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Ein phantastischer Spaziergang

eine Kurzgeschichte über einen Troll und ein Mädchen
von

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Ein phantastischer Spaziergang

Ein phantastischer Spaziergang.
 

Seit ein paar Tagen wohnten sie, nur kurzfristig, am Strand. Endlich hatte die Mutter der kleinen Lola Urlaub, prompt nahm sie ihre fünfjährige Tochter und ihren neuen Freund mit nach Südfrankreich. Gelangweilt saß Lola auf einer Mauer nahe am Strand, leckte mit träumerischer Miene an einem Eis und beobachtete die Wellen, wie diese in sanften vor und zurück Bewegungen über den feinen, aber heißen Sand strichen.

Ihr Blick fiel auf eine Bewegung neben ihr. Von ihrem Eis ablassend schaute sie die Mauer entlang und konnte ein kaum merkliches Flimmern in der Luft erkennen. Mit geöffneten Lippen, die rundherum mitfeinem Fruchteis beschmiert waren, fast einem roten Lippenstift gleich. Dort in der Luft schwebte neben ihr doch tatsächlich eine kleine Fee!

Der Körper der Fee glänzte und schimmerte im heißen Sommerlicht, ein zarter Lichtkreis, der in allen möglichen Farben leuchtete und glühte, umfasste den gesamten zierlichen Körper der Fee, von ihrem Köpfchen bis zu ihren schmalen, feingliedrigen Füßchen.

Gebannt starrte Lola das kleine Wesen an, ebenso gebannt starrte die Fee zurück.

“Lola, Lola komm, wir wollen spazieren gehen!”, rief ihre Mutter.

Bevor sie sich jedoch nach ihrer Mutter umdrehte, sah sie, wie die Fee sie süffisant anlächelte und nach einem Wimpernschlag verschwunden war.

Völlig verwirrt sah sich Lola um.

“Lola, komm!”, ihre Mutter trat in ihr Blickfeld und nahm ihre Hand. Lola sah auf und entdeckte den wartenden Freund ihrer Mutter. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, sie wollte aber nicht spazieren gehen! Sie wollte weiter hier sitzen und ihr Eis essen! Außerdem wollte sie noch mal diese Fee sehen!

Schmollend ließ sie sich von ihrer Mutter ziehen. Stumm hörte sie das verliebte Gespräch zwischen den beiden Erwachsenen, als sie beleidigt zur Seite schaute in eine dunkle Gasse, weiteten sich ihre Augen. An einer Mauer angelehnt stand ein riesiger Troll, dessen Haut durch das wenige Licht in der Gasse leicht grünlich schimmerte. Sie sah auf seine riesigen Hände, die sie nur umfassen könnte, wenn sie diese umarmte, er hatte einen ziemlich breiten Kiefer, aus dessen Mundwinkeln zwei große Zähne hervor lugten, sein Kopf war, bis auf einen langen Haarzopf, kahl. Als er ihren Blick bemerkte , schaute ei zu ihr rüber, dabei legte er den Kopf schief und sie sah direkt in zwei dunkle, kleine Äuglein, die sie frech anblitzten. Langsam hab er die Hand und winkte ihr zu. Einen Augenblick zögerte Lola noch, sollte sie ihm zurück winken? Bevor sie und ihre Eltern - zwar war der Freund ihrer Mutter nicht ihr leiblicher Vater, aber er war schon Teil ihres Lebens geworden - an der Gasse vorbei gegangen waren, winkte sie dem Troll zurück und sah, kurz bevor sie vorbei gegangen waren, wie er sie breit angrinste und freundlich nickte.

Gespannt, ob sie noch mehr solcher phantastischer Wesen sehen würde, sah sie sich aufgeregt um. Lächelnd wurde sie von ihrer Mutter beobachtet. Na, da hat jemand seinen Spaß, dachte sie erfreut und sah ihren Freund liebevoll in die Augen, in denen dieselbe Zärtlichkeit innewohnte.

Nun, Lolas Eltern wussten nicht, dass die kleine Tochter umgeben war von irgendwelchen Fabelwesen, wie denn auch? Die Fabelwesen zeigten sich nur Lola, da die Erwachsenen vergessen hatten, wie es war durch Gassen zu gehen und plötzlich auf einem kunterbunten Trollmarkt gelandet zu sein. Zwar befand sich Lola keineswegs auf einem Trollmarkt, aber hier am Strand tanzten flackernde kleine rotlila Flämmchen, aus denen züngelnde Arme und Beine hervorlugten. Mit einem breit grinsendem Gesicht beobachtete Lola das seltsame Schauspiel aus tanzenden Funken, ab und zu jauchzte sie laut auf, wenn die Farben der Flammen sich veränderten.

Als ihre Eltern und sie sich in einem Café niederließen, musste Lola sich zusammen reißen, um nicht laut aufzulachen. Hinter ihrer Mutter saß der Troll aus der Gasse und schleckte mit seiner rosa Zunge ein Eis, dieses hielt er nur zwischen Daumen und Zeigefinger, so winzig war das Eis im Gegensatz zu seiner Hand. Als das Eis ihm plötzlich von der Waffel rutschte und haarscharf an einem Passanten auf dem Boden klatschte, schrie Lola lachend auf und schlug mit ihren Händen Beifall, sie war so fasziniert von dem Troll, dass sie nicht mitbekam, wie die Leute sie anstarrten.

Der Troll sah sie an und verbeugte sich schließlich etwas ungeschickt, wodurch Lola noch mehr lachen musste.

Schließlich wollten die Eltern gehen, als Lola an dem Troll vorbei ging, begleitete er sie und flüsterte ihr mit brummender Stimme zu:

“Mein Name ist Norg und deiner Kleine?”

Sie sah ihn an. “Ich heiße Lola.”

Noch lange begleitete Norg sie und erzählte Lola viele Geschichten, auch erklärte er ihr, wie die einzelnen Fabelwesen hießen, zum einen, dass die tanzenden Flammen Irrlichter waren und dass die Fee zu den Sommerfeen gehörte, die ziemlich frech und gemein sein konnten. Als sie und Norg an einer Laterne vorbeischritten, konnte sie sehen, wie hinter der Laterne ein kleiner Faun zu ihnen rüberlugte und ihr zögerlich zu winkte. Das Gesicht des Faun, fand Lola, war wunderschön, doch bevor sie ihm zurückwinken konnte war er schon verschwunden. Traurig senkte sie den Kopf.

“Mach dir nichts draus, Faune sind sehr scheu.”, tröstend legte Norg seinen großen Daumen auf ihren Kopf.

Lola wunderte sich, wie er so geschmeidig durch die Menschenmassen gehen konnte, ohne dabei von den umliegenden Menschen gesehen oder angerempelt zu werden. Als Lola mit ihren Eltern und Norg bald wieder vor ihrem Hotel standen, meinte Norg:

“Ich muss gehen kleine Lola, es war schön mit dir,”, er ging in die Knie und musste sich nochmals runterbeugen um Lola in die Augen zu sehen, die ihn traurig ansah, “Ich hoffe wir seien uns bald wieder.”

Sie schniefte und nickte dann, bevor Norg jedoch ging, schenkte er Lila ein kleines Armband, darauf war eine aus Holz geschnitzte Abbildung eines Trolls.

Mit feuchten Augen sah Lola ihm hinterher, bis ihre Mutter sie weiter zog.

Kurz bevor Norg um eine Ecke bog, drehte er sich um und betrachtete das Bild vor sich, wo eine kleine Lola mit Mütze und einem karierten T- Shirt, an der Hand ihrer Mutter ging, diese hatte ein senkrecht gestreiftes Hemd an und ging im leichten Abstand zu ihrem Freund, der ein geringeltes Matrosenhemd turg. Er sah noch ein kleines Irrlicht, dass um Lola schwebte, um sich dann kurz darauf in Luft aufzulösen und verschwand.
 

Dies war nun Jahre her und noch heute erinnert Lola ein kleines Armband daran, dass es Fabelwesen gibt. Sie ist jetzt fünfzehn und sitzt immer noch gerne im Garten und schaut den Irrlichtern zu, wie diese einen verwirrenden und zu gleich faszinierenden Tanz mit den Feen tanzen. Auf einem Trollmarkt war sie bist heute noch nicht, aber bald, so schwor sie sich, würde sie mit Norg dorthin gehen. Lola saß auf einer Schaukel im Garte, in den Händen eine Karte aus Süditalien, darauf stand in krakeliger Schrift ein Gruß von Norg, dieser reiste zur Zeit durchs Land und hatte bis heute seine kleine Freundin nicht vergessen.

Im Brief stand:
 

“Liebe Lola,

Na, bist du immer noch so klein? Ich werde bald kommen und dich zu einem Torllmarkt mitnehmen und dann lernst du meinen alten Freund - einen Faun - kennen.

Liebe Grüße Norg.”



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