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Face to Face

von

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zero

Müde lehnte er sich an das kühle Zugfenster und starrte nach draußen, beobachtete, wie Bäume und Sträucher - einer Wand aus grün gleich - an ihm vorbei rasten. Sein Fuß wippte leicht im Takt der schnellen Musik, die aus den großen Kopfhörern auf seinen Ohren drang.

Seufzend blickte er auf die Uhr an seinem Handgelenk und rechnete im Kopf nach, wie lange er noch fahren müsste. Eine halbe Stunde würde es sicher noch dauern, es machte ihn jetzt schon ganz verrückt. Noch nie war er sonderlich geduldig gewesen.
 

Sein Weg führte ihn direkt nach Kyoto und zwar in den Stadtteil Sakyo. Egal wie oft er darüber nachdachte, es war ihm noch immer unbegreiflich, gerade in diesem Zug zu sitzen, als wäre es das normalste der Welt, wo er doch die ganze Zeit dagegen gewesen war.

Dieser Umstand jedoch, war seiner Mutter gänzlich egal gewesen.

„Takeru!“, hatte sie gesagt. „Ich werde dich das Jahr über nicht hier alleine lassen und seelenruhig nach Amerika gehen!“

Natürlich konnte sie ihn nicht alleine in Sapporo lassen, wenn sie geschäftlich in den Staaten war. Und es war ihm auch klar, dass ihr nicht einfiel wohin er sonst hätte gehen sollen. Aber unter allen den merkwürdigen, unwählbaren und unrealistischen Möglichkeiten, konnte ihr natürlich nichts Besseres einfallen als...DAS?!

Takeru hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner restlichen Familie gehabt, aber das war für ihn auch nicht weiter wichtig. Manchmal hatte er schließlich gut verdrängen können, dass er sogar noch so etwas wie einen Vater hatte. Und eigentlich hatte er das von seiner Mutter auch erwartet.

Aber wie dem auch sei, es war zu spät. Sein so genannter „Vater“ wohnte in Kyoto und genau dorthin war Takeru gerade unterwegs.

Er hätte schreien können! Egal wie oft er seiner Mutter gesagt hatte, dass er diesen Mann - nach über sieben Jahren der Abstinenz - kaum noch kannte, sie hatte nicht locker gelassen und immer so etwas von „Er wäre ihr noch etwas schuldig“ gefaselt. Takeru wusste ja nicht einmal wie sein Vater lebte oder wo genau. Wenn der Kerl ihn nicht vom Bahnhof abholen würde, hätte er ein mehr als großes Problem. Er kannte sich in Kyoto so gar nicht aus!
 

Er war wirklich kein Gewöhnungsmensch und demnach fiel es ihm schon jetzt schwer sich vorzustellen, wie er sich an die ganze neue Umgebung gewöhnen sollte. Dabei war er noch nicht einmal dort.

Langsam zog er sich die Kopfhörer von den Ohren und lauschte der Bandstimme des Zuges, die ihm sagte, dass er Sakyo fast erreicht hatte. So stand er auf und zog seinen Koffer vom Gepäckhalter herunter.

Er war wirklich mal gespannt was ihn erwartete. Zudem ging in nicht einmal fünf Tagen die Schule wieder los und bis dahin, würde er wohl nicht einmal den Supermarkt um die Ecke kennen – wenn es so etwas überhaupt gab.
 

Keine zehn Minuten später erklang erneut die Stimme von Band um die Fahrgäste darauf aufmerksam zu machen, dass der Zug in wenigen Minuten halten würde.

Takeru zog seinen Koffer in den Gang, hin zur Tür und blieb in gebührendem Abstand zu ihr stehen. Langsam setzte er seine Kopfhörer wieder auf und schulterte seine kleinere Tasche, in der sein ganzer Kleinkram für die Reise verstaut war.

Er würde es hier schon überleben, schließlich war er ja auch kein Mensch der auf den Mund gefallen war und nicht sagen konnte, wann ihm etwas nicht passte. Eigentlich war er sogar ziemlich vorlaut und manchmal auch ganz schön dreist. Das waren immerhin Eigenschaften, mit denen er gut klar kam.
 

Der Zug kam ins Bremsen und fuhr langsam am Bahnsteig ein. Für Takeru selbst waren das Sekunden des Unbehagens.

Tausend Fragen wirbelten in seinem Kopf herum.

Würde sein Vater da sein?

Was tat er wenn nicht?

Würden sie sich erkennen?

Wo würde er das nächste Jahr wohnen?

Hatte sein Vater den gleichen Lebensstandart wie Takeru und seine Mutter?

Es ließ ihn einfach nicht los! Er war irgendwie ein wenig neugierig auf den Mann, der vor sieben Jahren nach Kyoto gegangen war, um ein neues Leben anzufangen.
 

Als sich die Türen öffneten, trat Takeru auf den Bahnsteig und atmete erleichtert auf. Er hatte sicher fünf Stunden in diesem Zug gesessen. Es gab einfach nichts schöneres, als nach einer so langen Zeit wieder an der frischen Luft zu sein.

So frisch wie die Luft an einem Bahnhof zumindest sein konnte.

Langsam sah er sich um und seufzte. Toll, wie sollte er bei den ganzen Menschen bitte seinen Vater entdecken. Wirklich viel wusste er ja wirklich nicht. Nicht mal wie er heute aussah.

Er schreckte etwas auf, als sein Handy in der Tasche begann zu vibrieren. Schnell kramte er danach und sah auf das Display. Aber klar! Sein Vater hatte Takerus Handynummer von seiner Mutter bekommen!

Schnell setzte er die Kopfhörer wieder ab und klappte das Handy auf, um es sich ans Ohr zu halten.

„Ja?“, fragte er.

„Takeru? Bist du es? Dein Zug ist gerade angekommen, nicht wahr? Ich stehe unten in der Empfangshalle vor dem großen Buchladen“, hörte er vom anderen Ende und seufzte erleichtert. Gut, er wurde tatsächlich abgeholt.

„Ich bin gleich da“, erklärte er und legte ohne auf eine Antwort zu warten auf. Dann zog er seinen mehr als schweren Koffer hinter sich her auf die Rolltreppe und steckte sein Handy wieder in die Tasche.

Das erste Mal seit langem, dass er die Stimme seines Vaters gehört hatte. Seine Mutter hatte – vor Beginn seiner Reise - sämtliche „Formalitäten“ für ihn besprochen.
 

Die Empfangshalle war größer als Takeru erwartet hatte, hier gab es nicht nur einen Buchladen, sondern drei und das Schlimmste war, überall roch es nach Essen und bei seinem Magenknurren konnte man nicht nur von Hunger sprechen. Ohne sich zu beeilen ging er erst einmal an einem kleinen Laden vorbei, bei dem er stehen blieb und sich wenigstens eine Kleinigkeit zu essen mitnahm, bevor er sich auf die Suche nach dem größten der drei Buchläden machte.

Welcher jedoch schnell gefunden war. Die anderen beiden waren lediglich kleine Nebenfilialen des großen Geschäftes, vor dem unverkennbar ein etwas größerer Mann mit Handy in der Hand stand und sich suchend umsah.

Takeru hätte lügen müssen, hätte er seinen Vater in dem Moment nicht erkannt. Der Mann hatte sich wirklich kaum verändert. Er war noch immer etwas schlaksig und trug keinen Bart um jünger zu wirken.

Langsam ging Takeru auf ihn zu und stutzte kurz, als er den dunkelhaarigen Jungen an der Seite seines Vaters sah, den er so gar nicht zuordnen konnte.

Das weibliche Gesicht ließ ihn richtig feminin wirken, aber die Statur zeige eindeutig, dass es sich bei ihm um einen Jungen handelte.
 

Als er bei den beiden zum stehen kam, begann sein Vater zu lächeln.

„Takeru! Es ist wirklich lange her! Groß bist du geworden!“, rief er begeistert und Takeru verkniff sich ein Seufzen.

„Freut mich auch dich wieder zusehen. Deine Beschreibung von wegen Buchladen, war wirklich sehr präzise, ich musste mich erstmal orientieren“, erklärte er und versuchte sich an einem leichten Lächeln, dass ihm jedoch fast schon zu aufgesetzt rüberkam.

Sein Vater lachte.

„Das tut mir leid!“

Takeru nickte leicht und blinzelte dann, als der Junge neben ihnen leicht lächelte. Er gehörte also tatsächlich dazu.

„Und du bist...?“, fragte Takeru nach und schien seinen Vater etwas aufschrecken zu lassen. Der lachte wieder und legte eine Hand auf den Kopf des Jungen. Er musste ungefähr in Takerus Alter sein.

„Das ist Shinji, er ist sozusagen mein „Stiefsohn“.“

Takeru nickte.

Dann überlegte er.

Und sogleich wurden seine Augen etwas größer.

„Dein WAS?!“
 


 

Prolog Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuichi
2009-11-13T15:37:17+00:00 13.11.2009 16:37
nya weida >.<
boah das ma ne reaktion XXD


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