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Killing Joke

Sommerwichtel für Lena_Jones
von

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One- Shot

Killing Joke
 

"Haben sie einen Witz schon mal sooft gehört, dass sie vergessen haben, was daran komisch ist? Und dann hören sie ihn wieder und plötzlich ist er...wie neu. Und sie erinnern sich warum sie ihn das erste mal so schön fanden." (Big Fish)
 

Still steht Jan am Fenster. Der Blick in eine Ferne gerichtet, die ausschließlich aus Häuserdächern und Straßen besteht. Wer ihn nicht besser kennt, könnte meinen, dass er träumt. Allein, Jan träumt nicht. Er denkt nach, brütet vor sich hin, sinniert über etwas, doch er träumt nicht. Nie.
 

Hinter ihm lässt laut krachend ein weiteres Knallbonbon sein Leben. Konfetti fliegt durch die Luft, verteilt sich chaosartig. Grün, Rot und Blau überall dort, wo es nicht hingehört.
 

Wahrscheinlich würde man die bunten Schnipsel jedoch mehr vermissen als ihn selbst. Nicht, dass Jan ausgegrenzt wird. Er wurde freundlich begrüßt wie alle anderen, man führte mit ihm denselben Smalltalk und sogar an sein Wasser hat man gedacht, als die restliche Gesellschaft mit Sekt anstieß.
 

Es ist nur… nicht seine Welt. War es nicht und wird es auch nie werden. Egal wie sehr er sich bemüht, das Bestreben nach Anpassung in ihm schlummert. Dieses kleine Sehnen um ein wenig Anerkennung, vielleicht auch Aufmerksamkeit, wird immer Teil seiner Selbst sein.
 

Aus der Reflektion der Scheibe heraus kann er Bela erkennen. Umzingelt von Dutzenden Leuten ungekürter Star des Abends. Auch wenn es eigentlich eher um Konstanze und den kleinen neuen Erdenbürger gehen sollte. Doch Bela B. als Vater ist dann wieder eine zu große Sensation. Außerdem ist der Drummer schon immer ein Entertainer gewesen. Egal, in welcher Lage.
 

Irgendwie hat es etwas Verbotenes an sich, wie er seinen besten Freund so heimlich aus der Ecke beobachtet. Doch es lässt sich Jan gut fühlen. Kann er doch an dem Glück Belas teil haben, ohne sich dem immerwährenden Schmerz zu sehr auszusetzen. Zu riskieren, es nicht mehr ertragen zu können, vielleicht flüchten zu müssen und alles zu verderben, mit seiner verdammten Sensibilität.
 

Ein Witz. Der Blonde kann ihn nicht ganz hören. Jedoch könnte er wetten, dass er ihn kennt. Wahrscheinlich sogar schon tausend Mal gehört hat. Ein Lächeln kann er trotzdem nicht unterdrücken. Tut es einfach zu gut, den Älteren so zu sehen. Elanvoll. Fröhlich. Gab es doch Zeiten, in denen das ganz anders war.
 

_-_-_-
 

Das Licht ist hell. Beinah schon grell. Unter seinem Leuchten muss es wohl noch einmal halb so heiß sein wie im ganzen Club. Jan kann es nur vermuten. Steht er doch ausnahmsweise mal nicht im Scheinwerfer auf der Bühne. Sondern weiter unten. Um genau zu sein, ganze zehn Meter entfernt.
 

Neben ihm kreischt ein Mädchen in sein Ohr. Viel zu hoch und viel zu laut. Das „Bela!“ erkennt er trotzdem. Ihm ist nicht nach kreischen. Nicht, weil er Angst hätte, erkannt zu werden. Dazu reichen die Lichtverhältnisse nicht aus. Zudem sind drei Viertel der Anwesenden schon im stark trunkenen Zustand. Es ist auch nicht, weil die Musik ihm nicht gefällt. Zwar ist sie nicht wirklich sein Geschmack, aber handwerklich einwandfrei gemacht.
 

Jan ist einfach kein Fan von exhibitionistischer Selbstzerstörung. Egal, ob sie sich in irgendwelchen U-Bahnhöfen abspielt oder auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten. Und wenn er ehrlich ist, ekeln ihn diese angeblichen Fans geradezu an, die in einer perversen Art von Voyeurismus kaltblütig dabei zuschauen, wie sich ihr ach so heißgeliebter Star immer weiter ins Unglück stürzt. Sich mehr und mehr selbst verletzt, bis selbst der ehemalige beste Freund Probleme hat, ihn wiederzuerkennen.
 

Hat er doch, als alles anfing kaputt zu gehen, Stück für Stück ineinander zu zerfallen, nie damit gerechnet, dass das eines Tages daraus wird. Sie beide absolut ihre Chancen verspielt haben.
 

_-_-_-
 

Mit einem leisen Plumps landet sein Kopf auf dem Tisch. Die totale geistliche Kapitulation. Doch es ist nicht Müdigkeit oder Erschöpfung, die hier ihren Tribut zollen.
 

Aus dem Augenwinkel kann Jan Bela beobachten. Der Ältere ist nicht wesentlich elanvoller als er selbst. Starrt er doch nur auf dem flimmernden Bildschirm seines klobigen C64, fast so, als könnte der Computer von selbst eine Drummline erstellen. Wenn man denn nur lange genug stumpfsinnig davor sitzt.
 

Er seufzt. Laut genug für sie beide. Man könnte es eine Provokation nennen. Allein, Jan ist eigentlich gar nicht darauf aus, zu sticheln, Bela zu reizen. Nicht mehr.
 

„Und?“ Jegliche Betonung, die eine Frage eigentlich mit sich führt, fehlt in der Stimme des Älteren.
 

„Nix.“ Traurige Wahrheit. Den bitteren Nachgeschmack, so kommt es Jan vor, bemerkt nur er selbst.
 

Denn da ist wirklich nichts. Kein Text, keine Melodie, noch nicht mal die kleinste Idee. Vom Gefühl ganz zu schweigen. Jan glaubt, dass es irgendwann abhanden gekommen ist. Auf dem Weg von der Sozialwohnung zu den hysterischen Mädchenmassen.
 

Jan blinzelt. Bela verschwimmt in dem kleinen Film Tränenflüssigkeit, der sich in seinem Augenwinkel gesammelt hat. Am liebsten würde er gähnen. Doch das würde der Drummer dann wohl wirklich persönlich nehmen.
 

„Soll ich mal?“
 

Das Nicken bekommt Jan nur vage mit. Wie er sich aufrichtet, hat etwas von einem alten Mann. Genauso langsam durchquert er auch das kleine Studio. Bei Bela angekommen, lehnt er sich über dessen Schulter, um überhaupt etwas vom Monitor erkennen zu können.
 

„Gib’s zu, du wolltest nur kuscheln kommen.“ Der Witz ist so alt, dass sein Bart länger, als Jan groß ist. Aus dem Grund reagiert er auch gar nicht drauf. Offiziell. Inoffiziell, also komplett Jan Vetter intern, Gäste nicht zugelassen, will er sich nicht schon wieder weh tun lassen. Sich diesem Schmerz aussetzen, der sich schon vor Jahren in seine Brust eingenistet hat, mit Wohnrecht auf Lebenszeit.
 

„Du, sag mal…“ Nur mit einem halben Ohr zuhörend, versucht der Gitarrist das Beste aus dem zu machen, was vor ihm liegt. Ein Kunststück, zu dem er eigentlich weder Lust noch Kraft hat. „Hmmm…“ „Was hältst du eigentlich von Urlaub?“
 

Der Mauszeiger fliegt nur so über das Programm, während sich für den Bruchteil einer Sekunde Jans Brauen zusammenziehen. Weiß er doch absolut nicht, was er von dieser Aussage halten soll.
 

„Also ich find mich eigentlich ganz toll, so weit. Gut, ein bisschen mehr Geld auf der Bank, das könnt nicht schaden. Stimmt schon. Und Zeit für ne neue Gitarre ist auch. Aber ansonsten; nix zu beanstanden.“
 

Ein Stoß in seine Seite. Es gibt Schlimmeres. Wie zum Beispiel die Wörter, die folgen, ihn mehr treffen, als jeder Schlag es könnte.
 

„Idiot. Ich meinte eigentlich richtigen Urlaub. So mit Kofferpacken, Kilometersteinen zählen und entspannen.“ „Du willst verreisen?“ Jan hofft, dass er nicht allzu geschockt klingt. Wenn Bela jetzt wirklich eine Auszeit nehmen würde, wäre das wohl das Ende. Nicht nur für dieses Album.
 

„Naja… ich meine, war doch ziemlich viel in letzter Zeit, oder? Und so ein wenig Freizeit würde uns bestimmt beiden gut tun. Mal keine Gedanken an irgendwelche Lieder oder Tourplanung, sondern einfach nur die Seele baumeln lassen.“ Beinah hätte Jan die schon fertige Datei gelöscht. Ist das reiner Wunschtraum oder hat der Ältere wirklich sie beide gemeint? Seine Lippen sind ungewohnt trocken, als Jan zum Sprechen ansetzt.
 

„Hab ich irgendwas verpasst? Der werte Herr Graf will wirklich mit mir verreisen? Wie komm ich denn zu der Ehre?“ Das verräterische Herz in seiner Brust schlägt Jan bis zum Hals. Gottverdammte Hoffnung. Meldet sich immer dann, wenn man sie am wenigsten braucht.
 

„Ach komm, das wird bestimmt lustig. Und Conny hält das auch für eine gute Idee. Von wegen Kräfte tanken und Inspiration sammeln und so.“
 

Das Kartenhaus verweht im Wind. Metaphorisch gesprochen. In der rauen Realität ist es eigentlich nur ein weiterer Stich. Eine Narbe die mit der Zeit verblasst, aber nie ganz vergehen wird. Es ist so klar, dass Bela nicht allein auf die Idee gekommen ist, freiwillig mit ihm Zeit zu verbringen. Vielleicht tatsächlich die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen.
 

Aber, wer weiß, wohlmöglich ist es trotzdem eine Chance. Für was auch immer.
 

„Hmmm… klingt wirklich gut. Muss ja kein Club- oder Abenteuerurlaub sein, sondern einfach nur relaxen. Hatte ich auch lange nicht mehr.“
 

Konzentrierter als in den ganzen Wochen zuvor, lässt der Gitarrist seine Hand nur so flitzen, setzt da eine Note, verändert dort ein wenig den Rhythmus. Bela schweigt. Erst viel zu spät bemerkt Jan, dass es keine angenehme Stille ist. Dafür ist der Ältere viel zu angespannt.
 

„Ähm, Jan?“ „Ja.“ „Würde es dir eigentlich was ausmachen, wenn ich Maria mitnehme? Ich… also… wir hatten in letzter Zeit nicht wirklich Gelegenheit um… na ja… für diesen ganzen Beziehungskram… du weißt schon. Und ich hab mir einfach gedacht… also man könnte ja das eine mit dem anderen verbinden, irgendwie…“
 

Ein minimales Zögern. Das ist alles. Nichts, was verraten könnte, dass Jan so eben mal das Herz gebrochen wurde. Mal wieder. Eine Art von Mord, bei dem niemand stirbt. Das Seufzen ist so leise, dass er selbst es nicht einmal mehr hört.
 

„Nein. Überhaupt nicht. Wer weiß, vielleicht können wir es ja auch so legen, dass Jenny mitkommen kann. Schauen wir einfach mal.“ Pause. Jeglicher Schwung verloren. „Was meinst du, du Goethe des Punks, schaffst du was zu dem Takt zu dichten?“
 

_-_-_-
 

Bier in seinem Nacken reißt den Blonden aus seinen Gedanken. Er macht sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, irgendwelche Worte an den Verschütter zu verschwenden. Es ändert ohnehin nichts an seine Stimmung. Seiner ganzen Einstellung zu diesem Konzert. Eigentlich weiß er sowieso nicht mehr, was ihn dazu gebracht hat, hierher zu kommen. Dem Plakat von „Depp Johns mit Sänger Bela B.“ Folge zu leisten.
 

Denn das da oben auf der Bühne ist so wenig Bela, wie Jan noch Farin Urlaub ist. Das Schwanken statt Gehen. Die Ansagen, Zynismus in seiner puren Form. Eine Stimme die wohl eher mit einem Reibeisen, als mit einem mystischen Grafen zu tun hat. Es tut weh. Einfach nur weh. Und Jan fragt sich, ob dieses Leuchten, das er immer glaubte von Bela ausgehen zu sehen, wirklich existiert hat. Das nicht nur pure Einbildung war. Es tatsächlich ein Licht gab, das zu Ärztezeiten auf ihn geschienen, ihn geleitet hat.
 

Das nächste Lied bekommt Jan kaum noch mit. Nur noch unfokussiert liegt sein Blick auf dem Drummer, während die Menge ihn mitzureißen scheint. Hin und her schubst. Im Prinzip hat er keinerlei Grund mehr zu bleiben. Sich das hier weiter anzutun. Den Lärm, Gestank und das Gedrängel. Doch Jan bleibt. Um aus dem Dunkeln her zu beobachten. Und vielleicht doch noch, einen klitzekleinen Funken zu entdecken.
 

_-_-_-
 

Nur schwer schafft es Jan zurück in die Realität. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass die Wohnung immer voller wird. Sich Glückwünsche und Geschenke bis unter die Decke stapeln. Eher das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Leute anwesend sind, desto mehr wird der Gitarrist in die bildliche Ecke gedrängt, verschwindet im Schatten der Gardine.
 

Selbst Rod, sonst eigentlich immer mit exzellentem Blick für seine Umgebung, hat ihn noch nicht entdeckt. Tappst irgendwo im vorderen Bereich des Wohnzimmers herum, schüttelt dort Hände, begrüßt da Tanten und Verwandten. Ganz der nette, wohlerzogene junge Mann.
 

Jan ist es recht. Auf eine verquere Art und Weise. Hat es doch ganz gewisse Vorteile, unsichtbar zu sein. Erst in seiner Anwesenheit bestätigt zu werden, wenn man angesprochen wird. Und das kann wohl noch so einige Zeit dauern. Denn wo Rod noch mit Onkel Ernst beschäftigt ist, hat Bela es sich in einem kleinen Kreis Bewunderer bequem gemacht. Erzählt, kunstvoll lautmalerisch untermalt, von der Geburt. Schmückt sich mit Lorbeeren, die eigentlich der Frau gehören, die unter Hochdruck in der Küche werkelt.
 

Alles in allem wird sich Jan also noch gedulden können. Gemütlich vor sich hin warten. Hat er darin doch ohnehin ganz besondere Fertigkeiten.
 

_-_-_-
 

Plitsch

Platsch

Plitsch

Platsch
 

So wie der Regen auf das Wellblechdach fällt, hat er beinah einen Rhythmus. Spielt sein ganz persönliches Lied. Jan kommt es sogar ein wenig bekannt vor. Erinnert ihn irgendwie an seine Kindheit.
 

Wenn er vor sich hinträumt, kann er die Situation sogar etwas Schönes abgewinnen. Auch wenn er völlig durchnässt ist, der schon angehende kühle Herbstwind unangenehm an seine Sachen zieht. Allein, Hans macht alles zunichte. Was für ein Wunder.
 

„Er ist ein echter Arsch.“
 

Plitsch
 

Ein dicker Tropfen landet auf Jans Nase. Als wenn ihm der Andere damit eine weltbewegende Erkenntnis mitteilen würde. Natürlich ist Bela ein Arsch. Unzuverlässig. In einem von Hundert Fällen pünktlich. Jedoch er ist nicht nur Arsch. Wie Hans zum Beispiel. Bela ist ein hypochondrischer, selbstmitleidiger, total lustiger, verständnisvoller, ironischer, naiv liebenswerter Drogenzombiechameurpunk mit Hang zum unausstehlichen Bastard. Und das muss man erst ein zweites Mal finden.
 

„Hmm…“
 

„Was heißt hier Hmm? Wir stehen seit einer geschlagenen dreiviertel Stunde hier ohne auch nur seine gottverdammten Hakennase gesehen zu haben!“
 

„Du kennst ihn doch …“
 

Platsch
 

Der LKW der herangefahren kommt, fährt viel zu dicht am Bordstein. Eine wahre Fontäne spritzt auf den Gehweg, zum Teil auch auf ihre Hosenbeine. Es macht keinen großen Unterschied. Hans flucht wie wild, oft genug kommen die Wörter Bela und Arsch vor. Jan versucht immer noch sich an dieses eine Lied zu erinnern. Irgendwas mit Regentropfen.
 

„Verdammt, verdammt, verdammt…“
 

„Hmm…“
 

Eine gewisse Ähnlichkeit zu Rumpelstilzchen kann sich der Bassist nicht entbehren. Es zaubert ein kleines Grinsen auf die Lippen des Größeren. Der Gedanke, wie Hans irgendwo im Wald um einen Kessel tanzt, entschädigt Jan sogar für die unangenehme Hitze, die sich langsam seiner bemächtigt. Die Erkältung hat er anscheinend doch noch nicht ganz auskuriert.
 

„Und was ist jetzt bitte schön schon wieder so lustig? Gott, Jan, manchmal bist du genauso scheiße wie Bela. Das ist echt so was von ätzend. Oder freust dich bloß schon so sehr auf dein Schmusibusi, dass dir alles egal ist, solang du ihn nur wieder in deine Arme schließen kannst?“
 

Plitsch
 

Es ist ein Versuch ihm weh zu tun. Das ist Jan klar. Vielleicht sucht Hans auch nur etwas, an dem er seine Wut abreagieren kann. Doch da ist er bei ihm an der falschen Adresse. Stumm lehnt sich Jan gegen die nicht gerade stabil wirkende Wand des kleinen Wartehäuschens. Übt sich in jahrelang erprobter Ignoranz.
 

Schritte hallen von der anderen Seite der Straße. Jan macht sich erst gar nicht die Mühe, Ausschau zu halten. So wie er sagen kann, das der Bassist sich entweder in den nächsten Stunden nicht beruhigen oder einfach abhauen wird, kann er auch mit Bestimmtheit feststellen, das die sich nähernde Person nicht Bela ist. Erfahrungssache.
 

Platsch
 

Hans hat sich aufs Grummeln verlegt. Besser für ihn. Und Jans Nerven. Haben in seinem Kopf doch ohnehin nur zwei Sachen Platz. (Und, alle Gottheiten der Welt sollen Jan behüten, dass es nicht passiert, Hans würde wahrscheinlich auf der Stelle tot umfallen, würde er erfahren, dass er mit seinen kleinen Hirnwichsereien gar nicht so falsch liegt.)
 

Na ja, eigentlich auch nur eine, aber… dieses Lied. Das will einfach nicht raus.
 

„Eine dicke Regenwolke kommt übers Meer- Eine dicke Regenwolke leise und schwer- Hat den Bauch voll Wassereimer- So viel Wasser trägt sonst keiner- Muss die Welt begießen- Die Bäume und die Wiesen- Und auch mein Radieschenbeet- Das hab ich ganz allein gesät.“
 

Er singt so leise, dass es selbst ein Luchs nicht hören dürfte. Allein, der Wind macht Jan einen Strich durch die Rechnung. Trägt die leisen und zu einem Punk überhaupt nicht passenden Zeilen zu dem Kleineren. Der auch sofort die Gelegenheit nutzt, ihn verbal angreift.
 

„Was zur- drehst du jetzt total am Rad? Was… Radieschen? Also jetzt reichts mir. Auf Bela warten? Schön und gut. Auf Bela im Regen warten? Schon scheiße. Aber auf Bela im Regen warten, während du hier irre spielst? Das muss ich mir echt nicht antun! Meld dich, wenn du wieder richtig im Kopf bist und Herr Felsenheimer es endlich mal schaffen sollte, pünktlich zu einer Bandprobe zu kommen.“
 

Plitsch

Platsch

Plitsch

Platsch
 

Er würdigt den gehenden Hans keines Blickes. Warum auch? Diese Szene gibt es nur zu häufig und spätestens, wenn sie Gage bekommen würden, wäre auch der Bassist wieder da, natürlich mit ausgestreckter offener Hand.
 

Eigentlich ist es sinnlos, zu warten. Ohne Hans proben sie schon so oft genug und es ist ohnehin fraglich ob Bela überhaupt noch auftaucht. Er ihr Treffen nicht einfach „verpennt“ hat. Jan bleibt trotzdem. Hört dem Regen zu. Summt sein Lied.
 

Er wartet.
 

Und wartet.
 

Vielleicht auch nur, um auf überhaupt jemanden warten zu können.
 

_-_-_-
 

Jan merkt nicht, dass er angefangen hat, das Lied zu summen. Er bemerkt auch nicht die kleine Person, die sich hinter ihn angeschlichen hat. Den leichten Duft von Blumen. Erst als zwei zierlich, aber ungemein kräftige Arme sich um seine Schultern legen, ihn herunterziehen, erkennt er den heimtückischen Angriff als solchen. Aber da ist es auch schon zu spät. Warmer Atem kitzelt an seinem Ohr. Die Stimme so kratzig wie immer.
 

„Übst du schon fleißig für deine Rolle als dufter Onkel oder bist du jetzt unter die Kinderliederkomponisten gegangen?“
 

„Dann wäre das hier aber eindeutig ein Plagiat.“
 

„So wie drei Viertel deiner Lieder?“ Ein Lachen, gleich verrosteten Glocken. Jan selbst kann sich ein Lächeln nicht verwehren. Mit Schwung wird er herumgedreht. Blinzelt in grün- braune Augen. Nicht strahlend, sondern dunkel leuchtend. Die Ähnlichkeit ist atemberaubend. Auch wenn sie alles dagegen tut. Von der tiefen Bräune bis zu den roten Haaren. Letztendlich ist es dennoch vergebens. Sie sind nun mal Zwillinge.
 

„Gott, ich glaub ich hab heute so viele Hände geschüttelt, da wird selbst Sagrotan nicht mehr helfen. Wen Bela da auch alles aus der Mottenkiste rausgekramt hat. Mich würde es nicht wundern, wenn er sogar Uroma Linde ausgebuddelt und irgendwo hier in der Ecke zu sitzen hat.“
 

Die energischen Worte werden mit ebensolchen Gesten untermalt. Sie ist kleiner als ihr Bruder, ganze vier Zentimeter, doch wirkt sich manchmal um so vieles größer. Nicht nur körperlich. Jan hat sich mit Diana schon immer gut verstanden. Fast zu gut.
 

„Du weißt doch, ob neues Motorrad, Haus oder Kind; bewundern lassen muss man sich auf alle Fälle. Müsstest du nicht eigentlich auch noch an der Wiege stehen? Ah und Oh vor dich hinschmachten und dem Kindchenschema verfallen?“
 

Die Formulierung mag für eine Babyparty nicht ganz passend sein. Allein, der Gitarrist weiß, dass die Ältere versteht, ihm keinen Strick dreht oder sonst irgendwie verrät. Eher seiner Meinung ist. Wie zur Bestätigung ertönt ein gekünsteltes Hüsteln.
 

„Ich hab mich schon die ganze Woche nicht so gut gefühlt und bin froh, dass ich ohne Kontaminierungsdusche durch die Tür gekommen bin. Natürlich darf ich mich dem kleinen Wunder nun aber nicht mehr bis auf zehn Meter nähern…“ Eine kurze Pause. Die gehobene Augenbraue ist perfekt gezupft. „… was eigentlich bedeutet, dass ich im Garten stehen müsste. Nur die breite Masse deckt mein Hiersein. Du siehst, ich lebe sehr gefährlich.“
 

Jan grinst. Dieses Mal schon wesentlich breiter. Er liebt ihren Humor, der nur allzu oft wesentlich bissiger und böser ist als Belas.
 

„Du Glückliche. Ich muss meine Gratulation noch persönlich abgeben.“
 

„Sei vorsichtig, der Tantenfraktion nach zu urteilen sabbert der kleine Racker alles an, was ihn in die Finger kommt. Brillen und Gebisse mit eingeschlossen.“
 

Die Imitation von Tante Ilse, wie sie die angesabberte Brille wieder versucht trocken zu rubbeln, entlockt Jan das erste echte Lachen an dem Abend. Trotzdem bleiben sie unentdeckt. Vielleicht weil die Stimmung ohnehin gut ist, vielleicht weil sich die meisten sowieso nur um sich selbst kümmern.
 

Die Ruhe, die zwischen ihnen einkehrt, ist nicht unangenehm oder belastend. Ganz im Gegenteil. Sie hat sogar etwas Beruhigendes, Entspannendes an sich. Gleich wenn der Geräuschpegel kontinuierlich zum Alkoholkonsum der Anwesenden ansteigt.
 

Noch immer sind sie in Jans kleinem Versteck ungesehen. Und ungestört. Es fühlt sich beinah gut an und die Anspannung, welche ihn schon den ganzen Abend über begleitet hat, fällt nach und nach von ihm ab.
 

„Schon komisch, oder?“
 

Die Frage kommt aus dem Nichts. Hat keinen Bezug zu irgendwas. Verwirrt schaut er nach unten.
 

„Was?“
 

„Bela, wie er den Vater mimt. Als er mir erzählt hat, das Stanzel schwanger ist, hab ich es zu erst für einen verspäteten Aprilscherz gehalten. Ich meine… wir reden hier von Bela! Der wird sich mit dem Krümel darum streiten, wer denn nun die Batman- Bettwäsche bekommt.“
 

Nachdenklich sieht er Richtung seines Drummers. Natürlich ist der Gedanke im ersten Moment mehr als gewöhnungsbedürftig gewesen. Doch nicht so sehr, als das Jan sich damit gar nicht anfreunden konnte.
 

„Ach komm. So schlimm wird’s schon nicht sein. Erstens wollt er schon immer Kinder und zweitens hat er nun endlich jemand der über seine Witze lachen MUSS. Sonst gibt es nämlich Taschengeldentzug und Hausarrest.“
 

Ein Laut, von dem Jan nicht so recht weiß, wie er ihn einordnen soll. Wäre sie nicht Belas Schwester und wüsste er nicht, dass sie ihn, trotz allen Geschwisterzwists, über alles liebt, würde er ihn fast schon verächtlich nennen. Eine Überlegung, für die er sich selbst schämt.
 

„Natürlich. Das perfekte Publikum, das sich nicht wehren kann. Mama ist beinah ausgeflippt als sie davon gehört hat. `Endlich mal etwas Geregeltes, mein Junge´ Als ob dafür unbedingt ein Kind von Nöten wäre.“ Die Bitterkeit in ihrer Stimme ist zu echt, schmerzt zu sehr, als dass es Jan nicht berühren würde. Was ihm aber wirklich den Boden unter den Füßen raubt, sind ihre nächsten Worte. Und die Anspannung ist mit einem Mal wieder da. „Alle sind so happy gewesen, das war schon fast peinlich. Keine einziges Bedenken, nur Friede, Freude, Eierkuchen. Ich meine, alle haben gleich reagiert, bis auf mich… und dich“ Die Verwunderung ist deutlich. Jan würde am liebsten die Flucht ergreifen. Doch leider ist da seine dumme Erziehung, die einfach zu gut ist. „Du hast irgendwie gar nicht reagiert.“
 

„Sicher hab ich reagiert. Ich hab mich für ihn gefreut.“
 

„Du hast ihm am Telefon alles Gute gewünscht. Das ist für mich keine Reaktion. Du zeigst nie Reaktion, wenn es mal um etwas anderes als deine Arbeit geht.“
 

Jan wird lauter. Nicht viel, aber dennoch. Zwar weiß er, dass er bei Diana da noch nicht mal ein Zucken mit erreichen kann, aber irgendwo muss seine Unsicherheit ja hin. Kurioserweise interessiert sich immer noch niemand für sie.
 

„Keine Reaktion? Und was ist das hier bitte schön? Eine Anti- Reaktion? Was kann ich dafür, dass er mich mitten im Urlaub damit aus dem Schlaf reißt und ich nicht mal so schnell rüber fliegen kann! Und bin nicht jetzt auch hier? Freue mich mit ihm? Hab ein gottverdammtes Plüschtier mitgebracht?!“
 

Dass er zittert, kriegt er kaum mit. Genau wie das sich zu Fäusten Ballen seiner Hände. Bevor noch Schlimmeres passieren kann, er Dinge sagt, die er hinterher bereut, wendet er sich von Diana ab, starrt wieder aus dem Fenster. Versucht, die Ruhe von eben wieder heraufzubeschwören. Es will ihm nicht gelingen.
 

„Und trotzdem wirst du nichts anderes tun als das, was du tun musst. Ihm sagen, wie gut er das macht, wie süß sein Sohn doch ist. Und dich dann fünf Minuten später auf dein Motorrad setzen und dich auf den Weg in irgendein „Dritte- Welt- Land“ machen. Das ist keine Reaktion, Jan, das ist Flucht. Du fliehst immer, wenn es um Bela geht. Zeigst keine Reaktion. Nicht seit…“
 

„… hör auf, bitte Diana. Hör auf.“
 

_-_-_-
 

Das Knarren der Tür ist beinah schon lächerlich laut. Jan erwartet Weiß, doch es ist ein freundliches Gelb, das ihm entgegenschlägt. Er ist schon lange nicht mehr in einem Krankenhaus gewesen.
 

Es ist kein Einzelzimmer. Nicht mehr. Auf der Intensivstation, ja, da lag der Ältere noch allein. Aber das weiß der Gitarrist nur vom Hörensagen. War er da noch in Indien gewesen. Ohne Möglichkeit, sich zu rückzumelden. Schneller wieder zu kommen. Ihm zur Seite zu stehen.
 

Neben Bela liegt noch eine alte Dame. Schlafend. Der Drummer selbst ist wach, scheint Jans Anwesenheit aber noch nicht bemerkt zu haben. Hält er seinen Blick doch stur zum Fenster, raus, Richtung Klinikpark. Jan fühlt sich so klein wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und schwer. So unendlich schwer. Mit Beinen wie aus Beton. Dass seine Schritte nicht kleine Erdbeben auslösen, auf dem EKG verzeichnet sind, ein wahres Wunder.
 

Es ist ein Räuspern, mit dem der Blonde die Stille bricht. Selbst in seinen Ohren klingt es unsicher.
 

„Hey…“
 

Die Sekunden, bis Bela seinen Kopf zu ihm dreht, dehnen sich wie Kaugummi. Sehr elastischer Kaugummi. Jan bleibt beinah die Luft weg. Er würde sich nicht wundern, wenn er langsam blau im Gesicht wird.
 

„Jan?!“
 

Ein Sturm ist nichts im Vergleich zu den Gefühlen, die über Belas Gesicht jagen. Von Erstaunen über Freude bis zu Verwirrung ist so ziemlich alles dabei. Allein beim Zuschauen wird dem Jüngeren schwindlig. Doch es ist so schön, Bela zu sehen, lebend zu sehen, die grünen Augen strahlend, dass Jan sogar riskieren würde in Ohnmacht zu fallen, nur um ihn weiter beobachten zu dürfen. Und immerhin, das hier ist ein Krankenhaus. Das Einzige, um was er sich nun wirklich keine Gedanken machen muss, ist seine medizinische Versorgung.
 

Deswegen kümmert er sich auch nicht weiter um seinen rasenden Herzschlag, die Hände, die ungesehen zittern. Wenig glücklich versucht Jan sich an einem Lächeln, trauriger Abklatsch seines sonst so einnehmenden Selbst.
 

„Scheint so.“
 

Ein wenig kommt er sich wie der Lausbub vor dem strengen Vater vor. Nichts, was er nicht aus seiner Kindheit kennen würde, aber nicht unbedingt etwas, das er mit Bela verbinden möchte. Umso gespannter ist er auf dessen Reaktion, mit der sich der Drummer gehörig viel Zeit lässt. Pure Qual für Jan.
 

„Sieh an, sieh an, der Herr Vetter. Ist aber auch höchste Zeit, dass Sie hier mal aufkreuzen. Dachte schon, ich müsste mein Testament ohne dich aufsetzen.“
 

Das Grinsen auf den Lippen seines Gegenübers ist echt. Genauso wie der Schalk in seiner Stimme. Eigentlich sollte er froh sein, dankbar, dass ihm keine Vorhaltungen gemacht werden. Und doch ist da ein Stich in seiner Brust. Klein, aber fein. Fragt Jan sich doch, ob seine Abwesenheit Bela wirklich so wenig interessiert hat.
 

„Setz dich, setz dich, du machst mich ja ganz kirre, wie du da stehst. War also wirklich so schwer, einen Rückflug zu bekommen, wie Rod erzählt hat? Na ja, jetzt bist du ja da. Hast auch nicht wirklich viel verpasst. Die erste Zeit hab ich nur geschlafen und Freizeit gab es auch nicht wirklich wegen den ganzen Untersuchungen. Und wenn ich mal eine Pause hatte… Franzi ist sehr oft hier. Wollte sich am liebsten gleich ein Bett neben mir geben lassen, obwohl ihr zum Glück soweit nichts passiert ist. Hat, denk ich, auch viel mit Schuldgefühlen zu tun. Von wegen, dass ich alles abbekommen habe und sie gar nichts. Totaler Unfug, wenn du mich fragst. Ich bin unendlich froh, dass ihr nichts weiter passiert ist und ich auch noch so glimpflich davon gekommen bin. Ich hätte ehrlich nicht gewusst, was ich gemacht hätte, würde sie hier liegen. Höchstwahrscheinlich aber genau so ein Fass aufmachen…“
 

Während der Größere beinah in Belas Redeflut untergeht, schnappt er sich galant einen Stuhl aus der Ecke, setzt sich rittlings rauf, den Kopf auf der Lehne abgestützt. Was folgt, ist eine ganze Stunde Felsenheimersche Märchenstunde, in der zweiundzwanzig Mal das Wort Franzi auftaucht. Und die Erkenntnis, dass, obwohl ihr Umgang miteinander völlig normal scheint, sich doch alles geändert hat.
 

Kein einziges Mal hat Jan über seine Ängste, die Sorgen, die er durchlitten hatte, von dem Zeitpunkt wo Rod ihm vom Unfall berichtet hat bis zu seiner Ankunft in Belas Krankenzimmer, reden können. Kein einziges Mal verlor Bela über sich selbst oder den Unfallhergang ein Wort. Das Einzige, was sie zusammen zustande brachten, war harmloses Geplänkel, schlimmer noch als Smalltalk. Und natürlich Franzi, Franzi, Franzi.
 

Irgendwann ertappt Jan sich sogar dabei, wie er heimlich auf die Uhr sieht. Ein Verrat, den nur er selbst bemerkt. Sonderlich berühren tut er ihn nicht.
 

„Na dann, Felse. Ich werde dann auch langsam, bevor mich die Schwestern rausfegen.“
 

Der Abschied ist so unspektakulär wie der ganze Rest des Besuchs. Das Knarren der Tür, die sich hinter ihm schließt, ist lächerlich laut. Wo er zum Anfang noch die langen Flure mit weiten Schritten entlang eilt, ist es zum Schluss ein echtes Rennen. Fast schmeißt er dabei sogar eine Liege um, kollidiert mit einer schnatternden Gruppe Krankenschwester.
 

Niemand soll sie sehen. Niemand. Jene Tränen, die eigentlich für Bela bestimmt waren. Die Gefühle, die er sich aufgespart, den ganzen Weg von Indien bis nach Deutschland in sich hineingefressen hat.
 

Und niemand soll sie hören. Die drei kleinen Worte. Die das letzte Mal seine Lippen verlassen, davon getragen im Wind.
 

_-_-_-
 

„Es tut mir leid… ich wollte nicht… du weißt…“
 

„… dass du ein Partymuffel bist und deswegen die ganze Zeit in der Ecke stehst?“
 

Jan hat es nicht bemerkt. Wirklich nicht. An den halben Herzinfarkt den er erleidet ändert das trotzdem nichts. Von ihm unbemerkt, absolut unbemerkt, haben Diana und Bela die Plätze getauscht. Ist er nun ganz allein der Gegenwart des Drummers ausgesetzt.
 

Und all die Jahre, der Übung und Erfahrung zum Trotz, überkommt dem Blonden eine Gänsehaut, wechselt Hitze und Kälte so schnell seinen Körper, dass er sich wie im Kneipbad fühlt.
 

„Jahh, genau. Obwohl ich eigentlich dachte, das Bernd als Plüschtier mich so weit rausgehauen hat, dass mir meine kleine Muffligkeit verziehen wird.“
 

„Richtig gedacht. Aber dass du noch nicht mal den Ehrengast begrüßt hast… das ist wirklich unverzeihlich. Kastenbrot hin oder her. Also komm.“, spricht der Kleinere und Jan kann gar nicht so schnell gucken wie er an die Hand genommen und durch die Massen geschleift wird, ohne Umwege das Kinderzimmer erreicht.
 

Die erste Erkenntnis, die Jan macht ist, dass es hier wesentlich ruhiger ist, die zweite, dass er ernstlich Probleme hat, in die Wiege zu schauen. Es wäre das erste Mal, dass er Vincent Friedrich Felsenheimer zu Gesicht bekommen würde. Und die absolute Bestätigung dessen, dass er all seine, noch immer vorhandenen, Hoffnungen endgültig begraben kann.
 

Der Vater hingegen hat weniger Skrupel. Natürlicherweise. Grinst seinen Sohn an, nimmt ihn mit einer Leichtigkeit auf den Arm, die von viel Training und Liebe zeugt. Hält ihn Jan hin der nicht so recht weiß, was er machen soll und dennoch gegen seinen Willen von diesem kleinen Wesen fasziniert ist. Diesem winzig großen Teil von Bela.
 

„Jan, das ist Vincent. Vincent, dass ist dein Patenonkel, Jan. Falls ich mal nicht mehr bin, ist er der Glückliche, der sich mit der Pubertät und späteren, viel zu teueren Wünschen herumschlagen darf.“ Verwirrt und sichtlich von der Situation überfordert, wird dem Gitarristen das kleine Bündel in die Hand gedrückt. Andächtig beobachtet er wie sich die kleine Nase rümpft, der Krümel wirklich sabbert, als wäre er keine Baby, sondern ein Welpe. Und doch das süßeste Kind ist, was Jan jemals in den Armen halten durfte.
 

Viel zu spät erst, wird ihm der Sinn von Belas Worten ganz klar. Der Schreck, der, der gleiche ist, wirkt dadurch nur viel lustiger. Das ist das einzige.
 

„Patenonkel?!“
 

„Musste ganz schön drum kämpfen. Aber ich meine, hey, wo sollte es meinem kleinen Vinni am besten gehen, als bei seinem offiziellen Zweitpapa? Ein Bett, eine Band, ein Sohn, mein Lieber. Hier wird alles geteilt.“
 

Der Witz ist so alt, dass sein Bart länger, als Jan groß ist. Und doch hat Jan das Gefühl, das er zum allerersten Mal die Pointe verstanden hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  YouKnowNothing
2009-07-29T16:01:21+00:00 29.07.2009 18:01
ebenfalls schon gestern gelesen...

hat mich sehr beeindruckt, auch wenn ich wieder etwas mit dem thema hadere... (ich bin zur zeit nicht für sad ends zu haben... .___.')

aber, wenn man diese sponane laune meinerseits mal ausser acht lässt, muss man ja fast schon sagen, dass sie natürlich einfach nur gut geschireben und noch viel besser durchdacht ist.
ich war sehr beeindruckt... mal wieder.

LG S-M
Von:  Lena_Jones
2009-06-09T21:35:27+00:00 09.06.2009 23:35
Soo! Tut mir leid, dass ich es jetzt erst geschafft habe! Hab erst gestern Abend erfahren, dass die Story für mich überhaupt schon on ist! Und heute musste ich meine Wichtelstory noch fertig machen @_@''
Najuut.... jetz hab ichs aber geschafft! XD
Also!
Ich sag erstmal son bissl Kritik! Keine Sorge ^^'' Nix sehr schlimmes, vllt einfach weil ich n bissl müde bin... Oder weil ich einfach total vercheckt bin...
Soo..
1. Wer sind Conny, Jenny und Maria O_o'' Ich glaub da hab ich irgendwas verpasst! O_o
2. Irgendwie, entweder lags wirklich daran, dass ich nach den Namen so verwirrt war, aber irgendwie wurde mir das auf einmal zu viel mit Diana! Auch wenn ich Diana total gerne mag! Echt! ICH LIEBE DICH DAFÜR, DASS DU DIANA REIN GEBRACHT HAST! BOAH! *Freutz*

Ich war einfach verwirrt! XD Stempeln wirs darunter ab!

Alsooo jetz zu den guten sachen:
Der Rest! XD *lach*
Ja! Ich fand die Erinnerungen echt interessant! ^,^
Boah aber was ich nochmal sagen muss! Du hast mir Panik gemacht! Als ich gesehn hab, dass du über 5000 Wörter geschrieben hast und ich hatte zu dem Zeitpunkt vllt 300 oder so *lach*
So! Wieder zurück! XDD *lach* Also! ^.^ Wie gesagt! Erstmal ne Bela/Farin! *-* UHH! XD Tollig! *-*
Sowieso! Und ich fands irgendwie traurig, dass es nich wirklich ein Happy End gab... Obwohl ich das Ende wirklich süß fand! Und ich fand es super, dass du das Big Fish zitat genommen hast! *-*
WAH! WAS HAB ICH MIR EINEN ABGEFREUT!
Und das im Krankenhaus ;_; Der Arme Farin! Bela wirkt irgendwie total kühl, die ganze Story über! Aber am Ende! *-* Als er meint, dass er sich eingesetzt hat, dass Farin Patenonkel wird! WA! Ich wär trotzdem dafür, dass Bela Konstanze für Farin sitzen lässt ;_; Oh man! *die beiden zusammen schieb*
Also!
Zusammenfassend!
Einfach ich freu mich drüber ^^ muss die Story glaube nochn bissl auf mich wirken lassen ^,^
*freutzer*
WAH!!! UND DAS ENDE! *-*
XDD
Ich fands lustig, wie Farin in der Ecke stand bei der Party! ^,^
Und bei der Stelle mit Hans musste ich derbe lachen! XD Ich hab mich köstlich amüsiert! XDDDDDDD~
Sehr schön!
^.^
*zu favs pack*
Ach! Und Komplexe hatte ich auch kurz! Als ich das Wort Voyeurismus gelesen hab @_@ alter! >.<
XD Na gut! DANKE! *abkuschel*
^.^
*sich freut*
lg, Lenchen
Von: abgemeldet
2009-06-08T19:37:22+00:00 08.06.2009 21:37
Die Rückblicke waren...WOW!
Aber der arme FU *heul*
So lang schon in Bela verliebt und dann kriegt der auch noch nen "kleinen Krümmel" *kicher* (ich mag das wort =)))
Aber der Schluss ist trotzdem i-wie goldig *smile*
Und zwischendurch musste ich echt lachen *g*
Genial geschrieben!!!!

Und es ist wahrhaft ein monstrum *lach*
Lg
Vanitas
Von:  Toozmar
2009-06-08T13:53:24+00:00 08.06.2009 15:53
mal wieder so ein klasse Ding.
ich hatte ehrlich Gänsehaut beim lesen. und die Rückblicke passen echt super da rein.
Einfach nur geil!
Von: abgemeldet
2009-06-07T14:31:09+00:00 07.06.2009 16:31
SO. Ich habs geschafft :D Ich habs gelesen ^^ Und mich an manchen stellen kaputt gelacht :D wie die Stellen mit der Badmanbettwäsche und Bernd das Brot :D

Aber... die Story ist ja doch ein bisschen traurig. Der arme Farin *ihn tröst* Der tut mir schon iwie leid ^^ Armes Tucki.

Aber total süß, dass er nun Patenonkel ist :D Nur, wollen wir mal hoffen, dass Bela und Franzi nie was passiert (obwohl.. franzi kann ruhig was passieren xD Und dann kommen farin und bela doch noch zusammen und sie kümmern sich zusammen um den vincent... Gut, dass das hier nur ne one shot story ist, da kann man sich den weiteren verlauf der geschichte selbst denken :D muha :D

SO. also wieder mal ne sehr tollige geschichte. Und ich muss sagen, dadurch, dass du hier die Rückblicke gekennzeichnet hast, war supi ^^ da versteht man das besser!!!

Ich freue mich nun schon auf deine nächsten storys (das ist keine anspielung... neiiiin, so was würd ich nie tun *pfeif* xD)
Weiter so :P
Von:  cooking_butty
2009-06-07T13:18:49+00:00 07.06.2009 15:18
och Mann, der arme Farin...


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