nicht, wie er mich überwinden konnte. Er sagte nur: 'Ich muss es finden.' “

„So ist das also. Er scheint etwas zu suchen.“ Ich ging wieder zum Fenster. „Aber hier? Hier gibt es nichts besonderes.....Außer-“ Ich brach ab. Im Rücken spürte ich ihre Blicke. Ich wusste, was er vermutlich wollte und es gefiel mir gar nicht. Dieses Ding suchte nach mir. Das einzige, was es hier außergewöhnliches gab.

„Was 'Außer'?“Yoru und Leon sprachen gleichzeitig. Ich sah zur Uhr. Halb acht war es bereits.

„Ich muss los! Ihr beide“, ich sah sie an, „Stellt keinen Blödsinn an. Ich krieg das raus und dann seid ihr fällig!“ Ich stürmte ins Schlafzimmer, zog mich um, packte meine Tasche und rannte durch die Haustür raus auf den Flur.
 

Meine Tasche trug ich in der einen Hand, die Einkaufstüten in der anderen. Auf dem Heimweg hatte ich noch ein bisschen eingekauft. Schließlich hatte ich jetzt zwei Mitbewohner. Ich schloss die Tür auf. Als ich reinkam, sah ich, wie beide auf der Couch saßen und schliefen. Ich brachte die Einkäufe leise in die Küche und ging dann in mein Schlafzimmer. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, warf ich die Tasche Richtung Schreibtisch und mich selbst aufs Bett. Ich schloss kurz die Augen. Was machte ich hier eigentlich? Ein Vampir und ein Werwolf! Ich holte mir die Gefahr, die ich jede Nacht bekämpfte, ins Haus. War ich denn von allen guten Geistern verlassen? Aber was ich mehr zu fürchten hatte, war dieser Schattendämon. Dort draußen lauerte er irgendwo. Auf mich.

Langsam ging die Sonne unter. Ich hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Ich musste mich ihm stellen.

Im Wohnzimmer hörte ich Geräusche. Sie waren also wach. Ich stand auf und ging zur Küche, um Essen zu machen. Sowohl Leon als auch Yoru sahen mir hinter her. Ob sie wohl auch Hunger hatten? Leon bestimmt, aber Yoru...

Ich beschloss, einfach für ihn mitzukochen. In der Küche schnappte ich mir einen Topf und drehte mich um. Sogleich fiel mir der Topf aus der Hand, da ich mich so erschreckt hatte. Denn vor mir stand auf einmal Yoru.

„Soll ich dir helfen?“ Er hob den Topf auf und gab ihn mir. Ich nahm den Topf.

„Als ob ich deine Hilfe bräuchte!“ Demonstrativ drehte ich mich von ihm weg und ging zum Spülbecken, um den Topf mit Wasser zu füllen.

„Warum kochst du überhaupt? Leon hat keinen Hunger und ich auch nicht.“

„Dass du keinen Hunger hast, ist klar. Du hast heute ja schon gegessen.“Ich warf ihm einen strafenden Blick zu. Den Topf stellte ich ins Becken. Da sie keinen Hunger hatten, musste ich nicht unbedingt kochen. Im Kühlschrank war noch was von gestern drin.

„Wie geht’s eigentlich deinem Hals?“ Ich ging an ihm vorbei Richtung Kühlschrank und ignorierte seine dämliche Frage. Als ich auf seiner Höhe war, zeigte mein Tarnungspflaster genau in seine Richtung und er streckte seine Hand danach aus. Ehe ich es bemerkt hatte, hatte er es schon abgerissen. Yoru starrte erst aufs Pflaster und dann auf meinen Hals. Im Pflaster war kein Blut und auch mein Hals wies keine Verletzung auf.

„Wie kann das sein?“ Er war in diesem Moment total entsetzt. Ich ignorierte ihn wieder und ging mit zügigen Schritten Richtung Schlafzimmer. Hinter mir schloss ich die Tür.

„Erklär es mir! Warum hast du keine Bisswunden?“ Yoru hämmerte gegen die Tür.

„Was ist los?“, fragte Leon.

Ich hingegen sah aus dem Fenster. Es war bereits dunkel draußen. Ich spürte, wie sich etwas näherte. Das plötzliche Klirren von Glas riss mich aus meinen Gedanken. Irgendwas oder irgendwer war durch die Fensterzeile im Wohnzimmer gekommen.Sofort nahm ich die Sai von Schreibtisch und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.

Dort stand er. Ein riesiges, schattenhaftes Wesen. Blutrote Augen sahen mich an. Er grinste hämisch.

„Hab ich dich endlich!“, grollte er mit tiefer Stimme.

Ich konnte ihn nur anstarren. Er schritt auf mich zu. Vor Angst konnte ich mich nicht bewegen. Auf einmal sprang ihn ein Werwolf an. Leon versuchte mal wieder, mich zu schützen. Das Wesen zögerte nicht lang, nahm Leon und sprang aus dem Loch in der Wand, aus dem er gekommen war.

„Wenn du deinen Freund wiedersehen willst, komm gegen 12 Uhr zum Kirchplatz.“ Sein Lachen hallte noch lange durch meine Gedanken.

Yoru stand hinter mir. Fassungslos. „Was meinte er mit 'Hab ich dich endlich!'?“

Ich sackte zusammen. „Das heißt, dass er nach mir gesucht hat...“ Ich war nicht mehr in der Lage weiterzusprechen, denn ich brach bereits in Tränen aus.

„Rian....“ Plötzlich legten sich zwei Arme um mich. „Lass mich dir helfen, Leon zurückzuholen.“

„Du kannst mir nicht helfen“, ich befreite mich aus seiner Umarmung, stand auf und bekämpfte die nicht-aufhören-wollenden Träne, „Denn ich kann nicht noch mehr Leute in Gefahr bringen. Außerdem werde ich heute Nacht wohl die wichtigste Regel überhaupt brechen müssen.“ Yoru sah mir direkt in die Augen.

„Die Wichigste Regel?“

„Offenbare niemals deine wahre Gestalt.“ Ich ging auf das Loch zu. Meine Fassung hatte ich wieder. „Er will sich mit mir anlegen? Das kann er gerne haben!“ Mit diesen Worten sprang aus dem Loch und ließ Yoru hinter mir zurück.
 

Der Platz vor der Stadtkirche war geradezu riesig. Ich sah zur Uhr im Kirchturm hinauf. Fünf vor zwölf. Hinter mir hörte ich Schritte. Aus dem Schatten der Häuser trat Yoru heraus.

„Falls du glaubst, ich lass dich alleine kämpfen, irrst du dich aber ganz schön.“ Er grinste mich an. „Ich schulde dir nämlich noch was. Nicht, dass du das falsch verstehst.“ Er sah zur Seite.

„Dir kann man wohl auch nichts ausreden, wie?“

„Korrekt.“ Die Turmuhr schlug. Es war genau 12 Uhr.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich kommst, Rian.“ Aus der Kirche trat der Dämon heraus.

„Ich dachte immer, Dämonen können heilige Orte, wie Kirchen nicht betreten. Wieder was dazugelernt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Da du ja meinen Namen kennst, würde ich auch gerne deinen erfahren.“

„Meinen Namen willst du also wissen. Der ist hier nicht von Bedeutung. Aber du bekommst etwas anderes von mir.“ Er warf Leon zu uns herüber. Dieser schlug auf dem Boden auf und bewegte sich nicht mehr. Sofort rannte ich zu ihm.

Er war nicht schwer verletzt. Plötzlich näherte sich ein Schatten. Aus Gewohnheit zog ich augenblicklich meine Waffen und stoppte den Angriff. Der Dämon sprang zurück.

„Reaktionsschnell bist ja wirklich. Genauso wie es ausgeschrieben ist.“

„Ausgeschrieben?“ Ich sah ihn fragend an.

„Die gesamte Unterwelt jagt dich. Denn auf dich ist ein schönes Sümmchen ausgesetzt. Du weißt schon: Tot oder lebendig.“ Er lachte.

„Dann versuchs doch. Wie hoch diese Summe auch sein mag: Sie ist zu niedrig.“ Ich grinste ihn an. Im nächsten Augenblick rannte ich los. In jeder Hand ein Sai. Er fing meinen Angriff gekonnt ab und schickte mich zurück. Ich bremste meinen Fall ab. Der Dämon hingegen rannte bereits den Turm hoch. Ich wusste was er vorhatte, aber es würde nicht funktionieren. Also lief ich ihm hinterher. Doch plötzlich kam er auf mich zu. Er packte und warf mich zu Boden. Mein Aufprall hinterließ einen tiefen Krater. Der Schmerz, der meinen Körper durchzog, war unendlich groß. In meinen Mundwinkeln schmeckte ich Blut. Mein Blut. Ich kämpfte mich hoch.

„Rian, hör auf!“ Yoru schrie mich an.

Ich aber lächelte nur. „Mal ein Gegner, der würdig ist meine wahre Gestalt zu sehen.“

Yoru, der Dämon und Leon, der wieder zu Bewusstsein gekommen war, starrten mich an. Ich ließ der Kraft in meinem Innern freien Lauf und wurde in ein tiefes Schwarz gehüllt. Es bildete eine Art Kugel um mich. Mit einem kräftigen Fügelschlag teilte ich das Schwarz. Es entblößte zwei pechschwarze Drachenfügel und einen ebenso schwarzen Drachenschweif. Meine Kleidung hatte sich in ein crimsonrotes Kleid verwandelt, welches am Rücken frei war, damit ich die Fügel gut bewegen konnte. Mein Haar hingegen hatte den Goldton beibehalten.

Sie alle sahen mich an. Keiner sagte etwas.

„Das stand wohl nicht auf deinem Steckbrief. Nicht wahr, Dämon?“ Bei meinem Grinsen sah er meine Zähne. Er bekam Angst. Deshalb wich er einige Schritte von mir zurück. Ich nutzte die Gelegenheit und stürmte auf ihn zu. Diese Nacht würde er nicht mehr überleben. Mit schnellen Schritten raste ich auf ihn zu und meine Hände wurden zu Krallen.
 

Ich richtete mich auf und das Blut tropfte von meinen Händen. Yoru und Leon kamen auf mich zu.

„Du bist ganz schön tapf“, sagten Yoru und Leon lächelte nur zustimmend.

„Ihr....habt keine Angst vor mir?“

„Nö, sollten wir denn?“, fragte Leon lachend. Auf meinem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab.

„Du, Rian, Ich glaub die wollen was von dir.“ Als ich mich umdrehte, sah ich sie.

„Das Tribunal....“brachte ich noch hervor.

Ihre schwarz-grauen Kutten wehten im Wind. Ihre Gesichter waren verdeckt und trotzdem wusste ich ihre Namen, ihre Stellung und ihre Gesichter. Einer von ihnen trat vor, um zu mir zu sprechen.

„Rian. Du hast die Regeln des Vertrags gebrochen. Damit ist dieser ungültig. Ab morgen wirst auch du von Jägern zur Rechnenschaft gezogen. Heute wirst du noch verschont, weil du deinen Auftrag erfüllt hast. Doch den Bruch kann es nicht aufheben.“

Er drehte sich um und ging. Die anderen beiden taten es ihm gleich. Im Schatten der Gebäude verschwanden sie. Schon toll, wenn man sich im Schatten in Nichts auflösen konnte....

„Und was heißt das jetzt?“, fragte Leon.

„Das heißt, dass ich jetzt gejagt werde, weil ich ein Halbdrache bin und deshalb als Geschöpf der Nacht gehandhabt werde. Oder mit anderen Worten: Kriegen mich die die anderen Jäger, dann heißt es Kopf ab. Noch dazu kommt, dass ich in alle Geheimnisse der Yakéi eingeweiht bin.“

„Du bist also ein Halbdrache. Wie alt bist du dann?“ Yoru sah mich eindringlich an.

"17."

"Nein, ich meine: Wie alt du wirklich bist?" Er sah mich noch eindringlicher an.

„Über 500 Jahre. Zufrieden jetzt? Halbdrachen leben sehr lange. Sie sind fast unstreblich. Mich wundert, dass du sowas weißt. Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Er wollte etwas erwidern, unterließ es jedoch. Ich sah ihn an und seufzte. „Ich hab euch wohl ziemliche Schwierigkeiten bereitet.“

„Wieso?“, fragten beide gleichzeitig.

„Weil sie euch jetzt genauso jagen werden wie mich. Ich war eine Yakéi! Eine Jägerin

und jetzt gejagt von den eigenen Leuten. Außerdem gibt es viele in der Unterwelt, die mich gerne tot sehen würden. Sie alle halten euch also quasi für Mittäter.

Wenn ihr wollt, nehm ich euch mit. Mit meinem Schutz kann euch also fast garnichts passieren.“

Ich breitete meine Fügel aus.

„Wollen wir?“

„Natürlich, schließlich sind wir ja Freunde, oder nicht?“ Leon war so naiv, wie ich ihn kennengelernt hatte.

„Warum nicht.“ Yorus Antwort war hingegen recht langweilig. Aber sie passt zu ihm.

"Na dann los!" Ich nahm wieder meine meschliche Gestlat an.

"Willst du nicht noch was aus deiner Wohnung holen?", fragte Leon.

"Dort ist nichts mehr von Wert für mich. Das wichtigste, was ich haben kann, habe ich bei mir." Ich sah die beiden an. Sie begriffen aber nicht, was ich meinte.

Während wir zum Stadttor gingen, erinnerte ich mich an das Buch. Aber ich befand, dass auch dieses jeden Wert verloren hatte. Denn die Geschichte widerholte sich. Es war nicht das erste mal, dass ich eine Stadt aufgrund dessen verlassen musste und es sollte auch nicht das letzte mal sein...doch dieses Mal war es anders: Ich hatte Freunde, die mich begleiteten auf dem Weg, der noch vor mir lag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Smokeydeviltry
2010-08-03T18:59:51+00:00 03.08.2010 20:59
Die Geschichte macht Spaß sie zu lesen, auch wenn da ein paar kleine Holperer drin sind. An sich jedoch liest es sich flüssig, super Storyidee und das auch noch sehr schön umgesetzt. Mach weiter so;)

LG
smokey
Von:  HonjiHyuga
2010-02-18T09:05:36+00:00 18.02.2010 10:05
Also ich muss sagen deine Story hat eine sehr schöne Idee ^^

gefällt mir sehr gut auch eine angenehme länge sehr schön ^^

lg Honji Hyuga ^-^
Von:  Ilju
2009-09-30T19:02:26+00:00 30.09.2009 21:02
Ach, sorry, dass ich jetzt noch ein Kommentar da lasse:
Mir ist gerade wieder eingefallen, dass es eigentlich auch ein bisschen schade ist, dass du nicht zum Ende noch einmal Bezug auf die Geschichte nimmst, die Rian anfangs liest. Ich denke nämlich, ich weiß, was es mit der Geschichte auf sich hat, obwohl es mich wundert, dass Rian das als 'Mist' bezeichnet, was so wirkt, als würde sie meinen, das wäre alles nur erstunken und erlogen. o_O
Jedenfalls, wenn ich mit meiner Vermutung recht haben sollte, könntest du ja noch zum Ende einen Satz wie 'Und die Geschichte wiederholt sich' o.ä. einbauen. Das finde ich persönlich besser als einfach nur 'Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Stadt aufgrund dessen verlassen musste und es sollte auch nicht das letzte Mal sein.', was nicht heißen soll, das sollst du streichen, ich würde den Satz viel eher noch hinten anfügen.
Aber das bleibt natürlich deine Entscheidung. ;)
Von:  Ilju
2009-09-30T18:12:33+00:00 30.09.2009 20:12
Soo! Jetzt hab ich mich endlich mal durchgerungen, deine Geschichte zu lesen.
Du solltest wirklich noch mal alles durchgehen, so viele Fehler sind da drin - vor allem deine Lieblingsfehler: Worte vergessen oder falsche hinschreiben.
Den stärksten Fehler finde ich ja "Ich grinste mich an" :D
Und teilweise fehlt mir da so'n bisschen was, Kleinigkeiten zwar nur, aber du weißt ja: Ich bin seehr anspruchsvoll.
Und dass das Ende 'nen bisschen plötzlich kommt, da hast du schon recht.
Zum einen fehlt da was an der Stelle "Diese Nacht würde er nicht mehr überleben.
Ich richtete mich auf und das Blut tropfte von meinen Händen. Yoru und Leon kamen auf mich zu." Und sei es auch nur ein kurzes 'Ich stürzte mich auf ihn'
Dann könntest du noch an der Stelle, wo Rian das Tribunal entdeckt, eine kurze Beschreibung geben, was für Wesen sie da vor sich sieht.
Und wie die drei (ich geh mal davon aus, dass ein Tribunal aus drei Leuten besteht) einfach ẃeggehen, finde ich, ehrlich gesagt, etwas enttäuschend. o_O In Rauch auflösen wäre ja die klassische Methode, aber da fällt dir doch sicher was Besseres ein?
Aber alles in einem: Schöne Idee, schön umgesetzt, aber noch verbesserungsfähig. ^^
Wenn du die ganzen Fehler korrigiert hast, komm ich gerne rum, und geb dir noch ein paar Tipps. Die jetzt waren ja nur zum Ende, das du ja selbst schon bemängelt hattest. ^^


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