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Scorpius und Rose
von

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Einen Augenblick, bitte.

Regelmäßiges Pochen und fast schon hörbares, wütendes Schnaufen war das einzige, was man in diesem Moment von Rose Weasley vernahm, als sie durch die Gänge von Hogwarts rauschte. Eine Hand zu einer Faust geballt, die andere umschloss ein Stück Pergament. Viele Augenpaare huschten der Siebtklässlerin hinterher, doch die Weasley nahm keine Blicke wahr. In ihrem Kopf schwirrte nur ein Gedanke:

Scorpius Malfoy. Dieser miese, kleine Windbeutel!

Mit zusammengebissenen Zähnen erreichte sie die große Halle und ihre dunklen, braunen Augen suchten sofort den Slytherintisch ab. Schnell entdeckte sie den blonden Schopf, der fast schon aus der Schülermenge heraus stach.

„Du kannst was erleben...“ Flüsterte sie und die umstehenden Schüler warfen ihr teils irritierte, teils ehrfürchtige Blicke zu. Mit Rose Weasley war für gewöhnlich nicht gut Schokofroschessen, wenn sie in dieser Stimmung war.

Die Gryffindore quetschte sich durch die vereinzelten Schüler, die noch quatschend auf dem Gang standen. Ein ‚Entschuldigung’ kam nicht über ihre Lippen, als sie hier und da sogar Mitschüler anrempelte. Ihr Blick haftete auf dem verhassten Slytherin.

Ein lauter Knall, verursacht von Roses Hand, die auf dem Slytherintisch aufschlug, ließ umsitzende und –stehende Schüler zusammenzucken, außer einem.

„Findest du das etwas lustig?“ fauchte sie Scoprius Malfoy entgegen und sie deutete mit ihrem hübschen Kopf auf das Pergament, das sich unter ihrer eben auf dem Holz aufgeschlagenen Hand befand. Die einzige Antwort, die Scorpius von sich gab, war ein

„Ja.“, gefolgt von einem süffisanten Grinsen und dem Gelächter von Albus Potter, der direkt neben besagtem Blonden saß.

Roses Augen huschten von Scorpius zu ihrem Cousin und wieder zurück.

„Das ist es aber nicht!“ zischte sie und zerknüllte das Pergament, bevor sie es Scorpius mit aller Kraft gegen den Kopf warf.

„Ich glaube schon.“ Sagte der Angesprochene und warf einen kurzen Blick auf Albus, der sich vor Lachen schon den Bauch hielt.

„Gib nicht so viel auf Al’s Gelächter. Er amüsiert sich über Alles, auch wenn es noch so primitiv ist.“ Sagte Rose knapp und warf dem Potter einen weiteren grimmigen Blick zu, unter dem der Schwarzhaarige schluckend zum Schweigen kam.

Auch wenn Albus Potter in Slytherin eingeteilt wurde, so hatten er und Rose eigentlich immer noch ein gutes Verhältnis.

Außer in manchen Momenten. In Momenten, in denen Scorpius Malfoy dabei war. Denn scheinbar glaubte Albus, er müsste sich dann auf Scorpius’ Stufe stellen, die mit großer Sicherheit die aller, aller unterste war.

„Nicht nur Albus’ Lachen hat mich überzeugt, weißt du.“ Gab Malfoy von sich und er schaute sich demonstrativ um. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen, das plötzlich unangenehm schnell anstieg, folgte Rose dem Blick des Blondhaarigen und sie erkannte ihre Mitschüler, die sich inzwischen um die kleine Gruppe versammelt haben. Manche hielten sich die Hände vor ihre grinsenden Münder, andere machten sich gar nicht erst die Mühe, ihr Gelächter zu verbergen und brüllten bereits vor Lachen. Fast Alle hielten sie ein Pergament in den Händen.

Gleichzeitig mit dem Entstehen dieses fiesen und wohlbekannten Kloß in ihrem Hals, stieg auch die Röte in ihre Wangen.

Das konnte doch alles nicht wahr sein…

Ruckartig wandte sie den Kopf wieder zu den beiden Slytherins vor ihr, sodass ihre braun-rötlichen Locken nur so um ihren Kopf hüpften.

Sie wollte etwas sagen, etwas, das diesen dummen, selbstverliebten Slytherin in den Boden trieb. Doch ihr fiel nichts ein.

Die Scham in diesem Moment war so groß und vor allem so unerwartet, dass es ihr die Sprache verschlug.

„Das ist so kindisch!“ presste sie hervor und ihre Fäuste spannten sich an.

„Aber wirkungsvoll.“ Grinste Scorpius ihr entgegen und tauschte mit Albus einen vielsagenden Blick.

Mit einem kleinen, unkontrollierten Wutschrei stampfte Rose davon, doch nicht ohne Malfoy einen ihrer unheilvollsten Blicke zuzuwerfen.
 

Es durfte Alles einfach nicht wahr sein…

Sie wusste ja, dass Scorpius keine Scheu hatte auch zu den äußersten Mittel zu greifen. Aber dass er so weit gehen würde…

Ach, was machte sie sich schon vor. Natürlich würde er so weit gehen. Schließlich hätte sie dasselbe getan, wenn sie…

Woher hatte er dieses verfluchte Foto überhaupt?

Welche Quellen musste er schon wieder bestechen, damit sie ihm so etwas liefern konnten?

Es war unglaublich.

Sie wurde gedemütigt von Scorpius Malfoy.

Und zwar in höchstem Maße.

Immer und immer wieder lieferten sie sich nun diesen bitterlichen Kampf. Schon seit Rose denken konnte, waren sie auf einander losgegangen.

Doch immer nur mit Klausurergebnissen, bösen Worten, hier und da mal einem Streich.

Aber nie hatte man den anderen so sehr verletzt oder in den Boden getrampelt.

Das würde sie ihm zurück zahlen. Wenn er glaubte, sie würde jetzt aufgeben, dann hatte er aber gewaltig an der falschen Seite des Zauberstabs gezogen.

Wenn er glaubte, er hätte gesiegt, dann lag er falsch. So was von falsch.

Jetzt würde es erst richtig anfangen.
 

Mit erhitzten Wangen, die ihre Wut heraufbeschworen hatten, saß Rose auf dem kalten, steinernen Boden des Mädchenklos der Maulenden Myrthe.

Vor ihr ein Berg von Pergamentstücken, die sie auf dem Weg zu ihrem derzeitigen Aufenthaltsort allen möglichen Schülern wutentbrannt aus den Finger gerissen hatte. Natürlich waren es nicht alle. Aber umso erschreckender war es, dass sich trotzdem vor ihr schon eine solch reichliche Anzahl dieser verfluchten Blätter angesammelt hatte.

Da lagen sie, stumm und farblos.

Und alle zeigten das gleiche Foto:

Rose Weasley, die nichtsahnend auf einem Korridor steht und deren Rock sich großteils in ihrem Höschen verfangen hat.

Mit einem wehleidigen Stöhnen ließ Rose ihren Kopf gegen die steinerne Wand fallen, an der sie lehnte.

„Das ist mein Ende.“ Jammerte sie.

„Hör auf zu quatschen!“ hörte sie eine wohlbekannte Stimme und lediglich ein geöffnetes Auge suchte die Quelle.

Alice Longbottom, ihre Freundin aus Gryffindore, kam in das Bad hereingestolpert, ebenfalls ein Stapel Papier auf den Armen.

Erschöpft ließ die kleine Schwarzhaarige die Blätter auf den schon vorhandenen Berg gleiten und setzte sich umständlich neben Rose.

„Ich quatsche nicht, ich erkläre hiermit mein Ende.“ läuterte die Weasley und schloss beiden Augen wieder.

Mit einem lauten Seufzen verdrehte Alice ihre dunklen Augen und stupste Rose in die Seite. „Hey! Gejammert wird nicht! Es ist nur Malfoy!“

Mit einem Ruck befand sich Rose in einer aufrechten Position, ihre Augen starrten die Longbottom entgeistert an.

Nur Malfoy?“ fragte sie zischend. „NUR Malfoy? Ich glaube du verstehst den Ernst der Lage nicht!“ rief sie aufgebracht und warf zur Unterstützung ihre Hände in die Luft. „Es gibt kein ‚nur Malfoy’! Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird es nicht einmal mehr ein ‚kein Malfoy’ geben!“ fluchte sie weiter und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit einem weiteren Ruck ließ sie sich wieder, vielleicht etwas zu schnell, gegen die geflieste Wand fallen.

Ein weiteres Augenrollen war Alice’ Antwort.

„Ja, ja, ich weiß. Kampf der Giganten…“ leierte sie und verzog ihr rundliches Gesicht.

„Also, was machen wir mit diesen…“ ihr Blick huschte zu dem Papierhaufen.

„Ähm… Desaster?“

„Verbrennen.“ Sagte Rose knapp und ihre Augenbrauen zuckten einen winzigen Millimeter.

Als hätte es nie eine andere Antwort zu dieser Frage gegeben nickte Alice mit zusammengepressten Lippen, während sie die Blätter fast schon fachmännisch begutachtete.

„Weißt du, das könnte etwas schwierig werden…“ begann die Kleinere der Beiden nach einer Weile der Stille und deutete auf die Fotos.

Genervt stöhnte Rose auf und mit einer umständlichen Bewegung stellte sie sich auf ihre Füße.

„Ja… das hab ich befürchtet. Alles was mit Scorpius Malfoy zu tun hatte, ist ‚etwas schwieriger’.“ Sagte sie müde und ihr Blick wanderte durch den Raum, während auch Alice sich langsam auf die Beine bewegte.

Roses Blick blieb auf einem Punkt hängen und kurzerhand zückte sie ihren Zauberstab.

Etwas verwirrt beobachtete Alice das Tun ihrer Freundin und mit hochgezogenen Brauen besah sie Rose misstrauisch.

„Was hast du vor?“ fragte die Dunkelhaarige skeptisch und ihre noch eben vergrößerten Augen wurden zu Schlitzen. Wenn Rose Weasley im Zusammenhang mit Scorpius Malfoy den Zauberstab zückte folgten für gewöhnlich keine guten Ausgänge.

Ein weiteres genervtes Stöhnen entwich Roses Lippen und nun war sie es, deren Augen in den Höhlen rollten.

„Keine Bange. Ich sorge nur dafür, dass diese furchtbaren Fotos verschwinden.“

„Bitte lass dabei das Schloss stehen, ja?“

Ein weiteres Augendrehen und Rose schwang ihren Zauberstab, während sie eine Formel murmelte. Die Blätter schwebten alle mit einem Mal in die Lüfte und langsam aber sicher schlugen sie den Weg zu einer Klokabine ein.

Auf Alice’s fragenden Blick zwinkerte Rose lediglich.

„Ich lasse Scorpius’ ‚grandiose Idee’ wortwörtlich den Bach runter gehen.“ Trällerte die Weasley und funkelte dem fliegenden Pergamentstapel entgegen, der nach und nach hinter der Tür der Kabine verschwand. Die Mädchen vernahmen ein Gluckern und Platschen, eine Klospülung und weiteres Plätschern. Dann herrschte Stille.

Einen kurzen Moment sagte keine der Gryffindores etwas, bis Rose letztlich das Wort erhob.

„So!“ sagte sie und strahlte ihrer Freundin entgegen. „Das hätten wir erledigt. Gehen wir jetzt zum Abendessen oder was?“ Doch Roses letzte Worte wurden von einem erneuten Gluckern überlappt und die Augenpaare der Mädchen wanderten langsam zu der Kabine, in der vor wenigen Sekunden die Papiere verschwunden waren und aus der nun weitere, unheilvolle Geräusche erklangen.

„Rose…“ piepste Alice wenige Momente nach einer unangenehmen Stille, in der lediglich das Platschen der Toilette zu hören war. Die Angesprochene hätte ihre Mitschülerin beinahe überhört, so laut war das Gluckern.

„… ich glaube, da stimmt was nicht.“

Wäre Rose in diesem Moment nicht damit beschäftigt gewesen, ihr Herzklopfen unter Kontrolle zubringen, so hätte sie ein weiteres Stöhnen hören lassen. Es fiel aus, stattdessen schluckte sie nur schwer.

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten näherte sich die Weasley der Kabine und spähte um die Kante der dünnen Wände. Erschrocken schnappte sie nach Luft, als sie das Klo entdeckte. Sie konnte nicht genau erkennen, was es war, aber in seinem Innern blubberte und sprudelte es nur so vor sich hin.

„Was ist los?“ hörte sie die leise Stimme von Alice, die neben ihr auftauchte um ebenfalls einen Blick auf die Toilette zu werfen.

„Oh.“ Ihre Augen wurden groß.

Ein weiteres Schlucken von Rose. „Ich glaube wir sollten machen, dass wir hier-“

Doch weiter kam die Gryffindore nicht, denn ein gigantischer Wasserstrahl schoss aus dem viel zu kleinen Klo und entlud sich in blitzartiger Geschwindigkeit im ganzen Raum.

Rose und Alice wurden von der kräftigen Fontäne gepackt und von den Füßen gerissen.

Mit wild umher schlagenden Armen versuchte Rose irgendwo Halt zu finden, doch vergeblich. Sie wurde durch den Wasserstrom umhergewirbelt, wusste nicht mehr wo oben und unten war. Die Toilette schien sich an ihr rächen zu wollen, denn so viel Wasser konnte unmöglich aus nur einem Klo kommen. Das Wasser sammelte sich um sie und mit einem Ruck wurde sie in die feuchte Masse gedrückt, sodass sie fast schon panisch die Luft anhielt. Unterwasser presste sie genötigt ihre Augen auf und versuchte aus ihrer verschwommenen Umgebung irgendetwas wahrzunehmen, doch nichts eröffnete sich ihrem Blick. Sie spürte nur den Druck des Wassers auf sich, der sie umherwirbelte wie ein luftiger Stoff, der im Sommerwind umherflatterte. Allerdings nicht so angenehm.

Gerade als sie sich an etwas festkrallen wollte, das einer Toilettentür ähnlich kam, erfasste sie ein weiterer Strom, der allerdings wesentlich stärker war als der vorherige und mit einem weiteren Ruck wurde ihr zierlicher Körper davon geschwemmt. Wohin konnte sie nicht sagen, doch der Gedanke, dass sie sich immer noch im Schloss befand, beruhigte die Weasley nicht wesentlich…
 

Zur etwa gleichen Zeit saß Scorpius Malfoy immer noch unter dem Gelächter seines Freundes Albus Potter in der großen Halle und schob seinen endlich leeren Teller Pudding von sich weg.

„… Und wie sie geguckt hat! Oh Mann! Ich hab Rosie noch nie so außer sich gesehen!“ brüllte Albus und schüttelte den Kopf, sodass seine mittellangen, schwarzen Haare um seine Stirn hüpften.

„Ja, das war es wert.“ Sagte Scorpius kühl, doch das Grinsen verließ nicht sein blasses Gesicht.

„Ach komm schon Scorp! Es kommt mir gerade so vor, als würde es dich total langweilen!“ sagte Albus mit einem letzten, lachenden Atemzug und klopfte seinem blonden Freund auf die Schulter.

„Ich langweile mich bestimmt nicht.“ Sagte Scorpius. „Ich befürchte nur, dass das noch ein böses Nachspiel haben wird.“ Das Grinsen in seinem Gesicht ebbte etwas ab, doch so ganz verschwand es nicht.

Albus zuckte nur mit den Schultern und schob sich den letzten Löffel Eis in den Mund.

„Ja, das glaube ich auch, aber… was soll’s! Rosie’s Gesicht war einfach nur einmalig!“

Wieder ertönte das laute Lachen des jungen Potter und dieses Mal stieg Scorpius mit ein.

Ja, Weasleys Gesicht war sehenswert. Doch auch wenn Scorpius es ungern zugab, hatte er das dumpfe Gefühl, einen schlafenden Bären geweckt zu haben. Er kannte Rose Weasley nun schon lange und sie schaffte es jedes Mal ihn zu überraschen. Zwar waren seine Streiche nie minderwertiger oder harmloser, doch waren sie in irgendeiner Weise berechenbar. Rose dagegen konterte mit raffinierten Zügen, auf die sich der junge Malfoy nie wirklich einstellen konnte. Sie war pfiffig und ganz und gar nicht dumm. Ihr fehlte zwar das gewisse Slytherin-Gen, das ihren Tricks die letzte Bosheit verlieh, doch trotzdem schaffte sie es immer wieder mit humorvollen und scharfkantigen Schlägen, ihn kurzweilig in den Boden zu stampfen.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend widmete er sich wieder Albus, der soeben aufgestanden war.

„Lass uns abhauen. Ich muss noch Zaubertränke fertig machen…“ sagte der junge Potter und nickte zu Tür der großen Halle.

Scorpius nickte ebenfalls und richtete sich auf, als ihm auf dem Boden etwas ins Auge stach. Das zusammengeknüllte Pergament, welches Rose ihm eben noch gegen den Kopf geworfen hatte, lag immer noch auf dem Boden. Ein erneutes Grinsen stahl sich auf die Lippen des Blonden als ihm ihre Reaktion wieder durch den Kopf schwirrte und ein kehliges Lachen entfuhr seiner Kehle. Ihr Auftreten war wirklich zum Schreien gewesen. Eins musste er ihr lassen, wäre er solche Attacken nicht gewohnt gewesen, hätte er bestimmt etwas Angst gekriegt. Die Reaktion seiner Mitschüler in dem Moment, als Rose auf ihn zustürmte, bestätigte seine Gedanken nur. Ja, er hätte sich bestimmt etwas gefürchtet. Etwas.

Aber solche Reaktionen ihrerseits waren ja fast schon zum Alltag geworden.
 

Ein kurzer Fußtritt schleuderte das Papierknäuel aus Scorpius Sichtweite und mit schnellen Schritten folgte der junge Malfoy seinem dunkelhaarigen Freund nach draußen.

„Ich muss noch kurz in die Bibliothek.“ Erwähnte Scorpius, als er vor der großen Halle inne hielt und deutete mit einem knappen Nicken zu einem dunklen Gang.

Albus verdrehte die Augen und ein schiefes Grinsen entstand auf seinem so wieso schon stets fröhlichen Gesicht.

„Ich hab mich schon gewundert, dass du diesen Spruch heute noch nicht gebracht hast...“ stöhnte Albus schon fast und winkte Scorpius gegenüber ab. Gerade wollte er erneut den Mund öffnen, um weiter zu sprechen, als ein seltsames Geräusch ihn stutzen ließ. Eine Art Strömen, das er sonst nur von Flüssen oder Wasserfällen her kannte, drang in seine Ohren und skeptisch und gleichzeitig verwirrt blickte er sich um. In diesem Schloss musste man auf Alles gefasst sein, ob es nun ein harmloser Hausgeist war oder Ritterrüstungen, die sich selbstständig gemacht haben und den nächst besten Schüler als vergessenen Gegner wieder erkannten, hier konnte man nie vor etwas sicher sein. Ein kurzer Blickwechsel mit Scorpius verriet dem jungen Potter, dass auch er das Geräusch wahrnahm und auch die lahmenden Bewegungen der anderen Schüler, die sich um ihn tummelten, machten deutlich, dass diese Laute nicht nur in seinen Ohren klangen.

„Was geht dann da ab?“ sagte er zu Scorpius, der wieder näher zu ihm getreten war. Es war keine Frage, denn Albus war sich sicher, dass Scorpius keine Antwort parat hatte. Wie zur Bestätigung wanderte auch der Blick des Blonden ratlos und zugleich auf Alles gefasst durch die Hallen des Schlosses.

„Das kommt, glaube ich, von da drüben…“ sagte Scorpius und er trat näher zu einem der vielen sich abzweigenden Gänge.

„Ich glaube, da hinten sind nur Toiletten und alte Klassenzimmer.“ Sagte Albus und auch er spähte in den dunklen Korridor.

„Bist du sicher?“ fragte Scorpius und ein belustigter Ausdruck entstand auf seinem Gesicht.

„Ziemlich.“ Stimmte Albus in das anfängliche Lachen seines Freundes mit ein.

Im selben Augenblick rauschte in hoher Geschwindigkeit eine meterhohe Welle Wasser durch den Korridor und löste kurze Schreie und wagemutige Fluchtsprünge bei den umstehenden Schülern aus.

Auch Scorpius und Albus sprangen zur Seite um dem gigantischen Wasserstrahl entweichen zu können, bevor sich das klare Wasser auf dem steinernen Boden seicht ausbreitete.

Zuerst starrten Scorpius’ blaue Augen nur fassungslos auf den kurzfristig entstandenen See in der Eingangshalle. Überall waren noch Aufschreie zu hören und Ausrufe der Verwunderung.

"Was zum..." hörte der Malfoy Albus fluchen, als sich sein Blick von dem anfänglichen Schock erholte und es ihm nun möglich war, einen gesamteren Anblick des Szenarios erfassen zu können. Das, was er dabei sah, erheiterte ihn augenblicklich.
 

Mitten in dem klaren Teich hockte Rose Weasley, triefnass und mit einem leichten Schwindel in ihren dunkeln Augen. Die Haare klebten an ihrem Gesicht und die Kleider an ihrem Körper. Nicht weit von ihr entfernt versuchte Alice Longbottom gerade umständlich auf allen Vieren an Orientierung zu gewinne. Erst jetzt erkannte der Slytherin, dass unter dem feuchten Teppich immer wieder Pergamentstücke umher trieben. Mit einer belustigenden Vorahnung schnappte er sich kurzerhand eines der Blätter und unter der verwischten Lage Tinte konnte er noch das Foto von Rose erkenne, das er heute Mittag im ganzen Schloss verteilt hatte. Ein lautes Lachen entfuhr ihm und sein Blick suchte wieder seine Lieblingsfeindin.

Diese war scheinbar durch sein plötzliches Auflachen hellhörig geworden und er sah, wie sie sich nun weniger verwirrt umblickte. Schnell hatten ihre Augen die seinen gefunden und Scorpius nutzte seine Chance. Mit einer schnellen Bewegung hielt er das eben aufgefischte Pergament in die Höhe und rief laut: „Wiesel, du kannst den Tatsachen nun mal nicht entgehen!“

Roses Augen verengten sich sofort und eine Art Funken entsprang ihnen. In einer flinken Bewegung richtete sie sich auf und taumelte auf den blonden Slytherin zu. Auch Albus und vereinzelte andere Schüler, die von der plötzlichen Flutwelle nicht in die Flucht geschlagen wurden, ließen nun ein Lachen hören, was Roses Wut nur noch mehr zum kochen brachte.

Ihre Hand schnellte nach vorne und wollte das Pergament schnappen, doch Scorpius war schneller.
 

„Das kannst du vergessen, kleine Rosie.“ Sagte er hämisch und grinste breit. Die Weasley trat einen Schritt näher auf ihn zu, sodass die beiden nur noch Zentimeter trennte. Einen kurzen Moment funkelten sie sich gegenseitig an.
 

Tiefe Schwärze traf in eisiges Blau.
 

Roses Atem ging schwer, noch völlig aus der Puste vom vielen Paddeln half ihr die aufsteigende Wut in ihrem Brustkorb und das heftige Klopfen ihres Herzens nicht gerade, wieder die Fassung zu gewinnen. Sie überlegte, was sie diesem schmierigen Hund an den Kopf werfen konnte. Irgendetwas musste sie finden, etwas das ihn verletzten würde. Ihr war alles Recht. Sie hatte immer darauf geachtet, nicht persönlich zu werden. Das entsprach nicht ihrem Niveau. Doch damit war es vorbei! Wenn Scorpius es so haben wollte, dann konnte er es haben. Sie würde nun keine Rücksicht mehr nehmen.

Doch während sie in seine blauen Augen starrte, wollte ihr einfach nichts einfallen. Keine Worte schwirrten in ihrem Kopf herum, keine Taten kitzelten in ihren Fingern. Noch nicht einmal eine Geste fiel ihr ein, die sie ihm entgegenschleudern konnte. In ihrem Kopf war alles leer. Das einzige was sie noch spürte, war das Klopfen ihres Herzens, welches in ihrem scheinbar hohlen Kopf widerhallte.

Sie registrierte noch nicht einmal, dass auch Scorpius keinen Ton von sich gab. Auch er starrte einfach nur zurück. Es wäre seine Gelegenheit gewesen, Weasley den letzten Schlag zu verpassen. Er hätte sie nieder getrampelt und jeder hätte es gesehen. Doch die richtigen Beleidigungen schienen ihm nicht einzufallen. Generell schien ihm in diesem kurzweiligen Moment einfach Alles entfallen zu sein. Verwirrt und ohne Orientierung suchte er nach Antworten, egal was, hautpsache irgendwelche Worte. Doch die Schwärze, aus der Rose ihn anblickte, stahl ihm seinen Halt, seine klugen Überlegungen und kecken Sprüche. Noch nicht einmal die Idee, seinen Blick einfach abzuwenden, kam ihm in den Sinn. Er schien regelrecht in ihren Augen zu versinken. Ohne Halt stürzte er in dunklen Wellen von Rose Weasley’s Augen…
 

… McGonnagalls Stimme warf die Beiden aus ihren Gedanken und sie stoben erschrocken auseinander.
 

„WAS IST HIER LOS?“
 

Die Direktorin stürmte mit erhobenem Zauberstab und einem Blick, unter dem sogar ein fünf Meter großer Troll schrumpfen würde, auf die nasse Szenerie zu. Mit schnellen Augen verschaffte sie sich ein Bild von diesem Durcheinander und ihr Blick blieb schließlich auf Rose und Scorpius hängen, die nebeneinander standen, zwei Meter Abstand zwischen ihnen, und mit erzürntem Ausdruck ins Leere starrten.

Mit wenigen Schritten hatte Prof. McGonnagall die beiden Vertrauensschüler erreicht und blieb zwischen ihnen stehen.

„Haben Sie beide schon wieder etwas damit zu tun?“ fragte sie scharf und ihre Augen wanderten von Rose zu Scorpius und wieder zu Rose.

Gleichzeitig ertönten die Stimmen der beiden Angesprochenen und ihre Fingerzeige deuteten auf den jeweils anderen.

„Es ist Alles seine Schuld!“ schimpfte Roses helle Stimme durch den Raum und zeitgleich hörte man Scorpius’ raue Wörter: „Sie ist an Allem Schuld!“

McGonnagall hob lediglich eine Hand und die beiden verstummten sofort wieder. Nur noch Albus’ kurzes Losprusten war zu hören, doch auch diesen Laut wusste die Direktorin mit einem Blick zum Verstummen zu bringen.

„Nachsitzen. Sie beide.“ Sagte McGonnagall knapp und ihr knochiger Finger zeigte auf Rose und Scorpius.

„Keine Widerrede!“ fügte sie lauter hinzu, als Rose wütend nach Luft schnappte um Einspruch zu erheben. Noch ein letzter Blick der Professorin, der auf der Gryffindore und dem Slytherin haftete, bevor sie mit einem Kopfschütteln davon eilte.
 

Fast schon bebend vor Wut erschien Rose in Scorpius’ Blickfeld als dieser sich zu ihr umwandte. Das Grinsen auf seinem Gesicht war verschwunden.

„Hör zu…“ setzte er an, doch Rose ließ ihn nicht ausreden.

„Nein!“ rief sie. „Du hörst zu! Du wirst das Alles bereuen! Es ist mir gleich wie, aber du wirst es bereuen!“ Ein letztes Funkeln schickte sie ihm aus ihren Augen, bevor sie sich, zögernd und verkrampft, von ihm abwandte, um zu Alice zu gelangen. Diese saß nämlich immer noch am Boden in der riesigen Pfütze und hielt sich ihre schmerzende Hand. Sie half ihr auf die Beine und eilte mit ihr zum Krankenflügel, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen.
 

Mit nicht weniger bösartigerem Blick sah Scorpius den beiden Gryffindores nach, bis sie schließlich hinter der nächsten Ecke verschwunden waren.

Albus’ Hand, die sich schwer auf seiner Schulter ablegte, verleitete ihn erst dazu, sich wieder dem aktuellen Geschehen zuzuwenden. Nachdem die angenommene Gefahr gebannt schien, versammelten sich mehr und mehr Schüler um den kleinen See und nahmen das Geschehen genauer unter die Lupe.

„Lass uns gehen, Mann.“ Sagte Albus ruhig und blickte seinem Freund ernst entgegen. Ein kurzes Nicken des Blonden und die beiden Slytherins bewegten sich von dem Ereignis weg. Gedankenlos und steif folgte Scorpius dem jungen Potter. Irgendetwas fühlte sich komplett verkehrt an, doch er hatte keinen blassen Schimmer woran es liegen konnte. Seine Welt war aus der Fuge geraten. Es war nur ein kleiner Ruck, aber sein eigenes Universum drehte sich anders. Wie anders, das wusste er nicht. Aber es war anders.
 

Scorpius atmete einmal tief ein und erst jetzt spürte er etwas Feuchtes in seiner Hand. Sein Blick wanderte nach unten und er erkannte das nasse Pergament, das sich langsam auflöste. Mit einer einfach aussehenden Bewegung ließ er das nasse Papier fallen. Doch auch wenn dieses schlichte Strecken seiner Finger leicht aussah, kostete es ihn Unmengen an Kraft. Sein ganzer Körper war erstarrt. Nur mühselig, so kam es ihm vor, konnte er sich fortbewegen.

Seit diesem…

Nein!

Heftig schüttelte er seinen Kopf und seine Wirbelsäule fühlte sich seltsam taub an.

Es hat damit nichts zu tun!
 

Doch auch wenn der junge Malfoy versuchte, diesen Augenblick, der Alles veränderte, zu vergessen oder zu verdrängen, so führten all seine Gedanken wieder zu ihm zurück.

Zu diesem einen Augenblick.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von: abgemeldet
2012-06-18T19:44:33+00:00 18.06.2012 21:44
Hey :)
Tolles Kapitel. Ich muss sagen das ich die Aktion von Scorpius mehr als gemein fand. So was habe ich in meiner Leserlaufbahn noch nie erlebt. Trotzdem fande ich das Kapitel mehr als unterhaltsam :D Rose fand ich gut mit ihrer Aktion wo sie Versucht die Bilder verschwinden zu lassen.

Grüße
B0UNTY
Von:  JO89
2011-06-25T20:20:18+00:00 25.06.2011 22:20
Ich bin entzückt. Das Foto ist ja, eine Frechheit.
Und das mit der Rache des Klos ist einfach nur Pech.
aber ich liebe diese Geschichte :D
Von: abgemeldet
2010-11-20T10:48:46+00:00 20.11.2010 11:48
Das explodierende Klo war echt genial! Die zwei armen Mädels^^

Es gefällt mir sehr gut, wie du die Charaktere gestaltet hast, sie haben alle einen sehr eigenen Charakter, sind also keine Duplikate voneinander.
Die Fotos hast du auch sehr gut ausgewählt!

Kompliment, diese FF hat mich wirklich von Anfang an gepackt!
Von:  Estel_13
2010-03-25T20:57:29+00:00 25.03.2010 21:57
also das ist richtig gut ^.^
sehr schön geschrieben und realistisch dargestellt
deine Rose gefällt mir sehr gut, ist mir sehr sympathisch *gg*
Von: abgemeldet
2010-01-02T01:57:12+00:00 02.01.2010 02:57
Hallöchen
Was für ein Kapitel
Ich muss sagen ich bin richtig begeistert
wie du alles beschreibst einfach großartig
Uh das war ja so knistern wo Scorp und Rose sich in die Augen geschaut haben
Mach weiter so
bye abgemeldet
Von:  klothhilde
2010-01-01T16:08:43+00:00 01.01.2010 17:08
Tolles erstes Chap. Ich finde die Feindschaft der beiden kommt gut rüber, aber auch die "der eine Moment, der alles veröndert" ist nicht zu übertrieben dargestellt. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht...
Von: abgemeldet
2009-08-24T19:18:35+00:00 24.08.2009 21:18
Hallöchen
Das war ein super Kapitel
Hat mir wirklich gut gefallen
ich frage mich was im ncäshetn Kapitel passieren wird XD
ich hoffe es wird genau so spannend wie das ^^
Mach weiter so
Bye Broken-Heart
Von:  nami-girl85
2009-08-12T11:27:44+00:00 12.08.2009 13:27
oh wie toll!!
deine ff ist jetzt schon der knaller xD
echt gute idee mit dem foto und der toilette :D
aber das ist ja sowas von peinlich..
meine güte..
bin ja mal gespannt wies weiter geht;)

liebe grüße:)
Von: abgemeldet
2009-08-07T22:19:49+00:00 08.08.2009 00:19
na holla!!
das kap geht aber los
dass er sowas macht ist echt fies. ich frage mich, wie sie es ihm zurückzahlen will!!
zumal sich ja nun die welt ein wenig verändert hat!

ich bin mal gespannt, wann er sihc eingesteht, was sich da verändert hat!

tolles kap!

glg emmett
Von:  Dahlie
2009-08-07T06:34:19+00:00 07.08.2009 08:34
HalliHallo!

Jetzt bin ich bei meiner neuen Lieblings-FF *_* fangen wir also an mit meinem klitzekleinen Feedback >///<

Die Steckbriefe gefallen mir außerordentlich gut, vor allem Rosies Pic, es passt irgendwie so einer Rose (die blume meint) aber auch Scorpius und Albus sind dir gelungen. *nickt* wir wissen schließlich alle, wie schwer es ist, für solche prachtexemplare die richtigen Pics zu finden.Doch am besten finde ich Alice und für den Grund - schlag mich bitte - gebe ich die Haare an. *_* ich mag sie, mehr als nur mögen um ehrlich zu sein... *drop*

Okay, weiter im Text, bevor ich anfange Unsinn zu erzählen.

Hier wurde Scorpius sehr Hermine-like, ich bin sicher Draco würde sich freuen *sarkastisch klingt*
„Ich hab mich schon gewundert, dass du diesen Spruch heute noch nicht gebracht hast...“ - zitat Albus Potter, es war göttlich, wirklich, da markt man mal, dass du aus den Jungen keinen Langweiler machst. *_* ist der noch zu haben? *hust*

Dann folgte eine weitere Beobachtung, weshalb ich Wortwörtlich unter meinem schreibtisch gelegen habe:
"Nicht weit von ihr entfernt versuchte Alice Longbottom gerade umständlich auf allen Vieren an Orientierung zu gewinne." - es war göttlich richtig göttlich! die Formulierung hat mich dermaßen angesprochen - und die Szene kam mir äußerst bekannt vor, dass ich einfach lachen M U S S T E!!! Wirklich schätzchen, für Humor hast du ein echtes Händchen!

Und als letztes noch eins...

"Es hat damit nichts zu tun!"
Nein, natürlich nicht! Hallo! wo leben wir denn? XD ich denke jeder weiß, dass er jetzt sagen müsste: "natürlich hatte es damit W A S zu tun ^_^" - also mädchen, ich bin mehr als nur gespannt, was du aus diesem Schmuckstück machen willst *~*
*dein Fanjunkie*


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