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Die Tochter der Götter

Die "Medeia" des Euripides
von

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Auf Messers Schneide!

Es war für mich einfach schrecklich, so was hätte ich mir wohl nie erträumen lassen. Das ein Tag einfach so schlimm sein konnte, das war für mich bis dahin nicht klar, es gab immer mal wieder Rückschläge, aber gleich so? An diesem einen Tag verlor ich wohl fast alles was mir was bedeutete. Man bemerkte auch erst in so einem Augenblick wie schnell es gehen konnte und wie hilflos man dann auch war. Man konnte nichts machen ausser zusehen. Nichts ausser das.

Man ist einfach nur Hilflos…
 

Auch wenn ich wohl hätte merken sollen das was nicht stimmte. An jedem verhängnisvollen Tag.

Aber die Einsicht kam meist einfach zu spät, im Nachhinein ist man wohl immer schlauer als zuvor. Leider…
 


 

Unsanft wurde ich schon früh morgens aus meinem Schlaf gerissen, ob verschlafen meinen Kopf und blickte in das Gesicht meiner Herrin. Wie spät es wohl war konnte ich einfach nicht sagen. Die Sonne war noch nicht mal ganz aufgegangen.

Ich hatte wieder mal in der Küche geschlafen und reckte da hastig meine Glieder. Meine Herrin wollte ich da nicht lange warten lassen, sie hatte wohl ihre Gründe wieso sie mich zu so früher Stunde schon aufweckte. Hastig stand ich dann auf, wischte das letzte Stück Russ aus meinen Kleidern und blickte sie verwundert an.

„Könntest du mir heute vielleicht einen kleinen Gefallen tun?“, fragte sie mich.

Über ihr jetziges Verhalten war ich nun wirklich bisschen überrascht. Sonst war sie nie so. Sie wusste genau dass ich ihr wohl keinen Gefallen abschlagen würde.
 

„Was wär das den?“, fragte ich sie nun wirklich bisschen verwundert.

„Ein paar Einkäufe, es wird aber nicht gerade sehr wenig sein.“, warnte sie mich und fing an alle Sachen aufzuzählen die sie brauchte. Damit hätte sie wohl locker ein grosses Fest geben können. Sogar das Geld gab sie mir. Meist durfte ich da nicht alleine gehe, doch heute schien wohl alles anders zu sein.

Aber nicht als wär das wohl schon genug gewesen lächelte sie mich dann noch an, strich sie mir mit ihrer Hand durch mein Haar. Sie wirkte auf mich heute auch irgendwie so glücklich, ich konnte es mir aber nicht vorstellen wieso. Doch es war wohl nicht die Zeit sich über so was den Kopf zu zerbrechen. Ich drehte mich von ihr weg und machte mich schon auf in Richtung Tür als sie mir noch was sagte.

„Alèxis, du bist ein guter Junge.“

Verwundert blickte ich sie nochmals an und verliess dann das Haus. Sie war mir gefolgt und schaute aus dem Fenster, das bemerkte ich als ich gerade dabei war die Tür zu schliessen. Aber ich sprach nichts zu ihr und machte mich einfach auf den Weg, rannte hinauf zur Stadt und blieb vor dem Stadttor nochmals stehen. Mein Gefühl sagte mir, dass sie immer noch an ihrem Fenster stand und mich beobachtete, aber wieso? Darauf wusste ich einfach keine Antwort.

Dann mache ich mich auf den Weg weiter meine Aufgabe zu erfüllen.

Es ging dann auch schneller als gedacht, als ich dann von draussen auf einmal den Lärm bemerkte. Ich trat da sofort hinaus auf die Strasse um mal zu sehen was da eigentlich nun los war. Zwar erkannte ich auf den ersten Blick noch nichts, aber ich sah das die Leute in Richtung Stadttor davon eilten und ich sah über der Stadtmauer rauch. Irgendwie ahnte ich dabei sofort was böses, und eilte wie der Rest auch hinaus aus der Stadt.
 

Zwar hatte ich es wohl schon am Anfang erahnt, aber es nun zu sehen war doch schlimmer als ich gedacht hatte. Das Haus meiner Herrin brannte. Für ein paar Sekunden blieb ich geschockt gehen, das konnte einfach nicht sein, ich konnte es fast nicht glauben. Die kraft weiter zu springen hatte ich nun wirklich nicht mehr, ich blieb einfach da stehen und schaute hinunter, ich war zwar noch zu weit weg um genauer was zu erkennen, aber ich ahnte auch so schon böses. Nur ein paar Schritte weg von der Strasse konnte ich noch gehen, dann sank ich zu Boden, und kauerte mich zusammen. Wieso nur, wieso? Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Dabei dachte ich schon es könnte nun alles wieder gut kommen. Aber ich hatte mich wohl geirrt.

Ich nahm die Welt um mich herum nicht mehr wirklich wahr. Sass nur am Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
 

Es war meine Mutter die zu mir kam und ganz sanft durch meine Haare strich.

„Ich bring dich nach Hause.“, meinte sie zu mir, und half mit beim aufstehen. „Das war wohl für dich heute ein bisschen viel.“

Für meine Mutter war Medea auch immer eine sehr wichtige Person gewesen, das wusste ich sehr gut. Medea hätte sie wohl auch nie zur Amme gemacht wen sie ihr nicht so vertraut hätte. Nur ob sie da wohl mehr wusste?

Aber sie würde mir wohl nie eine klare Antwort auf diese Fragen geben können, das wusste ich auch. Sie Medea und die anderen Frauen hatten ihre eigenen Geheimnisse, das wusste ich.

Meine Mutter führte mich dann nach Hause und setzte mich in der Küche zu Boden.

„Ruh dich ein bisschen aus.“, sprach sie zu mir und verliess dann schon wieder die Küche.

Ich selbst war schon so lange nicht mehr hier gewesen, dass eigene Haus war mir selbst schon fremd geworden, so viel Zeit hatte ich bei Medea und ihren beiden Kindern verbraucht. Nicht mal ihr eigener Vater war so oft bei ihnen gewesen, der war immer zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.

Schlaff und kraftlos legte ich meinen Kopf an die kühle Wand und schaute mir die Küche an. Den ganzen Tag sprach ich kein Wort und auch Mutter liess sich nicht mehr blicken, erst kurz vor dem Sonnenuntergang trat sie wieder in die Küche.
 

„Wie geht es dir den?“, fragte sie mich als erstes.

Aber ich gab keine Antwort auf ihre Frage, sondern stellte wohl die Frage die mir selbst am schwersten auf dem Herzen lag. „Wie konnte so was passieren?“

Mutter setzte sich dann neben mich und fuhr mir wieder durch das Haar.

„Las uns über was anderes Sprächen, es wird nichts an dem ändern was heute geschehen ist.“, erklärte sie mir und wollte mich in den Arm nähmen.

Doch ich wollte das nicht, stiess sie da nur von mir weg und knurrte: „Ich bin kein kleines Kind mehr! Ich ertrage die Wahrheit schon!“

„Alèxis, bitte. Nicht immer alles genau zu wissen kann auch seine Vorteile haben.“, versuchte sie mich nun zu überzeugen.

„Mermerus und Pheres waren meine Freunde. Ich habe mit ihnen jeden Tag gespielt, da hätte ich es doch verdient wenigstens etwas über den ganzen Vorfall zu erfahren!“, die Worte waren wohl wirklich bisschen schroff, aber ich wusste sonst einfach nicht wie ich mehr erfahren hätte.

Sie aber schenkte mir als erstes einen bösen Blick, dann aber fing sie doch an zu erzählen.

„Medea wollte nun mal ihre Rache und das war wohl der Auslöser für das alles. Jason war fortgegangen und sie blieb alleine mit den Kindern zurück. Ihm ging es bei der ganzen Sache nur um die Macht, er wollte den Thron und das war alles. Auch hätte er wohl früher oder später die Kinder wohl auch geholt...“

„Aber sie hatte sich doch gerade erst gestern mit Jason unterhalten. Sie wollte doch dass die Kinder dann bei ihm sind, wenn der König sie in die Verbannung schickte. Doch der König und seine Tochter verunglückten am selben Tag, wieso konnten sie nun nicht mehr zusammen sein, oder beide hier leben. Das verstehe ich einfach nicht.“

„Das kannst du einfach noch nicht. Dafür fehlt dir einfach noch die Erfahrung, und die Weissheit. Aber lass uns ein anderes mal darüber reden, es ist schon spät.“, sie strich mir über den Kopf und stand dann auf. „Ich muss noch was erledigen, und du versucht zu schlafen. Es ist schon spät und geschehenes kann man nicht mehr beeinflussen, egal wie gerne man es im nachhinein wohl möchte.“
 

Sie liess mich dann alleine zurück, in der mir nun fast schon fremdgewordenen Umgebung. So nahm ich mir eine Decke und kuschelte mich in eine Ecke der Küche. Ich versuchte zwar sofort zu schlafen, aber es gelang mir einfach nicht. Der ganze Tag war für mich nun doch zu schlimm gewesen. Daher lag ich nur wach in meiner Decke und dachte nach, über die Worte meiner Mutter und was nun wohl sein würde. Wie es nun wohl weiter ging.

Doch eine Antwort wusste ich auf diese Frage nicht, und schlaf fand ich auch nicht. Daher entschloss ich mich es wohl meiner Mutter gleich zu tun und mir auch die Beine zu verträten. Vielleicht konnte ich so klarer über alles denken was da nun passiert war.

Sofort machte ich mich auf dem Weg zum Haus von Medea, oder wohl eher zu den Überresten, die das Feuer nun noch übrig gelassen hatte. Die Grundmauern davon standen noch und ich setzte mich auf einen Stein in der nähe. Es gab in mir wohl noch viele Fragen die sich mit dem Umglück beschäftigten. Aber ich schien nicht mal hier, am Ort des Geschehens Antworten zu finden, auch wenn meine Mutter wohl mehr wusste. Wie viel sie mir wohl am Schluss verraten würde, konnte ich nun wohl einfach nicht wissen.
 

In meine Gedankenversunken sass ich da und blickte das Haus an. Ich war so in meine Gedanken versunken das ich nicht mal die schritte der Person hörte die sich von hinten mir näherte, erst als sie ich ansprach bemerkte ich sie.

„Was machst du den hier?“, murrte er mich sofort an. „Du solltest doch schon lange schlafen!“

Überrascht blickte ich ihn an, es war Jason, der Vater von Mermerus und Pheres.

„Ich musste einfach wieder her kommen, es war für mich selbst fast schon so was wie mein zu Hause.“, flüsterte ich ganz leise und wandte meinen Blick wieder von ihm ab.

Er selbst setzte sich zu mir und schaute hinunter.

„Wieso warst du eigentlich nicht auch dort? Du trenntest dich sonst so selten von meinen Kindern?“, fragte er mich auf einmal und blickte zu mir hinüber.

„Wieso?“, flüsterte ich ganz leise. „Sie hatte mich in die Stadt geschickt, ich sollte für sie was erledigen, sonst wer ich dort geblieben, ich wusste nicht was sie vor hatte.“

Dann schwiegen wir wieder beide.

Jason schien nun wohl auch alles verloren zu haben. Ich hatte wenigstens noch meine Mutter oder er wieder seine Kinder, noch seine Frau noch die Tochter des Königs, alles hatte er verloren.

„Wieso hat sie dich wohl am leben gelassen?“, flüsterte er dann plötzlich eher zu sich selbst als zu mir, „Das kann ich einfach nicht verstehen. Du bist nur das Kind ihrer Amme. Aber meine Söhne nahm sie in den Tod?“

„Ich weiss es nicht.“, war meine einzige Antwort und ganz leise stand ich auf, es war wohl wirklich besser wenn ich nun ging. Jasons Gedanken gefielen mir nun gar nicht, auch wenn er wohl recht hatte. Ich war davon gekommen und seine Kinder nicht.
 

Hastig machte ich mich auf dem Heimweg rannte fast schon durch die Dunkelheit und wer wohl dreimal fast gestürzt. Aber ich wollte nur noch nach Hause, in die Küche und meine Ruhe. Dieser Ausflug hatte mir nicht das gebracht was ich gerne wollte, sondern eher noch mehr Fragen aufgeworfen.

Wieder zu Hause nahm ich hastig meine Decke und verkroch mich da in meine Ecke. Mutter schien immer noch weg zu sein, aber momentan war es mir recht. Se hätte bestimmt wieder Fragen gestellt und das konnte ich momentan einfach nicht wirklich gebrauchen, alle stellten Fragen und wohl kaum jemand wusste darauf die Antwort.

Es gelang mir aber dann doch am Abend noch einzuschlafen, und als ich am Morgen aufwachte war die Küche immer noch lehr.

Langsam streckte ich mich und stand diesen Morgen bisschen demotiviert auf, solche Einsamkeit war ich mich nun einfach nicht gewönnt. Aber es half alles nichts und so trat ich dann doch hinaus ins Freie. Mutter sass schon draussen auf der Bank und musterte mich mit argwöhnischem Blick.

„Wo warst du gestern noch?“, fragte sie mich sofort.

„Das ist nicht so wichtig.“, murmelte ich nur als Antwort und drehte mich von ihr weg, ich wollte nun wirklich nichts erzählen. Weder von Jason noch von seinen komischen Anschuldigungen.

„Nicht so wichtig!“, fuhr sie mich dann ein bisschen barsch an. „Alèxandros! Jason will mit dir heute noch reden! Er schickte mir heute Morgen einen Boten! Was hast du nur wieder angestellt dummer Junge. Ich will dich doch nicht auch noch verlieren.“, sprach sie nun schon wieder netter. „Pass aber auf was du ihm sagst. Er könnte es nun sehr schnell falsch verstehen und besonders wir, die Medea eh schon sehr nah gestanden sind wird er ausquetschen. Gib ihm keinen Grund uns zu schaden, und verrate lieber nicht zu viel. Nun geh! Was du gestern angerichtet hast weiss ich nicht, aber komm wohlbehalten wieder zurück.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lingo
2009-12-31T12:55:16+00:00 31.12.2009 13:55
Ich lese gerade deinen FFs! xD
Sie sind einfach alle so gut... ^.^
Mir gefällt die hier, ich frage mich wirklich warum da nur so wenige Kommies geschrieben wurden.. mit meinem sinds zwei...
dabei ist es doch total interessant o.o
Ich finde es vor allem toll, dass du aus der Perspektive vom SOhn der Amme geschrieben hast, da erfährt der Leser auch alles noch einmal :)
Das goldene Fließ kenne ich sogar, na ja, kaum. ICh hab das mal sehen sollen als ich in der Grundschule war und damals fand ich es blöd, sobald ein Film alt aussah...
Die Medea hat aber schon nur das Haus angezündet, oder? Hat sie sich und die Kinder noch verbrannt? O.O
Von:  Rotkaepchen
2009-09-05T19:50:36+00:00 05.09.2009 21:50
Ohhh eine neue FF :) *freu*
und ich bin die erste mit Kommi schreiben :D
Wie wird die wohl weiter gehen???
Finde sie sehr interessant ^^
Mal sehen was du dir für den weiteren verlauf ausgedacht hast :)
glg
dein Rotkaepchen



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