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Schlaflos

Der Albtraum endet nie...
von

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Wendungen

Buddhastatue? Was für eine Buddhastatue?

Völlig verwirrt sah Kyo endlich auf und richtete seine Augen auf seinen Sitznachbarn, der ihn nur höhnisch angrinste.

„Was... für eine Statue?“

„Die Bronzefigur, mit der sie meine Schwester getötet haben. Sie hat die Figur aus dem Haus unserer Eltern mitgenommen, als sie zu Besuch kam. Das war etwa ein Jahr vor ihrem Tod. Sie wollte meine Eltern um Hilfe bitten. Sie sollten sie da raus holen.“ Sein Grinsen wurde zu dem eines Wahnsinnigen, seine Augen ebenfalls und machte dem Sänger noch mehr Angst, als er ohnehin schon hatte. „Zu dumm, dass nur ich da war. Und ich ihr nicht helfen wollte.“

Kyo fühlte, wie sich seine Gedanken allmählich in einen Strudel aus wirren Fragen verwandelten, auf die er keine Antworten hatte. Zudem war ihm, als würde ihm jemand den Boden unter den Füßen wegreißen und ihn in diesen Strudel hinein werfen, wo all die Fragen auf ihn einschlugen und danach lechzten und verlangten von ihrer Existenz befreit zu werden. Wenn er Ayaka-san damals nicht hatte helfen wollen, warum spielte er hier dann den rachsüchtigen Bruder, der seine geliebte Schwester verloren hatte?

„Oh, diese Verwirrung auf ihrem Gesicht ist wirklich eine Wohltat“, flüsterte Takeno-kun hämisch. „Aber ich werde mich hüten, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen. Das würde mir nämlich den ganzen Spaß verderben.“

„Sie sind doch krank“, brachte der Älter mit zittriger Stimme hervor. Es kostete viel Kraft sich nicht auf den anderen Mann zu stürzen und ihm einen ordentlichen Schlag ins Gesicht zu verpassen. War wurde denn noch von ihm verlangt? Er bereute doch. Hatte gesessen für seine Tat. Das hieß aber noch lange nicht, dass er sich solche Psychospiele gefallen lassen musste. Kyo sprang auf. Er musste jetzt Kaoru finden. Damit dieser wieder sagen konnte, dass alles gut werden würde. Damit er ihn aus diesem Strudel, der ihn zu ertränken versuchte, retten konnte. Nochmals sah er den Bruder an. Verständnislos und abgestoßen. „Sie sind krank“, wiederholte er, ehe er sich abwandte und sich aufmachte den Wartebereich zu verlassen. Irgendwo in diesem Gebäude musste Kaoru doch sein. Aber er kam nicht weit. Nach zwei Schritten stand eine junge Beamtin vor ihm, die sowohl ihn, als auch Takeno-san darum bat ihr zu folgen. Sie führte die beiden Männer zu Kommissar Moris Büro, wo dieser bereits zusammen mit Kibo-san und Kaoru auf sie wartete.

„Setzen sie sich doch bitte.“

Während der Bruder der Aufforderung nachkam, lehnte Kyo ab. Im Moment wollte er lieber stehen, als ein weiteres Mal neben dieser kranken Person zu sitzen. Sein Kopf schwirrte noch immer von all den Fragen, die der Andere mit dem Gesagten aufgeworfen hatte.

„Nun gut“,meinte Mori-san, der zwar ein wenig erstaunt darüber war, sich aber auch nicht weiter daran störte. „Kommen wir nun zu der Anzeige.“ Er öffnete eine Akte, die er zu diesem Fall angelegt hatte und nahm einen Zettel daraus an sich, den er seinen beiden Verdächtigen zugewandt auf den Tisch legte. „Dies hier ist die schriftliche Aussage einer Zeugin, die Sie, Niimura-san, völlig entlastet. Daher werde ich die Anzeige als nichtig erklären.“

Ein Glück, dass Kaoru noch immer so gute Reflexe hatte, denn sonst hätte Kyo Bekanntschaft mit dem Fußboden gemacht, so erleichtert war er über diese Neuigkeit. Jemand hatte sie gesehen. Und hatte sich die Mühe gemacht dies der Polizei zu erzählen. Er musste also nicht wieder gehen. Konnte hier bleiben. Hier, bei den Menschen, die ihn liebten.

„Was Sie angeht, Takeno-san“, wandte sich der Ermittler an der eben diesen, „so habe ich mir erlaubt eine Anzeige gegen Sie zu stellen. Wegen Schändung eines Grabes, Irreführung der Polizei und wie es mir scheint, haben Sie noch ein paar interessante Details zu einem anderen Fall.“ Er tätigte ein paar Klicks mit seiner Computermaus und drehte dann den Monitor zu den anderen Anwesenden herum. Zu sehen war der Wartebereich von vor wenigen Minuten und dazu wurde eine Tondatei abgespielt, die das Gespräch wiedergab, welches sie eben noch geführt hatten.

„Sehen Sie den Mann, der da hinter ihnen sitzt und betont gelangweilt durch die Gegend schaut?“, fragte er die beiden Neuankömmlinge. „Das ist einer unserer Beamten, den wir mit einem Mikrofon ausgestattet haben. Nachdem ich die Zeugenaussage gehört und diese sich mit dem widersprochen hatte, was Sie ausgesagt haben, Takeno-san, hatte ich instinktiv das Bedürfnis mir ein Gespräch zwischen ihnen beiden anzuhören. Außerdem habe ich das Ergebnis der Spurensicherung erhalten. Man fand einen Teilabdruck. Von ihnen, Takeno-san.“

„Unmöglich“, brauste dieser auf. „Ich habe doch Handschuhe-“

Siegessicher stand Mori-san auf und ging um den Tisch herum. „Anscheinend haben Sie die Dose aber mal berührt, als sie keine getragen haben. Hiermit verhafte ich Sie, Takeno Hiroaki, wegen der eben genannten Vergehen. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“ Und während er noch den Rest des Textes herunter ratterte, fing Kyo erst richtig an zu begreifen, was hier gerade geschah. Dieser Mann hatte wirklich die Ruhestätte seiner eigenen Schwester mutwillig zerstört, nur um ihn in Bedrängnis zu bringen.

„Das ist alles Ihre Schuld“, schrie der Bruder mittlerweile und wehrte sich gegen den eisernen Griff des Beamten. „Warum sind Sie auch nicht wieder in den Knast gegangen, nachdem ich diese kleinen Mistbälger dazu angestiftet habe, dem Laden Ihrer Freunde einen Besuch abzustatten? Eigentlich hätten Sie förmlich darum betteln müssen, wieder zurück gehen zu dürfen. So labil, wie Sie sind, hätte das doch reichen müssen!“

Derweil hatte es Mori-san geschafft, den Verhafteten aus seinem Büro zu zerren und an ein paar Kollegen zu überreichen, die diesen fürs Erste in eine Zelle brachten.

„Dann war er das also doch“, murmelte Kyo, der kalkweiß in Kaorus Armen hing und auf einen willkürlichen Punkt im Raum starrte. Seine Finger bohrten sich tief in das Fleisch seines Freundes. „Der Laden... der Spruch... er hat...“ Wie hatten Die und Toshiya ihm nur jemals verzeihen können? Wie hatten sie ihm verzeihen können, dass ihnen nur wegen seiner Anwesenheit so viel Schaden zugefügt worden war?

„Ganz ruhig, Kyo. Ganz ruhig. Es ist doch schon wieder alles in Ordnung. Das ist Monate her. Man sieht doch gar nichts mehr davon.“ Kaoru konnte ein Seufzen nicht verhindern. Das heute war wirklich ein Tag, der mehr an seinen Nerven zerrte, als andere. Wie das bei Kyo war mochte er sich gar nicht vorstellen. „Ganz ruhig. Denk lieber daran, dass du auch weiterhin bei uns bleiben darfst. Dass du nicht alles aufgeben musst. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Hm? Sag schon.“

In der Zwischenzeit hatte sich Kommissar Mori zu Kibo-san gestellt, dabei die beiden Männer vor sich nicht aus den Augen gelassen. „Können Sie mir vielleicht sagen“, flüsterte er, „worum es da gerade geht?“

Der Hellbraune seufzte und erklärte in einigen Sätzen, das Wenige, was er wusste. „Für Details werden Sie wohl einen Blick in die dazu gehörige Akte werfen müssen.“

„Ja, das werde ich wohl.“ Mit ein wenig Erleichterung stellte er fest, dass Kyo ein wenig mehr Farbe ins Gesicht bekommen hatte. Dieser Mann erregte schon so etwas wie Mitleid in ihm. Zwar kannte er dessen Geschichte nur im Groben, hatte sich auf dem Weg zum Tatort und durch Kibo-san über ihn informiert, aber eines merkte er nur zu deutlich: Das war kein skrupelloser Mörder. Kein Mensch ohne Sinn für Anstand und Moral. Noch nie war ihm jemand untergekommen, der sich nach all den Ereignissen so dermaßen selbst zu hassen schien, wie er sich ans Leben klammerte.

„Ich will nach Hause, Kaoru.“ Kyo wollte seine Ruhe, um über alles nachdenken zu können. Damit er seine Gedanken ordnen, eventuell sogar aufschreiben konnte. Das half. Das hatte es immer. „Bitte. Bring mich nach Hause.“ Denn alleine würde er es gerade nicht einmal schaffen aufzustehen. Geschweige denn, den Weg Heim finden.

„Natürlich, Kyo“, versicherte ihm der Ältere, sah aber vorsorglich zu dem Kommissar. „Wir werden hier doch nicht mehr gebraucht, oder?“

„Nein, fürs Erste nicht. Aber ich werde natürlich auf Sie zurück kommen, wenn ich noch Fragen habe.“

„Versteht sich von selbst.“ Mit Kyo, der sich immer noch an seine Arme klammerte, stand der Gitarrist wieder auf, verabschiedete sich von den beiden anderen Männern, bei denen er sich auch noch wegen ihr Hilfe bedankte. „Hatte ich es dir nicht gesagt? Alles wird wieder gut.“ Aber der Jüngere sprang nicht auf die Versuche ein Gespräch in Gang zu setzen an. Zum Glück kannte Kaoru derartiges Verhalten bereits von ihm. Die Frage war nur: Konnte er ihn in diesem Zustand alleine lassen? Denn so ungern er es auch tat, aber er musste ins Büro zurück, Termine einhalten. Ob sich Daisuke oder Toshiya von ihrem Laden trennen konnten? Würde er telefonisch anfragen, sobald er ihren Sänger sicher in dessen vier Wänden abgesetzt hatte. Es wäre ja schon ausreichend, wenn sie sich in eine Ecke setzten, eine Tasse Tee trinken und hin und wieder ein Auge auf ihr Sorgenkind warfen. Nach einer kurzen Fahrt standen sie auch schon vor dem Wolkenkratzer, in dem der Sänger wohnte.

„Na komm. Wir sind bei dir“, sagte Kaoru, als der andere keine Anstalten machte sich von seinem Platz zu erheben, als er selbst schon lange ausgestiegen und um den Wagen herum gegangen war. „Na los, Kyo. Steig aus.“ Zu viele Gedanken, die in seinem Kopf kreisten und ihn alles andere ausblenden ließen. Seufzend löste der Gitarrist den Gurt und zog den Freund aus seinem Gefährt heraus, um ihn anschließend nach oben zu bringen. „Du kannst einem wirklich Kopfschmerzen bereiten weißt du das?“ Doch noch immer schien er keinen Drang zu sprechen zu haben. „Kannst du denn wenigstens schon mal deinen Wohnungsschlüssel hervorholen?“, fragte er dann noch, als sie im Fahrstuhl auf dem Weg nach oben waren. Ewig lange wollte er dann auch nicht vor einer verschlossenen Tür stehen. Geschweige denn selbst nach den Schlüsseln in den Taschen seines Freundes suchen. Jedoch schien diese Frage es durch das Gedankenchaos hindurch geschafft zu haben. Immerhin griff jener in seine Jackentasche, aus der er seinen Schlüsselbund zog und dem Größeren hin hielt, welcher ihn sogleich entgegen nahm. Auf der entsprechenden Etage angelangt ging Kaoru voraus, um die Tür aufzuschließen. Doch kaum war die Tür geöffnet kam ein kleines Mädchen auf ihn zu gerannt, stoppte aber mit großen Augen zwei Meter vor ihm.

„Du bist nicht Onkel Kyo“, kam es skeptisch von ihr. Sie richtete ihren Blick auf den zweiten Mann, der eintrat. „Du bist Onkel Kyo.“ Stürmisch rannte sie auf genau diesen zu und klammerte sich an dessen Bein.

„Sae?“ Kyo kämpfte sichtlich mit seiner Verwirrung, aber die Erkenntnis, dass hier wirklich die Tochter seiner Nachbarin an ihm hing, schob all die anderen konfusen Gedanken bei Seite. „Stimmt ja. Du und deine Mutter haben hier auf mich gewartet.“ Nach dem Ereignis hatte er das völlig verdrängt. Tomoko hatte heute ebenfalls einen freien Tag und hatte ihm vorgeschlagen diesen soweit gemeinsam zu verbringen.

Diese stieß in diesem Moment zu ihnen. „Wo warst du denn Kyo-kun? Oh.“ Sie begrüßte Kaoru und stellte sich ihm vor, da sie ihm noch nicht persönlich begegnet war. „Wir haben mit dem Essen auf dich gewartet“, wandte sie sich wieder an den Sänger.

„Und ich hab großen Hunger“, meldete sich das kleine Anhängsel. „Du wolltest doch nur ganz kurz weg sein.“

„Tut mir Leid, Sae. Da ist etwas... dazwischen gekommen. Darum war ich so lange weg.“ Er warf einen bedeutungsvollen Blick zu der Frau vor ihm. Einen, der ihr zeigte, dass dieses Etwas negativ war.

„Ich bring dann mal das Essen auf den Tisch. Möchten Sie mit uns Essen Niikura-san?“

„Ich würde sehr gerne, aber ich muss leider wieder zurück ins Büro. Aber vielen Dank für das Angebot“, lehnte er ab und wandte sich wieder zum Gehen um, übergab dabei seinem jüngeren Freund dessen Schlüssel. „Ich melde mich nachher bei dir, okay?“

„Okay.“

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, entledigte sich Kyo seiner Jacken und seinen Schuhen.

„Wollen wir beide den Tisch decken, Sae?“ Eifrig nickte die Kleine. „Gut, dann geh doch schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Kyo sah ihr hinterher, wie sie Richtung Küche flitzte, dann wandte er sich an Tomoko, die er erst mal fest in die Arme schloss. „Das war ein grauenvoller Tag.“

Mitfühlend erwiderte sie die Umarmung, hauchte einen schüchternen Kuss auf Kyos Wange, strich ihm beruhigend über den Rücken. „Lass uns erst mal Essen, dann erzählst du mir, was passiert ist, ja?“

„Ja.“ Vielleicht konnte sie ihm ja helfen das Chaos in seinem Kopf zu sortieren. Zu ihr hatte er einfach diese besondere Beziehung. Diese besondere Vertrautheit. Das gab ihm ein gutes Gefühl. „Danke.“

„Wofür?“

„Dafür, dass hier bist.“ Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, ehe er die Frau in seinen Armen küsste.

In dem Moment kam Sae wieder. „Iiih. Was macht ihr denn da?“

Sofort stoben die beiden auseinander und sahen verlegen in jede Richtung, nur nicht in die, in der der Andere war.

„Habt ihr euch geküsst?“, fragte sie und sah mit ihren großen, neugierigen Augen von einem Erwachsenen zum anderen. Dann ging sie auf Kyo zu, verlangte, von ihm auf den Arm genommen zu werden. Er tat ihr den Gefallen und bekam von ihr ebenfalls einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Ich hab dich lieb, Onkel Kyo.“

„Danke Kleines.“

„Wirst du denn jetzt mein neuer Papa?“

Eine Frage, die sehr überraschend kam und die beiden Erwachsenen völlig überrumpelte.

„Eto... das... Wir wollten den Tisch decken, richtig?“ Damit brauste er, Sae immer noch auf dem Arm tragen Richtung Küche davon, warf Tomoko einen entschuldigenden Blick zu. Er wollte, nein, konnte ihr die Frage nicht beantworten. Nicht eindeutig. Dabei konnte er nicht leugnen, dass er es gerne wäre. Doch wollte Tomoko das auch? Sie küssten sich zwar und ihnen war die Anwesenheit des Anderen nicht unangenehm, im Gegenteil, aber bis jetzt hatten sie nie darüber gesprochen, was für eine Art von Beziehung das zwischen ihnen war. Das würde er aber so bald wie möglich nachholen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KenTsu
2012-10-11T07:07:57+00:00 11.10.2012 09:07
So meine Liebe, da ich jetzt ENDLICH wieder richtig i-net hab kann ich ich auch wieder fleißig meinen kommentar zu meiner lieblingsFF abgeben.

ich mag deinen kommissar mori. voll genial wie er den bruder reinlegt und kyo doch irgendwie gleich von anfang an glauben schenkte. echt super.
und auch kibo is echt freundlich das er auch gleich kyo glaubte als der ihn anrief.
ich bin auch stolz auf kyo hier in diesem kappi, das er zu kaoru gefahren is und nicht nach hause zeigt doch nur immer mehr das er wieder mit jemanden reden will ohne sich gleich wieder zurückzuziehen.

die aktion in der kaoru kyo am ohr packte um ins revier rein zu gehen mußte doch einfach nur sein, oder? so konnte kaoru kyo wenigstens wieder ein bißchen näher an die im moment herrschende realität bringen.

so d.w. für heute und bis zum next chap.

megaliebe grüße von mir.
Von:  Astrido
2012-09-24T17:54:22+00:00 24.09.2012 19:54
ein gutes kapitel. endlich hat das schwein bekommen, was er verdient hat!
dann kann dir en grey ja wieder durchstarten^^
lg
yuura


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