Es ist noch nicht vorbei
„Tifa, komm jetzt!“ hauchte eine leise Stimme der völlig verstörten jungen Frau ins Ohr, die nun seit fast 12 Stunden am Bett ihres Freundes wachte.
Verweint blickte Tifa auf und sah in Yuffies Augen, genau wie in das Gesicht aller anderen. Alle waren gekommen: Barret, Red XIII, Cid…
Um von ihrem alten Freund Abschied zu nehmen. Doch Tifa wollte nicht gehen. Noch konnte sie nicht.
„Vincent ist da…“
Alle blickten auf und wussten, es war Zeit zu gehen. Nur widerwillig ließ sich Tifa vom Bett wegziehen. Sie warf einen letzten Blick auf den toten Körper des Blonden und wurde sich nun schmerzlich bewusst, dass sie ihn nie mehr wieder sehen würde.
Der mysteriöse Schwarzhaarige trat ein. Wie immer war der Schmerz in seinen Augen zu erkennen, doch heute war dieser stärker als je zuvor.
Sanft nahm er Cloud aus dem Bett in seine Arme und machte sich auf den Weg.
Der Ort hatte sich nicht verändert. Noch immer lag eine gespenstige Ruhe in der Luft, als Vincent mit dem toten Cloud im Arm ins Wasser ging.
„Hier wirst du Ruhe finden…“ wisperte Vincent leise und strich dem Blonden sacht über die Wange. Er hatte ihn geliebt…sehr sogar, doch Cloud hatte ihn nur als Freund gesehen. Nun war er tot und Vincent würde ihn nicht wieder sehen können, so wie Tifa und die anderen.
Denn er konnte nicht sterben, selbst wenn er wollte. Das Schicksal nahm ihm nicht nur die wenigen Menschen die er je geliebt hatte, sondern versagte ihm auch, ihnen in den Tod zu folgen. Weder Lucretia noch Cloud…
Eine einsame Träne stahl sich über Vincents Wange als er seinen Kopf senkte und Cloud einen hauchzarten Kuss von dessen kalten Lippen stahl. Der Erste und Einzige, der ihm je vergönnt sein würde.
Dann ließ er ihn los und sah zu wie sein Geliebter im eiskalten, grün und blau schimmernden Wasser versank.
Vincent lächelte leicht.
Es war ein guter Ort für Cloud. Hier, wo einst auch Aeris ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte, würde auch er Frieden finden. Und er würde nicht allein sein.
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Eine sanfte Hand strich über seine Wange, doch sein Kopf unendlich schwer. Wo war er? Was war passiert? Sein Gedächtnis war wie leer gefegt.
„Cloud, wach auf!“ drängte sich eine bekannte Stimme an sein Ohr und als er fähig war, sie einer Person zu zuordnen, öffnete er mühsam die Augen. Alles schien ihm so unendlich schwer.
Er kannte diesen Ort. Eine Wiese voller wunderschöner weißer Lilien, ein milchig blauer Himmel und nichts als Stille. Verstört sah er auf seine Hände, als die Erinnerung zurückkam. Er war gestorben…
Sanfte Arme schlangen sich von hinten um seine Schultern. Er wusste, wem sie gehörten.
„Es ist in Ordnung…“ hauchte Aeris und lehnte ihr Gesicht gegen Clouds Haar.
„Aber ich hatte es versprochen…“ Es klang, als redete Cloud mehr mit sich selbst, was er vermutlich auch tat.
„Shhh….“ Und dann war er still. Er musste sich nicht erklären. Sie würde es ihm nicht vorwerfen.
Müde schloss er die Augen. Nun war er tot und konnte immer noch nicht ruhen. Er fühlte sich leer, als er sich erinnerte woran er gestorben war…Sephiroth…
Das war also der Tod? Er hatte einen Körper zum berühren, doch war es ihm, als bestände er nur aus Nebel…schwerer, dichter Nebel…
Aeris setzte sich vor ihn. Ihre Augen waren sanft und sie lächelte leicht.
Doch sah sie seinen leeren Blick und wusste: Sie war nicht diejenige, die seiner Seele Ruhe verschaffen konnte. Langsam löste sie sich vor Clouds Augen auf und verschwand.
Der Blonde ließ sich zurück in die Lilien fallen und schloss die Augen. Würde er sie nun wieder sehen…Zack und ihn?
„Cloud ist tot.“
Zack drehte sich um und erkannte Aeris, die vor ihm erschien, doch wollte er nicht glauben, was er da hörte.
Das konnte doch nicht sein.
„Hat er sich…?“ fragte der Schwarzhaarige erschrocken. Er hatte schon immer Angst deswegen gehabt…nach Nibelheim war Clouds Psyche nie mehr wirklich stabil geworden, obwohl sie es im Grunde nie gewesen war.
„Nein, er war krank…Geostigma.“ Zack wäre erleichtert gewesen wenn es nicht unangenehme Erinnerungen hervorrufen würde. Geostigma, verursacht durch Jenovas Zellen, Sephiroths Zellen…er hatte Cloud letztendlich doch noch umgebracht.
„Du solltest zu ihm…seine Seele ist zerrissen…“
Zack nickte. Nun würde er ihn also wieder sehen.
Inmitten der weißen Lilien saß Cloud und starrte in den milchig weißen Himmel. Nichts schien er wahrzunehmen, selbst nicht, dass Zack sich ihm langsam näherte. Vorsichtig kniete er sich vor dem Blonden hin, welcher ihn nur aus leeren Augen ansah. Trotz allem war es ein für Zack atemberaubender Anblick.
„Cloud…“ wisperte Zack und strich dem anderen über die Wange. Es waren keine wirklichen Körper, die sie hier besaßen, doch trotzdem konnten sie sich berühren.
Zack lächelte. Cloud war noch genauso schön wie damals. Doch seine Seele war zu verwirrt…Zack musste ihm helfen, wieder zu erwachen.
Mit einem Ruck zog er den Blonden in seine Arme und drückte ihn fest an sich.
„Ich habe mich so nach dir gesehnt.“
Im Grunde wollte Zack, das Cloud ein langes glückliches Leben führt, doch nun war auch er jung gestorben. Einerseits war er traurig, doch nun konnte er ihn endlich wieder im Arm halten. Er liebte ihn noch genauso sehr wie damals, in den letzten Momenten seines Lebens und er wusste, niemals würde er ähnliches für jemand anderes fühlen können.
Clouds Augen wanderten über die Landschaft. Es tat gut, einfach in den Armen eines Menschen zu liegen. Egal wer es war.
Leicht löste sich der Andere von ihm und nahm nun sein Gesicht in die Hände.
„Hörst du mich, Cloud?“ versuchte es Zack erneut, doch als wieder keine Reaktion erfolgte, legte er sanft die Lippen auf die des anderen.
Clouds Erinnerungen kehrten zurück und sein verschleierter Blick wurde klar. Die Schatten, die seinen Verstand vernebelt hatten, verschwanden und gaben den Blick auf die Person vor ihm frei…
„Zack!“ rief er aus und prompt zog ihn dieser wieder in eine Umarmung. Doch dieses Mal wurde sie erwidert.
„Es tut mir leid. Alles…was passiert…“ doch unterbrach Zack ihn, indem er erneut die Lippen auf seine legte. Cloud ließ es zu, denn er war froh ihn endlich wieder zu sehen. Seine Nähe und Wärme spüren zu können.
„Ich habe dir nie die Schuld an irgendetwas gegeben. Du musst nun lernen los zu lassen…“ sagte Zack als er Clouds Gesicht sanft in die Hände nahm und ihn ansah.
“Ich bin tot…du bist hier und Aeris auch…und…“ er stockte und atmete scharf ein. Der Schwarzhaarige sah, wie Clouds Augen kurz grün aufblitzten.
Zacks Blick verhärtete sich, doch zog er den anderen einfach in eine feste Umarmung. Er wusste, an wen Cloud dachte, doch das sollte er nicht. Sephiroth hatte dem Blonden das Leben zur Hölle gemacht, nun sollte er ihn endlich in Ruhe lassen.
„Du musst ihn vergessen…ich bin bei dir, er wird nicht zu dir können, solange du bei mir bleibst…“
Eine sanfte Hand strich über Clouds Rücken um ihn zu beruhigen, doch es half nichts. Als er noch lebte konnte er sich halbwegs sicher sein, Sephiroth nicht begegnen zu müssen doch hier…
Er wusste nicht, ob Zack an das glaubte, was er sagte. Vielleicht wollte er es glauben doch Cloud wusste tief in seinem Inneren. Es war noch nicht vorbei…
Zack bemerkte, das sich Cloud abwesend an ihn klammerte und wusste nicht, wie er dem Blonden gut zureden sollte. Er wusste das Cloud Sephiroth fürchtete…mehr als alles andere, das war schon immer so gewesen und trotzdem konnte er nicht von ihm lassen…genau wie Sephiroth…
Der Griff des Schwarzhaarigen um Clouds Körper wurde fester…
Einst war Sephiroth sein bester Freund und Kamerad gewesen, doch verstanden hatte er ihn nie…aber hatte er ihn auch nie gefürchtet, wie Cloud es tat. Bis heute wusste Zack nicht, ob es eine gute oder schlechte Eigenschaft war, vor fast nichts Angst zu haben.
„Ist er hier?“ hörte er Cloud fragen.
„Nein…nicht direkt…ich habe ihn, seit er tot ist nur einmal gesehen…“
Die Erinnerung an diese kurze Begegnung ließ Zorn in Zack wachsen.
„Er hat dich also besiegt!“ tönte es von Zack zu dem großen, silberhaarigen Mann hinüber.
Doch sein Gesicht zeigte keine Regung. Wie immer…
„Du hast es nicht anders verdient! Was du getan hast, ist unverzeihlich und wenn schon ich es nicht konnte, so bin ich Cloud mehr als dankbar, das er die Welt endlich von dir befreit hat.“
Zack konnte den Hass gegenüber seinem ehemaligen besten Freund nicht unterdrücken. Letztendlich war er an allem Schuld. Er hatte Nibelheim niedergebrannt, sie beide an Hojo ausgeliefert und Cloud zugrunde gerichtet. Alles was er ihm sagte, war die Wahrheit und auch wenn Zack sonst niemanden den Tod wünschte - Sephiroth hatte es verdient zu sterben.
Doch diese Reaktion hatte er nicht erwartet. Sephiroth lächelte. Es war eisig, doch er lächelte.
„Bist du etwa immer noch eifersüchtig?“
War die einzige Frage und Zack wäre dafür am liebsten auf ihn losgegangen.
„Was kannst du es wagen?“ schrie der Schwarzhaarige, doch es verletzte ihn ungemein, wieder daran erinnert zu werden…
„Verschwinde hier!“ Plötzlich tauchte Aeris hinter ihm auf und hielt Zack zurück.
„Du hast hier nichts zu suchen.“ Rief sie Sephiroth zu. Dieser Ort war viel zu rein, als das sie die Anwesenheit eines solchen Menschen hier dulden würde.
Und Sephiroth tat wie ihm geheißen. Langsam löst sich der Silberhaarige in grünem Schimmer auf, doch nicht ohne eine letzte Botschaft zu hinterlassen.
„Du kannst nichts daran ändern, Zack. Irgendwann wird auch er sterben und zu mir zurückkehren. Denn er kann nicht ohne mich…das konnte er nie…“
Alles in Zack verkrampfte sich als er daran zurückdachte. Sephiroth weilte tief im Lebensstorm, weit weg von ihnen, doch es würde ihm nicht verborgen bleiben, das Cloud nicht mehr am Leben war. Doch er würde nicht zulassen, das Sephiroth seinem Geliebten noch mehr antat.
Er hatte ihn in letztlich in den Tod getrieben, nun sollte er ihn wenigstens in Frieden lassen.
„Du wirst ihn nie mehr sehen müssen, das verspreche ich dir. Und diesmal halte ich mein Versprechen.“ Sprach er beruhigend in Clouds Ohr.
Der Blonde nickte leicht, doch wusste er nicht ob er Zack glauben sollte. Oder ob er es überhaupt wollte.
Nun war er schon tot und die Probleme seines Lebens ließen ihn immer noch nicht los. Es tat unendlich gut, von Zack gehalten zu werden, doch er fühlte sich trotzdem fehl am Platz.
„Das ist nicht der Lebensstrom…“
„Du hast Recht. Es ist eine Art Zwischenwelt. Deshalb war es Aeris auch möglich, Kontakt zu dir aufzunehmen. Doch hier können wir zusammen sein, Cloud. Niemand wird uns stören können. Glaub mir, es ist besser so…“
Doch Cloud glaubte nicht daran. Er kannte diesen Ort von früher und wahrscheinlich war er deswegen nicht wie alle anderen normal im Lebensstrom gelandet.
Selbst jetzt, wo er keinen wirklichen Körper mehr besaß, spürte er die Energie des Makos in sich glühen, wie nie zuvor. Es wollte in den Lebensstrom zurück, wo es hergekommen war. Aber war es wirklich nur das Mako, das ihn dorthin zog?
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Grüne Augen öffneten sich und sahen durch das wabernde, nicht enden wollende Mako.
Er war hier, da war sich der Silberhaarige ganz sicher. Der Blonde war ein Teil von ihm und auf ewig durch die verfluchten Zellen Jenovas mit ihm verbunden, er spürte seine Präsenz mit jeder Faser seines Körpers.
Cloud war nahe, doch weilte er nicht im Lebensstrom. Irgendwer hinderte ihn daran und Sephiroth wusste zu gut, wer es war…
„Willst du dich mir etwa schon wieder in den Weg stellen…Zack?“
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Endlich hab ich es geschafft Kapitel 2 zu überarbeiten und hoch zu laden. Ich gebe mir Mühe, dass es bis zum dritten nicht wieder so lange dauert. Über Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen :)