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Schlaflos

Der Albtraum endet nie...
von

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Freude

„Überraschung. Ich bin ab heute wieder ein freier Mann.“
 

„Kyo, keine Scherze. Das macht mein Herz nicht mehr mit“, sagte Kaoru und starrte die Wand an. Sein Kopf wollte nicht wirklich glauben, was ihm da von den Ohren gesendet wurde.

„Ich bitte dich, Kaoru. Mit so was macht man keine Scherze. Vor allem ich nicht.“

„Dann bist du also wirklich…?“

„Ja, Kaoru, ich bin raus aus dem Knast.“

Jetzt musste sich der Älteste der Fünf erst mal setzen, denn durch diese Nachricht waren seine Knie ganz weich geworden. Noch schlimmer als damals, als er seine Tochter zum ersten Mal im Arm halten durfte. Und das hatte ihn schon überwältigt.

Den anderen Dreien erging es nicht viel anders, nur dass sie sich noch aufrecht halten konnten.

„Hallo? Kaoru? Jungs? Ist noch einer von euch da?“

Die fasste sich als Erster und nahm dem älteren Schwarzhaarigen das Telefon aus der Hand. „Wir…Wir sind alle noch da, Kyo. Wir sind nur gerade…“

„Geschockt? Überwältigt?…Fassungslos?“

„Fassungslos kannst du laut sagen. Fassungslos darüber, dass sie dich noch nicht eher haben gehen lassen!“ Der Gitarrist fand sich allmählich wieder. „Und wo steckst du gerade? Von wo aus rufst du an?“

„Na ja, eigentlich-“

„Die Minute ist vorbei, Niimura. Jetzt leg auf!“

„Einen Moment noch“, rief Kyo, war ein wenig selbstsicherer als vorhin und man konnte leichten Trotz aus seiner Stimme hören. Das Warumono spürte, dass es bald wieder es selbst sein konnte. „Okay, ich mach’s kurz. Leute, ich hocke hier noch im Gefängnis, aber nur noch diese eine Nacht. Denn ganz offiziell ist es noch nicht wirklich. Ab morgen gilt meine Bewährung und so lange muss ich eben hier bleiben. Ich wollte nur fragen, ob… kann mich einer von euch abholen?“

„Klar“, antwortete Die und kämpfte mit den Tränen. „Wir sind morgen da. Verlass dich auf uns.“

„Okay, bis morgen dann“, meinte Kyo und war hörbar erleichtert über diese Antwort. „Ich…freu mich scho-“ Und damit war das Gespräch beendet. Oder besser gesagt unterbrochen, aber Die konnte sich denken, was Kyo gesagt hatte und ihm schossen noch mehr Tränen in die Augen. Überglücklich legte er auf, sah dann reihum von Einem zum Anderen, ehe er einen Freudenschrei mit dazu gehörigen Luftsprüngen nicht mehr unterdrücken konnte. Völlig überdreht hängte er sich an Toshiya, der davon erst mal das Gleichgewicht verlor. Jener wollte sich noch an Shinya festhalten, doch letztendlich landeten alle Drei auf dem Boden.

„Ich freu mich so. Ich freu mich so“, sagte Die immer wieder mit einem Quietschen in der Stimme, dass man ihn glatt für ein Fangirl halten konnte, welches gerade den Fanservice zwischen ihren Lieblingsmusikern miterleben durfte. „Wir kriegen ihn wieder. Wir kriegen ihn wieder. Man, ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können vor Freude.“

„Es wäre mal ganz schön, wenn uns einer erzählen könnte, worum genau es geht“, forderte Yoshiki auf, der in der Zwischenzeit vom Tisch aufgestanden war und sich neben Kaoru über die Sofalehne gebeugt hatte. „Dass es um den Sängerzwerg geht hab ich wohl mitgekriegt, nur aus dem Rest werde ich nicht ganz schlau. Ich bin zwar ein wenig betagt, aber mein Gedächtnis funktioniert noch und das sagt mir: Der Vorfall liegt, in Anführungszeichen, erst fünfzehn Jahre zurück.“

Kaoru, der aus seiner Starre allmählich erwachte, nickte und wandte dann seinen Kopf dem langjährigen Freund und Supporter an. „Dein Gedächtnis hat Recht. Es ist in etwa fünfzehn Jahre her, seit Kyo…“, der Jüngere schaffte es noch immer nicht das zu sagen - und dass seit besagten 15 Jahren. „Aber er hat angerufen und gesagt, dass er wieder ein freier Mann ist.“

„Das ist er auch. Im Großen und Ganzen gesehen“, mischte sich Die ein und ließ von den anderen Beiden ab, als er sich wieder aufsetzte. „Der Rest seiner Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, soweit ich das eben verstanden habe. Und morgen ist das Ganze dann offiziell und rechtens.“

„Wenn das mal kein Geburtstagsgeschenk ist, dann habe ich noch nie ein Schlagzeug angefasst“, grinste der ältere Schlagzeuger, „Sowohl für dich, Kaoru-kun, als auch für Kyo-kun.“

Ersterer nickte und lächelte: „Und was für eins.“

Toshiya, der sich derweil wieder sortiert hatte, stützte sich mit dem Ellenbogen auf Kaorus Knie ab und sah ihn von unten herauf an. „Hat das Auspusten der Kerzen heute Nachmittag wohl doch was gebracht, hm?“

„Nicht nur die von Kaoru heute, würde ich vermuten“, lächelte Shinya und legte den Kopf schief, „Wohl eher die von uns allen in den ganzen letzten Jahren.“

Die stand auf und streckte sich einmal ordentlich. „Normalerweise würde ich das ja begießen, aber ich hab Kyo eben versprochen, dass wir ihn abholen.“

„Ob er schon eine Ahnung hat, wo er hingeht, wenn er draußen ist?“, grübelte Shinya und sah die anderen Drei an. „Schließlich konnten wir nichts ausrichten, als sein Mietvertrag aus lief. Außer, dass wir sein ganzes Zeug da vorher raus geholt haben, ehe der Mieter das auch noch mit verscherbelt hätte.“

Daraufhin grinste Toshiya: „I wo. Der kommt fürs Erste mit zu mir. Schließlich hab ich noch das Zimmer frei, was ursprünglich mal für das zweite Kind gedacht war, welches Akemi so gerne wollte.“ Bei der Erwähnung ihres Namens huschte ein Hauch von Trauer über sein Gesicht. Er vermisste sie eben doch. Sie und die Zeit, die sie zusammen verbracht haben.

Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, legte Die einen Arm kumpelhaft um die Schulter des Jüngeren. „Dann wäre das auch geklärt und Kyos Rückkehr steht soweit nichts mehr im Wege. Hab ich Recht?“
 

Ungeduldig standen sie, an Kaorus Wagen gelehnt, einige Meter vor dem großen Gebäude, in dem ihr kleiner Freund seine letzten 15 Jahre verbracht hatte. Eine Zigarette nach der Anderen fand ihren Tod und selbst Shinya war kurz davor sich eine geben zu lassen, damit er diese unangenehme Nervosität los wurde. Blöd, dass sie keine Uhrzeit von dem Kleinen bekommen hatten und dumm, dass im Moment keine Besuchszeit war, weshalb man sie nicht hinein ließ, obwohl sie mit den Wächtern beinahe schon per du waren. Zudem war es auch noch nicht gerade warm.

Toshiya lag halb auf der Motorhaube und betrachtete den bewölkten Himmel, als er fragte: „Wollen wir dann gleich erst mal was essen gehen? Ich krieg nämlich Hunger und Kyo hat doch auch schon eine ganze Weile nichts anständiges gegessen, ne?“

„Warum nicht“, grübelte Kaoru. „Außerdem müssen wir seinen Geburtstag ja noch nach feiern.“

„Hab gar kein Geschenk für ihn“, murmelte Die bedrückt und vergrub seine Hände noch tiefer in den Taschen seiner Steppjacke.

„Baka“, rief Toshiya und schaute zu dem jüngeren Gitarristen rüber, „Wir sind hier. Das ist für ihn wohl das bedeutendste Geschenk, dass wir ihm machen können. Da kommt vermutlich nichts gegen an.“

„Hey, Jungs“, sagte Shinya plötzlich leise, fast ehrfürchtig und straffte die Schultern, während sein Blick starr auf das große Eingangstor des Gefängnisses gerichtet war. „Schaut mal da.“

Als man das Rattern von Metall hörte, richtete sich Toshiya auf und sah erwartungsvoll wie die Anderen nach vorne.

Das Tor öffnete sich und heraus trat eine kleine Person mit kurzem, schwarzen Haar, einen verstaubten Rucksack über der Schulter tragend und den Kopf gesenkt. Die Kleidung war offensichtlich seit längerem aus der Mode und passte auch nicht mehr ganz. Außerdem hatte sie hier und da ein paar Löcher. Aber es war unverkennbar, wer da auf sie zu kam.

Wie gelähmt standen die vier Männer an Ort und Stelle, überwältigt von allem, was emotional gerade auf sie einstürzte. Lediglich Toshiya schaffte es, nach einigen Sekunden seinen Beinen den Befehl zu geben los zu laufen.

„Kyo!“ Übermütig und Tränen überströmt nahm er seinen Freund fest in die Arme, fiel mit ihm zusammen beinahe auf den Boden. „Ich hab dich ja so vermisst.“

Jetzt fanden auch die anderen Drei wieder zur Besinnung und eilten auf den lang vermissten Freund zu, der sich erst einmal von jedem umarmen lassen und genauer unter die Lupe genommen werden musste, damit sie sicher gehen konnten, dass dies ihr Kyo war und dass der Anruf von gestern nicht nur eine Halluzination, ob des Alkohols und des Wunschdenkens, gewesen war.

„Du hast uns gefehlt, Kyo.“

„Ihr mir auch, Toshiya“, flüstere der ehemalige Sänger und sofort musste er sich auf die Unterlippe beißen, denn die ersten Freudentränen füllten auch seine Augen, bis sie schließlich über sein Gesicht rannen. „Mir hat sogar das hier gefehlt“, schluchzte er auf, denn bei allen Besuchen war immer diese dämliche Scheibe aus Plastikglas zwischen ihnen gewesen, die jeglichen Kontakt verhinderte.

Die Tränen des Kleinsten veranlasste die Anderen ihn nochmals liebevoll in den Arm zu nehmen. Ein wenig ironisch, wenn man bedachte, dass Kyo sich früher nicht so gerne umarmen und herzen ließ. Und dann während der Zeit damals vor 15 Jahren niemanden in seiner unmittelbaren Nähe wollte. Jetzt lechzte er geradezu danach, wollte wieder fühlen wie es war respektiert, beachtet und vor allem geliebt zu werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yusuke
2009-08-06T18:24:17+00:00 06.08.2009 20:24
Irgendwie hab ich total verpasst zu kommentieren...
[ich hab's gelesen gehabt und vergessen zu kommentieren.... egal... das hol ich jetzt nach^^'']
Endlich!!!!
Die Atmosphere, die du beschreibst ist einfach nur schön. Schön zu lesen und treibt einem wirklich fast die Tränen in die Augen... einfach weil es schön ist, dass nach der ganzen Vorgeschichte alle noch so zu Kyo halten und ihn nie wirklich vergessen haben.
....
sagst du mit beim upload wieder bescheid?? ^^''
Von:  -Youko
2009-06-29T21:08:31+00:00 29.06.2009 23:08
Haiii

Die FF ist ja voll toll.
Ich musste auch weinen als Kyo wieder aus dem Gefängnis kamm und alle zu ihm gerannt sind.
Ich bin ja mal gespannt wie das weiter geht.
Hab aber ne frage Warum war Kyo eig im Knast???
Bin gespannt ob das noch geklärt wird.

Liebe Grüß Youko♥
Von:  ScarsLikeVelvet
2009-06-27T12:50:20+00:00 27.06.2009 14:50
Hab jetzt gerade den Vorgänger und diese FF hintereinander weggelesen und muss sagen, ich hab ne Gänsehaut gekriegt.
Wirklich ne absolut geniale FF, die tierisch unter die Haut geht.
Ich bin gespannt, wie Kyo sich nach 15 Jahren im Knast so in der Außenwelt bewegt, was so mit ihm los sein wird und so.
Und wie die anderen sich verhalten...
der arme Kleine hat ja schon so viel gelitten *sich auf unknown... bezieh*
Kann dir echt nur ein dickes Lob aussprechen.

LG
Toto ^^
Von:  KenTsu
2009-06-23T04:32:21+00:00 23.06.2009 06:32
ja ich hab (wie konnte es anders sein?) auch geheult. hach das war soooo schön. hehe wie kao da zusammen sackte.
aber das beste für mich war das toto gleich sagte das der kleine bei ihm wohnen darf.
und wie sie ihn abgeholt haben -gleich noch mehr heulen muß-
ich glaube ja das es jedem so ergehen würde wie kyo.
wenn man 15 jahre im knast is und dann seine besten freunde wieder sieht läßt sich doch auch das "schlimmste" warumono drücken.
hach wie schön.

ps. danke für das auf die Bescheid-liste setzen.

bai bai bis zum nächtes kappi.


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