Dicke Luft
Kichernd lief eine Gryffindor den Gang entlang. Katie Bell hatte unerträglich gute Laune.
Was wohl daran lag, dass sie gerade Fred und George ertappt hatte – und zwar, als die beiden gerade über ihre große Liebe sprachen: Angelina und Alicia.
Natürlich hatten die beiden sie nicht bemerkt. Katie war schlau genug gewesen, den leisen Lauscher an der Wand – okay, hinter der Säule- zu spielen, als sie bemerkt hatte, dass es Fred und George waren, die darüber sprachen.
Natürlich taten sie sowas nicht oft. Und schon gar nicht, wenn andere dabei waren.
Und dass Katie das Glück hatte, sie belauschen zu können- und noch per Zufall… das musste sie doch einfach ausnutzen!
Denn ansonsten kann man die Weasley-Zwillinge mit nichts, aber auch gar nichts drankriegen.
Uh, Katie hatte sehr gute Laune.
„Ach sieh mal einer an, Bell. Kannst du bitte aus meinem Blickfeld verschwinden, ich bekomme sonst noch Augenkrebs.“, ertönte eine arrogante Stimme. Im Flur standen 2 Slytherins: Marcus Flint und Adrian Pucey. Slytherins aus dem 7. Jahrgang, Quidditchspieler und der eine ausgerechnet auch noch der Teamkapitän.
„Fick dich doch, Flint.“ Trällerte, sang beinahe, Katie und ging einfach weiter. Ihre gute Laune würde sie sich von niemanden verderben lassen. Auch nicht von irgendwelchen doofen Schlangen.
Verwirrt sah Adrian Pucey seinen besten Freund an, der wiederrum verdutzt der Gryffindor nachsah.
War sie auf Drogen, fragten sie sich.
„Bell, geht’s dir gut? Oder willst du ins Mungos?“ Adrian sah sie ernsthaft fragend an.
„Niemand kann mir meine Laune verderben, auch nicht von euch eingebildeten und arroganten Schlangen.“, rief Katie über die Schulter.
Marcus wollte gerade etwas erwidern, da ertönte eine Stimme im Korridor.
„Bell!“
Entnervt stöhnte Katie auf und drehte sich um.
„Korrektur“ schalt sich Katie leise murmelnd „FAST niemand kann mir die Laune verderben.“
Sie blickte auf und sah, dass die Slytherins das gehört hatten. Wood, der gerade geschrien hat, zum Glück nicht.
Dafür grinsten die Slytherins jetzt heimtückisch.
Sie warfen sich einen Blick a la ‚ Ach, ist ja interessant…‘ zu.
„ Ich wollte dich fragen, wann du diese eine Prüfung hast, denn wenn das während eines Trainings ist..“ er stockte. „Und WIESO bist du eigentlich hier?“ entgeistert sah Wood zwischen seiner Jägerin und den Slytherins hin und her.
„Das war Zufall, denkst du etwa im Ernst, ich würde hier FREIWILLIG sein…!“ Angewidert sah Katie zwischen ihrem Kapitän und den Schlangen. Wood zuckte die Schultern.
„Zutrauen würde ich dir alles.“
Katie brodelte. WAS erlaubte sich dieses… dieses…. ARRGH!
„WOOD! Sag mal tickst du noch ganz richtig?!? Ich häng doch nicht mit Slytherins rum! Und schon gar nicht mit FLINT und PUCEY! Wie kannst du nur sowas von mir glauben“ Katie schrie und wären außer genau diesen 4 Personen noch mehr im Korridor gewesen, der Rest hätte sich schleunigst aus dem Staub gemacht. Bei Katie war schon einmal die Sicherung geplatzt und damit ist nicht zu Spaßen – Lee Jordan und Montaguage, ein Slytherin übrigens ebenfalls ein Quidditchspieler, konnten locker ein Liedchen davon singen. Und diesmal war Katie kurz davor.
Aber die Slytherins hatten außer der Info von Montaguage, der sehr schweigsam auf das Thema war, weil es für ihn peinlich, sehr peinlich war, nicht wirklich viel Ahnung und Wood hatte eh von nicht eine Ahnung außer seinem heiß geliebten Quidditch.
Wood funkelte sie an. Seine Jägerin regte ihn immer wieder auf. Weswegen… - so richtig wusste er auch nicht so genau. Doch er wünschte, Katie würde mal weniger störrisch sein und längst nicht so empfindlich. Und irgendwie.. williger. Wie wusste er auch nicht.
Aber sie sollte sich nicht dauernd wehren. Er erinnerte sich zu gut genervt noch daran, wie sie sich für das Morgendämmerungstraining ‚begeistert‘ hat. Sie hat sich geweigert und er hatte damit gedroht, sie aus dem Team zu schmeißen. Schließlich hat sie sich gekuscht – wegen Quidditch. Doch damals war sie in der 4. Klasse und inzwischen ist sie in der 6. Und längst nicht mehr so schnell eingeschüchtert.
„Ja, Bell, das kann ich mir sehr gut vorstellen. DU bist schließlich diejenige, die vor gut einem Jahr mit einem Slytherin zusammen war und vor 2 Monaten für einen gewissen Slytherin geschwärmt hat, hm?“ biss Wood.
Katies Wangen färbten sich rot. Sehr rot. Sie schaute angestrengt auf den Boden.
Die Slytherins schauten interessiert zu der Jägerin. Das sie vor einem Jahr mit Miles Blechtly gegangen war, und zwar für geschlagene 4 Monate, ist in Hogwarts seeehr schnell rumgegangen. Zuerst waren alle entsetzt. Doch als man nach 1 ½ Monaten sah, dass sie es wohl relativ ernst meinten, haben sich die Lästermäuler halbwegs eingestellt.
Die Slytherins waren nicht sehr angetan davon, doch Miles war ebenfalls ein Slytherin gewesen und so haben sie es wenigstens gebilligt. Auch wenn deswegen Katie mehrmals auch bei den Slytherins war, mit denen hatte sie sich trotzdem nie anfreunden können.
Schließlich war Schluss – als sie Miles entdeckt hatte.. in einer.. nun sehr eindeutigen Situation mit Cho Chang. Doch sie hatte nicht mit ihm Schluss gemacht. Als sie ihn erwischt hatte, mit Cho im Bett, wo sie gerade ihren Spaß hatten, hatte er einfach so beiläufig gemeint:„ Ach, es ist übrigens Schluss, Bell.“ Und hatte sich weiter vergnügt.
Auch dass war bekannt gewesen. Die Slytherins hatten dafür ziemlich gejohlt, weil das praktisch ein Ende dieser ‚grauenvollen Beziehung‘ war, und das Ende eines Slytherin mehr als würdig war.
Aber das Katie vor gut 2 Monaten für eine Schlange geschwärmt hat, war ihnen neu. Sehr neu sogar.
„Und?“ schnappte Katies schließlich.
„Und? UND!? “ Fassungslos sah Wood seine Jägerin an. Verstand sie etwa nicht, was das auslösen könnte?
„Bell, du hättest problemlos alles ausplaudern können!“ rief Wood entsetzt.
So. Jetzt reichte Katie es. Zuerst unterstellt er ihr, mit Flint und Pucey rum zu hängen und dann plauderte er auch noch aus, dass sie mal wieder auf einen Slytherin gestanden hat, aber nein, Wood musste noch einen drauf setzten und glaubt, sie sei eine Verräterin und würde alle Strategien und sonst was ausplaudern! Jetzt brannte die Sicherung endgültig durch.
„WOOD, SAG MAL WAS DENKST DU EIGENTLICH VON MIR? ICH BIN DOCH KEINE VERRÄTERIN, NUR WEIL MAL SOWAS PASSIERT!“ brüllte sie. „Jaah, Bell.“, gab Wood gelangweilt zum Besten. „ Aber verstehst du denn nicht, nur ein einziger Fehltritt…“
„FEHLTRITT!? WIE KOMMST DU EIGENTLICH DARAUF, DASS ICH NUR WEIL ICH MAL MIT EINEM SLYTHERIN ZUSAMMEN WAR UND… ähm… naja, du weist schon… HEISST DAS NOCH LANGE NICHT, DASS ICH ALLES AUSPLAUDERE!“
„BELL! Du verstehst das nicht!“ rief Wood aufgebracht
.
„So. ICH VERSTEHE NICHT? Du VERSTEHST JA WOHL NICHT! ES GIBT AUCH ANDERE SACHEN ALS QUIDDITCH, ABER DAVON MERKST DU JA WAHRSCHEINLICH NICHTS!“
„JETZT REICHT ES BELL! DU KANNST NICHT SAGEN, DAS ICH MICH FÜR NICHTS AUSSER QUIDDITCH INTERESSIERE!“ Auch Wood brüllte jetzt. Genau das hatte er gemeint. Sie war so verklemmt, störrisch und ließ sich auch nichts sagen.
„ACH NEIN? TJA DAVON MERKE ICH ABER NICHTS! DENN WAS WAR DAS VORHIN MIT DER PRÜFUNG?“ Katie war aufgebrachter denn je.
„Ich wollte nur wissen, wann die ist, denn wenn es an einem Trainingstag ist, dann – „
„Dann was, hm?“ Katies Stimme ist von laut auf bedrohlich leise geworden. Diese Prüfung war ihr heilig. Es ging um ihren Ausbildungsplatz. Es dauerte ewig, bis man überhaupt angenommen wurde. Außerdem konnte sie schon in den Sommerferien anfangen und Geld dazu verdienen. Ihre Familie war nicht gerade reich.
„Willst du dann, dass ich die sausen lasse, nur für dein beschissenes Training?“
„Beschissenes Training?! Bell, wenn du so weiter machst, werfe ich dich aus dem Team!
Aber Ja, wenn das auf einer Übungszeit ist, musst du die wohl ausfallen lassen. Keine einzige Trainingsstunde darf verpasst werden!“ kreischte Wood aufgebracht. Er verstand nicht, dass Katie das so sehr gegen hatte.
Das war doch nur eine Prüfung! Die konnte sie auch noch wann anders machten, sie ist schließlich erst in ihrem 6. Schuljahr, nicht in ihrem 7.!
„So, soll ich das?“ Katie schaute ihm in die Augen.
„Ja.“ Sagte Wood ruhig.
BATSCH!
„Ahh!“ rief Wood und hielt sich seine linke Wange! „Spinnst du, was soll das denn.. ?!“
KLATSCH!
Jetzt war auch seine rechte Wange gerötet. Und ihre rechte Hand war um einiges kräftiger als ihre linke.
Wood schrie auf. Wenn Katie sauer war, tat das mehr als weh. Katie sah ihn an.
„Niemals.“ sagte sie und drehte sich von Wood weg.
„Tja,“ sagte Wood kühl „dann bist du ab jetzt nicht mehr im Team. Dein Verhalten ist nicht akzeptabel. Nicht nur das mit der Prüfung, sondern auch insgesamt. Du bist es nicht würdig, eine Jägerin von Gryffindor zu sein.“
„Fein“ fauchte Katie kühl. Wood kehrte ihr den Rücken zu.
„Ach, Wood.“, rief Katie ihm noch hinterher. Er drehte sich um.
„Endlich kann ich dir mal was sagen: Leck mich.“
Woods Gesicht bekam eine purpurrote Farbe. Er rang nach Luft, drehte sich um und stürmte davon.
„Nicht schlecht. Hätte nie gedacht, dass du Wood mal eine knallst.“, sagte Pucey und grinste.
„Ja, und wenn du nicht aufpasst, dann knall ich dir auch eine. Das geht schneller als du denkst.“, schnappte Katie und ging ebenfalls davon. Ihr ganzer Tag war versaut. Na super.
.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
Entnervt lief Katie zur großen Halle, zum Abendessen. Sie hatte gerade eben noch eine Stunde gehabt –Zaubertränke- und natürlich musste Snape ihr eine Strafarbeit aufbrummen. Weswegen? Tja, das wüsste sie auch mal gern. Aber das kannte sie ja schon. Snape hatte sie eh schon immer auf dem Kicker, noch mehr seitdem sie ihn letztes Jahr etwas bissig auf eine Frage die Antwort gegeben hatte.
Und da sie noch die Tasche ablegen wollte, ist sie extra noch mal zum Gryffindorturm gegangen. Und nun ist sie noch im 6. Stock und beeilte sich. Sie bog um eine Ecke und ….
RUMPS!
Oh. Super. Sie war mitten in ein knutschendes Pärchen gerannt.
Sie sah die Uniformen und erkannte schon mal Slytherin und Ravenclaw. Vom Boden aus versteht sich. Sie hatte nämlich dabei eine unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden gemacht.
Langsam blickte sie nach oben. Slytherins waren, wenn man sie bei ‚sowas‘ störte, sehr unangenehm. Vor allem, wenn der Slytherin männlicher Natur war. Wie hier.
„Bell!“ knurrte eine Stimme.
Oh oh. Die kannte sie.
Sie blickte jetzt komplett nach oben – und erstarrte.
Dort standen Cho Chang und Marcus Flint.
Immer angenehm. Total.
Cho sah sie an. Eine Mischung aus schlechtem Gewissen – was sich aber nur wenig anfand – und ein hämisches Grinsen zierte ihr Gesicht.
Kalt blickte Katie sie an.
Heute war echt nicht ihr Tag. Wood hatte sie aus dem Team geworfen, zu ihrer Beschämung auch noch vor Pucey und Flint, und jetzt stieß sie mit Cho Chang, dieser kleinen … , und Flint zusammen, die gerade rumknutschten!
„Tach.“ Sagte Katie und rappelte sich auf.
„Sieh mal einer an, Katie !" sagte Cho zuckersüß. „Wie geht es dir denn so? Hast du eigentlich inzwischen wieder einen Freund?“
Oh… Cho befand sich in einer gefährlichen Lage. Katie war schon einmal heute bis aufs Blut gereizt worden, und ganz abgeklungen war sie längst nicht.
Wegen ihrer dadurch schlechten Laune hatte sie übrigens ihre Strafarbeit bekommen.
Katie knallte laut ihre Bücher immer noch wütend auf den Tisch.
„Miss Bell, wenn sie dann mal fertig sind, die Tische zu demolieren und unnötigen Krach zu machen fertig, sind, fangen sie mit ihrem Trank an.“
„Bin schon dabei!“ fauchte Katie und stapfte zum Schrank.
„Miss Bell, was tun Sie da?“ Snape sah sie auf seine mörderische Art an.
„Ich hole mir die Zutaten.“ Patzig sah Katie ihn an.
„Falls Sie es nicht bemerkt haben sollten, so blind wie Sie wohl sind, die stehen bereits auf Ihrem Tisch! Und das habe ich übrigens auch am Anfang der Stunde gesagt.“
„Oh.“ Katie wurde wütend auf sich selbst. Jetzt konnte sie ja noch nicht mal das!
Snape grinste höhnisch. „ Tja, 15 Punkte Abzug für Gryffindor wegen Unaufmerksamkeit.“
„Na toll. Vielen Dank auch! Sie arroganter…“ blaffte Katie gerade, als ihr von Alicia schnell die Hand auf den Mund gelegt wurde. „Klappe!“ raunte sie ihr zu.
„Ja? Nun, 20 Punkte Abzug für Respektlosigkeit gegenüber einem Lehrer und eine Strafarbeit! Sie dürfen einen 8 – Seitigen Aufsatz über Respektierung gegenüber Höher gestellten schreiben und ihn mir übermorgen in meinem Büro abliefern.“ Zufrieden wandte Snape sich zu seinem Schreibtisch. Katie brodelte. Die Slytherins feixten.
„Mir geht’s blendend.“ Entgegnete Katie ebenfalls zuckersüß. „Einen Freund? Nein, in letzter Zeit nicht, im Gegensatz zu dir.“ Mit einem Blick auf Flint. Der wusste natürlich genau was los war. Wie sowieso jeder.
„Aber ehrlich, Cho: Ich hätte nicht gedacht, das du es so dringend nötig hast. Zuerst nimmst du einfach anderen Leuten den Freund weg – warum eigentlich? Bekommst du auf anderen Weg keinen? Naja, egal – aber dass du mit Flint rummachst, hätte ich selbst dir nicht zugetraut. Wie tief kann man sinken?“ Mit immer noch zuckersüßer Stimme lächelte Katie ihnen zu. Cho stand der Mund offen, Flint schaute sie mörderisch finster an.
Katie ging nun geradewegs zur Halle.
Dieser Punkt ging definitiv an sie.
