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Schlaflos

Der Albtraum endet nie...
von

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Musik ist unsere Luft

Einen Monat nach der Hochzeit saßen die fünf Musiker mal wieder in ihrem Proberaum und stimmten Kyos Texten mit den fertigen Stücken ab. In den letzten Wochen war der Sänger sehr kreativ gewesen und hatte einiges niedergeschrieben und auch fertig ausgearbeitet. Sie waren zwar auch nicht wirklich das, was man fröhlich nennen konnte, aber nach seiner Begegnung mit Tomoko und ihrer anschließenden Beichte bekam er keine anderen hin. Nichtsdestotrotz waren es schöne Texte, in die er viel Gefühl hinein gelegt hatte.

„Du hast es wirklich nicht verlernt“, schmunzelte Kaoru, als sie gerade das erste Mal einen der neuen Songs komplett durchgespielt hatten. Die Melodie hatte ihm persönlich schon immer am Besten gefallen, aber ergänzt, nein vervollständigt mit Kyos Gesang, mauserte es sich gerade zu einem seiner absoluten Lieblinge. Wenn sie so weitermachten, dann konnten sie bald mit ersten Aufnahmen beginnen. Vielleicht auch mal ein Album herausbringen. Aber da dachte er wohl noch zu weit in die Zukunft. Sie mussten langsam machen. Schritt für Schritt. Nur nicht zu viele Gedanken auf ein Mal. Jetzt stand der Spaß an der Musik im Vordergrund. Und der sollte niemals zu kurz kommen.

Daisuke stellte seine Gitarre zur Seite und lockerte einmal seine Handgelenke. „Ohne allzu selbstverliebt zu klingen, aber wir sind gut, sind wir?“

„Sind wir“, grinsten Toshiya und Shinya und kamen nach vorne.

„Ach, ihr spinnt doch. Meine Stimme ist immer noch nicht wieder voll da.“ Zumindest er fand, dass sie sich nicht mehr so anhörte wie damals.

„Sei nicht so bescheiden, Kyo. Du hast immer noch eine fantastische, fesselnde Stimme. Eine, die immer noch verzaubert“, munterte Shinya den Älteren auf.

Auch Kaoru stellte seine Gitarre zur Seite. „Lasst uns eine kleine Pause machen. Die haben wir uns verdient.“

Damit kletterten die Fünf von der kleinen Bühne. Die und Toshiya gingen nach draußen zum Rauchen, während Kaoru in die Küche an den Kühlschrank ging, um für sich und die anderen Beiden, die es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten, etwas zu trinken zu holen.

„Hey, Kyo. Erzähl mal, wie bist du auf den Text gekommen?“, fragte Shinya und schien ein wenig nervös zu sein.

„Warum fragst du?“

„Nun, er ist ja doch ein wenig... düster. Traurig.“

„Was willst du damit sagen?“

„Ich würde nur gerne wissen: Ist alles in Ordnung bei dir?“ Zwar wirkte Kyo nicht so, als würde er sich jeden Moment etwas antun. Doch man sollte besser auf Nummer sicher gehen. „Ist irgendwas passiert?“

So allmählich wurde auch Kaoru neugierig. Schließlich wusste er erfahrungsgemäß, dass man Shinyas Intuition trauen konnte. Er reichte die Getränke an die anderen Beiden weiter und nahm Platz, seine Ohren gespitzt, damit ihm auch nicht entging, was Kyo sagen würde.

Kyo nahm einige Schlucke aus der Flasche, merkte deutlich, wie die kühle Flüssigkeit wohltuend durch seinen Hals floss. Und wie beantwortete er jetzt die Frage ihres Drummers, ohne zu viel zu verraten? Immerhin konnte er sich denken, dass es Tomoko-san unangenehm war, wenn er jedem von ihrem Problem erzählen würde. Aber mit „Es ist nichts“ konnte er sie auch nicht abwimmeln. Am besten sagte er die Wahrheit, behielt nur genauere Details für sich. Er setzte die Flasche ab und fing an: „Als ich von Daisukes Hochzeitsfeier wieder kam, da fand ich meine Nachbarin weinend vor ihrer Haustür sitzen.“

Ein wenig geschockt sahen sich Kaoru und Shinya an und fragten sich, was das passiert war. Man saß ja nicht alle Tage im Flur eines Hochhauses und weinte. Nicht einmal mitten in der Nacht.

„Sie hatte eine Auseinandersetzung mit ihrem Ex. Eine der etwas übleren Sorte.“ Das war schon ein Detail zu viel, fürchtete er. „Ich hab sie dann mit in meine Wohnung genommen und ihr ein wenig Trost gespendet“, nuschelte er und sah Richtung Boden.

Seine beiden Freunde konnten sich trotz allem ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

„Jedenfalls“, fuhr Kyo fort und sah zu dem Jüngeren, „hat mich das, was ihr passiert ist zu dem Text inspiriert. Ihr seht also, kein Grund sich um mich Sorgen zu machen.“

„Gut“, meinte Shinya. „Entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht.“

„Mach dir keine Vorwürfe. Ich weiß doch, dass ihr Angst habt, dass sich das Drama von damals wiederholt. Ich habe schon mit solchen Fragen gerechnet. Immerhin ist der Text wirklich ein wenig depressiv.“ Aber wann waren sie das nicht gewesen? All seine Texte bestanden in erster Linie aus Schmerzen und Tränen. Aber vielleicht schaffte er es auch mal einen positiven Text zu verfassen. Nur schrieb es sich meistens leichter, wenn man sich schlecht fühlte. Weil man sich dann alles einfach von der Seele schreiben wollte.

Die und Toshiya kamen wieder in den Raum und ließen sich auf die freien Plätze fallen, nachdem sie sich etwas zu trinken besorgt hatten.

„So sehr ich unsere Proben in den letzten Jahren auch vermisst habe, so schön finde ich es, wenn wir eine Pause machen“, grinste Die und öffnete seine Getränkeflasche.

„Aber die Proben würde ich für nichts in der Welt wieder hergeben wollen.“

„Ich denke, das würde keiner von uns, Toshiya“, pflichtete ihm Shinya bei. „Keiner von uns.“

„Irgendwelche Vorschläge, welche Songs wir heute noch spielen wollen?“, erkundigte sich Kaoru, nachdem er einen weiteren Schluck aus seiner Flasche genommen hatte.

„Ich würde gerne den Song von gerade noch einmal durchgehen“, sagte Kyo und sah in die Runde. „Der ist zwar schon wirklich gut, aber ich hab das Gefühl, dass da noch eine Kleinigkeit fehlt. Etwas, dass diesen hervorragenden Song zu einem atemberaubenden Song macht.“

„Dann möchte ich aber, dass wir einmal Myaku spielen.“

„Wie kommst du denn jetzt auf Myaku, Die?“ Da konnte sich Shinya keinen Reim drauf machen. Immerhin war dieses Lied doch schon sehr alt.

Doch der Gitarrist zuckte einfach nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. War mir gerade so in den Sinn gekommen.“

„Wird aber schwer ohne die zusätzlichen Einspielungen. Dann hört es sich nicht mehr so an, wie es sollte“, warf Toshiya ein, woraufhin er von den anderen drei ein zustimmendes Nicken erhielt.

„Ich habe nie verlangt, dass wir es so spielen müssen, wie wir es damals veröffentlicht haben. Nur, dass wir es mal wieder spielen. Einfach so. Wir haben schon so lange nicht mehr.“

„Gut, merken wir uns das. Sonst noch wünsche?“ Fragend sah Kaoru zu Shinya und Toshiya.

Schließlich hatten die beiden noch keinen Wunsch geäußert.

Toshiya grinste: „Mir ist herzlich egal, was wir noch spielen. Von mir aus können wir auch alles noch mal durchgehen, was wir je veröffentlicht haben.“

Shinya dagegen überlegte, tippte dabei mit seinem Zeigefinger immer wieder gegen sein Kinn.

„Kannst du dich nicht entscheiden?“, wurde er von Daisuke geneckt.

Mit einem wissenden Lächeln sah der Drummer zu dem Älteren herüber: „Doch, kann ich.“

„Und?“, erkundigte sich Kyo, „Welches ist es geworden?“

„Yokan.“

Kaoru lachte laut auf: „Ihr kramt heute aber auch tief in der Songkiste.“ Neugierig sah er zu Kyo: „Das Wichtigste wäre jetzt nur: Kannst du die Texte noch? Oder willst du sie dir noch mal gerade durchlesen?“

Doch ihr Sänger schüttelte den Kopf und meinte zuversichtlich: „Ich denke, es wird so sein, wie bei 'The Final' damals. Sobald ich die Melodien höre, werden die Texte von alleine kommen.“ Sollte er wieder erwarten doch stocken hatte er ja immer noch sein Buch. Doch er vertraute sich in diesem Punkt.

Sich streckend erhob sich Shinya von seinem Platz. „Und womit fangen wir an?“, fragte er voller Tatendrang und sah in die Runde, was Kyo dazu bewegte ebenfalls aufzustehen und zu der kleinen Bühne zu gehen. „Ich bestimme, dass wir jetzt mit 'Drain Away' anfangen.“ Mit einem verschmitzten Lächeln sah er die Anderen an. „Ich habe nämlich Lust den Song zu singen.“

„Dann los.“ Und kaum hatte Kaoru diesen Startschuss gegeben, stürmten alle auf ihre Plätze.
 

Einige Zeit später verabschiedeten sich die Jungs von einander und Kaoru brachte Kyo nach Hause. Er setzte den Jüngeren vorm Gebäude ab, wünschte ihm noch einen schönen Abend und fuhr dann selbst nach Hause zu seinen beiden Prinzessinnen. Der Nachmittag war toll und die Proben machten ihm auch unheimlich viel Spaß, aber er liebte auch die Zeit mit seiner Familie. Dass diese ihn ebenso liebten und vermisst hatten, bewies ihm seine Tochter wieder einmal aufs neue, als sie ihm entgegen gestürmt kam, sobald er die Wohnung betrat.

„Hallo, meine Süße.“ Freudestrahlend hob er sie hoch und drückte sie fest an sich. „Ich hab dich auch vermisst.“ Ihre kleinen Ärmchen schlangen sich um seinen Hals.

„Ich hab dich lieb, Papa.“

„Ich habe dich auch lieb, Moe.“ Stolz drückte er der Kleinen einen Kuss auf die Wange.

„Werde ich schon wieder ausgelassen?“

„Aber nein, Schatz.“ Schmunzelnd ging Kaoru auf seine Frau zu, um welche er seinen freien Arm legte. „Da bin ich wieder.“

„Sehr schön.“ Mit einem Lächeln schmiegte sich Itoe an ihren Mann und zog ihn in einen liebevollen Kuss. „Hattet ihr denn Spaß bei eurer Probe?“

„Ja, den hatten wir.“

„Papa, spielst du was mit mir? Bitte, bitte.“ Mit vorgeschobener Unterlippe sah das kleine Mädchen zu ihrem Vater. Sie wollte Zeit mit ihm verbringen.

Dass er heute Nachmittag lieber bei den anderen Erwachsenen und vor allem diesem komischen Onkel sein wollte, ging ihr sowieso nicht in den Kopf. Da musste sie ihn doch jetzt erst recht für sich beanspruchen.

„Aber erst nach dem Abendessen. Ich stehe mir doch nicht umsonst die Beine in den Bauch und koche, nur damit ihr zwei nichts esst.“ Itoe löste sich von ihrem Mann und ging schon mal vor, um das gekochte Essen aufzutischen. „Kommt ihr?“

„Sind unterwegs“, rief Kaoru. „Na komm, Prinzesschen“, lachte er und hob seiner Tochter von seiner Schulter, klemmte sie sich unter den Arm. Lachend ging er mit ihr zu Esszimmer, wo er sie wieder absetzte.

„Setzt euch“, ordnete Itoe an und brachte die letzte Schüssel auf den Tisch. „Lasst es euch schmecken, ihr Tiger.“

Ein zweistimmiges „Raaawwwr“ war die Antwort.
 

Etwa zwei Stunden später saßen Kaoru und seine Angetraute aneinander gekuschelt auf dem Sofa und genossen ihre Zweisamkeit.

„Es war schön, Kyo heute wieder zu sehen. Er scheint richtig aufzublühen seit er wieder zurück ist. Das ist ein beruhigendes Gefühl.“

„Das freut mich.“

„Er flirtet sogar schon wieder.“

„Wirklich?“ Wie hellhörig Frauen doch immer wurden, wenn es Tratsch ging...

„Mit seiner Nachbarin. Nur merkt er es selbst noch nicht einmal“, merkte Kaoru schmunzelnd an. „Ich wünsche mir, dass er ein bisschen Glück findet.“

„Den Wunsch musst du dir aber bis Weihnachten aufheben.“

„Wieso denn das?“ Jetzt war er aber doch verwundert und neugierig zugleich.

„Naja“, fing Itoe an und richtete sich ein wenig auf, um ihrem Mann einen kleinen, unschuldigen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Zum Geburtstag hast du dir gewünscht, dass er wieder bei euch sein kann. Wenn du dir jetzt wieder was für ihn wünschen willst, dann musst du bis Weihnachten warten.“

„Und wenn ich nicht so lange warten will?“

„Tja, dann musst du wohl Kyo-kun vertrauen, dass er das auch alleine hinkriegt.“

„Muss ich wohl“, erwiderte er grinsend und zog seinen Schatz ganz nah an sich ran, küsste sie innig. „Weißt du, worauf dein Tiger jetzt Lust hätte?“, fragte der Schwarzhaarige mit einem zweideutigen Grinsen.

„Oh, ich kann es mir denken“, antwortete sie mit einem ebenso zweideutigen Lächeln. „Komm her, du Tiger.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Astrido
2012-04-04T18:00:37+00:00 04.04.2012 20:00
ein schönes ruhiges kapitel. bin aber echt gespannt, wo die ff noch hingehen wird.
shinya is süß.
lg
yuura
Von: abgemeldet
2012-04-04T07:38:56+00:00 04.04.2012 09:38
*lächel*
das Kapitel gefällt mir, ohne großen Schnickschnack und auch eins, in dem nicht allzu viel passiert - was einem auch mal die Chance gibt, durchzuatmen :)
Es war eine schöne Beschäftigung beim Frühstück und ich warte auf mehr :D



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