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Die Verfolgung

Heiji x ?
von

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Hallo zusammen,
 

erst mal entschuldigt das dieser Teil eine ganze Woche zu spät ist. Leider hat mein PC einen Absturz gewagt, was er in letzter Zeit leider öfters tut. Zum Wochenende hatte ich ihn zwar wieder am laufen, aber ich muste die Überarbeitung noch mal machen. Nach der feststellung das "schnell" bei den diversen Umzugsarbeiten ausgeschlossen war, hab ich kurzerhand alles auf die nächste Woche verschoben. Ich hoffe ihr habt verständnis.
 

So bevor ich es vergesse, ein riesiges Danke an meine Reviewers: Yami_no_Knoppers, Kajioukami, Icedragon und VampireBlood.
 

Aber jetzt endlich los.
 


 

**~**
 

. . .
 

Breit Grinsend wanderte Kaito die überfüllte Straße entlang. Der mittägliche Strom der Berufspendler fing gerade erst an zu verebben und der ganze Tag lag ohne die geringsten Verpflichtungen vor ihm. Er lag seinem Zeitplan sechs Stunden voraus und hatte damit alle Vorbereitungen für den morgigen Tag getroffen. In Anbetracht der enormen Verzögerungen, die er durch einen bestimmten Mitschüler eingeplant hatte, ein wahres Wunder und Grund genug für seine blendende Laune.
 

Selbst der kleine Ausflug der gestrigen Nacht verlief ohne Komplikationen. Was er wohl allein der Tatsache verdankte, dass Hakuba am vorigen Abend nicht in die Jugendherberge zurückgekommen war. Der Lehrer hatte ihn entschuldigt und Kaito einer anderen Gruppe zur Erkundigung der Stadt zugeteilt. Mit anderen Worten, er hatte heute den ganzen Tag Zeit zu tun und zu lassen, was er wollte. Seine naiven Mitschüler kauften ihm jede Ausrede ab und niemand war da, um an seiner Aussage zu zweifeln
 

Die letzte Nacht hatte er ebenfalls damit verbracht, die Polizeiaktivitäten ein wenig auszuspionieren. Wie immer wurde das Gebäude des angekündigten Raubs großräumig präpariert. Um die Bevölkerung nicht zu verschrecken und den Betrieb des Museums nicht zu gefährden, wurden solche Arbeiten zumeist weit nach den Öffnungszeiten und damit in tiefster Nacht durchgeführt. Doch genau diese Abgeschiedenheit bescherte ihm nur eine bessere Gelegenheit, die Polizei bei ihren Vorbereitungen ungestört zu beobachten.
 

Da er nicht vorhatte seinen kleinen Raubzug durch unbedachte Spionageaktionen im Voraus zu riskieren, wählte er die einfachste und effektivste Möglichkeit. Mit einem Fernglas bewaffnet, eine Tüte Gummibärchen neben sich lag er flach auf einem Hochhausdach und beobachtete das bunte Treiben aus gebührenden Abstand. Dabei zeigte sich seinen Augen nichts Ungewöhnliches. Die üblichen Fallen und Überwachungsapparate wurden in das Gebäude geschafft und verteilt.
 

Es gab vier unterschiedliche Arten wie die Polizei auf Kids Ankündigungen reagierte. Dies hier stufte er als Nr. 3 ein. Ein Haufen Polizisten verteilten sich recht auffällig in dem Gebäude, um so ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Eine weitere Gruppe in Gestalt von Servicetechnikern, Putzkolonnen und sogar eines Pizzaboten versuchten sich darin, unauffällig die zufälligen Lücken zu schließen und Fallen zu stellen. Mit anderen Worten, wer immer diese Polizisten anführte, hatte seine Hausaufgaben gemacht und so etwas wie Grips. Wenn auch nicht genug, um ihn herein zulegen.
 

Erst früh am Morgen machte er sich bereit zur Rückkehr in die Jugendherberge. Schließlich sollte der Lehrer einen munteren Schüler am Frühstückstisch vorfinden, bevor er sich wieder davonschleichen konnte, um die Überwachungsanlagen der Polizei anzuzapfen. Er wusste nicht genau, was ihn dazu gebracht hatte, dennoch einen letzten Blick durch das Fernglas zu werfen, aber es hatte sich gelohnt.
 

Sein alter Freund Hakuba Saguru war eingetroffen und begann die Arbeit der Polizei zu inspizieren. Die Gesichter der Beamten stellten selbst auf diese Entfernung eindeutiges Missfallen, darüber das ein solcher Junge sich in ihre Arbeit einmischte, zur Schau. Ein übliches Phänomen wenn Autorität auf Überheblichkeit traf. Obwohl das wohl nur ein Teil der Wahrheit sein konnte. Denn im Schlepptau Hakuba’s befand sich der ortsansässige Schülerdetektiv Hattori Heiji, dem nicht mal ansatzweise so viel Feindseligkeit entgegen schlug.
 

Kopfschüttelnd bemerkte er die Zeit und das ruhige auftreten Heiji’s. Der junge Detektiv hatte bis jetzt immer vor Energie vibriert. Er befand sich immer in Bewegung und nichts entging seinem flinken Verstand. Doch der junge Mann da vorne wirkte eher wie eingeschläfert, als würde er durch einen Traum wandeln. Ob Hakuba ihn seit dem Treffen beim Frühstück die ganze zeit auf den Beinen gehalten hatte? Er hatte gehofft, dass dem jungen Mann zumindest gegen Abend die Flucht gelungen war.
 

Das breite Gähnen, das Heiji ohne viel Erfolg versuchte hinter seiner Hand zu verstecken, sagte etwas anderes. Von Saguru’s Körpersprache zu urteilen, zeigte dieser sich nicht sehr erfreut über diese zur Schau Stellung. Er griff Heiji am Arm und zog ihn regelrecht in einen anderen Raum um ihre Besichtigung fortzusetzen. Aus ihrer Unterhaltung vom Vortag erinnerte sich Kaito, dass sein neuer Freund bereits seit 3 Uhr früh unterwegs war, um seinen Verdächtigen zu beobachten. Also befand er sich seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen und hatte jedes recht müde zu wirken.
 

Obwohl seine Augen selbst drohten jeden Moment zu zufallen, hatte er sich gezwungen weiter auf dem Dach auszuharren und die beiden zu beobachten. Dabei versuchte er sich selbst einzureden, dass er dies nur tat, um zu erfahren welche Pläne Saguru schmiedete um Kid zu fangen. Je länger er den beiden bei ihrer Besichtigung zuschaute, desto wütender wurde er und umso weniger bekam er von den Änderungsvorschlägen, die Hakuba trotz der augenblicklichen Ablenkung immer noch verteilte, mit.
 

Hakuba nutze jede Gelegenheit, um Heiji die Hand in den Rücken zu legen, ihm die Schulter zu drücken oder sonst wie Körperkontakt her zu stellen. Dabei wurde deutlich, dass Heiji das Ganze nicht sehr mochte, denn er schüttelte jeden Versuch, den Saguru startete, gleich wieder ab. Zwar war er sich nicht sicher, aber er glaubte, selbst unter den anwesenden Polizisten missbilligende Blicke zu entdecken. Nur leider wagte es keiner von ihnen Saguru zu stoppen.
 

Durch Kaito’s Geist tanzten hunderte von Ideen, wie er Saguru innerhalb weniger Augenblicke davon abringen würde, Heiji weiter so zu malträtieren. Gleichzeitig versuchte er sich einen Reim darauf zu machen, warum sich sein Erzfeind zu so einem unangemessenen Benehmen überhaupt hinreißen ließ. Es war nicht so, als würde er Heiji in irgendeiner Weise unsittlich berühren. Im Gegenteil, er war der vollendete Gentleman. Doch Heiji machte keinen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber dem Ganzen und gewöhnlich würde Saguru darauf reagieren.
 

Ein breites Grinsen zerschnitt Kaito’s Gesicht, als er daran dachte, was dann passiert war. Wie er zugeben musste, war er selbst kurz davor gewesen einen Plan in die Tat um zu setzen und Heiji von seinen Qualen zu erlösen. Wie er ebenfalls zugeben musste, kein sehr ausgereifter oder gar intelligenter Plan. Aber das wäre die perfekte Gelegenheit gewesen einen der Gefallen zurück zu zahlen, die er dem Schülerdetektiv aus Osaka schuldete.
 

Doch die Person die dann aufgetaucht war, hatte sein weiteres Eingreifen überflüssig gemacht. Der hochgewachsene Mann, mit dem düsteren Gesichtsausdruck, demonstrierte einiges an Autorität, als er mit den Polizisten sprach. Dies konnte nur der Polizeipräsident von Osaka und damit Heiji’s Vater sein. Die Zielstrebigkeit mit der er Kurs auf die beiden jugendlichen Detektive nahm, ließ nichts Gutes ahnen.
 

Gerade als der Mann die beiden erreicht hatte, war Saguru in einer seiner Schulterklopfversuche vertieft und Kaito bemerkte mit Freuden, wie der ältere Mann ins stocken geriet. Umso schneller beendete er die ganze Situation mit ein paar gezielten Worten und ließ Saguru nicht ein mal Zeit zum sprechen. Innerhalb weniger Minuten befand der Polizeipräsident sich auf dem Rückweg zu seinem Wagen, mit seinem Sohn im Schlepptau.
 

Der Gedanke an Saguru’s griesgrämigen Gesichtsausdruck bescherte ihn einen umso schöneren Tag. Es gab leider nur wenige Leute, die dem aufgeblasenem Detektiv trotzten oder so mit ihm umsprangen, dass dieser sich ärgerte. Dass dieses Kunststück von jemand gewagt wurde, der sich in seiner Position auch noch eine Menge Ärger damit einhandeln konnte, beeindruckte Kaito umso mehr. Heiji’s Vater hatte wirklich Rückgrat.
 

Leise gähnend erinnerte sich Kaito, dass die ganze Überwachungsaktion auch ihn einiges an Schlaf gekostet hatte. In die Jugendherberge durfte er, aus Gründen einer zufälligen Entdeckung durch den Lehrer oder vielleicht sogar Saguru selbst, nicht zurück. Doch das stellte für einen gewitzten jungen Mann kein größeres Problem dar. In dieser Stadt gab es genug überfüllte Cafés mit versteckten kleinen Nischen, in denen jemand ungestört ein kleines Nickerchen machen konnte. Jetzt musste er nur noch einen geeigneten Kandidaten für diese kleine Unternehmung finden.
 

Aufmerksam suchte Kaito’s Blick jedes Geschäft nach den richtigen Bedingungen ab, doch so schnell wollte sich kein passendes Lokal für sein Vorhaben finden. Gerade, als er an einem altmodischen Café vorbei kam, dessen bestickte Tischdecken und kleine Blumenbouqets ihn abschreckten, blieb er verdutzt stehen. Der Mann, der sich mit der jungen Dame in die hintere Ecke drückte, kam ihm sehr bekannt vor. Es war Heiji’s Verdächtiger.
 

**~**
 

Das Grundstück wirkte nicht gerade wie die typische Polizisten Residenz. Jedenfalls nicht, was die Beamten in den oberen Gehaltsklassen anging. Unter denen die Kaito kannte, besaßen die meisten moderne Häuser oder Wohnungen in den Innenstädten. Doch das hier wirkte geradezu archaisch. Alles erinnerte an das alte Japan. Selbst die mannshohe Mauer, an die er sich gerade fest klammerte, um einen Blick in den kleinen traditionellen Garten zu werfen, erinnerte ihn an Beschreibungen aus Geschichtsbüchern.
 

Das Haus selbst war sehr schlicht und modern, doch die geschickt eingesetzten traditionellen Elemente erzielten eine erstaunliche Wirkung. Wenn ihn nicht alles trügte, war der Baum der im satten Grün am Zaun stand, ein Kirschbaum. Im Frühling musste er eine wahre Augenweide sein. Sollte jetzt noch ein Samurai auftauchen oder eine Frau im Kimono wäre das Bild perfekt. Im Vergleich dazu, wirkte sein eigenes zu Hause geradezu bedrückend langweilig. Jedenfalls, wenn er von seinen Verstecken für Kids Ausrüstung absah.
 

Zumindest erwies es sich nicht als schwer, herauszufinden hinter welchem dieser Fenster Heiji’s Zimmer lag. Es gab nur eines im ganzen Haus, das sich abgedunkelt gegen die helle Fasade abhob. Der Rest des Hauses lag still da, was die Vermutung nahe legte, dass sich ansonsten niemand im Innern befand. Trotzdem wollte Kaito kein Risiko eingehen, als er sich geschickt über die Mauer zog und sich leise auf dem Rasen auf der anderen Seite herunter ließ.
 

Leicht geduckt schlich er über das kurz gestutzte Grün auf das Haus zu. Dabei schlug er einen kleinen Bogen zu dem säuberlich angelegten Kiesweg und hob ein paar Steine auf. An der Hauswand angekommen, drückte er sich fest gegen das Mauerwerk unter dem verdunkelten Fenster. Einige Minuten verharrte er ruhig und lauschte auf seine Umgebung. Erst als er sich sicher war, dass sich in dem Gebäude oder der Umgebung nichts regte, warf er einen der Kiesel über seinen Kopf.
 

Das Geräusch klang so leise, dass selbst Kaito es kaum hörte, doch aus Erfahrung wusste er, dass es im Zimmer selbst viel lauter wieder hallte. Eine wichtige Voraussetzung für den Fall, dass sich noch jemand in dem Haus befand. Oder ein neugieriger Nachbar etwas zu angestrengt auf verdächtige Geräusche lauschte. Langsam zählte er bis 10 bevor er einen weiteren Kiesel warf. Danach variierte er die Zeitspanne und wartete 18 Sekunden. Ein unregelmäßiger Rhythmus wirkte bei einem unerwünschten Zuhörer weniger verdächtig.
 

Es dauerte noch zwei weitere Würfe, bevor sich etwas in dem Zimmer regte. Undeutlich hörte Kaito Geräusche einer aufstehenden Person und leises Hantieren am Fenster. Jeder Muskel seines Körper spannte sich in Erwartung einer schnellen Flucht, schließlich konnte er sich nicht sicher sein, dass Heiji sich tatsächlich dort oben befand. Als er hörte wie sich das Fenster zur Seite schob, erwartete er schon die entsetzten Schreie einer älteren Frau und hoffte, dass er keinen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
 

„Hallo? Wer ist denn da?“ Flüsterte eine leise Stimme.
 

Hörbar atmete Kaito die Luft aus, die er unbemerkt angehalten hatte, als er Heiji erkannte. Die Polizei bestehlen war eine Sache, aber einer älteren Dame einen Herzinfarkt verpassen eine andere. Vorsichtig schob er sich ein Stück von der Mauer weg und verdrehte sich den Hals, um nach oben zu schauen. Bis jetzt konnte er gegen das helle Licht nur ein dunkles Rechteck erkennen, an dessen Rand auf dem Fenster eine Hand lag.
 

„Hey, hier unten. Ich bin‘s.“ Kaito winkte leicht mit der Hand, um Aufmerksamkeit zu erregen.
 

Keine Sekunde später beugte sich eine Gestalt aus dem Fenster und Kaito merkte, wie er erneut die Luft anhielt. Ein paar Müde Lider versuchte sich den Schlaf aus den grünen Augen zu blinzeln, während diese gleichzeitig nach unten spähten. Die wirr vom Kopf stehenden dunkel braunen Haare widersetzten sich praktisch der Schwerkraft.
 

Leicht muskelöse Arme stützten sich auf dem schmalen Fenstersims ab, um das Gleichgewicht zu halten. Zwei schmale Streifen Stoff zogen sich über Heiji’s Schultern und bildeten die einzigen Hinweise auf so etwas wie einen Pyjama. Kaito spürte seine Wangen heiß werden, als er daran dachte, dass dazu eigentlich nur ein paar Shorts passten.
 

„Kuroba?“ Fragte Heiji verwundert. „Was machst du denn hier?“
 

„Ich wollte . . .“ Setzte Kaito an.
 

„Scht. Meine Mutter ist noch im Haus. Wenn sie uns erwischt gibt’s Ärger.“ Zischte Heiji. Dabei warf er einen Blick über die Schulter, als stünde bereits jemand vor seiner Tür.
 

„Wirklich? Aber es ist schon die ganze Zeit totenstill bei euch.“ Warf Kaito erstaunt ein und drückte sich wieder etwas weiter gegen die Wand.
 

„Glaub mir, sie ist da und schleicht wie eine Katze durchs Haus.“
 

„Dann kannst du dich wohl nicht raus schleichen oder?“ Fragte Kaito nach.
 

Heiji legte den Kopf schief und starrte kurz vor sich hin, bevor sich ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht breit machte. „Gib mir fünf Minuten.“
 

Sofort verschwand Heiji’s Oberkörper vom Sims und Kaito hörte nur noch leises Rascheln aus der Richtung des Fensters. Er nutzte die Zeit, um sich verstohlen im Garten um zuschauen. Dabei legte er besondere Aufmerksamkeit auf die Mauer und die dahinter liegenden Häuser, in deren Fenster jederzeit ein Gesicht auftauchen konnte. Das Bedürfnis einen Schritt zur Seite zu machen, um durch eines der Fenster des Hauses zu schauen, unterdrückte er dabei rigoros. Die meisten Menschen verrieten sich durch völlig unnütze Risiken wie dieses.
 

Erst als Kaito ein Schaben auf dem Fenstersims hörte, schaute er wieder nach oben. Gerade rechtzeitig, um ein paar Turnschuhe zu sehen, hinter denen sich eine Jeanshose herschob. Nur knapp unterdrückte er das Bedürfnis laut aufzuschreien, um in Erfahrung zu bringen, was das sollte. Bilder von Heiji, der mit gebrochenen Knochen am Boden lag, schossen ihn durch den Sinn und das verlangen stehen zu bleiben, um ihn aufzufangen lähmte Kaito.
 

Dann schüttelte er den Kopf und rief sich ins Gedächtnis, dass Heiji’s hier laut seinen Unterlagen bereits fast sein ganzes Leben lang wohnte. Wenn jemand wusste, wie man aus diesem Zimmer ausstieg, dann er. Das er Kaito nicht aufgefordert hatte, ihm zu helfen, war der beste Beweis. Kurz entschlossen ging er so weit zur Seite, dass er direkt neben einem Fenster stand, ohne dass ihn jemand von innen sehen konnte.
 

Keine Sekunde zu früh, denn Kaito hörte neben sich einen Luftzug und einen leisen Aufprall. Sofort schaute er zur Seite und bekam gerade noch mit, wie Heiji den Fall anmutig abfederte und sich in einer fließenden Bewegung wieder aufrichtete. Zwar wusste er, dass der junge Detektiv Kendo betrieb, aber das hier ging weit darüber hinaus. Wie es aussah, war Heiji’s Mutter nicht die einzige, die Charakteristika mit einer Katze teilte.
 

„Ich hab an der Tür gelauscht. Meine Mutter ist vorne im Haus, der perfekte Zeitpunkt, um über die Mauer zu verschwinden.“
 

Kaito sah nicht mehr als ein verschmitztes Lächeln unter einer blauen Basecap hervor lugen, bevor Heiji leichtfüßig über den Rasen davon rannte. Noch verblüfft von der Behändigkeit mit der sich der Junge vor ihm bewegte, fühlte sich Kaito wie ein ungeschickter Tölpel, als er sich beeilte ihm zu folgen. Jeder seiner Schritte dröhnte unangenehm laut in seinen Ohren wieder.
 

Verwundert bemerkte er, dass Heiji gar nicht langsamer wurde, je näher er der Mauer kam. Gerade als er eine Warnung ausrufen wollte, sprang Heiji gegen die verputzte Wand. Dabei stieß er sich mit einem Fuß an der Wand ab und griff mit den Händen nach der Mauerkante. Einen Augenblick später saß Heiji rittlings auf der Mauer und streckte eine Hand zu Kaito aus.
 

Wie betäubt verlangsamte Kaito seine Schritte und ergriff die dargebotene Hand, die sich schmerzhaft fest um seine legte. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Kaito schwerelos in der Luft zu hängen. In Wirklichkeit krallte sich eine zweite Hand unterhalb seiner Schulterblätter in seine Jacke und zog ihn Bäuchlings auf die Mauerkante.
 

„Wir müssen uns beeilen. Ich lass dich gleich wieder runter.“
 

Bevor Kaito wusste, wie es um ihn geschah, beförderte ihn ein weiterer Ruck über die Mauer hinüber. Kopf voran starrte er auf den steinernen Gehweg und malte sich aus, was ein freier Fall selbst aus dieser kurzen Distanz anrichten konnte. In Erwartung den Aufprall abzufangen, zog sich jeder Muskel seines Körpers zusammen.
 

Plötzlich schob ein heftiger Stoß seine Beine über die Mauer und sein Körper geriet in Schieflage. Kaito verlor vollends die Orientierung, als sich das Bild der Steine vor seinen Augen drehte, bis er nicht mehr wusste wo oben und wo unten war. Ein heftiger Schmerz fuhr durch seine Achseln, als sein Gewicht noch vergrößert von der Geschwindigkeit, sich schwer in die Nähte der Jacke legte.
 

„Alles klar? Ich lass dich jetzt runter.“
 

Ein Blick in die Richtung, die er für oben hielt, zeigte ihm Heiji’s angespanntes Gesicht. An dem Stück Mauer, das von seiner Nasenspitze bis hinauf zur Kannte reichte, schätzte er die verbleibende Distanz von seinen Füßen bis zum Boden ab. In seiner Rolle als Meisterdieb hatte er bereits größere Distanzen mühelos überwunden, aber das war etwas, dass Heiji weder wusste, noch erfahren durfte. Also machte er sich auf eine wackelige Landung gefasst.
 

Über ihm verzog Heiji seine Lippen, als wollte er aufmuntert lächeln, doch das ganze wirkte mehr wie eine Grimasse. Zur gleichen Zeit merkte er, wie sich der Griff an seiner Jacke lockerte, dann erfasste ihn die Schwerkraft und zog ihn nach unten. Der Aufprall belastete kaum seine Fußgelenke, trotzdem ging Kaito in die Knie, um den Schein zu wahren.
 

Dabei dachte er daran, wie einfach es für ihn gewesen wäre, es Heiji gleichzutun oder zu übertrumpfen. Ein schwungvoller Sprung, eine fließende Bewegung und er wäre auf der anderen Seite gelandet. Das Gefühl des Triumphs interessierte ihn in dieser Situation nur wenig. Viel mehr wollte er die Überraschung in Heiji’s Gesicht sehen. Und ein kleiner Teil von ihm wünschte sich auch einen Moment der Bewunderung.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte Kaito einen Schatten neben sich vorbeihuschen, begleitet von einem leisen Aufprall. Die Leichtigkeit mit der Heiji seinen Fall abfederte, beeindruckte ihn erneut. Wenn er da an andere Detektive dachte. Manche waren nicht mehr als fette alte Männern, denen bei den rasanten Jagden auf Kid bereits nach zwei Schritten die Luft ausging. Andere hielten zwar mit, bewegten sich dabei aber wie Berserker, deren Lärm selbst einen Tauben alarmierte.
 

Ohne zögern richtete sich Heiji neben ihm wieder auf. Die Hände auf die Knie abgestützt, tat Kaito es ihm gleich, ließ sich dabei jedoch viel mehr Zeit. Um das ganze Schauspiel zu perfektionieren, verzog er sein Gesicht, als hätte ihn der ganze Mauersprung einiges an Körperkraft gekostet. Sogar ein leises Stöhnen kam ihm wie zufällig über die Lippen.
 

„Das nächste mal, wenn du eine solche Aktion planst, warnst du mich vor, ja?“ Vorwurfsvoll schaute Kaito auf. Dabei streckte er seinen Rücken in gespieltem Schmerz.
 

„Entschuldige. Aber meine Mutter war wirklich knapp davor uns zu erwischen.“ Verlegen rieb sich Heiji den Nacken.
 

„Ist sie wirklich so schlimm? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.“ Warf Kaito ein. Dabei dachte er an seine eigene Mutter. Sicher auf seine Art fürchtete wohl jedes Kind die strafende Hand der Mutter. Er war da sicher keine Ausnahme, doch so wie Heiji sich benahm, handelte es sich bei seinem Exemplar, um ein besonders erschreckendes.
 

„Glaub mir. Du willst es nicht wissen. Aber sag mir lieber was du hier machst. Wie hast du überhaupt raus bekommen wo ich wohne?“ Fragte Heiji.
 

„Oh . . . Ähm.“ Etwas überrumpelt über den Themenwechsel stutzte Kaito. Auf dem Weg hierher hatte er sich eine Geschichte ausgedacht, die selbst dem kritischen Blick eines Detektivs standhalten sollte. Dabei spielten sich viele verschiedene Szenarien in seinem Kopf ab, wie sich das Gespräch entwickeln konnte. Von der schlechtesten bis zur besten. Doch keine kam diesem Szenario auch nur ansatzweise nah.
 

„Was ich hier mache? Hättest du mich das nicht fragen sollen, bevor wir diesen Stunt mit der Mauer gebracht haben?“ Die Fassungslosigkeit, die sich in seinem Gesicht widerspiegelte, brauchte Kaito nicht einmal zu spielen. Dachten Detektive nicht immer furchtbar viel nach, bevor sie handelten?
 

„Erst einmal, hast du doch ganz bestimmt große Mühe auf dich genommen, um mich hier zu finden, oder?“
 

Zwar begriff Kaito, dass die Frage nur rhetorischer Natur war, trotzdem nickte er zustimmend. Etwas an Heiji’s Stimme und seiner ganzen Körperhaltung veränderte sich vor seinen Augen. Ein Glanz lag in seinem Augen, dem er sich einfach nicht entziehen konnte.
 

„Zweitens hast du das wohl kaum getan, um mir zu sagen, wie sehr du mich seit gestern vermisst hast.“
 

Heiji’s forsche Worte zwangen Kaito ungewollt einen roten Schatten über das Gesicht.
 

„Und zu guter Letzt. Du hast mich doch selbst gefragt, ob ich Zeit habe.“
 

„Ja, hab ich aber . . .“ Kaito geriet bei der letzten Feststellung ins stocken.
 

Alle drei Punkte die Heiji da anführte, trafen genau zu. Jetzt begriff er auch, was es mit dem seltsamen Leuchten in seinem Augen auf sich gehabt hatte. Es war das typische Leuchten, das jeden Detektiv umgab, der seinen Job liebte und mitten in einer Analyse steckte. Der Gedanke, dass er selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken.
 

„. . . aber du wirkst etwas müde. Vielleicht war das doch keine so gute Idee.“
 

Nicht, dass er wirklich glaubte, dass Heiji sich noch aufhalten ließ. Obwohl er den jungen Detektiv gerade um den wenigen Schlaf brachte, mit dem er für den Rest des Tages rechnen durfte, zeigte er mehr Energie als Kaito selbst. Keine typisch schwarzen Ringe hingen unter seinen Augen oder andere Anzeichen von Müdigkeit.
 

„Ach was. Das war nur ein kleines Nickerchen. Ich bin top fit und zu allen Schandtaten bereit. Also was ist los?“ Brachte Heiji das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zurück.
 

„Heute Morgen, da hab ich . . . einen kleinen Spaziergang gemacht.“ Kaito gestattete sich ein kleines verschwörerisches Lächeln. Heiji erwiderte es sofort, denn von Saguru wusste er, dass sich sein Mitschüler gerne einmal unerlaubt von der Schulklasse entfernte.
 

„Du wirst kaum glauben, wer mir da zufällig begegnet ist.“ Während Kaito begann seine Entdeckung zu schildern, begannen Heiji’s Gesicht mehr und mehr vor Begeisterung zu glühen.
 

**~**
 

„Mein Gott. Ich glaub das einfach nicht.“ Leise murmelte Heiji vor sich hin, während er genau beobachtete, was um die Ecke der Mauer geschah. Dabei drückte er sich flach gegen eine Hauswand, so dass nur ein Stück seines Gesichts hinter ihr hervor lugte. In seinen vor Aufregung geweiteten Augen lag ein Glanz, der nicht das Geringste von dem wachen Verstand verriet, der im Moment auf Hochtouren arbeitete.
 

Direkt vor ihm kniete Kaito und versuchte sich gegen ein mulmiges Gefühl in seinem Bauch zu wehren, das er sich leider nur zu gut erklären konnte. Genau wie Heiji, versuchte er sich so flach wie möglich zu machen. Dabei stellte sich ihm nur ein sehr großes und unangenehmes Problem entgegen. Anstatt gegen die Wand musste er sich gegen ein paar schlanke Beine drücken, deren Konturen sich regelrecht in seinen Rücken brannten.
 

Aber das war im Moment nicht einmal das schlimmste, denn Heiji entschloss sich ausgerechnet jetzt dazu, dass seine Sicht nicht ausreichte und beugte sich ein Stück nach vorn. Nervenaufreibend langsam schabte eine raue Jeanshose über Kaito’s Wange. Allein der Gedanke, dass sich sein Kopf gegen das Bein irgendeiner Person lehnte, brachte ihn in Verlegenheit. Hier drückte sich sein Gesicht tatsächlich gegen einen sehr warmen Oberschenkel und sein Körper stand förmlich in Flammen.
 

Verzweifelt versuchte er seine Gedanken von der jetzigen Situation abzulenken und sich auf die Erkenntnisse, der letzten Stunden zu konzentrieren. Wenn es eines gab, was Kaito heute über Heiji gelernt hatte, dann, dass er bestimmt kein typischer Detektiv war. All die Männer und Frauen, die dieser Berufsgruppe angehörten, frönten gewöhnlich mehr oder weniger exzessiv, dem Vorausplanen. Eine Eigenschaft, die wohl darauf zurück zu führen war, dass Detektive gründlich jede Situation analysierten und jedem Hinweis nachgingen.
 

Das führte zumeist dazu, dass sie auf ungewöhnliche Situationen zu langsam reagierten und damit Kid ein paar Sekunden verschafften, die ihm zum Erfolg verhalfen. Nur selten gab es Detektive, deren Verstand die Informationen so schnell verarbeiteten, dass es ihnen keine Probleme bereitete, sich seiner Überraschungen zu erwehren. Bei dem jungen Mann, gegen dessen Beine er jetzt lehnte, glaubte er, dass keines von beidem zutreffen würde. Er stellte eine andere Gefahr da.
 

Bei der Polizei lag die Angelegenheit völlig anders. Mit tausenden von Paragraphen und Vorschriften war ihre Arbeit so sehr reglementiert, dass sie in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt blieben. Immer die gleichen Methoden. Immer die gleichen Vorgehensweisen. Nicht alle Polizisten schafften es ihm eine kreative Falle zu stellen und noch weniger reagierten in ungewöhnlichen Situationen schnell genug. Nur wenige besaßen den Mut, ohne Befehle zu handeln, doch diese paar waren umso gefährlicher.
 

Bei dem Studium der Akten der hiesigen Polizei gab es keine Hinweise, dass er mit einem dieser speziellen Individuen zu tun bekam. Zumindest nicht in den höheren Rängen. Die ein oder andere Ungereimtheit zeigte, dass, wenn nötig, auch unkonventionelle Methoden angewandt wurden. Wenn auch nicht offen, durfte er diese Gefahr nicht unterschätzen. Aber nichts, um das er sich größere Sorgen machen musste, außer natürlich die niedrigen Ränge hatten vor ihn zu überraschen.
 

„Und du sagst, er ist bereits seit heute Morgen da drin?“ Heiji’s Frage klang geradezu beschwörend.
 

Für Kaito bedeutete dies, aus der wundervollen Ahnungslosigkeit seiner eigenen Gedankenwelt gerissen zu werden, um in der grausamen Realität zu landen. Eine in der er seinen Mund öffnete, um zu sprechen und ein simples Stück Stoff ihn wieder zum Schweigen brachte. Nur mühsam befreite Kaito sich aus dieser Starre und suchte in seiner Erinnerung nach der richtigen Antwort.
 

„Zumindest hat er heute Morgen da gesessen. Wo er in der Zwischenzeit war, als ich dich geholt habe, weiß ich natürlich nicht. Aber was soll er schon gemacht haben?“ Sagte Kaito angespannt. Dabei heftete er seinen Blick nun ebenfalls auf den Hauptverdächtigen, den Heiji in einer Reihe von Morden verfolgte.
 

„Wieso . . . ?“ Verwirrt runzelte Kaito die Stirn.
 

„Was ist? Raus damit.“ Verlangte Heiji zu wissen.
 

„Er sitzt an einem anderen Tisch.“ Ungläubig starrte er in das Café. „Vorhin saß er ganz weit hinten an der Wand, da bei dem Bild von der Blumenwiese.“
 

„Hast du eigentlich noch ein wenig Zeit? Und ein Handy?“ Wechselte Heiji spontan das Thema.
 

„Das habe ich beides.“ Antwortete Kaito vorsichtig. „Wieso?“ Eine leise Stimme flüsterte ihm dabei ins Ohr, dass er sich hier vielleicht mehr aufgehalst hatte, als für ihn gut war. Und er mochte es.
 

**~**
 

Er war wütend. Das einzige Wort, das seinen derzeitigen Gefühlszustand treffend beschrieb. Dennoch blieb es ein Rätsel, warum ihn diese ganze Situation so mitnahm. Was war los mit ihm? Es gab nur einen, der die Antwort dazu wusste und trotzdem wollte sie sich ihm nicht offenbaren. Gewöhnlich führte er in einer solchen Situation eine eingehende Selbstanalyse durch, doch er konnte sich bei besten Willen nicht darauf konzentrieren.
 

Saguru’s Blick haftete auf jeder Bewegung und jeder Geste. Sein Gehör mühte sich ab, ein paar Wortfetzen aufzufangen. Jedes Detail brannte sich in seinen Geist ein, doch die Schlussfolgerungen, die er gewöhnlich zur Verfügung stellte, blieben aus. Da war nur diese rote, heiße Wut die seine Glieder lähmte und ihn verhöhnte.
 

Wie konnte das hier nur passieren? Er hatte sich extra persönlich herbemüht, um ihn abzuholen und so sicher zu stellen, das an diesem Tag alles reibungslos verlief. Das es keine Störfaktoren mehr gab, die ihm und seinen Plänen im weg stehen konnten.
 

Zu viele Fragen bedrängten seinen lahm gelegten Geist. Wieso kletterte Heiji wie ein krimineller über die Mauer seines eigenen Hauses? Wieso benutzte er nicht die Tür? Wieso schlief er nicht seelenruhig in seinem Zimmer? Wieso eine solche Geheimniskrämerei?
 

Doch während er die beiden jungen Männer beobachtete, war es eine Frage, die mit der Gewalt eines Sturmes durch seinen Geist fegte. Wieso Kuroba?
 

**~**
 

Die Überprüfung und Verbesserung der vorliegenden Videoüberwachung gehörte zu den wichtigsten Angelegenheiten, die die Polizisten bei den Vorbereitungen erledigten. Leider gehörte es dabei zu Sagurus undankbarsten Aufgaben, die ganzen Fehler auszumerzen, die diese Dilettanten hinterließen. Wobei das Wort „Fehler“ nicht richtig gewählt war. Die Männer hier gaben sich alle Mühe und platzierten jede einzelne Kamera an der perfektesten Stelle. Wie aus dem Lehrbuch.
 

Das Problem bestand in einer ganz anderen Tatsache. Die, dass Kid das Lehrbuch der Polizei mittlerweile auch in- und auswendig kannte. Entweder er hatte sich eine Kopie besorgt oder sich durch Erfahrung alle Tricks angeeignet. Saguru tendierte mehr zu seiner ersten Annahme. Dabei ging es ihm nicht einmal darum alle Kameras an ungewöhnlichen Stellen zu verstecken. Schließlich sollte der Schein für Kid gewahrt bleiben. Es galt viel mehr, die eine oder andere Überraschung bereit zu halten.
 

Es sollte ja tatsächlich noch Individuen geben, die glaubten mithilfe von Kameras dieses eine Bild zu bekommen, mit dem sie die Identität des Kriminellen aufdecken wollten. Einen solch kindischen Traum hegte er selbst seit geraumer Zeit nicht mehr. Sein Gegner erwies sich als viel zu gerissen, um auf solch plumpe Fallen herein zu fallen. Vorrangig galt es, durch die geschickte Verteilung der Kameras Kids Bewegungsspielraum einzuschränken. Erst danach blieb es ganz dem Glück überlassen, ihnen noch weitere hilfreiche Bilder zu liefern.
 

Die winzige Mikrokamera, die ihm gerade aus dem Maul dieses Bären heraus anstarrte, gehörte zu jenen glücklichen Fügungen, an die er selbst nicht glaubte. Strategisch betrachtet lag sie in einem völlig irrelevanten Bereich, von dem niemand glaubte, dass Kid einen Fuß hinein setzte, um an sein Ziel zu gelangen. Viele der Lehrbuch Fanatiker hatten Proteste gegen die Anbringung eingelegt, doch von solchen Anfängern ließ er sich nicht beirren. Sie war sogar geschickt genug angebracht, um ihm gleich in zweierlei Hinsicht nützlich zu sein.
 

„Wie ich mir dachte.“ Mit aufgesetzter Nachdenklichkeit drehte sich Saguru von dem großen Präparat weg. „Wenn wir die Zoomfunktion der Kamera im Weitwinkel benutzen, wird die rechte Ecke durch den Reißzahn des Bären verdeckt.“
 

„Wenn du das sagst.“ Gelangweilt wanderte Heiji’s Blick durch den großen Raum, der voll gestopft mit Präparierten Tieren, Steinen und Ästen ein Stück Wald nachahmte. Am Ende fesselten jedoch die weiten Panoramafenster seinen Blick.
 

Dieses offenkundige Desinteresse, bei einer dermaßen wichtigen Angelegenheit, ärgerte Saguru ein wenig, doch er entschloss sich das ganze zu ignorieren. Schließlich hätte er sich von Anfang an um die Installation selbst bemühen sollen, anstatt sie der Polizei zu überlassen. Umständlich wandte er sich der Aufgabe zu, die Kamera neu auszurichten und ließ dabei geschickt beim Anheben des kleinen Gerätes seinen Ärmel so verrutschen, dass der Blick auf seine Armbanduhr frei lag.
 

Wie zu erwarten, stimmte sein Timing perfekt und er begann in einem stillen Countdown die letzten Sekunden runter zu zählen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er zwar, dass Heiji sich von ihm abgewandt hielt, doch er behielt die äußere Schau aufrecht und beschäftigte sich weiter mit der Kamera. Nichts war schlimmer, als durch eine dumme Annahme oder reine Faulheit, einen Plan selbst zu Nichte zu machen. Dann erreichte er die Null, atmete tief durch und legte los.
 

„So das war es. Wir können jetzt . . .“ Elegant drehte sich Saguru um die eigene Achse, als wolle er sich bereit machen den Raum wieder zu verlassen. In dem Moment in dem er die riesigen Fenster genau im Blickfeld hatte, hielt er inne und blieb wie gebannt stehen. Während er versuchte fasziniert zu wirken, analysierte er schnell die Situation.
 

Heiji’s Kopf hatte sich in einem Winkel zu ihm gedreht, der verriet, dass er bereits auf das grandiose Panorama aufmerksam geworden war. Eine Möglichkeit, die er natürlich eingeplant hatte und auf die er problemlos reagieren konnte. Ohne seinen direkten Blick von der Aussicht vor sich abzulenken, machte er ein paar gezielte Schritte nach vorne. Dabei scherte er leicht zur Seite aus, bis er genau neben Heiji stehen blieb.
 

„Wunderschön.“ Hauchte Saguru nur dieses einzige Wort, bevor er den Kopf leicht zur Seite neigte. Dabei warf er einen flüchtigen Blick in Heiji’s überraschtes Gesicht. Gerade lang genug, um Zweifel aufkommen zu lassen, was genau er meinte. Danach konzentrierte er sich wieder auf die Skyline Osakas, die in den Farben des Sonnenuntergangs vor ihm leuchtete.
 

Eine halbe Ewigkeit ließ er so verstreichen, um die richtige Atmosphäre zu schaffen. Erst als er sich ganz sicher sein konnte, dass Heiji sich neben ihm entspannt hatte, wagte er sich an den nächsten Schritt. Lautlos schob er die Hand, die zu Heiji zeigte nach hinten und achtete darauf, dass sich sein Schultergelenk nicht bewegte. Schließlich wollte er keine Aufmerksamkeit erregen, bevor es an der Zeit war.
 

Darum bemüht genau die richtige Geschwindigkeit zu treffen, glitt seine Hand nur wenige Zentimeter von Heiji’s Rücken entfernt nach oben. Ein leichtes Zittern wanderte durch den Körper neben ihm und Saguru konnte nicht widerstehen einen kurzen Blick zur Seite zu werfen und wurde durch einen wundervollen Anblick belohnt.
 

Ahnungslos schaute Heiji abwesend nach vorne, doch die kleinen Härchen die sich auf seinem Nacken aufstellten zeigten, dass er unterbewusst merkte, dass etwas nicht stimmte. Doch diese Erkenntnis würde für ihn zu spät kommen. Elegant drehte Saguru seinen Oberkörper zu Heiji hin und beugte sich vor um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
 

„Weißt du . . .“ Hauchte Saguru leise in Heiji’s Ohr. Der drehte sich fragend zu ihm um, sodass ihre Nasen fast zusammen stießen. Wie erwartet reagierte er überrascht und versuchte einen Schritt nach hinten zu machen, um den Abstand zu vergrößern. Doch Saguru’s Hand hatte längst ihren Weg auf die schmale Schulter gefunden und hielt ihn durch einen kraftvollen Griff davon ab.
 

„ . . . du bist wirklich . . .“ Alle so kunstvoll zurechtgelegten Worte schwanden aus Saguru’s Kopf, als er in das Gesicht vor sich sah. Heiji’s, vor Erstaunen weit aufgerissenen, Augen erstrahlten in einem unvergleichlichen grün. Unbewusst beugte er sich weiter vor und beobachtete fasziniert wie sich ein verführerisches rot mit Heiji’s dunklem Teint mischte. Erwartungsvoll öffneten sich Saguru’s Lippen während seine Lider leicht absanken. Nur noch wenige Augenblicke bis zu seinem Ziel.
 

Ding. Dong.
 

„Hakuba Saguru. Melden Sie sich bitte dringend in der Einsatzzentrale. Hakuba Saguru.“ Die metallisch klingenden Worte hallten laut aus der Lautsprecheranlage des Museums wieder und veranlassten Heiji einen Sprung nach hinten zu machen, den auch sein harter Griff nicht ganz aufhalten konnte.
 

„Das klingt dringend. Wir sollten uns wohl beeilen.“ Sagte Heiji viel zu laut und wand sich aus Saguru’s, Griff um zur Tür zu eilen.
 

„Aber natürlich.“ Stimmte Saguru selig lächelnd zu und folgte ihm. Welchem Zauber auch immer die vergangenen Momente unterlegen haben mochten, war verflogen. Das jetzt erzwingen zu wollen war falsch und konnte nur schief gehen. Wer immer ihn trotz seines ausdrücklichen Befehls störte, sollte lieber einen verdammt guten Grund haben.
 

. . .
 


 

**~**
 


 

Natürlich freue ich mich Über Lob oder auch Kritik die ihr mir geben könnt oder wollt. Immer her damit. Sonst werd ich ja nie besser.

Bis nächste Woche. (Sollte der PC halten)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hatschepueh
2009-08-21T15:53:17+00:00 21.08.2009 17:53
Das Kapitel ist dir mal wieder gut gelungen und die Bewegungen hast du gut beschrieben. Die Übergänge der letzten Szenen war wirklich verwirrend. Was passierte denn jetzt mit dem Verdächtigen? Wozu wollte Heiji das Handy von Kaito? Was machte Saguru vor Heijis Haus und wieso sind sie so plötzlich im Museum? Aber vielleicht klärt sich das ja im nächsten Kapitel. Leider weiss ich immer noch nicht warum Heiji nicht mehr so temperamentvoll ist wobei ich aber eine kleine Ahnung habe. Aber ob das stimmt...? Naja, ich warte jetzt ungeduldig aufs nächste Kapitel.
Von:  YuriyKajomi
2009-08-20T19:13:48+00:00 20.08.2009 21:13
Hi, du!

Danke für das Kompliment, was meinen Namen betrifft! ^^

Und nun zu dem Kapitel.
Ich finde, dass du das mit der Beschreibung der Bewegungen gut hinbekommen hast.
Allerdings hat mich der grobe Ortwechsel iritiert, dort wo erst Heiji Kaito fragt, ob dieser ein Handy hat, danach kam ja das mit Saguru, wo er die anderen Beiden gesehen hat, wie sie über die Mauer kletterten und dann waren Saguru und Heiji im Museum. Das war leicht verwirrend, schon weil ich dachte, dass Heiji was besonderes vorhat, da er Kaito nach dessen Handynummer fragte. Immerhin haben sie ja einen Mann beobachtet, der unter Mordverdacht steht. Jedenfalls dachte ich, dass sich Heiji was ausgedacht hat, wie sie ihn überführen können...
An sonsten ist es dir Recht gut gelungen, auch die Szene, wo Saguru versucht hat Heiji zu küssen. Zum Glück kam ihm was dazwischen, oder besser gesagt wer! Kann mir schon denken, wer ihn daran gehindert hat. Mal sehen, ob ich richtig liege.

Was mir auch aufgefallen ist, ist, dass du zwar über Kaito's und Saguru's Gefühle und auch Gedanken schreibst, aber nie über Heiji's, außer im 1. Kapitel am Anfang. Ich frage mich da langsam, ob Heiji schon was weiß, was Kaito betrifft...
Aber sicherlich wirst du das noch aufklären.

Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Kapitel.
Und hoffe, dass dein PC nicht wieder krachen geht, damit wir nicht wieder so lange warten müssen.
Von: abgemeldet
2009-08-20T19:06:13+00:00 20.08.2009 21:06
hey wie immer ein dickes lob andich^^
vor allem die szene mit den gummibärchen fand ich echt passend~XD
wenn dir der übergang nicht gefiel, hättest du es vielleicht auch so schreiben können, das die beiden von nem polizisten überrascht werden...
aber wer weiß was noch kommt, ich warte gespannt^^*daumen hoch*
lg knoppers


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