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Inspiration

Ka/Re
von

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The End

Kapitel 3
 

The End
 

Ich bin eingeschlafen.

Liege fröstelnd am Feuer, fühle mich matschig.

Es ist Abend.

Der Rest unserer kleinen Gruppe ist auch wieder zurück.

Max hält meine Hand.

‚Ich hätte so traurig ausgesehen!’, sagte er auf meinen fragenden Blick.

„Wo ist Kai?“, frage ich kleinlaut.

Vorhin war er noch da.

Bevor ich eingeschlafen bin.

Wieso lässt er mich alleine?

Bin ich ihm also doch zuwider?

„Er ist Kräuter suchen…. Wir haben die falschen mitgebracht…“, gesteht mir Tala, wuschelt mir durchs Haar.

Der Abend verläuft ruhig.

Es gibt Braten.

Ich esse nur wenig.

Takao kämmt mir die Haare durch, gibt sich Mühe mir nicht weh zu tun.

Max brüht mir Tee auf.

Tala und Brian schauen mich nur besorgt an.

Ich weiß nicht, ob es am Fieber liegt, aber ich fühle mich so taub.

Immer wieder schlafe ich ein.

Schrecke dann auf, wie als hätte ich einen Alptraum.

Es soll aufhören.

Doch das tut es nicht, niemals.

Wir reisen am nächsten Tag weiter.

Ich werde mit Fieber Huckepack getragen von keinem anderen als Kai.

Er sagt kein Wort.

Ich auch nicht mehr.

Ich versuche seine Wärme aufzusagen, versuche mich an ihr zu nähren.

Ich schlafe viel.

So vergehen drei Tage.

Bis auf Schlafen habe ich nicht viel gemacht.

Das Fieber ist zwar gesunken, aber immer noch da.

Die Stadt ist noch eineinhalb Tage entfernt.

Am nächsten Tag, ist mein Fieber so weit herunter gegangen, dass ich laufen kann.

Etwas mehr Freiheit.

Trotzdem bin ich geschafft.

Ich rede weniger.

Bin zu müde dazu.

Ich komme mir so nutzlos vor.

Zwei Tage lang hat man mich betüttelt, nun will ich frei sein.

So bin ich am Mittag, nachdem Kai ebenfalls abgehauen ist, einfach ausgebüchst.

Nun genieße ich die Mittagssonne.

Ich brauche Ruhe.

Vielleicht jage ich auch etwas.

Seufzend streife ich durch den Wald.

Eigentlich sollten wir schon heute Abend in die Stadt kommen, Abkürzung sei Dank.

Doch Kai hat plötzlich darauf bestanden, dass wir eine längere Pause machen.

Etwas seltsam.

Dennoch habe ich nicht nachgefragt.

Morgen sind wir also in der Stadt.

Dort trennen sich dann unsere Wege.

Dann verliere ich meine neuen Freunde.

Es macht mich zwar traurig, aber auch etwas glücklich.

Wenigstens habe ich jetzt Freunde.

Ich werde sie wiedersehen, wenn ich es will.

Mit einem Lächeln begrüße ich die Sonne, strecke mich im Licht und fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben glücklich.

Es ist verrückt, aber ich bin glücklich!

Es ist unbeschreiblich.

Unglaublich.

Grinsend hebe ich einen Stein auf.

Der Vogel kommt mir doch gerade recht.

Mit einem gezielten Wurf bringe ich den kleinen Vogel zu Fall, freue mich über meinen Fang.

Das wird mich satt machen.

Eine Brieftaube mit einem Brief.

Es liegt in meinen Genen, dass ich neugierig bin.

„Morgen sind wir in der Stadt.

Er ist ein Katzenmensch.

Keine Gefahr.

Denk an meine 100.000 Taler!

Kai“

Grausam.

Mein Kopf ist wie leer gefegt.

Verdammte Bastarde!!

Erst einen auf freundlich tun, dann mich verkaufen wollen!

Heuchler!

Lügner!

Verdammte Wut steigt in mir auf.

Wie konnte ich so blind sein?

Wie konnte ich so auf ihn hereinfallen?

Kein Wunder, dass er so nett zu mir war!

Kein Wunder, dass er mir zugehört hat!

Gedanklich hat er jedes Mal sein Geld gezählt!

100.000 Taler für ein wertloses Leben, für mein Leben!

Und um mich noch ein bisschen mehr zu quälen, spielen wir doch mit dem kleinen Idioten ein paar perverse Spielchen und machen ihm damit ein paar Hoffnungen!

Freundschaft!

Liebe?!

Ich bin so ein Narr!

Das sind bestimmt alles Kopfgeldjäger, oder sie sind bezahlte Banditen, die für Geld einfach alles tun würden!

Es war so klar!

Ich bin so was von naiv!

Wieso sollte ich auch glücklich sein?

Schieben wir doch eine kleine Nummer mit dem kleinen Teufel, machen wir ihm Hoffnung und dann verkaufen wir ihn, er wird zwar sterben, aber wir hatten ja alle unseren Spaß!

Meine Schritte sind fest.

Ich muss das klären.

Ich stampfe nicht, gehe dennoch energisch zum Lager zurück.

Mein Gesicht ist emotionslos, verbergen die brennende Wut in mir.

Ihr kleinen Bastarde werden euch noch wundern….

„Warum habt ihr nicht aufgepasst? E hatte nicht alleine weglaufen sollen!“, brüllt Kai.

Kurz beobachte ich den Streit, spüre dieses wehleidige Ziehen in meinem Herzen, aber ignoriere es.

Ihr habt mich zum Narren gemacht.

Nun bekommt ihr die Quittung.

„Ich bin hier!“, sage ich laut und trete aus dem Schatten der Bäume.

Alle Blicke sind auf mich gerichtet.

Max und Tala laufe auf mich zu, wollen mich in den Arm nehmen, doch ich weiche aus.

„Was ist den los, Rei-chan?“, fragt der Rotschopf.

Schnell bildet sich um mich ein kleiner Kreis.

Fest sehe ich ihnen in die Augen.

Die Wut macht mich stark.

Ich krame den Zettel aus meiner Tasche, werfe ihn zerknüllt dem blauen Streifenhörnchen an den verdammten Schädel.

„100.000 Taler sind ein echter Dumpingpreis für so etwas wie mich. Da wären locker 200.000 Taler drin gewesen!“

Sofort erbleicht Kai, sucht fieberhaft nach einer Ausrede.

Die anderen glotzen nur blöde, machen mich nur noch wütender.

„Ich schätze mal, unser Deal ist hiermit nichtig, Kai!“

Sag was, verdammter Feigling!

„Du hattest Spaß genug, nicht wahr?“

Verdammtes Arschloch, sag etwas!

„Was ist überhaupt hier los, Rei? Wieso solltest du so viel Geld kosten? Ich verstehe gar nichts mehr!“, völlig konfus schüttelt Max den Kopf.

Nicht schwach werden.

Nicht Gefühle entwickeln.

Es ist vorbei.

„Du willst wissen, warum ich so viel Geld wert bin? Ich wurde gezüchtet um in den Krieg zu ziehen und als Übermensch zu gewinnen. Deswegen will man mich lieber umbringen. Leute wie ihr macht Jagd auf Leute wie mich und so verdient ihr euch euer Geld. Indem ihr mich tötet. Pech nur, dass das dieses Mal nicht ganz so abläuft!“

Es tut weh.

„Was soll das heißen?“, fragt Kai plötzlich.

Sobald es um sein Geld geht, findet er also seine Sprache wieder.

Oder ist es, weil ich dieses Mal die Macht habe?

Wissen ist Macht.

Ich durchschaue ihn, er mich aber nicht.

Ich trete einen Schritt zur Seite.

„Ganz einfach! Ihr meint, ihr könntet einen auf guten Freund machen und mich in die Stadt bringen, dann verkauft ihr mich.

Falsch gedacht! Ich gehe nicht mit euch. Ich verlasse euch hier und jetzt.“

Man starrt mich an, als wäre ich ein Pferd.

Das hätte ihr nicht gedacht.

Euer kleines Haustier Rei wird widerspenstig.

„Rei, was…?“, bringt Takao mühsam hervor.

„Ich gehe!“, wiederhole ich genervt.

„Wohin?“, fragt Kai hellhörig.

Ja, das willst du wissen!

Dem geht es ja nur um das scheiß Geld!

Rei nicht in der Stadt gleich Kai hat kein Geld.

Einfache Rechnung.

„Ich gehe in die Stadt!“

Alle schauen mich entgeistert an.

Ein herrlicher Anblick.

„In die Stadt? Bist du wahnsinnig?? Die warten doch nur auf dich und bringen dich gleich um!“

Man Kai sich Sorgen?

Sorgen um sein Geld.

Ein bitteres Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

„Deswegen gehe ich da ja hin!“

Vielleicht bin ich ja blöd.

Aber ich bin es so leid.

„Rei, spinnst du??“, sofort schüttelt Tala mich durch.

Soll er doch.

Es ist mir egal.

„Ich bin es leid! Wenn ich so meine Ruhe bekomme, dann sterbe ich eben!“

Mein Leben ist mir egal.

Leben, was heißt das schon?

Mein leben bestand nur aus Flucht, Hass und Enttäuschung.

Ich will nicht mehr.

Es ist genug.

Ich hatte gehofft und nun liegt mein Inneres wieder in Scherben.

„Rei, dass kann nicht dein Ernst sein!“, geschockt flüstert Max, steht den Tränen nahe.

„Es ist aber mein Ernst! Es will mich doch sowieso jedermann tot sehen, also warum nicht ihren Wunsch erfüllen?“

Ich bin kalt, völlig emotionslos.

„Wir wollen aber nicht, dass du stirbst!“, brüllt ausgerechnet Brian, packt mich am Handgelenk.

„Aber ihr wolltet mich verkaufen, das wäre mein Tod gewesen.“

Sofort lässt er mich los, starrt Kai mit bösen Blicken an.

„Das hat Kai so geplant!“

„Aber er ist euer Anführer und ihr tut, was er euch sagt, denn ihr erfüllt Aufträge für Geld, oder irre ich mich?“

Alle erbleichen.

Kai taumelt einen Schritt zurück.

„Ihr kriegt euer Geld dieses Mal nicht. Das Ungeheuer stirbt und ihr geht leer aus!“

Noch einmal lächle ich triumphierend.

Dann drehe ich mich um und gehe, gehe geradewegs in mein Verderben.

Niemand hält mich auf.

Ich hätte es auch nicht erwartet.

„Kannst du mir mal erklären, wie du auf diese schwachsinnige Idee gekommen bist, Kai?“, brüllt Brian, packt seinen Anführer am Kragen.

„Lass mich los!“

Doch er tut es nicht.

„Wieso?“, fragt nun auch Max, kämpft mit den Tränen.

„Ich sagte: Lass mich los!“

Niemand hilft.

„Er war nett! Tüchtig, anständig, fleißig und er hat so was absolut nicht verdient!“, kreischt Tala.

„Lasst mich in Ruhe, ihr versteht das nicht!“

„Wir verstehen was nicht? Dass du ein geldgeiler Sack bist? Dass du kein Herz hast? Wie konntest du ihm das antun? Wir dachten, du magst ihn auch! Du hast ihn schließlich gleich abgeknutscht!“, mischt sich nun auch Takao ein.

„Ihr habt es gesehen??“, fragt der blau- grauhaarige leicht hysterisch.

„Was hättest du denn getan an meiner Stelle!? Er war einer von denen, das ist leicht verdientes Geld! Ich hab mir nichts dabei gedacht, ich kannte ihn schließlich nicht mal!“

Brian drückt fester zu, „Spätestens nach eurem Kuss, hätte ich diesen beknackten Vertrag aufgelöst!“.

„Das ging doch nicht! Der Kunde wollte ihn, verstehst du das denn nicht? Er wird nicht ohne Grund gejagt, er ist gefährlich!“

„Du versuchst dich doch nur rauszureden! Rei ist nicht gefährlich! Er ist völlig harmlos! Nicht er ist das Monstern, sondern du! Hast du kein Herz?“, wettert Tala, pickst seinem großen Anführer in die Brust.

Der große Anführer.

Nun schweigt er, fühlt sich ganz klein.

Das schlechte Gewissen nagt an ihm.

Seine Freunde sind gegen ihn.

Er ist ganz allein.

Ein Feigling.

Ein Schuft.

„Willst du ihn wirklich ins Verderben laufen lassen, Kai?“, fragt schließlich Tala einfühlsam, befreit seinen großen Anführer aus dem Griff seines Freundes.

„Was soll ich denn tun? Er hat sich entschieden!“

Seufzend schütteln die beiden Jüngeren die Köpfe.

„Also wirklich Kai,…“, beginnt Takao, „… Er ist doch nur gegangen, weil er verletzt ist! Verstehst du denn nicht, dass Rei am Ende ist? So oft wurde er schon verraten…“, endet Max.

Schweigen.

Die Stadt liegt in einem atemberaubenden Rot vor mir.

So schön rot.

Hier geschieht es.

Hier sterbe ich.

Tief atme ich die klare Luft ein.

Mein letzter Atemzug in Freiheit.

Ich bin leer.

Mit wiegenden Schritten betrete ich die Stadt.

Tarne mich ein letztes Mal als einer von ihnen.

Ohne Angst.

Ohne Gefühl.

Meine Beine führen mich zum Rathaus.

Hier beginnt meine Show.

Mit einem gewaltigen Satz springe ich auf das Dach des Rathauses, zeige dem erschreckten Menschen meine längeren, spitzen Zähne, meine zu Schlitzen verengten Augen.

Ein leises Fauchen dringt mir aus der Kehle.

„Ein Monster!“, schreit eine hysterische Frau.

Ein Mann schmeißt sein Obst nach mir.

Mit eleganten Sprüngen lande ich wie eine Katze auf dem Kirchturm.

Gerade jetzt fängt die Glocke an zu läuten, macht mich fast taub.

Hektik bricht im Dorf aus.

Die Stadtpolizei stürmt zur Kirche.

Man beschmeißt mich.

Man brüllt mich an.

Monster, Ungetüm, Bastard.

Die üblichen Vokabeln.

Ich spüre keine Angst.

Ich habe eh schon verloren.

Vor viel zu langer Zeit, als ich geboren wurde.

Ich kann nicht mehr zurück.

Verloren bin ich, seitdem ich in rotbraune Augen blickte und ihnen geglaubt habe.

Ich schließe meine Augen, lasse mich nach vorne vom Dach fallen, werde von der tobenden Menge aufgefangen.

Sofort kriege ich Prügel.

Man spuckt auf mich.

Beschimpft mich weiter.

Es ist mir egal.

Bringt diesen Körper um, die Seele, das Herz, beides ist schon zerstört.

Ich werde in einen Käfig geschmissen.

Schnell wird entschieden, was mit mir getan werden soll.

Kopf ab.

Kein schlechter Tod.

Seufzend schaue ich in den Himmel.

Ein Stern, der mich versucht zu trösten.

Zu spät.

Man lässt mich schmoren.

Im Käfig gefangen, den Blicken aller ausgesetzt.

Das Volk darf gaffen.

Kann mit Gemüse nach mir schmeißen.

Es ist mir egal.

Ich habe genug von diesem schmerzhaften Leben.

Falsche Freunde.

Heuchelei.

Sogar der Junge in dem ich mich gerade zu verlieben begann, hat mich nur betrogen.

Wahrscheinlich ist er jetzt sauer.

Schreit Takao und Max an, weil sie nicht ruhig sind.

Takao und Brian versuchen zu kochen.

Betonung liegt auf versuchen.

Ich muss schmunzeln.

Sie waren nett.

Nett und falsch.

Ich weiß nicht, was mehr wehtut.

Doch, eigentlich weiß ich es.

Ich war glücklich und plötzlich innerlich tot.

Ich kann ihnen nicht böse sein.

Es ist nicht ihr Problem, dass ich so naiv bin.

Seufzend starre ich in die dunkle Nacht hinaus.

Wie gerne wäre ich ein Stern.

Wie gerne würde ich diesen ganzen Schmerz nicht mehr spüren.

So oft betrogen.

Ich kann nicht mehr.

Ich bin zu feige es selbst zu tun, also lasse ich die Menschen ihre Hände schmutzig machen. So wie sie auch für mich Monster sind, lasse ich sie mich Monster töten.

Es ist völlig egal, wer am Ende das Monster ist, einer muss sterben in diesem Spiel namens Leben.

Ich gebe auf.

So einfach ist das.

Trommeln ertönen, Fackeln leuchten mir den Weg.

Die Menge teilt sich, als ich gefesselt durch sie hindurch geführt werde.

Ich bin taub.

Höre ihre Beleidigungen gar nicht mehr.

Mühsam setze ich einen Fuß vor den anderen.

Es ist doch Angst einflößender, als ich dachte.

Man hat mir zu Ehren ein Podest aufgebaut.

Direkt vor der Kirche.

Der rachsüchtige Gott sieht auf mich herunter.

Lacht mich ruhig aus, so wie es der heilige Gott tut.

Ich bin der Teufel.

Kaum betrete ich das Podest, ertönt wildes Geschrei.

Unsanft werde ich in die Knie gezwungen.

Warte nur auf die schwingende Axt.

„Schlagt ich ab!“, ruft das Volk.

Diesmal schließe ich meine Augen nicht.

Bisher habe ich es immer getan, wollte nichts mehr sehen.

Dieses Mal will ich sterben.

In einer leicht demütigen Haltung warte ich auf den Schlag.

Die lassen sich ganz schön Zeit, wollen die die Spannung heben?

„Bist du bereit zu sterben, Sohn des Satans?“, fragt mich der Dorfvorsteher, hält in seinen Händen eine schwere Axt.

„Nun mach doch mal hinne…“, murmele ich leise und seufze.

Man hört mich nicht.

Mir auch egal.

Man zählt rückwärts.

Bei eins sehe ich die kräftige Bewegung, endlich schwingt die Axt, trennt meinen schmerzenden Kopf von meinem lästigen Körper.

Ich bin allein…

Kurz bevor das kalte Metall meinen Hals erreicht, werde ich zur Seite gerissen, an einen Körper gedrückt und plötzlich ist alles ganz still.

Was soll das?

„Was erlaubst du dir?“, schreit mein Mörder.

Mein Herz rast.

Als müsste es jetzt alle Schläge auf einmal nachholen.

Zaghaft hebe ich meinen Kopf an.

„Was soll das?“, kreische ich ihn an.

Ich will nicht.

„Wie, was soll das? Ich rette dir hier dein Leben, du Vollidiot!“

„Ich habe dich nicht darum gebeten!“, schreie ich zurück, kämpfe mit den Tränen.

Ich versuche mich, trotz Fesseln, zu befreien, doch er hält mich fest, dieser verdammte Kai.

„Rei!“, höre ich meinen Namen im Echo.

Tala, Brian, Max und Takao stehen vor mir, versuchen die Menge von mir fern zu halten.

Was soll das?

Kai entfernt mir die Fesseln.

Sofort springe ich ihn an, packe ihn am Kragen, schüttele ihn.

„Was soll das? Reicht es dir denn nicht, zu was du mich gebracht hast? Verschwinde und lass mich in Ruhe!“

Rotbraune Augen sehen mich zweifelnd an.

„Ich rette dir hier dein Leben!“, sagt er ruhig, schiebt mich ohne große Mühe von sich herunter.

„Nachdem du es verkaufen wolltest?“

Er hält mich fest, zerrt mich vom Platz.

Weg von der Meute.

In den tiefen Schatten zweier Häuser.

Ich versuche mich zu wehren, aber besonders kräftig bin ich nicht.

Mir geht es schlecht.

„Rei, komm schon, stell dich nicht so an!“, zischt er, zerrt weiter an meinem Handgelenk.

„Ich stell mich aber an!“, fauche ich zurück, werde im nächsten Moment gegen die nächste Wand gepresst.

Kurz wird mir schwarz vor Augen.

„Lass mich los!“, flüstere ich, versuche die blöden Sternchen los zu werden.

„Es tut mir Leid, Ok?“, sagt er leise und wischt mir über die Wange.

Tränen. Ich weine?

Geschockt starre ich auf seine Hand, kann es selbst nicht glauben.

„Ich hab nicht nachgedacht… Ich wollte nicht, dass du stirbst!“

Seine Stimme ist ganz sanft.

Ganz anders als ich sie in Erinnerung habe.

Ich starre ihn einfach nur an.

Was soll das?

„Ich musste herkommen und dich retten, also hör bitte auf zu weinen…“

Wieder wischt er mir über die Wange, streichelt sie.

Warum ist er nur so zärtlich zu mir?

Er soll aufhören.

„Wieso?“, schniefe ich, beiße mir die Unterlippe blutig in der Hoffnung, dass ich aufhöre zu weinen.

„Weil ich mich entschuldigen musste und weil ich… dich nicht so leicht gehen lassen konnte…“

Ein schiefes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

Ich spüre den Kloß in meinem Hals.

Möchte am liebsten irgendwo anders sein.

„Ich hatte gehofft, dass du mir irgendwie verzeihst…“

Wieder kommt er mir näher.

Ist noch sanfter zu mir.

„Wieso tust du das?“, hauche ich, sehe ihn verzweifelt an.

„Weil ich einen Fehler begangen habe… Und weil ich dich nicht verlieren möchte. Ich mag dich, verstehst du?“, fragend legt er den Kopf schief.

„Nein, ich verstehe nicht!“, schluchze ich laut und lasse den Tränen freien Lauf.

Ich bin verwirrt.

Ich bin völlig durcheinander.

“Rei…“, haucht er, beugt sich zu mir herunter, langsam, bedacht, dann küsst er mich, leckt mir das Blut von den Lippen.

Wieder bin ich vollkommen erstarrt.

Aber das Chaos legt sich ein kleines bisschen.

Erst als er sich von mir löst, fällt mir auf, dass ich meine Augen während des Kusses geschlossen hatte.

Fragend sehe ich ihn in sein verträumtes Gesicht.

„Komm schon, Rei… Das musst du doch verstanden haben!“, er lächelt, macht mich wahnsinnig.

„Mir ist schwindlig…“, nuschele ich noch, verliere dann den Halt.

Nichts gegessen.

Nichts getrunken.

Viel Stress.

Viel Schmerz.

Ich brauche Ruhe.

„Dann fang ich dich auf…“, flüstert Kai, nimmt mich auf seine Arme und macht sich mit mir aus dem Staub.

Wir verlassen das Dorf.

Reden kein Wort miteinander.

Ich versuche das Chaos zu beseitigen.

Auf einer Wiese lässt er mich herunter, reicht mir eine Feldflasche voll Wasser.

Dankend trinke ich ein paar Schlücke.

„Du musst dich ausruhen, Rei. Die haben dich ganz schön in die Mangel genommen und du warst vorher auch noch geschwächt…“

Vorsichtig tastet er meine Verletzungen ab, verbindet sie, falls nötig, kümmert sich um mich.

Ich trinke von dem Wasser, will nicht reden, will nicht, ach, ich weiß gar nicht mehr, was ich will.

Seufzend starre ich in die Nacht.

„Die anderen kommen gleich nach, sie klauen sich noch zu Essen und so was…“

Ich nicke müde.

Es wird ihnen schon nichts passiert sein.

„Was soll ich denn jetzt machen?“, frage ich eher an mich, ziehe Kais Aufmerksamkeit vollkommen auf mich.

„Na ja, du könntest erstmal ein bisschen ausruhen und dann könntest du mit mir… mit uns weiterreisen…“

„Und dann verkauft ihr mich…“, setzte ich traurig fort.

Er nimmt mich in den Arm, streicht mir über die geschundene Lippe.

„Nein, das werde ich nicht…. Ich mache so einen Mist nie wieder, versprochen! Wir reisen mit den anderen Idioten einfach um die Welt und niemand tut dir mehr etwas, okay?“

„Wen nennst du hier Idiot?“, bläfft Takao mit vollem Mund.

„Halt die Klappe, Takao!“, faucht das Streifenhörnchen.

„Wah, Kai hat wieder gute Laune, wie unheimlich!“, grinst Tala, zieht seinen Brian hinter sich her.

„Ach haltet doch alle die Klappe!“, zischt Kai noch ein letztes Mal, dann schmollt er vor sich hin.

Irgendwie muss ich schmunzeln.

„Aber Rei, in einer Sache hat er Recht: Reist du nun mit uns weiter? Ich schwöre auch, dass ich auf dich aufpasse!“, fragend sieht mich Max mit seinen blauen Kulleraugen an.

Seufzend ergebe ich mich meinem Schicksal.

„Okay…“, antworte ich leise, lasse den Kopf etwas hängen.

Die anderen, bis auf Kai, führen einen kleinen Freudentanz auf, sind ganz aus dem Häuschen.

„Aber ich habe jetzt Hunger, also bringt mir etwas, dass ich zubereiten kann, denn euer Fraß bringt mich nur um!“

Meine Pechsträhne ist vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ciura
2009-07-04T19:16:23+00:00 04.07.2009 21:16
>///<"
oha~
das war ein schön langes und intensives Kapitel, bzw ending~
meiner Meinung nach!
Ich finds gut, dass Kai Ray doch noch rausgeholt hat, das war jawohl mal mehr als knapp... *fiep*
Und ich bin froh, dass sie ihn jetzt voll aufnehmen XDD
Max ist ja wieder sooo süß~ *g*
ist ja neben ray mein lieblingschara, von daher XP

Ich würde mich darüber freuen, wenn du mir bei deiner nächsten FF wieder bescheid geben könntest? *g*
GLG Ciura


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